Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
12 Mitglieder (Netsrac, Need5Speed, Velotroll, nuredo, 8 unsichtbar), 315 Gäste und 239 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29207 Mitglieder
97624 Themen
1532666 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2223 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
veloträumer 60
Falk 54
Keine Ahnung 53
Juergen 50
iassu 46
Themenoptionen
#1406248 - 14.11.19 20:53 Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Dauer:1 Monat, 2 Tage
Zeitraum:22.5.2019 bis 22.6.2019
Entfernung:2090 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
czTschechische Republik

Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019


Wie schon in früheren Jahren wollte ich meine Sommerradtour mit dem Forumstreffen verbinden. Der Start sollte bei passendem Wetter, aber nach den Eisheiligen, erfolgen. Das Forumstreffen fand dieses Jahr in Räbke ab dem 29. Mai statt.

Den Start hatte ich für den 22. Mai festgelegt. Sieben Tage wollte ich für die Anreise nutzen und einen Tag für eventuelle Verzögerungen als Reserve freihalten. Bei späterem Start wegen schlechten Wetters hätte ich die direkte Anreise auch in 4-5 Tagen schaffen können.

Bremen hatte ich noch auf meiner Besichtigungsliste, und dieser Umweg war in sieben Tagen leicht machbar. Somit stand der Besuch der Bremer Stadtmusikanten fest!

Das eigentliche Ziel der Radreise sollte aber die Elbequelle im Riesengebirge sein. Maximal 5 Wochen hatte ich für die gesamte Tour Zeit, denn Anfang Juli hatte ich einen fixen Termin im Schwarzwald und im Anschluß daran eine Wohnung im Dahner Felsenland gebucht. Für die Vorbereitung dieser Urlaube wollte ich mir noch ein paar Tage freihalten.

Nun wissen aber meine Freunde, Bekannte und treuen Leser, daß ich am Sonntag, den 19. Mai von meiner Kölntour mit einem defekten Rad nach Hause gekommen war. Das Schaltwerk war ausgerissen und das Gewinde im Rahmen defekt! Noch am Sonntagabend hatte ich das Internet durchforscht, um evtl. eine solche Reparaturbuchse zu bekommen. Kurzfristag war das aber nicht möglich. Mein Radkumpel Herbert, der mir schon öfter aus der Not geholfen hatte, hätte zwar den passenden Bohrer zum Ausbohren des defekten Gewindes gehabt, nicht jedoch eine passende Buchse oder ersatzweise einen Helicoil-Gewindeeinsatz. Hier gab es somit keine Hilfe.

So beschloß ich, am Montag alle Fahrradgeschäfte der Umgebung zu kontaktieren. Aber mit welchem fange ich an?

Als wahrscheinlichste Werkstatt, die viel mit einfachen alten Rädern zu tun hat, erschien mir die Radstation bei uns am Bahnhof. Die besuchte ich als Erstes.

In der Werkstatt waren mehrere Leute am Arbeiten. Den vermutlichen Chef sprach ich an und zeigte auf das entsprechende Gewinde an dem Rad, das er gerade in der Hand hatte.
„Dieses Gewinde ist bei mir defekt.“
„Dann brauchen Sie eine Reparaturbuchse!
„Haben Sie eine da?“
„Ja, dann müssen Sie aber das Rad mitbringen.“
„Steht vor der Tür.“
„Dann bringen Sie es rein und warten 10 Minuten.“

20 Minuten später habe ich 10 € bezahlt und das Rad war repariert.

Für alle, die sich nicht vorstellen können, was genau gemeint ist, ein Bildchen:



Hinweis für die Ästheten: Das Bild entstand nach der Radtour, als ich wieder zu Hause war. So sieht ein Ritzelpaket mit Schaltwerk aus, das mehr als 2000 km bei Wind und Wetter gefahren und geölt, aber nicht geputzt wurde!


Übersicht der gesamten Radreise (hier klicken)

Bildergalerie (hier klicken)


Teil 1: Über Bremen an den Elm

Mittwoch, 22. Mai 2019
Oberhausen – Camping Haddorfer Seen, 114 km

Um 7 Uhr war das Startbild geknipst und die Reise konnte beginnen.



So ganz schnell ging es dann doch nicht los, denn in einer ruhigen Wohnsiedlung einer Großstadt bleibt nichts unbeobachtet! Schon nach wenigen hundert Metern traf ich auf eine Radfahrkollegin aus der Nachbarschaft. Ein kurzer Plausch zur Befriedigung der Neugierde mußte sein!

Aber dann fuhr ich auf bekannten Wegen zügig Richtung Norden. Erst am Schloß Lembeck hielt ich für einen längeren Fotostopp.



Dort kam ich mit 2 Radfahrern ins Gespräch, die ebenfalls auf Radreise waren, allerdings die vereinfachte Variante: mit dem Auto an‘s Urlaubsziel und von dort aus sternförmige Tagestouren mit dem Rad.

Mein noch von zu Hause mitgebrachtes Vesper verzehrte ich in Coesfeld vor der Kirche.



Bald darauf erreichte ich die Radbahn Münsterland, auf der ich sehr zügig voran kam.



Früher als gedacht war ich am Camping Haddorfer Seen und obwohl ich 2018 schon einmal dort war, fand ich den Eingang erst nach einer kompletten Umrundung des Platzes. verwirrt

Das Abendessen genoß ich wie damals auf dem platzeigenen Restaurant und eine längere Unterhaltung mit niederländischen Radreisenden, die auf dem Heimweg waren, rundeten den Abend ab.


Donnerstag, 23. Mai 2019
Camping Haddorfer Seen – Werlte, Hümmlinger Land, 84 km

Der Campingplatz liegt in einem kleinem Heidegebiet, das ich bei meiner Abreise durchradelte.



Eine halbe Stunde später kehrte ich in Salzbergen bei einer Bäckerei zu einem ‚Genießerfrühstück‘ ein mit Kaffee so viel man wollte. Eine volle Stunde hielt ich mich hier auf, woran man erkennen kann, daß es gut war!

Kurz vor Emsbüren traf ich dann auf die Mehringer Steine, eine Ansammlung von Großsteingräbern. Hier hielt ich mich einige Minuten zur Besichtigung auf.



Das Land ist flach und bietet nur wenig Abwechslung, höchsten mal einen Kanalblick oder ein Atomkraftwerk.

In diesem ebenen weiten Land gibt es natürlich auch Wind.



Die Windgeneratoren



drehen sich, aber mich bremst der Wind nur aus. Die Windmühlen stehen nur noch zur Zierde, die Flügel sind nicht bespannt!



Zur Stärkung hatte ich mir in Haselünne noch ein Eis gegönnt und unterwegs ein Brötchen gegessen. Trotz dieser Pausen war ich schon gegen 16 Uhr am Campingplatz Hümmlinger Land.

Zum Essen mußte ich abends noch mal einige Kilometer zurück fahren nach Werlte, denn der Campingplatz hatte außer einem Automat für Grillfleisch und Wurst kein kulinarisches Angebot.





Freitag, 24. Mai 2019
Werlte – Steller See, 87 km


Auf dem Werlter Campingplatz gab es zwar kein Abendessen, aber dafür ab 8.00 Uhr Frühstück – und das habe ich ca. 50 Minuten genossen!

Auf einem Plattenweg verließ ich den Ort, aber ich muß zugeben: die Steine waren sauber und stoßfrei verlegt und ließen sich gut fahren!



In Vrees am Dorfteich glaubte ich schon, das nächste Großsteingrab zu sehen, aber es waren nur vom Acker geräumte Findlinge, die als optischer Blickfang hier aufgeschichtet wurden.

Das nächste richtige Großsteingrab in Nähe der Straße erreichte ich kurz vor Wildeshausen.



Die Zufahrt dahin war für Reiseradler eher ungeeignet. Da ich die Länge des Weges nicht kannte und das Rad nicht unbeaufsichtigt stehen lassen wollte, bin ich trotzdem gefahren.



Erfahrungsgemäß ist bei solchen ‚Hünengräbern‘ außer großen Steinen nicht viel zu sehen. So war es auch hier. (In der Bretagne sind einige der Gräber begehbar.) Um meinen Eindruck zu vertiefen, wollte ich einen Abstecher auf das Pestruper Gräberfeld bei Wildeshausen machen. Dort sollte es über 500 Grabhügel aus prähistorischer Zeit geben!

Der Anblick vor Ort war aber ernüchternd: Außer einer unebenen Heide habe ich nichts gesehen.



Bei der Weiterfahrt gönnte ich mir in Wildeshausen noch ein Frusteis zur Verbesserung meiner Laune wegen des eigentlich unnötigen Umwegs und fuhr durch bis zum Steller See.

Auf dem Campingplatz bekam ich von verschiedenen Dauercampern mehrfach gutgemeinte Ratschläge, wo und wie ich mein Zelt am sichersten aufstelle, denn es wehte ein heftiger Wind und für die Nacht war Sturm vorhergesagt. Man wollte unbedingt, daß ich das Zelt neben einer Hecke unter einem großen Baum aufstelle, denn dort hätte ich den meisten Windschutz. Ich baute mein Zelt jedoch mitten auf der Wiese auf – mit der Schmalseite zum gerade vorherrschenden Wind – und erntete nur Kopfschütteln. Unter evtl. herabfallenden Ästen wollte ich aber keinesfalls die Nacht verbringen!



Als ich vom Abendessen zurück kam (Restaurant neben dem Campingplatz), hatte der Wind abgeflaut und ich hatte eine ruhige Nacht!


Samstag, 25.Mai 2019
Steller See – Everinghausen, 51 km

Heute sollte es nur eine kurze Fahrstrecke werden mit gemütlichem Stadtrundgang in Bremen. Schon eine halbe Stunde nach dem Aufbruch fand ich eine Bäckerei für das Frühstück. Bald danach begann die nicht ganz streßfreie Fahrt in die Bremer Innenstadt.



Die Weser war erreicht und das Rad schiebend bummelte ich durch die Altstadt. Verkaufsstände, Schiffe und Straßenmusikanten säumten den Weg.



Zu meinem Pflichtprogram gehörte der Besuch der aus dem Märchen bekannten ‚Bremer Stadtmusikanten‘. Hinweis: Die Straßenmusikanten im obigen Bild gelten nicht als Stadtmusikanten! Als ich die echten Stadtmusikanten gefunden hatte, mußte ich für ein Foto ohne Touristen ganz schön lange warten.



Die Stadt war voller Kreuzfahrttouristen. Busseweise liefen sie durch die Stadt, immer dem Schild mit ihrer Busnummer hinterher! Auch eine ‚persönliche Audienz‘ beim Roland war nicht ganz einfach. Zudem war er stark beschäftigt, denn er mußte nebenher noch Wahlwerbung für die Europawahl am Sonntag machen.



