Hallo, mein Name ist Andreas, ich komme aus Berlin und bin fast 30 Jahre alt (fühle mich aber nicht so). Dieses Jahr habe ich mein Diplom geschrieben und will Mitte nächsten Jahres eine Radreise in mein Geburtsland Kasachstan unternehmen. Alles in einem ist es gewiss abenteuerlustig, bedenkt man, dass seitdem ich zwölf bin regelemäßig und liebend gerne auf einem Fahrrad sitze, jedoch noch nie eine Reise auf dem Rad gewagt habe. Und schon garnicht eine so lange.

Inzwischen habe ich etwa ein halbes Jahr Vorbereitung hinter mir und das Equippment ist fast vollständig. Visa, Reisekrankenversicherung und die ganzen Formalitäten müssen aber noch gemacht werden.
Die Reise würde wie folgt verlaufen: Deutschland-Tschechien-Polen-Ukraine-Russland-Kasachstan. Ich würde Mai oder Juni losfahren, je nachdem wie es sich ergibt und etwa 3 Monate unterwegs sein.
Zurück würde ich gerne mit dem Zug fahren. Es gibt eine Direktverbindung Astana-Berlin. Nun weiß ich aber noch nicht, ob man da ein Fahrrad mitnehmen kann. Soweit ich weiß, ist das nur ein Wagon. Wenn jemand Erfahrung damit hat (oder überhaupt mit Zugreisen in Russland,Kasachstan,Osteuropa) und diese hier schildern könnte, wär ich sehr dankbar.
Zur Not würde ich zurück auch fliegen - aber eher ungerne.

Und wenn sich jemand dazu gesellen möchte (ganze oder Teilstrecke),hätte ich nichts dagegen.

Was ich noch nicht herausgefunden habe: Wenn ihr monatelang unterwegs seid, wie sieht es mit eurer Krankenversicherung aus? Habt ihr einen Arbeitgeber, der das bezahl oder bezahlt ihr das selbst?

So, fürs Erste genug Fragen. Freue mich auf eure Antworten!

Andreas.

Hallo Andreas,
super, das ist genau die Reise, die ich immer mal machen wollte. Ich werde sie jedoch trotzdem nicht mit Dir gemeinsam machen können (ich wäre ohnehin eine andere Altersklasse als Du), bin aber sehr gespannt auf deinen Bericht nach der Rückkehr.
Zum Zug: soweit ich weiß, hat der keinen Gepäckwagen. Da aber, zumindest in russischen Zügen, alles mögliche mitgenommen werden kann, sofern man dem Schaffner ein wenig entgegenkommt, solltest Du auch irgendwie das Rad mitbekommen. Vermutlich wirst Du´s aber zerlegen müssen.
Alternativ kannst du Dir auch einen Schlafwagen der 1. Klasse gönnen und da alleine mit Deinem Rad residieren (ich weiß allerdings nicht, was sie Dir dafür abknöpfen, Beziehungen helfen auf jedenfalls).
Zur Krankenversicherung: Die wirst Du selbst tragen müssen. Ich kenn keinen Arbeitgeber, der die übernehmen würde und nur sehr wenige, die Dir 3 Monate Urlaub genehmigen.
Das Thema der Krankenversicherung wurde hier schon gelegentlich erörtert, z.B. HIER .
Gruß Nat

Bei russischen Zügen haben wir die besten Erfahrungen mit der Holzklasse (Platzkart) gemacht, nur dort scheint der Radtransport einigermassen problemlos ohne zu viel Zerlegen (Vorderrad trotzdem raus) zu gehen, da du dort über den Betten noch ein Gepäcknetz hast, bzw. zwei, über die du es quer legen kannst. Ein ganzes Abteil wäre mir deutlich zu teuer. Es soll aber bei manchen Zügen auch Gepäckabteile geben, habe mein Rad aber lieber bei mir.
Der Direktzug nach Berlin wird allerdings keine Holzklasse haben, nehme ich an. Da wäre dann wohl eine Fahrt mit Umstieg in Moskau besser.

Grüsse

Christian

Ich kann dir nur begrenzt weiterhelfen, aber vielleicht ein wenig:

- Ich schließe bei längeren Touren (> 2 Monate) gelegentlich eine Auslands-Reisekrankenversicherung bei Hanse Merkur ab, auch wenn ich noch in Deutschland gesetzlich krankenversichert bin.

- Air Astana hat mein Fahrrad mal problemlos von Astana nach Frankfurt transportiert.

Viel Erfolg bei der Tour! Ich persönlich würde eher die Route südlich des Kaspischen Meeres bevorzugen, aber da du wahrscheinlich Russisch sprichst, ist der Norden ja ein Heimspiel für dich.

