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#1189182 - 07.02.16 09:52 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France
Holger
Moderator
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Beiträge: 18.097
Dauer:23 Tage
Zeitraum:4.7.2015 bis 26.7.2015
Entfernung:1695 Kilometer
Bereiste Länder:frFrankreich
chSchweiz
Externe URL:https://plus.google.com/photos/100638932960140594692/albums/6207811648875618289

So, dann habe ich es endlich mal wieder geschafft, einen Reisebericht zu schreiben. Zumindest mal den ersten Teil, aber die restlichen sind auch schon in der Mache. Diesmal mit großen Fotos, die bei Klick noch etwas größer werden. Und los geht's:


=========================
Erster Teil: Schweiz Nord-West
=========================



Samstag, 4. Juli: Frankfurt am Main – Singen (Hohentwiel) (mit dem Zug)


Das Rad ist gepackt –

aber am ersten Tag wird es nur geschoben. Zur S-Bahn, im Frankfurter Hauptbahnhof – und in Singen am Bahnhof holte mich der Sohn von Freunden ab, bei denen ich übernachten durfte. Es war ziemlich warm, schon im Zug trotz Klimaanlage und erst recht draußen.

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Sonntag, 5. Juli: Singen (Hohentwiel) – Zug (mit dem Rad)
  • Kilometer: 121,1
  • Sattelstunden: 6:40
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 30,30 CHF
Eigentlich wollte ich heute nicht so weit fahren, um mich an die Hitze zu akklimatisieren und überhaupt. „Kurz hinter Zürich“ war morgens noch mein Maximalziel. Um 7:30 ging es los – die durchschnittliche Startzeit der Reiseetappen dieser Tour. Und noch in Singen wollte mich ein übereifriger Autofahrer auf den Radweg hupen, am Sonntagmorgen vor 8 Uhr! Ich bedankte mich und fuhr weiter. In die Schweiz. Stein am Rhein hat eine schöne Altstadt, die ich sehr langsam fahrend durchquerte. Und dann stellte ich fest, dass ich meine Schweizkarte vom Navi gelöscht habe, als ich noch schnell ein paar Stücke Italien draufladen wollte. Mist. Aber erstmal kein Problem, bis Zürich blieb ich weitgehend auf der regionalen Route 45 des www.veloland.ch, der Wyland-Downtown-Route. Außerdem fahre ich ja noch immer nicht ohne analoge Karten.

Die erste größere Pause in Winthertur am Bahnhof. 11 Uhr. Soll das heute wirklich noch heißer werden? Kalte Getränke gibt’s im im Migrolino am Bahnhof, sonntags geöffnet.


Keine schlechte Idee, das Fahrrad einfach stehen zu lassen bei der Hitze.


Ein begehbares Satellitenfoto der Schweiz reißt mich gleich wieder vom Rad.

Aber dann geht’s weiter, in Richtung Downtown Zürich. Mittags um eins war ich dort, der Migros im Hauptbahnhof versorgte mich im Tausch gegen erschreckend viele Franken mit etwas zu essen und viel zu trinken. Mittagspause. Trotz Hitze – es läuft gut. Also doch nicht nur bis kurz hinter Zürich, heute ist mehr drin. Ungefähr bis Zug könnte ich es schaffen. Neue Route, die Nr. 94, L’Areuse-Emme-Sihl – in meinem Fall umgekehrt, im Sihltal geht’s los


Zunächst fließt die Sihl idyllisch unter der Autobahn.

Adliswil, Langnau – dann wurde es wirklich schön, und im Wald entlang des Flusses vergaß ich sogar fast die Hitze. Nur fast. Sie machte auf sich aufmerksam und ich eine Pause mit teuren Kaltgetränken. Nach Zug ging es dann glücklicherweise eher bergab, ich verzichtete auf eine Stadtrundfahrt und suchte den Campingplatz.


