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#1287208 - 07.06.17 20:44 Slowenien
Zeitenbummlerin
Mitglied
Themenersteller
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Beiträge: 66
Hallo in die Radlerrunde,
ich möchte im Juli von München aus nach Slowenien starten; im Moment beschäftige ich mich mehr mit der Anreise per Rad als mit den Touren im Land (was sich noch ändern wird :)) Habe mit großem Interesse den Reisebericht von Natash studiert.
Wollte von München durch den Chiemgau Richtung Salzburg Bad Gastein Spittal Villach, den Wurzenpass wohl vermeiden (?) Was ich darüber gehört habe, klang nicht so verlockend. und stattdessen wie vom ADFC empfohlen über Arnoldstein -Tarvisia fahren. Der ADFC empfiehlt ebenfalls alternativ von Villach an der Drau entlang zu fahren. (??) Was ich nicht so sehr mag, sind Radfernwege mit Umwegverkehrsführung (wie auch im Bericht von Natash beschrieben). Ich habe ein ganz normales Touren (leicht) Rad (21 Gänge), mit dem ich gut Steigungen hinaufkomme (wohne im Mittelgebirge, bin da oft unterwegs) und kann gut Schotter/Waldweg fahren, hier bei uns fahre ich mitunter auch moderate Mountainbikestrecken bergauf.
Für die Tour will ich mir 3 Wochen Zeit nehmen. Zelt habe ich keins, wie es aussieht, fände ich auch vom Gepäck her etwas zu heftig, bin also auf andere Übernachtungsmöglichkeiten angewiesen. Wer Ratschläge/Tipps, auch über die Anreise hinaus, nämlich für Slowenien, hat - darüber würde ich mich freuen!
Liebe Grüße
Claudia
Kommt's so net, kommt's anners. (Unbekannter hessischer, vermutlich radreisender Philosoph, wahrscheinlicher: Philosophin)

Geändert von Zeitenbummlerin (07.06.17 20:47)
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#1287223 - 08.06.17 05:48 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
irg
Mitglied
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Beiträge: 6.560
Hallo Claudia!

Du findest viele Informationen, wenn du mit der Suchfunktion ein bisschen grabst.

Allgemein: Bei deinem Startpunkt bieten sich als Highlights z.B. der Vrsic-Pass an, niedriger und auch schön, ist der Predil-Pass daneben. Naheliegend für die Weiterfahrt wäre das Soca-Tal, das bis Tolmin gut zu befahren ist, außer einem Stück im Mittelteil, wo du die Hauptstraße benützen musst.
Wenn du einen Abstecher nach Italien machen willst, könntest du schön flach von Kobarid (dort ein Museum zum ersten Weltkrieg) nach Cividale radeln und weiter im Süden wieder nach Slowenien einbiegen. Wenn du in Slowenien bleiben willst, wäre die Fahrt nach Cepovan schön. Dort kannst du dich wieder entscheiden: Östlich über die Berge und teilweise auch durch größere Wälder nach Postojna, oder nach Süden und den Karst?

Schon weiter weg ist das obere Kolpa-Tal. Wenn die Auskunft eines Grenzbeamten noch stimmt, könntest du es bei Cabar zu beradeln anfangen, über Petrina kämest du in diesem netten Tal bis nach Ogulin. Dort müsstest du über ein paar Bergerln, danch könntest du weiter der Kolpa entlangradeln. Den Abschnitt um Cabar würde ich aber vor dem Hinradeln abklären, sonst müsstest du, wenn du doch nicht weiter kommen solltest, von Cabar wieder den Berg hinauf treten.

Wenn du auch ausgesprochen einsame Ecken magst, könntest du, aus dem Karst kommend, über Skocjan (mit der bekannten Höhle) und Koritnice nach Masun radeln. Durch den Wald geht es dann weiter nach Stari Trg, von wo du Cabar leicht erreichen kannst.
Ich mag diese großen Wälder, sie sind nur nicht ganz ohne. Die Orientierung muss selbst erledigt werden, nicht immer gibt es Wegweiser. Eine genauere Wanderkarte oder ähnlich gute andere Karte sind dafür wichtig. Und das eine oder andere große Viecherl hupft da auch herum.

Das sind jetzt einmal ein paar Vorschläge fürs Erste. Vielleicht ist ja etwas für dich dabei!

lg!
georg
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#1287227 - 08.06.17 07:17 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Grimbol
Mitglied
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Beiträge: 219
Hier ein paar aktuelle und ältere Inspirationen:

@Kolpatal: die Fahrt über den Reberpass nach Osilnica und dann runter Richtung Brod na Kupi ist sehr schön

@Novo Mesto: nette Kleinstadt

@überall wo Berge sind: alles ist ein klein wenig wilder und ursprünglicher als in Österreich --> sehr schön

@Ljubljana: schöne Stadt, kann man z.B. verkehrsarm von Süden über Ig anfahren und einfahren bis ins Zentrum

@Unterkünfte: habe nur gute Erfahrung gemacht - entweder spontan auftauchen (Hotel, Sobe, Hostel, B&B) oder reservieren über Booking und ähnliches. Z.B. bei Skocjanska Jama (sehenswert) gab es eine Liste mit FeWo / Zimmern an der Touriinfo - anrufen und / oder einfach vorbeiradeln...
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#1287231 - 08.06.17 07:51 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Rifton
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 35
Hallo,

ich bin die Strecke ins Socatal schon zweimal von München aus gefahren. Ich hänge dir meine Gpsies route als link drann.
Von München bis Salzburg gehts bequem auf kleinen Landstrassen mit mäßigen Verkehr, nur um Traunreuth muss man etwas aufpassen.
Den Wurzenpass würde ich von der Nordseite nicht anfahren der ist extrem steil. Fahre unbedingt den Alpe Adria ins Kanaltal das ist ein absolutes Highlight. Hier hast du mehrere Möglichkeiten über diverse Pässe nach Slovenien einzufahren.
Bei Tarvis den Predilpass oder über den etwas anspruchsvolleren Vrsic-Pass.
Bei Chiusaforte über den Sella Sattel und Predilpass.
Bei Resiutta südwerts bis in slovenische Zaga.
Letzterer ist ziemlich einsam. Alle Strassen sind asphaltiert und in einem guten Zustand.
Generel würde ich die Pässe bzw. das Socatal unter der Woche angehen wegen den Motorradfahrern.
Im Socatal findest du genug Übernachtungmöglichkeiten das sollte kein Problem sein.
Slovenien ist wunderschön aber auch bergig ergo Kondition mitbringen schmunzel

