Dauer:16 Tage
Zeitraum:14.8.2010 bis 29.8.2010
Entfernung:1628 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
itItalien
liLiechtenstein
atÖsterreich
chSchweiz

Fahhradtour von Venedig nach Bremen

Nach meiner ersten Tour in diesem Frühjahr, in der ich acht Wochen mit meinem Kollegen durch Spanien gefahren bin, wollte ich das Radreisen mal alleine ausprobieren. Ursprünglich wollte ich von Bergamo direkt nach Hause fahren. Das Wetter in den Alpen sollte jedoch noch ein paar Tage schlecht sein, so dass ich spontan beschlossen habe, mit dem Zug bis Venedig weiterzufahren. Dort wollte ich einen Urlaubstag verbringen und dann von dort losfahren.


Sa, 14.08.2010

Bergamo – Venedig (250 km mit dem Zug)

Mit Ryanair ging es am Samstag sehr früh nach Bergamo. Der Fahrradtransport mit Ryanair war gewohnt unproblematisch. Problematisch war dagegen in Bergamo die Suche nach einer Tankstelle, weil meine kleine Miniluftpumpe zum Reifen aufpumpen eindeutig ungeeignet war. Fast alle Tankstellen sind geschlossen (und das teilweise auch in der Woche). Damit habe ich nicht gerechnet. Zum Glück ist in einer kleinen Autowerkstatt noch Betrieb, so dass ich das Luftproblem schnell lösen konnte.
In Bergamo fahre ich direkt zum Bahnhof und kaufe für ganz wenig Geld (17,80€) ein Ticket für die 250 km bis Venedig. Im strömenden Regen fahre ich durch eine triste graue Poebene und bin froh im trockenen zu sitzen. Von Maestre (kurz vor Venedig) bis zum Campingplatz in Ca Sabbioni, den ich tatsächlich ohne Karte finde, sind es knapp 20 km. Es regnet weiterhin und ich teste meine komplette Regenausrüstung. Er fällt gut aus. Zum Glück werde ich sie auf dieser Reise nur noch extrem selten benutzen.


Bahnhof Bergamo

So, 15.08.2010

Venedig – ein paar Impressionen


Die Rialtobrücke


Canal Grande


Markusplatz mit Markusturm


die völlig verunstaltete Seufzerbrücke


etwas abseits

Mo, 16.08.2010

Venedig (Maestre) – Verona (134km)

Heute geht’s nun los. Nicht wie geplant von Bergamo, sondern von Venedig. Das bedeutet etwa knapp 250 km mehr und zwei Tage weniger. Aber ich probiere es einfach. Für Sightseeing ist dadurch allerdings keine große Zeit mehr, aber das war auch nicht mein Plan. Zur Verfügung steht mir für Norditalien leider nur meine 1:450.000er Straßenkarte. Zum groben navigieren ist sie zwar ausreichend, aber die schönen gemütlichen kleinen Straßen oder Radwege sind darin nicht verzeichnet.
Bis kurz vor Verona (über Padova) kommt man relativ gut über kleinere Landstraßen mit wenig Verkehr. Vor Verona gelangt man dann auf die SR 11, eine relativ stark befahrene Bundesstraße, die sich von Venedig bis Brescia erstreckt. Ab hier macht es nicht mehr viel Spaß. Es ist laut, es stinkt und einige Autos fahren ganz schön dicht an mir vorbei.
Die Nacht verbringe ich auf einem winzigen Campingplatz direkt an der SR 11. Starker Verkehr bis spät in die Nacht lässt einen kaum einschlafen.


Ruhig fängt es an auf dem Weg nach Padova


schöne Landschaften hinter Padova


viel Architektur gibt es unterwegs zu sehen


die Etsch bei Verona

Di, 17.08.2010

Verona – Mandello (Comer See) (130km)

