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#1527649 - 14.05.23 07:18
Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
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Dauer: | 19 Tage |
Zeitraum: | 15.4.2023 bis 3.5.2023 |
Entfernung: | 1053 Kilometer |
Bereiste Länder: | Spanien
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Jakobsweg von Sevilla nach Santiago de Compostela Als Idee geistert dieses Vorhaben schon länger in unseren Köpfen, nun ist es endlich soweit. Im Februar haben wir die Flüge gebucht und die Strecke vorbereitet. Wir starten in den mozarabischen Jakobsweg, gut die Hälfte davon entspricht der alten Römerstraße Via de la Plata (die von Sevilla nach Gijon an der asturischen Küste führt), der zweite Teil nennt sich Camino Sanabrés (nach dem Ort Puebla de Sanabria). Ich habe für die 1.000 km 14 Radetappen und drei Reservetage geplant, geworden sind es dann 15 Radetappen und zwei touristische Tage zum Schluss ohne Räder. Für uns war diese Tour in mehrfacher Hinsicht Neuland: Es war unsere erste Anreise zu einer Radtour mit dem Flugzeug. Bislang konnten wir alle Ausgangspunkte einfach mit dem Zug erreichen. Wir waren noch nie mit dem Rad in Spanien und auch noch nie in einer derart dünn besiedelten Gegend. Es wird unsere bisher längste Radtour, unsere bisherigen Touren waren sowohl von der Tagesanzahl wie von der Gesamtlänge meist nur etwa die Hälfte Es war unser erster Jakobsweg, was einerseits ausführliche Reiseliteratur bedeutet, andererseits auch in gewissem Umfang Pilgerinfrastruktur und Pilgerverkehr. Für uns war aber auch klar, dass wir nicht in Pilgerherbergen übernachten werden. Freitag, 14.04.2023 und Samstag, 15.04.2023 Wir steigen im Salzburger Land in den Zug, der uns direkt zum Flughafen Wien bringt. Die frühe Abflugzeit macht leider eine (teure) Übernachtung erforderlich. Die Räder haben wir zerlegt und gut in Radkartons vom örtlichen Händler verpackt. Für den einfachen Transport hatte ich Laufrollen montiert. Trotz des „normalen“ Gepäcksmaßes von 120 x 80 werden sie als Sondergepäck Fahrrad behandelt und entsprechend bepreist. Der Flug verläuft ruhig und pünktlich, die Aussicht auf die verschneiten Alpen ist spektakulär, bei der Ankunft in Sevilla erwarten uns bereits vor Mittag an die 30 Grad. Die Räder kommen auf einem eigenen Laufband, wir suchen uns einen ruhigen Platz im Flughafengebäude, wo ich die Räder zusammenbaue. Die Kartons stelle ich im Abfertigungsbereich an einer Müllinsel ab und bin froh, dass sich niemand daran stört. Kurz nach Mittag sind wir soweit, wir können aufsatteln und nehmen die 20 km in die Stadt unter die Räder, drehen dort eine Runde zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und zu einem ersten Getränk und einer Kleinigkeit zu essen. Der Kontrast zum schneekalten Salzburger Land ist bemerkenswert. Und lassen an der Kathedrale ein offizielles Startphoto von uns schießen. Dann bringen wir die Räder zum Hotel und machen uns zu Fuß noch einmal auf in das Zentrum. Stand-up-Padeln auf dem Guadalquivir, warum auch nicht. Auffällig sind die zahlreichen Junggesellenabschiede, die in der Innenstadt unterwegs sind und die teilweise auch Passanten in ihre Scherze einbeziehen. Eine Runde von Freundinnen und die Braut haben vor dem großen Tag noch einmal Lust auf ein großes Eis. Etappe 1, Sonntag, 16.04.2023 Wir frühstücken in einer Bar und machen uns dabei gleich mit den wichtigsten gastronomischen Regeln bekannt: zum Frühstück isst man Pan Tostado (üblicherweise nur als Tostada bezeichnet) mit Butter und Marmelade. Das Brot ist meist ausgezeichnet (nur selten bekommt man fades Toastbrot) und wird immer frisch in den Toaster geschoben, die Butter ist immer abgepackt und dann sei man noch auf die EINE Frage gefasst: „fresa o melocoton, Erdbeer oder Pfirsch“. An Marmeladesorten gibt es in Spanien nämlich exakt deren zwei, in Galizien kommt noch Ciruela, Zwetschke dazu. Danach starten wir gleich los und hoffen, möglichst viel vom etwas kühleren Morgen ausnutzen zu können. Auf schönen Radwegen geht es aus der Stadt hinaus in Richtung Norden. Die Römischen Ausgrabungen von Italica lassen wir links liegen. Heute stehen an die 70 km auf dem Plan und wir wollen den größeren Teil davon auf dem (Fuß-) Pilgerweg zurück legen. Dieser führt uns über viele Kilometer Schotterstraßen durch die Feld und Hain und wir überholen ein gutes Dutzend Fußpilger, die alle pilgermäßig im Morgengrauen gestartet sein müssen. Ein anstrengender Tag ist das heute für uns. Von Starthöhe 10 m geht es auf letztlich knapp 600 m Meereshöhe, was an sich kein Thema wäre, aber die vielen Gegengefälle sorgen in Summe für über 1.000 Höhenmeter, die Strecke ist oft ruppig und wir kommen nur langsam voran. Bis Guillena radeln wir in leicht hügeligem Gelände, dort pausieren wir an einer Tankstelle und versorgen uns mit Kaffee und Wasser. Dann biegen wir wieder auf den Pilgerweg ein und von jetzt an machen wir echte Höhenmeter. Die Wetter-Apps hatten einen kräftigen Wind aus Nord-Ost vorhergesagt, dieser erweist sich dann zum Glück als astreiner Ostwind, er kommt also nicht von vorne, sondern von der Seite; das ist nicht immer angenehm, aber es kühlt doch ein wenig. Landschaftlich ist es natürlich ein Traum, vor allem die Dehesas, ausgedehnte Weideflächen mit lockeren Korkeichen- und Stieleichenbeständen Einige Male müssen wir auch aus dem Sattel Die Wegmarkierung ist einfwandfrei und motivierend: Einige technische Probleme an den Rädern kosten Zeit und vor allem: uns setzt die Hitze zu. In Castilblanco de Arroyo trinken wir noch einen Kaffee und wechseln dann für die restlichen 30 Tageskilometer auf die Nationalstraße N630. Die Landschaft ist nach wie vor wie aus einem andalusischen Bilderbuch, aber die Steilanstiege in der prallen Sonne zehren an unseren Kräften. Einige Male müssen wir aus den Pedalen und schieben die Fuhre. An einer Mauer, die eine Spur von Schatten spendet, bin ich fast eine Stunde mit dem Schaltwerk meiner Frau beschäftigt und kann den Fehler für die springenden Gänge nicht finden. Ein Spanier auf einem Gravelbike fragt freundlich, ob wir Hilfe brauchen. Ich lehne dankend ab, das wird ein Fall für den Abend. Abends im kühlen Foyer der Unterkunft ist der Fehler in wenigen Minuten gefunden und behoben. Wir kommen erst um 18 Uhr in Almadén de la Plata an und genießen ein erstes Kaltgetränk in einer Bar, die abends auch ein Essen anbietet. Am Tisch vor dem Lokal kommt die Welt für uns langsam wieder ins Lot. Zum Abendessen (Pilgermenü) finden sich etwa ein Dutzend Pilger ein. An einem der Nebentische erklärt ein Pilger aus deutschen Landen seinen bedauernswerten Tischnachbarn lautstark die Welt, wir unterhalten uns gerne mit einer in Tirol lebenden Deutschen (bereits der fünfte Jakobsweg) und einem Franzosen. Er spricht nur französisch und spanisch, so bin ich der einzige in der Gesellschaft, mit dem er sich ohne Übersetzungsprogramm unterhalten kann. Sein Spanisch hat er von den Großeltern gelernt. Beide Elternteile sind als Kinder mit ihren Eltern im Bürgerkrieg nach Frankreich gekommen, von seinen Großeltern hat er das andalusisch gefärbte Spanisch geerbt. Interessant erzählt auch eine Japanerin, die auf ihrem dritten Jakobsweg unterwegs ist. Wir sind übrigens die einzigen Radler, das Pilgermenü schmeckt tadellos. Etappe 2, Montag, 17.04.2023 Der gestrige Tag hat uns verunsichert, ob wir die geplanten Etappen auch nur annähernd werden halten können. Auch heute sind an die 1.000 Höhenmeter zu erwarten – bei gut 80 km, als 10 mehr als gestern, wo wir erst um sechs angekommen sind. Nach dem Frühstück in einer Bar nebenan mit einer Auswahl an zwei Marmeladen (richtig: Erdbeere und Pfirsich) schwingen wir uns gut ausgeruht auf die Räder und wollen die vormittägliche Frische möglichst gut ausnützen. Wir sind heute praktisch ganztägig auf über 500 m Seehöhe und es soll nicht mehr so drückend heiß werden wie gestern im Kessel von Sevilla. Die ersten 15 Kilometer gehen in angenehmem Auf und Ab durch schöne Dehesas – weitläufige mit Kork- und Stieleichen bestandene Weideflächen. Bei aller Trockenheit finden hier Rinder, Schafe und Schweine offenbar noch immer genug Futter. In Real de la Jara treffen wir in einer Bar die Pilgerin aus Japan von gestern Abend wieder und sie bestätigt: ja, sie ist im Dunkeln aufgebrochen und seit knapp vier Stunden unterwegs. Hinter dem Ort hört der Asphalt auf und eine kurze Schieberei wird nötig. Beim Castillo de las Torres überqueren wir die Grenze von Andalusien zur Extremadura. Es geht flott weiter, die Schotteroberfläche ist halbwegs brauchbar und die Steigungen nicht unangenehm. Zwei uns entgegenkommende Montainbiker geben uns Zeichen anzuhalten und fragen nach dem Wegverlauf bei Almadén de la Plata. Sie sind mit terraintauglichen Rädern und kleinem Gepäck unterwegs und geben uns einen Ratschlag mit auf den weiteren Weg: bis Cáceres empfehlen sie uns, möglichst die N 630 zu nehmen. Der Pilgerweg sei über weite Strecken unfahrbar und die Nationalstraße wegen der parallel geführten Autobahn fast verkehrsfrei. Außerdem weisen sie uns auf die Via Verde von Plasencia nach Béjar hin, die wäre in jedem Fall sehr empfehlenswert (und von mir ohnehin eingeplant, auch wenn sie etwas abseits vom klassischen Jakobsweg verläuft). Die nächsten Kilometer sind noch staubig und schön, an der Kreuzung mit der N630 gibt es eine Bar mit Tischen im Außenbereich. Bei zwei älteren Rennradlern fragen wir nach, was sie gerade essen und die Empfehlung wird für die weiteren Tage zu unserem üblichen zweiten Frühstück: Getoastetes Weißbrot mit Tomaten und Iberischem Schinken, darüber wird Olivenöl geträufelt und dazu trinkt man Cola mit viel Eis oder gelegentlich einen Fruchtsaft. Hier lernen wir eine Finesse ländlicher Bar-Gastronomie kennen, die uns in den nächsten zwei Wochen immer wieder einmal begegnet. Gestandene Wirte sind der festen Überzeugung, Grüßen werde überbewertet. Auf einen freundlichen Gruß antwortet der Wirt mit einem mürrischen „digame“, was sich nach „Spar dir dein Gesülze und sag mir einfach, was du willst!