http://www.gpsies.com/map.do?fileId=ctvvihwyimbnfpgi

Minimal ist genial

Geändert von Rifton (08.06.17 08:00)
Änderungsgrund: plödheit
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#1287279 - 08.06.17 11:46 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.178
Hallo Claudia,
welchen Einstieg du wählst, hängt von deiner Runde in Slowenien ab. Es gibt keinen Übergang, den man ausschließen muss. Wurzenpass ist zwar eine Steilramope, dafür nicht sehr lang. Im Zweifel geht da auch noch schieben. Für den Nordwesten wurden einige Vorschläge bereits gemacht. Egal ob einfach über Tarvis oder schwere über Wurzenpass: Halte eine Auge auf den Abstecher zu den Laghi di Fusine. Die Seen sind "ital.", die Bergkulisse ist "slow.", beides zusammen Traumkulisse. Es gibt aber auch im Mitte/Ost-Übergänge, die lohnen, vor allem auch, was noch sonst gefahren wird:

Loibl-Pass: recht anspruchsvoll, enthällt zwei Pässe, bewusste Wahl der Tageszeit und Tag hilft gegen zuviel Verkehr (ist aber weniger als man erwarten würde). Vorteile: Abstecher Tscheppaschlucht (Kärnten), offene KZ-Gedenkstätte unterhalb des Passes (SLO), Abstecher Dovzonana soteska (Schlucht, Badegumpen) bei Trzic.

Bad Vellach - Seebergsattel: Eindrucksvolle Bergpanorama-Einfahrt auf der slowenischen Seite, in Kärnten hingegen wenig Aussicht, schattiger Wald, eisenreiches Wasser.

Bad Vellach - Paulitschsattel: Vergleichsweise weniger Panorama, wohl auch steiler, aber am Fuße der slow. Passanfahrt Abzweig ins Postkartental Logarska Dolina - dort durchfahren mit finalem Wasserfall (nur kleiner Fußweg am Ende). Es gibt dann vielfältige Weiterfahrtmöglichkeiten, wenn man die Savinja ein Stück abwärts gefahren ist. Noch zuvor auch eine Pistenstraße nach Crna na Korskem möglich.

Bleiberg - Mezica: Ein kurzer Übergang, meiner Erinnerung nach zumindest kurz auf der slow. Seite steil, aber wirklich kurz. Österr. Seite weiß nicht mehr genau, vielleicht steht es in meinem Reisebericht zu den Ostalpen (2010) drin. Mezica und Crna na Korskem sind Bergbauorte im engen Tal gelegen. Unter Führung gibt es sogar MTBiking unter Tage.

Der einfachste, wohl der vom ADFC empfohlene, wäre dann von der Drau der Übergang bei Dravograd. Landschaftlich bietet dieser Wechsel jedoch einen der schwächsten Übergänge - zumindest grenznah. Weiter nach Slowenien rein lohnen sich Nebenstraßen dann, die werden dann hügelig, ebenso die weitere Drau-Route.

Radlje: Grundsätzlich von der Drau aus ein Übergang, kann aber aufgewertet werden über eine auch anspruchsvolle Bergroute der Soboth/Südsteierische Panoramastraße - dazu muss man bei Dravograd in die Höhe nördlich der Drau aufsteigen. Südlich Radlje besteht eine gute, länger gezohgene Einstiegsmöglichkeit ins einsame Porhorje-Gebirge, das sich hinüber bis Höhe Maribor zieht.

Bad Radkersburg: Ist der östlichste Übergang, den ich gefahren bin. Er macht Sinn mit Anschluss aus der Südsteiermark, der dortigen Region mit Kürbis, Burgen, Vulkanen und Thermen, derer sich bedingt auch in Slowenien fortsetzen wie etwa in Banovci (mit Camping, auch FKK). Das ist ziemlich flaches Ackerland, bietet aber südlich den Anschluss an das reizvolle Weinghügelland um Jeruzalem oder westlicher an die sehr schöne Stadt Ptuj.

Weitere Hinweise findest du in meinen Reiseberichte, schon genannt Ostalpen-Tour 2010 (dort viel da hier beschrieben), in der Karantanien-Reise (betrifft die Übergänge zum Friaul im Westen, aber auch die Julischen Alpen insgesamt sowie westliche Weingebiete und Karstplateau), Via Dinarica (betrifft im letzten Kapitel die Karst-Weinstraße sowie Skocjan-Höhle sowie Übergang von Kroatien), kürzere Ausführungen auch gegen Ende meines Großer Alpen-Südbogens (Sammelfaden für Berichte) und der Alpen-Adria-Tour 2003.

Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (08.06.17 11:46)
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#1287341 - 08.06.17 20:48 Re: Slowenien [Re: irg]
Zeitenbummlerin
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 66
Hallo Georg,
vielen Dank!!! Das ist sehr hilfreich. Mit Slowenien werde ich mich ab jetzt näher beschäftigen, nachdem mir die Anreise relativ klar ist, dank eurer Anregungen. Und ja, noch ein bisschen in Reiseberichten herumgraben, hilft ... :)Vrsic-Pass und Predil werden vom ADFC als "schwierig" beschrieben. Deshalb hatte ich erst einmal Respekt ... Da ich gern vorher alles anschaue (bin bekennende Landkartenfetischistin :)) und dann spontan IMMER umplane, kann es gut sein, dass ich mir einen davon gebe.
Wie weit ich mich in den Wald traue ... Du meinst Bären mit den Viecherln?

