Nach 1.791 km, 18.556 Höhenmetern, 22 Tagen wirklich im Sattel bin ich jetzt in Prescott Arizona. Und es war vor allem ein Monat wahnsinnig vieler Eindrücke, Erfahrungen und irrsinnig toller Momente.
Los ging es sofort am ersten Tag, wo ich mir unbewussterweise die härteste Route rausgesucht habe. Über den 2954 m hohen Guardsman Pass. Wunderschöne Landschaft wurde im oberen Teil durch 10 cm Schnee auf der Straße und vielen mich verwundert anschauenden Leuten ergänzt. Die Snowboarder und Skifahrer in Salt Lake City eröffneten die Saison! Aber oben kam die Sonne raus und der Ausblick auf verschneite Landschaften entlohnte für alle Mühen.
Sehr hügelig und in großen Höhen ging es weiter auf dem Colorado Plateau, auf dem sich Utah fast ausschließlich befindet. Das erklärte auch die anhaltend kalten Nächte bei bis zu -8°.
Bei dem Versuch eine Abkürzung über das Strawberry Reservoir zu nehmen endete ich nach 10 Meilen dirt road endgültig im Matsch, wodurch meine Räder komplett blockiert wurden. Also Reifen raus, dreck abkratzen und wieder rein. Das brachte einen Erfolg von ca. 10 Metern, bevor wieder alles blockierte. Ein paar Jäger informierten mich, dass das so für die nächsten 8 Meilen so sein wird und das ziemlich aussichtslos ist. Als ich mich schob damit abgefunden hatte, umzukehren kamen die Jäger auf ihren Quads zurück, luden mich und mein gesamtes Zeug auf und brachten mich wieder auf fahrbare Wege. Mit der Anweiung keine Abkürzung mehr zu nehmen ließen sie mich ziehen...
Dem Highway 89 folgte ich dann immer gen Süden bis ich in Capitol Reef meinen ersten National Park besuchte. Die Ausblicke, die steilen Wände aus rotem Stein und die unberührte Natur haute mich total um. Bei einem Overnight Hike konnte ich das Gelände total genießen und meinen Füßen mal eine Abwechslung spendieren.
Am nächsten Abend wurde ich von einem netten Pärchen aus Salt Lake City in ihr Landhaus eimgeladen, zu Steak, warmer Dusche und Bett!
Gestärkt ging es weiter durch faszinirende Berg, Schlucht und vor allem einsame Landschaften in Richtung Bryce National Park. Und der toppte bis jetzt alles.
Der Park ist voller Hoodoos. Die Dinger sehen aus wie riesige Matschmännchen. Ich wanderte an zwei Tagen durch den Park und konnte mich einfach nicht satt sehen an den unzähligen Formen.
Schon bald darauf nach anstrengenden aber tollen Fahrtagen erreichte ich Zion National Park. Riesige blanke Wände ragten aus dem schmalen Tal und wie ich vermutete hingen in mehreren Big Walls Kletterer drin. Das sind einfach ganz andere Dimensionen. Eine der Touren dauert dort 3 Tage, schaut aus wie eine glatte Wand und ich konnte am Abend sehen, wie die Kletterer sich gerade ihr Nachtlager einrichteten.
Dort traf ich auch Chris aus England, mit dem ich den nächsten Tag zusammen fuhr. Er ist seit 18 Monaten unterwegs und will in den nächsten 5 Jahren in möglichst vielen Ländern der Erde radeln.
Es gibt übrigens einen Südkoreaner, der in allen von den UN gelisteten Ländern außer einem mit dem Fahrrad war. Das einzige wo er noch nicht war ist Nordkorea...
Nachdem ich nun auch noch North und South Rim des Grand Canyon hinter mir gelassen habe geht es nun endlich in niedrigere Gefielde. Zwischen North und South Rim liegen eigetlich nur 10 Meilen, wenn man fliegen kann. Für mich bedeutete dieser Weg 220 Meilen von 8000 Fuß auf 3500 und von dort auf einer 20 Meilen langen ständig steigenden Rampe wieder auf 7500.
Aber das war bis jetzt eines der schönsten Stücke.
So. Hier bin ich gut bei Erika aus Warmshowers.org und ihren Mirbewohnern untergekommen. Heute Abend bin ich zum Essen bei 2 Leuten eingeladen, die ich beim Grand Canyon getroffen habe.
Von jetzt an geht es in Richtung Westen nach San Diego.
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