“ anhört. (Digame, wörtlich „sag mir“ ist in Spanien auch die Gesprächseröffnung am Telefon. In deutschsprachigen Gegenden meldet man sich üblicherweise mit dem eigenen Namen, in Spanien mit der Aufforderung „¡digame!“). Die beiden freundlichen Radler verabschieden sich dann rasch in die Gegenrichtung und warnen uns noch vor dem langen Anstieg nach Monesterio. Dieser erweist sich dann als äußerst angenehme Abwechslung: gleichmäßige, moderate Steigung auf feinstem Asphalt, kein Verkehr auf der breit ausgebauten Straße und der kräftige Ostwind erleichtert uns das Ganze. Weil es heute so gut läuft und Monesterio als Zentrum der spanischen Schinkenproduktion gilt, pausieren wir dort gleich noch einmal bei tostada con tomate y jamón, und stellen fest, es gibt auch sehr freundliche Wirte. Hinter dem Ort geben wir die eben gewonnen Höhenmeter rasch wieder an die Landschaft ab, die sich hier baumlos und öde zeigt. Es ist allerdings nicht so flach, wie es auf den Bildern scheint, bis zum nächsten Ort sammeln wir weiter viele Höhenmeter. In Fuente de Cantos (Quelle des Gesangs) wird uns zum Kaltgetränk – heute läuft es kulinarisch wirklich gut – ein kleiner köstlicher Erdäpfelsalat serviert. Den Pilgerpfad (Fußweg) sehen wir immer wieder einmal in 100 bis 200 m Entfernung, wir bleiben aber auf der Carretera, die restlichen 30 Kilometer (mit Rückenwind von hinten!) düsen wir flott dahin. Hinter einem großen Straßenschild sehen wir ein Mann kauern, der etwas verwirrt wirkt. Aber er winkt ab, nein, es wäre alles in Ordnung, aber ob wir wüssten, wo es die nächste Unterkunft gäbe. Er hat weder eine Karte dabei, noch weiß er recht, wo er gerade ist. Ich hoffe, wir konnten ihm helfen und überlassen ihm noch eine Flasche Wasser, für die er sehr dankbar ist und er schultert seinen kleinen Rucksack wieder. Die letzten Kilometer bis zu unserem Etappenort Zafra verlaufen auf einer Nebenstraße und sind reiner Genuss. Zafra erreichen wir ohne Mühsal um 15:00 Uhr, damit sind auch unsere morgendlichen Zweifel vergessen. Heute ist es richtig gut gelaufen, es war zwar warm, aber nicht mehr bei über 30, sondern bei gut 25 Grad. So kann man radeln – auch mit Gepäck und vielen Höhenmetern. Fortsetzung folgt
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#1527650 - 14.05.23 07:19
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 3, Dienstag, 18.04.2023 In Zafra haben wir ein Hotel direkt an der Plaza Mayor, das Halbpensionsmenü erweist sich als kulinarischer Reinfall, zum Frühstück erfreut uns dafür eine breite Marmeladenauswahl mit Fresa und Melocoton. Im Abstellraum sind dann noch zwei Räder, ein Velotraum und ein Tout Terrein mit Piniongetriebe. Meine Vermutung Deutsche bestätigt sich wenig später vor dem Hotel, ein jüngeres freundliches Paar ist ebenfalls auf dem Weg. Für den Anfang des heutigen Tages haben wir uns gegen die Straße für den Pilgerweg entschieden, die Ausfahrt aus Zafra ist staubig und führt über einen steilen Hügel. Die mühsam erklommenen Höhenmeter verwandeln wir auf der anderen Seite in Wärme an unseren Bremsen. Danach geht es Auf und Ab über Schotterstraßen und Feldwege durch ausgedehnte Olivenkulturen und Ödland. Langsam aber schön ist das und auch heute überholen wir etwa ein Dutzend Fußpilger. In Villafranca de los Barros pausieren wir bei iberischem Zweitfrühstück und wechseln auf die Carretera Nacional. Der Wind, der vormittags noch angenehm war, bläst am Nachmittag von vorne und die Kilometer werden etwas mühsamer. Die Landschaft wird auch eintöniger, links und rechts ausgedehnte Kulturen von Mandel, Oliven und Wein. In Almendralejo („Mandelhain“) pausieren wir für ein drittes Frühstück, die Bar am Seniorenheim (drinnen wird eifrig Karten gespielt) bietet außer Getränken aber nur Oliven als Beigabe. Wir schaffen es trotzdem in guter Verfassung bis Mérida, dem Emerita Augusta des Römischen Reiches und heutigen Hauptstadt der Autonomen Region Extremadura. Die Einfahrt nach Mérida über die Römerbrücke ist beeindruckend und respekteinflößend. Bevor wir unsere Unterkunft beziehen, stärken wir uns mit dem überfälligen dritten Frühstück (dieses Mal Bocadillos), danach streifen wir durch die Stadt und das touristische Zentrum mit den zahlreichen archäologischen Städten. Die Überreste aus der Römerzeit sind erstaunlich gut erhalten. Die Stadt ist schön, einige Innenstadtbereiche werden großflächig beschattet, offensichtlich ist man hier auf große Touristenströme eingerichtet. Erstaunlich finden wir die Gastronomie im Umfeld der archäologischen Ausgrabungen, wo sich Lokal an Lokal drängt. Es findet sich in den Außenbereichen kein einziger abgeräumter Tisch. Wir setzen uns trotzdem an einen der Dutzenden unbesetzten Tische und sind stolz, wieder etwas gelernt zu haben: abgeräumt wird grundsätzlich erst, wenn ein Gast Platz genommen hat. Fühlt sich so an wie: Sonst könnten glatt Gäste ermuntert werden, Platz zu nehmen und mit einer Bestellung zu drohen. Etappe 4, Mittwoch, 19.04.2023 Wir frühstücken in einer Churro-Bar, bleiben aber bei unserem Tostado-Frühstück. Heute werden wir nicht nach unseren Marmeladenwünschen gefragt, aber es ist für alle etwas dabei: Fresa y Melocoton. Die Stadt verlassen wir vorbei am imponierenden römischen Aquädukt. Auf den ersten Kilometern rollen wir über glatten Radweg-Asphalt und passieren einen Stausee, den Embalse de Proserpina mit mehreren Pilgern (ebenfalls aus römischer Zeit; der Stausee, nicht die Pilger). Danach folgen wunderschöne Vormittagskilometer auf einer asphaltierten Straße, was hier in der Extremadura eine Seltenheit ist. Abseits des Nationalstraßennetzes gibt es fast nur Schotteroberfläche. Wir radeln durch schöne Dehesas und Olivenkulturen, bis wir später wieder auf der N630 landen. Nach einem Steilanstieg geht es nun viele Kilometer mit ein bis zwei Prozent Steigung bergauf. Nach dem zweiten Frühstück in Aljucén (Wirt digame) wird daher ein drittes in Casas de San Antonio fällig. Auch hier wird die eherne Regel extremeñischer Gastronomie beherzigt: Ein Tisch wird erst abgeräumt, wenn der Gast Platz genommen hat, aber der junge Bursche an der Bar ist sehr freundlich. Auf der N630 kommen wir flott voran, der kräftige Ostwind ist wieder eher ein Südost und meint es gut mit uns. Auch wenn er nicht direkt von hinten kommt, empfinden wir ihn als angenehm. Die Landschaft ist etwas grüner, Dehesas wechseln mit großen landwirtschaftlichen Kulturen, hier sehen hier auch viel Getreide. An einer Römerbrücke pausieren wir für etwas Obst, von der nächsten (und großen) Römerbrücke sehen wir gerade eine größere Gruppe Radler wegfahren, bevor wir hinkommen. Diese Gruppe treffen wir im nächsten Ort, Valdesalor, bei einer Pause. Einige Jugendliche begrüßen uns freundlich, wir wechseln ein paar Sätze und setzen uns vor eine Bar. Dass der Tisch vis a vis mit fünf Erwachsenen zu den Jugendlichen gehört, bemerken wir erst später – es sind die Lehrer. Wir kommen rasch mit ihnen ins Gespräch und es entwickelt sich eine angeregte und spaßige Unterhaltung. Sie, die Lehrer, fahren selber gute Räder, die meisten Marke Orbea, und interessieren sich für unsere Ausrüstung, wollen kaum glauben, dass unsere Ortlieb-Taschen bereits 25 Jahre alt sind. Sie sind mit 31 Jugendlichen (letzter Jahrgang vor der Matura) eines Gymnasiums in Zafra unterwegs, eine sehr nette Runde. Sie weisen uns dann noch auf die bevorstehende Steigung nach Cáceres hin, das wird für ihre Schüler die Herausforderung des Tages werden. Wir fahren los, einige der Burschen und Mädchen rufen uns noch ein aufmunterndes „Buen Camino“ oder „buena ruta“ hinterher. Die angesprochene Steigung vor Cáceres erweist sich als harmlos, wir beziehen unser Hostal in der Nähe der Plaza Mayor und machen uns am frühen Abend auf eine Runde durch die Stadt. Vor allem das mittelalterliche Zentrum hat es in sich und