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#834790 - 08.06.12 20:28
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: radlsocke]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Ja, Kettenraucher, bitte hab erbarmen! Habe Dich schon in Sutz verpasst <seufz>
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#834828 - 09.06.12 06:31
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: Jojo64]
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Gibt es noch ein glückliches Ende??? Selbstverständlich. Nur die Ruhe, bin manchmal nicht der Schnellste
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#834830 - 09.06.12 06:39
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: panta-rhei]
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Ja, wir haben uns knapp verpasst, aber noch ist nicht aller Tage Ende und sicherlich werden wir noch zu Lebzeiten eine Gelegenheit finden, ein zünftiges Bierchen miteinander zu zischen, spätestens in ein paar Monaten beim nächsten Forumskonvent in Berlin.
Das geplante Wiedesehen am Sonntag in Basel hatte meine Frau auf den Samstag vorverlegt. Deshalb bin ich bereits samstags spontan aus Biel abgereist, halb lachend in Freude auf die Schönste und Liebste, und halb weinend, weil ich so gerne mit den Foristi noch die Berntour am Samstag gefahren wäre.
Übrigens haben wir dann den Sonntagvormittag in Basel im Wesentlichen damit verbracht, den Weg aus der Stadt zur Veloroute 7 zu finden. Im Verlauf dieser verbaselten Irrfahrt hat meine Frau an einer Kreuzung ein paar Radler gesehen, wovon mir einer laut „Hi Kettenraucher“ hinterher gerufen hätte. Leider habe ich davon nichts bemerkt, weil ich zu diesem Zeitpunkt bereits den allgemeinen Überblick verloren hatte. Aber dieser sensationelle Gruß in der fremden Stadt inspirierte vor allem meine Frau zu einer Reihe von Witzen – leider über mich. Und schließlich habe ich doch noch den richtigen Weg zur Juraroute gefunden. Naja, ich sage es geringfügig ergänzend mal so: Die Schönste und Liebste hat mir in bemerkenswerter Ruhe und Gelassenheit den entscheidenden Tipp gegeben.
Beste Grüße und bis bald.
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#834842 - 09.06.12 08:03
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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moin,
ist denn die Veloroute 7 so schwer zu finden? Wir kommen nächsten Freitagmorgen mit dem Zug in Basel-Bad an und wollen auch die Jura-Route fahren. Hast du Tipps, damit wir nicht den ganzen Vormittag "verbaseln"?
Danke und beste Grüße
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#834850 - 09.06.12 08:34
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: inga-pauli]
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die 7 findest Du am SBB Nordausgang. In Seleute ist die Juraroute gesperrt (Erdrutsch). Eine Umleitung über den Col de la Croix ist aber eingerichtet Veloroute 7 Gute Reise Jürgen
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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#834939 - 09.06.12 14:05
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: inga-pauli]
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Was ich auch erst in Basel lernen musste, Vertrauen in die erstklassige Schweizer Beschilderung haben Entweder es ist die Route explizit ausgeschildert, oder es gib es ein kleines auf der Spitze stehendes viereckiges Schild, wenn alle Routen in die Richtung gehen. Wenn weder noch zu sehen ist, der Strasse folgen bzw. geradeaus fahren. Es ist nicht wie in HH, wo man gelegentlich erstmal interpretieren muss, wie es wohl hätte gedacht sein können Edit: Will nur nochmal unterstreichen, die Route beginnt am Basel SBB und NICHT in Basel Bad, vielleicht fragt ihr mal freundlich, ob Ihr durchfahren dürft.