Ich bat noch die Götter der SBB um Schutz für mein Rad …

… dann baute ich das erste Mal auf dieser Reise das Zelt auf, am Zuger See. Und es erwies sich als wasserdicht, das nächtliche Gewitter konnte mir nichts anhaben.

--------------------------------------------------

Montag, 6. Juli: Zug – Thun
  • Kilometer: 134,2
  • Sattelstunden: 7:19
  • Höhenmeter: 422
  • Ausgaben für Getränke: 27,15 CHF
Am Morgen gab es tatsächlich ein paar Regentropfen. Und Morgen hieß wirklich Morgen: Ich startete um 6.40 Uhr. Und fuhr erstmal knapp 20 km, bis es Frühstück gab. Das war in Küssnacht, mit Doppel-S in SZ – ja, das mit der hohlen Gasse. Die ließ ich aber links liegen, wg. Hunger.


Frühstück gab’s bewacht von Wilhelm Tell.

Mehr oder weniger entlang des Vierwaldstätter Sees fuhr ich nach Luzern, und es wurde wieder wärmer. Luzern teilte ich mir mit ziemlich vielen Chinesen.





Woran merkt man, dass man alt wird?


Emil am historischen Museum …

Die Velolandrouten für den Rest des Tages: Nr. 24 Emmental – Entlebuch, Nr. 4 Alpenpanoramaroute. In Emmen war es etwas schwierig, wegen großflächiger Baustellen, außerdem verpasste ich einen Abzweig und war plötzlich in einem Stahlwerk. Hat aber niemanden so recht gestört und ich fand die Route bald wieder. Nun standen so langsam die ersten Pässe auf dem Programm. In Schangnau, der Heimat von Beat Feuz, erreichte ich fast die Wasserkuppenhöhe. Und dann ging es wieder runter! Mist, das war nicht eingeplant. 300 statt 200 Höhenmeter auf den Schallenbergpass – okay, im Laufe der Reise lernte ich, über solche Zahlen zu lachen. Aber erstmal war es heiß und ziemlich steil und ich kämpfte. Kam aber trotzdem oben an, nachdem ich ausgiebig den Blick über das Emmental genießen durfte. Dann waren es noch etwas mehr als 20 km und ich war in Thun in einer klimatisierten Migros … und noch ein paar Kilometer weiter am Thuner See auf dem Campingplatz Gwatt. Über 30 Franken für einen Radler und ein Zelt! Tröstlich: es sollte der teuerste Campingplatz der Reise bleiben.


Camping Gwatt, Zeltwiese. Bei gefühlten 50 Grad im Schatten. Schatten?

--------------------------------------------------

Dienstag, 7. Juli: Thun – Chateau d’Oex
  • Kilometer: 77,4
  • Sattelstunden: 4:49
  • Höhenmeter: 710
  • Ausgaben für Getränke: 20,35 CHF
Gestern war das ja noch mit leichtem Voralpen-Touch, heute: Richtige Berge.


Frühstück mit Blümlisalpblick.

Was das Ziel für heute ist, war ausnahmsweise schon morgens klar: Chateau-d’Oex. Und dort ein Hotel, denn es waren Gewitter vorhergesagt, und da bin ich ein Weichei. Von Spiez fuhr ich ins Simmental, gemäßigte Steigung bei hohen Temperaturen.


Im Simmental, eine der Zacken hinten ist das Bäderhorn.

Mittagspause in Zweisimmen, vor der richtigen Steigung. Okay, so richtig „richtig“ ist es hoch nach Saanenmöser auch nicht – aber bei der Hitze kein Kinderspiel. Runter nach Saanen lief es natürlich einfacher, obwohl ich mich gegen ziemlich starken Wind kämpfen musste. Von der romanischen Kapelle in Rougemont las ich leider erst am Abend, ich fuhr achtlos daran vorbei bis Chateau-d’Oex, dort quartierte ich mich im Hotel de Ville ein. In Frankreich geht das dann nicht mehr… Ich schaute auf die Speisekarte des Restaurants – und ging zum COOP, holte mir dort etwas. Abendessen im Hotelzimmer. Essen gehen gibt’s dann in Frankreich. Und im Hotel gab es natürlich einen Fernseher, in dem ich sehen konnte, wie Tony Martin ins gelbe Trikot fuhr.


