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#834894 - 09.06.12 10:59 Re: Zentralasien 2011 Teil 2 - Kirgistan [Re: estate]
estate
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Beiträge: 1.458

Nach dem Pass ist man auf einmal wieder in den Bergen. Auf der anderen Seite geht eine langgezogene Passstraße hinunter, diesmal mit wenig Serpentininen, so dass sich die Landschaft bei der Abfahrt ständig ändert.






Nach einer Übernachtung in einem Seitental geht es zunächst bergab, dann macht das breite Tal eine Kurve, und die Straße folgt jetzt einem anderen Tal kurz bergauf. Das ist für Zentralasien sehr typisch, dass die Straße nicht den Tälern folgt, da die Täler kurzerhand zu Schluchten werden, dass es nicht einmal mehr einen Pfad hindurch gibt. Nach einer kurzen bizarren Mondlandschaft, aus errodierten Schotterablagerungen gibt es ein Dorf und somit seit langem ein Geschäft. Hier finde ich Mayonaise, Schokolade und Brot. Brot mit Mayonaise als Aufstrich ist so ziemlich das Highlight auf der ganzen Zentralasientour. Mir wird bewusst, dass ich außer den Schokoriegeln eigentlich schon seit Wochen kein Fett mehr in irgendeiner Form zu mir genommen habe.
Vielleicht schmeckt die Mayonaise deshalb so gut.
Auf der Straße drückt mir dann ein betrunkener Kirgise mein Fahrrad in die Hand, dass er aufgestellt hatte, und zuvor herumgeschoben hatte.
Einen winzigen Pass gibt es noch, dann bin ich auf der asfaltierten Hauptstraße. Der Chinesische Asfalt lässt darauf schließen, dass hier eine derHauptrouten nach China verläuft. Tatsächlich kommen kurz darauf schon die ersten Monsterlkws daher. Hier gibt es keine Eu oder sonst irgendwelche Vorschriften die sich durchgesetzt werden. Da verwundert es nicht, wenn man einen ewig langen Sattelschlepper sieht, der sich in der Mitte erstreckend weit durchbiegt, oder einen Lastwagen, mit permanenter Schräglage.
Ich komme an einem Rastplatz für LKWs vorbei, und bekomme in Fett rausgebackene Teigstücke sowie Fisch zu essen.










Der Hauptstraße wird diesen Tag gefolgt, mit einem Abstecher nach Kochkor, einfach nur deshalb weil die Route dort mit sehr alten Alleebäumen ausgestattet ist. Teilweise sollen diese Alleen älter als die Sovietunion sein. Aber auch die Soviets haben dankbarer Weise versucht fast sämliche Straßen mit solchen Alleen auszustatten. Die Strecke zum Issuk Kul ist jetzt etwas langweilig, immer gerade aus. Ich klemme mich daher in den Windschatten eines überladenen LKWs, der selbst nur 30 fahren kann. Ein VW Bus mit Schweizer Kennzeichen überholt mich. In einer Kurve beginnt es sich auf einmal zu stauen. Schnell sehe ich die Ursache - ein Checkpoint. Schade, ich dachte der Blödsinn hätte sich schon in Tadschikstan erledigt. Immerhin ist Kirgistan seit kurzem keine Diktatur mehr. Aber der Checkpoint hält die Autos nicht auf, sondern lässt sie nur kurz anhalten, damit die Nummer erfasst werden kann. Der Schweizer VW Bus, der mich vor einer halben Stunde überholt hat, steht aber noch immer dort vor der Barrake. Während ich duchfahre, sehe ich die Schweizer relativ gestresst wieder in den Bus einsteigen. Für mich interessiert sich jedoch niemand, und ich fahre Blickkontakt vermeidend durch die Barrikade durch.



Song Kul in der Ferne



Ich biege in eine kleine Seitenstraße ein, die mich ans Ufer des Song Kuls führen soll. Mein Wasser ist aufgebraucht, allerdings schaut die Landschaft vor so aus, als würde bald ein Bach aus den Bergen kommen. Leider Fehlanzeige. Wasser gibt es hier sicher, immerhin liegen überall Rückstände von Sovietischen Bewässerungsleitungen herum. Aber jedes Flussbett ist ausgetrocknet, höchstens etwas Gras wächst hier. Offenbar gibt es ein neues unterirdisches Kanalsystem. Langsam sehe ich den Issuk Kul auftauchen. Er ist zwar ein Salzsee der im Winter nicht zufriert, aber ich weis, dass die Tiere das Wasser trinken können, also kann ich notfalls dort was trinken.
Ich brauche jedoch nicht davon Gebrauch machen, denn wieder auf der Hauptstraße gibt es einen Wasserfontäne mit kleinem Teich.







