Hallo,

Da hab ich gerade wieder so ein Zitat gelesen, das aber in ähnlicher Form oft zu hören ist.

Warum glauben eigentlich Radler, die irgendwo durchgefahren sind und keine Probleme hatten, das das die Regel sei und deshalb die Sicherheitshinweise von Leuten die meist dauerhaft vor Ort sind und weit besseren Überblick haben übertrieben sind?

Oder besteht ein Missverständnis eher dahingehend, das es für sehr viele Länder Sicherheitshinweise gibt, man jedoch nicht die feinen Unterschiede der Gefährlichkeit wahrnimmt?

Wenn ich mir die Sicherheitshinweise von z.B. Bolivien und Guatemala anschaue, dann halte ich Guatemala für deutlich gefährlicher obwohl man natürlich in beiden Ländern überfallen werden kann.

Hallo,

ich glaube, gemeint ist folgendes: Die Welt ist fast überall gefährlich, und wer absolute Sicherheit sucht, sollte in den Club Med fahren und sich nicht als Individualreisender durchschlagen.

Das bedeutet jetzt auch nicht, dass man alle Warnhinweise in den Wind schlagen sollte, aber man darf sich eben auch nicht verrückt machen. Die Aufgabe des Auswärtigen Amtes oder anderer offizieller Stelle ist es, Reisewarnungen für den "Durchschnittstouristen" herauszugeben. Deshalb sind die Warungen in der Regel eher zu vorsichtig als übertrieben. Ein vorsichtiger, erfahrener und mit den Grundzügen der Sprache und Kultur des Reiselandes vertrauter Reisender kann häufig auch in als gefährlich eingestuften Ländern einen interessanten Urlaub verbringen. Ein Restrisiko bleibt natürlich, aber das muss jeder für sich selbst abwägen.

Beispiel: Ich war vor 5 Jahren mit meiner Freundin in Kolumbien. Sie stammt aus Kolumbien, war aber vor dem Urlaub auch für einige Jahre nicht mehr dort gewesen und kannte viele Gegenden, die wir bereist haben, vorher auch nicht. Kolumbien zählt aufgrund der sehr häufigen Entführungen und der allgemein sehr hohen Kriminalitätsrate zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Trotzdem waren es unvergesslich schöne Wochen in einem Land mit sehr freundlichen Menschen und wunderbarer Natur!

Andererseits würde ich auch heute trotz etwas verbesserter Sicherheitslage keinem Europäer empfehlen, alleine durch das Land zu reisen. Das kann zwar gut gehen, aber eben auch mit einem mehrjährigen Zwangsaufenthalt in irgendwelchen Urwaldcamps enden.

Wie gesagt, letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welches Risiko er eingehen will. Die Hinweise des AA können dabei eine Hilfestellung sein, mehr aber auch nicht.

Grüße
Velo-Phil

Warnungen einfach zu ignorieren, halte ich für ausgesprochen dumm.

Konkret zu Guatemala (aus einem Thread zu diesem Reiseziel unter "Reisepartner" stammt das von HvS erwähnte Zitat, glaube ich):
Meine Schwester ist gestern von einer einwöchigen Dienstreise (Entwicklungsprojekte) aus Guatemala zurückgekommen und hält die Sicherheitslage dort (nach vielen Gesprächen mit Einheimischen und dort lebenden Ausländern) für dramatisch schlecht: 250 tote Gewaltopfer monatlich, Aufklärungsquote 2%. Besonders schlimm: Jährlich 500 "femicidios", ritualmordartige Frauentötungen, bei denen die Opfer grausamst zugerichtet werden. Die Opfer sind meist emanzipierte junge Frauen, kaum indigenas.

Und diese Gewaltexzesse soll man wirklich ignorieren??

