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#1527299 - 10.05.23 12:09 Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße
veloträumer
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Beiträge: 17.178
Dauer:5 Tage
Zeitraum:30.4.2023 bis 4.5.2023
Entfernung:385 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland

Maientour Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße
In memoriam Jim Knopf (Jürgen)

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30.4.-4.5.2023 (5 Tage)
385 km
5505 Hm
Topografische Schwierigkeit: 1430 Hm/100 km

Der Mai und sein Maiengrün, das leuchtende jungfräuliche Chlorophyll ist kaum so durchdringend wie in einem der größten zusammenhängen Waldgebiete Deutschlands – dem Pfälzerwald. Eigentlich ein gemeinschaftlicher Naturraum mit den Nordvogesen, so gleich auch in der Typik der Wälder und roten Felsen, ja oft Felsskulpturen oder kleine Tafelberge, die ihrerseits gern Kletterer anziehen, sei hier mal nur auf der deutschen Seite aufbereitet.

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Verbindet mich hier auch noch die Besonderheit, das erste von zahlreichen mehrtägigen Forentreffen erlebt zu haben, deren Dahner Serie alle von Jim Knopf alias Jürgen organisiert wurden. Viele Forumsteilnehmer werden wissen, dass Jim Knopf einem tragischen Schicksal ergeben sein Leben allzu früh beenden musste, doch bleiben Erinnerungen ja stets lebendig. Diese meine Pfalzrunde erinnert in einem Teil insbesondere an die Eschkopfrunde des Dahner Treffens 2008, derer es einige Überschneidungen gab, wenngleich frei von Pannen – die TeilnehmerInnen der kleinen Gruppe werden sich an einen damaligen Pannenkönig erinnern (nicht ich!). Es war zudem der gleiche Zeitraum Anfang Mai und somit ziemlich exakte 15 Jahre her. Da mir doch sehr oft einiges aus der Erinnerung durch den Kopf ging, möchte ich diesen meinen Maienausritt ausdrücklich Jürgen alias Jim Knopf widmen, auch wenn ich ihn nie so gut gekannt habe wie einige andere Foristen.

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Verwundert war ich indes, dass ich manche Orte nicht wirklich wiederkannte. Erst der Blick auf alte Bilder zeigte mir – ja, ich war auch schon im schönen Annweiler, aber alles wirkte neu auf mich. Manche Verbindung sind wir seinerzeit auch anders und schneller gefahren, sodass es nicht verwundern kann, dass mir manche Wald- oder Talstrecke jungfräulich dünkte. Indes fand ich mir noch bekanntes Forsthaus Heldenstein als aktuelle Gastronomieleiche wieder, das Schicksal scheint noch unklar, eine teilweise Nutzung als Ferienwohnung ist offenbar derzeit gegeben, eine Gaststätte wohl irgendwann wieder geplant, die Ausstattung noch weitgehend vorhanden.

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Anders als früher leitete ich meine Anreise an den Rand des Pfälzerwaldes – namentlich besser bekannt als Deutsche Weinstraße – durch den Kraichgau (statt dem Schwarzwald) ein. Auch verblieb ich weitgehend in der ersten Hügelkette im Osten, ohne die Westflanke des Pfälzerwaldes zu beackern. So richtig weiße Flecken habe ich ja im Pfälzerwald auch wieder nicht, mehr sind es spezifische Orte, die ich noch nicht kenne oder kannte. Ziel wurden einige Burgen und Schlösser, in deren Schatten ich auch noch gute Übernachtungsmöglichkeiten fand. Bei einer solch kurzen Radreise blieb für das eigentliche Zielgebiet in der Pfalz nur etwa die Hälfte der Zeit, fallen die anderen Zeiten auf mir recht vertraute An- und Abfahrtsrouten in Strohgäu, Stromberg und Kraichgau. Gemäß meiner auch insgesamt schwachen Radlerphysis in diesem Jahr verkürzte ich zudem die Rückreiseroute noch mit der Bahn zwischen Bad Bergzabern und Zaisenhausen.

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Trotzdem ereilte mich im Nachhinein eine Schleimbeutelentzündung am Knie, die mein geplantes Sommerprojekt gefährden könnte. Plötzliches Nasenbluten auf der Schlussetappe zeigte mir, dass meine Fitness nicht die beste ist. Erschwerend kam hinzu, dass ich einige Probleme mit meiner Kurbel habe, da es mittlerweile gravierende Mängel bei Ersatzteilen für alte Modelle gibt und die Kompatibilität manchmal an Nuancen scheitert. Die gesamte Tour über hatte ich entsprechend Probleme, hohe Gänge schleiffrei zu treten, ebenso machte das mittlere Kettenblatt ein paar Probleme. Auch deswegen suchte ich die Tour kurz zu halten, wäre ich doch schon fast verärgert nach 10 km umgekehrt. Am Montagehaken schien noch alles tippitopp.

