Ich würde keine Wissenschaft daraus machen. Wenn Deine bisher längste Tour 60km am Tag war, dann wirst Du bei Deiner Radreise kaum mehr als 100km am Tag fahren. Und das garantiert nicht jeden Tag. Wenn Dir hier der Arsch weh tut, dann liegt es nicht am falschen Material, sondern an der fehlenden Gewöhnung. Und da muss man durch.

Ich selbst fahre einen Brooks Sattel und trage Hosen ohne Polster und dazu Unterhosen. Das sind alles Dinge, die man vom wissenschaftlichen Gesichtspunkt her, garnicht tut. Weil: alles ganz falsch! Aber es geht. Es geht auch auch auf Strecken von mehr als 300km am Tag. Den Wolf reitet man sich bei sengender Hitze und täglich langen Fahrten. Und dagegen hat die Wissenschaft sicher noch kein Kraut gefunden.

Gruß Peter

Ich hatte auch bei sengender Hitze (bis zu 50°C in Albanien) und bei Nonstop-Touren (abgesehen von Essenspausen) an die 300 km bisher noch nie einen Wolf! Ich glaube schon, dass das an der passenden Hose liegt, bzw. an der zu meinem Hintern passenden Kombination aus Hose und Sattel.

Gruß
Thoralf

Ich glaube, weit wichtiger ist der erste Teil des Beitrags:

Das wird gerne unterschlagen, von Anfängern aus Unwissenheit, von Erfahrenen aus Überheblichkeit. Die wesentliche Grenze ist der Mensch, nicht das Material. 300 km sind dann sowieso Quatsch.

Oder an der passenden Anatomie.

Martina

Hallo!



Volle Zustimmung mit einer Ergänzung: Vielleicht sind manche Hinterteile einfach anfälliger für Probleme und manche nicht.

Mit Sätteln und Hosen hatte ich eigentlich nie ernsthafte Probleme, auch auf langen Strecken nicht. Aber ich habe mehr als einmal nach einer langen Tagesetappe mit Langlaufschiern im Fjell meinem Vater neidvoll zugeschaut, wie er seine nassen Socken von den völlig unbeeindruckten Füßen gezogen hat. Ich dagegen kann tun, was ich will, unter solchen Umständen habe ich Blasen bis zum Abwinken. Warum kann das nicht auch beim Thema Sattel & Radhose eine wichtige Rolle spielen?

lg!
georg

Hab gestern ne ~65km-Tour nach Eupen und Monschau gemacht (~900hm in ~4 Std.) mit den neuen Ortliebtaschen dran und einigem an Ballast.
Das ganze mit der ungepolsterten Radhose und dem Brooks.

Fazit: Hintern tut nicht weh, wundgescheuert ist auch nichts, Kondition reicht auch für deutlich mehr Strecke noch aus.

Heute kommt (hoffentlich) noch eine gepolsterte Radhose per Post. Wenn die gut sitzt, wird die gleiche Tour nochmal gepolstert wiederholt.

Hallo Elric,
Meine freundin und ich fahren auf unserer Reise seit 4500 km ohne Polster. Wir haben allerdings auch eine gepolsterte Hose dabei allerdings nur für kalte Temperaturen, da der Brooks schon sehr kalt ist bei tiefen Temperaturen. Manchmal hast du Tage an denen es einfach weh tut und an anderen ist alles super. Bei vielen Radtagen hintereinander kann es auch mal ganz angenehm sein eine gepolsterte Hose anzuziehen einfach um ein bisschen andere Druckpunkte zu haben. Wir haben zudem bei der Unterwäsche auf flache Nähte und Syntetikmaterial geachtet.
Zudem haben wir festgestellt das bei bergigen Etappen es häufiger vorkommt das der Hintern wehtut. Fazit die Neigung des Sattels ist ein sehr wichtiger Punkt.

Viele Grüße aus Trabzon

Danke für die Info.
Hab auf der Reise ja den Inbus-Schlüssel für den Sattel dabei, damit kann ich ja im Notfall mal ein wenig experimentieren...

Guter Punkt, da ich selbst entsprechend Hosenwechsel prakiziere, auch mal am selben Tag. Ich traf jüngst einen Radmechaniker und erfahrenen Rennradler, der nimmt für Reisen gerne mal eine zweiten Sattel mit, weil mal der eine oder andere Sattel den falschen oder richtigen Druckpunkt hat. Vielleicht auch eine Überlegung für sattelgestresste Reiseradler wert.

Ich hatte den neuen Sattel im Backofen erwärmt und ihn dann 110 km mit der normalen Hose eingeritten. Wenn ich jetzt mit Einlage fahre, drückt die Einlage schon nach ca 20 km.