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Geändert von haegar (09.06.12 14:06) |
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#834946 - 09.06.12 14:44
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: Juergen]
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die 7 findest Du am SBB Nordausgang. In Seleute ist die Juraroute gesperrt Gute Reise Jürgen Danke, Jürgen!!! Es ist nicht wie in HH, wo man gelegentlich erstmal interpretieren muss, wie es wohl hätte gedacht sein können Oh - neues Foto!? In Hamburg möchte ich nicht als Radtouristin unterwegs sein - besser wirds nicht: jetzt wird sich um den Elberadweg an der Großen Elbstraße gestritten - peinlich, diese "weltoffene" Stadt Edit: Will nur nochmal unterstreichen, die Route beginnt am Basel SBB und NICHT in Basel Bad, vielleicht fragt ihr mal freundlich, ob Ihr durchfahren dürft. Danke Thorsten, da hab ich gar nicht drauf geachtet - mal sehn, ob unser Zug überhaupt bis zum SBB fährt! Donnerstag abend geht's los - ich freu mich und bin ganz gespannt!
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#834986 - 09.06.12 18:10
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: inga-pauli]
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Hi Ingrid, generell ist die Beschilderung der Velorouten in der Schweiz erstklassig. In Basel war es aber Mist und wir wurden im Kreis geleitet. Das ist erstens eher ein Ausnahmefall und liegt zweitens daran, dass wir von der Innenstadt aus die Route gesucht hatten und nicht vom Bahnhof aus oder von einer beschilderten Veloroute auf die nächste gewechselt sind. Die Infos von Haegar und Juergen sind völlig zutreffend. Aber für den hypothetischen Fall, dass ihr die Veloroute 7 in der Innenstadt nicht sofort finden solltet, müsst ihr einfach Richtung Zoo oder Oberwil fahren. Eher früher als später gibt es parallel dieser Straßen einen Radweg, der dann bald auf die beschilderte Veloroute 7 trifft. Und dann ist es wieder völlig problemlos – und sauschön zu fahren.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#834993 - 09.06.12 18:31
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Moin Stefan,
dir auch ein ganz herzliches Dankeschön - wird schon klappen!
Lieber Gruß
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#835000 - 09.06.12 18:46
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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So, jetzt wissen wir also detailliert, wie Familie Kettenraucher nach überstürztem Aufbruch aus Biel sich stundenlang in Basel verbaselt hat. Wir wissen auch, dass sie wieder herausgefunden haben, vor allem dank der holden Weiblichkeit. Und dass die Veloroute 7 wie überhaupt die Schweizer Velorouten ganz wunderbar und schön zu fahren und zu finden sind. Soooo viel Zeit hat der liebe Kettenraucher für diese Informationen an uns investiert. Aber was wir immer noch nicht wissen: Wie ging es weiter nach der Schöllenen???? Ob wir es jeeeeeeeeeeeeeee erfahren werden...? Gruß Irrwisch, die Ruhe selbst und von Geduld erfüllt
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#835042 - 09.06.12 21:56
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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generell ist die Beschilderung der Velorouten in der Schweiz erstklassig. In Basel war es aber Mist und wir wurden im Kreis geleitet. Das ist erstens eher ein Ausnahmefall und liegt zweitens daran, dass wir von der Innenstadt aus die Route gesucht hatten und nicht vom Bahnhof aus oder von einer beschilderten Veloroute auf die nächste gewechselt sind. Ich darf das nochmal ergänzen, auch wenn mein Basel-Erfahrung schon historische 10 Jahre zurückliegt: Wenn man einmal die wegweisende Ausschilderung verlässt, weil man vielleicht irgendeine ein schönes Kirchlein oder ein schöne Schweizerin entdeckt hat, wird es leider schwer zurückzufinden. Autoausschilderung und Radwegausschilderung sind verschieden und nicht parallel. Ich hatte damals sehr große Probleme, einerseits bei der Einfahrt die Jugendherberge zu finden, weil ich kurz die Ausschilderung verlassen hatte und ebenso große Probleme den Weg heraus nach Delemont zu finden, weil ich einmal ein Hinweisschild für Radler übersehen hatte. Wenn man sich also nicht "linear" sondern "kreativ" durch Basel bewegt, kann es durchaus schwierig werden, insbesondere weil die Autoauscchilderung Autobahn-orientiert ist. Mag sein, dass es heute etwas besser ist als damals.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen | |
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#835053 - 10.06.12 05:50
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: veloträumer]
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oder eine schöne Schweizerin entdeckt hat, wird es leider schwer zurückzufinden. .... oder einen schönen, interessanten Schweizer !!! Aber dann ist die Veloroute nicht mehr wichtig Schönen Sonntag!