So, 30.4. Stuttgart-West - Botnang - Solitude - Gerlingen-Waldsiedlung - Leonberg - via Lohlenbachtal - Rutesheim - Flacht - Weissach - (Porscheareal) - via Waldpiste - Heubergkopfhütte - via Feldwegstraßen - Nussdorf - Aurich - Vaihingen/Enz - Ensingen - (Horrheim) - Seewaldseen - Gündelbach - Gündelbacher Steige (375 m) - Häfnerhaslach - Bannhalde (419 m) - Sternenfels - Oberderdingen - Flehingen - Gochsheim - Hühnerbusch-Hütte
90 km | 1310 Hm

Die Horrheimer Seewaldseen erreichte ich erst am Nachmittag, sollte ich doch eigentlich einen See weiter bei Zaberfeld sein. Die Sonne machte sich ohnehin rar, wenngleich manche Rapsfelder das sonnengelbe Leuchten zu ersetzen suchten. Sonntagsausflügler am Maienwochenende waren erstaunlich wenige unterwegs. Ich wählte nunmehr den kürzeren Weg direkt von Häfnerhaslach nach Sternenfels.

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In Sternenfels gibt es wieder Auftrieb, eine neue Bäckerei hat sich Caféterrasse gegenüber der Pizzeria im oberen Dorfkern niedergelassen. Zunächst folge ich dem Kraichradweg, den ich so bewusst noch nie gefahren war. Sehr schön durch Altobstwiesen, der Kraichbach schafft leicht kühlenden Auencharakter – besonders hübsch zwischen Flehingen und Gochsheim. Das Flehinger Wasserschloss dient heute als Bildungszentrum ist kaum als Wasserschloss zu identifizieren, die Wassergräben sind weitgehend trocken gelegt.

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Gochsheim zeigt sich dem Betrachter ganz verschieden, je nachdem, von welcher Seite man es anfährt. Vom Kraichradweg unten kommend, thront der Ort geradezu sinnbildlich und herrschaftlich über dem Kraichbachtal. Der Graf von Eberstein ließ die einstige Burg im Jahre 1520 in ein repräsentatives Renaissanceschloss nahezu neu umbauen. Die adelige Ebersteindynastie währte noch bis ins 17. Jahrhundert, löste sich dann aber ohne Nachkommenschaft auf. Indes belegen Hausportale ehemals wohlhabendes Handwerk und Gewerbe. Das Badische Bäckerei- und Deutsches Zuckerbäckermuseum wecken Lust auf Wohlgeschmack, aber nur an Sonntagnachmittagen geöffnet.

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Mit dem Kraichgau bin ich bereits im Fokus des Pfälzer Erbfolgekriegs, also gewissermaßen auch schon im Zielgebiet. Der neunjährige Krieg von 1688 bis 1697 ist eher irreführend bezeichnet und hatte eine weit größere Dimension in ganz Südwestdeutschland und gar weiteren europäischen Ländern bis zu den Kolonialgebieten. Im Wesentlichen entstand der Krieg aus dem machtstrategischen Expansionsdrang Frankreichs unter Ludwig XIV., der sich vorsorglich gegen die erstarkende Wiener Große Allianz zu wehren suchte, die England, die Niederlande, Spanien, Savoyen und das Heilige Römische Reich umfasste. Man könnte eine gewagte moderne Parallele zu Putins Bedrohungsszenario einer übermächtigen Westallianz ziehen, gegen die er vorbeugend mit Tod und Zerstörung ziviler Opfer („Bauernopfer“) einen Expansionsriegel vorschieben möchte. Man sieht, wie alt und skrupellos das Denken noch heute sein kann. Anfangs lag die Keimzelle des Konflikts noch in der Kurpfalz und dem Badischen – also auch dem Kraichgau, doch schnell folgte die Zerstörung von Burgen und Dörfern in der heutigen Pfalz und dem Rheinischen.

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Noch vor Münzesheim zweigt eine Feldstraße ab, über die man die Weierbachsiedlung auf östlicher Seite und später Neuenbürg erreichen kann. Stufenweise ergeben sich mehrere Anhöhen, aus dem Tal klingt erstmals sowas wie Feierlaunemusik zum Ersten Mai hinauf. Ausgerechnet jetzt, denke ich an einer panoramareich gelegenen Bank unter einem Baum. Ich ziehe doch noch weiter, weil mir die Karte eine Hütte wenig weiter verrät. Da könnten natürlich auch Feierlaunige sein. Doch ist an dem riesigen Grillplatz niemand anzutreffen, nur die Laute aus dem Kraichtal sind noch dezent zu hören.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1527300 - 10.05.23 12:12 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: veloträumer]
veloträumer
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abwesend abwesend
Beiträge: 17.178
Mo, 1.5. Hühnerbusch-Hütte - Neuenbürg - Odenheim - Gallus-Bildhäusel (243/261 m) - Östringen - Rettigheim - via Weinbergroute - Malschenberg - Rot - Sankt Leon - Neu-/Altlußheim - Speyer - Binsfeldseen - Otterstadt - Rinkenbergerhof - Iggelheim - Wehlachweiher/Haßloch Süd - Lachen-Speyerdorf - Hambach - Hambacher Schloss (367 m)/Parkplatz
88 km | 690 Hm