Ich hab sicher noch die eine oder andere Frage, wenn ich mich jetzt in die Slowenienkarte vertiefe. Im Moment habe ich nur eine grobe Karte für den Überblick, möchte dann verfeinern. Hat jemand Tipps für Radkarten? (Keine Radwege, habe so eine Bikeline-Karte in Estland mal kurz benutzt, bin den Weg aber rückwärts gefahren, mit Ausreißern nach rechts und links, schon kannst du so eine Karte nicht mehr gebrauchen).
Danke und liebe Grüße
Claudia
Kommt's so net, kommt's anners. (Unbekannter hessischer, vermutlich radreisender Philosoph, wahrscheinlicher: Philosophin)
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#1287342 - 08.06.17 20:52 Re: Slowenien [Re: Grimbol]
Zeitenbummlerin
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 66
Hallo Grimbol,
danke für die Tipps! Das schau ich mir alles genauer, auf der Karte und googelnd, an. schmunzel Das mit den Unterkünften klingt gut und beruhigend! Ja, nach Ljubiljana will ich unbedingt. Davon haben mir Freunde schon vorgeschwärmt.
Danke und liebe Grüße
Claudia
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#1287344 - 08.06.17 21:01 Re: Slowenien [Re: Rifton]
Zeitenbummlerin
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 66
Hallo Rifton,
super, vielen Dank für die Gpsies-Route. Den Hinweg wollte ich fast genauso fahren, klasse, dass ich das bei dir so sehen kann. Vor den Pässen habe ich, wie gesagt, Respekt. Um genügend Kondition mitzubringen, trainiere ich im Moment viel. Da ich kein Auto habe, bin ich immer mit dem Rad unterwegs, auch im Winter, so ist zumindest eine ganz gute Grundlage da. Hier sind die Berganfahrten nur viel kürzer, höchstens 7 km, dann bin ich auf dem höchsten (880). Extremere Steigungen zum Üben haben wir auch (16%) aber das eben auf Dauer ... ist eine Herausforderung. Eigentlich wollte ich den Schlenker über den Alpe Adria nicht machen, da dieser ja auch weitere Pässe nach sich zieht, aber ich denke darüber nach (bzw ich werde einfach sehen, wie gut meine Kondition ist, wenn ich dort bin. Lust dazu habe ich. :))
Danke auch für die Tipps wegen der Motorradfahrer.
Liebe Grüße
Claudia
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#1287346 - 08.06.17 21:08 Re: Slowenien [Re: veloträumer]
Zeitenbummlerin
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Themenersteller
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Beiträge: 66
Hallo Matthias,
danke!!! Ich werde mir deine Reiseberichte gleich ansehen. Das ist eine tolle Zusammenfassung und beantwortet auch gleich meine Frage nach dem "von Villach aus die Drau abwärts". Werde ich dann lieber lassen. Laghi de Fusine klingt sehr interessant.
Jetzt werde ich mich mal mit möglichen Runden in Slow befassen, mir alles ansehen ... und mich garantiert mit weiteren Fragen melden.
Danke und liebe Grüße!
Claudia
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#1287367 - 09.06.17 05:56 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
irg
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Beiträge: 6.560
Hallo Claudia!

Radkarten kenne ich für Slowenien keine. Die beste Karte für unseren Hausgebrauch, die ich kenne, ist die Freytag & Berndt 1 : 150 000 Straßenkarte. Wenn du Genaueres finden willst, oder bei den Bären (ja, die habe ich v.a. gemeint) durch radeln willst, kannst du auch Wanderkarten kaufen, die kosten dort nicht viel und sind gut.

Zu den schwierigen und weniger schwierigen Pässen:
Das ist alles relativ. Der Anstieg von Krajn den Vrsic hinauf hat nur 650 Höhenmeter, wenn ich mich richtig erinnere, das ist nicht die Welt. Unterwegs, unterhalb der Russenkapelle (auch sie ist sehenswert), gibt es auch eine gefasste Quelle. Wenn du keinen besonderen Ehrgeiz und keinen besonderen Zeitdruck wie ein drohendes Gewitter im Nacken hast, ist das gut zu fahren oder zu schieben. Schieben ist ja kaum langsamer als langsames bergauf Treten.

Was dich vielleicht als Schriftstellerin interessieren könnte: Im Kocevske Rog gibt es heute noch Partisanenkrankenhäuser aus dem 2. Weltkrieg, die man besuchen kann, auch eine große Basis der Partisanen (Baza 20). Das geht auch mit dem Reiseradl.

lg!
georg
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#1287414 - 09.06.17 12:05 Re: Slowenien [Re: irg]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 17.178
In Antwort auf: irg
Radkarten kenne ich für Slowenien keine.

Ich weiß, in meinen langen Berichten wird manches überlesen. Hervoragende Karten fürs Radfahren finden sich bereits seit Jahren bei Kartografija und sollten über den dt. Buchhandel zu beziehen sein. Meiner Erinnerung nach ist Slowenien mit 18 Radkarten vollständig erfasst, wahrscheinlich entstehen aber auch neue Karten zu Teilregionen. Die Karten sind hervorragend auch wegen der touristischen Infos wie für Essen und Schlafen usw., einzig die physische Haltbarkeit würde ich bemängeln - da hilft nur Nachhilfe bei Michelin nehmen. Ein Stuttgarter Buchladen hatte sogar mal ein Komplettset zu allen "offiziellen" Radregionen in Slowenien mit Informationen, ein wenig wie Bikeline, nur hübscher gemacht. Müsste man ggf. weiter nachforschen. Wie ich bereits berichtete, fand ich immer wieder einige kostenlose Kopien/Varianten dieser Karten beim Tourismusverband Sloweniens auf der Stuttgarter Touristikmesse.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1287461 - 09.06.17 18:45 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
natash
Moderator Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 7.676
Hallo Claudia,

