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#1264137 - 04.02.17 17:13 Streifzüge auf dem Altiplano
wal
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 546
Dauer:18 Tage
Zeitraum:19.12.2016 bis 5.1.2017
Entfernung:0 Kilometer
Bereiste Länder:boBolivien
clChile

In Fortsetzung der Lagunas Route in Südbolivien sollte es diesmal im Norden Chiles weitergehen. Offroad zwischen den Vulkanen auf dem Altiplano umher fahren, den einen oder anderen Gipfel erklimmen, und nicht zu letzt auch die Atacamawüste rund um San Pedro de Atacama erkunden.

Akklimatisation 1: Hitze und Trockenheit
Gestern bin ich in San Pedro de Atacama angekommen. Zuerst mit dem Inlandsflug aus Santiago nach Calama, dann per Bustransfer nach San Pedro. Das Fahrrad steht zusammengebaut und startklar in meinem Hostelzimmer. Jetzt versuche ich mich an das heiße, trockene Klima zu gewöhnen. Es gibt viel zu entdecken rund um das kleine Oasenstädtchen, von dem aus man den Vulkan Licancabur am Rande des Altiplano stets im Blick hat.



Ich entscheide mich, in einer Tagestour das Valle de la Luna zu erkunden, das interessante Wüsteneindrücke verspricht. Und ich beschließe, zur Eingewöhnung mit vollem Gepäck zu radeln. Ich kaufe noch Getränke: Wasser und diverse bunte Brausegetränke, insgesamt etwa drei Liter. So am frühen Nachmittag komme ich los. Bereits nach 5 Kilometern, am Kassenhäuschen für das Valle de la Luna, quält mich der Durst.





Der Wind, der ab Mittag vom Pazifik her auffrischt, wirkt wie das Gebläse eines Föhns. Ein kalter Saft aus dem Kühlschrank am Ticket-Office schafft Abhilfe, sobald ich aber wieder dem Wind und der brennenden Sonne ausgesetzt bin, ist der Mund sofort wieder wie ausgetrocknet. Vielleicht war es doch keine so gute Idee, mit vollem Gepäck zu starten… Zum Glück gibt es am Pistenrand immer wieder überdachte Rastplätze, meistens dort, wo es Besonderes zu sehen gibt. Ich besichtige eine Höhle, die das Wasser und der Wind in die Lehmformationen geschaffen hat, aber bereits an der großen Sanddüne ist es mir zu anstrengend, da auch noch hoch zu wandern.



Längst schiebe ich die steilen Anstiege über die Cordelliera del Sal, das Salzgebirge. Es sind spitze Lehmberge, durchzogen mit Gips und Kreideadern. Es sind zwar insgesamt nicht mehr als 300 Höhenmeter zu bewältigen, aber mein Körper ist die unglaubliche Trockenheit nicht gewöhnt, und so fühle ich mich mit jedem Atemzug wie ausgedörrt. Mein Getränkevorrat schwindet.



Endlich bin ich oben, und nun kann ich die Fahrt vorbei an steilen, roten Lehmwänden und über weiße Salzflächen auch genießen. Belohnt werde ich dann auch noch mit einer langen Abfahrt. Es folgen dann aber noch einmal quälende fünf bis sechs Kilometer auf einer Wellblechpiste, ohne Schatten. Meine Energiereserven sind schon längst verbraucht. Mein Wasser ist auch fast leer, und mir wird schlecht.