Gruß,
Valentin

Danke für eure Antworten.
Dass man einem russichen Schaffner was zustecken kann, habe ich auch schon gehört. Nur will ich mich nicht drauf verlassen. Ansonsten müsste ich schnell umdisponieren. Oder ich setze drauf und es wird schon irgendwie klappen.
Allein zu reisen ist ansich nicht schlecht, wie ich finde. Man richtet sich nur nach dem eigenen Rythmus und lernt sich außehalb der modernen Welt vielleicht etwas besser kennen, da man nur auf sich gestellt ist.
Dennoch: falls jemand mitkommen will, so könnt ihr euch melden.

Ich werde aud jeden Fall hier im Forum davon berichten.

Ich habe mich kurz wegen dem Zug informiert. Solche Verbindungen finde ich sehr interessant.
Anscheinend fährt der nicht mehr direkt nach/von Astana. Auf bahn.de habe ich keine Direktverbindung zwischen Berlin und Astana gefunden. Und unter der im Bericht erwähnten Zugnummer ist ein Zug zu finden, der bis nach Saratov (Ru) fährt. Also nur gut die Hälfte der Strecke. Der Wagenlauf ist anscheinend (seit 2008) gekürzt worden.

Ich denke das ist eine Fahrt via Moskau vielleicht einfacher. Denn Astana-Moskau hat es, so meine ich, direkte Züge...

Gruss Christian

Hallo Tollero,
bin wahnsinnig gespannt, ob Du meine Nachricht erhalten und lesen konntest. Bin außerdem innteressiert an einem persönlichen Meinungsaustausch zu Deinem Vorhaben. Schick mir doch bitte eine PN.

Schöne Weihnachten wünscht

eulim65

Hallo.
ich denke bei diesem Zug Berlin-Astana (ein Wagon) handelte es sich um die Kurswagen der DB. Diese Kurswagen wurden meines Wissens Ende 2010 eingestellt.


Gruss Uli

Vielen dank für eure Antworten. Ja, das mit dem Zug hat sich erledigt. Oder ich muss wirklich nach Moskau und da umsteigen.
Ich kenne bloß die russischen Züge noch von früher und soweit ich weiß, halten die nicht lange. Außerdem sind die Wagonnummer durcheinander, man weiß also nicht wo der eigene Wagon halten wird. Und wenn ich mir vorstelle, das Fahrrad und das viele Gepäck schnell in den Zug stopfen zu müssen wird mir ein bisschen mulmig. Aber vielleicht mache ich mir da zu viel Stress.

Übrigens: sehr gutes Forum hier!

Ich war viel im Zarenreich, allerdings zu Zeiten, als der jetzige Zar noch sein Unwesen in Mitteldeutschland trieb. Bin auch mehrmals mit der SZD gefahren, auch Schlafwagen. Soweit ich mich erinnern kann, waren die Halte der Schlafwagen, nicht der Elektritschkas, immer reichlich, auf dem Bahnsteig war "Markt", die Samowar-Deshurnaja kontrollierte die Karten ausgiebig vorm Einsteigen.
Wies jetzt ist, weiß ich allerdings nicht.
Hier schreibt manchmal ein Rand-Moskauer (Tolja (?)), wunderbare Berichte über den Norden. Musst mal suchen. Er kann dir bestimmt aktuelle Hinweise geben.

Das Problem ist eher, dass man bei den grossen Halten nicht lange im Vorraus weiss, an welchem Bahnsteig die Züge halten. Bei den grösseren Halten, hast du aber meist genug Zeit um Ein-und Auszusteigen, ist ja im Fahrplan üblicher Weise auch angegeben. Umsteigen in Moskau bedeutet wahrscheinlich einen Bahnhofwechsel, würde mich aber nicht abschrecken, dieses Jahr hatte ich allerdings nur einen Flughafenwechsel, sind grössere Distanzen und ich musste dennoch die Metro nehmen.