ich fand für Slowenien keine Radkarten notwendig, die erwähnte Freytag Bernd reicht vollkommen aus, es sei denn Du möchtest ernsthafter kleine Forstwege fahren, was sich aber nicht so anhört.
Slowenische Radrouten verlaufen oft ohnehin auf der Straße und da, wo sie das nicht tun, möchtest du sie mit Gepäck und dünnen Reifen auch eher nicht fahren.
Die Touristenvariante erwähnte Karten gabs auch auf größeren Campingplätzen und sicherlich auch in Hotels und Tourismusbüros (z.B. in Lubljana).
Rund um Lubljana fand ich den Verkehr relativ intensiv, weshalb wir dann auf kleinere Straßen (zufällig identisch mit einer Radroute und teils grober Schotterbelag) ausgewichen sind. Allerdings gehöre ich auch zu den Menschen die im (Rad-)Urlaub normalerweise einen großen Bogen um Städte machen, wenn es nicht gerade aus logistischen Gründen erforderlich ist, welche zu besuchen.
Unterkünfte sollten kein Problem sein, es ist, abgesehen von Teilen der Grenzregion zu Kroatien alles sehr touristisch und einfach zu bereisen, solange man kein Preisgefüge wie z.B. in Serbien erwartet.
Das Land ist ja auch klein genug, dass man in 3 Wochen schon relativ viel davon abfahren kann.
In Östereich fand ich die Nutzung von Radrouten in Flußtälern oft deshalb sinnvoll, weil sie teils die einzige Alternative zu einer viel befahrenen Bundesstraße sind. Mich nervt das Umwegige vor allem deshalb, weil ich Flußtäler gerne als schnelle Transitstrecken nutze um ins nächste schöne Bergland zu kommen, da kommt man dann mit tausend extra-Kurven einfach nicht so recht vom Fleck. Weil aber keiner gezwungen ist, sich an irgendwelche Wegführungen zu halten, auch wenn diese in Östereich zugegebenermaßen sehr oft unglaublich gut ausgeschildert sind, kann man die ja kreativ abändern.
Der Bahntrasse Tarvisio - Kranjska Gora (zu Vermeidung des Wurzenpasses) ist ein Radautobahn, da ist die Strecke sehr schnell abgevespert und angenehm noch dazu.
Den Vrsic-Pass würde ich auf jeden Fall fahren, der ist sehr schön und Übernachtungsgelegenheiten hats da auch reichlich.
Laß dich auch von längeren Anstiegen nicht schrecken. Nimm sie in Ruhe mit Genuß und Du kannst wahrscheinlich gar nicht genug davon bekommen schmunzel

Viel Spaß

Gruß

Nat
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#1287668 - 11.06.17 18:08 Re: Slowenien [Re: veloträumer]
irg
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 6.560
Hallo!

In Antwort auf: veloträumer
In Antwort auf: irg
Radkarten kenne ich für Slowenien keine.

Ich weiß, in meinen langen Berichten wird manches überlesen. Hervoragende Karten fürs Radfahren finden sich bereits seit Jahren bei Kartografija und sollten über den dt. Buchhandel zu beziehen sein.


Etwas spät, aber doch eine Antwort von mir; ich war gerade weg:
Wir meinen die selben Karten. Ich verstehe sie als Wanderkarten, in denen auch Radrouten eingetragen sind, du siehst sie als Radkarten mit Mehrwert. Der Unterschied wird akademisch sein.

In einem Punkt rate ich zu einer gewissen Vorsicht im Umgang: Zu mindestens bei den älteren Ausgaben anderer Verlage (die ganz ähnliche Kartenbilder und Qualitäten aufweisen) ist Radroute nicht automatisch gleich Radroute. Der hübsche Strich kann eine reiseradtaugliche Route bezeichnen, oder eine kinder- und großelterntaugliche, wie auch eine Hard-Core-MTB-Route. Einmal bin ich mit meinem Reiseradl fürs Grobe nahe Ljubljana sogar auf einer Route gelandet, die wohl die meisten Mountainbiker leicht überfordern würde: Da war in der Radroute als Übergang über die Ljublanica ein Gasrohrsteg bezeichnet. Der Aufstieg zum Steg verlief über einen etwa 2m hohen, glatten Betonpfeiler, der Steg bestand aus einem Gittergerüst, vergleichbar mit einem Kranarm. Wer durch diesen Steg mit dreieckigem Querschnitt sein MTB tragen kann, ohne mit dem vermaledeiten Ding in die Ljubljanica zu fliegen, hat meine Hochachtung. Ich bin umgedreht.

Aber veloträumers Feststellung sehe ich genau so: Die eingezeichneten Routen können gute Hinweise auf brauchbare Reiseradrouten ergeben!

lg!
georg
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#1287709 - 11.06.17 21:04 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Zeitenbummlerin
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Hallo an alle,

vielen lieben Dank! Die Freytag und Bernd Karte habe ich. Für den ersten Überblick ist sie super. Ich überlege aber schon, die "Wanderkarten" noch zu kaufen, wenn ich mich für ein Gebiet/ mehrere Gebiete entschieden habe. (Neige auf Tour allerdings zu spontanen Planänderungen und habe dann IMMER genau die entsprechende Karte nicht, naja. :))

Vielen Dank auch noch mal für die detaillierteren Antworten zu den Pässen. Ja, vielleicht sollte man sich oder ich mich von einem "schwierig" nicht gleich schrecken lassen, danke Natash für die Tipps. In Ruhe und genussvoll ist eine gute Idee.

Ich lese mich jetzt noch mal in Ruhe durch eure Alpentouren und komme sicher noch mit einigen Fragen um die Ecke.
Das mit den Hardcore MTB Routen ist auch ein guter Hinweis. Hatte ich auch mal anderswo, lange her, vor Jahren in der französischen Schweiz. Fand mich dann an irgendwelchen Steilhängen auf einem Miniweglein, auf den das Rad kaum passte.