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Geändert von inga-pauli (10.06.12 05:55) |
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#835064 - 10.06.12 07:19
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: Irrwisch]
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... die Ruhe selbst und von Geduld erfüllt Hi Uschi, ich muss aufrichtig gestehen: Deine humorvolle Anmerkung zum Sachstand motiviert mich sehr zum Weiterschreiben. Allerdings muss ich jetzt ständig und schmunzelnd an unsere Schoki-und-spontan-über-den-Chasseral-Tour zurückdenken. Die war ganz große Klasse! Auch wenn es mir bei der vielen Warterei auf jedem einzelnen Hügelchen mit der Zeit doch ganz schön kalt geworden ist. Ich hoffe, Du verzeihst mir diesen unvermeidlichen kleinen Radfahrer-Scherz. Ich freue mich jedenfalls schon auf die nächste gemeinsame Fahrt. Und: Klar, schreibe ich weiter. Ich hab mir das kleine, persönliche Jahrhundertprojekt ja selber eingehandelt.
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Off-topic
#835121 - 10.06.12 11:05
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Unterwegs in Guatemala
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Und: Klar, schreibe ich weiter. Ich hab mir das kleine, persönliche Jahrhundertprojekt ja selber eingehandelt. Hallo Stefan, nachdem das Jahrhundert-Hochwasser alljährlich wiederkehrt, freue ich mich schon auf die Fortsetzung und viele weitere lesenswerte Reiseberichte von dir, die noch folgen werden Mit den besten Grüßen Thomas
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Off-topic
#835686 - 11.06.12 20:36
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Auch wenn es mir bei der vielen Warterei auf jedem einzelnen Hügelchen mit der Zeit doch ganz schön kalt geworden ist. Wenn Du da auch so kalte Sachen trinkst und Dich einfach so auf den nackten Boden setzt... Ja, die Schoggi-Chassi-Tour war auch ganz nach meinem Geschmack, hier noch ein verspäteter Dank an den Spontan-Guide Micha! Soso, Du fühlst Dich motiviert. Das schadet ja nich. Gruß Irrwisch
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#835909 - 12.06.12 17:26
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: Irrwisch]
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Der Mittelgebirgsradler betritt Neuland und denkt: Groß, diese Gegend ist vor allem saumäßig groß. Das eigentlich riesige Tal ritzt nur eine winzige Furche in dieses übermäßig gewaltige Gebirge. Aber die Nordrampe des Gotthard ist zielstrebig und erklimmt den Scheitelpunkt hoch oben auf diesem gigantischen Monstrum schnurstracks und in vielen langen Geraden. Unnötige Schlenker und geschmeidige Serpentinen sind hier nicht angesagt.
Trotzdem liegt die Steigung im Schnitt bei nur etwa acht Prozent, sie zieht sich aber hin, und zwar über eine Strecke von etwa zehn Kilometer, also für einen Hochgebirgsneuling durchaus eine kleine Herausforderung jenseits seiner beschaulichen Alltagsroutine. Aber ich komme gut voran und drücke sogar ziemlich auf´s Tempo, da es nach Auskunft der meteorologisch Sachverständigen heute noch kräftig regnen und stürmen soll.
Die prächtige Landschaft empfängt mich übrigens mit erstaunlich viel grünem Klimbim. Unzählige Gebüsche umzingeln die steinalten Gerölle und so manche Sträucher erobern wagemutig sogar die steilsten Felsenklippen. Zottelige Kräuter machen Lust auf eine botanische Untersuchung und auch den interessanten hexagonalen Mustern der verblassenden Schneefelder könnte man eine vertiefende naturkundliche Betrachtung widmen. Aber ich hab grad was anderes vor und konzentriere meine Kräfte ganz auf meinen ersten richtigen Alpenpass.