Ich habe noch mehr Fotos geknipst, aber wer die sehen will, kann sie sich in der Bildergalerie (hier klicken)
anschauen. Hier würden sie, denke ich, den Rahmen sprengen.

Auf den Weg zur Stadt raus habe ich mir noch den Rhododendron-Park angeschaut. Nicht, daß ich ein besonderer Blumenliebhaber wäre, sondern weil der Park am Weg lag!



Als ich bei der Weiterfahrt die Wümmewiesen erreicht hatte, kam ein Vogel in mein Sichtfeld, den ich zuerst von Weitem für einen Graureiher hielt. Beim genauen Hinsehen erkannte ich aber, daß es sich um einen Kranich handelte. Der mußte selbstverständlich fotografiert werden! Leider war er soweit weg, daß meine kleine Unterwegskamera die Bilder nicht wirklich scharf aufnehmen konnte.



Es war das erste mal, daß ich einen Kranich in freier Wildbahn beobachten konnte!

Der nächste, diesmal unfreiwillige Stopp, war am Bahnhof in Ottersberg. Meine Reiseplanung sah hier eine Querung der Bahnlinie vor, die laut Openstreetmap und Google hätte möglich sein sollen. In der Realität gab es diesen Überweg allerdings nicht! Nach intensivem Suchen blieb mir nur der ca. 2 km lange Umweg über die Landstaße.

Den Campingplatz ‚Campingparadies Grüner Jäger‘ hatte ich für das heutige Etappenende gewählt, weil es hier eine Gaststätte gab. In diesem Lokal verbrachte ich den Abend im Gespräch mit anderen Urlaubern. Was für Reisende evtl. noch wissenswert ist, ist die Tatsache, daß man für Dusche und Toilette einen Transponder benötigt, den ich pfandfrei bei der Anmeldung bekommen habe!


Sonntag, 26. Mai 2019
Everinghausen – Müden, 87 km

Der Tag fing nicht besonders gut an. Schon nach wenigen Kilometern steckte ich im Sand fest.



Kaum hatte ich den Sand überwunden, wurde es auch nicht viel besser.



Nach etwa eineinhalb Stunden Fahrzeit hatte ich endlich befahrbaren Untergrund erreicht.



Kurz drauf erreichte ich Hellwege. Hier hoffte ich zu frühstücken. Der örtliche Bäcker hatte jedoch weder Tische und Stühle noch Kaffee. Immerhin konnte mir ein Kunde erklären, wo es hier im Ort sonntags Frühstücksbuffet gibt. Dort habe ich dann auch ausgiebig geschlemmt. Das Essen war gut und reichlich, aber es war das teuerste Frühstücksbuffet meines Lebens! (Fast doppelt so teuer als das Sonntagsfrühstück meiner Kölntour)

Jetzt näherte ich mich dem Kerngebiet der Lüneburger Heide. Mit Sandwegen hatte ich hier gerechnet, nicht aber mit solchen Straßen:



Kopfsteinpflaster gibt es nicht nur in den östlichen Bundesländern. Die Kreisstraße in Ahausen war nicht die einzige dieser Art.



Aber bei Soltau sollte es noch schlimmer kommen. Ich war mal wieder auf Sand und es war kein Wanderweg, sondern ein ausgeschilderter Radweg.



Und bald darauf endete dieser Radweg an einem Schlagbaum.



Ich kehrte um und achtete darauf, ab jetzt nur noch auf geteerten Straßen zu fahren, selbst wenn es sich um den Straßenstrich an der B3 handelte!

Hatte ich jemanden erzürnt? Mußte ich Abbitte leisten? Sicherheitshalber habe ich in Müden noch die Kirche besucht!



Der Campingplatz bei Müden liegt etwas außerhalb. Zum Abendessen mußte ich nochmal in den Ort fahren.


Montag, 27. Mai 2019
Müden – Gifhorn, 88 km

Die Bäckerei in Müden, wo ich eigentlich frühstücken wollte, hatte noch zu. Erst eine Stunde später in Hermannburg konnte ich meinen Hunger befriedigen.

Mein heutiges Zwischenziel war Celle. Der Weg dort hin führte großenteils entlang der Örtze.



Den Fluß habe ich dabei nicht oft gesehen, aber dafür gab es an einem Angelsee einen hübschen Pausenplatz.



Das Beste an diesem Weg war: Kein Sand! Offensichtlich war ich nicht mehr in der Heide.

Gegen Mittag hatte ich Celle erreicht. Gemütlich bummelte ich durch das Fachwerkstädtchen.



Ein Schloß gibt es auch, aber das war wegen Bauarbeiten total verhüllt. Christo hätte es nicht besser machen können.



Ab Celle fuhr ich auf dem Allerradweg. Die Wegequalität ist oft zweifelhaft.



Als ich auf eine ‚offizielle Straße‘ ausweichen wollte, wurde es auch nicht besser!



Trotzdem war ich schon am frühen Nachmittag in Gifhorn.



Die Besichtigung des Mühlenmuseums hatte ich für den nächsten Tag vorgesehen. Zuerst wollte ich auf dem Campingplatz im Naherholungsgebiet Tankumsee übernachten.

Ein Restaurant für das Abendessen zu finden, gestaltete sich dann etwas schwierig – es war Montag, was in Deutschland bekanntermaßen oft ein Fastentag für Gaststättenbesucher ist.

Die Campingplatzgaststätte hatte zu: Ruhetag!
Das Bistro Seeblick hatte geschlossen, obwohl der Aushang mit den Öffnungszeiten ‚offen‘ anzeigte.
Die Seekate hatte eine Familienfeier: geschlossene Gesellschaft.

Blieb noch der Imbiß am Minigolfplatz. Hier konnte ich kurz vor Schließung zuerst ein Matjesbrötchen essen, und da das nicht reichte, noch Currywurst mit Pommes!


Dienstag, 28. Mai 2019
Tankumsee – Mühlenmuseum - Tankumsee, 25 km
Pausentag mit Besichtigung des Mühlenmuseums

Das Fahrrad konnte ich innerhalb des eingezäunten Freilichtmuseums abstellen. Über 3 Stunden habe ich mich da aufgehalten, wobei ich den Glockenpalast und die russische Kirche mangels Interesse (oder Übersättigung?) ausgelassen habe!





Zwei Mühlen sollen hier als ‚Aufreißer‘ reichen. Fast alle sonstigen Mühlen sind in der Bildergalerie (hier klicken) zu sehen.

Die Verpflegung war heute natürlich kein Problem. Es war Dienstag und alle Bäcker und Gaststätten hatten geöffnet! Seit Tourbeginn war es jeden Tag wärmer geworden und so gönnte ich mir ein Eis in der Fußgängerzone. Den Sonnenuntergang genoß ich auf einer Bank am See.

Mittwoch, 29. Mai 2019
Gifhorn – Räbke, 50 km

Nach Räbke war es nun nicht mehr weit und die Fahrt verlief recht unspektakulär, meist auf Radwegen entlang von Landstraßen und manchmal auch direkt auf der Straße.



Zur Mittagszeit war ich schon in Königslutter und hatte ausreichend Zeit, den Kaiserdom zu besichtigen.



Im Dom befindet sich das Grabmal des deutschen Kaisers Lothar III. Wie auf dem Bild zu sehen ist, war ich der Meinung, daß am Grab hinter dem Namen eine 2 steht.



Ich habe zu Hause lange recherchiert, aber es ist Lothar III, der hier begraben ist.

Nach der Besichtigung machte ich mich auf den kurzen Weg zum Campingplatz in Räbke. Ich befand mich auf der Landstraße, als ich ein Radwegschild erblickte. Aus der Erfahrung der letzten Tage hätte ich wissen können: In Niedersachsen sind Radwege nicht für Reiseradler gedacht!



Auf dem Campingplatz hat man herzlich über mein Mißgeschick gelacht, denn ich war nicht der einzige, der auf dieses Schild reingefallen ist.


Donnerstag, 30. Mai 2019
Freitag, 31. Mai 2019

Radfahrertreffen in Räbke.

Diese 2 Tage sollten eigentlich nur der Ruhe und netten Unterhaltungen mit alten und neu kennengelernten Radfreunden dienen. Nennenswerte Radkilometer sollten dabei nicht anfallen.



Es kam dann aber etwas anders. Sämtliche Gaststätten rund um den Campingplatz hatten aus unterschiedlichen Gründen geschlossen. Schon zum Abendessen am Mittwoch war ich in Schöppenstedt und für das Frühstück fuhr ich täglich nach Königslutter. Abends war ich dann nochmal in Königslutter. Außer am Freitagabend (da hat Horst mich mit dem Auto mitgenommen zum Essen) war ich immer mit dem Rad unterwegs. Es kamen einige Kilometer zusammen!

Ansonsten war tagsüber Entspannung angesagt! Am Abend schaute ich im Gemeinschaftszelt den ein oder anderen Bildervortrag oder ich beteiligte mich an der ‚kollektiven Alkoholvernichtung‘.


Samstag, 1. Juni 2019
Räbke - Marienborn - Schöningen – Räbke, 62km

An diesem Tag wollte Thomas eine Tour zum Paläon nach Schöningen führen. Da mich das interessierte, schloß ich mich der Gruppe an. Vorbei am Lappwaldsee und an der Magdeburger Warte



erreichten wir als ersten Zwischenhalt die ehemalige Grenzkontrollstelle Marienborn.



Wir hatten genügend Zeit für einen Besichtigungsrundgang. Bei mir kamen dabei schwache Erinnerungen hoch an meine Fahrt nach Berlin vor ungefähr 40 Jahren. Damals hatten wir diesen Grenzübergang für die Ein- und Ausreise genutzt.

Nach einer kurzen Fahrt durch Sachsen-Anhalt mit alten Burgen und Erinnerungen an die vergangene DDR erreichten wir das Grenzdenkmal Hötensleben.



Direkt hinter der ehemaligen Grenze befindet das Braunkohlegebiet bei Schöningen.



Hier hatte man vor Jahren Speere von Jägern der frühen Steinzeit gefunden. Das Alter der Speere wurde mit 300000 bis 337000 Jahre bestimmt.



Das galt dann als ausreichender Grund, mit Millionen € Steuergeldern ein Museum dafür zu bauen. Es lebe der Lobbyismus!



Natürlich wurden um die Speere drum rum noch ein paar Ausstellungstücke drapiert. Man hat dabei sehr viel Phantasie bewiesen, denn der dargestellte zu den Speeren passende Jäger müßte ein Homo heidelbergensis, also ein Vorgänger des Neanderthalers, gewesen sein. Ob der einem heutigen Mensch so ähnlich war?