Danke auch für den Hinweis auf die Partisanenkrankenhäuser. Zu dem Thema habe ich tatsächlich einiges gelesen, und denke auch ein bisschen darüber nach, einen literarischen Trip (also auf den Spuren einer bestimmten Geschichte) zu machen, dafür müsste ich etwas weiter östlich, und da kommen mir die Tipps für die verschiedenen Übergänge von Matthias sehr zugute.
Radreisen und Schreiben sind bei mir sowieso eng miteinander verknüpft. schmunzel
Liebe Grüße an alle
Claudia
Kommt's so net, kommt's anners. (Unbekannter hessischer, vermutlich radreisender Philosoph, wahrscheinlicher: Philosophin)
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#1287718 - 11.06.17 21:41 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
KartenFreak
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Hallo Claudia,

zum Planen kannst du ja mal hier schauen:
http://www.geopedia.si/
Gruß
Helmut
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#1287735 - 12.06.17 05:48 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
irg
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Beiträge: 6.560
Hallo Claudia!

Zu "weiter östlich": Der Seeberg-Pass ist auch schön, da kommst du weiter östlich herunter. Landschaftlich bei weitem nicht so schön, aber höhenmetersparend kämest du ganz im Osten von Kärnten mit dem Übergang entweder von Bleiburg nach Ravne oder von Neuhaus nach Dravograd nach Slowenien. (Andere Möglichkeiten gäbe es natürlich auch, aber die sind anstrengender.) Dann könntest du ungefähr ab Sentjanz bis Mislinja auf einem Bahnradweg fahren. Am Weiterweg habe ich letztes Mal gewisse Versuche gesehen, den Radweg weiter zu bauen, wie weit diese gediehen sind, weiß ich aber nicht. Über Velenje, einen gar nicht schönen Ort, könntest du nach Westen fahren, wenn du willst, und über Mozirje und Podlom Kamnik erreichen. Aber dort einmal im Land, gibt es viele interessante Routen.

Kennst du Karl Markus Gauß? Der hat ein Buch geschrieben, in dem die Gottscheer drin vorkommen, mit einer Menge an Informationen, die ich nirgendwo anders gefunden habe.

Und dann noch ein Einfall: Wenn du in die Gegend kommst, Stari Log hat einen Friedhof, der sehenswert ist. Stari Log liegt zwischen Zuzemberk und Kocevje. Praktischer weise könntest du auch von dort in den Kocevski Rog fahren. Leichter, was Anstrengung und Orientierung angeht, wäre allerdings die Zufahrt vom Osten her. Aber wirklich in den Wald ein zu tauchen, das lässt sich hier ganz anders erleben!

lg!
georg
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#1287825 - 12.06.17 11:57 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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In Antwort auf: Zeitenbummlerin
Danke auch für den Hinweis auf die Partisanenkrankenhäuser. Zu dem Thema habe ich tatsächlich einiges gelesen, und denke auch ein bisschen darüber nach, einen literarischen Trip (also auf den Spuren einer bestimmten Geschichte) zu machen, dafür müsste ich etwas weiter östlich, und da kommen mir die Tipps für die verschiedenen Übergänge von Matthias sehr zugute.

Kommt drauf an, was du im Auge hast. Im Kriegsmuseum Kobarid (also Westen) findest du natürlich auch viele Infos zu Ernest Hemingway, der eben ja über darüber geschrieben/berichtet hat. Zu den Partisanenschicksalen fällt mir auch die Region in Nordkroatien ein, zur Grenz nach Slowenien, wo die Bevölkerung zwischen Faschisten und Tito-Partisanen zerrieben wurde (vgl. meine Via Dinarica gegen Ende). Weiß allerdings nichts Konkretes zu Krankenhäusern derart.

Pässe/Soca: Falls dir der Vrsic-Pass zu schwierig erscheinen möge, musst du nicht auf das Erlebnis obere Soca verzichten. Über den recht leicht zu fahrenden Predil-Pass gelangst du nach Bovec, von dort bis Trenta fährt man ziemlich leicht aufwärts, kann viele Merkmale der Soca ins Auge fassen, finden sich Museen und schöne Agriturismo, kann über zahlreiche Seitentäler attrakive Wandertouren einstreuen. Fährt man dann ab Trenta eben wieder zurück (dort geht es eben steiler auf zum Vrsic-Pass).

Nochmal Karten: Über nur Straßenkarten wird man an vielen Sachen vorbeiradeln, etwa besondere Wasserfälle usw., für die man schon mal eine kleinere Fußexkursion eintreuen muss. Kann man natürlich auch vorher alles recherchieren und in der Straßenkarte eintragen, aber die Detailkarte ist dann schon von Vorteil, auch an heiklen Wegverzweigungen. Mit nur Straßenkarten verfällt man allzu leicht in einen reinen "Transitmodus" (so wars bei mir 2003 auch - muss man dann aber wiederkommen).

Schotter: Ist nicht unbedingt eine Sache spezieller MTB-Routen, sondern auf noch etlichen Straßen durchaus üblich (also auch die auf der Straßenkarte). In der Regel wetterfest gemacht, schwierig nur dann, wenn steil, weil der Schotter schon mal dicker aufliegt und man dann ins Rutschen kommt. Wenn man die Topografie kennt, ist es aber kein Problem (z.B. sollte man daher von Lokve nach Cepovan nur abwärts fahren, Anfahrt hingegen auf Asphalt aus Westen möglich), die meisten Pisten sind gut fahrbar (muss man nur etwas mehr Zeit einplanen). Für MTB-Trails sind die genannten Radkarten übrigens gar nicht geeignet.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1288123 - 13.06.17 21:49 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Zeitenbummlerin
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Themenersteller
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Beiträge: 66
Danke!!!
Für den Link, Landkartenfreak (super Name ;)) und für die Hinweise, Veloträumer. Ja, dass man mit Straßenkarten an einigem vorbeifährt, das ist absolut richtig. Anderer Modus. Bin noch dabei, alle Reiseberichte zu lesen schmunzel (Im Moment bin ich voll eindedeckt mit Arbeit, Los des Freiberuflers, immer kommt dann alles auf einmal)
Und, wow, ganz vielen Dank für den Hinweis auf Karl Marcus Gauß: Zwanzig Lewa oder tot ist schon auf meinem Reader. Interessant, was ihn und seine Herkunft betrifft, ich hatte mich gerade für ein Stipendium in Rumänien beworben (klappte leider nicht), diese Geschichte interessiert mich schon lange.
In Slowenien bin ich so ein bisschen auf den Spuren von Maja Haderlap (oder denke zumindest darüber nach). Jetzt habe ich ja schon so einige Eckpunkte, die ich nur noch verbinden muss.
Danke und liebe Grüße
Claudia
Kommt's so net, kommt's anners. (Unbekannter hessischer, vermutlich radreisender Philosoph, wahrscheinlicher: Philosophin)
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Off-topic #1288141 - 14.06.17 05:55 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
irg
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 6.560
Hallo Claudia!