war bereits Schauplatz für einige bekannte Mittelalterfilme. Auf der Plaza Mayor plötzlich ein lautes Rufen und Winken: die Lehrer vom Nachmittag sitzen in entspannter Runde an einem Tisch und fragen, ob wir nicht auch ein Bierchen … Natürlich wollen wir und es entspannt sich in der folgenden Stunde eine angeregte und äußerst nette Unterhaltung, in der wir alle viel zu lachen haben. Zwei der fünf Lehrer sind Klassenvorstände, drei Begleitpersonen aus dem Lehrkörper, natürlich ist auch der Sportlehrer mit dabei. Wir tauschen uns über unsere Reise-Erlebnisse und Eindrücke aus, sie erzählen vom Schulleben und den offensichtlich standardmäßigen Sportwochen im vorletzten Jahrgang vor der Matura: im vergangenen Winter eine Schiwoche in der Sierra Nevada, letzten Sommer Surfen in Huelva, etc. Einer erzählt, dass er seit kurzem in Pension ist und das sehr genießt, die anderen spötteln, dass er aber weiterhin jeden Tag in der Schule wäre. Er (claro, soy el bibliotecario) erklärt, klar, er, als ehemaliger Spanischlehrer wäre immer noch der Bibliothekar in der Schule. Einen Tisch weiter sitzt eine größere Runde der Schülerinnen, die Burschen sind in der Stadt unterwegs und man treffe sich dann in der Jugendherberge zum gemeinsamen Abendessen. Viel zu schnell ist es auch soweit. Einer schaut auf die Uhr und sie müssen los. Was für ein schöner Abend aus einer kurzen Begegnung. So freundlich aufgenommen und zum Abschied umarmt zu werden, das hat schon was. Für uns ist es dann ebenfalls Zeit zum Abendessen, wir suchen uns ein Restaurant im mittelalterlichen Zentrum und lassen dort den Abend bei gutem Essen und einer Flasche Wein ausklingen. Fortsetzung folgt
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#1527669 - 14.05.23 12:53
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 5, Donnerstag, 20.04.2023: Cáceres – Plasencia Nach einem raschen Frühstück brechen wir heute relativ früh auf und radeln auf einer gut ausgebauten Provinzstraße nach Norden. Eine (so glauben wir) Abkürzung führt an einem kleinen See entlang, die Straße ist ruppig und zwingt uns ein paar Mal aus den Pedalen. Da freuen wir uns auf den glatten und staubfreien Asphalt der Carretera Nacional; viel mehr Verkehr als auf der Schotterpiste ist hier auch nicht. Es geht wie gehabt immer auf und ab, der Wind ist auch heute wieder freundlicher als die Prognose und wir kommen flott voran. Zuerst durch weitläufige felsdurchsetzte Dehesas, später entlang dem Alcantara-Stausee, der den Tajo aufstaut. Der motorisierte Verkehr überholt auch heute in großzügigem Abstand. Nach dem Stausee folgt eine kilometerlange Steigung, in Cañaveral ist es dann höchste Zeit für das zweite Frühstück üblichen Inhalts. Danach geht es in angenehmem Auf und Ab fast ohne Verkehr weiter bis Plasencia. Auch der heutige Tag bleibt uns sehr angenehm in Erinnerung, es rollt richtig gut und die Nachmittagstemperatur ist mit 27 Grad noch erträglich. Einfahrt nach Plasencia: Das zentrale Hostal ist sehr jugendlich, Besetzung und Kundschaft kaum über 25 Jahre. Die Räder können/müssen wir ins Zimmer mitnehmen und wider Erwarten wird es eine sehr ruhige Nacht. Abends stehen wir wieder vor der täglichen Herausforderung „Großer Hunger und Späte Restaurantzeiten“. Im Internet präsentieren sich zwei Lokale mit Öffnungszeit 19:00 Uhr. Die Pizzeria liegt etwas außerhalb des Zentrums und wir machen uns auf den Weg. Um 19:10 sitzt der Besitzer noch mit der Zeitung vor der geschlossenen Tür. Er öffne um 19:30 Uhr. Wir sind skeptisch, dann rasch etwas zwischen die Zähne zu bekommen und gehen weiter. Beim zweiten Lokal zieht der Besitzer gerade den Rollladen nach oben. Jaja, er habe jetzt offen. Wir nehmen im Freien Platz, nach zehn Minuten bekommen wir die Getränke, kurz vor acht wage ich die Frage, wann wir denn Essen bestellen könnten. Halbe Stunde, sagt er, und serviert uns als Happen eine köstliche Tortilla Española. Nach einer halben Stunde kommt tatsächlich die Köchin über den Platz spaziert, eine Viertelstunde später auch die Küchenhilfe, langsam trudeln auch weitere Gäste ein und kurz nach 21 Uhr haben wir dann zwei volle Teller vor uns stehen, die guten Bewertungen im Internet können wir bestätigen. Etappe 6, Freitag, 21.04.2023, Plasencia - Béjar Im Hostal gibt es ein spanisches Frühstück und die Marmeladenauswahl überrascht uns nicht. Der heutige Tag soll zur Gänze auf einer Via Verde, einer ehemaligen Bahntrasse, verlaufen. Hört sich einfach an, alleine der Einstieg in die Via Verde ist eine Herausforderung. Wir radeln und suchen eine volle Stunde, bis wir den Einstieg finden, dann geht es viele Kilometer auf feinem Schotter und gleichmäßig sanfter Steigung nach Norden. Vereinzelt überholen wir auch wieder Fußpilger; ein Pilger aus Katalonien stolpert vor uns über die Böschung und schlägt sich das Knie blutig. Wir helfen mit Wasser zur Wundreinigung und Verbandsmaterial. Er hat erstaunlicherweise den Desinfektionsspray am Rucksack außen im seitlichen Trinkflaschennetz, aber sonst nichts an Erste-Hilfe-Material mit. Pflaster bekommt er also von uns. Links und rechts der Bahntrasse bestimmen wieder wunderschöne Dehesas das Landschaftsbild. Heute sehen wir die erste und einzige lebende Schlange unserer Spanientour. Es ist eine juvenile Westliche Eidechsennatter und wir gehen einander freundlich aus dem Weg. Die Via Verde verläuft einige Zeit unweit der Nationalstraße und wir nutzen die Gelegenheit für unser zweites Frühstück an einer Raststelle. Ein US-Amerikaner ist ebenfalls mit dem Fahrrad unterwegs. Er war in den Siebzigerjahren in Berlin stationiert und spricht überraschend gut Deutsch – ebenso wie Spanisch. Der Schotter auf der Via Verde bleibt nicht immer vom feinsten und die ständige, wenn auch leichte, Steigung kostet doch etwas Kraft. Möglichkeiten für eine weitere Einkehr gibt es nicht mehr, aber an den alten Bahnhöfen funktioniert ab und an noch das Trinkwasser im Freien und muss unsere Müsliriegel- und Obstreserve herhalten. Mit zunehmender Höhe wird es auch deutlich grüner; erstaunlich sind auch die paar kleinen Bachläufe, die wir überqueren. Vermutlich einer davon bildet die Grenze zwischen der Extremadura und Kastilien-Leon. In Béjar warten noch einmal knapp 100 Höhenmeter bis zu unserer Unterkunft, ein Teil davon muss schiebend zurückgelegt werden. Die Frage meiner Frau, warum ich immer wieder die höchstgelegene Unterkunft buche, muss unbeantwortet bleiben. Unser Etappenort liegt auf 900 m, am Nachmittag hat es angenehme 20 Grad. Etappe 7, Samstag, 22.04.2023, Béjar – Salamanca Auch heute können wir im Hostal – ohne Überraschungen – frühstücken. Danach kümmere ich mich um das eiernde Kettenblatt, das mir gestern gegen Ende der Tour bereits aufgefallen und Sorgen bereitet hatte. Die Kettenblattschrauben haben sich gelockert, zum Glück ist kein Teil verloren gegangen und habe ich einen passenden Torxschlüssel dabei. Zum Kontern reicht mein Taschenmesser. Wir starten in einen kühlen Morgen und die Sonne verspricht einen schönen Tag. Die ersten acht Kilometer können wir noch auf der Via Verde zurücklegen, danach endet der Radweg-Ausbau. Sehr schön zu erkennen, die Iberische Breitspur, immerhin gut 23 cm breiter als unsere Regelspurweite. Nach der Via Verde folgen viele wunderschöne Kilometer auf einer fein asphaltierten Nebenstraße durch grüne Dehesas. Wir sind endgültig in der Kastilischen Hochebene angekommen, heute pendeln wir meist zwischen Seehöhe 800 und knapp 1.100. In den höheren Lagen ist es noch sehr kahl, die landschaftsbestimmenden Stieleichen treiben auch hier sehr spät aus. In Los Santos machen wir an einer Bar Pause. Hier bekommen wir keine Schinkentostada (das Brot ist aus), dafür gibt es ein paar feine Häppchen von der Tapastheke. Heute sehen wir wieder mehrere Pilger, viele davon in Grüppchen und mit kleinem Gepäck, also organisierte Pilgertour mit Gepäckstransport. Die grüne Landschaft ist hier ausgesprochen schön. Es müssen noch ein paar Steigungen genommen werden, hier sind die Steileichen noch völlig kahl, nach der Abfahrt ist wieder alles grün. Gegen halb drei kommen wir in Salamanca an, die Zufahrt ist sehr beeindruckend, fast schon respekteinflößend. Wir schieben die Räder in die Stadt hinauf und an der Kathedrale vorbei durch die Fußgängerzone zur Plaza Mayor zu unserer Unterkunft. Der Stadtbummel ist interessant und schön, uns plagt aber wie üblich früher Hunger und wir haben Glück. In einem touristisch angehauchten Restaurant werden gegen halb acht gerade die Tische gedeckt. Ich frage nach und ja, eine Minute später sitzen wir an einem schönen Platz. Eine Viertelstunde später sind übrigens sämtliche Tische besetzt, wir sind also nicht die einzigen mit frühem Hunger, der Großteil der Besucher ist spanisch. Die Karte ist touristisch angehaucht, das bedeutet auch, es gibt Salat, der in etwa unseren mitteleuropäischen Vorstellungen entspricht. Meine Paella ist keine Sensation, aber durchaus passabel. Bald geht es weiter!
