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#1202934 - 06.04.16 14:37 Was geht im März? Frühe Pässe.
touromat
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Beiträge: 217
Dauer:
Zeitraum:
Entfernung:550 Kilometer
Bereiste Länder:deDeutschland
itItalien
atÖsterreich

Was geht im März? Frühe Pässe.


4 Tage
550 km
5.500 Höhenmeter



Natürlich ergibt das Ganze keinen ernstzunehmenden Reisebericht. Ich müsste mich dann ja mit den unerschrockenen und legendären Fernradlern vergleichen, die mich dann hoffentlich wenigstens nur milde belächeln würden; aber nachdem die Frage mit der frühen Möglichkeit der Befahrbarkeit von Pässen zuletzt häufiger ein Thema war, könnte ich vielleicht doch ein klein wenig dazu beitragen.

Es ist nun März, die Wettervorhersage mäßig und ich habe keine Lust mehr, mit Schneeschuhen durch die Gegend zu stapfen ...



... auch wenn es manchmal doch schön ist auf Schneeschuhtour.


Für die Bildqualität muss ich mich entschuldigen. Die Bilder sind alle mit dem Billig-Handy geknipst. Weil ich das ohnehin dabei habe. Auch wenn es oft nicht funktioniert, wenn es darauf ankommt, die Bildqualität grenzwertig bis bescheiden ist, man auf dem spiegelnden Display überhaupt nicht sieht, was man eigentliche fotografiert und das Ding auch irgendwie nicht vernünftig zu halten ist.

Das hat mit Gewichts- und Volumenoptimierung zu tun. Manche werden wissen, was ich meine. Die Anderen – wohl die große Mehrheit – wissen, dass das Unsinn ist.

Während ich das auf meinem Billig-Handy schreibe, scheint mich meine Canon aus dem Regal gegenüber vorwurfsvoll durch ihr lichtstarkes Objektiv anzublicken. Ich verspüre ein irrationales Schuldbewusstsein und ertappe mich sogar dabei, wie ich mir Argumente überlege, warum ich sie nicht mitgenommen habe und wie ich ihr das am besten beibringen soll! Das ist (total bescheuert) leicht paranoid, oder?



Samstag – 12.03.2016
Auer – Mendelpass – Cles – Auer
135 km – 1.850 hm


Wie dem auch sei, ich habe irgendwie Lust auf Bergauffahren. Warum weiß ich nicht so recht, jetzt wäre ja doch eigentliche die Zeit für die öden und langweiligen flachen Grundlagenkilometer.

Mitte März, es liegt noch Schnee, aber für Südtirol ist der Wetterbericht relativ gut. Also kurzentschlossen mit dem Pkw über den Brenner nach Südtirol. Die Vegetation ist etwas enttäuschend, kaum weiter als bei uns; das Wetter war hier zuvor auch nicht besser.

Aber die Straßen sind frei, die Temperatur angenehm – zumindest im Tal. Ich fahre über den Mendelpass (1.363 m). Das ist der perfekte Pass fürs Frühjahr. Schön angelegte Trasse mit viele Kurven, nie steil. Aber er hat auch schon eine gewisse Länge, vom Kalterer See aus sind es immerhin 1.150 Höhenmeter.



Hoch über dem Etschtal









Mendelpass (1.363 m)


Nun geht es hinunter zum Stausee bei Cles. Hier ist noch alles kahl und wenig einladend. Die schöne Nebenstraße zurück Richtung Etschtal führt über Tuenno.




Bei Tuenno


Kurz vor Mezzocorona spuckt es mich auf der riesigen Hauptstraße aus; ich habe erst mal Probleme überhaupt darauf zu kommen wegen des vielen Verkehrs, weil ich mich von links über zwei Spuren einfädeln muss - da reicht meine Beschleunigung nicht ganz - aber nach einem Kilometer kann man schon wieder auf radlergerechte Straßen abzweigen. Vielleicht habe ich die richtige Abfahrt übersehen.