Zum Vergleich dazu zeige ich hier das Bild eines heutigen Menschen. Es ist auf derselben Tagestour entstanden. Dieser Mensch ist allerdings kein Jäger, denn man sieht deutlich, wie er den Kaninchen das Futter weg ißt!



Da nicht alle Teilnehmer der Runde das Museum besichtigen wollten, löste sich die Gruppe hier auf. In Schöningen wollte ich noch essen gehen und traf dabei auf weitere Tourteilnehmer. Gemeinsam schmeckt es besser und gemeinsam traten wir anschließend den Rückweg an.

Abends am Campingplatz wurden noch die Biervorräte vernichtet! Schließlich war das der letzte gemeinsame Abend.


___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (09.01.20 16:50)
Nach oben   Versenden Drucken
#1406383 - 16.11.19 11:30 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Teil 2: Ostwärts ins Riesengebirge!

Sonntag, 2. Juni 2019
Räbke – Plötzky, 90 km

Das Radfahrertreffen war zu Ende und die Zeltgemeinschaft löste sich langsam auf. Da es Sonntag war, habe ich meinen Weg Richtung Magdeburg durch Dörfer mit Bäckereien gelegt, in der Hoffnung, daß eine davon geöffnet hat. Leider war überall geschlossen. Helmstedt war meine große Hoffnung, aber ich wurde enttäuscht. Auch hier waren alle Bäcker oder Cafeterien geschlossen. Schlußendlich habe ich mich am Markplatz auf eine Bank gesetzt und ‚Vorräte für Notfälle‘ aus meiner Packtasche verzehrt.



Die Weiterfahrt nach Magdeburg verlief nicht besonders spannend. Mein Blick wanderte über das Land und entdeckte:

Windkraftanlagen der alten Bauart:



Windkraftanlagen einer späteren Generation:



Windkraftanlagen der neuesten Bauart:



Erkenntnis: Reisen bildet – Technikgeschichte am Wegesrand mit Beispielen!

Magdeburg habe ich ohne Umwege oder Besichtigungen durchquert. Bei meiner Radtour 2014 hatte ich ausreichend Zeit für Besichtigungen und dort gibt es auch Bilder.

Ab Magdeburg befand ich mich auf dem Elberadweg. Obwohl es großenteils ein ‚Plattenweg‘ ist, war er gut verlegt und gut befahrbar!



Essen und Trinken hatte ich unterwegs erledigt. Frisches Wasser hatte ich vom Friedhof geholt. Der Tag war sehr heiß. So ein Schwan hat es da besser, denn er hat Futter und Kühlung gleichzeitig!



Auf dem Campingplatz in Plötzky war das kulinarische Angebot etwas eingeschränkt, aber ein Bier konnte ich genießen. Zwischen den Zelten graste übrigens Damwild. Ob es sich hierbei um Wild- oder Haustiere handelte, konnte ich nicht ergründen. Den Platz hätten sie jederzeit verlassen können.





Montag, 3. Juni 2019
Plötzky - Lutherstadt Wittenberg, 92 km

Der Campingplatzladen bot zwar kein komplettes Frühstück an, aber Kaffee und frische Brötchen (ohne Belag) konnte ich bekommen.

Wieder war ich auf einem Plattenweg unterwegs.



Die Gegend ist ausgesprochen ländlich. Störche suchten am Wegesrand nach Futter.



Bei der Wasserburg Walternienburg schaute ich kurz hinein.



Bis auf den Bergfried sind aber fast alle Gebäude entfernt. Nur noch die Ringmauer ist erhalten. Der dazugehörige Wassergraben lag trocken.

Der Tag war wieder sehr heiß und ich wieder mal auf Wassersuche. Bei dieser Feldsteinkirche in Steckby vermutete ich einen Friedhof mit einem Wasserhahn.



Ein Blick in die Kirche zeigte, daß die Moderne hier noch nicht Einzug gehalten hatte. Ein altertümlicher Ofen beheizte den Innenraum. Frisches Leitungswasser konnte ich aber zapfen!



Bei Aken überquerte ich mit einer Gierfähre die Elbe und setzte meine Fahrt auf der anderen Flußseite fort. In Großkühnau warf ich einen Blick auf die Kirche und hinter Dessau-Roßlau stoppte ich kurz an einer überdachten Holzbrücke über die Mulde, einem kleinen Nebenfluß der Elbe.

Einige Kilometer weiter hatte ich dann am Kapengraben eine größere Pause – ich ging auf Libellenjagd (natürlich nur fotografisch).



Um 14.30Uhr in Wörlitz übermannte mich der Hunger. Ich kehrte in einer Gaststätte ein zu Bratkartoffeln und Matjeshering. Der altertümliche Anblick des Ortes lud mich anschließend noch zu einer kleinen Stadtrundfahrt ein.

Kurz bevor ich den Campingplatz bei Wittenberg erreichte, gelang mir noch dieses Foto von einem Rotmilan im Flug!



Da ich gerade gegessen hatte, blieb ich abends auf dem Campingplatz und begnügte mich mit Keksen und Rotwein. Um 20 Uhr zog ein Gewitter auf und vertrieb mich ins Zelt!


Dienstag, 4.Juni 2019
Lutherstadt Wittenberg – Torgau, 81 km

Mein erster Weg am Morgen führte nach Wittenberg.



Bei einem Aldi am Stadtrand füllte ich meine Vorräte auf und am Marktplatz fand ich ein Frühstücksrestaurant. Martin Luther konnte mir von seinem Sockel aus beim Essen zusehen!



Nach dem Morgenessen begab ich mich wieder auf den Elberadweg – und siehe: Es muß nicht immer Platte sein!



Der Tag war wieder heiß und die Wasserflaschen leerten sich bedenklich. In Pretzsch an der Kirche hoffte ich Wasser zu finden.



Der Friedhof hatte aber nur eine Schwengelpumpe für Grundwasser. Vielleicht war das Wasser in Ordnung, aber ich traute mich nicht davon zu trinken. (Andererseits: meine Oma holte ihr Leben lang Wasser von solch einer Pumpe und ich habe als Kind auch davon getrunken.) Ich brauchte aber nicht darüber nachdenken, denn ich traf den Küster der Kirche. Er war so freundlich, meine Wasserflaschen aufzufüllen.

Durch Blumenwiesen fuhr ich weiter. So schön diese Wiesen auch waren, hier tobte das Leben – vor allem in Form kleinster stechender Insekten (oder vielleicht auch Milben?). Seit ich an der Elbe war, häuften sich die juckenden Bisse an beiden Beinen, aber nur von den Knien abwärts!

Am frühen Nachmittag fand ich einen schönen überdachten und damit schattigen Rastplatz für eine längere Pause.



Den Wegweiserbaum im Hintergrund hatte ich studiert. Er half mir auf dieser Radtour jedoch nicht weiter. Die Wegschilder waren für andere Reisende gemacht. Unwichtige Orte wie Berlin, New York oder Peking wurden angezeigt, nicht jedoch das Zentrum dieser Welt: Oberhausen. Das Ziel meiner Fahrt - Spindlermühle – war ebenfalls nicht existent! böse grins

Torgau war das heutige Tagesziel. Zufällig (???) führte der Radweg am Denkmal der Begegnung vorbei.



Hier an der Elbe trafen bei Kriegsende die russischen und amerikanischen Armeen aufeinander.

Da es sehr heiß war und noch zu früh, den Campingplatz aufzusuchen, kehrt ich am Marktplatz in Torgau noch in einem Biergarten ein.



Danach begab ich mich zum Campingplatz.

Der Platzwart war nicht anwesend, hatte aber eine Telefonnummer ausgehängt. Damit konnte ich ihn erreichen und erfuhr: Er kommt auch heute nicht mehr. Auf meinen besonderen Wunsch, weil ich früh weiter wollte, erklärte er sich bereit, am nächsten Tag um 8 Uhr da zu sein und das Platzgeld zu kassieren. Zum Duschen brauchte ich jedoch Duschmarken! Dafür gab es ein Kästchen, welches mit einem Zahlenschloß verschlossen war. Er nannte mir am Telefon den Zahlencode für dieses Schloß! Ich hätte alle Marken entnehmen können, habe mich aber mit einer begnügt!

Zum Abendessen mußte ich wieder in den Ort. Im Restaurant lernte ich einen Amerikaner kennen, der mit einem Leihwagen unterwegs war – Europa in 5 Tagen! Für den nächsten Tag hatte er Dresden und Prag auf seiner Besichtigungsliste!

Auf dem Campingplatz gab es noch zwei Radreisende und zusammen verbrachten wir den Abend. Einer davon kam aus Prag und fuhr elbeabwärts. Seine letzten Kronen in Form von Münzen tauschte er bei mir gegen Euro. Somit hatte ich schon etwas Kleingeld für ein Bier in Tschechien bevor ich den ersten Geldautomaten fand.


Mittwoch, 5. Juni 2019
Torgau – Coswig, 84 km

Um 8 Uhr war der Platzwart vor Ort und ich konnte bezahlen. Dabei erfuhr ich auch, daß es nur 500m entfernt ein Einkaufszentrum gibt, wo ich frühstücken kann.

Schon am Eingang sah ich die Schilder mit den Angeboten und ich stellte mich brav beim Bäcker an. Als ich an der Reihe war, erfuhr ich von der Verkäuferin, daß ich falsch bin! Frühstück gibt es nebenan beim Metzger! Also stellte ich mich nochmal an!

Da ich sowieso schon in einem Einkaufszentrum war, nutzte ich die Gelegenheit, meine ‚Notvorräte‘ zu ergänzen.

Weiter ging‘s auf dem Elberadweg. Außer Landschaft mit oder ohne Elbe gab es nichts zu sehen, oder doch: Schafe.



Zur Mittagszeit bin ich in Strehla in einem Biergarten eingekehrt. Das Radler und der Salat taten mir gut. Außerdem konnte ich meine leeren Wasserflaschen auffüllen.

Weiter ging die Fahrt durch Felder und Wiesen. Plötzlich auf der anderen Flußseite ein komplett neuer unerwarteter Anblick: Ein Chemiewerk!



Die Wackerchemie hatte sich hier nach der Wende eingekauft.

Danach sah ich wieder nur Landschaft, Landschaft, Landschaft – sehr spannend und abwechslungsreich. entsetzt Eine Änderung gab es aber doch: Ich sah das erste Schiff auf der Elbe (bei dieser Reise) und der Belag des Elberadweges hatte sich geändert. Ich war wieder mal auf dem allseits beliebten Kopfsteinpflaster.



Aber nicht sehr lange, denn es kam eine Baustelle und der Weg war zu Ende. Glücklicherweise war genau hier eine Fähre und ich konnte den Elberadweg auf der anderen Seite benutzen.



Beim Aussteigen kam mir eine Gruppe Radfahrer entgegen, die mich sofort erkannten.

