Hallo zusammen,

nach längerer Zeit benötige ich mal wieder Eure Hilfe: Bei der Wiederinbetriebnahme eines älteren Trekkingrades macht die 9-fach Kettenschaltung Ärger. Nennt mich Rohloffverwöhnt oder -verdorben, aber meine Kettenschaltungskompetenz ist deshalb ein wenig eingerostet, ich bekomme sie alleine nicht hin.

Es ist das oft benannte Problem des unpräzisen Schaltens. Ich habe die Schaltung exakt auf das mittlere Ritzel eingestellt, aber sowohl nach unten oder nach oben muß ich die jeweils äußeren Gänge quasi ertasten, also geringfügig überschalten, damit die Kette umspringt.

Ausschließen kann ich ein verbogenes Schaltauge, dieses steht exakt parallel zum Ritzelpaket; auch die Vorgehensweise beim Einstellen der Schaltung ist mir bekannt.

Es bleibt noch ein möglicherweise schwergängiger Schaltzug (eher weniger), ein defektes oder müdes Schaltwerk (schon eher) oder eine Inkompatibilität der folgenden verbauten Einzelkomponenten (alles Shimano):

Schaltwerk: RD-M771 (Deore XT)
Schalthebel: SL-M660 (SLX)
Ritzelkassette: CS-HG61-9
Kette: CN-HG93

Vertragen sich diese Komponenten prinzipiell miteinander? Falls ja, würde ich es nach neuen Schaltzügen mit einem neuen Schaltwerk versuchen. Könnt Ihr ein geeignetes empfehlen? Es muß kein XT sein - solide Mittelklasse tut es.

Vielen Dank und Grüße

Klaus

Hallo Klaus,

das bleibt aber trotzdem mein erster Hinweis: Schaltauge verbogen. Das sieht man nicht wirklich, ob es exakt passt. Und es lässt sich in drei Dimensionen verbiegen.

Bevor Du alle möglichen Teile austauscht, teste mal mit einem anderen Laufrad.

https://www.bike-components.de/de/Shimano/Deore-Schaltwerk-RD-M591-9-fach-p22098/

Weitere Fragen: sind alle Kettenglieder frei beweglich? Sind die Schaltröllchen leichtgängig und frei von "Schmodder"? Ist die B-Schraube korrekt eingestellt?
Gutes Gelingen!
Besten Gruß,
Chris

Hallo Thomas,

den Laufradtest habe ich schon durchgeführt: Spanne ich das Vorderrad in das Gewinde des abgenommenen Schaltauges ein, stehen beide Räder exakt parallel (an mehreren Stellen entlang des Umfangs gemessen).

Mir geht es nun in erster Linie darum zu vermeiden, daß Inkompatibilitäten zwischen den verbauten Komponenten für die Probleme verantwortlich sind und ich deshalb einem Phantom hinterherjage.

Grüße, Jürgen

@Chris: Kette und Schaltröllchen sind sauber und frei beweglich, Laufleistung ca. 1000 km

und frisch beim Frühlingsputz zerlegt, geputzt und falsch herum wieder eingebaut?

Bei Shimano gibt es "obere" und "untere" Röllchen. Das obere ist seitensteif, um die Kette präzise zu führen. Das untere ist eher lummelig und auf Leichtlauf optimiert, muss ja nur die Kette umlenken. Da sieht man keinen Unterschied

Hallo Klaus,


du nennst es in deinem Ausgangsbeitrag nicht ausdrücklich. Da du aber sonst sehr ein sehr elaboriertes Herangehen beschreibst, scheint es mir fast unanständig, es zu fragen. Nur wäre meine erste Prüfung beim beschriebenen Fehler, die Kettenlängung zu messen. Eigentlich ist das doch genau das, was man hat, wenn die gelängt ist?

Ich habe übrigens - wenngleich ein einziges Mal in Jahrzehnten - eine fabrikneue Kette verbaut, wo die nicht stimmte. Nachdem ich alles reihum wechselte, Kassette, Schaltwerk, Züge und was weiß ich, habe ich die Kettenlehre rausgeholt. Auf die Idee kommst bei einer neuen Kette doch nicht.

Die Kassette kann natürlich auch verschlissen sein. Profis und begabte Bastler können das auch sehen. Dazu zähle ich leider nicht. Ich muss sowas testen. Gibt wohl auch ein Werkzeug dafür, aber da kenne ich mich nicht aus.

Den SLX Schalthebel SL-M 770 gab es sowohl als 9x als auch als 10x. Als 10x Version würde er natürlich nicht kompatibel sein. Was mir noch einfällt: Schaltzug am Schaltwerk auf der falschen Seite geklemmt.
LG Olaf

Letzteres kam mir auch gleich als erstes in den Sinn.

vs. ?
Den 660er gab es doch nur 9fach, oder?

Die Sachen sollten zueinander passen.
Wie hast du das Schaltauge geprüft? Mit einer Lehre oder nur per Augenschein?
Ansonsten würde ich mal den Innenzug schmieren oder gleich austauschen.

Eigentlich jedes 9fach Schaltwerk. Das beste aktuelle Schaltwerk ist das Alivio Schaltwerk der 4000er Serie. Ob M- oder T4000 hängt von der Größe des größten Ritzels ab.
Evtl auch ein RR-Schaltwerk der 5701 Serie.

Hallo Klaus,

ich würde erst mal den Schaltzug entfernen, dann das Schaltwerk in alle Gelenkrichtungen per Hand ordentlich durchbewegen (mit etwas Sprühöl an den Gelenken, das du nachher wieder abwischst) und dann neue Außenhüllen und Schaltzug verbauen.