Im Flimmern der Luft sehe ich da, wo die Piste auf die Teerstraße aus Calama trifft, eine Betonmauer. Schatten. Bis dahin noch. Dann eine Pause. Etwa eine Viertelstunde sitze ich in dem Schatten und versuche, den zu hohen Puls wieder unter Kontrolle zu bekommen, bevor ich langsam weiter fahre. Ich muss noch wieder 250 Höhenmeter zurück über die Cordelliera del Sal, diesmal zwar auf Teerstraße, aber die Höhenmeter bleiben. Ich fühle mich so leer, wie meine Wasserflasche es nun fast ist. An jedem schmalen Schatten, den die Verkehrsschilder werfen, pausiere ich kurz. So teile ich den Anstieg in winzige Etappen ein, und dann bin ich auf einmal oben und habe sogar noch ein paar Schluck Wasser übrig! Dies ermöglicht mir, noch eine längere Pause an dem Aussichtspunkt über das Valle de la Luna einzulegen. Der Wind ist jetzt am späten Nachmittag zum Sturm geworden, zum Glück für mich von nun an von hinten.



Kurz vor Sonnenuntergang nach etwa 45 Kilometern rolle ich dann wieder in San Pedro ein. Ich gönne mir ein Essen in einer Kneipe, trinke viel. Trotz aller Anstrengung in dem noch ungewohnten Klima bin ich zufrieden. Ich weiß, dass ich gut regenerieren werde, und dass mein Körper ab heute gut mit der Trockenheit zurechtkommen wird.



Fortsetzung....


Akklimatisation 2: Höhe

Zur Höhenakklimatisation möchte ich am nächsten Tag das Geysirfeld Tatio auf 4300 m besuchen. Es hatte ein wenig gedauert, einen Touranbieter zu finden, der mich mit samt dem Rad hochfährt und mich aussteigen und zurückradeln lässt. Aber jetzt um 5 Uhr morgens geht es los. Etwa eineinhalb Stunden dauert die Fahrt, dann erreichen wir das dampfende Geysirfeld. In den kalten Morgenstunden kondensiert das heiße Wasser in der kalten Luft und bildet eindrucksvolle Dampfwolken. Die Geysire selber spucken nicht besonders hoch, und das Wasser ist auch nicht besonders heiß, weil auf 4300 m das Wasser ja schon bei etwa 80°C siedet. Dennoch ein schönes Erlebnis, zwischen den dampfenden Quellen umherzulaufen und zum Abschluss kann man auch noch in den heißen Quellen baden.







Ich bin überrascht, wie gut ich mich fühle, die Höhe spüre ich nicht. Gegen Mittag radle ich dann wieder in Richtung San Pedro de Atacama, mache aber noch einen kleinen Abstecher zu ein paar Schlamm-Blubbertöpfen nicht weit von den Geyirfeldern entfernt, deren Dampfwolken ich bei der Anfahrt weiter oben am Hang entdeckte. Braune, graue, und feuerrote Schlammtöpfe gibt es hier zu sehen. Hier bin ich dann auch ganz alleine, nur ein paar Vicunias schauen neugierig herüber.





Als ich die thermophilen Pflanzen an einem der Schlammlöcher näher anschauen will und vorsichtig an den Schlammlöchern vorbei balanciere, bricht mein Fuß durch den brüchigen Lehm und meine Zehen tauchen kurz in den feuerroten, heißen Schlamm. Was muss ich da auch rumlaufen... Brandblasen auf den Fußzehen sind dann prompt die Strafe.



Eine grüne Wiese mit Bach in der Nähe lädt zum Verweilen ein, aber als ich mich hinsetze, muss ich feststellen, dass das Gras hart und spitz wie Nadeln ist, es kommen sogar ein paar Blutstropfen aus den Einstichen in der Haut. Damit ist meine Idee, hier zu zelten dann auch zunichte gemacht, und ich mache mich auf den Rückweg.





Die Piste ist größtenteils eine sehr gute Salzstraße, nur wenige Abschnitte gibt es, die mühsam zu fahren sind. Das Profil ist recht wellig, kürzere Anstiege wechseln mit entsprechenden Abfahrten. Am späteren Nachmittag erreiche ich ein Sumpfland: Flamingos, Enten, Gänse, Vicunias sind zu beobachten, und sogar auch ein paar Nandus. Hier werde ich das Zelt aufbauen, den Sonnenuntergang genießen und dann hoffentlich eine gute Nacht auf 4300 m verbringen. Die Nacht ist kalt, -8°C, aber ich schlafe sehr gut.



