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#1322090 - 12.02.18 14:04 Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal
Alexander Ausserstorfer
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Am Anfang war da der Regenschirm. Den hatte mein Vater bei mir in Waldkraiburg vergessen.

Dann kam Ende September 2016 der 14-tägige Urlaub daher. Ich packte mein Fahrrad, um zu meiner Mutter in Siegsdorf zu radeln. Den vergessenen Regenschirm nahm ich mit. So brach ich am frühen Morgen des 26.09.2016 auf, um von Waldkraiburg über Kraiburg, Taufkirchen und Engelsberg vom Inntal hinüber ins Alztal zu kurbeln.

Zwischen Taufkirchen und Engelsberg flog ich auf die Nase, weil ich versehentlich mit dem glatten Vorderreifen (Big Ben) die Kante von der Asphaltstraße hinabgerutscht war. Dieser Vorfall machte mich die nächsten Tage ziemlich vorsichtig.

Das Fahrrad Kagu (von Simplon) war recht neu. Ich hatte es mir erst in diesem Jahr angeschafft. Zwischen Bestellung und Abholung war meine Großmutter verstorben. Deshalb hatte ich das Rad auf den Namen "Ernestine" getauft.

Ab Wiesmühl ging es die Alz hinauf bis Altenmarkt. Von dort weg radelte ich dann an der Traun (Fluss) entlang über Traunstein durch das Trauntal bis Siegsdorf, wo meine Mutter wohnte.

Bereits am nächsten Tag brach ich von dort bei schönstem Herbstwetter zu meinem Vater auf, der damals in Freilassing wohnte, um ihm den vergessenen Regenschirm zu bringen. Bei Neukirchen unterquerte ich die Autobahn und radelte auf der anderen Seite am Teisenberg entlang. Von dort oben hat man bei schöntem Wetter gute Ausblicke auf das Land. Das war besser, als den Weg über's Achental zu nehmen. Den versteckten Weg von Hub hinab über die Ramsau zum Högl muss man schon kennen. Den hatte einst auch schon mein Großvater mit dem Fahrrad genommen, wenn er nach Berchtesgaden reingeradelt ist.



Beim Högl (bewaldeter Berg) war ich irgendwo falsch abgebogen, so dass ich mich nach einiger Zeit beim Fernsehturm oben wieder fand. Toll! Dort oben war ich noch nie gewesen! Auf der Nordseite war es ziemlich steil. Ich kam nach einiger Zeit und auf schlechten Straßen in Ulrichshügel wieder heraus. Von dort weg verfuhr ich mich aber abermals, so dass ich mich irgendwann auf der östlichen Seite der Salzach - und damit in Österreich befand. Was war denn heute los? Auf Umwegen fand ich dann doch noch nach Freilassung zu meinem Vater, wo ich erst einmal ein Mittagessen bekam.

Eigentlich hätte ich es wissen müssen. Ich hatte früher in der Gegend gewohnt und war nicht das erste Mal mit dem Fahrrad nach Freilassing geradelt.

Auf Grund des schönen Wetters entschieden wir dann - mein Vater und ich - gemeinsam zusammen an der Saalach entlang nach Bad Reichenhall zum Krankenhaus zu radeln, um dort einen Verwandten zu besuchen.

Dort trennten wir uns später. Mein Vater radelte abends zurück nach Freilassing. Ich allein weiter nach Unken. Für die Rückfahrt nach Siegsdorf noch am gleichen Tag war es zu spät geworden. In Reichenhall war es für mich aber noch zu früh für eine Übernachtung gewesen.

In der Dämmerung kam ich am Steinpass an. Den Zeltplatzinhaber hatte ich anrufen müssen. Ich war seit vier Tagen der einzige Gast. Unter einem sternenklaren Himmel baute ich in der Kälte mein kleines, bereits 18 Jahre altes Einmannzelt Micra von Salewa auf.

Am nächsten Morgen radelte ich nach Unken rein und lief ein wenig dem Unkenbach hinauf. Das war der Schulweg meiner verstorbenen Großmutter gewesen. 8 km einfache Wegstrecke. Bei starkem Schneefall waren die Kinder auch zuweilen über Nacht unten im Dorf geblieben.

Da ich alles dabei hatte und nach wie vor ein strahlend blauer Himmel war, radelte ich dann weiter die Saalach hinauf statt über die Weißbachschlucht wieder zurück nach Siegsdorf. Lofer. Sankt Martin. Saalfelden. Zell am See. Bis ich in Bruck an der Großglocknerstraße ankam.



Mit meiner verstorbenen Großmutter hatte ich am Frühstückstisch oft über die Großglocknerstraße geredet. Ich war sie aber nie gefahren. Mein Großvater hatte immer gemeint, für Radfahrer wäre sie nichts.

Es war bereits am späten Nachmittag, als ich zur Mautstelle hochtrat, um mich etwas umzusehen und den morgigen Tag vorzubereiten.

Recht überrascht war ich darüber, dass bei Ferleiten das Tal fast in seiner gesamten Breite zuasphaltiert worden war. Ein riesiger Platz.

Auf Grund der fortgeschrittenen Zeit fuhr ich dann wieder ins Tal zurück.