Breitling Orbiter II - die Gondel des Ballons, mit dem Bertrand Piccard seine Weltumrundung von Château-d'Oex aus startete - und nicht über China fliegen durfte. Im dritten Versuch hat er dann die Weltumrundung geschafft.


Wolken!


Saint-Donat in Château-d'Oex.

--------------------------------------------------

Mittwoch, 8. Juli: Chateau-d’Oex – Amphion-les-Bains
  • Kilometer: 98,1
  • Sattelstunden: 5:56
  • Höhenmeter: 580
  • Ausgaben für Getränke: 13,10 CHF, 7,25 EUR
Es gewitterte wirklich in der Nacht, und auch am Morgen war es noch ziemlich bewölkt und erfreulich frisch. Ich fuhr hinauf in Richtung Col des Mosses, kurz vor der Passhöhe bog ich dann ab, auf die Veloroute 4, die Alpenpanoramaroute. Vor Jahren durfte ich dieses Stück entlang des Lac d’Hongrin nicht fahren, militärisches Sperrgebiet. Jetzt ging es. Bis ich an eine Schranke kam. Murks, wieder zurück, dachte ich – aber nein, ich bekam die laminierte Nr. 28, die ich bei der „Schießwache“ auf der anderen Seite wieder abgeben sollte.


Gut bewachte Veloroute.


Und die 28 landete wieder bei der Schießwache.

Der Weg entlang des Stausees war klasse: Gut asphaltiert für das Militär, aber kaum genutzt. Militär war nicht zu sehen, aber zu hören. Zu sehen war es kurze Zeit später, etwa zehn Meter neben der Straße – und zum Glück zwei bis drei Meter weiter oben – lag es und ballerte über mich hinweg. Und ich hatte den Helm nicht an!

Ein kurzes Stück später, nach der Schiesswache, sah ich dann plötzlich tief unten den Genfer See mit Montreux und Vevey. Da musste ich mehrere Fotostopps machen, eins der Fotos:


Der Genfer See – offensichtlich in der Sonne.

Tief unten – so tief musste ich jetzt runterrollen. Und bremsen. 1.150 Höhenmeter auf 13 km – zum Glück bin ich hier nicht hochgefahren. Oben gab es noch ein paar Tunnels, dann kamen viele, viele Serpentinen, ein kleines Dorf, nochmal Serpentinen, Weinberge und schließlich war ich in Aigle. Mittagessen, kurzer Besuch bei der UCI und dann nichts wie nach Frankreich.


Hell-dunkel-hell-dunkel-hell-dunkel.


Ein nicht-UCI-konformes Rad vor dem UCI-Hauptquartier.

Aber bevor ich Frankreich erreichte, musste ich mich noch gegen ziemlich heftigen Wind an den Genfer See kämpfen. Immerhin war die Sonne wieder da.


Das Schiff fährt aus dem Bild und ich aus der Schweiz.


Stürmischer See.

In Amphion-les-Bains gab es den von Archie angezeigten Campingplatz tatsächlich. Nah am See, abends machte ich noch einen kleinen Seespaziergang und gönnte mir eine Pizza mit Blick auf Lausanne. Die teure Schweiz war jetzt auf der anderen Seite des Sees. Und der erste Teil ist beendet. Weiter geht's bald in den Savoyen.

Hier noch der aufgezeichnete GPS-Track zu diesem Teil.

Geändert von Holger (27.02.16 05:10)
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#1189269 - 07.02.16 18:36 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloträumer
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Beiträge: 17.195
In Antwort auf: Holger




grins
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1189272 - 07.02.16 18:46 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 17.195
In Antwort auf: Holger
Murks, wieder zurück, dachte ich – aber nein, ich bekam die laminierte Nr. 28, die ich bei der „Schießwache“ auf der anderen Seite wieder abgeben sollte.