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#1527671 - 14.05.23 13:36
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Wir radeln und suchen eine volle Stunde, bis wir den Einstieg finden Deshalb liebe ich die Planung mit Komoot-Highlights Danke für die Mitnahme auf Eure Reise, erwarte schon mit großem Interesse die Fortsetzung.
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#1527683 - 14.05.23 16:16
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 8, Sonntag, 23.04.2023, Salamanca – Zamora Dieser Sonntag war in Gedanken eigentlich als Pausentag mit Rasten, Bummeln und Lavandería angedacht gewesen, aber die letzten Tage sind gut und ohne größere Mühen gelaufen. Wir haben weder technische Probleme noch körperliche Beschwerden und die tägliche kleine Wäsche im Waschbecken für Radtrikot und Socken ist ausreichend. Uns steht der Sinn nach Weiterfahren. Im Café neben dem Hostal frühstücken wir, die Marmeladenfrage wird hier so charmant gestellt wie noch nie und schon verlassen wir Salamanca über die Plaza Mayor. Die Morgentemperatur ist heute einstellig und das Wetter hat auf atlantisch gedreht, anstatt Wind aus Ost und Südost lautet die Prognose heute auf lebhaft bis stürmisch aus West bis Nordwest. Der Wind hat die Prognose auch vernommen und weiß, was er zu tun hat. Er macht uns den ganzen Tag ordentlich zu schaffen, die eine oder andere Böe holt uns fast von den Rädern. Die Kastilische Hochebene (Meseta) wird hier intensiv landwirtschaftlich genutzt. Offenbar werden alle Getreideanbauflächen bewässert und in den Wintern gibt es wohl üblicherweise viel Niederschlag. Heute bleibt es für uns zwar trocken, aber kühl; warm wird uns nur durch die Anstrengung gegen den Wind. Die ersten 30 km gehen noch halbwegs, in Fuentesaúco (Holunderbrunnen) pausieren wir, anstatt Tostada gibt es heute wieder einmal eine köstliche Spanische Tortilla. Die älteren Damen am Nebentisch, die mit Sonntagmorgen-Drink zum Rauchen ins Freie gekommen sind, wünschen uns fröhlich Buen Camino, als wir auf die Räder steigen. Hier in Fuentesaúco dreht unsere Etappe nach Nordwest und für den Rest des Tages bläst uns der Sturm ins Gesicht. In der Ebene sind wir froh, zwölf kmh halten zu können, aber meist ist es ohnehin nicht eben. Heute treten wir auch bergab kräftig in die Pedale. Auch heute stellen wir fest, die Kastilische Hochebene liegt zwar hoch, ist aber keineswegs eben. Zwölf Kilometer vor unserem Etappenort Zamora wittern wir noch einmal eine kleine Einkehrmöglichkeit. Der Einheimische, den wir nach einer Bar fragen, entpuppt sich als Künstler, der viele Jahre in Deutschland gelebt und „auch in Wien“ ausgestellt hat. Wir unterhalten uns auf Deutsch, das er sehr gut spricht. Die empfohlene Bar erweist sich allerdings als ziemlich heruntergekommen, ich frage lieber nicht nach Essen und wir kämpfen uns mit gut zehn kmh weiter nach Zamora. In der Stadt spürt man den Wind kaum mehr, es ist sogar richtig warm geworden. Nach einer ausgiebigen Ruhepause im Hotel verbummeln wir den frühen Abend, bis wir ein Essen bekommen. Bei unserem Spaziergang zum Río Duero kommen wir auch wieder einmal bei einer Pilgerherberge vorbei und werfen einen Blick in einen Schlafsaal mit Stockbetten. Etappe 9, Montag, 24.04.2023, Zamora – Ferreras de Abajo Die freundliche Rezeptionistin empfiehlt uns dringend eine der beiden Churro-Bars gleich ums Eck. Ich bin an sich kein großer Freund dieses Fettgebäcks, aber heute wage ich es wieder einmal und bestelle Churros mit heißer Schokolade. Damit erledigt sich die Frühstücksmarmaladenfrage, die Churros sind gut, liegen mir aber noch länger schwer im Magen. Wir kommen heute erst gegen halb zehn auf die Räder, der Westwind ist deutlich schwächer als gestern und als Gegenwind erträglich. Es ist noch kühl und wir pedalieren durch eine schöne Landschaft mit Dehesas und Getreidefeldern und stellen auch heute wieder fest: die kastilische Hochebene ist zwar hoch, aber … In Richtung Sierra de Culebra gewinnen wir langsam an Höhe, nach vielen Auf und Abs erreichen und queren wir den Ricobayo Stausee. Der nächste Ort Carbajales de Alba wird für eine Pause (Stichwort zweites Frühstück) angepeilt. Wir fragen ein älteres Ehepaar nach einer Bar, daraus entwickelt sich eine liebenswerte Konversation. Sie haben beide viele Jahre in der Schweiz und in Deutschland gearbeitet und sich dort kennengelernt, er hauptsächlich auf Montagen, auch in Berlin („damals gab es noch die Mauer“). Seit 20 Jahren sind sie zurück und sprechen außer einigen Standardsätzen kaum mehr Deutsch. Sie genießen ihre Pension und erzählen mit so einer liebenswerten Begeisterung von ihrer Zeit im Norden, von ihrem Kennenlernen, der Hochzeit und der Rückkehr nach Spanien. An Deutschland (und überhaupt an ihr bisheriges Leben) haben sie nur gute Erinnerungen und zum Abschluss stimmt er für uns mit einem herzlichen Lachen den Refrain eines deutschen Schlagers an. Sie warnen uns noch vor der bevorstehenden Steigung und dieses Mal ist die Warnung berechtigt. Nach einigen Kilometern geht es tatsächlich steil bergauf, auf der Hügelkette drehen sich zahlreiche Windräder. Gestärkt durch das zweite Frühstück (passable Croquetas) nehmen wir den Anstieg und genießen die Abfahrt mit 50 kmh. Auf der Hügelkuppe haben wir die Richtung etwas gedreht und der Wind kommt nun eher von hinten, einen ordentlichen Schrecken versetzt uns ein Hirsch, der wenige Meter vor uns die Straße quert. In den nächsten Tagen folgen noch mehrere Wildwechsel, aber keiner davon ist derart knapp. Die Gegend ist dünn besiedelt, wir kommen durch mehrere kleine Orte, die Alten grüßen fast ausnahmslos freundlich zurück. Die Hügelketten sind hier alle schwarz, im letzten Sommer haben Waldbrände gewütet und geben ein apokalyptisches Bild. In Tábara pausieren wir noch einmal, dann geht es in die letzte Pedalstunde des Tages, der Wind kommt jetzt wieder exakt von vorne. In Ferreras de Abajo haben wir ein Zimmer in einer Posada gebucht, die Gastgeberin zeigt uns das Haus, wie wir uns das Frühstück richten können und empfiehlt uns noch die Bar des Ortes. Wir haben bis dahin ein paar Stunden Zeit und genießen im windgeschützten Patio die Sonne. Am Abend machen wir uns auf in die Bar, die Bedienung ist heute nicht nur sehr freundlich, sondern auch sehr attraktiv. Kein Wunder, dass sich die Männer an der Bar sammeln und sich weniger für das Fußballspiel der italienischen Seria A interessieren, das auf großem Bildschirm übertragen wird. Ich bestelle mir ein carne guisada („gedünstetes Fleisch“) und stelle mir darunter ein Eintopfgericht vor. Nun, es ist ein Suppenteller voller (mehr oder weniger fetter) Fleischstücke, dazu gibt es einen kleinen Brotkorb. Es schmeckt nicht schlecht, aber eben nur Fleisch in etwas Brühe und sonst nichts. Wir gehen mit schwerem Magen zurück in unsere Posada. Etappe 10, Dienstag, 25.04.2023, Ferreras de Abajo – Puebla de Sanabria Nach dem Self-Service-Frühstück (an Marmeladen gibt es …) starten wir in einen wolkenverhangenen Morgen. Es geht kilometerlang leicht bergauf, links und rechts die Reste vom Waldbrand des letzten Jahres. Außer den gelegentlichen schweren Sattelzügen, die das Restholz abtransportieren, gibt es kaum Verkehr. Einige verlassen scheinende Dörfer liegen auf dem Weg, in einem gibt es eine Bar für ein zweites Frühstück. Auch heute passieren wir einen Stausee, sogar ein Badestrand ist angeschrieben. Inzwischen ist die Sonne durch die Wolken gedrungen und die Landschaft wirkt gleich wesentlich freundlicher. Auch heute sehen wir