Die Maja Haderlap ist meiner Erinnerung nach Österreicherin, oder? Sie eröffnet eine weitere Dimension für deine Reiseberichte/Geschichten: Die Verbindungen zwischen Österreich und Slowenien, wenn wir es einmal bei Slowenien belassen.

In Kärnten, dem Bundesland mit der größten slowenischsprechenden Minderheit, gibt es heute noch genug Leute, die ein Problem mit ihrer Minderheit haben.
Seltsamerweise verteilen sich die Nachnamen der Kärntner, gleich welcher Volksgruppe sie angehören, gleichmäßig auf slowenische wie deutsche Namen. So hieß der Vertreter der Slowenen einmal "Tisler" mit Haschek am "s", also ausgesprochen "Tischler". In Klagenfurt lebten zur Zeit der Grenzziehung zwischen Österreich und dem damaligen Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen weit mehr Slowenen als in Maribor.

Fairerweise muss ich dazu sagen, dass auch jenseits der Grenze nicht alles perfekt ist. In Slowenien gibt es bis heute "keine deutsche Volksgruppe". Ich habe auf Radtouren immer wieder Personen dieser "nicht existierenden" Gruppe getroffen. Es ist spannend, wenn auch unsäglich traurig, wie lange solche kollektiven Traumata verschleppt und konserviert werden können.

Dabei wäre manches ganz einfach: Wir haben eine lange gemeinsame Geschichte, in der viel passiert ist, das gut war, aber auch vieles, das nie hätte passieren dürfen. That´s it! Meine Familie hat auch theoretisch einen Bauernhof irgendwo in Slowenien. Ich trauere ihm nicht nach. Ich wollte eh nie Bauer werden.

Wenn du Krankenhäuser im Kocevski Rog besuchst, schaue das Kankenhaus Jelendol und bei der Baza 20 vorbei. Dann hast du wunderbares Anschauungsmaterial, wie wir Menschen sind, auch die Kommunisten. Du brauchst nur zu schauen, wie die verwundeten Indianer untergebracht waren, und wie deren Häuptlinge. Manche Tiere waren halt viel gleicher.....

lg!
georg

Geändert von irg (14.06.17 05:57)
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Off-topic #1288196 - 14.06.17 10:32 Re: Slowenien [Re: irg]
Hansflo
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Hallo Georg,

stimmt, Maja Haderlap ist Kärntner Slowenin und damit als Österreicherin eine wichtige Vertreterin der slowenischen Volksgruppe und Sprache in unserem Land.

Ich weiß nicht, ob du ihr beeindruckendes Werk "Engel des Vergessens" gelesen hast. Es schildert sehr eindrücklich und dramatisch die Geschichte ihrer Volksgruppe in den verbrecherischen Jahren des vergangenen Jahrhunderts und in den Jahrzehnten danach. Vielleicht wird da auch ein wenig die immer noch große Distanz zwischen den beiden Sprachgruppen in Kärnten erklärbar.

Dass es auf der anderen Seite der Grenze nicht besser ist und war, sehe ich auch so. Das beschreibt übrigens der vor wenigen Tagen hier in anderem Zusammenhang genannte Salzburger Schriftsteller Karl-Markus Gauß in seinen Büchern gleichermaßen anschaulich. Die Spuren der deutschen Volksgruppe wurden in den meisten Ländern Europas praktisch völlig ausgerottet; beispielhaft sei für Slowenien die Gottschee genannt.

Hans
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Off-topic #1288208 - 14.06.17 11:20 Re: Slowenien [Re: Hansflo]
Friedrich
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In Antwort auf: Hansflo

Die Spuren der deutschen Volksgruppe wurden in den meisten Ländern Europas praktisch völlig ausgerottet; ...

Als ein davon Betroffener hätte ich mich auf diesem Forum nie getraut das so wie Du mit aller Deutlichkeit und Offenheit zu sagen - zu viele schäbige Erinnerungen haben mir die Jahre hüben wie drüben beschert traurig .
Fritz
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Off-topic #1288221 - 14.06.17 12:51 Re: Slowenien [Re: Friedrich]
derSammy
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Das ist allerdings keine einseitige Geschichte. Man muss sich einfach bewusst machen, dass die Nationalstaatsgrenzen, wie wir sie heute kennen und als durch die "natürliche Bevölkerungsverteilung" wahrnehmen, keineswegs gottgegebenen sind, sondern sich erst im 19. und hauptsächlich dann 20. Jhd. so entwickelt haben. Über Jahrhunderte war es üblich, dass in bestimmten Regionen verschiedenste Ethnien und Nationalitäten mehr oder weniger friedlich zusammen gewohnt haben. Die Herrschaftsverhältnisse änderten sich, die Bevölkerung blieb bunt und multi-ethnisch. Vielsprachigkeit war dabei durchaus eher die Regel als die Ausnahme. Ich liste mal ein paar Beispiele auf, wohl wissend, dass das nicht annähernd abschließend sein kann:
- Vogesen und Saarland zwischen Deutschland und Frankreich
- Ostpreussen (Masuren) zwischen Deutschland und Polen und Litauern
- Schlesien zwischen Tschechen, Deutschen und Polen
- Triest zwischen Italien, Slowenien, Östereich, Kroatien
- die dänische Minderheit in Schleswig und die Sorben innerhalb Deutschlands
- die Westverschiebung Polens
Die (versuchte oder teils auch "erfolgreiche") Ausrottung bestimmter geschichtlicher Spuren ging dabei oft einher, mit einer nationalistischen Identitätsfindung. Ob das notwendig war, mag man ambivalent diskutieren. Aber es lohnt nicht, dem hinterherzutrauern oder das anprangernd beständig zu erwähnen. Kaum eine Nation hat diesbezüglich eine "reine Weste". Und defakto ist es so, dass diese historischen Wurzeln an den verschiedensten Orten auch immer mehr zu einem Tourismusfaktor werden und die betroffenen Regionen durchaus dabei sind, ihre geschichtlichen Spuren neu zu entdecken und zu rekonstruieren.
Komm wir grillen Opa. Es gibt Koch und Suppenfleisch!
Satzzeichen können Leben retten.