Der Abend ist doch noch gerettet, und an einem kleinen Seitenweg schlage ich das Zelt auf. In der Früh schlendert noch ein Viehhirte vorbei, der sofort mit mir ein Gespräch anfängt, als er sieht, dass ich schon wach bin. Viel erfahre ich aber nicht von ihm, außer dass er einen Kilometer weiter sein Haus hat, und seine Herde am Issuk Kul ist.

Der vorige Tag war der letzte schöne Tag in Kirgistan, jetzt muss ich zwei Tage Lang nach Bishkek fahren, was nicht sehr lustig ist.






Zuerst durch ein enges Tal mit sehr vielen Autos und sehr enger Straße, aber immerhin bergab. Ich treffe zwei Schotten die vor ein paar Tagen in Kirgistan angekommen sind. Ob Welt oder Sommertour weis ich nicht mehr, allerdings wirken sie recht paranoid was das Zelten anbelangt. Ein Einheimischer hat ihnen gesagt, dass das Campieren gefährlich ist, und sie haben deshalb letzte Nacht keinen Platz gefunden. Außerdem sei die Grenzstraße entlang der Grenze Kasachstans voll mit Militär und Polizei. Naja, Zeltplatz habe ich natürlich einen gefunden, sogar gut versteckt. Entlang der Straße verläuft nämlich ein 1 Meter hoher Wall aus Erde, vermutlich von den Straßenbauarbeiten. Dahinter kann man gut Zelten, und hat eine Aussicht über den Fluss auf Kasachstan. Auf der Kasachischen Seite sehe ich noch im Laufe des Abends einige Patrollien. Immerhin kann man hier ja einfach durch den Fluss maschieren.






Man merkt den Tourismus



Der Zug hupt mir zu



Die Bushaltestellen der Sovietunion sind wirklich kreativ.




Ich muss unbedingt von und mit jedem im Laden ein Foto machen.






Breit und Glatt, soetwas ungewohntes


Der nächste Tag bringt Rückenwind, und trägt mich die 88 Kilometer so schnell nach Bishkek, dass ich schon um 3 Uhr nachmittags dort ankomme. Zuvor kaufe ich noch die billigste Wassermelone der Reise, etwa 45 Dollarcent für eine 6 Kilo Melone.




ohne Worte

In der Stadt suche ich eine Unterkunft, treffe aber zwei Franzosen, die mir das Nomads Inn empfehlen. Hätte ich doch nur gewartet, bis die Franzosen mit dem Einkaufen fertig sind. Nur mit der Wegbeschreibung ist es der Horror die Unterkunft zu finden. Zwar bin ich schnell dort, aber ich sehe die Straße nicht, in die man einbiegen muss. Nach den Weg fragen bringt auch nichts, diese Unterkünfte sind in der Regel relativ geheim wahrscheinlich um Staat, Mafia und Steuern fernzuhalten. Der Typ den ich frage, will mir zuerst einreden bei um für 10 Dollar zu übernachten, später will er einfach so einen Dollar von mir. Ich kann mich aber dann doch losreissen, und fahre weiter so um den Block. Schließlich sehe ich die "Straße", ein Fussweg zwischen zwei Häusern und einen Strommasten, dort gibt es dann die richtige Türfarbe und richtige Nummer. Ich läute und bin doch beruhigt, dass es auch wirklich das Quartier ist.
Die Nomads Inn schaut so aus: Eine Familie vermietet Nebenhaus und Garten an Gäste. Ich schlage im Garten mein Zelt auf, und nehme die erste Dusche seit, naja, 5 Wochen. Der Grund warum in Bishkek so viele Touristen sind liegt nicht etwa an der lieblichen Stadt, oder weil es hier so viel zu sehen gibt. - Nein Bishkek ist eher so etwas wie eine Zwangsraststation für Weltreisende, die hier allerhand Visa besorgen müssen.
Etwas frustriert sind die Menschen hier schon, ein Niederländer wartet schon zwei Wochen hier auf seine Visa (China, Pakistan, Indien) Ich erkenne, dass meine kürzeren Sommertouren schon gewissen Vorteile bringen.