„Hallo, Sie saßen doch gestern in Torgau im Biergarten am Nebentisch!“

Mehr Unterhaltung kam aber nicht zu Stande, denn die Fähre fuhr schon wieder ab.

In Meißen fuhr ich am Ufer weiter, ohne die Stadt zu besichtigen. (Es lohnt sich aber. Auch der Dom ist eine Führung wert. Das weiß ich aus eigener Anschauung, nur nicht bei dieser Tour.)



In Coswig am Campingplatz beendete ich den Tag. Wie erwartet gab es ein Restaurant, in das ich abends einkehren konnte. Tische und Bänke hatte der Platz auch, wo ich nach dem Essen bei einem Becher Rotwein und mit dem elektrischen Lesebuch sitzen konnte. Gelegentlich gab es auch einen Tratsch mit anderen Reiseradlern. Diese fuhren entweder elbeabwärts oder wollten nach Prag. Zur Elbequelle ins Riesengebirge wollte niemand!


Donnerstag, 6. Juni 2019
Coswig – Děčín, 86 km

Zuerst ein kleiner Umweg zum Bäcker und dann auf den Elberadweg – nächstes Ziel: Dresden!



Baustellen versperrten die Innenstadt, doch für Radfahrer war der Weg frei.



Ich schlenderte durch die Stadt. Eigentlich wollte ich nochmal in die Frauenkirche, aber es war noch keine Öffnungszeit! Dafür verweilte ich länger am Fürstenzug. Dabei fiel mir auf: Die Fürsten reiten alle in die Vergangenheit! Und außerdem von rechts nach links! Mich hat das irritiert. Irgendetwas muß sich der Künstler dabei gedacht haben – aber was?



Ohne weitere Besichtigungen strebte ich weiter meinem Ziel Tschechien entgegen. Von der südlichen Elbeseite aus hatte ich einen schönen Blick auf die Bastei.



Auch auf der weiteren Fahrt hat man immer wieder wunderschöne Ausblicke auf das Elbsandsteingebirge.



Es war inzwischen Mittagszeit und die Hitze des Tages lockte mich in einen Biergarten. Meine Wasserflaschen mußten ebenfalls aufgefüllt werden. Der erste Biergarten, den ich ansteuerte, hatte geschlossen, aber beim nächsten Gartenrestaurant kurz vor der Grenze konnte ich einkehren. Ich hatte nicht nur Durst, sondern auch Hunger. Auf der Speisekarte stand eine Lammhaxe und da konnte ich nicht widerstehen!

Obwohl die linke Elbeseite vermutlich den schöneren Radweg hat, wechselte ich bei Schmilka mit der Fähre die Flußseite. Das ergab die Möglichkeit, in Hrensko am Geldautomaten Kronen zu ziehen. Auf der anderen Seite hätte ich wahrscheinlich keinen Geldautomaten gefunden. Und um es vorweg zu nehmen - in Tschechien ist es ähnlich wie in Deutschland: Nur Bares ist Wahres! Kartenzahlung ist manchmal möglich, Bargeld geht immer!

Schon als ich mich dem Campingplatz näherte, türmten sich vor mir schwarze Gewitterwolken auf. Ich hoffte, den Zeltplatz noch trocken zu erreichen und hatte, um Zeit zu sparen, keine Regenjacke angezogen. Ich konnte die Rezeption schon sehen, als urplötzlich ein gewaltiger Sturzbach vom Himmel kam. Als ich das Gebäude erreichte, war ich naß bis auf die Haut.

Nach dem Einchecken eilte ich zum Imbiss. Zelt aufbauen mußte warten, denn der Imbiss sollte um 18 Uhr schließen. Ich gesellte mich zu einem weiteren Reiseradler. Wir tranken Bier und aßen sauer eingelegte Wurst mit Brot!

Mit kurzen Pausen regnete es den ganzen Abend und auch in der Nacht.

Vielleicht noch eine Info für die Kulturinteressierten: Es gibt von Meißen bis Tschechien und Umgebung sehr viel an Kultur und Natur zu sehen. Falls jetzt jemand meint, ich hätte da viel mehr Zeit verbringen müssen, so kann ich nur sagen: ‚Ja, das ist richtig!‘ Und darum war ich in den letzten Jahren schon zweimal für insgesamt mehrere Wochen in der Gegend zum Besichtigen und Wandern!


Freitag, 7. Juni 2019
Děčín - Roudnice nad Labem, 70 km

Morgens hatte der Regen aufgehört. Es gab eine Jugendgruppe auf dem Platz, für die am Imbiss ein Frühstück eingerichtet war. Für 99 Kronen durfte ich mich ebenfalls an deren Buffet bedienen.

Ab hier war ich wieder auf dem Elberadweg. Interessante moderne Brücken queren die Elbe. Plötzlich stehe ich vor einem Hindernis.



Sollte ich abpacken und alles über die Treppen tragen? Ein kurzes Kartenstudium zeigte die Lösung: ca. 200m zurückfahren und das Hindernis auf der Straße umfahren. Direkt hinter dem Stauwehr kam ich wieder auf den Elberadweg.

Der Radweg war recht gut ausgebaut, hatte aber immer wieder kurze knackige Steigungen.



Bei Litoměřice bog der Weg von der Elbe ab und führte dicht am Stadtzentrum vorbei. Eine kleine Stadtrundfahrt bot sich also an.



Schon um 15.30 Uhr hatte ich Roudnice nad Labem erreicht.



Hier gab es einen Campingplatz am Sporthotel, wo ich mein Zelt aufschlug. Auf dem Zeltplatz traf ich auch einen der Reiseradler aus Děčín wieder. Im Laufe des Tages waren wir uns schon öfter begegnet, meist bei den Pausen. Sein Tempo war höher als meins (schließlich war er auch deutlich jünger) und so fuhren wir nur kurze Strecken zusammen.

Trotzdem gingen wir am Abend zusammen in das Stadtzentrum und haben dort auch gegessen.

Bei der Auswahl des Campingplatzes hatte ich etwas Pech. Für die Toiletten brauchte ich einen Schlüssel, aber besonders sauber waren sie nicht. Zudem war das Sporthotel der abendliche Treffpunkt der Stadtjugend. Es herrschte Musik und Lärm bis 1 Uhr nachts.


Samstag, 8. Juni 2019
Roudnice nad Labem – Ostrá, 80 km

Mein Radkumpel hatte Kaffee gekocht und somit gab es Frühstück am Zelt. Danach noch ein Abschiedsbild von Roudnice und weiter ging die Fahrt.



Ich befand mich auf dem Elberadweg und kam gut voran. Ich war wieder allein, denn mein Mitzelter war mit seinem schnelleren Tempo längst auf und davon. Blumenwiesen säumten meinen Weg.



Plötzlich stand ich vor einem gesperrten Bahnübergang.



Ich hätte die Bahnlinie überqueren können, aber der weiterführende Weg sah auch nicht vertrauenerweckend aus. Ein Blick auf die Karte zeigte, daß ich auch auf der Straße weiterfahren könnte und das tat ich dann auch.

Ich war noch keine 10 Minuten auf der Straße unterwegs, als ich vor dem nächsten gesperrten Bahnübergang stand.



Diesmal entdeckte ich keine Umfahrungsmöglichkeit. Die Schienen mußten überquert werden. Glücklicherweise funktionierten die automatischen Schranken noch. Die Strecke war stark befahren, aber die Schranke senkte sich bei jedem Zug und ging danach wieder hoch!



Somit war es einfach, eine Lücke zwischen zwei Zügen auszunutzen.

Am späten Vormittag sah ich die Kirche von Mělník vor mir aufragen.



Bei der Weiterfahrt überlegte ich noch, ob ich einen Abstecher nach oben auf den Berg zur Besichtigung der Stadt machen sollte oder nicht. Die Antwort wurde mir abgenommen. Die Straße stieg ziemlich steil an und brachte mich zum Stadtrand. Hier hatte ich auch Aussicht auf die Mündung der Moldau in die Elbe.



Und da ich jetzt ohnehin schon oben auf der Höhe war, besichtigte ich auch die Stadt. Offensichtlich war gerade ein Stadtfest mit Trachtenumzügen in Gange.



In der Kathedrale wollte ich ebenfalls Bilder machen, aber dort gab es einen feuerspeienden Drachen eine Aufsicht, die das verhinderte.

Kaum hatte ich die Stadt verlassen, führte der Elberadweg wieder zurück an die Elbe. Die Ausführung des Weges war schön anzuschauen, aber schlecht zu fahren. Es waren die Reste des originalen Leinpfades!



Ungefähr 2 km wurde ich kräftig durchgerüttelt. Mein Rad hat das ohne Pannen überstanden. Ich freute mich, als der Weg von der Elbe abzweigte. Jetzt konnte es nur noch besser werden. Doch schon nach kurzer Zeit folgte die nächste Belastungsprobe!



Radweg Nr. 2 heißt der Elberadweg in Tschechien. Nicht daß jemand denkt, ich hätte mich verfahren! Bei der nächstbesten Gelegenheit verließ ich den Weg und folgte asphaltierten Straßen. Das bot mir auch die Möglichkeit, eine Gaststätte aufzusuchen. Inzwischen war ich so tief im Landesinneren, daß mir meine Englischkenntnisse nicht mehr weiterhalfen: Ich konnte die Speisekarte nicht lesen! Das war aber kein Problem – die Wirtin holte einen Gast vom Nebentisch, der deutsch sprach und mir die Speisekarte übersetzte und erklärte! Zudem erklärte er mir, was es mit den Gradangaben beim Bier auf sich hatte. (Je höher die Zahl, desto mehr Alkohol enthält das Bier. Pilsener Urquell hat 12Grad.)

Bald nach dem Essen erreichte ich den Elberadweg und befand mich vor diesem Schild:‘Bei Nässe nicht befahrbar‘



Durch meine bisherigen Erfahrungen war mir klar: Ich folge der Ausweichempfehlung, obwohl es seit Tagen trocken ist. Ohne Probleme erreichte ich Lysa und danach meinen angepeilten Campingplatz bei Ostrá.

Der Campingplatz hatte keine Gaststätte, jedoch Bier am Kiosk. Da ich am Nachmittag schon gegessen hatte, reichte mir abends im Zelt Brot und Käse.


Sonntag, 9. Juni 2019
Ostrá – Břehy, 71 km

Der Campingplatz war sehr einfach und es gab keinerlei kulinarische Infrastruktur. Es gibt aber mehrere kleine Orte auf meinem weiteren Weg und so sollte wohl auch ein Bäcker zu finden sein.

Die erste Stadt, die ich erreichte, war Nymburk. Es gab eine schön restaurierte Innenstadt, aber keine Bäckerei mit einer Frühstücksmöglichkeit.