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Immer noch treibt kühler Wind in die Glieder. Die Regenjacke brauche ich immer wieder – nicht, weil es regnet, sondern als Windschutz. Auch Neuenbürg (nicht mit dem Neuenbürg im Schwarzwald zu verwechseln!) liegt in einer Mulde, die von leuchtendem Raps umhügelt ist. Nicht nur, denn auch Rebenhänge gehören zum Gemeindegebiet und lokale Weinspezialitäten gibt es gar 24 Stunden lang in einem Weinautomaten. Ein Kaffeeautomat wäre mir aktuell lieber gewesen, der Ort ist aber sonst totenstill bis auf eine fleißige Joggerin und ebenso eifrige Bauern.

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Auch in Odenheim ist von Maifeierlichkeiten nichts zu merken. Man könnte meinen, es sei noch Corona-Hochzeit. Hier beginnt einer der eindrücklichsten Hohlwege über die Kraichgauhügel, welcher den Bilderstock Gallus passiert. Nach dieser Überfahrt wartet immerhin in Östringen eine geöffnete Bäckerei. An die neuen Inflationspreise habe ich mich noch nicht gewöhnt und zucke immer wieder zusammen. Also gibt es nur eine Nusstasche to go ohne Kaffee.

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Der unangenehme Wind bleibt erhalten, über Malschenberg hinaus in die Ebene hinunter nach Rot und weiter Richtung Speyer. Nur ist diesmal kein Gegenwind, mehr ein Ostwind. Wäre nicht das Problem meines Antriebs, könnte ich ggf. hier neue Rekorde einfahren. Sonst ist immer zäh hier. Mein Sitzfleisch ist aber auch unterentwickelt – so komme ich letztlich auch nicht schneller voran als sonst mit Gegenwind. Für einen Seebesuch nördlich Speyer ist dann doch noch eine gute Zeit, der Himmel macht zumindest ein paar Prozent auf, Sonnenbaden ohne Sonnenbrandgefahr.

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Ab Otterstadt suche ich erstmals ganz neue Wege. Nach Bad Dürkheim bin ich schonmal durch die Ebene, nun soll es Hambach sein. Etwas verwirrend, weil Hambach auch Neustadt heißt, wie viele Weindörfer eingemeindet wurde. Tatsächlich liegen Hambach und Neustadt nicht weit entfernt, die Wege von Osten sind aber unterschiedlich. Bei Rinkenbergerhof wird man als Radler verleitet, zur unüberwindbaren Schnellstraße in eine Sackgasse zu fahren. Man folge der Straße, nicht den Radwegen! Bei Haßloch-Süd ist es genau umgekehrt. Man muss mit viel Instinkt sich über Radwege und gar Pfade bewegen, um im Labyrinth von Teichen und Wasserläufen – sogar Kanu wird hier gefahren – den kürzesten Weg zu finden. In Lachen-Speyerdorf ist dann zu Ende mit Lachen. Welcher Ortsteil wo anfängt und endet, scheint Geheimnis. Es gibt: Speyerdorf, Lachen-Speyerdorf und Lachen. Allerdings fand ich kein Ortsschild Lachen – das wäre ja ein Foto wert gewesen. So wenig Humor können die Pfälzer doch nicht haben?

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Im vermuteten Lachen wird so gebaut, dass der Hambacher Weg entweder nicht zugänglich ist oder wiederum verheimlicht wird. Ein paar Extrazacken und ich bin doch drauf, wenn auch ohne ein Schild gesehen zu haben. Hambach kündigt sich durch vorgelagerte, fast flache Weinfelder an, die alle verdrahtet sind, um regelmäßigen Rebentrieb zu gewähren. Soviel Metall am Wein habe ich noch nicht gesehen – vielleicht ist es aber auch ein neuer Anbautrend. Der Ort sehr hübsch, wenngleich nicht viel auf das berühmte Schloss hinweist. Es liegt auch weit oberhalb, fast unscharf vom Ort nur zu erkennen.

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Die Gasthäuser an der Weinstraße sind nicht selten Edelschuppen für Gourmetzungen, doch gibt es offenbar auch noch einfache Einkehr und Schobbetrunk. Ein Fest ist ausgewiesen und ich folge den Schildern in einen etwas höher gelegenen Ortsteil, obwohl Regen im Anmarsch ist und wohl Festende. Tatsächlich bekomme ich noch eine Wurst, wenngleich der einziehende Regen ein gemütliches Sitzen mit Pfälzer Schoppen nicht mehr gewährt. Die meisten Buden und Schänken schließen bereits. Ein Einheimischer möchte noch etwas über meine Radreiseleben wissen, doch auch dort kommt der Regen dazwischen.