Happy travels

Roldi

Hi @ all !
Leider sind die Sicherheitshinweise auch von politischer und wirtschafttlicher Rücksichtnahme oder -losigkeit geprägt.
Heutiger Eintrag für die DomRep:


und nun für Kuba:


Jeder der sich in der Region auskennt weiß das in der DomRep Mord/Totschlag/Raub usw. an der Tagesordnung sind. Selbst meine Kunden aus der DomRep berichten mir das es immer schlimmer wird.
Natürlich gibt es in Kuba auch Kriminalität.
Nur in Kuba aufgebrochene Koffer am Flughafen oder Nachts auf der Autopista ohne Beleuchtung herumgeisternde Verkehrsteilnehmer zu bennenen und schwerste Kriminalität zu in der DomRep zu verleugnen ist selbst kriminell. Zumal viele Deutsche (so wie ich damals) sich auf diese Auskünfte verlassen.

jörg

Hallo Jörg,

das Problem beim AA ist aber auch die Tatsache, dass manche Hinweise nicht unter dem Punkte "Sicherheitshinweise" zu finden sind, sondern unter "Allgemeine Hinweise". Leider gibt es hier keine einheitliche Linie, so dass man beide Punkte anklicken sollte.
Denn unter Allgemeine Hinweise für die Domininkanische Republik steht (ebenfalls heute) wiederum:



Daher schaue ich auch immer wieder, was so die Österreicher schreiben (www.bmaa.gv.at) oder die Polen (meine Freundin ist Polin). Interessant, welche Unterschiede es da manchmal gibt.

Gruß,
Micha

Mehrere Informationsquellen sind besser als eine, bei den Hinweisen des AAs stimmt nicht immer alles. Hier mal die Reisewarnungen der Briten:

Travel Advice britisches Außenministerium

Wer in einem Land mit hoher Gefährdung gut durchkommt, der hat einfach Glück gehabt.

Servus,
wenn man sich das eine oder andere Buch von Sir Vival (alias R.Nehberg) durchgelesen hat, dann ist eine gesunde Paranoia zum Teil schon angebracht.
Nachdem einem Feund in Bolivien die Kameraausrüstung auf offener Straße von zwei Männern auf einem Motorrad entrissen wurde und er von den flüchtenden (fahrend, beschleunigend und nach hinten feuernd!) mit einer Pistole drei mal getroffen wurde, würde ich da z.B. nicht hinfahren.
Das was ich mit dem Fahrrad so treibe, geht überwiegend mit U an un hört mit -rlaub auf. In dieser Zeit ist mein Bedarf an lebensverkürzenden Erlebnissen gleich null.

Grüße
Josef

Das finde ich für Bolivien erstaunlich. Bin vor 2 Jahren selbst 2 Monate kreuz und quer durchs Hochland gefahren, habe nirgendwo negative Erfahrungen gemacht und nie hat mich ein mulmiges Gefühl beschlichen. Ich hatte mich ganz bewußt für Bolivien entschieden, u.a. weil im Gegensatz zu Peru/Kolumbien/Ecuador etc.. Berichte wie Deiner über Bolivien nirgendwo zu finden waren. Wann und wo ist das denn passiert?

Dirk

...habe ich mir nicht gemerkt, wo das genau war, da für mich sowieso uninteressant dort hinzufahren (nicht nur wegen angeblicher oder echter Gefahr). Kann ihn aber bei Gelegenheit mal fragen. Er hat das ganze (3 Treffer) überlebt.

Gruß
Josef

Ich denke, da unten muss man als reicher Westeuropäer immer ein erhöhtes Risiko in Kauf nehmen, Opfer ganz gewöhnlicher Straßenkriminalität zu werden.

Hallo Jörg,

das die Einträge auf der Webseite des AA von wirtschaftlichem Interresse geprägt sind ist schon klar. Häufig ist die Sicherheitslage in bestimmten Ländern, in denen Deutsche Firmen Projekte haben, sehr verwaschen dargestellt um die Interressen dieser Firmen nicht zu behindern. Ausserdem kommen die Informationen häufig zu spät. Ich arbeite sehr viel im Ausland und habe mich noch nie auf die Webseite des AA alleine verlassen. Normalerweise ist es besser man holt sich noch Informationen von Webseiten anderer Regierungen und von verschiedenen Nachrichtensendern aus aller Welt. Selbst Nachrichtensender der Länder die man bereist haben häufig eine Englischsprachige Webseite.

Was ich interresant fände währe eine Webseite/ein Forum in dem Auslandsreisende aller Art (Urlaub, Arbeit, etc.) ihre Erfahrungen und Warnungen aus den von ihnen bereisten Gebieten darstellen können. Hatte selber mal vor sowas aufzubauen, hab aber im Moment nicht die Zeit mich um diese Thematik zu kümmern. Falls ich das doch endlich mal machen kann werde ich das hier gerne Posten (Wenn Interresse besteht).

Stephan