Der Wasserfall bei Salurn


Über den Etschradweg rolle ich nach Auer zurück, aber für die Unterkunft ist es noch zu früh. Also hänge ich noch eine Runde über den Kalterer See und den sogenannten Coyotenpass / Laimburg an. Klein aber steil.



Sonntag – 13.03.2016
Auer – Mendelpass – Bozen – Auer
115 km 1.500 hm


Heute fahre ich erstmal wieder auf den Mendelpass – nicht zur Strafe – nur zur Übung. Danach aber auf gleichem Weg zurück weil ich wieder ins mildere Tal möchte. Über den schön angelegten Fahrradweg von Kaltern nach Bozen.







Ich mag das mit den Tunnels.




Fahrradstadt Bozen


Die Radwegführung durch Bozen ist genial. So etwas habe ich noch nie gesehen. Fast immer eigene Trassen für Fußgänger und Radler, oft eigene Unterführungen, so dass man nicht alle 50 Meter an einer Ampel halten muss




... und dann noch diese sensationelle getrennte Brücke ...



... links für Fußgänger, rechts für Fahrräder mit getrennten Fahrtrichtungsspuren.


Ich sehe mir also noch Bozen an, sitze auf dem Hauptplatz in der Sonne und lasse den Tag eher gemütlich ausklingen; ich brauche ja nur noch gemütlich an der Etsch entlang nach Auer rollen.




Der zentrale Platz in Bozen. Leider habe ich es versäumt, mich über die Identität der Figur auf dem Brunnen zu erkundigen und muss somit diese zweifellos ungemein wichtige Information leider schuldig bleiben.






Die ersten Frühblüher.




An Schluss fahre ich noch über die Weinstraße, auch wenn von Wein noch weit und breit nichts zu sehen ist. Das ist Tramin.

Das war ganz nett und ein schönes Wochenende, aber ich habe noch zwei Tage Resturlaub, die bis Ende März verbraten werden müssen und da spekuliere ich auf die letzten beiden Märztage. Am liebsten würde ich eine Zwei-Tages-Tour von der Haustür weg machen. Und ein Pass sollte am besten auch dabei sein. Und vielleicht eine Runde, um ohne zeitaufwendiges Zugfahren auszukommen.

Tatsächlich verspricht der Wetterbericht zwei Tage akzeptables Wetter; der erste Tag schon ganz gut, der zweite Tag richtig schön. Man muss halt manchmal auch Glück haben.

Da ich das sehr kurzfristig geplant habe, habe ich nur eine grobe Vorstellung, wo es genau hingehen soll; keinen Track geplant, aber das wird sich schon ergeben.
Viele Grüße
Peter

Geändert von Uli (07.04.16 11:24)
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#1202935 - 06.04.16 14:47 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: touromat]
Hansflo
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Beiträge: 3.858
In Antwort auf: touromat

Der zentrale Platz in Bozen. Leider habe ich es versäumt, mich über die Identität der Figur auf dem Brunnen zu erkundigen und muss somit diese zweifellos ungemein wichtige Information leider schuldig bleiben.


Das ist der Waltherplatz, benannt nach Walther von der Vogelweide, hier als Denkmal auf dem Sockel.

Hans

Geändert von Keine Ahnung (06.04.16 17:13)
Änderungsgrund: Zitat zu Zitat gemacht ...
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#1202975 - 06.04.16 17:14 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: Hansflo]
touromat
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 217
Vielen Dank für die schnelle Aufklärung. Das ist eben die geballte Kompetenz dieses Forums schmunzel
Viele Grüße
Peter
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#1203103 - 07.04.16 08:50 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: touromat]
touromat
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 217
Was geht im März? Frühe Pässe.