wieder regelmäßig Kreuze an den Straßen, viele davon mit einem Hinweis auf den Jakobsweg, den wir immer wieder kreuzen. Der Wind ist heute nur ein Lüftchen und es wird ein sehr angenehmer Tag. Die Etappe ist mit 64 km auch eher kurz, wir legen uns dann einmal für eine Stunde in die Sonne. Die Bänke um einen Kastanienbaum vor einer kleinen abgelegenen Kirche ist der ideale Platz dafür. Ein älteres Paar kommt einmal vorbei und wünscht uns Buen Camino. Puebla de Sanabria begrüßt uns mit mittelalterlichen Gassen und einer Festungsanlage auf der Spitze des Hügels. Abends landen wir in einem gutbesuchten Burgerlokal, auch hier gibt es Salate nach unserem Geschmack und ausgezeichnetes Bier. Etappe 11, Mittwoch, 26.04.2023, Puebla de Sanabria – A Gudiña Die kommende Strecke hatte ich eigentlich für zwei Tage geplant, die anstehenden Tageslängen und Höhenmeter gepaart mit dem angekündigten kräftigen Westwind lassen uns umplanen: wir machen drei Tage daraus. Heute ist der Tag der langen Steigungen. Anstatt des ewigen Auf und Abs der Extremadura und der Kastilischen Meseta erwarten uns heute zwei Passhöhen, die zweite davon bildet die Grenze zwischen Kastalien-Leon und Galizien. Die Straße auf den Padornela-Pass ist gut ausgebaut und wegen der parallel laufend Autobahn fast verkehrsfrei. Mit 1.359 m erreichen wir den höchsten Punkt unserer Reise. Der Wind ist weniger stark als angekündigt und wir kommen flott voran. Nach dem Passtunnel erweist sich eine Bar als Treffpunkt für mehrere Fußpilger und Radfahrer, die sich hier freundschaftlich austauschen. Etwas abseits bleiben drei junge Spanier mit neuen Montainbikes und leichtem Gepäck. Danach geht es auf etwas älterer Straße hurtig bergab. Die Abfahrt nach Lubián – zum Teil auf der alten Straße – ist traumhaft, wir halten an einer Bar für unser zweites Frühstück, die drei Jungspunde sitzen auch dort und würdigen uns keines Blickes. Lubián ist die letzte Ortschaft in Kastilien-Leon, hier beginnt dann der Anstieg zum Cando-Pass. Wir lassen die drei Burschen losfahren und geben ihnen fünf oder zehn Minuten Vorsprung, sehen sie in der langgezogenen Steigung einige Zeit vor uns, setzen dann zum Überholen an und ziehen mit einem freundlichen Hola an ihnen vorbei – wir mit unseren schwer bepackten Rädern und gut doppelt so alt wie sie. Nach Galizien geht es durch einen Tunnel, danach folgt eine lange Abfahrt, die wir an einem Rastplatz unterbrechen. Nach einer Viertelstunde rauschen die drei Burschen an uns vorbei, der dritte in der Reihe lässt sich zu einem Winken herab. Bis zum Etappenort A Gudiña sind es noch einige Kilometer und sammeln sich noch die Höhenmeter. Der Wind kommt nun beständig von vorne und kostet doch etwas an Kraft. Zum Abendessen suchen wir uns eine Bar in der Nähe, der Vorspeisensalat ist leider auftoupiert mit allem möglichen aus der Konservendose, die Hauptgerichte sind Hühnerbrust und Kalbskotelett, naja, und die Hälfte hätte ohnehin gereicht, aber Bier und Wein machen uns letztlich zufrieden und bettbereit. Im Hotel treffen wir die beiden Holländerinnen, deren Weg sich in den letzten Tagen bereits mehrere Male mit unserem gekreuzt hat – und in den Folgetagen noch kreuzen wird.
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#1527687 - 14.05.23 16:38
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 12, Donnerstag, 27.04.2023, A Gudiña – Laza Nach dem Frühstück im Hotel starten wir in einen anfangs trüben Tag und es geht gleich ein Stück aufwärts. Hier in A Gudiña teilt sich der Jakobsweg (korrekt bezeichnet der Camino Sanabres) in zwei Varianten, wir entscheiden uns für die etwas kürzere und angeblich schönere. Wegen der Aufteilung einer Strecke von ursprünglich zwei auf drei Tagesetappen steht heute die kürzeste Tagesetappe auf dem Plan. Wir sammeln in den nächsten Stunden zwischen Meereshöhe 900 und 1.100 fleißig Höhenmeter. Die Gegend ist völlig einsam, nur ein oder zwei Mal kommen wir durch abgelegene Dörfer, ein zweites Frühstück ist uns heute nicht vergönnt. Wir passieren wieder einen Stausee, ansonsten ist die Gegend noch sichtlich mitgenommen von Waldbränden, gelegentlich können wir einen Blick auf die einstmals als spektakulär bezeichnete Eisenbahnlinie Sierra de Culabra werfen. Langsam macht sich auch die Sonne stark und wird es auch hier in der Höhe angenehm warm. Am Ende des Radtages wartet eine Abfahrt mit 600 Höhenmetern, die sich heute schier endlos anfühlt. Wir sind bereits um 14 Uhr am heutigen Etappenziel Laza, suchen nach einer Bar und freuen uns über eine süße Kleinigkeit (die hier allesamt Magdalena genannt werden). Es treffen auch ein paar Fußpilger ein, natürlich auch aus Deutschland und es wird ein interessanter Austausch und eine nette Unterhaltung. Die freundliche Wirtin verspricht Abendessen ab 19 Uhr und damit ist auch der Abend gesichert. Die beiden Holländerinnen sind ebenfalls vor Ort und schlafen in derselben Unterkunft wie wir. Dort werden wir äußerst liebenswürdig begrüßt („mi casa es su casa“) und uns ein kostenloses Frühstück angeboten. Das Abendessen in besagter Bar wird zum Treffpunkt der Reisenden und wir verbringen mit den Schwestern aus Holland einen sehr netten Abend. Die Wirtin versorgt uns mit einem ausgezeichneten Essen; auch mit ihr gibt es einiges zu palavern und zu lachen. Die Schwestern, die wir in den letzten Tagen immer wieder einmal getroffen haben, sind mit Gravelbikes unterwegs. Sie sind ebenfalls erfahrene Reiseradler, haben die Reise über eine Agentur gebucht und dieses Mal erstmalig mit Gepäckstransport von Hotel zu Hotel (dem Alter geschuldet, wie sie betonen). Etappe 13, Freitag, 28.04.2023, Laza – Ourense Beim Frühstück treffen wir C. und E. wieder, sie machen ihr Gepäck für den Transportdienst fertig, als wir dann losradeln. Ab jetzt ist Galizien grün, so grün wie unser Voralpenland und würde man nicht ab und an irgendwo exotische Pflanzen sehen, könnte man sich glatt zu Hause wähnen. Von Laza weg geht es lange bergauf – fast mit der Anmutung einer Alpenstraße. Es ist eine sehr einsame Bergetappe mit einigen Gegenanstiegen und Gegengefällen, bevor dann wieder eine kilometerlange Abfahrt ansteht. In Xunqueira de Ambia folgt eine längere Pause für unser zweites Frühstück. Der Wirt in der Bar ist sehr freundlich, für ein Tostada müssten wir aber warten, um 12 Uhr herum soll der Bäcker mit dem Brot kommen. Wir haben einen wunderbaren Platz im Garten unter einem Baum, die Reststrecke des heutigen Tages ist gut absehbar, da können wir gerne etwas warten. Die restlichen 25 km bis Ourense sind dann auch schnell gemacht, auch weil es noch einmal einige hundert Höhenmeter nach unten geht. Ourense liegt auf Meereshöhe 120 und dort sind auch die Temperaturen gleich ganz anders. In den letzten Nachmittagen zeigte das Thermometer um die 20 Grad, in Ourense sind es 27. Wir trinken auf der Plaza Mayor einen Kaffee, lassen uns vor der Kathedrale fotografieren und schieben die Räder durch die Fressmeile der Fußgängerzone und suchen unser Hotel. An der Fressmeile reiht sich tatsächlich Lokal an Lokal, der überwiegende Teil mit galizischer Küche, was hier großteils Tintenfisch und Meeresfrüchte bedeutet, für die es eigene Pulperías gibt. Die Innenstadt ist sehr lebhaft, offensichtlich auch sehr studentisch geprägt. Wir haben genug Zeit zum Bummeln und bringen es hier noch auf mehrere Fußkilometer. Nach den letzten fleischlastigen Tagen steht uns abends der Sinn nach Pasta oder Pizza und wir nutzen das Angebot der Großstadt und landen beim Italiener. EINE Fortsetzung kommt noch!