Geändert von derSammy (14.06.17 12:53)
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#1289154 - 20.06.17 21:35 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Zeitenbummlerin
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Hallo in die Runde,
ich finde die Off-Topic Diskussion hochinteressant. Danke. (War jetzt eine Woche im Schwarzwald, Schreibklausur mit Kolleginnen, kein Internet :))
Maja Haderlap gehört, wie ihr schon sagt, zur slowenischen Minderheit in Kärnten, das Buch "Engel des Vergessens", in dem sie die Auswirkung der Traumata auf die weiteren Generationen beschreibt, ist (meiner Meinung nach) meisterhaft, sehr geschickt aufgebaut, fesselnd, sprachlich stark, berührend. Sie richtet nicht, sie ist entwurzelt, als "Österreicherin" weit entfernt von dem Archaischen, von dem sie berichtet, als Slowenin wieder entfernt von der Selbstverständlichkeit der Österreicher, schwankend in ihrer Identität. In diesen Auseinandersetzungen kann es nur Verlierer geben, und von welcher Seite aus auch immer berichtet wird, die Auswirkungen bleiben gleich ... Dass die Zeit der Normalität von Minderheiten in gemischten Regionen überall vorbei zu sein scheint, ist sehr schade, im Moment erstarkt ja allenthalben das Nationalgefühl.
Ich habe das Buch von Maja Haderlap vor einiger Zeit gelesen, vermutlich hatte meine Idee, nach Slowenien zu wollen, unbewusst damit zu tun. Ursprünglich wollte ich nach Rumänien (hatte mich, wie gesagt, auch für ein Stipendium in Transsilvanien beworben) aber kam dann doch davon ab - aus verschiedenen Gründen. Irgendwie dachte ich, dass es für mich als Schriftstellerin wünschenswert und machbar gewesen wäre, als Radlerin jedoch "eine Nummer zu groß". Allein in den Karpaten, in Dörfern, die vielleicht mit alleinreisenden/radelnden Frauen nicht unbedingt viel Erfahrung haben ... (abgesehen von der ständigen Hundewarnung. Ich als leicht zu ängstigender Mensch käme damit nicht unbedingt gut zurecht.) Vor kurzem war ich beruflich/lesend in Georgien - was großartig war, habe mich in Land und Leute verliebt und habe mich natürlich nach den Möglichkeiten, mit dem Rad zu reisen, erkundigt und hatte vorher auch schon viele Reiseberichte gelesen. Im Land direkt wurde viel gewarnt, vor Banden im Kaukasus und vor den Hunden. Und mein normaler Alltag dort hatte mir gezeigt, dass es (außer den Hunden, die in den Städten zahlreich, aber relativ harmlos waren) einiges gab, das ich als Frau zu beachten hatte, was so kein Problem war, mich als alleinreisende Radlerin aber vermutlich überfordert hätte.
Deshalb Slowenien, was mir viele empfahlen. Und es wird immer interessanter.

Danke für die Tipps, Irg, zur Besichtigung der Krankenhäuser - da werde ich mir jetzt mal etwas ergoogeln. schmunzel Wer weiß, was daraus entsteht.

Und jede Diskussion, jede Information ist sehr willkommen. Den Gauß lese ich gerade. schmunzel
Liebe Grüße
Claudia
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Geändert von Zeitenbummlerin (20.06.17 21:36)
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Off-topic #1289188 - 21.06.17 07:06 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
irg
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Hallo Claudia!

Im damaligen Österreich, also auch in Slowenien, waren die Schwierigkeiten zwischen den Volksgruppen ziemlich vielschichtig, so weit ich es mitbekomme.

Einmal hat der Staat versucht, diese Schwierigkeiten möglichst zu kalmieren. Dann war Österreich für die damalige Zeit in manchen Dingen ein überraschend moderner Staat. So waren schon relativ früh vor dem Recht grundsätzlich alle gleich, das war damals oft nicht üblich. (Was natürlich nicht bedeutete, dass im Fall des Falles alle gleiche Chancen hatten, ihr Recht auch durch zu setzen. Das ist heute auch nicht anders. Wer geschickter argumentieren kann, hat bessere Karten.)

Ein Grund für Spannungen lag in den ungleich verteilten Chancen. Der Smilcic, der gut war, konnte als Handwerker allgemein anerkannter weise eine kleine Firma aufmachen, der Oberberger hatte es leichter. Diese gläserne Decke, von der deutschsprachigen Gruppe wenig wahrgenommen, konnte durchbrochen werden, aber nicht leicht. Der Schlosser Johan Puc (mit Hakerln am "c") kam von Celje nach Graz und baute seinen Industriebetrieb unter seinem slowenischen Namen auf. Er änderte ihn erst ziemlich spät auf "Johann Puch", der als Fahrzeugpionier hier immer noch bekannt ist.

Weil die Gottscheer und die Slowenen um sie gleich arm waren, gab es zwischen ihnen keine nennenswerten Probleme, wie Gauss berichtet. Das änderte sich, als die diversen Nationalisten sich auf zu plustern begannen. Die schlimmsten unter diesen waren natürlich die Nazis im Form des deutschen Reiches im Krieg, begonnen hat das aber viel früher.