Kaum ein Auto unterbricht die Meditation des Velonauten. Es ist himmlisch still. Ich höre eigentlich nichts und fahre entspannt vor mich hin. Welch ein Genuss nach der gestrigen Fahrt durch diese verdammte Höllenschlucht. Aber mit der Höhe kommt der Nebel, er wird dichter, dunkler, grauer, er legt sich schwerfällig über die Straße und ich erkenne bloß noch ein paar Meter Asphalt vor meiner Nase. Ohne Sicht lassen sich im Anstieg keine Zwischenziele ins Auge fassen und somit auch keine Zwischenziele erreichen und die ganze Sache wird mit der Zeit schon mal zu einer mühsamen Kurbelei.
Trotzdem erreiche ich schneller als gedacht den Abzweig zur historischen Passstraße und gerate nun endgültig in das dichteste Nebelmeer. Ruhe, Einsamkeit, ein paar tiefen-entspannt herumliegende Gesteinsbrocken, ein paar Meter Straßenpflaster aus der Familie der Gneise, ein buntes Velo, ein interessierter Abenteurer aus der Dynastie der Möchtegerns, alles zusammengeschrumpft auf eine kleine sichtbare Welt von zehn mal zehn Metern. Das ist es, was mir der unsichtbare Berggigant heute zu bieten hat. Ein winziges Hier und Jetzt. Ich halte an und halte inne, setze mich auf einen Felsen, koste die reinste Luft, sauge die tiefste Stille, fühle die schönste Ruhe und erlebe eine kaum vorstellbare Glückseligkeit. Es ist ein wunderbarer Ort. Ich verweile stumm und in Gedanken versunken. Es ist hier tausendmal schöner und zauberhafter als ich es jemals erwartet hätte.
Hätte nicht wenig Lust, hier und jetzt in diesen felsigen Trümmern ein Zelt aufzuschlagen und ein paar Tage zu bleiben. Rein kontemplativ. Allein mit dem zottigen Gras auf diesem vom Nebel bedampften Ungeheuer. Die freundliche Einladung von Onkel Gotthard, auch mal bei Sonnenschein vorbeizuschauen, nehme ich aber dankbar an. Das ist doch Ehrensache.
Dann meldet sich Brutus, mein angeblich freier Wille zu Wort: Er: Wie weit mag es noch sein? Ich: Wie weit wohin? Er: Bis zur Passhöhe? Ich: Keine Ahnung. Er: Das Gelände ist hier ziemlich eben, oder? Wir müssten doch schon weit oben sein? Ich: Das kann täuschen. Die Sicht ist und bleibt lausig. Er: Wir sind aber doch auf dem richtigen Weg? Ich: Ja, sicher. Es gibt hier doch nur diesen einen und einzigen Weg. Er: Oder haben wir uns verirrt? Ich: Mann, Mann, Mann, wenn Du mich nicht hättest. Kaum ist mal ein bissel Nebel, schon machste Dir in die Hosen. Er: Niemals mach ich mir in die Hosen, bloß weil ich nicht sehen kann, wo`s langgeht, wo´s hingeht und wie´s ausgeht.
Stumm, vergnügt und heiter radeln wir jetzt weiter.
Wir tasten uns Meter für Meter voran und nur ein paar Minuten später stehen wir vor den Gebäuden der Passstation. Nebenan drei parkende Autos. Ein Wegweiser zeigt zur Via tremola. Sonst nichts. Stille. Nebel. Nichts. Warum fällt mir ausgerechnet jetzt dieser blöde Spruch meines ehemaligen Physiklehrers ein: Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Warum Sie nichts sehen, sehen wir später. Ha ha ha.
Summa summarum ergeht folgender Beschluss: Wegen der schlechten Wettervorhersage fahr ich heute nicht wie geplant nach Italien, sondern mache mich sofort auf den Rückweg. Der Berg ist erobert, das Ziel ist erreicht. Es gibt keinen Grund, hier länger herum zu lungern. Wir haben heut auch noch was anderes vor.