Grüße
Florian

Moin zusammen,

zunächst vielen Dank für die Hinweise. Eigentlich hatte ich alle oben genannten Dinge bereits untersucht bzw. kann sie ausschließen. Aber die selbstverständlichsten Dinge werden oft gedankenlos falsch gemacht (man selbst sonnt sich ja im Nimbus der Unfehlbarkeit, und Blödsinn schrauben nur andere zusammen… ): Die seitenrichtige Klemmung des Schaltzuges sehe ich mir heute noch einmal an, ebenso den Kettenverschleiß.

Für mich kristallisiert sich langsam tatsächlich das Schaltwerk als Ursache heraus. Es war ursprünglich am Lieger verbaut, lag dann jahrelang in der Kiste, bis ich es letztes Jahr bei der Renovierung des genannten Rades wiederbelebt hatte. Irgendwie kam mir schon damals die Rückstellfeder etwas lahm vor. Aber zunächst montiere ich einen neuen Schaltzug.

Viele Grüße

Jürgen

Tausche den gesamten Schaltzug, also Seil und Bowdenzüge aus. Manchmal reichen minimale Widerstände, um Ungenauigkeiten hervor zu rufen. Die sind beim Bewegen des Seiles per Hand nicht fühlbar.

Wenn das Schaltwerk ausgeschlagen ist, lässt es sich seitlich weit hin und her bewegen. Das Verrückte dabei ist, dass ich einige an sich ausgeschlagene Schaltwerke in unserem Fuhrpark kenne, die alle akzeptabel schalten. Ich musste erst ein einziges deshalb tauschen.

Einmal hatte ich Schaltprobleme nach einer Reparatur, die kamen von einem Schaltwerk, das nicht weit genug nach innen eingefedert hatte. Das obere Röllchen stand deshalb zu weit weg von den Ritzeln. Ein Handgriff, und die Sache war erledigt. Es gibt also manchmal auch ziemlich blöde Ursachen.

Bei deiner Beschreibung geh ich nicht mehr davon aus, dass das Schaltauge der Grund sein wird. Obwohl es auch da seltsame Geschichten gibt: Am Tandem habe ich einmal anhand eines Reifentausches das verbogene Schaltauge gerichtet. Danach ließ sich das Tandem nicht mehr sauber schalten. Erst, als ich das Schaltauge wieder zurück verbogen hatte, funktionierte die Schaltung. Mein Radhändler sagte dazu, dass er solche Räder auch kenne. Niemand weiß, warum, aber es ist so.

lg!
georg

Ich kann außer generellem Verschleiß von Ritzeln, Kette und Schaltwerk (das auch bei geradem Schaltauge verbogen sein kann...) zwei Ursachen nennen, die beide bei mir schon vorkamen:

- Schaltzug irgendwo angerissen, z.B. an der Klemmung?
- Schraube, mit der das Schaltwerk festgeschraubt wird locker?

Gerade letzteres hat uns mal schier in die Verzweiflung getrieben, als sich die Schraube fast völlig gelöst hatte und die Schaltung überhaupt nicht mehr ging. Aber auch wenn sie sich nur leicht lockert, beeinflusst das die Schaltpräzision negativ.

Martina

Moin Jürgen,

schaue doch mal beim Schalten, ob nur die Kette nicht aufs richtige Ritzel springt (trotzdem das Schaltwerkwerk richtig steht) oder ob das Schaltwerk nicht in die richtige Position kommt. Das kann bei einem herkömmlichen Schaltwerk, wo die Rückholfeder in Richtung des kleinen Ritzels zieht, nur beim Schalten aufs kleinere Ritzel vorkommen - andersrum zieht der Schaltzug ja.
Das ist mir auch schon untergekommen - Feder im Schaltwerk lahm geworden, Auswechseln kaum machbar. Falls Du ein zweites Schaltwerk zur Verfügung hast, einfach mal tauschen.
Ansonsten fallen mir noch verharzte Schalthebel ein - entweder alt oder mal mit WD-40 eingesprüht...

Carsten

Ich hätte dieses hier günstig abzugeben: "KLICK!"

Bei Interesse melde Dich gern.
Gruß!
hercules

Hallo,

die Sache ist erfolgreich erledigt. Es war offenbar die Summe mehrerer Einzelursachen, wobei sich die Ständerplatte als Hauptverantwortliche erwiesen hat. Beim Austausch des Schaltzuges und dessen Hülle gegen einen neue stellte ich nämlich fest, daß ersterer an der Ständerplatte schleifte und dies dort je nach Schaltzugspannung (= eingelegter Gang) an unterschiedlicher Stelle tat. Der Schaltpräzision war das nicht wirklich förderlich...
Ein Dremel und ein Klecks Rostschutzfarbe schafften hier nachhaltig Abhilfe. Weiterhin habe ich noch das Schaltwerk gegen das eines anderen Rades quergetauscht, wobei dies wahrscheinlich nicht mehr wirklich notwendig gewesen wäre.

Vorher: https://ibb.co/yXS98wT
Nachher: https://ibb.co/R97zVnt

Jetzt läuft die Sache wieder, auch wenn ich noch immer kein wirklicher Freund von Kettenschaltungen bin.

Grüße und danke für die Hinweise

Klaus

@Herkules: Vielen Dank für das Angebot, auch wenn dies nun nicht mehr notwendig ist.

Bei den Bildern wird eine Erinnerung wach: Am Trekkingrad hatte ich unter dem Tretlager diese Kunststoff-Führung für die beiden Züge. Irgendwann hat sich der Zug so tief in den Kunststoff hineingebarbeitet, dass er schon am Lack des Rahmens gescheurt hat. Das wäre auch eine mögliche Ursache, warum er an der Halteplatte aufliegt bzw. -lag.