Dafür habe ich gelernt, daß ich nach einer ‚pekařství‘ Ausschau halten müßte, die es hier im Ort aber nicht gibt. Trotz eines leeren Magens ist eine Stadtrundfahrt Pflicht! Entlang der Stadtmauer verließ ich die Stadt wieder.



Der Elberadweg war an dieser Stelle gut ausgebaut. Es machte Spaß, hier zu fahren!



Eine Blindschleiche kreuzte meinen Weg. Das war aber nicht das Frühstück, das ich suchte.



Kurz darauf in Poděbrady fand ich dann eine ‚pekařství‘. Die Verständigung war schwierig, aber nach einigem Hin und Her bekam ich 2 belegte Brote und einen Cappuccino.

Zur Mittagszeit erreichte ich Kolin. Auf dem Marktpkatz herrschte reges Treiben. Eine Musikkapelle musizierte. Ich hörte kurze Zeit zu, zog dann aber weiter.



Bei der Stadtrundfahrt durch Kolin hatte ich zweimal die Elbe gequert und den Elberadweg von der Brücke aus gesehen. Dieser Blick und ein Kartenstudium brachten mich dazu, meine Fahrt auf Landstraßen fortzusetzen.

Das Städtchen Přelouč erreichte ich Nachmittag. Von hier war es nicht mehr sehr weit zum Campingplatz bei Břehy. Meine Reisevorbereitungen ließen mich befürchten, am Camping keine Gaststätte zu finden. So suchte ich schon in Přelouč nach einer Einkehrmöglichkeit, aber vergebens.



Am Zeltplatz konnte ich mein Feierabendbier trinken und erfuhr, daß es einen Kilometer entfernt am See eine Ausflugsgaststätte gibt, die abends Essen anbietet – alles bestens!

Auf dem Zeltplatz war ein Puppentheater für die Kinder aufgebaut. Ein mir unbekanntes Stück im Stil des Kasperle-Theaters wurde gegeben und immer wieder hörte ich die Kinder laut in Chor rufen: Krakonoš, Krakonoš.



Ich war im Reich des Herrn der Berge angekommen. Bis ins Riesengebirge sollte es aber noch zwei Tage dauern.


Montag, 10. Juni 2019
Břehy - Dvůr Králové nad Labem, 71km

Die Suche nach einer pekařství erschien mir in dieser Gegend aussichtslos und so habe ich direkt im Zelt mein Minimalfrühstück eingenommen.

Entlang des Sees und am Restaurant vorbei, in dem ich am Abend zuvor gegessen hatte, führte mich mein Weg weiter ins Riesengebirge.



Der Elberadweg war auf den mir zur Verfügung stehenden Unterlagen als Trampelpfad eingezeichnet und ich verzichtete darauf, das auszutesten. Ich blieb bis Hradec Králové auf Straßen und erreichte dort wieder die Elbe.



Unterwegs hörte ich plötzlich laute Lautsprecherdurchsagen. Ich habe das erste mal eine Ortsrufanlage in Aktion erlebt. Von den Durchsagen habe ich aber nichts verstanden. Ich hätte nicht gedacht, daß es sowas noch gibt. Für mich hat das einen negativen Beigeschmack, denn ich verknüpfe das gedanklich mit dem Roman 1984 (Gerorge Orwell).

In Hradec Králové auf dem Marktplatz habe ich dann pausiert und von meinen Vorräten genascht.



Danach wollte ich die barocke Kathedrale besichtigen. Leider war der Eingang vergittert, ich durfte aber einen Blick ins Innere werfen.



Die weitere Fahrt erfolgte dann wieder auf dem Elberadweg, der jetzt gut ausgebaut und gut befahrbar war.



Wen der Heilige Florian (Schutzpatron der Brandstifter Feuerwehrleute) am Weg beschützen sollte, habe ich nicht ergründet. Bei mir bestand keine Feuergefahr, denn ich hatte weder Feuerzeug noch Streichhölzer mit!



In Dvůr Králové gab es einen gut eingerichteten Campingplatz mit Blick auf den angrenzenden Tierpark. Hier habe ich die Nacht verbracht.



Vor dem Zeltplatz am Zooeingang befand sich ein Restaurant. Die Gegend war touristisch erschlossen und so gab es eine Speisekarte in englischer Sprache. Das bedeutete jedoch nicht, daß das Personal deutsch oder englisch konnte! Ich bin trotzdem satt geworden und das Bier in Tschechien ist überall lecker!

Den Abend genoß ich auf einer Bank neben dem Zelt bei einem Tässchen Rotwein (getarnt in der Orangensaftflasche).





Dienstag, 11. Juni 2019
Dvůr Králové nad Labem - Špindlerův Mlýn, 53 km

Frühstücken konnte ich am Imbiss auf dem Zeltplatz!

Anschließend habe ich mich von den Tieren verabschiedet. Besonders der Büffel machte einen sehr traurigen Eindruck, als ich ging!



In Dvůr Králové beim Penny frischte ich meine Vorräte inklusive Rotwein auf und dann machte ich mich auf den Weg nach Spindlermühle.

Dabei blieb ich auf der Landstraße, denn der Elberadweg machte gelegentlich Abstecher auf Trampelpfaden in die Berge. Die Landstraße war wenig befahren und führte stetig leicht bergauf. Am Ortseingang von Spindlermühle liegt der Elbestausee.



Damit hatte ich schon um 14.15 Uhr mein Ziel erreicht.

Die Rezeption des Campingplatzes hatte noch geschlossen. Das gab mir Gelegenheit, die Umgegend zu erkunden und nach Gaststätten Ausschau zu halten. Im Elbebistro nahe der Seilbahnstation genoß ich ein Bier und danach checkte ich am Zeltplatz ein. Wieder wie schon öfter konnte ich nur bar bezahlen. Damit war mein Bargeldvorrat zu Ende. Obwohl ich, wo immer es möglich war, mit Karte bezahlt hatte, brauchte ich mehr Bargeld als gedacht.

Im Restaurant am Aquapark war ich abends essen. Davor befand sich ein Geldautomat, bei dem ich meinen Bargeldvorrat wieder auffrischen konnte. Der Abend war gerettet!


Mittwoch, 12. Juni 2019
Ausflug zur Elbequelle ohne Fahrrad

Das Ziel meiner Reise war erreicht. Fehlte nur noch der Höhepunkt der Tour: der Besuch der Elbequelle!

Zu Fuß ist das eine Tageswanderung von etwa 20km. Wandern beansprucht andere Muskeln als radfahren, aber die Wandermuskeln hatte ich nicht trainiert. Außerdem geht es in der Elbeschlucht steil bergauf und man benötigt entsprechendes Schuhwerk, welches ich nicht dabei hatte. Für alternde Bergwanderer hat der Liebe Gott aber ein Einsehen und hat die Seilbahn erfinden lassen! lach - Ich habe den Sessellift benutzt!

Der Lift brachte mich ohne Mühe auf 1200m Höhe und ich war in der Bergwelt.



Obwohl es Juni war, gab es hier noch Schneefelder.



Der Wanderweg zur Quelle führte durch Hochmoore, die mit Hilfe von Bohlenwegen begehbar gemacht worden sind. Ich fühlte mich in das Hohe Venn (Belgien) versetzt.



Bäche wurden mittels Natursteinbrücken überquert. Ein wirklich wunderschöner Wanderweg.



Und die Aussicht ist einfach fantastisch!





Bald hatte ich die Elbequelle erreicht. Es herrschte ein gewaltiger Touristenrummel, doch für das Foto gelang es mir, einen Augenblick mit nur einem einzigen Wanderer zu erhaschen!



Zurück wanderte ich wieder über Bohlenwege durch das Moor.



Unterwegs kehrte ich noch in einer Gaststätte zu einem Gipfelbier ein. Wie zu erwarten war der Genuß etwas teurer als gewohnt. Im nachhinein konnte ich feststellen, daß ich hier das teuerste Bier in Tschechien getrunken hatte: 61 Kronen das Halbliterglas! Zum Vergleich: Das gleiche Bier kostete im Bistro an der Talstation 38 Kronen und im Restaurant Aquapark 45 Kronen. (Kurs: 1€ = 25Kronen + Gebühren)

Genauso wie ich hoch kam fuhr ich auch mit der Seilbahn wieder nach unten. (Seniorenticket 320 Kronen hoch und runter)



Im Bistro an der Talstation genehmigte ich mir der Hitze wegen noch ein Bier und abends ging ich in dem bereits erwähnten Aquapark essen.

Ein gelungener Tag! Vor allem, wenn man bedenkt, daß es abends pünktlich zur Schlafenszeit anfing zu regnen. Da war ich aber schon im Zelt!



Fortsetzung folgt

___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (23.11.19 11:20)
Nach oben   Versenden Drucken
#1406413 - 16.11.19 16:15 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
martinbp
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.083
Hallo, Gerhard,
ich habe deinen Reisebericht mit Vergügen gelesen und kann vieles nachvollziehen, auf einigen CPs habe ich auch schon genächtigt.

Am gleichen Tag wie ihr, war ich auch am Grenzmuseum Hötensleben, aber vermutlich später.

Hast du dir im Wörlitz den Park entgehen lassen, und nur das Städtchen besichtigt?

Kraftwerk Schreckenstein: Eine echte Schikane, den Radweg über diese Eisenkonstruktion zu führen. Einmal habe ich das durchgemacht, heute weiß ich schon, wo ich vorher auf dei Straße abbiegen muss.

Elberadweg hinter Melnik in Richtung Lysa.: Schon einige Male habe ich versucht, die beste, reisradtaugliche Strecke ausfindig zu machen, bisher ohne Erfolg, entweder Holperpiste oder Verkehr oder diverse Umwege.
Am praktischsten hat sich für mich erwiesen, die Elbe zu verlassen und durch das Hüglland über Benátky direkt nach Nymburk zu fahren.

Der Radweg rein nach Kolin ist auch eine Katastrophe, nicht nur raus. Und Kolin finde ich nicht so sehenswert, dass man da durchfahren muss. Ab Velky Osek ist es sinnvoll den Radweg zu verlassen und über die Dörfer nach Tynec oder direkt nach Prelouc zu fahren.

Speisekarten im Tschechien: ein-zweimal hatte ich die Erfahrung gemacht, wenn man eine deutsch- oder englischsprachige Speisekarte bekommt, sind da andere Gerichte drauf, als auf der tschechichsprachigen und für etwa doppelt so viel Geld für ein einheimisches Gericht. Ich versuche immer, in kleinen Dörfern ein Tagesmenü zu bekommen, d.h. Suppe Haupthericht und Mehrspeise. Das geht schnell und ist preiswert, weil ein Teil der arbeitende Bevölkerung auch auf diese Weise Mittag isst.