Gut bewachte Veloroute.


Und die 28 landete wieder bei der Schießwache.


lach Was passiert denn, wenn ich den Ausweis verliere? verwirrt
Da will ich auch mal vorbei fahren. Würde mich dann aber über Fribourg bzw. Gruyères annähern, Simmental habe ich ja schon, fand ich auch nicht so aufregend. Vielleicht werden die Soldaten ja bald ganz eingespart und man nimmt Eintritt.

Danke schon mal für die bildreichen Eindrücke aus der Schweiz!
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1189288 - 07.02.16 19:21 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
Moderator
Themenersteller
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Beiträge: 18.097
In Antwort auf: veloträumer
[…]lach Was passiert denn, wenn ich den Ausweis verliere? verwirrt[…]


Dann darf man nie wieder ausreisen grins
War schon etwas seltsam, als die da nur wenige Meter über mich hinweg schossen.

Es ist eine schöne Straße, am besten gefallen haben mir die Blicke auf den Genfer See und dann ins Rhonetal. Am See entlang fand ich es nicht so toll, was aber auch ein bisschen daran lag, dass er recht leer war und man das an dem breiten vegetationslosen Streifen deutlich sah.
Jedoch ist sie häufiger mal komplett gesperrt, das klappt also nicht immer, da durchzufahren. Auf jeden Fall ist diese Richtung, sei es aus dem Simmental oder von Gruyère kommend, deutlich entspannter zu fahren als von Aigle. Dort steht so ein Veloland-Schild und verkündet: Montée 1.150 m sur 13 km.
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#1189420 - 08.02.16 06:23 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Holger
Moderator
Themenersteller
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Beiträge: 18.097
Habe eben noch ganz unten den Track für den ersten Teil angehängt.
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#1189490 - 08.02.16 11:29 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloeler
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Beiträge: 564
Danke für deinen Bericht schmunzel bravo

Freue mich auf die Fortsetzung!

Gegen welche UCI-Regeln verstösst denn dein Rad? Für "Strasse/Bahn" vielleicht die Lenkerbreite? Und für "Downhill" etwa die Zusatzgewichte? grins

P.S. Gut möglich, dass wir uns am Sonntagnachmittag im Sihltal "begegnet" sind, im Simmental war ich "nur" am 4. Juli und am Wochenende nach dir wieder zwinker
Reiseblog: 2019 und 2017 Frankreich, 2016 Nordamerika, 2015 Neuseeland & Australien, 2014 Dubai->Schweiz, 2013 Schweiz->Nordkap->Schweiz
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#1189498 - 08.02.16 12:32 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloeler]
Holger
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Beiträge: 18.097
In Antwort auf: veloeler
[…]Gegen welche UCI-Regeln verstösst denn dein Rad?[…]

Weiß ich gar nicht so genau. Gepäckträger? Lenkerhörnchen? Ich hab's einfach mal vermutet grins

In Antwort auf: veloeler
[…]P.S. Gut möglich, dass wir uns am Sonntagnachmittag im Sihltal "begegnet" sind, im Simmental war ich "nur" am 4. Juli und am Wochenende nach dir wieder zwinker
Ich bin so gegen 2 in Zürich los und dann eigentlich ohne größere Pause bis Zug, das Sihltal habe ich bei Sihlbrugg verlassen. Es waren natürlich viele Radler unterwegs, war ja Sonntag schmunzel
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#1189516 - 08.02.16 16:00 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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In Antwort auf: Holger


Und noch ein paar Kilometer weiter am Thuner See auf dem Campingplatz Gwatt. Über 30 Franken für einen Radler und ein Zelt! Tröstlich: es sollte der teuerste Campingplatz der Reise bleiben.


Vielen Dank für Deinen Bericht.