Hoppele die Pflasterstrecke retour, erreiche wieder die Asphaltstraße und segle vorsichtig bergab bis sich der Nebel etwas lichtet. Löse jetzt die Bremsen und begebe mich also in den freien Fall. Mühelose Beschleunigung von null auf hundert in vier Sekunden. Grobe Schätzung. Bei 70 oder so bremse ich zurück auf etwa 30, um den grandiosen Blick, meinen kleinen Triumph und den gebührenfreien Antrieb der Schwerkraft ausschweifend genießen. Was für ein großartiger Blick hinunter ins steil hinabstürzende Tal: Und das bist Du wirklich schon alles hochgefahren? Ja, ja, ja, so ist es. Quod erat demonstrandum. Unglaublich. Huuraaaaaaaaaaah fliegen wir zurück nach Hospental und biegen erst mal ab in Richtung Furkapass.
Schon der schlichte Anblick sorgt für ein verschüchtert mulmiges Gefühl. Also, wenn das, was ich hier so andeutungsweise bei der Anfahrt zum eigentlichen Pass von hier unten aus nur so erahnen kann, also wenn das wirklich zutrifft, dann kann ich nur sagen, … dass ich dazu überhaupt nichts sagen kann. Ich bin jedenfalls sprachlos. Bestenfalls kommentiere ich ein „Um Himmels Willen“. Oder ein „Nein danke.“ Zur Not auch ein entsetztes „Aber ohne mich.“
Selbst mein ansonsten eher furchtloses Velo zittert und klappert ängstlich vor sich hin bevor es schamvoll zaudernd das weiße Tuch der Kapitulation vor mir in den Ring wirft.
OK, mach Dir keine Sorgen, wir wollten hier eh bloß mal schauen und nicht hochfahren, zumindest nicht heute. Nach der Euphorie am Gotthard und der Demoralisierung am Furka begeben wir uns zügig zurück nach Andermatt und kurbeln die ersten Serpentinen zum Oberalppass hinauf, das ist hier in der Gegend die Kindergartenvariante des Furka.
Denn Morgen möchte ich über den Oberalp in Richtung nach Hause fahren, nicht, weil ich keine Lust mehr auf die Berge hätte, sondern weil die Wetteraussichten für die nächsten Tage so :zensiert: sind. Heute möchte ich nur mal üben. Deswegen bin ich ja hier, zum Üben und zum Sammeln von Erfahrungen und deswegen fahr ich jetzt den Oberalp, mal nur so zur Probe.
Zunächst geht es ganz gut, man gewinnt rasch an Höhe, man blickt bald hinab auf`s Dorf und stellt fest, dass es die Schweizer nicht für nötig halten, hier eine Leitplanke oder ein kleines Mäuerchen oder wenigstens ein Fangseil entlang der Straße zu installieren. Sollte man, aus welchem Grund auch immer, einen halben Zentimeter vom Asphalt abkommen, gibt´s nichts zu rammen und auch nichts zu halten und man stürzt sofort und unwiderruflich den mit der Höhe immer unbarmherziger werdenden Abgrund hinunter, zerschellt an den paar Felsen und findet – zerschmettert und in seine Einzelteile zerlegt - ein wenig heldenhaftes Ende. Exitus. Mit Verlaub - das möchte ich vermeiden und halte deshalb in dem dichten Verkehr stur mindestens 30 Zentimeter Abstand zum tödlichen Abgrund. Ich nehme mir den Platz, den ich brauche, lasse mich nicht verunsichern und schon gar nicht bedrängen. Komme, was da wolle.