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Die Wurst bekam ich schließlich für drei statt vier Euro, quasi als Schlussgast. Soweit motiviert, wage ich noch den Anstieg zum Hambacher Schloss. Schnell ist Wald und der Regen meint es auch nicht so ernst. Hambacher Schloss am Abend heißt, Gitterstäbe und nur ein distanzierter Blick durch die Torgitter. Die Geschichte des Schlosses ist vergleichsweise wechselhaft, war anfangs als Kästenburg erbaut worden, über bayerische Einflüsse als Maxburg, kam es recht spät zur Bezeichnung Hambacher Schloss und seine spezifische Funktion als einer der ersten Orte zur deutschen Demokratie- und Einheitsbewegung noch vor der 1848/49er Revolution und der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Im Jahre 1832 zogen 20.000-30.000 TeilnehmerInnen zum Schloss, allerdings auch im Rahmen einer Versammlung verschiedener revolutionärer Eliten. Am Fuße der letzten kleinen Auffahrt befinden sich Bushalte und eine Weinprobehütte nebst Gasthof. Geöffnet hat nichts und gefeiert wird auch nicht. Dafür eignet sich die Hütte bestens als Nachtlager, wegen Wind allerdings besser mit Zelt.

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#1527301 - 10.05.23 12:14 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: veloträumer]
veloträumer
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Di, 2.5. Parkplatz Hambacher Schloss - Hambach - Diedesfeld - Alsterweiler - Maikammer - Sankt Martin - Kropsburg (347 m) - Guggemolwege/Klosterstraße - Lolosruhe (574 m) - via Waldpiste - Schänzelturm (613 m) - Benderplatz (552 m) - via Waldppiste - ev. K6 - Forsthaus Heldenstein - K6/L506 - Drei Buchen (403 m) - Ramberg - via Radweg - Dernbach - Vogelstockerhof - Queichhambach - Annweiler am Trifels - Parkplatz Windhof - Parkplatz Ahlmühle (390 m) - Schlossäcker (Trifels, 377 m) - via Piste - Burg Trifels (450 m)
62 km | 1260 Hm

Über zwei Stunden Wartezeit für eine denkbare Besichtigung sind mir dann doch auch für ein deutsches Nationalgut zu lang. Die Schlossstraße ist quasi ein Kreis, der nur per Einbahnstraße befahren werden kann, auf der Nordschleife aber ein Ampelblockregelung in beide Richtungen. Zu solchen Uhrzeiten wie morgens und abends wäre es sicherlich egal, die Straße zudem gar nicht so schmal. Es dürfte mehr für die touristischen Stoßzeiten eine Rolle spielen, ansonsten scheint die Regelung fragwürdig. Ich fahre trotzdem der Vorschrift nach, nachdem mir eine Waldpiste Richtung Klausentalhütte doch zu heikel erscheint. Von Hambach gleich weiter nach Diedesfeld. Alles Weinland, jeder Ort hat wohl seine eigene Weinkönigin. Es gibt auch Weintraubenprinzessinnen für die Minderjährigen.

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Nach Maikammer fahre ich über Alsterweiler ein. Der Unterschied ist wichtig, denn die Alsterweilerer fühlten sich als eigenes, durchaus schmuckes und historisch bedeutsames Dorf gegenüber den Maikammerern benachteiligt, von denen sie politisch und kirchlich jahrhundertelang abhängig waren. Demgegenüber muckten einige Einwohner auf und bald wurden die Alsterweilerer die „Mucker“ genannt, was sie nicht wirklich grämte – im Gegenteil verschafften sie sich eigene Institutionen wie Schule und Kirche im 19. Jahrhundert.

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Maikammer erfreut mit einer Reihe hübscher Ortsgebäude, vielen Einkehrmöglichkeiten, Speiselokale, Weingüter. Die charmante Perle ist jedoch Sankt Martin, schon am Rande gelegen, in einer Talnische fast eingegraben, steile Ortsstraßen. Weingüter auch hier, ein Vinotel sogar – ob es da Wein statt Kaffee zum Frühstück gibt? Wer nicht einkehren möchte, ist für die Selbstversorgung auf jeden kleinen Laden angewiesen. Supermärkte sucht man in den kleinen Weinorten vergebens. Mal eine Bäckerei, mal eine Metzgerei – mehr ist nicht vorhanden.

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Für den Aufstieg Kropsburg wähle man die Haardtgasse, nicht die Kreuzgasse! Letztere ist nahezu unfahrbares, grobes Pflaster und sausteil. Über die Haardtgasse kommt man auf den Burgweg und man muss nur ein paar Meter dieses Pflasters bewältigen, wo die Kreuzgasse auf den Burgweg stößt. Hier erfährt man auch einiges rundum den Weinbau, das Biotop, seine Funktionen, die Art der Bewirtschaftung. Bis zur Kropsburg ist nur noch eine recht kurze, aber steile Strecke. Die Burg mit dem Turm ist in Privatbesitz, anbei befindet sich eine Burgschänke.