Am nächsten Morgen lasse ich mir Zeit und packe das Zelt erst ein, als die Sonne den nächtlichen Kondensschnee getrocknet hat. Über das Dorf Machua geht es dann rasant bergab in Richtung San Pedro.







Als ich den oberen Rand des Canyon de Guatin erreiche, worin die Puritama Hot Springs liegen, verstecke ich das Fahrrad hinter einem Felsen und steige in das Canyon hinab, um in den heißen Quellen ein Bad zu nehmen. Das Canyon ist satt grün: Pampagras, Artemisia und Binsen bilden einen starken Kontrast zu den rotbraunen Felsen. Ein kaum zu erkennender Fußpfad führt die Steilwand hinab, dann stehe ich zwischen mannshohen Artemisiabüschen.





Hier muss ich mir dann einen Weg bahnen, bis ich den Wanderpfad erreiche, der von den heißen Quellen talabwärts bis Guatin verläuft. Nur noch etwa zwei Kilometer talaufwärts, dann erreiche ich die Quellen. Wunderschön! Das Wasser fließt in durch mehrere Becken, umsäumt von Pampagras. Nach ausgiebigen Bädern in den verschiedenen Pools wandere ich dann zurück zu meinem Fahrrad. Am oberen Rand des Canyons, auf 3800 m verbringe ich dann die zweite Nacht zur Höhenakklimatisation.





Am nächsten Morgen bin ich innerhalb von eineinhalb Stunden wieder in San Pedro. Ich lege einen Essens- und Einkaufsstopp ein und mache mich dann am späten Vormittag an den langen, steilen Anstieg hinauf auf das Altiplano, der mich fast zwei Tage in Anspruch nehmen wird.



Licancabur

Nach zwei Übernachtungen mehr oder weniger neben der Fernstraße erreiche ich dann endlich die Laguna Verde, ganz im Süden Boliviens. Hierher hatte ich es ja im letzten Jahr nicht mehr geschafft. Gegen Mittag erreiche ich das Refugio und beschließe, dort auch die Nacht zu verbringen. Ohne Gepäck radle ich dann noch um die Laguna Blanca herum und werde auf dem Rückweg vom Nachmittagssturm fast von der Piste geblasen. Da ich merke, dass es mir in der Höhe sehr gut geht, beschließe ich, am nächsten Tag den Licancabur zu besteigen.







Um 3 Uhr morgens geht es los. Eine Stunde bis zum „Parkplatz“ an einem Stein auf 4600 m. Dann weiter zu Fuß, 1300 Höhenmeter sind zu überwinden. Der Weg ist im Schein der Stirnlampe und im Licht des Sichelmondes und der Sterne gut zu finden. Irgendwann geht die Sonne auf, und die Landschaft bekommt langsam Farbe.





Ab einer Höhe von etwa 5500 m werden meine Beine plötzlich bleischwer. Nach jedem Schritt bin ich außer Atem, insbesondere auch dadurch, dass öfters auch mal größere Felsbrocken zu überschreiten sind, die unregelmäßige Schritte erfordern. Noch 400 Höhenmeter, das wird ja wohl noch gehen! Ich versuche, langsam und gleichmäßig zu gehen, aber es fehlt einfach an Sauerstoff. Immer wieder muss ich verschnaufen. Dennoch, nach insgesamt 3 Stunden und 55 Minuten bin ich plötzlich auf dem Gipfel, 5920 m! Es ist noch windstill. Ich blicke in den Krater, an dessen Boden sich ein See befindet, in dem es auch Lebewesen gibt.