Während die Elbe von Meißen bis etwa Pardubice eine meiner Standardstrecken von Ungarn nach Leipzig ist. fehlt mir der obere Abschnitt des Elberadweges noch völlig. Es wird Zeit, das einmal nachzuholen, dein Bilder haben Lust dazu bereitet.

VG aus Budapest
Martin
Nach oben   Versenden Drucken
#1406439 - 16.11.19 20:31 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: martinbp]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
In Antwort auf: martinbp
Hast du dir im Wörlitz den Park entgehen lassen, und nur das Städtchen besichtigt?
Ich bin kein Gartenfreund! Ein Park pro Reise genügt mir und diesmal war es der Rhododendron-Park in Bremen. schmunzel
Hecke schneiden und Rosen schneiden und Laub fegen zu Hause erfüllt mich vollkommen! traurig

In Antwort auf: martinbp
Speisekarten im Tschechien: ein-zweimal hatte ich die Erfahrung gemacht, wenn man eine deutsch- oder englischsprachige Speisekarte bekommt, sind da andere Gerichte drauf, als auf der tschechichsprachigen und für etwa doppelt so viel Geld für ein einheimisches Gericht. Ich versuche immer, in kleinen Dörfern ein Tagesmenü zu bekommen, d.h. Suppe Haupthericht und Mehrspeise. Das geht schnell und ist preiswert, weil ein Teil der arbeitende Bevölkerung auch auf diese Weise Mittag isst.
Ich hatte nur einmal eine engl. Speisekarte und da fehlte mir der Vergleich zum Original. Solange ich weniger bezahle als für ein vergleichbares Essen zu Hause fühle ich mich nicht betrogen.

Gruß
Gerhard
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (22.12.19 15:25)
Nach oben   Versenden Drucken
#1406514 - 17.11.19 17:50 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Teil 3: Westwärts nach Hause!


Donnerstag, 13. Juni 2019
Špindlerův Mlýn - Malá Skála , 54 km

Ich wurde morgens wach und es regnete. Ich frühstückte trocken auf dem Zeltplatz unter einem Weterschutzdach, das Zelt aber mußte ich naß einpacken. Bei ständigem leichten Nieselregen begab ich mich auf den Weg Richtung Heimat. Als ich gegen 10 Uhr das Tal der Iser erreicht hatte, hatte der Himmel seine Schleusen wieder geschlossen. Die nächste Hitzeperiode nahm ihren Anfang.



Schon am frühen Nachmittag checkte ich auf dem Camping Malá Skála ein. Zwei Nächte wollte ich bleiben. Das Gebiet ist geologisch dem Elbsandsteingebirge ähnlich. Hier befindet sich neben der Böhmischen Schweiz ein weiteres tschechisches Gegenstück zur Sächsischen Schweiz – das Böhmische Paradies!



Einen Ausflug in dieses Paradies hatte ich für den nächsten Tag geplant.

Der Campingplatz war gut besucht. Es war die Woche nach Pfingsten und die Schulen hatten offensichtlich ihre ‚Projektwoche‘. Der Platz war voller Schüler mit ihren Lehrern.



Der Platz hatte hierfür durchaus seine Vorteile: es gab eine Bahnanbindung und man konnte nicht nur in die Berge wandern, sondern auch schwimmen und Kanus mieten!



Von der ‚Iser wild springender Flut‘, wie im Rübezahllied besungen, war hier nichts zu merken! Rübezahls Reich hatte ich mit Querung der Iser verlassen.

Der Ort hatte mehrere Gaststätten, die natürlich alle voll waren. Ich habe der Einfachheit halber für mein Abendessen das Campingplatzrestaurant genutzt. Die Schüler aber auch! Es herrschte Musik und reges Treiben bis weit nach Mitternacht.


Freitag, 14. Juni 2019
Malá Skála - Böhmisches Paradies - Malá Skála , 40 km

Als ich mich am Morgen fertig machte für meine Runde durch das Paradies, waren auch die Schüler am Packen und machten sich auf den Heimweg. Als ich los fuhr, war der Platz ziemlich leer.

Unterwegs in Turnov kaufte ich noch ein, um unterwegs nicht zu verhungern und meine Vorräte wieder aufzufrischen. Dann war ich im Gebiet der Sandsteinfelsen.



Die Gegend ist vergleichbar mit dem Dahner Felsenland. (Da war ich bei meiner Radreise 2018 durch gekommen und es hatte mir sehr gut gefallen.)



Und genau wie dort wimmelt es auch hier von Burgruinen. Bei Burg Valdštejn hatte ich eine längere Rast gemacht.



Im Gegensatz zur Ausflugsgaststätte in Nähe der Elbequelle war hier das Bier mit 30 Kronen für den halben Liter verblüffend preiswert!

Der Weg ging immer hoch und runter. Oben gab es nicht nur Burgen, sondern auch tolle Aussichten auf das Umland.



Unten fand ich einen schönen Seerosenteich, der zur Rast einlud. Die Rast war nötig, denn die Wege waren steil und die Sonne schien heiß.



Die Libellen nutzten diesen schönen Tag für Liebesspiele! (Achtung! Nicht jugendfrei)



Auf dem Weg zurück zum Campingplatz war ich noch in einer kleinen Gaststätte abseits vom Touristentrubel eingekehrt. Eine sprachliche Verständigung mit der Bedienung war kaum möglich und so genoß ich im Prinzip ein ‚Überraschungsmenu‘. Es war preiswert und lecker!

Als ich den Campingplatz erreichte, war er wieder voll – diesmal mit Familien und ihren Kindern! Von Ruhe konnte auch an diesem Abend keine Rede sein.


Samstag, 15. Juni 2019
Malá Skála - Zittau, 55 km

Alle Ziele, die ich erreichen wollte, hatte ich erreicht! Nun wollte ich nur noch nach Hause. Westwärts über die Berge - heute bis zum ersten Zwischenziel Zittau.

Vor mir auf einem Berggrat stand Burg Friedstein. Ich freute mich, daß ich den Weg durch das Tal geplant hatte und nicht da hoch mußte. Die Straße stieg aber stetig an, teilweise mit mehr als 10% Steigung, und plötzlich stand ich vor der Burg.



Von nun an geht’s bergab – dachte ich. Die Abfahrt war aber schnell vorbei und wieder ging es bergauf. Diesmal war es die Kirche von Langenbruck, die am höchsten Punkt stand.



Dann war das Schlimmste überstanden. Tendenziell ging die Straße nach unten. In der Mittagszeit erreichte ich Chrastava. Das war eine gute Gelegenheit, meine Kronen los zu werden und Hunger hatte ich auch.



Also bin ich am Marktpkatz eingekehrt. Dieser Ort liegt schon dicht an der Grenze und das Restaurant ist an deutsche Touristen gewöhnt. Die Dame mit der Kasse war verblüfft, daß ich mit Kronen bezahlte – sie war auf Euro eingestellt!

Als ich die deutsche Grenze erreichte, war ich 300 m tiefer als die Kirche von Langenbruck!



Bald danach kam Zittau in Sicht.



Der Campingplatz liegt am Olbersdorfer See. Das ist das Naherholungsgebiet von Zittau und es gibt eine schöne Gaststätte mit Seeblick. Vorsorglich hatte ich mir zum Essen einen überdachten Platz gesucht, denn während des Essens erlebte ich ein abendliches Gewitter mit heftigem Regen.


Sonntag, 16. Juni 2019
Zittau - Königstein , 77 km

Mein nächstes Zwischenziel war Dresden. Ursprünglich wollte ich den Weg quer durch das Elbsandsteingebirge nehmen. Aus meiner Erinnerung der früheren Urlaube wußte ich aber noch, daß die Grenzübergänge nur notdürftig für Wanderer eingerichtet waren und nach meinen Recherchen hat sich das bis heute nicht geändert. Ich habe mich daher entschlossen, auf Landstraßen zu bleiben. Trotzdem wurde es ein ‚Nostalgietag‘.

Als ich abfuhr, sah das Wetter noch trübe aus. Es wurde aber doch noch ein wunderschöner Tag. Frühstück gab es übrigens am See, da wo ich am Abend zuvor gegessen hatte.



Ein größeres Stück meiner Tagesetappe führte mich nochmal durch einen Zipfel Tschechien. In Schluckenau wollte ich gerne einkehren, denn die Strecke war bei weitem nicht so eben wie erhofft. Für ein Bier hätten meine Restkronen noch gereicht. Leider habe ich keine offene Gaststätte am Weg gefunden.



In Sebnitz erreichte ich wieder deutschen Boden. Noch einmal ging es bergauf und von der Anhöhe vor Saupsdorf hatte einen schönen Rundumblick. Die Vergangenheit hatte mich eingeholt. Von Saupstdorf aus hatten wir damals eine Wanderung zu dem Aussichtsturm auf dem Wachberg unternommen (auf dem Bild im Hintergrund).



Nun begann der erholsame Teil der Tagesetappe. Die Straße senkte sich ins Kirnitzschtal und führte immer weiter bergab bis zur Elbe.



Am berühmten Lichtenhainer Wasserfall mußte ich natürlich anhalten und ein Foto schießen!



Ich habe extra gewartet, bis er eingeschaltet wurde (alle halbe Stunde), damit auch Wasser zu sehen ist! Eine ‚Schweiz‘ ohne Wasserfall ist undenkbar und somit trägt die ‚Sächsische Schweiz‘ ihren Namen zu Recht!

Hier beginnt auch die Straßenbahn nach Bad Schandau. Die sind wir damals bei einer Wanderung gefahren, um den Regen abzuwettern!



Diesmal habe ich aber mein Rad benutzt, um Bad Schandau zu erreichen.



An der Elbe entlang fuhr ich noch bis Königstein. Dort übernachtete ich auf dem Campingplatz. Unterwegs hatte ich noch einen schönen Blick auf den Lilienstein. Auch den hatten wir damals zu Fuß erklommen.



Am Campingplatz hatte man mir den Amtshof für das Abendessen empfohlen. Er war gut besucht, ich bekam dann aber doch noch einen Platz. Es hat sich gelohnt – bürgerliche deutsche Küche!


Montag, 17. Juni 2019
Königstein - Reinsberg, 73 km

Am Zeltplatzkiosk konnte ich meine Übernachtung bezahlen und gleichzeitig frühstücken. Noch ein Blick auf den Königstein und weiter ging die Fahrt.



Den Königstein hatten wir damals erwandert. Der Stadt Pirna hatten wir aber nur einen kurzen Besuch abgestattet. Deshalb entschloß ich mich hier zu einer kleinen Stadtrundfahrt.