Aaaaaah ! Hilfe ! Ein kräftiger Schubs von hinten links und mein Rad schnellt plötzlich nach rechts Vorne auf den Abgrund zu. Einigermaßen sofort reiße ich den Lenker herum und rette mich zurück auf den Asphalt. Dieser erste Schreck sitzt mir noch gehörig in den Gliedern und schon drückt mich die nächste Windböe von hinten rechts mit einem Ruck nach links in die Mitte der Straße. Der Brummer, der mir entgegenkommt und auf mich zu hält, sieht sich aber nicht zum Bremsen, sondern lediglich zu einem empörten Hupmanöver veranlasst. Im vorletzten Moment reiße ich das Ruder herum und finde zurück in meine Spur am Fahrbahnrand. Hier ist es heute aber windig, heikel windig, denk ich noch so blöde vor mich hin und kaum hab ich tief Luft geholt, katapultiert mich hinterrücks der nächste Windstoß wieder gefährlich nah an den tödlichen Abgrund. Ich rette mich einigermaßen reaktionsschnell nur wenige Zentimeter vor dem Ende.
Nichts wie weg hier, stemme ich mich jetzt gegen den heftigen Wind von rechts, halte mit großer Kraft den Lenker fest in den Händen und werde doch immer weiter in Richtung Fahrbahnmitte gedrückt. So geht das eine ganze Weile unkontrolliert Hin und Her mit dem scheiß Wind und ich muss mal wieder zugeben, dass mir das Ganze doch schwer zu schaffen macht. Dass ich einen Anstieg fahre habe ich ja schon ganz vergessen, denn die Steigung ist bestenfalls noch eine Nebensächlichkeit. Ich habe jetzt definitiv andere Probleme. Ich hab ja nichts gegen Wind, aber warum muss er denn jede Sekunde aus einer anderen und unvorhersehbaren Richtung blasen, und dann auch noch so heftig. Ich weiß gar nicht, was ich machen soll und halte an einem geeigneten Plätzchen erst mal an. Meine Betrachtung der Lage ähnelt der von gestern in der Schöllenen: Zurück? Ausgeschlossen. Weiterfahren? Auch Ausgeschlossen. Mein Gott, denk ich, was war denn der Gotthard vorhin für ein Kinderspiel. Nun gut, ich bin ja jetzt schon einiges gewöhnt und entscheide mich für´s weiter fahren und der Wind entscheidet sich für´s weiter stürmen.
Was soll ich am Ende des Tages sagen: Ich hab´s mal wieder überlebt. Oben auf der flachen Schlussgeraden – noch vor der Galerie - bläst mir der zunehmende Sturm so heftig entgegen, dass ein Weiterfahren unmöglich ist. Hier kehre ich also um, aber auf der Abfahrt zurück nach Andermatt schlottern mir nicht nur die Knie, sondern ich hab auch ganz gehörig die Hosen voll.
Dann sitze ich mental relativ erschöpft auf der Mauer vor einer geschlossenen Kneipe und bin unendlich glücklich, dass ich (trotzdem noch) lebe und beschließe, morgen Richtung Deutschland zurück zu fahren. Nicht, weil ich keine Lust mehr auf die Schweizer Berge hätte, sondern weil sich die desaströse Wettervorhersage zu bestätigen scheint: stürmisch und heftiger Regen. Das mit dem stürmisch habe ich ja eben schon kennen gelernt und das mit dem Regen, der jetzt wieder beginnt, kenne ich eigentlich auch schon. Vergangene Nacht ging dermaßen eine Sintflut nieder, dass ich dachte, direkt unter dem Wasserfall des Niagara übernachten zu müssen.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. |
Geändert von kettenraucher (12.06.12 17:26) |
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#835925 - 12.06.12 18:06
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Ich wär' ja weitergefahren die Tremola runter ins Tessin, ist allemal besser als in Andermatt festzusitzen! Aber das kannst du ja immer noch ein andermal, vielleicht ja via Grimsel-Furka, bei besserem Wetter, und zum Schluss ein sündhaft feines und teures Eis am Lago Maggiore wünsch' ich dir jedenfalls! Hast mich wieder gut unterhalten! Gruss Markus
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Geändert von mstuedel (12.06.12 18:06) |
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#835927 - 12.06.12 18:28
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Das war sehr schön bildhaft beschrieben, als wär man dabei gewesen. Danke, kettenraucher. Aber, ach du liebe Güte...warum macht mensch so was freiwillig. Während des Lesens hatte ich wieder das Bild von Jan Ulrich vor Augen, als dieser bei der Abfahrt über den Abhang stürzte. Damals am Fernseher ist mir fast das Herz stehen geblieben. Da fahre ich meine Höhenmeter lieber hier zur Ottensteiner Hochebene. Die Aussicht ist herrlich und die Abhänge nicht so steil.