Gerne würde ich da hinunter gehen, und mir das genauer ansehen, aber ich fühle mich zu schwach. Ich setze mich auf einen Stein und schaue in den Krater. Dabei muss ich eingeschlafen sein. Plötzlich schrecke ich hoch, etwa 30 Minuten sind vergangen und ich habe plötzlich Kopfschmerzen. Das ist gar nicht gut, also nichts wie runter. Der Abstieg über loses Geröll ist quälend. Ich muss mich zwingen, mich trotz der Kopfschmerzen auf jeden Schritt zu konzentrieren. Weiter, immer weiter, bergab. Ich weiss nicht mehr, wie ich nach zwei Stunden Abstieg dann die 10 km zum Refugio zurück geschafft habe. Ich erreiche das Refugio aber am späten Vormittag, lange bevor der Wind zu stark ist. Den ganzen Nachmittag verbringe ich dann mit Kopfschmerzen im Bett und lausche, wie der Sturm am Dach des Refugio zerrt. Erst nach dem Abendessen geht es besser und ich bin zuversichtlich, dass ich am nächsten Tag zu meiner Radtour aufbrechen kann.

Die höchstgelegene Teerstraße Amerikas


Von dem Refugio an der Laguna Verde radle ich nun, bepackt mit 10 Litern Wasser auf guter Teerstraße in Richtung Argentinien. Die Straße ist eine Fernstraße, die Antofagaste mit Salta verbindet und verläuft östlich von San Pedro de Atacama größtenteils auf über 4500 Metern Höhe mit etwa 4880 Metern als höchsten Punkt (so genau weiss ich es nicht, weil es kein entsprechendes Schild gab, gemäss der Höhenlinien auf der Karte ist es zwischen 3850 und 4900m). Es ist damit die am höchsten gelegene Asphaltstraße in Amerika.





Es ist auch eine sehr einsame Gegend: keine Dörfer, keine Refugios, nur weite, einsame, karge Landschaft. Trotz des welligen Profils aus leichten Anstiegen und kurzen Abfahrten komme ich sehr gut voran. Es ist wenig Verkehr, nur einzelne LKWs. Die Fahrer halten Abstand und grüßen freundlich. Ich fahre meist auf dem breiten Seitenstreifen.



Die Landschaft ist atemberaubend: Überall erheben sich Vulkangipfel, 5500 bis 6000 m hoch, dazwischen rote Steine, keine Vegetation. Ab und zu mal eine Lagune mit unterschiedlichen Farben des Salzes. Vicunias sind zu sehen, am Wasser auch diverse Vögel. Es macht Spaß auf so guter Straße durch diese Landschaft zu rollen. Auch mit dem Fatbike läuft es sehr angenehm, obwohl dieses ja für andere Oberflächen gemacht ist...


(Fortsetzung folgt...)
Anhang:
Chile_2016-12_0205.JPG (36 x heruntergeladen)


Geändert von wal (05.02.17 11:01)
Änderungsgrund: Fortsetzung
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Betreff von verfasst am
Streifzüge auf dem Altiplano wal 04.02.17 17:13
Re: Streifzüge auf dem Altiplano Karl der Bergische 05.02.17 19:03
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad wal 06.02.17 05:50
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad Juergen 06.02.17 05:58
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Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3 cyclerps 09.02.17 06:48
Re: Streifzüge auf dem Altiplano: Offroad 3 Juergen 09.02.17 07:12
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Re: Streifzüge auf dem Altiplano: letzte Etappen wal 09.02.17 06:17
Re: Streifzüge auf dem Altiplano kettenraucher 06.02.17 13:50
Re: Streifzüge auf dem Altiplano wal 07.02.17 05:54
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Re: Streifzüge auf dem Altiplano indomex 10.02.17 14:22
Re: Streifzüge auf dem Altiplano grenzenlos 07.02.17 06:20
Re: Streifzüge auf dem Altiplano Mütze 07.02.17 12:54
Re: Streifzüge auf dem Altiplano kettenraucher 07.02.17 14:04
www.bikefreaks.de