Grüsse

Christian

Hallo Andreas,
Hört sich toll an die Reise!
ich bin 2004 von D-Land nach Usbekistan geradelt. Allerdings weiter südlich , mehr oder weniger an der Donau lang, dann durch die Ukrainie und Russland ans Kaspische Meer. Von Astrachan haben wir einen Zug durch Kasachstan nach Usbekistan genommen und sind dort dann nochmal geradelt.
Für das Teistück das wir durch Kasachstan gefahren sind war die beschaffung des Tickets schwieriger als das ganze zu Verstauen. Schaffner und alle anderen Leute am Bahnsteig waren behilflich den Exoten mit Fahrrad zu helfen. Die Räder sind am Ende des Waggons hochkant im Bereich einer Tür befestigt worden (die dann nicht mehr benutzbar war). Aus meiner Sicht wirst du da keine Probleme haben dein Fahrrad transportiert zu bekommen. Dafür sind die Leute flexibel genug und da Reisen genug mit viel Gepäck). Für normales Gepäck ist im Abteil genug Platz (wir sind damals die ganz normale Liegewagenklasse mit Platz für 4 Personen im Abteil gefahren).
Zurück sind wir mit dem Flugzeug mit Umsteigen in Moskau , das ging auch relativ Problemlos.
Für die Visa: Weiß nicht ob das in Russland noch so ist, aber als Tourist bekommst du kein Mehrfachvisum , sondern nur für eine Einreise. Weil wir auch eine 2malige Einreise gebraucht haben brauchten wir ein GEschäftsvisum mit Einladung von irgendeiner Russischen Firma. Falls das immernoch so ist bekommst du das über eine Visaagentur (kostet ein bißchen mehr aber du musst dich um nichts kümmern) die anderen Visa haben wir selber beantragt.
Wenn du da her kommst wirst du es wissen: es wird da sau heiß und gerade dicht besiedelt sind dort einige Ecken auch nicht. Deswegen sind wir auch das Stück durch Kasachstan mit dem Zug gefahren. Mehr als 50km ohne gesicherte Wasserstelle wollten wir nicht fahren, besonders wenn es keine Strecke ist auf der auch mal ab und an ein LKW vorbei kommt...
Wir hatten Teilweise richtige Hitze 45° mit üblem Gegenwind (aus Osten) da haben wir manchmal nicht mehr als 10km/h geschafft....
Also nur damit du deine Reise vielleicht so timen kannst dass du nich im heissesten Monat dort bist...
Und wegen Krankenversicherung: Für ein Russisches Visum brauchst du sowieso eine extra Krankenversicherung. Damals war sogar Axa vorgeschrieben, weiß nicht ob das noch so ist. Die ganzen Visathemen sind gut auch www.auswaertigesamt.de auszuchecken...

Grüße
Felix

Hallihallo,

das Zugfahren mit Rädern war bei uns in Russland kein Problem. In Kasachstan war das Zugsystem soweit ich erinnere ziemlich gleich, dort sind wir allerdings nur ohne Räder Zug gefahren.

Generell gibt es in Russland durchaus die Möglichkeit Räder als Gepäck per Zug zu verschicken, allerdings kommen sie dann nicht unbedingt im gleichen Zug mit und es kann auch einige Tage länger dauern.... wir haben es lieber nicht versucht.

Offiziell darf man bei "Platzkart" 32 Kg Gepäck mitnehmen, bei "Kupe" 50 Kg (beide Angaben ungefähr aus der Erinnerung). Sobald ein Fahrrad irgendwie verpackt ist, gilt es als Gepäck. Mit ein paar großen Müllsäcken und Klebeband geht das recht gut und schnell.
Empfehlen würde ich Platzkart, weil dort das Gepäckfach einfacher zugänglich ist und man ein Rad (ohne Vorderrad) ganz gut quer reinpacken kann. Bei uns hat der Platz für zwei Räder mit allem Gepäck mit etwas schachteln gut gereicht.
Beim Kupe muss man schon deutlich besser schauen wo man das Gepäck verstaut.

Allerdings kann es sein, dass internationale Züge keine Platzkart- Waggons haben. Das ist zumindest an der Grenze zur Mongolei so.

Wir sind immer reingekommen, auch wenn der Zug offiziell nur einen einminütigen Stopp hatte und wir natürlich einige Minuten länger gebraucht haben. Es kam schon mal vor, dass ob der Gepäckmenge etwas gestöhnt wurde, das Interesse an uns überwog dann aber doch immer und wir hatten keine Probleme.
In Russland wurde immer recht kurzfristig bekannt gegeben, auf welchem Gleis der Zug fährt. Ein nettes Nachfragen am Schalter hat dieses Problem aber meist gelöst, den ungefähren Standtort der Wagen können einem die Bahnarbeiter auch meist nennen. Und gewogen wurde unser Gepäck auch nie.

Ich würde Zugfahren auf jeden Fall empfehlen, finde es toll in diesen Zügen.

Viele Grüsse und eine schöne Reise

Veronika

Hallo,

falls die Tour und auch die Idee mit der Rückreise mit der Bahn noch aktuell sein sollte, dann würde ich die zeitlich kürzeste Variante von Astana direkt nach Kiew empfehlen. Zwischen Astana und Kiew fahren regelmäßig Züge sowohl mit "Kupe" als auch "Platzkart" Wagons. Die Route über Moskau ist nur dann sinnvoll, wenn man via Belarus nach Deutschland weiterfährt. In dem Fall braucht man jedoch ein weiteres Visum für Belarus.

Deshalb ist es einfacher, schneller und auch billiger von Kasachstan über die Ukraine mit dem Zug nach Deutschland zu fahren.

In den Sommermonaten ist es im postsowjetischen Raum generell sehr schwer Fahrkarten für Langstrecken zu bekommen, insbesondere zwischen den jeweiligen Hauptstädten und Moskau. Auch aus diesem Grund würde ich die Strecke Astana — Kiew — Warschau — Berlin der Strecke Astana — Moskau — Warschau — Berlin vorziehen.

Räder kann man in den Platzkartnyi-Wagons problemlos mitnehmen, in den Kupe-Wagons ist es schwieriger und man muss verhandeln.

Viele Grüße aus Berlin nach Berlin

Götz