Den ganzen Mist dann morgen nochmal. Denn bis zur Mautstelle ging es schon etliche hundert Höhenmeter hoch. Ich hatte über eine Stunde gebraucht.

Übernachtung auf dem Zeltplatz in Fusch am Großglockner. Wie auch schon eine Nacht zuvor in Unken, war ich auch dort der einzige Gast.

In der Nacht spürte ich Schmerzen in den Hüften (ich habe starke Hüftgelenkdysplasie). Ich hatte den Fehler gemacht und die Steigung der Großglockner-Hochalpenstraße unterschätzt. Ich fragte mich, ob es gut war, was ich tat.

Beim Anfahren am nächsten Tag hatte ich dann plötzlich kehrt gemacht und bin in der Dunkelheit wieder zurück Richtung Fusch gerollt. Ich spürte meine Hüften noch mehr. Nach einigen hundert Metern blieb ich dann abermals stehen und lauschte: es war völlig still. Kein Verkehr. Ich überlegte.

Schließlich kehrte ich wieder um. Statt jetzt hochzuradeln, schob ich das Fahrrad halt. Sollen die Leute denken, was sie wollen. Immerhin hatte ich vier vollgepackte Ortlieb-Taschen samt Zelt dabei. Das war nicht ohne!

Das größte Problem beim Rad fahren ist der eigene Kopf. Sich zu trauen. Sich zu überwinden. Weil man Zweifel hat. Ob man es schafft. Oder überhaupt kann. Bequeme Ausreden gibt es genug. Wie das Auto.

Denn das damit verbundene Problem ist die menschliche Gesellschaft.

Die meisten Menschen richten sich nach anderen Menschen. Das ist zwar einfach und bequem. Denn man sieht an den anderen, dass es funktioniert. Viel besser wäre es jedoch, wir alle würden uns hauptsächlich nach der Wahrheit richten.

Denn wer sich nach der Wahrheit richtet, tut sich nicht weh. Oder weiß zumindest, wann er sich weh tun wird. Falls er die Wahrheit nicht verkennt.

Der "Gruppenzwang" aber richtet genug Schaden an. Weil sich nur langsam, wenn denn überhaupt jemals etwas ändert. Weil jeder nur den anderen nachafft.

Leider ist es nun einmal viel schwieriger und auch oft viel unbequemer, sich nach der Wahrheit zu richten und sich nicht an anderen Menschen zu orientieren. Denn man sieht so oft keine Richtwerte. Hat keine Orientierung. Das bedeutet, sich diese erst aneignen zu müssen. Das aber ist harte Arbeit. Und das heißt auch oft, eigene Wege gehen zu müssen. Weshalb man dann von den anderen blöd angeschaut wird. Oder eben zuweilen auch bewundert.

In meinem Fall war es so, dass es genug Menschen gab, welche mit dem Auto oder Motorrad die Hohen Tauern auf der Großglockner-Hochalpenstraße überwandten. Das also schien für einen Beobachter kein Problem zu sein.

Radfahrer begegneten mir unterwegs auch einige, jedoch bereits viel weniger als motorbetriebene Fahrzeuge. War das also schwierig?

Und ein Radfahrer mit so viel Gepäck wie ich, der tagelang an den Großglockner herangeradelt war, begegnete mir unterwegs überhaupt niemand. Also unmöglich?

Ich musste an die Worte meines Großvaters denken.

Wenn es aber unmöglich war, wieso hatte ich es dann geschafft?

Es war etwas anstrengend gewesen. Mehr nicht. Die Erfahrung. Da hatte ich schon weitaus Schlimmeres erlebt.

Der Mut kommt mit der zunehmenden Erfahrung. Weil man allmählich lernt und auch sieht, was man alles kann. Und dass es oft gar nicht so schlimm ist. Vertrauen zu sich selbst und der Welt. Vertrauen in Gott. Aber nicht naiv. Daher kann Rad fahren mitunter auch das Selbstbewusstsein stärken.

Man darf nur nie den Fehler machen und es darauf anlegen. Immer vorsichtig sein und niemals alles auf eine einzige Karte setzen! Zuhören. Sich selbst und der Welt. Schließlich wird einem alles gesagt.

Unterwegs hörte ich irgendwelche Tiere schreien. Waren es Hirsche? Autofahrern war ein solches Erlebnis in ihrer Kabine wohl eher weniger vergönnt.

Oben an der Kassa angekommen fragte ich im Morgengrauen nach dem Preis für Fahrräder und erfuhr, dass diese für die Überquerung der Hochalpenstraße gar nichts entrichten müssen. Sie würden die Straße ja nicht kaputt machen. Deshalb stand auch nichts auf den Schildern.

"Auf geht's!", rief jemand.

Ab zehn Uhr kam allmählich etwas Verkehr auf. Es gab nur selten Seitenstreifen, wo man etwas ausweichen konnte. Wenn ein Fahrzeug kam, drückte ich mich meistens an den Rand der Fahrbahn, um Platz zu machen, so gut es ging.

Gegen halb Elf sah ich in einer Serpetine schon zum Fuscher Törl mit der europäischen Flaggenparade rauf. Da hatte ich das wohl freiste Stück der Straße mit einigen Betonrampen oder Brücken schon hinter mir. Schwindelerregend war sie, diese Straße! Im geschlossenen Auto würde man das wohl nicht ganz so extrem wahrnehmen.