4 Tage
550 km
5.500 Höhenmeter



Mittwoch – 30.03.2016
Ostallgäu – Reutte – Hochtannbergpass - Bezau
150 km 1.500 hm


Wetterbericht schön und gut. Leider hält sich das Wetter heute nicht daran und der Regen prasselt munter aufs Dachfenster. So richtig hell werden will es auch nicht. Ich lasse mir also Zeit mit Kaffee und Zeitung. Aber irgendwann sollte ich doch los, wenn ich heute noch über den Hochtannbergpass will.

Das war wohl auch irgendwo eine Schnapsidee. Ich weiß zwar, dass der Pass geöffnet ist, aber nicht, ob die Fahrbahn in der Höhe vielleicht noch schneebedeckt ist, da es ja wenige Tage zuvor noch geschneit hat. Und ich habe Slicks montiert und keine Winterreifen.

Eine gefühlte Ewigkeit braucht es, bis ich all die Regenklamotten am Körper montiert habe. Den Kampf mit den Regenüberschuhen gewinne ich nur am Rande eines drohenden Bandscheibenvorfalles. Dabei habe ich die doch schon eine Nummer größer bestellt. Und am Schluss dann noch die Regenüberhandschuhe. Bis vor kurzem wusste ich gar nicht, dass es so etwas gibt, aber die sind echt praktisch.

Nach zehn Kilometern besorge ich mir in einer Bäckerei Verpflegung für den Tag. Da es immer noch regnet, bestelle ich aus Trotz einen Kaffee und mache erst mal gemütlich Pause. Die Motivation hält sich in sehr überschaubaren Grenzen. Was soll aus diesem Tag noch werden, wenn ich weiter so herumtrödle?

Immerhin hat es nun zu regnen aufgehört. Die Straße ist natürlich noch immer sehr nass und bald bin ich von unten (total eingesaut) leicht angeschmutzt. Und nein, ich habe keine Schutzbleche und es werden auch in Zukunft keine ans Rad kommen.

Kurz nach Füssen überquere ich die österreichische Grenze, werde nicht kontrolliert, und über Reutte geht es nun ins Lechtal.

Der wie schon erwähnt etwas unausgereifte Plan war nun, gemütlich dem Lechtalradweg bis Steeg, also dem Ende des Lechtales zu folgen. Das ist ein schöner, sogar weitgehend halbwegs rennradtauglicher Radweg, den ich von früheren Touren kenne. Doch schon nach wenigen hundert Metern das erste Schneefeld. 200 m fahren, 50 m schieben, 200 m fahren, 50 m schieben ....




Lechtalradweg


Deshalb wechsle ich bei Weissenbach auf die Lechtal-Bunddesstrasse, die aber heute zum Glück nur wenig befahren ist. Es ist ein Wochentag, kein Ausflugsverkehr, auch kaum Skifahrer unterwegs, weil die Strecke Lech – Warth wegen Lawinengefahr gesperrt ist. Ich komme am Abzweig zum Hahntennjoch vorbei; das hat noch lange Wintersperre. Bis Steeg ist es eine leichte Fahrt, das Tal steigt nur ganz allmählich an. Vereinzelt liegen schöne Orte wie Elbigenalp – Geburtsort der Geierwally – und Holzgau auf dem Weg.

Zwischendurch frage ich mich dann schon auch mal, warum ich eigentlich dieses elendiglich lange und noch ziemlich winterlich-öde Tal hinter fahre. Und sollte der Pass nicht befahrbar sein, muss ich das Ganze auch noch wieder zurück.

In Steeg beginnt der zweigeteilte Anstieg zum Hochtannbergpass (1.675 m). Zunächst auf breiter Straße bis Warth. Hier hat man schon den größeren Teil des Anstieges hinter sich. Es folgen noch einige lange Lawinengalerien und bald ist die Passhöhe erreicht. Erfreulicherweise ist die Straße frei und trocken. Man befindet sich nun nicht mehr in Tirol, sondern in Vorarlberg.

Mit dem Rennrad durch diese winterliche Schneelandschaft zu fahren hat nun doch seinen Reiz und meine Stimmung steigt enorm.




