Ich gönne wirklich jedem Erfolg und sozialen Aufstieg. Bei Dir fällt aber eine heftige Veränderung der Ansichten auf. Als Du noch Student warst, klangst Du völlig anders und das empfand ich als deutlich sympathischer. Deine Platzkartenansichten sind regelrecht verschroben. Sowas funktioniert nur aus Positionen, wo immer Alternativen, in der Regel in Form von Kraftfahrzeugen, verfügbar sind. Diese Möglichkeit hat längst nicht jeder.
Wenn ich tagsüber nach Berlin oder Dresden (das sind einfach mal zwei Beispiele) will oder muss, dann muss das frühmorgens hin und am Abend zurück funktionieren und das, ohne mich wochenlang vorher festzulegen. Es ist dann weder sinnvoll, erst nach dem Mittag oder am Abend vorher hin- oder am nächsten Tag zurückzufahren. Damit entfällt der Zweck der Fahrt. Prag geht auch noch oder besser wieder, Breslau wird schon zum Problem.
China ist ein typischer Fall eines Netzes, wo es einfach schon immer so war und wo früher auch nur ein paar Prozent der Bevölkerung überhaupt in der Lage war, sich weiter als ein paar Kilometer von der Wohnung wegzubewegen. Überall dort, wo es eine generelle Platzkartenpflicht gibt, spielt die Eisenbahn beim modal split keine echte Rolle. Dort deckt das Angebot den Bedarf nicht und es geht nicht um die Befriedigung des Mobilitätsbedürftnisses, sondern um Gewinn. Vergleiche das mal mit den Verhältnissen in Österreich und der Schweiz.
Du bist übrigens keine Ausnahme. Die Veränderung der Grundhaltung von linksalternativ bis -revolutionär zu erzkonservtiv habe ich schon öfter erlebt und sie hat mit dem Studienabschluss und dem Einstieg in Hierarchien im Berufsleben möglichst weit oben zu tun. Du bist nur der Erste, bei dem ich das mal loswerden muss.