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Die Strecke ist nun Höhenstraße, nur leicht wellig, mehr Wald als Aussicht. Nach Süden fällt die Straße mit Blick in die Rebenhänge und Ebene kräftig ab, weitere Abzweige zu Aussichtspunkten könnte man über Stichstraßen auffahren. Die Straße kann man an einer Ecke mit Hütte über einen Asphaltweg abkürzen, um ins Tiefenbachtal einzufahren. So umgeht man Edenkoben, das gleichwohl eine gute Adresse für lukullische Gastronomie wäre. Ich erinnere mich da eines leckeren Essens zum Abschluss einer früheren Pfalzrunde.

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Zur Passhöhe Lolosruhe folgt man einem typischen Waldanstieg, kaum Autos hier, nur eine Rundschleife ohne Besiedlung – Wunder, dafür solch perfekte Straße zu finden. Von der Lolosruhe kann man noch etwas höher zum Schänzelturm fahren, quasi der Gipfelpunk dieser Radreise. Eine Widmungstafel heroisiert eine Niederlage preußischer Truppen gegen französische Revolutionstruppen 1794 als Vaterlandsopfer. Der Turm wurde aber erst 1874 im Siegesrausch des Deutsch-Französischen Kriegs 1870/71 erbaut. Lässt sich von Norden der Turm mit fast jedem Rad auf guter Waldpiste anfahren, musste ich für den Abstieg nach Süden das Velo schieben. Ich erreiche schließlich nach Rückkehr auf die Straße das Forsthaus Heldenstein, wie oben erwähnt aktuell nicht in Betrieb.

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Die Abfahrt ins Modenbachtal bringt wiederum schönes Auengrün ins Auge, die Büsche und Bäume am Bachlauf sind abgeschlagen. In einer spitzen Einmündung beginnt der Anstieg zu Drei Buchen in Richtung Ramberg. Vom Parkplatz Drei Buchen führt ein Weg zur Burgruine Meistersel, deren Rekonstruktionsbild auf einer Infotafel aber weit mehr bietet als die Ruinen selbst. Ich erspare mir hier den Exkurs zum alten Restgestein. Ramberg, gleichfalls von einer weiteren Ruine überragt, der Ramburg, bietet ein Museum für ein typisches Pfälzer Handwerk, das Bürstenmachen. Noch heute stellt dort Harald Klein Besen und Bürsten traditionell per Hand her: https://www.ardmediathek.de/video/l...-rp/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzEzOTg2ODU.

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Durch das hübsche Dernbachtal führt ein Radweg, der allerdings auch gewöhnungsbedürftige Matschpassagen aufweist. Vom Dernbachtal geht es kurz ins übergeordnete Eußerthal, von dort wiederum kurz später ins Queichtal, was schließlich nach Westen führt, für mich aber nur bis Annweiler. Dem historischen Ortskern ist östlich ein recht großes Gewerbegebiet vorgelagert – Möglichkeit, den Proviant in einem Supermarkt aufzustocken. Über Annweiler thront die Burg Trifels, per Fahrstraße jedoch erst über einen weiten Bogen zu erreichen.

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Zunächst aber mal sollte jeder einen Blick auf den Ort werfen. Die Queich bildet ein Spiel mit Wassergassen und Fachwerkhäusern, dazu überhängenden Blumenschmuck und Abbildern der reichsköniglichen Herrscher, die die Burg Trifels beehrten. Ein Mühlrad steht an einer Engstelle, die als Schipkapass bezeichnet wird. Um diesen Begriff ranken sich einige Legenden, die wohl der pfälzischen Erzähllaune entsprungen sind und der Name eher aus Gewohnheit überlebte, als dass er auf eine historische Passfunktion hinweist.

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Ortsausgehend führt die Trifelsstraße zu nichts anderem als zu der Burg und den Ausflugsparkplätzen für Kletterer und Wanderer, sodass abends dort nahezu kein Verkehr herrscht. Die Straße führt an einem Friedwald mit Brunnen vorbei, sowie am Asselstein, einem markanten Kletterfelsen. Für die Schlussschleife besteht ab Windhof wiederum eine Einbahnregelung. Die Straße führt nur unterhalb der Burg zu einem Gasthof (nur Tagesgeschäft), eine Piste ermöglicht die Zufahrt näher zur Burg. Die letzten Meter zur Burg sind schließlich extrem steil, aber wieder asphaltiert. Der Zugang ist bis zu einer Aussichts- und ehemaligen Geschützplattform beim Brunnentor jederzeit frei, die Burg selbst wiederum eintrittspflichtig. Der Abend wäre besonders schön gewesen, hätte es nicht den immer noch giftigen Wind gegeben.