Hochtannbergpass (1.675 m)


Während der ganzen Fahrt bisher habe ich keinen Radler, aber viele Skifahrer gesehen. Ich winke ein paar Langläufern zu und komme mir etwas deplatziert vor. Ich komme an einer Schneebar vorbei und überlege einzukehren. Aber ich bin mir nicht sicher, ob man als Radfahrer auch beim Apres-Ski mitmachen darf und lasse es daher lieber.

Das erinnert mich an meine Schliersee-Tour, die ich am 22. Dezember, dem kürzesten Tag des Jahres gefahren bin. Es war das erste Mal, dass ich auf einer Tour an einem Glühweinstand eingekehrt bin.




Bei mir gab es aber keinen Glühwein, sondern Weißbier und Leberkäsesemmel


Die Abfahrt ist kühl und man muss manchmal etwas aufpassen. Es liegen öfter Steine oder Splitt herum. Manchmal bricht durch das Tauwetter auch Schnee von den Seitenwällen ab und liegt dann auf der Straße, aber meist nur kleinflächig.

Als ich wegen eines Tunnels das Frontlicht einschalten möchte, bemerke ich dass die Lampe fehlt. Die Halterung ist noch da, wird aber mit Genugtuung im nächsten Mülleimer versenkt. Praxistest Busch + Müller Ixon Core: Lampe: hui – Halterung pfui.

Wenn wir gerade beim Bewerten sind. Ich bin die ganze Strecke einschließlich der Passüberquerung mit Regenjacke/-hose gefahren. Oft wird ja mangelnde Atmungsaktivität bemängelt. Ich war sehr positiv überrascht und habe es nicht bereut, zuvor in hochwertiges Material investiert zu haben. Ein spürbarer Unterschied zu früheren Modellen.

Die Versorgungslage ist gut, in jedem Dorf gibt es einen Supermarkt, meist Spar oder Nah und Frisch. Das ist das schöne wenn man an Wochentagen unterwegs ist, dass die Läden offen sind. Irgendwo meine ich im Vorbeifahren einen „Konsum“ gesehen zu haben, aber die gab es doch früher im Osten?

Nun im Bregenzerwald dasselbe Spiel wie zuvor im Lechtal. Es gibt zwar angeblich einen tollen Radweg, aber der, den ich finde, ist auf den freien Flächen über und über mit grobem Kies bedeckt. Keine Ahnung, was das soll, das ist fast nicht zu befahren. Es gibt aber Abwechslung, nämlich Schneefelder in den Waldstücken. Ich flüchte wieder auf die Bundesstraße, die hier aber weit stärker befahren ist als im Lechtal.

Bei Schnepfau kann ich endlich der Verkehrsbelästigung entkommen. Hier führt eine wunderbare Nebenstrecke - allerdings mit deutlichem Anstieg verbunden – über Bizau nach Bezau. Ich kann nichts dafür, die Orte heißen wirklich so. Der Ausblick ins Tal und auf die massive Felswand der Kanisfluh gegenüber ist 1A.




Im Anstieg von Schnepfau Richtung Bezau.




Kanisfluh





In Bezau – schöner Ort mit ursprünglichen Holzhäusern – nehme ich ein Zimmer in einem Gasthof. Das Fahrrad kann ich im Skiraum abstellen. Mit einer jungen Skifahrerin unterhalte ich mich über die Schneelage im Skigebiet, mal was anderes als das übliche Radlerlatein.




Wer findet das falsche Sportgerät?




Männerwirtschaft


Gut, dass ich Halbpension gebucht habe. Beim abendlichen Rundgang ist der Ort, der am Nachmittag noch belebt erschien, wie ausgestorben und ich sehe keine geöffnete Pizzeria, Restaurants oder dergleichen. Die Skifahrer scheinen alle um 18:00 auf ihre Zimmer zu verschwinden
Viele Grüße
Peter
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#1203263 - 08.04.16 07:16 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: touromat]
touromat
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 217
Was geht im März? Frühe Pässe.