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#1527691 - 14.05.23 17:38
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans, zunächst mal Glückwunsch zu dem Mut, mal doch was Neues zu probieren. Erwartet habe ich ein solchen Trip in fast halbwüstartiges Gebiet im fernen Spanien von euch nicht wirklich. Zu den gelungen Bildern ebenso Glückwunsch, auch wenn sich manchmal ein gwisse Eintönigkeit einstellt. Nun habe ich doch ein Anliegen, da du ja einen Kultuschock erlitten hast. Ich finde entsprechende Zitate jetzt schlecht zwischen den Bildern, aber du wirst schon wissen: Marmelade. Damit du nicht weiter darben musst, hier eine Auswahl von einem spanischen Markt (Potes, Kantabrien): Schwer zu lesen, deswegen hier übersetzt v.l.n.r.: Orange mit Trester, Himbeer, Kiwi, Apfel mit Zimt, Apfel, Birne, Birne mit Schokolade, Erdebeere (sorry, ist halt auch dabei), Brombeere. Ob rechts noch Pfirsisch folgt, weiß ich nicht mehr. Generell wirst du in Hotels eher genau das erleben, was auch in Italien oft typisch ist: Du bekommst ein minderwertiges Touristenfrühstück, von dem man glaubt, dass das die Fremden mögen. Währenddessen sitzen die Einheimischen an der Bar und bekommen leckeres Cornetto. Spanien ist sehr verschieden, das Churro ist eher andalusisch, aber wohl durchaus weit verbreitet. Es ist durchaus auch üblich, süße Stücke zu essen ebenso wie Croissants, aber seltener als Salziges. Im Baskenland werden oft alle Arten von Tapas zum Kaffee gereicht, oft auch Fisch usw. Der Unterschied zu sonst am Tag ist, dass man meist nur ein Tapa ist. Am meisten zu Frankreich oder Mitteleuropa ähnlich ist es in Katalonien, wo man noch mehr Croissants isst, aber auch mal Müsli u.ä. Wenn privat oder in besseren Bed&Breakfast etc., wirst du auch ordentlich Marmelade bekommen - und ja, auch andere als Erdbeere und Pfirsich. Im Hotel ist oft anders, und wenn du da guten Schinken bekommen, warst du schon gut bedient. Ich kenne dort nur das "italienische Frühstück" (nicht Südtirol etc.) mit nur abgepacktem Zwieback o.ä. und den zwei Marmelädchen (ich weiß aber nicht, aber das immer selbe Sorten waren). Ich war aber insgesamt recht selten in Spanien in Hotels - zumindest jenseits meiner Andalusienreise bereits in 2001. Einige hatten gar kein Frühstück, was man ja eben aus romanischen Ländern generell kennt, zumindest traditionell betrachtet.
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Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings! Matthias Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen |
Geändert von veloträumer (14.05.23 17:57) |
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#1527694 - 14.05.23 17:53
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Ein begeisterndes Paar. In Deinen ersten italienischen Radreiseberichten lag das Verhältnis pure Landschaft zu Landschaft mit Reisebegleitung bei tausend zu eins. Ich mußte erst einmal darum bitten, mehr Mensch auf den Fahrten ins Weite zu sehen, und nicht nur bloß Rückenbilder mit alle Jahre wechselndem Trikot. Jetzt gibt es nur noch attraktive Frau geschmückt mit Landschaftsbildern. Ganz in meinem ursprünglichen Sinne. Ich klicke mich durch eine bezaubernde Neue Welt.
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#1527708 - 14.05.23 20:11
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Etappe 14, Samstag, 29.04.2023, Ourense – Lalin Der Tag beginnt schwülwarm, das Frühstück in der Bar nebenan bietet die bekannte reiche Auswahl an Marmeladen, wir verlassen Ourense über die antike Römerbrücke und stehen bald vor einer Brachialsteigung. Wir schieben fast eine Stunde lang und haben dann die ersten 300 Höhenmeter geschafft. Die Steigung Bis zum Abend werden es gut 1.200 werden. Meist sind wir heute auf ruhigen Landstraßen unterwegs, die Landschaft ist wunderschön, das steile Auf und kostet Kraft und so wechseln wir nach 20 km in der Hoffnung auf etwas mildere Verläufe auf die Nationalstraße N525. In Cea pausieren wir bei einer Auswahl galizischer Wurst und Käse und nehmen dann die nächsten Kilometer in Angriff; soll heißen, die nächsten Höhenmeter. Eine lange Abfahrt bringt uns ins Etappenziel Lalín, eine Stadt, die nicht wirklich viel zu bieten hat, aber wegen des jährlichen Schweinefestes im ganzen Land bekannt ist. Vorerst steht uns der Sinn nach einem Kaltgetränk, dazu bekommen wir eine kleine Beigabe. Uns verkürzen die Kalorien jedenfalls die Wartezeit zum Abendessen Unser Hotel liegt etwas außerhalb, die Begrüßung ist sehr freundlich, zum Abendessen gehen wir gleich zur nächsten Tür hinein. Das Restaurant bietet auch ein (relativ günstiges) Abendmenü, meine Vorspeise Caldo Gallego (eine Kohlsuppe mit Bohnen und Erdäpfeln) ist ausgezeichnet, die folgenden Crepes sind undefinierbaren Inhalts und ja, sie machen satt. Was laut Karte und Erklärung drinnen sein hätte sollen, habe ich rasch vergessen. Etappe 15, Sonntag, 30.04.2023, Lalin – Santiago de Compostela Heute ist der letzte Tag unserer Radreise, gut 60 km und 1.000 Höhenmeter sollen es noch werden. Wir frühstücken im Hotel und Überraschung: es gibt eine dritte Marmeladensorte Ciruela/Zwetschke, wobei sich der geschmackliche Unterschied zu Fresa und Melocoton in Grenzen hält; es dominiert ohnehin der Zucker. Bei trübem Wetter geht es los, aber die Einschätzung der freundlichen Rezeptionistin, dass uns heute ein Regenguss ereilen könnte, erweist sich als falsch. Richtig ist dagegen, dass der Tag mit einer kräftigen Steigung beginnt und sich die Höhenmeter auch heute auf gut 1.000 summieren werden. Bald zeigt sich die Sonne und bringt uns im ewigen Auf und Ab kräftig ins Schwitzen. Die Landschaft zeigt sich in derart sattem Grün, dass einem fast die Augen schmerzen. Die Kombination aus südlicher Wärme und atlantischer Feuchtigkeit lässt offensichtlich ALLES wachsen. Bei einer langen Abfahrt von Höhe 600 auf Höhe 80 (Brücke über den Ulla) wird die Vegetation fast subtropisch, entsprechend fühlt sich der folgende Anstieg an – wir kommen ins Schwitzen. Weniger grün und seltsam kahl erscheinen die ausgedehnten Eukalyptuswälder, die hier in großen Mengen kultiviert werden. Dabei entziehen sie dem Boden das Wasser für die restliche Vegetation und werden immer mehr als unerwünschter Neophyt betrachtet. Sie verströmen einen leichten Duft (richtig, nach Eukalyptus) und sind offensichtlich der rasch wachsende Rohstofflieferant für Papier- und Zellulosefabriken. Nach einer Pause (Stichwort zweites Frühstück, dieses Mal wieder klassische Tostada) in A Mou steht an einem Straßenschild „Santiago 19 km“. Die Höhenmeter stehen nicht drauf, die müssen wir erspüren, aber gegen 13 Uhr ist es soweit, unser Ziel liegt unmittelbar vor uns. Der Anblick hat doch etwas für sich und wir suchen uns den Weg zur Kathedrale bzw. zum Platz davor. Um halb zwei ist es dann soweit, wir sind am Ziel und es ist ein emotionaler Moment für uns beide. Ebenso wie für Dutzende Pilger, die in der nächsten Stunde ankommen, und für die der Weg mit Sicherheit ungleich länger und mühsamer war als für uns geübte Reiseradler. Wir sitzen lange am Rand des Platzes und sind froh, angekommen zu sein. Noch mehr freuen wir uns aber über die schönen Tage, die hinter uns liegen und über die vielen schönen Begegnungen. Ein großes Postamt ist gleich um die Ecke und hat überraschenderweise heute am Sontag geöffnet. Ich frage nach, ja, selbstverständlich auch Radversand heute. Wir bringen also unser Gepäck ins Hotel, radeln zurück zur Post und geben unsere Räder auf. Radkartons und Werkzeug sind vorhanden, ein junger Postangestellter ist nicht nur ausgesprochen freundlich, sondern auch hilfsbereit. Rasch ist alles erledigt und der Rest vom Tag gehört wieder uns. Am Abend gehen wir in die Pilgermesse. Der Priester spricht ein sehr schönes Spanisch, der Kantor hat die Qualität eines Opernsängers, viele der Anwesenden feiern die Messe aktiv mit. Wir stellen uns dann noch in die Schlange zum Grab des Heiligen Jakobus. In einem Café essen wir noch eine Kleinigkeit und stoßen auf unsere Ankunft an. Es ist Sonntagabend und wir haben noch zwei volle Tage übrig, unser Rückflug geht erst am Mittwochmorgen. Für Montag habe ich eine Touristen-Bustour nach Finisterre mit einigen interessanten Zwischenhalten gebucht. Der große Bus ist fast voll besetzt und die Reiseleiterin macht ihre Sache richtig gut. Zur Mittagszeit machen wir Pause im Ort Finisterre, wo wir uns an der Promenade ein Lokal suchen und überraschend gut essen. Wir entscheiden uns wieder für ein Tagesmenü inklusive Wein (oder Wasser). Auch der Wein ist ausgezeichnet und der Kellner lässt die Flasche am Tisch stehen und sagt, was übrig bleibt, sollen wir bitte mitnehmen. Was dann aber nicht der Fall ist, die Flasche bleibt (leer) zurück. Am Dienstag machen wir noch einen Ausflug nach La Coruña und erleben dabei eine neue Art von Bahnfahrt. Die Fahrkarten werden personalisiert und vor dem Bahnsteig gibt es eine Sicherheitskontrolle wie am Flughafen. Das Schalterpersonal ist sehr freundlich und auch im Regionalzug sind die Sitzplätze zugewiesen. Von La Coruña bleiben vor allem lange Geh-Strecken durch die Stadt, ein schöner Platz, der Hafen und wunderbare Albóndigas (nur aus Schweinefleisch) in Erinnerung. Die Abende verbringen wir in Santiago. Im Zentrum und rund um die Kathedrale wimmelt es nur so von Besuchern aus aller Welt und wir haben noch mehrere sehr freundliche und interessante Pilger-Begegnungen. Von US-Amerikanern und Italienern wird uns unabhängig voneinander der Camino Portugues ans Herz gelegt, er wäre der ideale Jakobsweg für Fahrräder. Nun, das werden wir uns dann daheim genauer ansehen, vielen Dank für den heißen Tipp. Am letzten Abend lassen wir es uns in einem großen galizischen Restaurant, einer Art Markthalle gut gehen. Der Weißwein ist ein von Freunden empfohlener galizischer Alberiño, als Hauptgericht lasse ich mir carilleras de cerdo servieren, das sind Schweinsbackerl (Kiefermuskel), wunderbar weich gedünstet und köstlich gschmackig, als Beilage leider die üblichen Standardpommes. Am Mittwoch früh bringt uns ein Taxi zum Flughafen, in Barcelona haben wir einen längeren Aufenthalt, am frühen Abend sind wir wieder zu Hause.
