Grüßt euch,
wie bei meinem vorherigen Thread geht es um den Aufbau eines Reisetandems.
Hinten haben wir den Tubus Logo mit einer Aufweitung zu 145 mm Achsweite + beidseitig je 24 mm Distanzhülsen "vergewaltigt". Inwieweit das mit Gepäck stabil ist, werden wir sehen.

Vorne sieht das Problem aber größer aus. Wir wollten gern den Tara vom Soloreiserad wiederverwenden. Die Gabel des Tandems ist eine Cannondale Fatty (ungefedert, siehe Foto), komplett ohne Nachlauf. Die unteren Ösen für den Gepäckträger gibt es auch nur hinter den Gabelscheiden, für die oberen behelfen wir uns mit den Tubus SchellenB. Um nun den Tara zu montieren muss das horizontale Rohr als entweder extremst tief sein (grüne Linien im Bild), was Backroller vorne verhindern würde, oder wir müssten es schräg montieren (blaue Linien im Bild), was vmtl. auch nicht optimal ist.

Bild zur Gabel

Die einzige Idee, die ich momentan habe dieses Problem zu umgehen ist mit einem Blech mit 3 Löchern zu arbeiten und dieses an die obere Lowriderbefestigung zu monitieren. Dadurch rutscht zwar der Schwerpunkt des Gewichtes vermutlich nach hinten, aber das wäre evtl. durch pasende Montage der Taschen auszugleichen.

Skizze des Bleches

Hat jemand noch eine andere Idee?

Grüße,
Herwig

Alternatividee: Ich habe noch einen Tubus Smarti zu veräußern. Der wird auf den vorhandenen Cantisockeln und eben den Ösen unten montiert. Und mit dem gehen definitiv BackRoller vorn. Und alles ganz clean ohne Schellen.

Zum Blech: Halte ich nicht unbedingt für die beste Idee. Irgendwas in mir meint, dass die Krafteinleitungen und potentielle Schwingbruchgefahr da nicht so optimal sind. Was noch eher geht: Die oberen Querstreben von Tara/Smarti von links nach rechts tauschen. Dann wandern die Befestigungsbleche über/unter die Strebe. Das kann etwas Spielraum bringen. Eine schräge Montage der Taschen muss aber auch nicht unbedingt nachteilig sein. Würde ich her machen als das Blech.

Noch zwei andere Aspekte:
(1) Ist die Gabel original? Der Theorie nach hat eine Gabel ohne Nachlauf ganz fürchterliche Konsequenzen auf gutmütigen Geradeauslauf. Gut, ein Tandem fährt man wohl nie freihändig, aber ich stelle mir das nicht so angenehm vor - hab sowas aber auch nie ausprobiert.

(2) Bekommt ihr den Bügel vom Tara/Smarti unten nah genug an die Befestigungsösen der Gabel heran, um da mit höchstens einem (allerhöstens zwei) Distanz-Hülschen arbeiten zu können? So wie der Träger bei uns mal ursprünglich montiert war, waren auf beiden Seiten drei Spacer nötig, und da wurden die Hülschen im Betrieb kalt geschmiedet. Konsequenz: Schraube verbogen. Glücklicherweise bemerkt. Denn von da fehlt dann nicht mehr viel bis "Schraube ab".

Hallo Sammy,



Da kommen wir drauf zurück, wenn es nicht anders geht.



Den Nutzen des Tauschens versteh ich nicht. Die Streben sind doch gleich. Das einzige was sich dann ändert, ist der y-Abstand der Befestigungsöse vom Träger zur Gabel (wenn die horizontale Strebe auf welcher die Tasche sitzt die x-Achse darstellt und das x-y-Koordinatensystem parallel zum Boden ist)




Die Gabel ist original. Der Rahmen ist von einem Cannondale MT800, vmtl. 2001er Baujahr. Jedenfalls gabs die Farbe der Pulverbeschichtung nur in jenem Jahr (matt schwarz).
Prinzipiell hast du mit dem Nachlauf recht. Der Steuerrohrwinkel ist aber irgendwo bei 70,5°, was wenn man aus dem RR-Bereich kommt doch eher flach ist.