4 Tage
550 km
7.250 Höhenmeter


Donnerstag – 31.03.2016
Bezau – Bödele – Lindau – Hochberg - Ostallgäu
150 km 2.150 hm


Sorry, beim gestrigen Tag hatte ich übersehen, dass das Navi teilweise ausgefallen war. Es waren nicht 1.500, sondern 1.750 Höhenmeter. Gesamthöhenmeter waren dann demnach 7.250, wenn ich mich nicht schon wieder verrechnet habe.

Schon kurz nach Bezau geht es links weg Richtung Bödele. Das ist ein schön zu fahrender Anstieg, ich bin von der etwas nervigen Bregenzerwaldstrasse weg – immerhin gab es nun einen straßenbegleitenden Radweg, der sogar befahr bar war - und nach der Ortsdurchfahrt von Schwarzenberg wird es wunderbar ruhig. Es gibt immer wieder schöne Ausblicke, die Steigung ist schön gleichmäßig und nicht zu steil. Die Temperaturen sind angenehm. Heute macht mir das Radfahren – und ja, auch das Bergauffahren – einfach nur Spaß.




Bödele / Losenpass 1.140 m


Die Passhöhe – Bödele / Losenpass ist unspektakulär, also nur die Jacke an und in die Hochgeschwindigkeitsabfahrt nach Dornbirn. Breite Straße, großzügige Kurven, kaum Verkehr, ein Traum. Die 700 Höhenmeter sind in kürzester Zeit vernichtet.




In der Abfahrt vom Bödele




Erster, wenn auch etwas verschwommener Blick auf den Bodensee


Bis Bregenz fährt man überwiegend durch Gewerbe- und Industriegebiete; etwas unschön, aber da muss man halt durch. Allerdings ist anzumerken, dass die Radwegführung trotz des ganzen Verkehrsgewirrs gut ist und man erreicht sicher Bregenz.

Hier sehe ich nun den Bodensee, den ich bei der Abfahrt vom Bödele aus der Ferne gesehen habe, aus der Nähe.




Am Bodenseeufer bei Bregenz


Wieder im unvergleichlichen weiß-blauen Mikrokosmos Bayern. Ich mache noch einen kleine Abstecher nach Lindau, das immer einen Besuch wert ist. Am Hafen lasse ich mich auf einer Bank nieder und sehe eine Weile den vielen Touristen und Spaziergängern zu. Wieder viel los hier, ist aber auch kein Wunder. Heute ist der erste wirklich milde Frühlingstag.




Am Lindauer Hafen










Mal wieder viel Betrieb hier




Diese Beiden waren mit sich selbst beschäftigt und haben sich nicht im Geringsten für mich interessiert.


Für den Rückweg von Lindau nach Hause wage ich in der mir eigenen, zuweilen nahezu grenzenlosen Naivität, ein kleines Experiment: ich lasse mich vom Garmin navigieren.

Zunächst mal wundere ich mich, warum ich wieder so weit Richtung Bregenz zurückgelotst werde. Dann geht es aber doch links weg und damit bergauf. Und zwar richtig. Das (Mistgerät) Navi ist gnadenlos und hetzt mich über den steilsten und längsten Berg, den es finden konnte. Die Straße ist mit „Eichenberg“ beschildert. Ich könnte ja die Landkarte zu Hilfe nehmen und eine leichtere Strecke suchen, aber nun bin ich ja schon mal hier. Der Anstieg interessiert mich auch, weil ich ihn noch nie gefahren bin. Bis Eichenberg ist es durchgehend steil, aber oben ist die Aussicht auf den Bodensee und die Berge überragend. Mit 1.026 m Höhe erscheint die Auffahrt überschaubar aber man startet ja auf geringer Höhe und damit stufe ich den Anstieg als durchaus anspruchsvoll ein. „Quäldich“ vergibt nicht umsonst vier „Härtesterne“, wie ich später nachgelesen habe. Dort wird das als „Hochberg“ bezeichnet.




