Also mein Weltreiserad würde wie folgt aussehen:
1. ich starte mit einem relativ neuen, aber "eingefahrenem" Rad um das Risiko von Defekten zu minimieren (etwa 2.500 bis 6.000km)
2. der Rahmen sollte für mich bequem und langstreckentauglich sein, egal ob Stahl, Titan oder ggf. auch Alu, nur definitiv kein Carbon, auch bei der Gabel nicht! Wenn der Rahmen bricht, dann organisiere ich mir notfalls einen anderen Rahmen/kaufe ein anderes/neues Rad. Das Risiko ist aber denke ich sehr überschaubar wenn man nicht zur Schwerlastfraktion gehört! Folglich: Optimierte Packliste mit max. 14-16kg Gepäck inkl. Taschen! Der Hausstand bleibt zuhause
3. Stabilität und Gewicht spielen gleichermaßen eine Rolle, da ein leichteres und gleichzeitig stabiles Rad mehr Spass macht und weniger Kraft kostet = mehr Reisespaß! Leider ist die Recherche nach leichten und trotzdem stabilen Komponenten nicht ganz einfach. Ich habe mich beim Aufbau eines Rades daher an, aus meiner Sicht überdurchschnittlich guten Reiserad-Ausstattungen bekannter Reiseradhersteller, orientiert!
Wo lässt sich Gewicht sparen ohne ein zu großes Risiko eingehen:
a. leichte Reifen mit moderatem Pannenschutz. Sehr empfehenswert z.B. Continental Contact Urban (gerade 4.500km ohne Plattfuss im Baltikum mit viel Schotter erfolgreich getestet) oder Tufo Gravel HD; und tendenziell hoher Luftdruck als Pannenschutz
b. Vorn & hinten TPU-Schlauch der mittleren Gewichtsklasse da leichter und geringerer Rollwiderstand. Sclvarand-Ventile aufgrund der besseren Dichtigkeit, Ventiladapter für Autoventil dabei. Sollte TPU wider erwarten nicht funktionieren, kommen eben wieder Butyl-Schläuche rein. Werden als Reserve ohnehin mitgeführt! Auf keinen Fall tubless!
c. keine Federgabel, ggf. aber eine gefederte Parallelogramm-Sattelstütze
d. möglichst leichter, aber eingefahrener Sattel (geht bei rund 200g los, Ledersättel ala Brooks wiegt auch gern 550 bis 900g!
e. stabile aber nicht zu schwere Felgen, z.B. Ride Andra 321 mit 650g in 28 Zoll oder DT Swiss 535 mit 600g
f. leichte Kombipedale wie z.B. Xpedo Duo Traverse mit 295g so kann man geklickt und mit normalen Schuhen fahren. Zwei Paar Schuhe sind auf Weltreise ohnehin unumgänglich!
g. wenn auch nicht Fahrrad: leichte Taschen und gewichts- sowie volumenoptimierte Packliste. Dann muss auch der Gepäckträger nicht extra stabil sein. Verteilung des Gewichts durch mehrere Taschen und möglichst tiefer Schwerpunkt am Rad!
h. bin ein Freund von Ortlieb Packtaschen, nutze aber nur noch die Frontroller, da leichter. Außerdem wird eine Innentasche rausgeschraubt! Benötige eh nur eine!
Kombiniert mit einem Ortlieb LightPackTwo Packsack/Rucksack obendrauf (330g bei 20 Liter Volumen) sowie Bikepacking-Taschen z.B. Ortlieb Frame Pack RC 4l hat man genug Volumen und bleibt trotzdem relativ leicht!
4. 32er Rohloff mit Titan-Ritzel bzw. beschichtetem und gehärtetem Steckritzel und Kette 1/2x1/8Zoll (wide), da sehr zuverlässig und roboust mit bergtauglicher Übersetzung! Erster Ölwechsel erledigt. 32er Felge, da dann vorn und hinten identische Felgen; kein Riemen, da optimale Einstellung für lange Lebensdauer zwingend erforderlich, "schwergängiger und als Ersatzteil kaum zu bekommen!
5. Vorderrad mit Steckachse, da robuster, 32 Speichen
6. leichte Schutzbleche z.B. Curana C-Lite in der breitesten Version mit max. 45-50mm breiten Reifen montiert mit mind. 2cm Abstand (Erfahrung mit nassem Lehmboden lässt grüßen)
7. einheitliche Schrauben, i.d.R. alles Inbus - das spart auch viel Werkzeug!
8. Topeak Mini-Knarre mit normalen Bits - klein, leicht und ausreichend wenn Rad nur Inbus hat
9. Bremsen bevorzugt Disc aufgrund der besseren Bremswirkung, semihydraulisch angesteuert z.B. TRP Hy/Rd und bei Felgenbremse auch Felgen ein Verschleißteil sind!
10. Gepäckträger bevorzugt Tubus und dann auch noch aus Titan, befestigt mit Titanschrauben und Scheuerschutz - da darf nichts quitschen oder klappern - ich will Ruhe und Stabilität bei gleichzeitig geringem Gewicht!
11. Tretlager bevorzugt Vierkant Token oder Titan, da Vierkant verbreitet, günstig und in Summe mit Kurbel auch nicht schwerer als andere Systeme, aber gut geschützt im Rahmen
12. leichte Schlösser, fahre bisher mit 6mm kunststoffummanteltem Drahtseil und Vorhängeschloss zum anschließen sowie kleinem Bügelschloss nach Vorbild der Schlösser der Schweizer Armee-Räder zur Sicherung des Hinterrads am Rahmen (240g samt Halterung, leider kaum noch zu bekommen!)
13. Rad ist zusätzlich codiert & Alarmanlagen-gesichert mit Fernbedienung (160g insgesamt, <25€) - somit sehr günstig und ein beruhigendes Gefühl bei gleichzeitig abschreckender Wirkung bei Aktivierung vorm Supermarkt
! Auf dem Campingplatz wird eine Zeltschnur am Rad befestigt, Alarmanlage bleibt normalerweise deaktiviert - sonst macht man sich morgens ggf. unnötig viele Freunde!
14. Dickwandiges Carbon-Rohr mit Y-Kopfstück als Ständer zum einklemmen am Sattel. Leicht und besser als jeder Seitenständer! Außerdem mind. 1 Bremshebel mit Verriegelung oder Gummi- bzw. Klettring zur Fixierung eines Bremshebels!
15. Bullhorn-Lenker mit Lenkerband - spart Hörnchen und Gewicht für Griffe und bietet viele Griffpositionen - "längerer Langzeittest" steht allerdings noch aus!
16. Auf Weltreise tatsächlich auch Nabendynamo samt Forumslader für problemlose Beleuchtung und einfaches Nachladen von elektrischen Geräten oder Powerbank! (Innerhalb Europas geht es auch ohne Nabendynamo und Forumslader mit Akkulampen!)
Hab ich was vergesssen?
Soweit erstmal zu mein Wunsch-Weltreiserad!
Igor