Nach einer unruhigen Nacht geht es weiter Richtung Bergamo. Heute kommt die nächste Belastungsprobe in Sachen „Norditalienischer Verkehr“. Überwiegend der SR 11 weiter folgend kämpfe ich mich an den Gardasee. Die Urlaubssaison ist noch in vollem Betrieb und dementsprechend Verkehr ohne Ende. Wenigstens kann ich mit dem Rad problemlos an den zahlreichen Staus vorbeifahren. Wenn man nicht mit Staus zu kämpfen hat, kommt ein weiteres Problem hinzu. Der normalen Beschilderung folgend wird man immer wieder auf die Autobahnen geleitet. Ständig muss ich mit meinen minimalen Italienischkenntnissen nach dem richtigen Weg fragen oder selber Alternativen ausprobieren, um wieder auf fahrradtaugliche Straßen zu gelangen. Das ist auf Dauer ziemlich anstrengend, nervig und kostet Zeit. In Desenzano treffe ich endlich auf einen Radweg nach Brescia. Was für eine Erholung nach diesem ganzen Verkehrhorror. Sie wärt jedoch nicht lange, denn ich muss wohl ein Schild übersehen haben. Schließlich lande ich nach einer knappen ¾ Stunde wieder fast am Ausgangspunkt in Desenzano. Beim zweiten Versuch Desenzano zu entfliehen, fahre ich sicherheitshalber wieder Bundesstrasse und komme so in den Genuss durch einen 1,5 Kilometer langen Tunnel zu fahren. Das hatte auch was für sich.
15 km vor Brescia treffe ich wieder auf den Radweg und kann wenigstens die letzten Kilometer in Ruhe fahren. Man muss jedoch aufpassen, denn die Beschilderung ist teilweise nicht richtig eindeutig. Mehrmals muss ich ein Stück zurückfahren, um zu checken, dass ich nichts übersehen habe. Um 4 erreiche ich dann ziemlich entnervt Brescia. Zwischen Brescia und Bergamo zeigt meine Karte kaum Alternativen zum Radfahren. Um weiteren Stress zu vermeiden steige ich kurzerhand in den Zug und lege die restlichen 50 km bis Bergamo entspannt auf der Schiene zurück.
Eine Stunde später erreicht der Zug Bergamo und ich nutze die restliche Zeit um weiter Richtung Comer See zufahren. Ab hier gibt es keine Autobahn mehr und der Verkehr ist deutlich angenehmer. So rolle ich am späten Nachmittag entspannt weiter Richtung Alpen. Gegen viertel vor 8 erreiche ich Mandello am Südrand des Comer See und bekomme noch ein winziges Plätzchen auf einem überfüllten Campingplatz. Leider ist es hier nicht minder laut als an meinem Schnellstraßencampingplatz. Ich hoffe morgen in den Bergen endlich meine ersehnte Ruhe zu finden.


Verkehr auf der SR 11 zwischen Verona und Gardasee


am Gardasee


mein Rad und ich


auf dem Radweg nach Brescia


Radwegschild


den Radweg verloren und dafür 1,5 km Tunnel gefahren


kurz vor Brescia wieder auf dem Radweg

Mi, 18.08.2010

Mandelo – Malojapass (92km)

Es geht weiter den Comer See entlang nach Chiavenna. Die Fahrradfahrer werden hier deutlich zahlreicher. Die meisten sehen mich mit meinem vielen Gepäck jedoch ziemlich entgeistert an. Scheint wohl eher die Ausnahme zu sein, dass hier in den Bergen schwerbepackte alleinreisende Radlerinnen vorbeikommen.
In Chiavenna biege ich ab Richtung Malojapass / St. Moritz. Nun beginnt der sportliche Teil. Die Steigungen sind bereits im unteren Teil nicht ohne und ich muss mich ganz gut quälen. Direkt hinter der Schweizer Grenze kommt ein kurzes Stück, welches ich sogar schieben muss. Ein unbepacktes Rennrad wäre mir jetzt lieber, aber irgendwie geht es. Bis auf 1400 m komme ich an diesem Tag. Bei dichter werdenden Wolken und kurzem leichtem Nieselregen suche ich mir ein schönes Plätzchen auf einer Bergwiese, direkt neben der Straße. Endlich meine langersehnte Ruhe. Es ist wunderbar friedlich und ein kleiner Bach verhindert, dass ich mir andere Geräusche einbilden kann. Es ist meine schließlich meine erste Nacht alleine in der „Wildnis“.


am Comer See


Pause am Radweg nach Chiavenna


schönes Panorama


Abzweigung zum Malojapass / St. Moritz


Die ersten Höhenmeter zum Maloja

Do, 19.08.2010

Malojapass – Filisur (72km)

Ich konnte trotz Bach schlecht einschlafen, und dafür habe ich dann auch verschlafen. Aber die dunklen Wolken sind weg, der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Die ersten Radfahrer sind längst unterwegs und ich mache mich dann auch mit Verspätung auf den Weg Richtung Pass. Nach einer ¾ Stunde erreiche ich die letzten Serpentinen des Malojapass. Allerdings ist das letzte Stück sehr steil und ich muss ein gutes Stück schieben. Oben angekommen wird es wieder einfach. Die nächsten 30 Kilometer gehen mehr oder weniger flach an St. Moritz vorbei bis Samedan. Ein ordentlicher Rückenwind erlaubt Geschwindigkeiten bis zu 30 km/h auf einer super asphaltieren Straße. In Samedan mache ich Mittagspause und sehe den wenigen Segelfliegern beim Hangfliegen zu.
Als nächstes folgt der Höhepunkt meiner Alpenüberquerung: der Albulapass. Allerdings ein sehr mühsamer Höhepunkt. Auf 9 Kilometern müssen von La Punt bis zum Albula-Hospiz über 600 Höhenmeter erklommen werden. Auch hier muss ich mit meinem vielen Gepäck resignieren und schiebe einen großen Teil des Anstieges. Wenigstens beruhigt mich das Tempo der meisten Rennradfahrer, die mich überholen. Schneller als 7 – 9 km/h fährt kaum einer den Pass hoch. Ohne Gepäck hätte ich das sicherlich auch geschafft. Die letzten zwei Kilometer sind die angenehmsten und nach 1:45 erreiche auch ich den Albulapass. Trotz schieben bin ich ein bisschen Stolz mit meinem schweren Rad hier oben angekommen zu sein. Nach einer kurzen Rast kommt dann endlich der angenehme Teil; die Abfahrt nach Filisur. Immer wieder muss man anhalten, um der rhätischen Bahn zuzusehen, die sich in einer spektakulären Streckenführung über 1000 Höhenmeter runter bis nach Tiefencastell windet.
Mein Etappe endet bereits in Filisur. Ich entdecke dort einen schönen gemütlichen Campingplatz und nach den anstrengenden Anstiegen steht mir nun der Sinn nach Ruhe, Entspannung und etwas Wäsche könnte auch mal gewaschen werden.