30 Franken für eine Übernachtung? Und das in meiner Stadt. peinlich peinlich

Hoffentlich hast Du Dich dafür wenigstens bei einem Bad im angrenzenden See abkühlen und den Blick auf unsere Viertausender Eiger, Mönch und Jungfrau genießen können. Das nächste Mal wenn Du in der Region bist melde dich, du kannst Dein Zelt gratis bei mir im Garten aufstellen.

Bist Du durch das Simmental der Veloroute Nr.9 gefolgt oder hast Du die Hauptstrasse benutzt?
Herzliche Grüsse - Tom

Einem Kameraden hilft man. Einem Kollegen mißtraut man. Mit einem Freunde ist man albern. (Peter Bamm, Schriftsteller, 1897-1975)

Geändert von directdrive (08.02.16 16:03)
Änderungsgrund: Ergänzung
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#1189517 - 08.02.16 16:23 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: directdrive]
Holger
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Hätte ich das mal gewusst! Ja, wirklich 30 Franken - aber das war auch der teuerste Platz der ganzen Reise. Dafür gab es für Zelte wenigstens keinen Schatten schmunzel Baden mag ich nicht so, die Viertausender konnte ich aber erahnen - es war ziemlich diesig.

Im Simmental bin ich die Straße gefahren, weil ich vermutete, dass die Veloroute nicht asphaltiert ist und einige Zusatzhöhenmeter hat - wie etwa bei der Rheinroute in der Surselva. Ich wollte ja vorwärts kommen, um die teure Schweiz schnell zu verlassen grins Die Straße war aber gut zu fahren, der Verkehr war nicht sonderlich schlimm.
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#1189524 - 08.02.16 16:43 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
Mitglied
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Beiträge: 44
In Antwort auf: Holger
Im Simmental bin ich die Straße gefahren, weil ich vermutete, dass die Veloroute nicht asphaltiert ist und einige Zusatzhöhenmeter hat - wie etwa bei der Rheinroute in der Surselva. Ich wollte ja vorwärts kommen, um die teure Schweiz schnell zu verlassen grins Die Straße war aber gut zu fahren, der Verkehr war nicht sonderlich schlimm.


Da hast Du ja die richtige Entscheidung getroffen. Die Veloroute ist zwar schön angelegt und sehr verkehrsarm, aber man fährt doch arg durch das Gemüse bis nach Weissenbach. Den Col des Mosses und die Hongrinstrasse haben wir im Ende August 2014 bei Nieselregen und 7°C gefahren. Dafür mussten wir kein "Nummero" fassen weil es Sammstag war.
Herzliche Grüsse - Tom

Einem Kameraden hilft man. Einem Kollegen mißtraut man. Mit einem Freunde ist man albern. (Peter Bamm, Schriftsteller, 1897-1975)
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Off-topic #1189528 - 08.02.16 16:56 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: directdrive]
Holger
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Mal off-Topic: Ist das das Thuner Schloss bei Dir im Benutzerbild?
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Off-topic #1189534 - 08.02.16 17:28 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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Beiträge: 44
Ja, das Schloss mit dem Aufgang zum Schlosshof. Bis vor einigen Jahren war übrigens das Regionalgefängnis dort untergebracht. Die Zellen sind nun Hotelzimmer.
Herzliche Grüsse - Tom

Einem Kameraden hilft man. Einem Kollegen mißtraut man. Mit einem Freunde ist man albern. (Peter Bamm, Schriftsteller, 1897-1975)
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Off-topic #1189536 - 08.02.16 17:31 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: directdrive]
Holger
Moderator
Themenersteller
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Beiträge: 18.097
Hätte ich das gewusst - in einer Zelle schlafen wäre auch mal witzig
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Off-topic #1189537 - 08.02.16 17:35 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
directdrive
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Hier zu buchen.
Herzliche Grüsse - Tom

Einem Kameraden hilft man. Einem Kollegen mißtraut man. Mit einem Freunde ist man albern. (Peter Bamm, Schriftsteller, 1897-1975)
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#1189549 - 08.02.16 18:37 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
panta-rhei
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien

Hallo Holger


Danke für die schönen Pigs !