In dieser Reibe blieb ich stehen, um etwas Rast zu machen. Von unten kam jemand mit dem MTB rauf. Er stellte sich neben mich, um die Aussicht auf das Käfertal und das umschließende Bergmassiv zu genießen.

"Wo kommst du her?", fragte ich ihn.

"Aus Waldkraiburg", sagte er.

Was soll jetzt dieser Scheiß?, dachte ich mir.

Im Gegensatz zu mir waren er und seine Frau aber mit dem Auto reingefahren. Ich war von Waldkraiburg komplett reingeradelt. Und das auch noch auf einen Umweg über Freilassing und Bad Reichenhall.



Gegen Mittag war ich oben. Ende September 2016. Sonnenschein, aber starker Wind. Natürlich Gegenwind. Wie fast immer. Für Radfahrer scheint es kaum etwas anderes zu geben.

Jetzt musste ich mich entscheiden. Entweder die gleiche Strecke wieder zurück. Oder aber auf der anderen Seite runter. Ich entschied mich für letzteres, obwohl mir noch nicht klar war, wie ich dann wieder heim kommen würde. Aber ich hatte ja wenigstens meine komplette Ausrüstung dabei! Ein vollbeladenes Simplon Kagu. Samt Zahnbürste und Zahnpasta. Immerhin war ich schon den vierten Tag unterwegs!

Zuerst galt es, so eine Art Hochplateau zu überqueren. Kein Wald, keine grünen Wiesen. Alles Stein. Sah aus wie in einer Wüste. Oder in der Antarktis. Es herrschte ein starker Wind. Zuweilen schob ich. Ich kam nur langsam voran.



Es ging zwar zuerst von etwa 2.400 m ü. NN etwa 100 Höhenmeter abwärts, dann aber nochmals bis auf 2.500 m ü. NN rauf. Also war ich doch noch nicht ganz oben gewesen.

Nach der Durchfahrt durch einen zweiten Tunnel befand ich mich plötzlich auf der Kärntner Seite. Für mich war es das sechste Bundesland Österreichs, welches ich erstmals mit dem Fahrrad befuhr! Die Landesgrenze war im Tunnel markiert.

Weiter unten machte ich Rast und trocknete mein Zelt in der Sonne. Anschließend ging es weiter hinab nach Heiligenblut. Die südliche Seite schien mir nicht so steil zu sein wie die nördliche Auffahrt. Ich musste zeitweise sogar wieder hochschieben.

In der Kirche von Heiligenblut habe ich eine Kerze für Großmutter angezündet. Und für meine Katze Mimi. Und für den Stiefvater. Und für Tante Luise.



Anschließend folgte ich der Möll bis nach Winklern. Wohin auch sonst? Es gab ja nur dieses eine Tal.

Meine mitgenommene Landkarte "Vorarlberg, Tirol, Oberbayern, Südtirol" im Maßstab von 1 : 200 000 von Marco Polo hörte etwas östlich von Winklern auf. Einfach abgeschnitten. Das hatte ich ja wieder toll gemacht!

Ich entschied mich dann dazu, nach Lienz zu radeln. Vielleicht würde ich dort eine neue Landkarte bekommen. Ich könnte ja am nächsten Tag wieder zurückradeln, falls ich doch noch den Autozug nach Bad Gastein würde nehmen wollen.

Die Landkarte bekam ich dann zwar. Und das auch noch umsonst. Zum Zeitpunkt des Enschlusses, nach Lienz zu radeln, war mir aber noch nicht klar, dass es von Winklern erst einmal nochmals über 243 Höhenmeter hoch ging. Hinauf auf den Iselsberg. Wo ich im Wald eine liebe Kärntnerin mit ihrem braven Hund angetroffen habe. Und ich selbst fast von einem Pfeil getroffen worden wäre. Dort oben im Wald war eine Bogenschießanlage. Aha.

Und noch weniger klar war mir, dass es vom Iselsberg auf der anderen Seite wieder über 574 Höhenmeter runterging.

So stand ich dann abends in Lienz und wunderte mich. Ständig wurde ich von den Leuten gegrüßt. Woher kannten die mich alle? Und Morgen die gleiche Strecke wieder zurück? Oh nein!

Wenn man sich die Karte von österreich ansieht, fällt einem auf, dass das Bundesland Tirol in zwei Teile aufgespalten ist: Nord- und Osttirol. Nun gibt es aber keine direkte Straße zwischen diesen beiden Teilen. Und noch weniger klar war mir vorher, dass Lienz bis auf ein kleines Seitental, das nach Kärnten führt, fast vollständig vom restlichen Land abgeschnitten zu sein scheint. Zumindest empfand ich das so. Ich sah nur einen Ausgang hinter mir. Aber der würde einen riesigen Umweg für mich bedeuten.

Das alles wurde mir erst durch meine Großglockner-Hochalpenstraßen-Fahrt bewusst.

Am nächsten Tag fuhr ich dann weiter hinüber nach Italien. Hinein ins Pustertal. Weil dies der für einen Radfahrer wohl einfachste Weg war.