Ja, das sollte passen. Mir scheint, dass eine Hülse (8 mm) ausreichend sind. Evtl. reicht sogar die doppelte Dicke der Schutzblechverstrebung plus ein-zwei Unterlegscheiben. Hinten haben wir aber das von dir beschriebene Problem. Aufgrund des Bremssattels (Avid BB7 in Verbindung mit einer 203 mm Scheibe) müssen es links in jedem Fall 3x 8 mm Hülsen sein.

Hattest du auch Edelstahlschrauben verwendet? Evtl. hilft ein zusätzliches Blech zwischen den äußeren beiden Hülsen hin zur unteren Scheibenbremsaufnahme zur Absicherung?

Danke für deine Anmerkungen.

Ja durch den Tausch links-rechts ändert sich bei gleichbleibender Höhe der Querstrebe die Position der oberen Öse bzw. bei gleicher Öse die Neigung der Querstrebe. Aber wenn ihr da sowieso mit Schellen arbeiten wollt, ist das wohl egal.

Das mit den Hülsen hinten würde ich mir tunlichst überlegen. Am luftig-leichten Randonneuer mag es gehen, am schwer bepackten Reisetandem wohl nicht.

Wir hatten das Problem auch, ich hab dann die Fußverländerung von Tubus aus 5mm dickem Aluprofil adaptiert und mir ein Teil so ähnlich wie von dir eingangs vorgeschlagen gebaut und den Gepäckträger 2cm höher fesetzt. Das hält atombombensicher.

Gute Idee. Wenn das Tandem das nächste Mal die Küche bewohnt, schau ich mir das nochmal an.
Eventuell ist die Fußverlängerung auch was für vorne (an den unteren Ösen).

Die Idee der Fußverlängerung beruht darauf, dass am Träger hinten zwei Löcher sind, woran man das Verlängerungsblech sicher verschraubt.
Vorn haben die Tubusbügelträger zwar auch zwei Ösen (die Idee ist also verwendbar) aber das zugehörige Blech wirst du definitiv selbst fertigen müssen.

Bevor Du in das Projekt Geld und Zeit investierst, möchte ich zu bedenken geben:
Diese Tandemgabel wurde nach meiner Kenntnis von Cannondale nie zur Lowridermontage freigegeben - im Unterschied zur gefederten Fatty für Soloräder. Wenn man einmal Schnittmodelle der Cannondale-Alugabeln gesehen hat, mit minimalen Materialstärken, dann sollte man sich individuelle Lowridermontagen dreimal überlegen. Es gab für die nachträgliche Montage einseitiger Lowriderösen an der gefederten Fatty sogar Werkstätten, die dazu eine Freigabe von Cannondale hatten.
Jemand, der sich damit auskennt, ist Lars Roscher, dessen Meinung ich persönlich unbedingt folgen würde.

Wenn das Projekt fortgeführt wird, weil es als unbedenklich betrachtet wird, dann setzte ich folgende Prioritäten:
Ein Tandem erreicht hohe Geschwindigkeiten. Der Schwerpunkt der Lowridertaschen muss im optimalen Punkt liegen, d.h. es darf nicht zu Schwingungen, Aufschaukeln oder Flattern kommen, auch nicht bei hohen Geschwindigkeiten und welliger Straße. Das Lenkverhalten muss leicht, präzise und stabil sein. Kompromisse wären lebensgefährlich. Eine Gabel ohne Nachlauf ist theoretisch keine gute Voraussetzung.

Ob das Fahrverhalten gut oder schlecht ist, lässt sich nur durch praktische Fahrversuche herausfinden. Erste Forderung: Die Höhe des Taschenschwerpunktes sollte ungefähr auf Achshöhe oder etwas darunter sein, falls es die Bodenfreiheit erlaubt. Das spricht u.a. gegen den Tubus Smarti. Selbst mit leichtem Gewicht, verschlechtern hoch angebrachte Gepäckstücke das Fahrverhalten - darum heißt es aus gutem Grund Lowrider.