Aussicht von Eichenberg auf den Bodensee


Nach der Ortsdurchfahrt Eichenberg geht es durch einen Tobel mit schönem Bergwald, Felsen und einem Wasserfall, später dann über schönes Alpgelände. Das ist eine durchaus lohnende Fahrt.





In Scheidegg ist wieder deutscher Boden erreicht. Typisch für das Westallgäu ist, dass du jede, aber auch jede Steigung, die du mühsam gewonnen hast sofort wieder verlierst. Und direkt im Anschluss folgt die nächste giftige Steigung. Im Einzelnen betrachtet nicht schlimm, aber es summiert sich. Da ich ja zuvor schon zwei „richtige“ Anstiege gefahren bin und die Form sich noch in der Vorsaison befindet, fordert das nun schon etwas. Entschädigt wird man aber durch die schöne Landschaft.

In Oberstaufen ist das Schlimmste überstanden, das Oberallgäu ist erreicht, und es geht in leichter und schöner Fahrt auf der Trasse des Bodensee-Königsee-Radweges am Alpsee vorbei nach Immenstadt.


Alpsee bei Immenstadt. Im Hintergrund dominiert der Grünten.




Ein letzter fieser Anstieg führt von Iller an den Rottachsee und die letzten Kilometer heimwärts sind dann nicht mehr schwer.




Rottachsee – der letzte See für heute


Kleines Fazit:

Eine Pässetour so früh im Jahr ist einmal etwas anderes als das sonst übliche flache Einrollen und hat durchaus seinen Reiz. Eine gewisse Grundkondition sollte aber dann schon vorhanden sein, um noch Spaß dabei zu haben. Man muss auch deutlich mehr Klamotten mitschleppen. Nächsten März fahre ich wieder flache Grundlagenkilometer. Versprochen.

Der Charakter der Landschaft erscheint – gerade in den Gebirgstälern – schroffer und einsamer als im Sommer. Wenn man dann aber aus der relativen Ödnis wieder in mildere Höhen gelangt und dort die ersten Knospen und Blüten zaghaft ans Tageslicht kommen, ist das ein wunderschöner Kontrast und entlohnt reichlich für die Mühen.

Schön.
Viele Grüße
Peter
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#1203329 - 08.04.16 11:19 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: touromat]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.192
In Antwort auf: touromat

Für den Rückweg von Lindau nach Hause wage ich in der mir eigenen, zuweilen nahezu grenzenlosen Naivität, ein kleines Experiment: ich lasse mich vom Garmin navigieren.

Zunächst mal wundere ich mich, warum ich wieder so weit Richtung Bregenz zurückgelotst werde. Dann geht es aber doch links weg und damit bergauf. Und zwar richtig. Das (Mistgerät) Navi ist gnadenlos und hetzt mich über den steilsten und längsten Berg, den es finden konnte. Die Straße ist mit „Eichenberg“ beschildert. Ich könnte ja die Landkarte zu Hilfe nehmen und eine leichtere Strecke suchen, aber nun bin ich ja schon mal hier. Der Anstieg interessiert mich auch, weil ich ihn noch nie gefahren bin.


Worüber jammerst du? verwirrt Das Gerät hat deine masochistische Ader erkannt und dir den rechten Weg gesucht... grins Den Eichenberg findet man aber auch ohne Navi - hier allerdings bei sommerlichen Temperaturen und recht dunstig, ebenfalls auf dem Richtung Alpsee (damals auf der Strecke gabs noch einen toten Motorbiker inklusive):



Danke für die recht launige Präsentation der Pässetouren!