Ende vom Lied war übrigens:
Ich bin die 1350km nur mit ungepolsterten Hosen gefahren und hatte nie Probleme mit dem Hintern.
Hatte aber zur Sicherheit eine gepolsterte Hose dabei, die aber eingepackt blieb.

Ich hab 2 Radlerhosen mitgehabt und täglich gewaschen.

Fazit:
Brooks und mein Hintern verstehen sich gut

110km ist für einen Brooks ein Witz, das Einfahren dauert da schnell noch mal ne Größenordnung länger (1000km und mehr). Und warm wird der wohl bestenfalls die ersten drei km gewesen sein.
Wenn die Einlagen drückt (ich vermute du meinst damit das Sitzpolster?), dann liegt das wohl deutlich eher am Schnitt der Radhose und nicht am Sattel.

Vor allem sollte man sich nicht einbilden, das Radeln ohne Polster nur mit Brooks-Sätteln funktioniert. Ich habe ganz andere Sättel, und das geht auch, hängt aber von ein paar Rahmenbedingungen wie Art der Strecke, Gesamtbelastung des Pos bzw. der Haut, evtl. ein zusätzlicher Bezug usw. Aktuell fahre ich ein eigentlich "unzulässig" weiches Sattelmodell (22 €, aus Italien) zusätzlich mit dicker Socke als Bezug und diese Variante ist erstaunlich tauglich für ganz dünne Polster, Badehosen ohne Polster oder auch Nacktradeln. Einmal mehr gilt: Jede heilige Regel ist so wahr wie ihr Gegenteil.

Dam muss ich zustimmen.

Ich fahre auf dem Cyclocross einen einfachen Selle Italia XO Flow und den mit einem dickerem Polster in der VauDe Pro Bib Hose .
Kein Problem - auch nicht bei ü80km und großer Hitze. Allerdings bin ich mit dem Cyclocross bisher noch nie mehr als Wochenendtouren gefahren.

Auf dem Reiserad habe ich mir einen Brooks B17 Narrow Imperial zugelegt. Den Sattel kann ich mit der VauDe Pro Bib Hose nicht fahren und reibe mir einen Wolf.
Mit einer Radhose mit dünnem Polster hingegen reibe ich mir "nix" wund bzw. erst wenn ich ein paar Tage (meist ab dem vierten Tag - je nach Gelände und Wetter) unterwegs bin und die üblichen Stellen zu lange unbehandelt gelassen habe (ggf. Zinksalbe für die Nacht zum abheilen evtl. Reibestellen).

Am besten fahre ich auf dem Brooks tatsächlich mit minimalem Polster. Das könnte ich mir auf der anderen Rad-Sattel-Kombination gar nicht vorstellen.

Es gibt also tatsächlich doch eine Art "Rad-Sattel-Hose-Popo-Kombination", die man - wenn erst einmal herausgefunden - nicht mehr abändern sollte.



Ich habe auch nach ü1000km auf dem Brooks noch das Gefühl, dass der sich immer noch bissi anpasst. Die ersten 100-200km waren echt die Hölle. Habe mich da auch gefragt, warum sich Leute sowas antun. So nach und nach macht sich die Einfahrzeit aber positiv bemerkbar.
Ob das mit einem passendem SQ-Lab oder Terry oder xxx nicht auch gegangen wäre (ohne Einfahrzeit und Pflege) sei mal dahingestellt.

Ich fahre seit ein paar Jahren den Brooks B17 aged (war zu faul zum langen einreiten) mit dünnen Crivit Rad Unterhosen (5,-€ bei Lidl) und Wander-Shorts drüber. Habe damit beste Erfahrungen gemacht. Fahre im Schnitt 130 km am Tag, können aber auch mal 14 Std. und > 230 km sein. Im Vergleich zu den Rennsätteln von früher (Selle, etc.) kein Vergleich.

...am WE habe ich bei der sehr sportlichen Haltung auf dem Aeroaufsatz gemerkt, dass der Brooks dort nicht so recht geeignet ist. Die Nase des Brooks ist schon recht hart und selbst bei schräg gestelltem Sattel spüre ich in dieser Haltung ein derbes "aua".
Ohne Aeroaufsatz hingegen TippiToppi!

Auch wenn das Thema schön älter ist, möchte ich noch etwas dazu schreiben.

Ich fahre auch einen Brooks ohne Einlage. Gewöhnung ist sicher auch mit dafür Verantwortlich, dass man sich wohl fühlt. Da ich es aber noch etwas bequemer haben wollte, hab ich mir einen Lammfellüberzug über den Sattel gezogen - dat klappt prima, 90 km ohne Probleme. Sieht zwar nicht cool aus, wenn man abgestiegen ist - funzt aber super. Und Lammfell ist klimaausgleichend.