Zweite Forderung: Die horizontale Lage der Taschen sollte für Testfahrten fein verstellbar sein. 5 mm Taschenverschiebung können Schwingungen verhindern. Testfahrten sollten mit voller Beladung des Rades sowie nur mit Fronttaschen und in allen Geschwindigkeitsbereichen erfolgen, auch bei Seitenwind.
Theoretische Vorhersagen sind sinnlos, weil das Gesamtsystem zu komplex ist. Es spielt für das Lenkverhalten mit Fronttaschen auch eine Rolle, ob der Gepäckschwerpunkt am Heck über, minimal vor oder deutlich hinter der Hinterachse liegt (letzteres wird gern gemacht, wäre aber ungünstig).

Für solche Testfahrten wäre ein Blechadapter ausreichend. Selbst am fertigen Rad kann das funktionieren, wenn kein Aluminiumblech und eine ordentliche Materialstärke verwendet werden. Der Tara hat einen Querbügel, der die Schwingungen in Querrichtung mindert.

Ob die Taschen schräg hängen, ist für das Fahrverhalten ohne Belang, wenn der Taschenschwerpunkt im Optimum liegt. Selbstverständlich dürfen sich die Taschen nicht verschieben und sollen fest am Träger anliegen. Mit Ortlieb Quick-Lock 2 lässt sich eine Taschenneigung geringfügig ausgleichen.

Weil Ihr am Lowrider Backroller-Hinterradtaschen montieren wollt, was wegen Mangel an Gepäckraum am Tandem verständlich ist, verschärfen sich alle Probleme nochmals drastisch, insbesondere die Frage der Dauerhaltbarkeit der Gabel.

Viel Erfolg und gute Fahrt ins Jahr 2018.

Nochmal zurück zum Thema mit einen Zwischenfazit nach 8000 km Reisebelastung in Europa, teils Piste.

Gepäckträger hinten ging mit den Adapterblechen ganz gut. Allerdings ist es nicht das Tubus Fußverlängerungsblech, sondern das Blech aus dem Schnellspannerset (was ich mal beim Fly dabei hatte). Die Fußverlängerung war in dem Fall inkompatibel mit der BB7.
Übersicht hinten
Detailansicht hinten

Für die Mitte ist eine Bastellösung aus Schellen und Normgriffen entstanden. Die hat ganz ok funktioniert. OK, weil die Frontrollertaschenbefestigung etwas leidet. Kann man noch verbessern, in dem man Schellen benutzt die auf einer Seite noch etwas Länge besitzen, d.h. die Taschenbefestigung höher setzt, ohne die Tasche selber höher zu setzen. Andere Verbesserungen wären u.a. Einbau von Stoppern, so dass die vordere Taschenbefestigung nicht dazu neigt über den Normgriff zu wandern.
Mittelträger von der Seite
Mittelträger von oben

Zur Lösung vorne: Erstmal, ich hatte mich ursprünglich vertan. Die Fatty hat Nachlauf (siehe Seitenbild), und das war auch gut so. Die Adapter an den Gabelscheiden halten. Für unten hat es sogar gar keiner bedurft. Ich habe den Tara einfach auf der falschen Seite unten montiert. Der Tara wird aber recht stark nach außen geboben, da die Fatty so kräftig ist.
Wir hatten vorne 2 Backroller, meist nur mit den Klamotten drin. War also nicht sonderlich schwer. In der Ebene (=Geschwindigkeit hoch) gings aber auch noch gut, wenn da mal noch 2 kg Äpfel, Kartoffeln oder dergleichen drin waren. Gewackelt hat nichts, außer wenn zu viel Schweres oben lag. Dann hat das Ganze zum Aufschaukeln geneigt. Das ist aber am Solorandonneur nicht anders.
Das was wirklich kein Spaziergang war, war in Griechenland bei den steileren Rampen und nur 5 km/h Fortbewegungsgeschwindigkeit das Tandem noch auf Spur zu halten. Da haben die Taschen vorne sicher nicht geholfen, aber da bleibt auch die Frage: Wäre es mit einer Gabel die für Lowrider ausgelegt ist, besser gegangen?
Lowrider von der Seite
Lowrider von oben