Am Stadtrand von Dresden verließ ich den Elberadweg und radelte westwärts. Noch im Stadtgebiet begannen die Hügel mit ihren Aufs und Abs. Die Sonne schien und der Asphalt der Straßen verstärkte die Wärme noch. Mein Wasservorrat wurde immer weniger. An einer Baustelle am Straßenrand hatten die Arbeiter einen Feuerwehrschlauch an einem Straßenhydranten angeschlossen. An diesem Hydranten gab es auch einen kleinen Wasserhahn für Gartenschläuche, aber ohne Schlauch. Ich erkannte meine Chance, alle Wasserflaschen wieder aufzufüllen und das tat ich auch! Die sonnigen Steigungen konnten mich jetzt nicht mehr erschrecken.

Hinter Dohlen



verließ ich Dresdens Speckgürtel und es wurde ländlich.



Der Weg paßte sich ebenfalls an. Bei einem ausgeschilderten Radweg hätte ich das nicht erwartet. Zur Aufmunterung der Radfahrer wuchsen aber Blumen am Wegesrand. lach



Es blieb aber nicht bei einem schlechten Weg. Sachsen hat davon mehrere. Meine Radwegplanung hatte einige davon berücksichtigt!



Kurz bevor ich den Campingplatz in Reinsberg erreichte, hatte ich plötzlich eine Vollsperrung. Ein Bauzaun quer über die Straße machte die Weiterfahrt unmöglich. Im Garten nebenan arbeite ein Mann. Den sprach ich an:
„Gibt es hier eine Umleitung?“
„Nein, wir gehen alle hier durch. Warten Sie, ich helfe Ihnen.“

Er kam aus seinem Garten, öffnete den Zaun und schloß ihn hinter mir wieder. Ich schob durch die Baustelle. Die Bauarbeiter am anderen Ende der Baustelle kannten das offensichtlich schon und würdigten mich keines Blickes! Auf dieser Seite war die Baustelle übrigens offen.

Der Campingplatz hatte einen schattigen Platz für mich und ein Restaurant in der Nähe. Hier konnte ich mich nach dem Essen mit anderen Campern (keine Radfahrer!) beim Bier unterhalten.


Dienstag, 18. Juni 2019
Reinsberg - Altenburg-Pahna, 74 km

Frühstück bekam ich im Dorf. Bald darauf befand ich mich auf Wegen, die für Radfahrer ausgeschildert waren, aber nicht für Radfahrer gemacht.



Auch die beliebten Plattenwege waren wieder dabei.



Die Gegend war sehr einsam. Das war vermutlich auch der Grund, warum man hier die ‚geheime Vorrichtung‘ versteckt hat, wo aus ganz normalem Wechselstrom Drehstrom gemacht wird. verwirrt grins



Ob er aber nach der Schlaufe wirklich dreht, konnte ich nicht überprüfen. Vielleicht hat man mich auch reingelegt!

Die gesamte Strecke war wellig mit vielen kurzen knackigen Steigungen, aber der Höhepunkt kam beim Aufstieg zur Burg Kriebstein. 25% waren hier angezeigt. Es war so steil, daß ich das Rad nur mit Mühe den Berg hoch schieben konnte. Zum Glück war es nur ein kurzes Stück! Dann hatte ich die Burg erreicht und war oben.



Aber ich will mich nicht beschweren. Ich hatte auch sehr schöne und gut befahrbare Straßen!



Zur Mittagszeit erreicht ich Rochlitz an der Mulde.



Obwohl Rochlitz in Sachsen liegt, verkaufte man am Markt Thüringer Rostbratwurst – genau das Richtige für eine Mittagspause.



Auf kleinen Sträßchen ging es weiter. Kurzzeitig befand ich mich auch auf Bundesstraßen. Ich kam gut vorwärts. Kleine Orte am Weg luden zur Rast ein.



Ich zog es aber vor, bis zum Campingplatz in Parna durchzufahren.

In einem Restaurant nicht weit vom Zeltplatz konnte ich gut und preiswert essen. Da sich keine Unterhaltung mit anderen Gästen ergab, verbrachte ich den Abend im Zelt.


Mittwoch, 19. Juni 2019
Altenburg – Jena, 86 km



Schon vor 8 Uhr verabschiedete ich mich vom Campingplatz am See und radelte gen Altenburg. Wieder einmal war ich ‚auf Platte‘. Diesmal aber von der übelsten Sorte: Lochplatte!



In Altenburg war ich frühstücken und einkaufen und machte ein Foto vom Schloß.



Es war wie schon seit Tagen heiß und hügelig. In Romschütz war die Welt noch in Ordnung,



aber mein Wasservorrat ging langsam zu Ende. Wie schon öfter steuerte ich einen Kirchturm an und hoffte auf dem Friedhof Wasser zu finden. Der erste Ort mit Kirche war Zschippach. Bloß gab es bei dieser Kirche keinen Friedhof und auch kein Wasser.

Nächste Kirche: Röpsen! Friedhof vorhanden, aber kein Wasserhahn, nur eine Schwengelpumpe für Grundwasser. Kann vielleicht gut sein – also probieren. Ergebnis: schmeckt ekelhaft nach Rost. Das Wasser ist ungenießbar. Auf zur nächsten Kirche: Thieschitz - Voller Erfolg! Es gab genießbares Trinkwasser. Was mich am meisten verblüfft hatte war, daß ich durch mehrere Orte kam, die weder Kirche noch Friedhof und auch kein Geschäft oder Gaststätte hatten.

Nach Gaststätten hatte ich auch weiterhin geschaut, denn ich hatte Hunger. Eine Stunde später hatte ich einen offenen Imbiß gefunden, wo ich eine Bratwurst und ein Bier bekommen konnte. Die wenigen Lokale, die ich zwischendurch am Wegesrand erblickt hatte, öffneten alle erst abends!

Die Sonne schien und es war heiß. Die anderen Gäste bei mir am Tisch (der einzige Tisch) erzählten aber, daß für den Nachmittag Gewitter angesagt wäre.

Bei der Weiterfahrt hatte ich vor Reichenbach eine Straßenvollsperrung und ich mußte mir einen anderen Weg nach Jena suchen. Inzwischen türmten sich schwarze Wolken am Himmel und es begann zu regnen. Es gelang mir, rechtzeitig in Schleifreisen eine Bushaltestelle als Unterstand zu finden. Als ich weiter fuhr, blitzte und donnerte es links und rechts von mir. Die Straßen waren überall naß, aber ich blieb trocken.

Als ich den Campingplatz in Jena erreichte, herrschte wieder der schönste Sonnenschein! Der Platzwart meinte, daß er jetzt mal kurz weg müßte. Ich könnte mir aber schon mal ein Bier aus dem Kühlschrank nehmen und mein Zelt aufbauen. Einchecken und bezahlen könne ich dann später.

Ich tat wie geheißen! Abschließend erklärte er mir noch den Weg zum Italiener in der nächsten Gartenanlage.

Hier war es ziemlich voll. Die Küche war offensichtlich mit der Menge der Essensbestellungen deutlich überfordert: das Essen kam und kam nicht. Die Gruppe am Nebentisch hatte schon vor mir bestellt und wartete ebenfalls auf das Essen. Das gemeinsame Ärgernis macht kommunikativ und so warteten wir bei bester Unterhaltung. Der Kellner war an der Misere unschuldig, denn das Bier kam zügig! Die Warterei war kurzweilig und ich hatte am Abend ohnehin nichts Besseres zu tun. 2 Stunden nach der Bestellung kam dann auch die bestellte Pizza. Immerhin war sie heiß und schmackhaft.

Ich fuhr jetzt schon mehr als eine Woche durch bergiges Gelände. Mein Körper verlangte nach einen Pausentag. Da ich aber rechtzeitig im Juni mit dem Rad zu Hause zu sein wollte, hatte mein Zeitplan keinen Pausentag vorgesehen. Schließlich hatte ich Anfang Juli einen fixen Termin im Schwarzwald und anschließend eine Ferienwohnung in der Pfalz gebucht.

Ich beschloß, die Entscheidung auf den nächsten Morgen zu verschieben!


Donnerstag, 20. Juni 2019
Pausentag in Jena

Es war noch keine 6 Uhr, als ein heftiges Gewitter mich weckte. Es regnete in Strömen. Damit war die Entscheidung gefallen: Pausentag – umdrehen – weiterschlafen!

Als ich wieder wach wurde, schien die Sonne. Ich machte mich fertig für eine Stadtbesichtigung.



Frühstück fand ich am Markt.

Von der mittelalterlichen Stadt ist kaum noch was zu sehen. Einzig Reste der Stadtmauer habe ich gefunden.



Bei der Rückfahrt zum Zeltplatz fuhr ich noch ein Stück an der Saale entlang.



Ich wollte aber keine größere Radtour machen, sondern nur entspannen. Den größten Teil des Tages verbrachte ich lesend am Zelt. Abends war ich wieder im schon bekannten Restaurant. Es regnete, aber dafür klappte das mit dem Essen schneller! bravo


Freitag, 21. Juni 2019
Jena – Mühlberg, 77 km

Der Regen des Vorabends hatte aufgehört und die Sonne schien. Es gab wieder ein Minimalfrühstück im Zelt und dadurch war ich schon vor 8 Uhr unterwegs. Bei Mellingen erreichte ich die Ilm.



Dieser folgte ich Richtung Weimar. Plötzlich stand ich vor Goethes Gartenhaus.



Wieder einmal war ich auf Spuren von Johann Wolfgang von Goethe gestoßen (siehe auch Ochsenkopf, Radtour 2016). Interessanterweise habe ich in Weimar kein Goethedenkmal gefunden (aber auch nicht gesucht), dafür aber eins von seinem Dichterkollegen Herder.



Am Weimarer Rathaus war Markt und der Bratwurststand heizte gerade seinen Grill an. Diese Gelegenheit für eine Thüringer Bratwurst konnte ich mir nicht entgehen lassen.



Gegen 13 Uhr erreichte ich Erfurt. Zu einem Umweg durch die Innenstadt hatte ich keine Lust mehr, die hatte ich früher schon mal besichtigt. Außerdem war bei mir nach 4 Wochen Radfahren die Luft raus. Eigentlich wollte ich nur noch nach Hause.

Zufällig kam ich am Bahnhof vorbei und ich überlegte, ob ich einfach einen Zug nehme. Nach kurzem Nachdenken kam ich aber zu dem Ergebnis, daß ich heute mit Regionalzügen kaum noch nach Hause käme. Ich blieb bei meinem Plan: weiter radeln!

Die Burgengruppe 3 Gleichen mit dem Campingplatz in Mühlberg sollte mein Tagesziel sein. Hauptgemeinde ist Wandersleben.



Von dem Burgenensemble sah ich aber nur die Burg Gleichen vom Radweg aus.