Die letzten Serpentinen des Malojapasses


der Pass von oben


oben am Pass


mein Rad hat es auch geschafft


oben ist es bis wieder flach


Abzweig zum Albulapass


der obere Bereich des Passes


die Steigung wird wieder moderater


am Ende sieht man das Hospiz


hier regieren die Almkühe die Straße


das langersehnte Passfoto


und auf der Nordseite eine Abfahrt von über 1000 Höhenmetern


zusammen mit der Rhätischen Eisenbahn

Fr, 20.08.2010

Filisur – Rheinufer nähe Meiningen (107 km)

Den eigentlich geplanten Lenzerheidepass habe ich ausgelassen. Meine Beine waren zu müde und deshalb hab ich mich für den einfacheren Umweg über das Hinterrheintal entschieden.
In Thusis treffe ich auf den Schweizer Radweg Nr. 6, dem ich bis Chur folge. Dort bin ich mit meinem Bruder verabredet, der auch die Tage mit seinem Rennrad hier unterwegs war und nun auf dem Nachhauseweg war. Nach dieser schönen familiären Begegnung geht es weiter Richtung Heimat. Während mein Bruder sicherlich nur wenige Stunden brauchen wird, werde ich noch ein wenig länger auf dem Rad unterwegs sein. Mein nächstes Ziel ist das kleine Fürstentum Liechtenstein. Vorher muss noch ein kleiner Anstieg über sonnige Weinberge bewältigt werden und schon ist man in einem der kleinsten Länder Europas angelangt. Keine 2 Stunden dauert die Nord-Süd Durchquerung. Aber damit nicht genug. Ich möchte heute noch das 4. Land meiner Reise erreichen. Dem Rhein folgend fahre ich bis kurz vor Meinigen in Österreich. Direkt am Rheinradweg mit einem spektakulären Blick auf Rhein und Berge stelle ich mein Zelt auf.


kurz vor Chur


letzter Anstieg vor Liechtenstein (bei Maienfeld)


im kleinsten Land der Tour


und kurz danach das vierte Land


Zeltplatz direkt am Rheinufer

Sa, 21.08.2010

Meiningen – Hilzingen (120 km)

Die letzte alpine Bergetappe steht an. In Deutschland möchte ich den Bodensee-Schwarzwald-Heidelberg Radweg fahren, der in Radolfzell an der Westecke des Bodensees beginnt. Ich habe jedoch keine Lust unten am Bodensee zu fahren, sondern möchte lieber durch das Appenzeller Land bei St. Gallen fahren. Zwischen Altstätten und St. Gallen liegt der Ruppenpass, der auf etwa 1000m Höhe liegt. Dieser Pass gefällt mir von allen Pässen am besten, da er eine angenehme gleichmäßige, nicht zu steile Steigung hat. Diesen Pass kann ich endlich in einem durchfahren. Dabei hat man einen wunderschönen Blick auf die Rheintalebene. Der Pass selber ist total unspektakulär. Ein Schild oder eine tolle Aussicht gibt es am Pass selber nicht. Der weitere Teil bis St. Gallen ist jedoch sehr schön. Immer etwas auf und ab durch kleine gemütliche Bergdörfer. Idylle pur.
Über Amrisswill geht es an dutzenden wohlriechenden Apfelplantagen vorbei weiter bis Konstanz. Bei über 30°C genieße ich kurz den Blick auf den mit Booten überfüllten Bodensee.
Weiter geht es nach Radolfzell, wo der B-S-H-Radweg startet. Diesem folge ich noch ein Stück bis ich den Segelflugplatz in Hilzingen erreiche.
Als Segelflieger(in) hat man das große Glück, dass man nahezu jeden Segelflugplatz der Welt anfahren kann, und innerhalb weniger Minuten wird man sich dort wie zu Hause fühlen. So auch in Hilzingen. Es ist Samstagabend, die Segelflieger sitzen gerade gemütlich beim Bier und lassen den Tag ausklingen. Dazu gibt es zufälligerweise gerade Abendessen und ich bin sofort eingeladen. Ich darf die Nacht oben im Vereinsheim übernachten und werde am nächsten Morgen auch noch zum Frühstück eingeladen.


dahinten wartet der letzte Alpenpass (Ruppenpass 1003m)


oben im Appenzeller Land


keine Autos und wunderschöne Landschaft auf dem Weg nach Konstanz


Abfahrt zum Bodensee


am Bodensee