Dass es auch einen Shuttle-Service für Radfahrer durch den Felbertauerntunnel gab, erfuhr ich erst später. Selber fahren darf man als Radfahrer aber wohl auch dort nicht.

Außerdem hatte ich Erinnerungen an meine Zeit, welche ich mit der Schule in Meransen und Mühlbach verbracht hatte. Mühlbach lag am Ende des Pustertales, kurz vor der Einfahrt ins Eissacktal. Lag also direkt auf dem jetzigen Weg.

Durch das gesamte Pustertal führte ein ausgeschildeter Radweg. An zwei Stellen fand ich sogar Anzeigetafeln, welche die vorbeikommenden Radfahrer zählten. Auf einer war ich der 44.536-tige Radfahrer dieses Jahr!



Unterwegs wurde mir immer mehr bewusst, dass Südtirol, Nordtirol und Osttirol ja eigentlich EIN Land sind. Das merkt man schon am Gelände. Und den Menschen. Unter denen auch ein Urgroßvater von mir gewesen ist. Von wegen Italien! Oder was man halt darunter versteht.

Bei Toblach wäre ich am liebsten in die Dolomiten Richtung Cortina-d'Ampezzo abgebogen. Doch dunkle Wolken hielten mich davon ab. Außerdem wollte ich doch noch nach Mühlbach!

Mittags brach dann die Sonne wieder durch. Kurz vor Bruneck liefen einige Kinder von einer Schulklasse plötzlich neben meinem Fahrrad her. Ich ließ sie gewinnen. Dann ging es durch zwei beleuchtete Tunnel (ausschließlich für Radfahrer und Fußgänger) hindurch. Die zum Teil sehr lang waren (gefühlt wenigstens einige hundert Meter?). Nun war ich in Bruneck.

Am späteren Nachmittag erreichte ich dann Mühlbach. Das Tal wurde hier sehr eng. Man radelt direkt oberhalb der Autobahn entlang, bevor man nach Mühlbach gerät. Mit dem Schulbus hatten wir von Siegsdorf aus etwa vier Stunden gebraucht. Mit dem Fahrrad waren es dagegen vier Tage.

Der Weg ins Eissacktal wurde etwas abenteuerlich, weil der Radweg gesperrt war und ich der ausgeschilderten Umleitung keinen Glauben schenken wollte. Das lag daran, weil der Weg laut einem anderen Schild offiziell für Radfahrer gesperrt war. Ich kannte mich nicht mehr recht aus.

Kurz hinter Mühlbach begannen die ersten großflächigen Apfel- und Obstfelder auf den Südhängen. Es war insgesamt sehr warm. Aber doch recht frisch. Immerhin war es bereits Ende September.



An einer Stelle musste ich warten. Eine Sprenkelanlage spritzte das Wasser nicht nur auf die Obstplantagen, sondern auch über den Radweg. Ich wartete, bis sie sich von mir abgedreht hatte. Doch als ich losfuhr, drehte sie plötzlich wieder zurück - und ich wurde nass!

Übernachten tat ich dann etwas nördlich von Brixen (Heimatstadt der beiden deutschsprachigen Rockgruppen Frei. Wild und Unantastbar) auf einem Zeltplatz, der an einem Hang lag. Ich hatte Schwierigkeiten, eine ebene Fläche zu finden, wo ich das Zelt hatte aufstellen können. Unter einen der Apfelbäume wollte ich es wegen der herabfallenden Äpfel nicht stellen. Nicht dass mir noch ein Apfel auf den Kopf fiel und ich versehentlich die Weltformel fand!

Abends auf diesem Zeltplatz erfuhr ich noch Gespräche mit einem Australier, der mein Fahrrad sah, mich zu sich herwinkte und zusammen mit seiner Frau und einem Kleinbus unterwegs war. Und leider sein Fahrrad zuhause gelassen hatte. Er vermisste es. Das sagte er mehrfach.

Er gab mir recht, als ich erwähnte, dass man beim Reisen viel mehr lernen würde als in der Schule. Und ganz besonders beim Rad fahren. Weil man damit die Umwelt und sich selbst ganz besonders intensiv erlebt. Und sogar noch intensiver als beim Wandern. Weil man jede noch so kleine Steigung verspürt. Mit seinem vollbepackten Reiserad. Die Steigung, welche man beim Wandern sonst leicht übersieht.

Das Fahrrad ist für das Reisen ideal. Einerseits kommt man damit schneller voran als zu Fuß und muss sein Gepäck nicht selbst tragen. Andererseits braucht man eine Straße und kommt damit nicht überall hin. Zumindest nicht so leicht.

Am nächsten Tag von der südtirolischen Seite aus auf den Brenner hochzukommen, das war kein großes Problem. Weil man auf sehr ruhigen Landstraßen oder gar ausschließlich auf (asphaltierten) Radwegen fährt. Anfangs teilweise auch direkt unter der Brenner-Autobahn. Welch ein riesiges Betonband, das ich von früher her noch sehr gut kannte. Aber eben nur von oben.



Unterhalb mit dem Fahrrad zu fahren, das war etwas völlig anderes! Nun sah ich plötzlich die Eisack direkt unter mir zwischen den Felswänden dahinstürzen oder wurde auf die Franzesfeste aufmerksam. Hörte hoch droben die Motoren und unter mir den Fluss. Dinge, die mir früher zum Teil entgangen waren, wenn wir über die Brenner-Autobahn mit dem Auto oder Bus nach Italien oder Südfrankreich unterwegs gewesen sind. Oder auch mit dem Zug.