Der Campingplatz hatte für warmes Wasser einen elektronischen Chip und der Platzwart nahm dafür natürlich Pfand. Am nächsten Morgen bei der Abreise sollte ich den Chip abrechnen. Da die Rezeption erst um 9 Uhr öffnete, ich aber schon früher loswollte, haben wir uns darauf geeinigt, den Chip noch am Abend abzurechnen.

Somit ergab sich folgender Arbeitsablauf: Zelt aufbauen – Duschen – Chip abrechnen - essen gehen.

Das Restaurant war neben dem Zeltplatz und hatte eine überdachte Terrasse, diesmal als Sonnenschutz. Dort saß ich abends zum Essen. Heute gab es keinen Regen!


Samstag, 22. Juni 2019
Mühlberg – Eisenach, 47 km

Frühstück bekam ich am Campingplatz nicht, das gab’s bei Netto in Günthersleben. Das war allerdings anders als gewohnt: sie hatten in der Bäckerei nur heiße Bockwurst mit Brötchen und Kaffee! Dazu nahm ich dann noch 2 Brezeln – eine für gleich und eine für später!

Im Prinzip folgte ich schon seit Jena der Mittellandroute D4. In Gotha wich ich etwas davon ab, denn ich wollte die Innenstadt mit dem Schloß sehen.



Von dort aus ergab sich ein schöner Blick hinunter in die Stadt.



Danach kam ich wieder auf den Radweg D4. Ab Teutleben fuhr ich im Tal der Hörsel. Tal bedeutet aber nicht, daß der Radweg eben verläuft! Zum Trost und Ausgleich für die Steigungen gab es hier wunderschöne Blumenwiesen, die das Auge erfreuten.



Da wir aber nur von Mohn nicht leben können, bauten die Bauern auch Getreide an!




Bei Wutha hatte sich die Wegführung des D4 geändert. Die Bahn hatte die Unterführung, durch die der Weg führen sollte, geschlossen. Diese Änderung war auf meinem Track nicht verzeichnet und die Beschilderung war auch nicht geändert (oder ich habe die Schilder nicht gesehen). Ich durfte umkehren und einen neuen Weg suchen.

Zufällig lag der Bahnhof von Eisenach am Weg. Es war gerade Mittag. Mein Rechenwerk im Hinterkopf fing an zu rattern: Ich muß auf jeden Fall das Hessische Bergland durchqueren und das Rothaargebirge überqueren. Um das meinem Körper zuzumuten, benötige ich vor dem Aufstieg in das Rothaargebirge noch ein bis zwei Ruhetage. Die kürzeste Strecke wäre mit 5 Fahrtagen entlang der Eder, dann hoch auf den Kamm des Rothaargebirges und über Winterberg (Sauerland) zur Ruhr. Den größten Teil dieser Verbindung war ich schon mal gefahren (Edersee bei Sonne und Regen und Ruhrtalradweg). Meine bevorzugte Strecke wäre zur Lahn mit Besichtigung der Lahnquelle, weiter zur Siegquelle und die Sieg abwärts bis zum Rhein: 6 Fahrtage, ebenfalls über die Höhen des Rothaargebirges! Für meinen Zeitplan ist das aber zu knapp. Da würde ich ab Marburg vermutlich den Zug nehmen. Und so gesehen kann ich auch jetzt schon den Zug nehmen – wenn denn einer fährt!

Ich beschloß, mir an der Fahrplanauskunft eine Verbindung nach Hause suchen zu lassen.

Die Auskunftsdame nannte mir eine Verbindung um 16.13 Uhr mit 3x Umsteigen. Dann wäre ich um 21.42 Uhr in Oberhausen. Sollte ich einen Anschluß nicht erreichen, käme ich um 23.42 Uhr zu Hause an.

Ich hatte also viel Zeit, meine Fahrkarten am Automat zu kaufen. Bei der Gelegenheit hatte ich auch die Möglichkeit, die weiteren Fähigkeiten des Automaten zu erforschen. Und siehe da: er konnte auch Zugverbindungen finden und ausdrucken! Dabei stellte ich fest, daß die Maschine bessere Verbindungen kannte als die Dame an der Information: z.B.: 3x Umsteigen und 20.13 in Oberhausen oder noch besser – 4x Umsteigen und 19.42 Uhr zu Hause.

Diesen Zug habe ich dann genommen!



Es klappte alles bestens! Breite Türen, Einstiege ohne Stufen, schmale Zwischenräume zwischen Bahnsteig und Zug und große Abstellflächen – alles Privatbahnen! Alle Anschlußzüge fuhren vom Nachbargleis am selben Bahnsteig ab, ich brauchte keine Treppen oder Fahrstühle zum Umsteigen. Hatte mein Zug Verspätung, so hatte der Anschlußzug ebenfalls Verspätung und ich schaffte fahrplanmäßige Umsteigzeiten von 3 Minuten ohne Stress!

Um 20 Uhr konnte ich meine Frau umarmen.


Ich hoffe, der Bericht hat Euch gefallen!
Gerhard
_____________________
Wie es begann: klick
Und hier beginnt die nächste Tour: klick
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (12.02.21 16:17)
Änderungsgrund: Links geändert
Nach oben   Versenden Drucken
#1406558 - 18.11.19 06:51 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
cyclerps
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 4.210
bravo Bravo Gerhard. Sensationell wie immer. Danke dafür!
Gruss
Markus
Forza Victoria !

When nothing goes right -> go left!
Nach oben   Versenden Drucken
#1406568 - 18.11.19 09:03 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 12.863
Das war ein toller Bericht! Auch wenn ich vieles schon aus eigener Er"fahrung" kannte, habe ich doch so einiges Neues entdeckt. Danke für die Mühe, uns nachträglich mit auf die Reise zu nehmen! bravo
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
Nach oben   Versenden Drucken
#1406589 - 18.11.19 12:58 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
talybont
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 758
Wahnsinnig schön!!! Toll!
Nach oben   Versenden Drucken
#1406600 - 18.11.19 14:10 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.178
Hallo Gerhard,
vielen Dank für die umfangreichen und gelungenen Lichtbildeindrücke!
Schon wieder einer mit Geldproblemen: Würde sagen, dass in Deutschland doch dann die Kartenzahlmöglichkeiten besser sind/werden als in Tschechien, wenn deine Beobachtungen der Reise zutreffen sollten. Beurteilen kann ich diesbezüglich Tschechien aber nicht, war dafür zu kurz da und auch schon wieder nicht mehr aktuell. Hier bin ich jedenfalls dabei, auf möglichst viel Kartenzahlung umzustellen.

Ein Reisebericht wie dieser hat auch immer eine Schattenseite: Ich sehe, was ich noch alles unter die Räder nehmen möchte, mehr Tschechien, nochmal Thüringerwald und wohl auch nochmal Sachsen und irgendwie die Zeit nicht da ist...
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
Nach oben   Versenden Drucken
#1406607 - 18.11.19 15:47 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: veloträumer]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Hallo Matthias,
Ich habe gerade eben mal nachgerechnet, was ich in Tschechien ausgegeben habe und wie ich es bezahlt habe (Kartenzahlung macht aus uns den gläsernen Bürger und Steuerzahler!):

2000 Kronen hatte ich aus den Geldautomaten gezogen. 100 Kronen hatte ich unterwegs von einem Reisenden getauscht und die sind am Schluß übrig geblieben. 2017 Kronen habe ich per Kreditkarte bezahlt, also etwa die Hälfte! Dabei habe ich alles, was mit Karte bezahlbar war, mit Karte bezahlt. Am letzten Tag habe ich nicht nach Kartenzahlung gefragt, denn da wollte ich mein Bargeld los werden.

In Deutschland zahle ich kaum mit Karte. Was ich hier sehe ist folgendes: In teuren Restaurants wird von Geschäftsleuten viel mit Karte bezahlt wegen der Spesenabrechnung. In den Supermärkten (Aldi, Lidl und Co.) wird oft mit EC-Karte bezahlt und die Supermarktkasse als Bankomat genutzt (man kann sich mehr Geld abziehen lassen als die Ware kostet und die Differenz bar auszahlen lassen. Das macht Sinn, weil die gebührenfreien Geldautomaten immer seltener werden).

In kleinen Geschäften und bei Handwerkern wird oft bar bezahlt, denn wie will man sonst das Geld an der Steuer vorbei bringen? Das wird aber weniger, seit es die 'Haushaltsnahen Dienstleistungen' gibt, die der Kunde von der Steuer absetzen kann. (Registrierkassen werden immer fälschungssicherer, aber oft bekomme ich noch handgeschriebene Zettel als Rechnung verwirrt )

Wenn man etwas vorauskalkuliert, klappt das auch mit dem Bargeld. Im Übrigen ist Tschechien wesentlich preiswerter als Deutschland.

Gruß
Gerhard
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!

Geändert von Gerhard O (23.11.19 11:26)
Nach oben   Versenden Drucken
#1408740 - 10.12.19 04:47 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
'zfrieda
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 5
Danke für den schönen Bericht. Bin gerade sehr inspiriert zu einer West-Ost-Durchquerung unseres schönen Landes!
Nach oben   Versenden Drucken
#1408861 - 12.12.19 10:41 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: 'zfrieda]
Gerhard O
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 515
Hallo 'zfrieda,
aus gegebenen Anlaß schmunzel habe ich deinen Reisebericht vom Sommer noch mal durchgelesen. Es könnte sein, daß ich einige der Strecken und Campingplätze in meiner nächsten Sommerreise verwende.

Ich liebe es, durch Deutschland zu fahren.

Gruß
Gerhard
___
Lieber ein gemeiner Berg als ein hinterhältiger Wind!
Nur wer sich den Berg hoch gequält hat, darf ihn auch hinuntersausen!
Nach oben   Versenden Drucken
#1408917 - 13.12.19 08:43 Re: Quer durchs Land ins Riesengebirge 2019 [Re: Gerhard O]
'zfrieda
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 5
Vielleicht trifft man sich ja unterwegs ;-)

Ich habe jetzt noch ziemlich genau ein halbes Jahr Zeit und möchte Anfang Juni wieder losfahren. Vielleicht nach Rotterdam, Amsterdam, Utrecht... eigentlich egal. Die spannende Frage für mich ist ja immer das "Wie hinkommen?". Vielleicht mal den Flixbus probieren? Dann einmal quer durchs Land bis an die Oder. Zurück, so meine Idee, bis nach Hof. Nördlicher geht Bayern nicht und ab da bin ich mit dem Bayern-Ticket für kleines Geld jederzeit wieder einigermaßen schnell zu Hause.

Der "R1" ist naheliegend. Den Mulde-Radweg könnte ich einbauen. Ich werde noch lesen, was die alten Hasen schreiben und berichten... ;-)

Und ja, du sprichst mir aus der Seele: Deutschland ist wundervoll zum radeln.
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de