In Antwort auf: Holger
Hätte ich das mal gewusst! Ja, wirklich 30 Franken - aber das war auch der teuerste Platz der ganzen Reise.

Bah, Schnäppchen! Du solltest mal in der Hochsaison an der Atlantiküste unterwegs sein ... aber im Ernst: Die Campeggios fand ich in CH noch in einem - aehem - gewissen Rahmen. Mit kühlen Getränken, mal eben so in Radfahrertypischen Mengen in der Kneipe genossen, DAS geht ins Geld...


In Antwort auf: Holger

Im Simmental bin ich die Straße gefahren, weil ich vermutete, dass die Veloroute nicht asphaltiert ist und einige Zusatzhöhenmeter hat


Das hatte ich damals auch so wie Du gemacht. So sehr ich die Velorouten in CH mag, gerade in gebirgigen Landesteilen bedeuten sie eine SAFTIGE Zusatzanstrengung - dafür habe ich nicht genug Angst vor den Autos zwinker ...

Rund um den Lac d'Hongrin gibts ne Menge kleiner Strässchen -lohnt sich sehr.
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
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#1189551 - 08.02.16 19:10 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: panta-rhei]
Holger
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Ja, Kneipen. Oder Restaurants. Deshalb bin ich schnell raus aus der Schweiz grins Speisen und Getränke kaufte ich fast ausschließlich im genossenschaftlichen Einzelhandel, Warmes gab es dann erst jenseits der Grenze wieder.
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#1189685 - 09.02.16 14:53 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloträumer
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In Antwort auf: Holger
im genossenschaftlichen Einzelhandel

By the way - hast du mal geschaut, wie die Preise für Essen in den Migros-Restaurants sind? Früher war das zumindest tagsüber noch eine recht preiswerte und variable Essensmöglichkeit. Letztmalig habe ich da aber nur kleines Frühstück genommen - und das ist auch wieder ein paar Jahre her. Die Frage darf natürlich auch panta-rhei beantworten oder sonstwie eidgenössisch Befugte.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen

Geändert von veloträumer (09.02.16 14:53)
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#1189686 - 09.02.16 14:56 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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In Antwort auf: veloträumer
In Antwort auf: Holger
im genossenschaftlichen Einzelhandel

By the way - hast du mal geschaut, wie die Preise für Essen in den Migros-Restaurants sind? Früher war das zumindest tagsüber noch eine recht preiswerte und variable Essensmöglichkeit. Letztmalig habe ich da aber nur kleines Frühstück genommen - und das ist auch wieder ein paar Jahre her. Die Frage darf natürlich auch panta-rhei beantworten oder sonstwie eidgenössisch Befugte.

Das geht - habe ich ohne Rad in Chur getestet im August. Ist akzeptabel. Da liegt das Problem eher in den Öffnungszeiten - und in der Verfügbarkeit vor Ort. In Zug und in Thun gibt es wohl ein Migros mit Restaurant, aber da hätte ich jeweils wieder einige Kilometer vom CP aus hinfahren müssen, das wollte ich nicht. In Chateau d'Oex gab es nur den COOP, der hatte kein Restaurant, wenn ich mich nicht irre.
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#1189689 - 09.02.16 15:18 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Uli
Moderator
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Diese Infos sind natürlich online abrufbar, z.B. https://www.migros.ch/dam/jcr:dbc60f72-0898-4d11-b54c-8267ac283d3f/KW06MR.pdf
Für eine Hauptspeise inkl. Getränk und Nachtisch darf man bei denen mit ca. 20 SFR kalkulieren. Qualitativ würde ich das Angebot nach zwei Besuchen unter "gute Kantine" einstufen, was auch auf Ambiente und Service zutrifft.
Gruß
Uli
"Too much smoke, too much gas. Too little green and it's goin' bad!". "So sad", Canned Heat, 1970

