Wir sind nach 3 Wochen Westküste Baltikum wieder zurück. Uns hat es sehr gut gefallen. Litauen und Lettland sind die Länder der Störche. Estland besticht durch seine sehr unterschiedlich und kreativ gestalteten Bushaltestellen.
Wenn sich die Stecke durchs Baltikum auf die Küste (und die Memel) beschränkt dann fährt man fast nur auf Asphalt. Ein paar km gut fahrbare Naturstrassen vor bzw. nach Tallinn. Wir waren mit Schwalbe Marathon Racer bzw. Conti Grand Prix 4 Season 32mm unterwegs (keine Defekte). Wer weniger Gepäck dabei hat kann breite Rennreifen fahren. (wenn man dem gpx der offiziellen Route des Fernwanderwegs folgt).
Man muss endloses Landstrassengebolze mögen. Insbesondere in Lettland zieht sich das ganz schön hin. Dafür gibt es (fast) keine Berge.
Wirklich schöne Radstrecken gibt es wenig. Der neue Radweg auf der Kurischen Nerung (die letzten 5km werden diese Saison wohl noch fertig) ist super, dann der Rest an der Litauischen Ostseeküste bis Palanga. Da sollte man bummeln, das sind insgesamt nicht mal 100km.
Nördlich von Palanga (nördlichstes Standbad in Litauen) geht es dann schnell auf die Schnellstaße und nach dem Grenzübergang kam bis Lipaja das am stärsten befahrene Stück.
Erst nach Ventspils nimmt der Verkehr drastisch ab, aber weiter geht es auf endlosen Landstrassen bis zum Kap.
Highlight ist mit Sicherheit Estland mit seiner guten Infrastruktur an RMK Biwakplätzen und den Strassen ohne Schlaglöchern. Am besten hat uns der Fernradweg auf Sareemaa westlich von Kuressaare gefallen. Da haben wir sogar 1x eine Kasse des Vertrauens gefunden (frisch gebackenes Brot für 5 Euro). Auch hier Zeit nehmen.
Nach der Nachtfahrt mit dem Flixbus hatten wir einen Ruhetag in Kaunas. Dann noch einen Ruhetag in Riga mit zwei Übernachtungen. Tallin als Höhepunkt am Ende der Reise hat gut gepasst. Da waren wir in einem Boutiquehotel in der Altstadt und haben am Abreisetag das Gepäck und die Fahrräder noch unterstellen können, bis wir am späten Nachmittag dann zum Flixbus mussten.
Dazu gab es noch zwei booking Appartments ausser der Reihe in Ventspils wegen Sturm und Starkregen und in Kuressaare haben wir uns fussläufig zur Burg einquartiert und sind im Sonnenuntergang auf dem öffentlich zugänglichen Burggelände spazieren gegangen.
Wir waren ja jetzt Ende Juli Anfang August in der statistisch wärmsten Zeit des Jahres unterwegs. Das Wetter war perfekt. Tagsüber meist 23 Grad, in der direkten Sonne dann aber auch schon unangenehm. Abends habe ich oft noch im T-shirt vor dem Zelt gekocht, da die Temperaturen an der Westsee kaum gesunken ist. Wir hatten auch wenig Mücken (eher mal Ameisen am Rand den Dünen). Mir bleiben die tollen Abende im Zelt mit Blick auf die Ostsee in Erinnerung. Abends und morgens schwimmen gehen. Super!
An der Westküste waren Lebensmittel nicht so eine Problem, da alle etwas grösseren Ortschaften einen Supermarkt hatten. In allen Ländern hatten die Supermärkte auch am Sonntag auf. Trinkwasser auf den Biwakplätzen war immer problematisch. Wir haben uns dann rechtzeitig am Abend eine zusätzliche 5 Liter Plastikflasche gekauft. Wir hatten sowgar einen Campingplatz auf dem man das Wasser nicht trinken konnte, da habe ich dann einen Caravanfahrer angesprochen.
Wir hatten diesmal keinen klassischen Radreiseführer dabei, da für die Baltische Westküste 2 Bikeline Ausgaben in das Gepäck müssen (bei Riga geht es im anderen Führer weiter). Wir haben dafür auf der Tour "Wo die Ostsee Westsee heißt - Baltikum für Anfänger" von Tilmann Bünz gelesen. Der Schreibstil hat mir nicht so gut gefallen aber da es kurzweilig zu lesen war und der ehemalige ARD Auslandskorrespondent auf Radreise im Baltikum viele Geschichten aus seinem Berufsleben erzählt und nochmal alte Kontakte besucht hat war es schnell ausgelesen.