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Geändert von veloträumer (10.05.23 14:31)
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#1527302 - 10.05.23 12:16 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: veloträumer]
veloträumer
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Mi, 3.5. Burg Trifels - via Piste - Schlossäcker - Parkplatz Ahlmühle (390 m) - via Piste - Zollstock (360 m) - via Piste – Ranschbach - Leinsweiler - via Weinbergroute - Eschbach - Parkplatz Madenburg (390 m) - via Piste - Madenburg (445 m) - via Piste Parkplatz via Piste - Waldhambach - Försthöhe (334 m) - Waldhambach - via Kaiserbachtal - Völkersweiler - Gossersweiler-Stein- Lindelbrunn - via Piste - (Vorderweidenthal) - via teils Piste - Lauterschwan - Seehofweiher - via Portzbachtal/Piste - dev. - via Glasbachtal - Pfälzer Hütte (410 m) - Parkplatz Hirzeckhaus (431 m)
49 km | 935 Hm

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Nach meiner zweiten „Burgübernachtung“, diesmal bei der Reichsburg, die im 12. Und 13. Jahrhundert in der Stauferzeit ihre größte Bedeutung hatte und nicht zuletzt berühmt ist für eine unterschiedlich verklärt interpretierte Gefangenschaft des englischen Königs Richard von Löwenherz, verlasse ich die Trifelsburg entgegen der Einbahnregel zurück zum Parkplatz Ahlmühle und wähle eine Pistenfahrt nach Leinsweiler, erreiche aber auf bestem Wege (weitgehend Waldpiste, später Asphalt) zunächst Ranschbach. Die Waldfahrt hält noch eine Überraschung bereit. So steht an der Wegekreuzung und ehemaligen Grenze Zollstock ein kathedralenartig gewölbte halboffene Hütte mit hölzernen Hängematten dahinter.

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Zurück auf der Weinstraße, ist es wieder Zeit für ein paar liebliche Blicke auf Rebenhänge und schmucke Weindörfer. Auffällig viele Solardächer weißt Ranschbach auf – die Pfalz gibt sich modern und der Energiewende gewappnet. In Leinsweiler bieten Weingüter Pensionsbetrieb neben Weinverkauf und Weinproben an. In Richtung Eschbach fahre ich noch etwas erhöht durch die Weinberge abseits der Straße.

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Bald zeichnet sich am Berg oben die Madenburg ab, mein nächstes Höhenziel. Zunächst mache ich noch Station bei den „Eseln“ – gemeint sind die Eschbacher Bürger und neuerdings auch ihre künstlerischen Eselexponate, die sich im Dorf verteilen. Esel sind die Eschbacher deswegen, weil sie als Untertanen der Eselsritter galten, die im Jahrhundert die adelige Ritterkaste der Madenburg bezeichnete. Ich reite ja auch einen Esel, den Drahtesel. Und die Dummheiten meiner Lebensentscheide rechtfertigen, mich selbst gleichwohl einen Esel zu nennen. Ein Treffen unter Gleichgesinnten also.

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Die Madenburgauffahrt führt wiederum durch lichten Wald bis zum Parkplatz, von dort ein Zufahrtspiste zur Burg besteht (wiederum mit Einbahnregelung). Die Burgruine Madenburg ist noch recht opulent an Gemäuer, obwohl sie im Pfälzischen Erbfolgekrieg auch fast komplett zerstört wurde, aber bereits 1870 Renovierungsmaßnahmen ergriffen wurden. Heute ist die große Festungsanlage Burgschänke und Veranstaltungsort. Eigentlich Sackgasse, gibt es aber wieder fortführende Forstpisten nach Waldhambach hinunter. Die Wegekennzeichnung ist allerdings mager bis verwirrend. So gibt es angeschrieben Pistennummern, die auf vorzufindender Wandertafel wiederum nicht vermerkt sind, dort dann andere Nummern.

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Die Irreführung geht weiter. Ich wollte einen Übergang über die Försthöhe nach Gossersweiler-Stein fahren. Irgendwie dürfte ich die Försthöhe erreicht haben (Sendeturm), aber der Weg führte im Kreis wieder zurück nach Waldhambach. Wie so manchmal, war das mein Glück, denn ich folgte danach dem asphaltierten Radweg am Kaiserbach entlang. Dort erwartete mich ein Trinkbrunnen mit Picknickbank- und tisch, quasi alles für eine genüssliche Rast und ein Sonnenbad.

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In Völkersweiler finde ich interessante Infos über die Geschichte von Ortstafeln. Dem deutschen Wesen nach gründlich, gab es bereits früh genaue Vorschriften, wie Ortstafeln beschaffen sein sollen – Inhalt, Farbe, Schrift, Rahmung und Material. So waren ab 1883 zwingend Tafeln aus Gusseisen für 10 DM das Stück Pflicht, hölzerne mussten ersetzt werden. Richtung Lindelbrunn führt wiederum eine Route durch Wald, gemischt Asphalt oder gute Piste. Den Exkurs zur Ruine spare ich mir hier auch. Die Piste setzt sich etwas gröber fort, man hätte hier auch die Straße nehmen können, weil Lindelbrunn auch ein kleiner Weiler mit Gasthof ist, nicht nur am Automaten gibt es Wildspezialitäten.