Wie im Paradies. Die Preise sind aber recht nah am EU Niveau. Die Hälfte der Produkte stammt auch von dort.








Stadt der fehlenden Kanaldeckel - Die werden als Schrott nach China verkauft.




Nomads Inn, hier stehen durchaus auch mal 12 Zelte


Ich lege das erste Mal in meinem Leben ein paar freiwillige Ruhetage ein, und mache etwas Urlaub vom Radfahren. Da meine Karten und GPS Infos weg sind, muss ich die Kasachstan Tour im Internetcafe recherchieren und abfotografieren. Sonst gibt es in Bishkek wenig zu erleben. Ich probiere allerhand Lebensmittel aus, trinke das geniale Kvas und andere Getränke in den Parks. Darunter aufgeschäumter Trinkjogurt - Lecker. Ich sehe mir die Schauplätze der Revolution im letzten Jahr an. Es ist beeindruckend, dass eine so friedliche Stadt mit so netten Menschen so heftig demonstiert hat, dass die Regierung sich absetzen musste und es dadurch zur Einführung einer parlamentarischen Republik gekommen ist.

Nach 3 Tagen verlasse ich die Stadt, um nach Kasachstan aufzubrechen. Ich fahre um 6 Uhr in der Früh los, um bei der Grenze nicht zu lange warten zu müssen. Der Streckenabschnitt ist kritisch, viele Radler wurden hier noch von korrupten Polizisten ums letzte Kirgistangeld gebracht. Ich kaufe mir davon jedoch Brötchen und ein asiatisches Cornetto. An einer Kreuzung höre ich Polizeisirenen, zwei Polizeiautos rasen in die Kreuzung, gefolgt von einem wuchtigen, vollbesetzten Schützenpanzer. Sie sind auch Richtung Grenze unterwegs, hoffentlich kein Zwischenfall immerhin darf ich nur noch einen Tag hier bleiben. Aber nichts da, der Weg zur Grenze ist frei, jedenfalls bis zum Grenzstau. Die Menschen aus den Bussen sitzen hier überall am Straßenrand und in der Wiese. Sie haben es sich so gemütlich gemacht, dass ich aufs schlimmste gefasst bin. Souverän überhole ich sämliche Autos, an der ersten Schranke steige ich ab, schiebe das Rad vorbei, und ordne mich wieder zu den Autos ein. Gut dass ich nicht als Fussgänger behandelt werde, diese Schlange ist sehr lang.
Ich gebe jedoch prompt meinen Pass ab und bekomme ihn kurz darauf kommentarlos wieder. Bin ich jetzt ausgereist? Keine Ahnung immerhin hat es in Tadschikistan eine halbe Stunde gedauert, bis ich den Ausreisestempel habe. Egal, ich fahre einfach los und erreiche den Kasachischen Posten ebenfalls ohne Wartezeit. Es gibt zwei Schalter, bei einem bekomme ich das Formular, beim zweiten gebe ich es ab.
Ein Soldat erklärt mir was ich wo eintragen muss. Nicht so einfach, obwohl das Formular auch auf Englisch ist. Ganz groß steht drauf, das das Formular nichts kostet, und dass man niemanden Geld zahlen muss. Am zweiten Schalter gebe ich es mit dem Pass ab, und bekomme prompt den Stempel. Das ging ja viel schneller als gedacht.
Ich fahre weiter, der Soldat, der eigentlich meinen Stempel kontrollieren sollte ignoriert mich und so fahre ich seitlich am geschlossenen Schranken vorbei und bin in Kasachstan, dem spannendsten Land auf dieser Reise. Kaum zu glauben, die Hälfte der Tour liegt noch vor mir.
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Zentralasien 2011 Teil 2 - Kirgistan estate 08.06.12 23:14
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Re: Zentralasien 2011 Teil 2 - Kirgistan dcjf 09.06.12 09:48
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Re: Zentralasien 2011 Teil 2 - Kirgistan mobil 08.07.12 10:52
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