Dear Mr. Putin, let’s speed up to the part where you kill yourself in a bunker.
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#1189699 - 09.02.16 15:45 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Uli]
Holger
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Themenersteller
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In Antwort auf: Uli
[…]Qualitativ würde ich das Angebot nach zwei Besuchen unter "gute Kantine" einstufen, was auch auf Ambiente und Service zutrifft. […]


Ich auch. Für "mal wieder was warmes" nehme ich das schon auf mich. Das Problem sind eher die Öffnungszeiten - und ob es abends überhaupt noch warmes zu essen gibt. Ich habe da bisher nur Mittags gegessen.
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#1189700 - 09.02.16 15:46 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Uli]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 17.195
Sehr zivil, darf man sagen. Ambiente und Qualität kenne ich gut aus vergangenen Zeiten. Das Problem mit der Verfügbarkeit wie Holger kenne ich aber nur zu gut, zumal ich Abendesser auf Radtouren bin und gerne erst den Tag radlerisch ausschöpfen möchte und dann auch noch eher in kleinen Orten pausiere.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1189715 - 09.02.16 16:49 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Uli
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 14.694
Zitat:
Sehr zivil, darf man sagen.

In Relation zu den Restaurant-Preisen bei den Eidgenossen, ja. Aber im Vergleich zum heimischem Preisniveau in den mir bekannten, vergleichbaren Schnellrestaurants ist es ebenso der Faktor 2, wie er beim Vergleich von Restaurant- und Hotelpreisen in 'schland und der Schweiz aktuell oft auch rauskommt.
Gruß
Uli
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#1189719 - 09.02.16 17:22 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Uli]
veloträumer
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
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Beiträge: 17.195
Gewiss, ja, ohne Bedienung etc. Aber doch ein paar Unterschiede. Cordon Bleu vom Kalb würdest du hier gar nicht bekommen in solchen Schnellrestaurants, und im Gasthof ist heute Kalb unverschämt teuer (man achte mal auf Preise für echtes Wiener Schnitzel). Die Qualität in Schnellrestaurants (kenne diesbezüglich eher Stuttgart nur gut, sonst eher selten außer amerik. Kette) ist bei niedrigen Preisen auch immer wieder erschreckend mies. Hunger ist nicht das Problem, volle Teller bekommst du schon. Die neuen Einkaufstempel hier in Stuttgart habe zisch hippe Fastfoods. Ich konnte aber bei Preisen 6-10 € (ohne Getränk) noch nirgendwo mein Herz hüpfen sehen. Ein Italiener dort sieht etwas gediegener aus, du zahlst aber gleich ca. 2-3 € über den anderen Angeboten (da kommen wir in den Migros-Bereich). Sicherlich gibt es auch in Deutschland einige Unterschiede je nach Region. Ich lebe da eher ungünstig.

Migros habe ich da in der Qualität besser in Erinnerung. 2009 war ich in Luzern bei einem asiatischen Schnellrestaurant. Für knapp 20 SFR nicht satt geworden, schlechte Qualität, zahlst du in Deutschland vielleicht 5-6 € heute, damals eher 4-5 Euro. Im Migros hier verlinkt immerhin Komplettgericht mit Cordon Bleu, Rostbraten etc. inklusive Beilagen deutlich unter 20 SFR, sogar unter 15 SFR, neuerdings darfst du sogar wieder ein kleines Zehntel abziehen in Euro umgerechnet. Ohne Genossenschaftskonzept sicherlich nicht denkbar.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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Off-topic #1189725 - 09.02.16 17:49 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
panta-rhei
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien

Hallo


Erlaube mir eine Anmerkung, da radreiserelevant grins (für ausländische Touristen) .

In Antwort auf: veloträumer

Migros habe ich da in der Qualität besser in Erinnerung. ... inklusive Beilagen deutlich unter 20 SFR, sogar unter 15 SFR.