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#1527709 - 14.05.23 20:15
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Margit]
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Hallo Margit, danke für den Hinweis; ich bin ja durchaus geübt im Umgang mit Tourenplanungsportalen. An diesem Tag war wohl das, was man eine Verkettung von unglücklichen Umständen nennen könnte - gepaart natürlich mit persönlicher Ungeschicklichkeit. Soll uns im Leben nichts Schlimmeres passieren. Herzliche Grüße, Hans
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#1527711 - 14.05.23 20:34
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: veloträumer]
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Hallo Matthias,
nun, unsere Spanienreise war nicht wirklich eine Mut-, sondern eine Zeitfrage. Mit Kindern und Berufstätigkeit war vieles bislang nicht möglich, was jetzt ganz einfach ist, zum Beispiel drei Wochen Spanien anstatt einer Woche Italien. Gefreut auf Spanien habe ich mich auch wegen der Sprache; mein Spanisch ist wesentlich besser als mein Italienisch.
Danke für die Marmeladentipps. Ich hatte kein Bedürfnis, es zu überprüfen, aber ich hatte bereits vermutet, dass es im Handel weitere Fruchtsorten geben dürfte. Bleibt die Frage, warum es sie nicht auch zum Frühstück gibt. Wir haben übrigens öfters in Bars als im Hotel gefrühstückt und uns dabei abgeschaut, was die Einheimischen essen und wo wir nie eine andere Marmelade ... Das Brot war in den Bars immer frisches Brot, das in den Toaster gesteckt wurde, abgepackten Zwieback gab es nie, Toastbrot aus dem Plastik ein oder zwei Mal im Hotel/Hostal.
BG, Hans
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#1527712 - 14.05.23 20:38
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Wendekreis]
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Servus Sepp,
vielen Dank für deine freundlichen Worte. Die Höflichkeit gebietet es, das Alter meiner Frau hier nicht zu nennen, aber du hast Recht und auch ich finde sie nach so vielen gemeinsamen Jahren immer noch sehr attraktiv.
Herzliche Grüße, Hans
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#1527723 - 15.05.23 05:48
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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vielen Dank für den Bericht und die schönen Fotos. Inwieweit deckt sich eure Route mit dem eurovelo1, dem Jakobsweg bzw. der MTB und Rennradstrecke nach Gijon ( www.larutaenbici.com/de)? Waren die Strecken unterschiedlich ausgeschildert? Wow, vier Fragen in einem einzigen Satz, die sich so einfach leider nicht beantworten lassen. Unsere Route ist bis Zamora im wesentlichen zwischen dem Fuß-Jakobsweg und dem Eurovelo 1 hin und her gependelt, wobei letzterer großteils auf der Carretera Nacional N630 verläuft. Der Fußweg ist landschaftlich sicher schöner als die breite Straße, aber oft genug mit Tourenrad kaum fahrbar. Auf manchen Etappen verläuft der Fußweg über viele Kilometer am Straßenrand oder unmittelbar neben der Straße. Die Montainbike- bzw. Rennradstrecke nach Gijon sagen mir nichts und die App larutaenbici kenne ich nicht und kann ich auch nicht herunterladen. Die Beschilderung des Jakobsweges (auch die Rad-variante) war sehr gut und oft waren auch andere Bezeichnungen mit angeführt, wie etwa Symbole für die Via de la Plata. Nördlich von Zamora haben wir die Via de la Plata verlassen und sind nach Westen auf den Camino Sanabrés eingeschwenkt. Auch dort waren die Jakobsweg-Markierungen durchgehend sehr gut. Hans
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#1527727 - 15.05.23 07:45
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Hans, danke für den Bericht über Eure Pilgerfahrt. Das waren schöne Bilder, die den Betrachter gleich mit auf den Weg nach Santiago de Compostela genommen haben. Ich hatte schon mehrfach überlegt, dieses Ziel ins Auge zu fassen, wobei für mich aus logistischen Gründen eigentlich der umgekehrte Weg günstiger wäre. Aber man will ja Santiago als Reiseziel haben. Vielleicht wäre die kürzere Anfahrt von Porto über den Camino Portugues eine Option und dann von Santiago Richtung Heimat(?). Das muss ich mir einmal überlegen. Zumindest hat Dein Bericht mich wieder zum Überlegen animiert .
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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#1527740 - 15.05.23 08:29
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Servus Hans, merci für den ausführlichen Bericht über Eure Reise quer durch Spanien. Wir sind vor 20 Jahren einmal im Mai von Bilbao mit sehr vielen Schlenkern nach Sevilla geradelt. Dabei haben wir die Via de la Plata gelegentlich gekreuzt, ein kleines Stück sind wir sie auch entlang gefahren, in Gegenrichtung sozusagen. Damals hat mir das ganz gut gefallen. Weil es ab der Extramadura sehr heiß wurde, sind wir bei Sonnenaufgang losgefahren und haben geschaut, dass wir vor dem Nachmittag irgendwo eintreffen. Am Nachmittag fand ich die Sonne immer am gnadenlosesten, ob wohl ich da nicht arg empfindlich bin, aber bei über 40 Grad eine Sierra hochzufahren schlaucht schon sehr. Der April scheint da, wie hier zu sehen, vorteilhafter. Unsere Fahrzeiten kollidierten natürlich ungünstig mit den üblichen Essenszeiten in Spanien (Baskenland ausgenommen), wo auch vor 9-10 Uhr oft kein Laden geöffnet ist. Wir haben das Frühstück deshalb ausfallen lassen, was uns der Marmeladenwahl beraubt hat, frühstmöglich einen Kaffee in einer Bar genossen und die Hauptmahlzeit auf den späten Mittag verlegt. Als Notnagel war ein Beutel Magdalenas in der Tasche.
Du hast also meine Erinnerungen aufgefrischt und Lust habe ich auch einmal wieder auf Spanien. Wenn nur die An- und Abreise nicht so umständlich wäre (ich bin kein Flugprofi) und größere Planungen erforderlich machte.
Gruß
Nat
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#1527763 - 15.05.23 12:41
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hansflo,
vielen Dank für das Teilen des tollen Berichts und der schönen Bilder. Das ist alles sehr inspirierend und macht Lust auf eine Radreise in Spanien.
Mein Plan für´s nächste Jahr sieht eine längere Tour von Köln nach Santiago de Compostella vor. Also nicht ganz eure Route, aber vielleicht hänge ich die dann noch dran ;-)
Ich habe da ein paar Fragen, die du vielleicht beantworten könntest, wenn du Lust hast.
Was war denn das Problem an dem Schaltwerk am Rad deiner Frau? Habt ihr eure Unterkünfte vorgebucht, bzw. konntet ihr problemlos Unterkünfte vor Ort arrangieren? Gibt´s auch Zeltplätze an der Strecke?
Gingen die Räder ab SdC per Postpaket zurück?
Vielen Dank vorab und viele Grüße
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Mit sportlichen Grüßen aus Köln und allzeit gute Fahrt! geRADeRaus.comHeinz | |
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#1527780 - 15.05.23 16:08
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf,
ja, man (ich) will Santiago als Reiseziel haben und über eine Anfahrt aus der Heimat habe ich noch nicht nachgedacht. Endpunkt Santiago de C. hat jedenfalls auch einen unbestreitbaren Vorteil: der Radversand per Post nach Hause.
Über den Camino Portugues denken wir bereits nach, er soll sehr radtauglich sein. Wir würden aber nicht in Porto, sondern weiter im Süden starten, wohl in Lissabon.
Hans
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#1527781 - 15.05.23 16:15
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: natash]
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Servus Nat,
jahreszeitlich waren wir wohl ideal unterwegs. Die anfängliche Hitze (nur gut 30, nicht 40 wie bei dir in der Extremadura) hat uns etwas zu schaffen gemacht, für den Großteil der Reise hatten wir recht ideale Bedingungen.
An- und Abreise sind für Spanien natürlich ein Thema und damit werden wir weiterhin deutlich mehr in Österreich und Nachbarn unterwegs sein. Flugprofis sind wir ebenfalls nicht, aber wir haben es gut hinbekommen. Sind ja wirklich nur die Räder, die es etwas schwieriger machen. Insofern waren wir sehr froh, sie bei der Rückreise nicht mehr dabei zu haben.
Herzliche Grüße, Hans
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#1527782 - 15.05.23 16:25
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Need5Speed]
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Hallo Heinz,
den Jakobsweg von Köln aus? Nun ja, warum nicht.
Am Schaltwerk meiner Frau hatten sich die Schrauben gelockert, die das Schaltwerkauge am Rahmen befestigen. Soll heißen, ich hatte sie beim Zusammenbau am Flughafen nicht fest genug angezogen.
Wir hatten die Übernachtung in Sevilla von zu Hause aus gebucht, alle weiteren immer ein oder zwei Tage im Voraus. Das ging absolut problemlos, es gab reichlich Möglichkeiten. Auch mit den Rädern gab es nie Schwierigkeiten, das hatte ich immer bei der Buchung bereits zu geklärt.