Verloren haben in diesem Schlamassel alle. Und manchmal wurden persönliche Gewaltakte zu Auseinandersetzungen zwischen Volksgruppen stilisiert. Mein Schwager hat mir ein wenig von solchen Gegebenheiten aus der Gegend um Eisenkappel erzählt, aus der seine Familie stammt. Man wusste oft genau, was Sache war, hat es aber verschwiegen. Es könnte ja auf persönliche Schuld hinweisen und ate Geschichten aufwärmen.

In Slowenien wirst du ein interessantes Land mit interessanten Leuten finden. Ich mag sie und ich fühle mich dort auch sicher. Hunde sind allenfalls in Dörfern ein Thema, wo kaum Fremde durch kommen. Mit Absteigen und Schieben im schlimmsten Fall ist das auch kein Problem.

lg!
georg
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#1293943 - 18.07.17 20:09 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Zeitenbummlerin
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Hallo in die Runde,
ich noch mal, aus Slowenien, danke für alle Tipps, bin seit mehr als 16 Tagen unterwegs und bin vielen eurer Tipps und Ratschlägen gefolgt. Bin den Tauernradweg/Alpe-Adria gefahren, und nachher über den Predilpass nach Slowenien. Jetzt muss ich langsam zurück, und denke daran, auf dem Rückweg den Loiblpass zu fahren. Ist er schwierig? (Ist ja höher als der Predil, den ich von der italienischen Seite nicht schwer fand). Könnt ihr mir was dazu sagen? Wollte von Tzric starten.
Danke und liebe Grüße aus Slowenien!
Claudia
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#1293955 - 18.07.17 21:08 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Hasenbraten
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Besonders schwierig ist der Loibl von Süd nach Nord nicht. Steigung meistens um die 10%, einige kurze Abschnitte sind steiler bis max. 15%.
Man fährt hoch auf 1070m ü. NN. Dann durch den Tunnel, knapp 2km lang, für Radfahrer erlaubt.
Die Auffahrt ist als breite Schnellstraße angelegt. Besonders an Wochenenden sind dort viele Motorräder unterwegs, es kann dann also laut werden.
Landschaftlich ist es am Loibl sehr schön (tolle Aussicht auf die Berge).
Auf der slowenischen Seite gibt es eine KZ-Gedenkstätte für die Opfer unter den Zwangsarbeitern beim Bau des Tunnels während des 2. Weltkrieges.

Grüße
Gregor

Geändert von Hasenbraten (18.07.17 21:16)
Änderungsgrund: Ergänzung
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#1293969 - 19.07.17 05:28 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
irg
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hallo Claudia!

Du kannst in längeren Bereichen auch auf Nebenstraßen fahren. Nimm einfach genug zu Trinken mit und starte nicht zu spät, dann geht das schon gut.

Nicht schwierig, aber ausgesprochen anstrengend ist die Überquerung des eigentlichen Passes ober des Tunnels. Da habe ich nur mehr geschoben. Dafür ist die Aussicht dort schön!

Auf der Hinterseite könntest du die Tscheppaschlucht besuchen, die ist ausgesprochen hübsch.

lg!
georg
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#1294143 - 20.07.17 12:59 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Zeitenbummlerin
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Danke, ihr beiden!!! Bin, weil ich so früh in Trzic gelandet bin, eben mal bis Podljubelj "probegefahren", halbe Strecke zum Pass, sehr wenig Verkehr auf der breiten Straße (früher Nachmittag, in der vollen Hitze). Allerdings steht auf dem Hinweisschild zu dieser Straße, Pass und Tunnel, wenn man aus Trzic rausfährt, ein Schild mit einem halb durchgestrichenen Traktor, Fußgänger und Fahrrad. Ich werde das einfach mal ignorieren, am Tunnel wird ja wohl niemand Wache stehen. schmunzel Sonst eben außenrum, aber das sieht auf der Karte wirklich sehr anstrengend aus. Ja, ich will so früh wie möglich los. Zum Predil bin ich von Arnoldstein aus um 6.00 gestartet, war ja noch ein bisschen Weg nach Tarvisio und zum Pass, so gegen 9.00 war ich oben und ziemlich allein. Die Motorradfahrer kamen später. schmunzel Danke!!!!
Liebe Grüße
Claudia
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#1294259 - 21.07.17 07:19 Re: Slowenien [Re: Zeitenbummlerin]
Hasenbraten
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In Antwort auf: Zeitenbummlerin
(...) Allerdings steht auf dem Hinweisschild zu dieser Straße, Pass und Tunnel, wenn man aus Trzic rausfährt, ein Schild mit einem halb durchgestrichenen Traktor, Fußgänger und Fahrrad. (...)
Das Schild bezieht sich auf die andere Richtung, von Tržič zur Karawankenautobahn. Das ist aber egal, weil dort parallel zur Schnellstraße eine ruhige Landstraße verläuft.
Von Tržič hinauf zum Tunnel gibt es aber nur eine Straße und diese ist auch für Radler frei.

Grüße
Gregor
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#1294357 - 21.07.17 18:36 Re: Slowenien [Re: Hasenbraten]
Zeitenbummlerin
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Danke, Gregor! Ging auch alles klar, niemand hinderte mich, über den Pass zu fahren, aber ich bin bei sowas immer so ein bisschen schisserig. schmunzel Es war auch ziemlich leer, ich bin sehr, sehr früh los und war dann auch sehr früh schon wieder im Tal (und dann kommt ja noch der "kleine Loibl", das war ein bisschen fies, weil ich nicht mehr mit Steigung gerechnet hatte.) Die Treppachschlucht ist toll. An der Gedenkstätte war ich auch und sogar das Wetter hat gehalten, erst hier in Kärnten zog es sich zu und gewitterte.
Jetzt vermiss ich Slowenien schon.
Liebe Grüße
Claudia
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