ich kann irgendwie nicht so ganz nachvollziehen, wer genau hier die Dicken beleidigt.....
Meiner Ansicht nach alle die, die behaupten sie seien selbst dran schuld und nur zu dumm, faul und zu charakterschwach, um was dran zu ändern.
Aber ich kann mal was von der anderen Seite erzählen.
Man wird in unserem Land ja eigentlich dazu erzogen, dass man sich über Dicke nicht lustig macht und um gotteswillen ja nix zu denen sagt und die mit Glasehandschüchen anfasst. Ist ja auch ok so.
Wird man das? Hab ich nie so empfunden.
Bloss bei mir hat meine Umwelt nicht mit mehr oder weniger netten Kommentaren gespart. Und viele dieser gedankenlosen Kommentare haben mich damals sehr verletzt.
Ich denke, dass solche Kommentare in jedem Fall deplatziert sind. Der eigene Körper ist etwas sehr persönliches und mir würde es sogar bei sehr guten Freunden niemals einfallen, das zu kommentieren, wenn ich nicht ausdrücklich dazu aufgefordert werde.
Und genau das ist es, was ich so beleidigend finde: Leute, die mich kaum kennen, meinen ganz genau zu wissen, was ich alles falsch mache und geben mir völlig ungefragt gaaanz tolle Ratschläge, z.B. mich mehr zu bewegen und nicht zuviel Auto zu fahren. Diese Leute interessiert es überhaupt nicht, dass ich noch nie ein Auto hatte, überdurchschnittlich viel zu Fuß gehe und Tausende Kilometer Rad fahre und natürlich auch nicht , dass ich all ihre Ratschläge eh schon tausendmal gehört habe, selber Kalorientabellen lesen kann und mich mit Ernährungslehre im Zweifel besser auskenne als sie. Das ist alles egal, allein an meinem äußeren Erscheinungsbild kann man doch schon ablesen, dass ich dumm und faul bin....
Wenn du dich so wie du bist wohlfühlst, dann können dir doch die Komentare anderer egal sein - die verletzen nur, wenn sie in einen wunden Punkt stoßen.
Was heißt schon wohlfühlen? Körperlich fühl ich mich wohl, ich war noch nie dünn und kenne es daher nicht anders, meine Knochen scheinen mit dem Gewicht zurechtzukommen, Blutdruck und ähnliche Werte sind und waren auch mit 20 kg mehr super. Aber ich merke, dass es mich angreifbar macht und in eine Position drängt, in der ich mich verteidigen muss. Ich muss beweisen, dass ich ein brauchbares Mitglied der Gesellschaft bin, obwohl ich dick bin. Aber nach Meinung einiger hier kann ich das ja gar nicht sein, da die Übergewichtigen schließlich daran schuld sind, dass das Gesundheitssystem zugrunde geht.
Der andere Punkt, der mir zu schaffen macht ist, dass mir so langsam aber sicher klar wird, dass ich es nie schaffen werde, so Sport zu treiben, dass das von anderen anerkannt wird. 'uns Dicken' wird immer wieder empfohlen, Sport zu treiben, aber im Grunde genommen bleibt uns doch nur übrig, das alleine im stillen Kämmerlein zu tun, denn in der Öffentlichkeit (Lauftreff, Radtreff, Vereine sowieso) sind wir dann die Witzfiguren, die Schande über die Zunft bringen. Ich bin mir zwar ziemlich sicher, dass ich auch wenn ich dünn wäre, nie ne Sportskanone werde, aber auch das interessiert natürlich niemanden. Man sieht mein Gewicht und hat sich seine Meinung schon gebildet.
Nun lass doch die, die sich nicht wohlfühlen, auch wenn sie keine 100 kg haben, doch einfach diskutieren, was sie tun können damit sich das ändert, ohne hier gleich einen Kreuzzug gegen die Dicken zu vermuten.
Ehrlich gesagt, ich habe in dem Augenblick angefangen mich aufzuregen, als jemand, dessen BMI bei 23 liegt empfohlen wurde, abzunehmen, weil er sonst nie die Berge hochkommt. Das finde *ich* falsch und gefährlich. Auch mit einem BMI
von 25 ist abnehmen m.E. nicht oberste Priorität. Aber du hast Recht, das geht mich eigentlich nichts an.
Was mich wohl etwas angeht, ist dass ich persönlich angegriffen wurde, als ich meine höchst subjektive und auch als so gekennzeichnete Erfahrung beigesteuert habe, dass es sich mit 20 abgenommenen Kg eben nicht so viel anders anfühlt wie man vielleicht vermuten könnte und dass das auf keinen Fall vergleichbar ist mit einmal mit und einmal ohne 20 kg Gepäck. *Das* war der Feldzug gegen Dicke, vielleicht aber auch nur gegen mich persönlich.
Martina