Nur an den letzten zwei Etappenorten (Lalín und Santiago) ist es mit Betten eng geworden, da waren wir froh, es jeweils zwei Tage vorher erledigt zu haben. Wie es dort in den Pilgerunterkünften ausgesehen hätte, kann ich allerdings nicht sagen.
Die Räder gingen per Postpaket zurück in die Heimat. Das Postamt in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale ist offensichtlich sehr gut darauf eingerichtet und das Personal sehr hilfsbereit. Von einer anderen Möglichkeit haben uns Italiener erzählt: UPS (heißt dort Mailboxes) unweit des Bahnhofes, allerdings zum doppelten Preis.
Hans
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Geändert von Hansflo (15.05.23 16:28) |
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#1527785 - 15.05.23 16:46
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans, von Bremen aus ist Porto per Ryanair direkt erreichbar. Umgekehrt könnte man natürlich auch von dort den Heimflug antreten. Generell fahre ich gerne Richtung Heimat. Das ergibt recht viel Flexibilität, da man dann auch schnell einmal in den Zug steigen kann, um den Rest noch auf der Schiene zurückzulegen. Mit meiner Frau werde ich im Juni mit dem Zug nach Paris fahren und von dort fahren wir den Pilgerweg entlang Richtung Bremen - also weg vom eigentlichen Ziel des Pilgerns, aber wir nutzen ihn in diesem Fall nur als günstige Route. Die ersten paar Nächte habe ich Quartiere für die Tour mit meiner Frau vorgebucht, dann geht es "spontan" weiter. So ist der Reisebeginn etwas "entspannter", was meine Frau begrüßt. Ich werde danach noch durch England und Schottland unterwegs sein, aber ohne Vorbuchungen. Interessant zu lesen, dass Ihr auch mit relative kurzfristiger Quartierreservierung fahren konntet. Ob das entlang der offiziellen Pilgerrouten auch klappt, hängt sicher von der Jahreszeit ab. "Matrazenlager" dürte es aber dort immer geben. Da ich aber normalerweise mit dem Zelt unterwegs bin, würde das in den warmen und trockenen Gefilden sowieso gut klappen. Ich werde mir das einmal überlegen. Es gibt leider zu viele Ziele und zu wenig Zeit .
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Gruß, Arnulf
"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot) | |
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Off-topic
#1527787 - 15.05.23 17:05
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Die Räder gingen per Postpaket zurück in die Heimat. Das Postamt in unmittelbarer Nähe zur Kathedrale ist offensichtlich sehr gut darauf eingerichtet und das Personal sehr hilfsbereit. Das ist ein toller Service! Aber leider steht seit etwa 2 Jahren Deutschland nicht mehr auf der Liste der Länder, in welche das Rad versendet werden kann! Aktuell sind diese Ziele für den internationalen Versand gelistet: Österreich, Azoren, Frankreich, Zypern, Kroatien, Dänemark, Slowenien, Griechenland, Ungarn, Italien, Luxemburg, Malta, Niederlande, Polen, Portugal, Tschechische Republik, Rumänien und die Schweiz.
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#1527802 - 15.05.23 18:40
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Keine Ahnung]
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Hallo Arnulf,
zur Quartierfrage zwischen Paris und Bremen kann ich mich natürlich nicht äußern, aber bei uns war der Andrang großteils tatsächlich sehr überschaubar, in vielen Unterkünften dürfte nur ein kleiner Teil der Zimmer belegt gewesen sein. Gut gebucht waren aber jedenfalls die größeren Städte wie Sevilla, Mérida und Salamanca, zumindest in den innerstädtischen Bereichen.
Von Fußpilgern haben wir gehört, dass in der Karwoche viele Pilgerherbergen bis auf den letzten Platz ausgebucht waren, auch mit Nicht-Pilgern, die diese günstige Möglichkeit nutzen (und offenbar auch nutzen dürfen). Das dürfte im Juni und in Frankreich bzw. Deutschland kein Thema sein. Wir haben es nie in einer Herberge versucht, die Preise für meist wirklich schöne Zimmer waren absolut erschwinglich und Matratzenlagerfeeling werde ich bei den bevorstehenden Bergwanderungen wieder ausführlich genießen dürfen.
Hans
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#1527804 - 15.05.23 18:48
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: UrbanCosmonaut]
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Aber leider steht seit etwa 2 Jahren Deutschland nicht mehr auf der Liste der Länder, in welche das Rad versendet werden kann! Oje, das ist natürlich schade. Dann bliebe wohl nur UPS, die dafür EUR 185,-- verlangen, mit Gepäcksstücken EUR 30,-- extra oder eben die Mitnahme im Flieger. Die genannten Preise gelten für den Versand nach Österreich, ich habe interessehalber vor Ort gefragt; es war nur wenige Minuten von unserem Hotel entfernt. Hans
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#1527863 - 16.05.23 12:06
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Inwieweit deckt sich eure Route mit dem eurovelo1, dem Jakobsweg bzw. der MTB und Rennradstrecke nach Gijon ( www.larutaenbici.com/de)? Unsere Route ist bis Zamora im wesentlichen zwischen dem Fuß-Jakobsweg und dem Eurovelo 1 hin und her gependelt, wobei letzterer großteils auf der Carretera Nacional N630 verläuft. Der Fußweg ist landschaftlich sicher schöner als die breite Straße, aber oft genug mit Tourenrad kaum fahrbar. Auf manchen Etappen verläuft der Fußweg über viele Kilometer am Straßenrand oder unmittelbar neben der Straße. Die Montainbike- bzw. Rennradstrecke nach Gijon sagen mir nichts und die App larutaenbici kenne ich nicht und kann ich auch nicht herunterladen. D Hans Danke für die Auskunft. Nach den Etappenbeschreibungen und Karten auf larutaenbici.com vermute ich, daß die Rennradstrecke mit dem EV1 und die mtb-Strecke mit dem Jakobsweg identisch ist.
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#1527868 - 16.05.23 12:59
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: ebbo]
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Ich hatte BEIDE Tracks geladen (den Fuß-Jakobsweg von einer offiziellen Seite und dann noch die Radstrecke, die ich auf Caminaro mit der Option Rennrad erstellt hatte) und dann sind wir nach aktueller Einschätzung gefahren. An vielen Kreuzungspunkten schien uns der Fußweg für unsere Räder nicht wirklich machbar und manche Fuß-Etappe ist ohnehin unmittelbar an der Radstrecke entlang gelaufen. So waren es in Summe deutlich mehr Straßen- als Weg-Kilometer.
Gänzlich abseits des Fußweges war die Via Verde von Plasencia nach Béjar.
Rückblickend kann ich sagen, dass wir mit wesentlich weniger Vorplanung losfahren hätten können. Der Fußweg ist mehr als gut ausgeschildert und mit dem Rad kann man sich ebenfalls nicht verirren, da es kaum einmal fahrbare Alternativen dafür gäbe. Was in Mitteleuropa oder Italien bei mir immer viel Zeit in Anspruch nimmt, die Suche nach verkehrsarmen Strecken, ist in den bereisten Teilen Spaniens kein Thema. Es war schlichtweg ALLES verkehrsarm.
Hans
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#1527882 - 16.05.23 15:06
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans, eine schöner Bericht, den ich mit Freuden gelesen habe. Meine Frau und ich waren ebenfalls im April / Mai dieses Jahres in Spanien und wir konnten einiges nachvollziehen. Die 2 Marmeladen und die fetten Churros haben wir ebenfalls erlebt. In den den Geschäften gibt es aber ein größeres Sortiment!
Am 22. 4. nachmittags waren wir ebenfalls in Salamanca an der Kathedrale und auf der Römischen Brücke: vielleicht sind wir uns sogar begegnet?
Gruß Gerhard
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#1527888 - 16.05.23 16:11
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Gerhard O]
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Hallo Gerhard,
das wäre nun tatsächlich ein besonderer Zufall geworden. Wir sind ziemlich genau um halb drei über die römische Brücke geradelt, wenig später waren wir dann an der Kathedrale unterwegs Richtung Plaza Mayor. Später sind wir dann noch durch die Stadt gebummelt und waren gegen halb zehn noch einmal an der Kathedrale.
An ein deutsches Paar kann ich mich nicht erinnern. Seid Ihr denn mit den Rädern unterwegs gewesen?
Ich kann mich an ein Paar mit Rädern (oder war es ein Tandem?) unmittelbar nach der Brücke erinnern, ansonsten an keine Radfahrer. In unserer Unterkunft (Hospedium Plaza Mayor) waren allerdings noch zwei weitere Reiseräder abgestellt, zu Abend gegessen haben wir im "Casino", einem touristisch geprägten Restaurant in der Innenstadt. Dort kann ich mich an ein nichtspanisches Paar unweit unseres Tisches erinnern, glaube aber, englische Wortfetzen vernommen zu haben.
Hans
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#1527889 - 16.05.23 16:19
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Wir waren zu Fuß unterwegs und etwa um 16Uhr auf der römischen Brücke. Ich glaube nicht, daß wir in der Menschenmenge aufgefallen sind, zumal wir uns nicht kennen!
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#1527890 - 16.05.23 16:24
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Gerhard O]
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Nein, in den Menschenmengen konnten wir uns nicht auffallen und bei einem der angeführten Punkte wärs ein ziemlicher Zufall gewesen.
Hans
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Geändert von Hansflo (16.05.23 16:24) |
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#1527975 - 17.05.23 12:25
Re: Via de la Plata - Von Sevilla nach Santiago C.
[Re: Hansflo]
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Hallo Hans Toller Bericht, vielen Dank. Bringt viele gute Erinnerungen hoch. Und die Möglichkeit Räder per Post zu versenden ist nicht nur originell, sondern auch praktisch. Einen separaten Dank für diesen Tip. Liebe Grüsse Kurt
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