Bezau/Bizau: So einfallsreich sind wir bei den Ortsnamen in Deutschland auch nicht. Wortspielereien sind in der Ecke aber durchaus populär. Bezau ist so eine Art Kulturoase in den Bergen mit der Käsestraße. Dort ansässiges Festival für Jazz und Crossovers heißt "Bezau Beatz". Sagst du vielleicht, die haben einen Vogel? - Ja, Alfred Vogel ist der Musiker hinter diesen Engagements mit eigenem Label. Und nannte eines seiner Projekte wie? - richtig, "Vogelperspektiven". Die hat man dort ja immer wieder - so gesehen natürlich in mehrdeutiger Weise. schmunzel

Bozen: Die getrennte Radweg-/Fußgängerführung dürfte auch dem Rabaukentum des Südtiroler Stadtradlers geschuldet sein. Es gab in Bozen recht viele Konflikte mit Fußgängern und wohl auch einige Unfälle. Viele Radler, zu enge Wege mit Fußgängern, schlechte Verkehrsmoral, aber auch ein Wille zur ökologischen Nachhaltigkeit (wie generell in Südtirol sehr verbreitet). So berichtete mir mal 2007 ein deutscher, velophiler Migrant, der in Bozen arbeitete und den ich am Mendelpass kennenlernte. Nach dem Gesetz, wer sich nur laut genug bemerkbar macht, bekommt auch auch, was er will, hat es nun wohl viele getrennte Wege und neue architektonische Brückenpreziosen. Manchmal führt der Krieg erst zum Frieden der Komfortklasse. Da kann man jetzt verschiedene Konsequenzen draus ziehen... zwinker
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (08.04.16 11:20)
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#1203602 - 09.04.16 10:39 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: veloträumer]
touromat
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 217
Zitat:
Worüber jammerst du? verwirrt Das Gerät hat deine masochistische Ader erkannt und dir den rechten Weg gesucht...

... und somit hat Du mich also wohl psycho-analytisch entlarvt.

Zitat:
Den Eichenberg findet man aber auch ohne Navi

Du kennst aber auch jeden Anstieg im Alpenraum, oder? Und natürlich immer mit Beweisfoto. Ein Phänomen.
Viele Grüße
Peter
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#1203714 - 09.04.16 17:51 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: touromat]
StefanS
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.637
Respekt, und danke für den netten Bericht!

Ich gebe zu, dass ich mich so früh im Jahr noch nie in solche Höhen begeben habe, gerade im Hinblick auf die möglichen Straßenverhältnisse. Daher tatsächlich ein nützlicher Erfahrungsbericht!

Viele Grüße,
Stefan
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#1203798 - 10.04.16 09:51 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: StefanS]
touromat
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 217
Ja, das ist natürlich viel schwerer einzuschätzen, als im Sommer, aber schlimmstenfalls scheitert man und muss umkehren. Das wäre zwar ärgerlich, aber nicht lebensbedrohlich.

Jetzt im Nachhinein sehe ich die gefahrene Tour - mit allen unwägbarkeiten und Fehleinschätzungen - als gelungen ein und erinnere mich gerne daran.
Viele Grüße
Peter
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#1203897 - 10.04.16 18:50 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: touromat]
natash
Moderator Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 7.682
Interessante Tour mit schönen Eindrücken.
Auch wenn man fast grad Lust bekäme, weiß ich ganz genau, dass ich vor allem bei den Abfahrten an den Temperaturen scheitern würde, mir frieren ja schon bei deutlich höheren Temperaturen die Hände ein, was für das Bremsgeschehen übrigens äußerst ungünstig ist.
Bei Glück mit dem Wetter ist es aber sicherlich auch eine schöne Sache, solange es nicht umkippt und halbwegs hebt.


Gruß

Nat
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#1203984 - 11.04.16 07:14 Re: Was geht im März? Frühe Pässe. [Re: natash]
touromat
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 217
Hallo Nat,
danke für die freundliche Einschätzung.

Zitat:
mir frieren ja schon bei deutlich höheren Temperaturen die Hände ein

Das müsste aber doch mit hochwertigen Handschuhen in den Griff zu kriegen sein?

Insgesamt muss man jedoch deutlich mehr Kleidung mitnehmen als im Sommer und ich hatte irgendwie das Gefühl, ich hätten meinen halben Kleiderschrank dabeigehabt.
Viele Grüße
Peter
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