Ende November erreichen wir bei La Jonquera den spanischen Teil Kataloniens. Katalonien ist für uns nur eine Art Zwischenkapitel, denn wir haben einen festen Terminplan bis unsere Fähre in Barcelona nach Marokko in See sticht. So müssen wir uns, gegen unsere Gewohnheit auch mal ein paar gemütliche Tage einzulegen, etwas sputen.
Direkt in La Jonquere versuchen wir Vorräte aufzufüllen. Die Supermercados dort, sind allerdings im wesentlichen auf den Einkauf von Einkaufstouristen aus Frankreich ausgelegt. Gezielt einkaufen ist in einer riesigen Mall dort auch echt stressig. Das kennen wir schon aus Frankreich. In den Hypermarches läuft man Ewigkeiten durch Gänge um dann eine Packung Milch zu finden.
Wir besuchen den Naturpark Aiguamolls de l'Empordà. Als Vogelfreunde freuen wir uns über eine große Kiebitz Kolonie, jede Menge Gänse, Braunkehlchen und Rallen. Ein Teil des Parks ist allerdings für Radfahrer (aber nicht Fußgänger) gesperrt, macht bei den Wegen zumindest im Winter unserer Meinung nach gar kein Sinn, denn Platz ist mehr als genug.
In der Nähe von l'Escala dürfen wir über Warmshowers in einem katalonischen Bauernhaus übernachten. Wir teilen uns die Unterkunft mit Sego, einem japanischen Radfahrer mit dem wir uns toll Unterhalten. Er lädt uns ein auch unbedingt mit dem Rad nach Japan zu kommen. Gerade Hokaido legt er uns ans Herz. Wir sollen uns dann auf jeden Fall melden. Vielleicht sollten wir das wirklich in Erwägung ziehen. Der Gastgeber erzählt uns ein wenig über Katalonien und schließt für uns die ein oder andere Wissenslücke. Waren wir zum Beispiel naiv davon ausgegangen, dass Katalanisch eine Art Dialekt des Spanischen ist.
Trotz dessen das hier alle überwiegend Katalanisch sprechen, können wir uns mit unserem wenigen antrainiertem Spanisch in den Geschäften gut verständlich machen. Überraschend für uns gibt es hier auch noch echt gutes Brot. Aus dem Süden waren wir bisher nur wirklich schreckliches Weißbrot gewöhnt. Vermutlich auch einer dieser regionalen Unterschiede in Spanien. Seit den Pyrenäen ist die Wasserversorgung komplizierter. Öffentliche Wasserhähne sind abgestellt und auch die ortansässigen raten uns vom Verzehr des Leitungswassers ab. Daran halten wir uns natürlich. In Barcelona dann sei das Leitungswasser wieder genießbar sagt man uns, es schmeckt nur furchtbar.
In Platja d'Aro endet unsere Strecke am Meer und wir biegen ins Landesinnere ab um dort grob der Autobahn AP-7 bis nach Barcelona zu folgen. Ab diesem Moment ist der EuroVelo 8 wohl unterbrochen, oder besteht nur aus einer Idee. Wir folgen meist zwar irgendwelchen im Internet ausgezeichneten Radwegen, diese sind zum Teil allerdings abenteuerlich. Einen Abend müssen wir unsere Räder einen losen Grund bei 15 Prozent Steigung gemeinsam im Dunkeln hoch schieben und verlieren oft den Halt mit den Füßen und geraten beinahe ins Rutschen. Irgendwann sind wir oben und bauen unser Zelt etwas wagemutig neben eine BMX-Downhill-Strecke auf. Wegen der ständigen Nähe zur Autobahn wird es auch nicht mehr wirklich schön. Aber bis Barcelona können wir das verkraften. Kurz vor der Metropole finden wir einen sichtgeschützem Zeltplatz mitten in einem Industriegebiet, wir haben schon schöner, aber auch schon unruhiger geschlafen.
Pünktlich passend zu unserem persönlichen Zeitplan erreichen wir Barcelona. Hier dürfen wir für ein paar Tage die Wohnung von Gerard benutzen. Er selbst fährt ein paar Tage zu seinem Bruder in den Norden und überlässt uns selbstlos einfach sein gesamtes Heim. Maria muss zwischendrin nach Deutschland fliegen um einen Termin wahrzunehmen. Torben bereitet die Fährfahrt nach Marokko vor und kuriert eine Erkältung aus.
Spät Abends am 07.12. landet Marias Flieger in Barcelona. Zu Bett gehen lohnt sich nicht mehr, denn unsere Fähre nach Marokko legt um 8:30 Uhr ab. Laut Informationen des Fährbetriebs soll man bereits um 4:30 Uhr am Hafen sein. Deshalb packen wir Nachts unsere Räder und verlassen übermüdet um 3 Uhr unsere Wohnung. Wir sind dann auch pünktlich am Hafen. Nur ist bis 7 Uhr niemand außer den Passagieren da. Ganz gemütlich beginnt dann irgendwann der Check-In. Zunächst holt man sich gegen Vorlage des ausgedruckten Tickets am Schalter seine Boardkarten ab. Mit den Rädern stellen wir uns dann auf einen zugewiesenen Platz in die wartenden Autos. Es gibt nichts zum Anlehnen der Räder und unsere Ständer halten auf dem rutschigen Boden nicht. Also halten wir diese tapfer bis 8 Uhr fest und plaudern mit Hand und Fuß mit den marokkanischen Mitreisenden, die uns etwas irritiert betrachten.
Irgendwann sind wir dann auf der Fähre und es beginnt, nach 220 km in Katalonien, ein weiterer Teil unseres Abenteuers Radreise. Ein Teil der uns mehr Nerven kosten würde als wir es bis zu diesem Zeitpunkt auch nur ahnten.