Einzig kurz nach Sterzing wurde es etwas stressig, weil dort der Radweg gesperrt war und ich direkt an der Hauptstraße entlangfahren musste. Es herrschte viel Verkehr. Bald wurde es auch sehr steil, so dass ich wieder geschoben habe.

In Sterzing musste ich an die Bäckerei denken, wo ich einmal hatte arbeiten können.

Von Sterzing aus hätte ich auch den Pass über das Pfitscher Joch hinüber ins Zillertal nehmen können, welches ich bereits letztes Jahr vom Gerlospass kommend mit dem Fahrrad durchquert hatte. Allerdings war der Himmel stark bewölkt und ich mir nicht sicher, ob es nicht unterwegs zu regnen anfangen würde. Auf solchen Höhen bei starkem Wind kein Spaß. Und außerdem war ich mir auch über die Beschaffenheit des Weges hinunter zum Stausee nicht sicher und ob man ihn mit einem vollbepackten Fahrrad wie dem meinen problemlos zurücklegen konnte.

Oberhalb von Gossensaß, auf dem letzten Stück zum Brenner, kam mir ein Einheimischer entgegen.

"Hast du viel Zeug dabei!", rief er und fragte mich, woher ich kam.

"Von eurem Nachbarland", erklärte ich. "Wir sind Nachbarn."

"Österreich?", fragte er.

"Von Bayern rede ich!", rief ich da und dachte an meinen Urgroßvater, der
aus Neumarkt beim Kalterer See herstammte und dessen Nachname mir geblieben ist.

Zwei Länder, aber ein Volk. Gemeint sind hier Österreich, Italien und Tirol. Einmal mehr war ich dankbar für die Europäische Union, den heute offenen Grenzen und der Tatsache, dass alles wieder zusammenwachsen und jeder zum großen Teil sein konnte, wie und was er war. Mit gegenseitigem Respekt.

Dass ich meinen ganzen Hausrat mit mir herumschleppe, ist mir oft vorgeworfen worden, war für mich aber eigentlich ganz normal. Ich war wie üblich weitgehend als Selbstversorger unterwegs, führte Essen, Kocher und Zelt mit. War also auf keine Gaststätte angewiesen, was mich ungeheuer flexibel machte.

Meine Reise musste ich mir durch harte Arbeit verdienen. Treten. Jeden Tag. Dafür brauchte ich für die 6-tägige Tour von Siegsdorf, durch das Berchtesgadener Land, Pinzgau, über die Großglockner-Hochalpenstraße hinüber nach Kärnten und Tirol, durch das Pustertal in das Eissacktal und über den Brenner zurück nach Siegsdorf insgesamt auch keine 100 Euro.

Vom Brenner blieb mir eigentlich hauptsächlich der riesengroße Bahnhof mit seinen noch viel größeren Toiletten in guter Erinnerung. Man musste nicht einmal dafür bezahlen wie es woanders üblich war wie z. B. in Mailand. Mir begegneten aber auch so gut wie keine Fahrgäste. Dafür haufenweise Uniformierte.

Wer sollte hier auch aussteigen wollen? Es war ja kein Eisenbahnknotenpunkt. Sondern nur Durchgangsverkehr. Ich wunderte mich einmal mehr. Über den riesengroßen Bahnhof, meine ich.

Vom Brenner Richtung Innsbruck geht es auf der alten Brennerstraße stetig bergab. Anfangs noch recht steil. Einen eigenen Radweg konnte ich nirgendwo entdecken. Ich fand erst weiter unten einen. Dieser folgte dann aber in stetigem Auf und Ab den Berghängen und war zum Teil sehr steil, so dass ich sogar Probleme hatte, das schwerbeladene Fahrrad zu schieben, weil meine Schuhe auf den Steinen wegrutschten.



Spätestens ab Sankt Jodok verließ ich die Hauptstraße wieder und folgte der alten Römerstraße, die sich jedoch ebenfalls wie zuvor schon der Radweg in stetigem Auf und Ab in den Berghängen windend allmählich Innsbruck näherte. Gleichzeitig war hier aber recht viel Verkehr. Es war kein Spaß, das schwerbeladene Fahrrad in den unübersichtlichen Kurven ständig wieder nach oben schieben zu müssen. Und trotzdem verlief hier ein offizieller Radweg (wenn man der Beschilderung glaubte).



Auf der alten Römerstraße übersah ich leider auch die Europabrücke, welche ich so gerne wieder einmal gesehen hätte. Diesmal aber von unten.

Ich weiß nicht, ob ich sie übersehen habe oder man sie aber von der alten Römerstraße aus gar nicht erst sehen kann. Ich denke, dass das letztere der Fall ist.

In Judenstein fuhr ich den Zeltplatz an und erfuhr dort, dass dieser bereits seit gestern geschlossen war. Vielleicht aber weil morgen ein Sonntag war, ließen sie mich doch noch einmal gewähren und mein Zelt aufbauen.