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So mündet man am Ortsrand von Vorderweidenthal, die nächste Route Richtung Lauterschwan führt aber nicht durch den Ort, sondern gleich weiter in den Wald. Im Schlussteil dieses Radwegs passiert man ungeeignete Waldwege. Warum der Radweg nicht vorher auf die Straße umgeleitet wird, bleibt ein Geheimnis der Planer. Stattdessen Warnschilder für ungehobelte Wege, als man schon den falschen Bogen eingeschlagen hat. Von Lauterschwan ist aber gleich wieder angenehm am Portzbach entlang zu fahren. Es folgen eine Reihe von Anglerseen, beim Seefhof gibt es auch einen mit Badegelegenheit. Weiter Piste nur leicht abwärts, der Bach daneben teils mit Sumpfflächen.

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An einer Ecke, bereits Asphalt, beginnt der ausgeschilderte Anstieg Richtung Hirzeckhaus bzw. Reisdorf. Die eigentliche Passhöhe ist die Pfälzerhütte (einfache Schutzhütte). Bis dahin muss man eine ziemlich harte Auffahrt bewältigen, die in unterschiedlich steilen Rampen erfolgt. Besonders schön ist unten mit dem gefällstarken Glasbach, der kleine Kaskaden bildet. Wenn man nicht nach Reisdorf abfährt, führt eine wellige Straße weiter Richtung Hirzeckhaus. Später muss man dafür nochmal von dieser Straße abzweigen. Die Straße endet an einem Waldparkplatz, das Hirzeckhaus ist noch mal knapp einen Kilometer Fußweg entfernt, Zufahrt für normale Trekkingräder nicht zu empfehlen. Da dort ohnehin nur schmale Öffnungszeiten bestehen, lohnt für mich der Weg nicht hin. Auf den Hirzeck (Berg) führt auch eine Piste, die ein Motorbiker meistert (wohl für den Sonnenuntergang), aber für ein Gepäckvelo zu sandig. Bleibt noch der Parkplatz als Zeltort für die Nacht – ziemlich einsam, aber auch etwas trostlos. Kalter Wind – immer noch und gar dort mitten im Wald.

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#1527303 - 10.05.23 12:17 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: veloträumer]
veloträumer
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Do, 4.5. Parkplatz Hirzeckhaus - Hochpass (300 m) - Birkenhördt - Bad Bergzabern || per Bahn || Zaisenhausen - Wanderheim Zaisenhausen - Heiligenäckersiedlung - Kürnbach - via Kegelbahnweg - Skulptur Bauernopfer - Riesenhof - Leonbronn - Zaberfeld-Katzenbachsee - Zaberfelder Steige (395 m) - Häfnerhaslach - Gündelbacher Steige (375 m) - Gündelbach - (Horrheim) - Ensingen - Vaihingen/Enz - Enzweihingen - Eberdingen - Weissach - Flacht - Rutesheim - via Lohlenbachtal - Leonberg - Gerlingen-Waldsiedlung - Schillerhöhe - Solitude - Botnang - Stuttgart-West
96 km | 1310 Hm

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Die alternative lange Anfahrt Hirzeckhaus fahre ich dann umgekehrt. Es handelt sich zunächst um eine unterschiedlich stark abfallende, auch mal wieder ansteigende Höhenstraße, die beim Hochpass auf die Bundestraße B427 trifft. Ab Birkenhördt folgt man lieblich dem Erlenbach, wieder getrennt auf einem Radweg. Mit dem Schwanenweiher kündigt sich schließlich Bad Bergzabern an, wo ich an dem Hotel vorbeifahre, in dem ich mal auf einer Wintertour genächtigt hatte, weil die hiesige Jugendherberge belegt war. Die historische Stadtummauerung sorgte für mehrere Rundtürme, deren meiste aber heute zerstört sind. Geblieben ist noch der renovierte Schabsturm, dessen Name sich vom „Schab“, dem Rindenabfall der Zimmerleute ableitet, der sich einst vor dem Turm ansammelte.

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Nach der Bahnfahrt zielte ich noch auf einen Badeaufenthalt am Katzenbachsee bei Zaberfeld – war es doch der einzige richtig sommerliche Tag der Reise ohne diesen giftigen Wind. Die vertrauten Routen fallen mir hier schwer noch zu kommentieren. Noch einmal erinnert die Skulptur des Bauernopfers an die tragischen Zeiten im Pfälzischen Erbfolgekrieg, dazu berichtete ich bereits auch auf meiner Website: KSH-2017-1 Zwischen Sandmühlen und Bauernopfer – Stromberg-Kraichgau auf Eppinger Linien.

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Die Weinseligkeit der Tour – ohne echten Pfälzer Wein genossen zu haben (es reichte nur für ein Fläschchen Supermarktwein aus spanischen Gefilden) – mag der Blick auf das hübsche Weinörtchen Gündelbach beenden. Ein Superstar der Tour wartete noch etwas später bei einbrechender Dämmerung im Strudelbachtal, das zu der Zeit für den Autoverkehr gesperrt ist. Entsprechend verdutzt zeigte sich der Feuersalamander über einen seltsamen Radler, der in seine Ruhe einbrach. Ich hatte die Pause lange gezogen, das Nasenbluten noch dazu und so wurde es fast Mitternacht, bis ich die heimische Tür aufschloss.