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Beste Grüße, Peter Die Schildkröte sieht mehr vom Weg als der Hase | |
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#835933 - 12.06.12 18:40
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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...endlich geht es wieder voran. Danke Stefan, wie immer großartig, ganz herzliche Grüße aus Mannheim.
Mike
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#835934 - 12.06.12 18:41
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: mstuedel]
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Ich wär' ja weitergefahren die Tremola runter ins Tessin, Tessin. Ich höre immer wieder Tessin. Zugegeben, eine wunderbare Gegend und ein Traum meiner Kindheit. Aber hier prallte das eine Tief aus dem nördlichen Atlantik auf das andere Tief aus dem südlichen Tessin. Glaub mir, das macht dann keinen Spaß mehr. Vorhergesagt war nördlich der Alpen ein perspektivisch deutlich besseres Wetter und so ist es dann auch gekommen. Aber die Gegend fand ich toll. Das nächste Mal werde ich die Via tremola von Süden aus erklimmen und … und … und so einige Klassiker in eurer Gegend auch noch fahren. Ursprünglich wollte ich ja ins Tessin und über den Lucomagno oder Graubünden irgendwie zurück. Ausschließlich wegen dem Wetter war es aber dieses Mal zu heftig. Mit anderen Worten: Ich werde versuchen, die erweiterte Tour nachzuholen.
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Allen gute Fahrt und schöne Reise. | |
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#835936 - 12.06.12 18:46
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: mstuedel]
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sündhaft feines und teures Eis am Lago Maggiore Hi Markus, zum Glück hat der Lago Maggiore auch einen italienischen Teil. Dort kann man zu mittlerweile erstaunlich erschwinglichen Preisen "sündigen". Eis und Pizza sind dort kaum teurer als in Mannheim. Die Aussicht ist allerdings meist wesentlich schöner... herzliche Grüße Mike
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#835939 - 12.06.12 18:50
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: winoross]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hi Peter, Das war sehr schön bildhaft beschrieben, als wär man dabei gewesen. Danke, kettenraucher. Aber, ach du liebe Güte...warum macht mensch so was freiwillig.. Also... im Gebirge radfahren macht echt Spass (wenn man nicht das vollbeladene Rad tragen muss - und das Wetter ein bisschen gnaedig ist ...) Da fahre ich meine Höhenmeter lieber hier zur Ottensteiner Hochebene.
Wo ist denn das?
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Liebe Grüsse - Panta Rhei "Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet | |
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#835944 - 12.06.12 19:04
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien
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Hi Stefan Supi, dass Du weitergeschrieben hast - der Gotthard war auch mein erster "richtiger" Pass. Erinnere mich noch, wie ich mit Klassenkameraden über jedes Steigungsprozent bei der 1. Alpenüberquerung (damals mit superwackeligem Kettler Dixi mit Mixterahmen) gefeilscht habe und nur einen einzigen Pass-Anstieg akzeptieren wollte ... Kühl, feucht - so hab ich ihn auch in Erinnerung. Ich wär' ja weitergefahren die Tremola runter ins Tessin, Tessin. Ich höre immer wieder Tessin. Zugegeben, eine wunderbare Gegend und ein Traum meiner Kindheit. Aber hier prallte das eine Tief ... Aber die Gegend fand ich toll. Das nächste Mal werde ich die Via tremola von Süden aus erklimmen und … und … und so einige Klassiker in eurer Gegend auch noch fahren. Val Tremola von Süden ist sehr zu empfehlen - dann hast Du die "Rennstrecke" Col-Andermatt und Schöllenen bergab ... ist aber anstrengender, als von Norden
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#835955 - 12.06.12 19:16
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: winoross]
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...warum macht mensch so was freiwillig... Lieber Peter, Du hast diesen Abschnitt aber genauestens gelesen. Man macht den Kram schlicht, so lange man es körperlich noch kann und dabei Freude empfindet. Ich jedenfalls könnte morgen zu meiner nächsten Fahrt über alle Berge dieser Welt aufbrechen … bevor ich dann irgendwann zu alt sein werde. Wir alle wissen, wie schnell das geht. Also lasst uns fahren.