Überdies war ich nicht allein. An diesem Abend machte ich die Bekanntschaft von Stefan und Marcel, zwei österreichischen Dauercampern, die mich zu sich ins Zelt eingeladen hatten. Ich war sehr neugierig auf die beiden. Stefan hatte sogar Sibirien bereist, wie ich erfuhr. Allerdings war ich den ganzen Tag lang geradelt, saumüde und hungrig. Zudem trank ich keinen Alkohol.

Man sollte halt nicht den Fehler begehen und täglich zu große Strecken radeln, um Zeit für seine Mitmenschen zu haben. Ich hatte den Fehler leider schon wieder gemacht.

Stefan hatte mir gegenüber noch erwähnt, dass es morgen ein Sauwetter geben würde. Er hegte Zweifel an meiner Absicht, morgen wieder zurück nach Siegsdorf zu meiner Mutter zu radeln. Es würde kein Spaß werden.

Als ich dann frühmorgens gegen sechs Uhr das Zelt einpackte, erlebte ich es das erste Mal in all den Jahren, dass das Zelt innen nicht nass angelaufen war. Das bedeutet, dass es in der Nacht wärmer geworden war als am Tag. Etwas, das eher unüblich war. Und nichts Gutes verheißen sollte.

Ich konnte das Zelt trocken einpacken.

Stefan sollte Recht behalten. Etwa eine Dreiviertelstunde später, nachdem ich auf meiner Abfahrt ins Inntal das Hasental durchquert hatte, begann es zu regnen. Ordentlich. Mit kurzen Unterbrechungen den ganzen Tag. Ich stellte mich mehrmals unter, als der Regen zu stark wurde.

Als ich trotz den vielen Wartepausen bereits gegen Mittag Kufstein erreichte und der Regen fast aufgehört hatte, fällte ich den Entschluss, doch noch gleich weiterzuradeln. Ursprünglich hatte ich noch an eine Übernachtung in Kufstein gedacht.

Bereits letztes Jahr nach der Überquerung des Gerlospasses war ich über Niederndorf nach Siegsdorf geradelt. Aber damals auf einen Umweg über den Walchsee und Kössen. Erst auf der jetzigen Tour fand ich endlich die gesuchte Abzweigung auf die Strecke hinüber nach Aschau im Chiemgau, die ich schon lange einmal hatte fahren wollte. Ich bog direkt in Niederndorf ab. Den bevorstehenden Berg wollte ich nicht auf der hoch frequentierten Hauptstraße fahren müssen, die erst etwas später im nächsten Dorf abzweigte.

Als Radfahrer suche ich mir häufig Schleichwege, um dem Verkehr auszuweichen. Auch das bedeutet Arbeit, belohnt mich aber mit immer besseren Ortskenntnissen und zwischenmenschlichen Begegnungen. Auf der Hauptstraße trifft man nur selten Fußgänger und hat auch eher keine Zeit zum Miteinander Ratschen.

Ich musste vom Inntal wieder auf mehr als 1.000 m ü. NN hinauf. Während des
Anstieges auf einer guten asphaltierten Straße wurde der Wind immer stärker, die Wolken immer dichter. Der Regen setzte wieder ein und nahm kontinuierlich zu. Unterwegs begegneten mir einige Autos, sogar eine Fußgängerin kam mir entgegen. Ich dachte schon, dass die Frau mir gegenüber etwas sagen würde. Warum ich so verrückt und bei diesem Sauwetter mit dem Fahrrad hier oben unterwegs war. Ich geriet an den Rand meiner Leistungsgrenze. Viel würde nicht mehr fehlen und ich einen Kreislaufkollpas bekommen. Das spürte ich.



Endlich auf der Anhöhe am Wildbichl angekommen, ging es nun wieder kontinuierlich abwärts. Zuerst recht steil auf einer kleinen Nebenstraße. Anschließend folgte ich der Hauptstraße bis nach Aschau, wo der Regen allmählich wieder nachließ.

Von den umliegenden Bergen während der Durchquerung des Tals hatte ich auf Grund der Wolken leider kaum etwas gesehen.

Als ich Grabenstätt erreichte, hatte der Regen wieder völlig aufgehört. Dafür hatten sich meine Schuhe mit Wasser vollgesogen. Ich trat wie in zwei Pfützen. Das war ziemlich unangenehm. Wieder einmal. Ich würde es wohl nie mehr lernen.

Im Ort waren bald zwei Radfahrerinnen vor mir. Auf Grund des Verkehrs überholte ich sie lange Zeit nicht. Ich fuhr ihnen also hinterher. Betrachtete einige Zeit lang ihre beiden Fahrräder. Und schämte mich bald meines eigenen Fahrrades wegen. Was für ein Luxus-Teil ich ihnen gegenüber doch hatte!

Außerhalb des Dorfes, als wieder ein Radweg begann, blieben die beiden stehen. Sie hatten mich bemerkt und wollten mich vorbeilassen. Ich aber blieb ebenfalls stehen.

Und wunderte mich. Die beiden Radfahrerinnen waren zwei sehr junge
Mädchen. Vermutlich nicht einmal volljährig. Das hatte ich von hinten
nicht erkannt.

"Wo kemm's denn her? Wo foaht's hi'?", fragte ich sie in meiner Muttersprache.

