Noch ein Nachtrag zu Tag 11: Ich habe versehentlich geschrieben, auf dem Weg von Algajola nach Calvi habe das Meer links und das Gebirge rechts gelegen. Natürlich war es genau umgekehrt, schließlich war ich ja Richtung Westen unterwegs.
13. Tag (11.09.2014), Calvi – Galéria
Strecke: 38 km
Fahrzeit: 2 Std. 33 min
Höhenmeter: 371Wie schon gestern Morgen frühstücke ich auf der Terrasse der Campingplatz-Bar. Und wie gestern Morgen begebe ich mich wieder zu „meinem“ Elektrohändler, um zu schauen, ob mein bestelltes Ladegerät eingetroffen ist. Ist es, aber es passt wieder nicht zu meinem Akku. Zum Glück muss ich es nicht kaufen. Sehr ärgerlich, ich habe keine Lust, während der verbleibenden gut anderthalb Wochen nur mit der Smartphone-Kamera fotografieren zu können, also entschließe ich mich, eine möglichst einfache und billige Kamera als Ersatz zu kaufen. Hätte ich gewusst, dass bereits nach drei weiteren Tagen die Tour verletzungsbedingt beendet sein würde und ich sie erst im kommenden Jahr würde zu Ende führen können, hätte ich mir diese Investition (knapp 90 Euro) erspart…
Es gibt ganz in der Nähe tatsächlich einen recht großen Elektronikmarkt. Überraschenderweise ist die Verkäuferin, die mich berät, die junge Polin, die mich gestern Abend im Restaurant bedient hat und die also hier einen weiteren Job hat. Ich kann sie dann mit einigen der wenigen Brocken Polnisch, die ich mir auf meinen Radtouren in Polen angeeignet habe, beeindrucken: „Dziekuje“ (danke) und „do widzenia“ (auf Wiedersehen).
Nun verlasse ich Calvi.
Direkt hinter Calvi verlasse ich die dichtbesiedelte Balagne und habe den Eindruck, als sei ich in einer völlig anderen Welt. Die Küstenstraße Richtung Porto (D 81 B) ist schmal und kurvig, es gibt kaum Autoverkehr, auch keine Ortschaften mehr. Nur noch schroffe, wilde und einsame Landschaft. Herrlich. Die heutige Etappe ist mit die landschaftlich spektakulärste der gesamten Reise. Ich bin einfach nur begeistert. Heute werde ich der Küstenstraße südwärts bis zum nächsten Küstenort, Galéria, folgen (dazwischen ist nichts), und auch der morgige Abschnitt ist bis kurz vor Porto kaum besiedelt.
Statt vieler Worte mögen die Bilder für sich sprechen:
Schließlich schwenkt die Straße ins Landesinnere; der bis hierher einwandfreie Straßenbelag wird etwas holprig. Man hat einen Blick auf die Hochgebirgslandschaft im Inselinneren; zahlreiche Gipfel auf Korsika überragen deutlich die 2000 Meter.
Mitten im Nichts taucht überraschend am Straßenrand eine Pizzeria auf. Ich nutze die Gelegenheit und gönne mir ein Pietra, das korsische Kastanienbier.
Nun stößt die Straße wieder ans Meer, mit Blick auf den Golf von Galéria. Mein Etappenziel Galéria ist im Hintergrund auch schon zu erkennen.
Die Strecke verlief bisher ohne allzu starke Steigungen, aber immer recht hoch oberhalb der Küste. Einige Höhenmeter habe ich doch gesammelt. Umso mehr genieße ich nun eine lange Abfahrt bis fast auf Meeresniveau.
In einem breiten, flachen Tal überquere ich den Fango, einen Fluss, der hier ins Meer mündet.
Ins Fango-Tal führt eine Straße hinauf, die zu den landschaftlichen Highlights auf Korsika zählen soll, das steht aber nicht auf meiner Agenda. Die Straße weiter Richtung Süden nach Porto hingegen verläuft ab hier zunächst im Landesinneren und erreicht erst nach einem recht hohen Pass (Col de Palmarella, gut 400 m) wieder die Küste. Das steht morgen auf dem Programm. Jetzt biege ich auf eine Stichstraße ab, die mich an der Küste entlang nach einigen Kilometern nach Galéria führt. Der Ort ist mir sofort sympathisch.
Aufgrund seiner geographischen und verkehrstechnischen Abgeschiedenheit geht es angenehm beschaulich zu, von Massentourismus wie etwa in Calvi keine Spur. Trotzdem bietet der Ort an touristischer Infrastruktur alles, was sich brauche: einen wunderschönen Strand (kein Sand, aber nicht allzu grober Kies), Läden, Restaurants und Bars und vor allem einen Campingplatz, auf dem ich mich einquartiere. Hier fallen mir auch zahlreiche Wanderer auf, die auf dem Campingplatz übernachten; hier verläuft einer der beliebtesten korsischen Wanderwege (Tra Mare e Monti Nord).
Mit einem leckeren Fischgericht in einem Restaurant direkt am Strand lasse ich den Abend ausklingen.
Fortsetzung folgt…