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Fahr mal wieder hin: Pfälzerwald mit oder ohne Schobbe!
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#1527320 - 10.05.23 18:36 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: veloträumer]
natash
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Servus Matthias,
da warst Du ja recht heimatnah unterwegs an den wenigen halbwegs trockenen Tagen, die uns dieses Frühjahr bislang vergönnt waren.
Den Pfälzerwald als Zielgebiet konntest Du dann ja nur ein wenig in Ausschnitten beradeln. Tatsächlich ist das eher ein MTB-Revier, zumindest, wenn auch tief in den Wald hineingeradelt werden soll. Viele der Pfälzer MTBikestrecken sind allerdings für Menschen, die eher mit breiteren Forstrouten vertraut sind, eher happig. Ich kann sie leider auch nicht fahren.
Einen schönen (Wieder-) Eindruck hast Du ja schon gewonnen. Ich könnte auch einmal wieder hin (wenn denn die kaputten Knochen wieder belastbar genug sind). Danke auch für die Erinnerung an Jürgen, die für mich stark mit bestimmten Stellen im Pfälzer Wald verbunden ist.
Irgendwie musst Du an den Maifeierlichkeiten im Kraichgau vorbeigeradelt sein. Sogar in Odenheim gabs welche.
Hier im Pfinztal war in jedem Dorf ein Festle. Und alle waren gut besucht.
Das Zuckerbäckermuseum in Gochsheim habe ich schon oft bewundert und noch nie besucht. Im Gegensatz zum örtlichen historisch angehauchten Altstadtfest, das eine schöne Stimmung verbreitet.
Der Pfälzer Erbfolgekrieg hat hier in der Region teils menschenleere Landstriche hinterlassen, die u.a. mit Menschen aus ärmlichen Bergregionen, wie Graubünden und Südtirol aufgefüllt wurden. Ich finde den Eppinger-Linien- Weg eine gute Erinnerung.
Dank Dir für den Bericht durch eine wohlbekannte Gegend.
Gruß

Nat
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#1527374 - 11.05.23 08:40 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: veloträumer]
trike-biker
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als ich deine Bilder wieder sah, hab ich festgestellt das da ein Bild von Maikanner dabei ist wo mein Trike nicht drauf ist zwinker
Aber wie imme4r von dir, ein Toller Reisebericht und Bilder.

klaus

Ps. fährt du zum Forumstreffen ?
jetzt wieder Stadtbewohner ;-) .Wenn du unten bist, geht`s nur noch bergauf.

Liegst du schon, oder buckelst du noch !
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#1527383 - 11.05.23 11:10 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: natash]
veloträumer
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Hallo Natalie,
In Antwort auf: natash
Ich könnte auch einmal wieder hin (wenn denn die kaputten Knochen wieder belastbar genug sind).
Ich fühle mit dir um der Untätigkeit, wenn das Tret- Laufgebälk streikt. Wünsche dir schnelle und vollstädnige Genesung. Wie oben schon beschrieben, hangel ich mich derzeit aber auch durch viele kleine Zipperlein - mal der Körper, mal das Velo.

In Antwort auf: natash
Tatsächlich ist das eher ein MTB-Revier, zumindest, wenn auch tief in den Wald hineingeradelt werden soll. Viele der Pfälzer MTBikestrecken sind allerdings für Menschen, die eher mit breiteren Forstrouten vertraut sind, eher happig. Ich kann sie leider auch nicht fahren.
Es gibt eigentlich schon recht viele gute Pisten im Pfälzerwald, allerdings weiß man wie üblich selten, wie sich die Wege entwickeln. Im Falle Schänzelturum war absehbar, dass es trailartig werden könnte, es geht allerdings auch eine gute Piste um den Berg rum, sodass man einerseits durch den Wald fahren könnte, den Turm hingen zu Fuß erlaufen könnte. Problematisch fand ich die eher dürftige Wegeauschilderung, scheint mir gegenüber BaWü schwächer zu sein.
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#1527385 - 11.05.23 11:18 Re: Kraichgau, Pfälzerwald & Deutsche Weinstraße [Re: trike-biker]
veloträumer
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In Antwort auf: trike-biker
Ps. fährt du zum Forumstreffen ?
Bei mir reihen sich einige Probleme nunmehr recht spät im Jahr an. Aktuell muss ich wieder mein Knie schonen. Ich fürchte fast, dass ich das Treffen aussetzen muss, nur Bahnreise habe ich keine Lust. Spätestens Montag müsste ich ja fahrtüchtig sein. Wenn noch was geht, werde ich mir spontan noch ein Route stückeln, grobe Idee hätte ich schon ggf. auch wieder mit Pfälzerwald weiter über den Donnersberg, evtl. Bahnanfart an den Radn vom Pfälzerwald. Was hast du geplant?
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