"Was?", riefen beide, und ich stellte fest, dass ich Deutsch mit ihnen reden musste. Sowas war mir auf meiner ganzen bisherigen Tour nicht passiert. Überall hatten die Leute mich verstanden und ich die Leute verstanden - und jetzt das hier! Da wurde mir bewusst, dass ich ja wieder zurück in Deutschland war. Jaja. Diese Jugend!

Sie kamen aus dem Allgäu und wollten zum Königssee, erklärten sie. Allein. Und ich dachte mir, denen müsste ich jetzt eine Lektion erteilen. Denn allein mit dem Fahrrad unterwegs zu sein, sowas war doch gefährlich und durfte man ja wohl nicht tun!

"Aha! Passt aber gut auf euch auf! Hier in der Gegend treibt sich so manches Gesindel herum", erklärte ich ihnen. "Da gibt es insbesondere einen Radfahrer, mit dem ihr euch auf nichts einlassen sollt. Der ist gefährlich. Besonders jungen Mädchen gegenüber."

"Wie sieht er denn aus?", fragte die Blonde von ihnen.

"Er ist ungefähr 1.80 m groß. Hat dunkles Haar und einen dichten Schnauzer."

Die beiden Mädchen blickten mich an.

"Meist hat er viel Gepäck dabei, weil er kein Zuhause hat."

Die beiden Mädchen starrten auf mein vollbeladenes Fahrrad.

"Im übrigen schleicht er sich gerne von hinten mit seinem Fahrrad
unbemerkt an die Mädchen heran."

Die beiden Mädchen sahen sich erschrocken an.

"Und außerdem fehlt ihm an der linken Hand der kleine Finger."

Die beiden Mädchen blickten mit übergroß gewordenen Augen auf meine linke Hand. Der kleine Finger war aber noch dran.

Abends traf ich dann wieder bei Mutter in Siesgdorf ein. Und entschuldigte mich.

Das hatte ich wieder toll hingekriegt: Von Siegsdorf bis Freilassing den halben Tag gebraucht. Dabei war ich schon früher in zwei Stunden bis nach Salzburg geradelt. Und dann nochmals fünf Tage allein für die Rückfahrt. Über Großglockner, Südtirol und Brenner. Ein Umweg von über 600 km. Denn klar war mir das alles bei meiner Abfahrt vor sechs Tagen in Siegsdorf noch nicht. Das Abendessen jedenfalls war inzwischen kalt geworden. Vor sechs Tagen.


Ich musste leider alle Bilder in Links verwandeln. Die Photos sind viel zu groß. Bitte nicht mehr als 1024px in der Breite. Siehe auch: HowTo: Bilder in Beiträge einfügen (Forum)
Wenn Du die Bilder in der richtigen Größe noch einmal hochlädst, dann kann ich das gerne wieder ändern. Schick mir dann bitte ne PN


Die Bilder wurden in der richtigen Größe abgelegt und daher wieder freigegeben.

Geändert von Keine Ahnung (12.02.18 19:18)
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#1322098 - 12.02.18 15:13 Re: Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal [Re: Alexander Ausserstorfer]
Alexander Ausserstorfer
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 41
Hm. Ich glaube, zum Schluss müsste es "Vor fünf Tagen." heißen.
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#1322100 - 12.02.18 15:20 Re: Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal [Re: Alexander Ausserstorfer]
Alexander Ausserstorfer
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 41
Einen Teil der GPS-Spurenaufzeichnung (GPX-Datei) findet man übrigens hier: GPS-Spurenaufzeichnung Großglocknerstraße - Pustertal - Brenner 2016 (1,4 MB). Insgesamt waren es 638 km. (Ich hoffe, in Zukunft hier nicht mehr ganz so zu schlampen :-( Falls es denn eine Zukunft für mich geben sollte.)
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#1322114 - 12.02.18 17:42 Re: Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal [Re: Alexander Ausserstorfer]
Gaby Schweiz
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 170
Toller Bericht, gut geschrieben. Habe ich gerne und mit Interesse gelesen. Hast Gedanken eingestreut, die zum Nachdenken anregen. Das gefällt mir.

Gruss Gaby
Auf der Suche zu bleiben, ohne zu finden, ist besser, als nur das Gefundene zu hüten (Ernst Reinhart)
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#1322215 - 13.02.18 13:13 Re: Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal [Re: Alexander Ausserstorfer]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.178
Amüsante, kauzige Notizen, sehr schön! Ein wenig irritert mich die Anfängerperspektive, obwohl du bereits schwerste Prüfungen abgelegt haben willst, z.B. die Erwähnung Gerlospass/Pfitscherjoch aus dem Vorjahr. Alles eine literarische Finte? verwirrt