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Geändert von kettenraucher (12.06.12 19:18) |
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#835969 - 12.06.12 19:39
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Ich halte an und halte inne, setze mich auf einen Felsen, koste die reinste Luft, sauge die tiefste Stille, fühle die schönste Ruhe und erlebe eine kaum vorstellbare Glückseligkeit. Ich hab es noch nicht geschafft, einem Nichtbergfahrer die Faszination des Pässefahrens verständlich zu machen. Dir braucht man das nicht zu zu erklären. Gruß Irrwisch
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#836061 - 13.06.12 07:29
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: kettenraucher]
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Heidenei, das macht große Freude zu lesen Zuerst möchtest Du von Stuttgart nach Berlin und lässt dich von einem Klugscheißer überreden, der Schweiz einen Besuch abzustatten. Deine Trainingsfahrt über Karlsruhe und Kaiserslautern ändert ein gestöckelter blonder Vamp Richtung Köln und Deine Liebste lockt dich sirenengleich an den Bodensee. Jetzt wunder ich mich so langsam über gar nichts mehr und frage mich, ob der nette Kerl neben mir am Tisch in der Schweizer Pizzeria wirklich der ist, der eine Geschichte erlebt, die den geneigten Leser zunächst völlig fassungslos macht. Sicherheitshalber habe ich vor der letzten Nacht mal alles auf 30 Seiten kopiert und unter mein Kopfkissen gelegt, damit ich dich verstehe und, ich nehme es vorweg, ein wenig kann ich es doch nachvollziehen. Angekommen auf dem Gipfel der Genüsse sitzt Du nun auf der Mauer vor einer geschlossenen Kneipe und lauerst auf weniger Wind? Die Spannung auf das Ende im Allgäu wächst, und ich glaube ja, dass dir eine tapfere, unverzagte und heitere Person schon den richtigen Weg zeigen wird. Gruß Jürgen
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° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° Reisen + | |
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#836065 - 13.06.12 07:40
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: panta-rhei]
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Da fahre ich meine Höhenmeter lieber hier zur Ottensteiner Hochebene.
Wo ist denn das? Schau mal: http://www.natur-erleben.niedersachsen.de/karte/tour-900000006-2602.htmlEs gibt hier nicht nur den Weserradweg. Rechts und links der Weser im Naturpark Weserbergland gibt es wirklich Bergland und nicht nur die Ottensteiner Hochebene. Die Anstiege und Abfahrten sind nicht soo steil und die "Pässe" nicht gar so hoch. Aber schee ist's. Und auch hier gilt: Bist du erst mal oben geht's erstmal bergab.
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Beste Grüße, Peter Die Schildkröte sieht mehr vom Weg als der Hase | |
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#836071 - 13.06.12 07:59
Re: Ach so, nur Schweiz
[Re: Juergen]
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Zuerst möchtest Du von Stuttgart nach Berlin und lässt dich von einem Klugscheißer überreden, der Schweiz einen Besuch abzustatten. Deine Trainingsfahrt über Karlsruhe und Kaiserslautern ändert ein gestöckelter blonder Vamp Richtung Köln und Deine Liebste lockt dich sirenengleich an den Bodensee. Sieht so in etwa nicht die ideale Radtour aus? Aber ja doch!! Und das ebenfalls: Heidenei, das macht große Freude zu lesen
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