Mit Siegsdorf verbinde ich auch ein kleines Schicksal. War dort 2003 zwischen Rosenheim und Salzburg unterwegs, der erste Tag einer 5-Wochen Reise nach Dubrovnik und zurück. Ereilte mich ausgerechnet am späten Samstagnachmittag kurz vor Siegsdorf bei Vachendorf das Unglück des Risses eines Schaltzuges. Ohne Schrauberfähigkeiten und Ersatz. Ein Wochenende Bayernurlaub am Waginger See? Das schlug ein Bauer aus der Gegend vor - "da gehts nur runter". Konnte ich noch gerade vermeiden, weil ein Kinderradhändler in Vachendorf direkt neben seinem Laden wohnte. Klingelte ich und er war bereit, meinen Schaden zu beheben. Auch der kannte sich aber mit STI-Hebeln nicht gut aus. Naja, irgendwie hat er es hingebogen. In Teisendorf gab es danach noch Gewitter. Locker bis Salzburg ging dann nicht mehr, endete die erste Etappe bei Dunkelheit in Freilassing im Hotel. Frühstück mit Volksmusi - konnte die Servicedame im Dirndl nicht verstehen, dass ich am Gedudel keine Freude hatte. Danach hielt alles bis zum Ende. Am letzten Tag der Reise aber raspelte es Metallspäne von der Hinterradfelge am Gerlospass hinunter. Austrudeln an Ziller und Inn bis Wörgl, da half mir der Zug, einen Felgenriss zu verhindern. Alles fing mit diesem düsteren Gewitterblick auf die Autobahn bei Siegsdorf an...
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1322365 - 14.02.18 07:23 Re: Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal [Re: veloträumer]
Alexander Ausserstorfer
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In Antwort auf: veloträumer
Amüsante, kauzige Notizen, sehr schön! Ein wenig irritert mich die Anfängerperspektive, obwohl du bereits schwerste Prüfungen abgelegt haben willst, z.B. die Erwähnung Gerlospass/Pfitscherjoch aus dem Vorjahr. Alles eine literarische Finte? verwirrt


Den Gerlospass bin ich eher versehentlich drüber. Ich wollte eigentlich schon seit Jahren nur zu den Krimmler Wasserfällen. Aber dann nicht die gleiche Strecke zurück. Da bleibt einem dann wohl nur noch der Gerlos-Pass (entweder die neu gebaute Mautstraße oder die alte, viel steilere, kurvenreiche und enge Bundesstraße vom Salzburger Land hinüber nach Tirol). Außerdem bin ich vorher schon den Pass Thurn hoch. Das meiste von den Anstiegen hatte ich damals aber auch geschoben. Wegen meinen kaputten Hüften (ich kann nicht so stark treten - laufen ist für mich leichter), meinem schwachen Herz, dem schwer beladenen Fahrrad, der "schlechten" Übersetzung durch die Rohloff und der damals auch noch kaputten Schaltung. Die Gänge wechseln war damals recht umständlich, weil die "Fernbedienung" am Lenker nach der letzten Überarbeitung meines Fahrrades, wo ich auch die Bremsen erneuert hatte, von mir versehentlich beschädigt worden war.

Ich bin ja in den Bergen aufgewachsen. Meine Kindheit habe ich hauptsächlich in und um Siegsdorf verbracht. Als 13-jähriger bin ich bereits das erste Mal mit meinem Bergradl im März 1993 allein auf den Zinnkopf gefahren (1224 m hoch). Damals eher versehentlich, weil ich einmal falsch abgebogen bin.

Natürlich ist das im Laufe der Jahre dann immer mehr gewachsen. Obwohl, recht viel höher als den Zinnkopf bin ich bis zum Gerlospass im Jahr 2015 mit dem Fahrrad eigentlich nie gekommen (vielleicht war der Teisenberg noch etwas höher). Insofern war der Gerlospass für mich keine wirkliche "Prüfung" mehr. Das sehe ich auch nicht so. Ich bin halt hochgelaufen, wie ich früher auch den Staufen usw. hochgelaufen bin. Nur, dass ich diesmal auf einer recht breiten Straße war und das Fahrrad neben mir hergeschoben habe.

Die Großglockner-Hochalpenstraße ist aber nochmals um gut 1.000 m höher als der Gerlospass. Mit sowas hatte ich damals bis dahin noch überhaupt keine Erfahrung gehabt, weder mit Fahrrad noch ohne, und deshalb auch eine gewisse Angst. Dünne Luft? Sauerstoffmangel? Verkehr? Usw. War aber dann gar nicht so schlimm gewesen. Hatte aber auch mit dem Wetter gut Glück gehabt. Mit "literarischer Finte" hat das eigentlich nichs zu tun. Zumindest war es nicht meine Absicht.

Und damit uns nicht nicht falsch verstehen: Das Pfitscher Joch bin ich bis heute nicht hoch. Hätte es aber gerne 'mal gemacht. Nach Großglockner-Hochalpenstraße, 2x Brenner und einmal Timmelsjoch bleibt einem eh nicht mehr viel Neues übrig.

Geändert von Alexander Ausserstorfer (14.02.18 07:28)
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#1322366 - 14.02.18 07:34 Re: Großglockner Hochalpenstraße und Pustertal [Re: Alexander Ausserstorfer]
Alexander Ausserstorfer
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Achja. Ihr könnt noch wesentlich mehr Fotos abrufen, wenn ihr auf http://home.chiemgau-net.de/ausserstorfer/Grossglockner/Bilder/Foto0863.jpg geht und einfach die Nummer nach Foto in der URL ändert (hier in diesem Fall 0863). (Habe ich alle mit meinem Samsung B2710 gemacht. Qualität ist daher insbesondere bei schlechten Bildverhältnissen nicht so gut.)
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