Habe hier ein solches Schnellresto direkt ume Ecke, gehe da also manchmal hin.
Es ist preisleistungsmässig schon schlecht zu schlagen, die Mittagsmenüs fangen bei ca 12FS an (vegetarisch) bei guter Qualität. Wenn man sehr hungrig ist, empfiehlt sich die Selbstbedienungstheke, wo man alles nach Herzenslust mischen kann: Fleisch, Fisch, Gemüse, Teigwaren und auch einreichhaltiges Salatangebot und dies nach Gewicht. Essen nach Gewicht ist ja bei grösserem Hunger generell eine böse Kostenfalle - Migros deckelt aber den Preis bei 18,90 pro Teller zwinker ...

Alles in allem eine guter Tip, wenn man für wenig Geld was Warmes essen und ein paar h den Regen abwarten möchte - surfenderweise, WLAN gibts auch ... eigentlich schon fast eine Sozialleistung grins
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet

Geändert von panta-rhei (09.02.16 17:49)
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#1189754 - 09.02.16 20:35 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Holger
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Zweiter Teil: Savoyen – vom Genfer See über die großen Pässe
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Donnerstag, 9. Juli: Amphion-les-Bains – St.-Jean-de-Sixt
  • Kilometer: 95,7
  • Sattelstunden: 6:21
  • Höhenmeter: 1.318
  • Ausgaben für Getränke: 11,16 EUR

Start 7:15, eine halbe Stunde später war ich in Thonon. Baguette gekauft und gegessen, mit Blick auf den Genfer See. Zum Glück war es noch nicht ganz so warm. Leider war ich ein bisschen zu früh für den Fanshop des FC Evian Thonon Gaillard – ich hätte mir zu gerne so ein rosa Trikot gekauft. Es folgte der erste Pass, gleich in Thonon begann die Steigung, zum Glück nicht allzu steil. Und immer wieder gab es schöne Blicke zurück über den Genfer See auf den Jura.


Der Jura und der Genfer See.

Oben auf dem Col de Cou angekommen ließ erstmal die Schwerkraft wirken. Das exorbitante Systemgewicht muss ja auch mal Vorteile haben. Und so rollte ich durch das sommerliche Chablais – hier sind die Alpen noch Mittelgebirge.


Sommerliches Chablais.

In Viuz-en-Sallaz traf ich eine Gruppe Rennradler. Nichts besonderes, okay, aber ich sah sie im Laufe des Tages so häufig, dass ich mich wunderte, wieso die nicht schneller vorwärtskommen als ein übergewichtiger Reiseradfahrer auf einem Mountainbike mit über 20 kg Gepäck. In Saint-Jeoire kam ich ins Tal des Risse, ein Nebenfluss des Giffre, ein Nebenfluss der Arve, ein Nebenfluss der Rhône. Und auf einmal war es vorbei mit Mittelgebirge: Vor mir tauchte der höchste Berg der Alpen auf.


Bushaltestelle und Mont-Blanc.

Es wurde nun immer heißer. Bis Bonneville kämpfte ich mich gegen Hitze und Wind, dort gab es erstmal eine Mittagspause. Mit leckerer Minzmousse mit Schokoflözen. Großartig. Dann machte ich mich auf in die Bornes-Alpen, zu den nächsten Pässen. Zum Glück ging es nicht so steil bergauf, durch das tief eingeschnittene Tal der Borne bis Entremont, danach wurde das Tal zur Schlucht, und dann ging es für ein paar Kilometer doch etwas steiler nach oben.

Für Fußball findet sich überall ein Platz.

Um 17 Uhr war ich dann in St.-Jean-de-Sixt, meinem Etappenziel für heute. In einer Bar schaute ich das Ende der Tour-de-France-Etappe, die leider das Ende der Tour de France für Tony Martin war. Dann zum Campingplatz, der lag etwas außerhalb – und oberhalb! Steileres als dieses Sträßchen gab es auf der gesamten Reise nicht mehr. Zum Glück waren es nur ein paar hundert Meter. Zu meinem Geburtstagsabendessen lief ich dann aber lieber zu Fuß ins Dorf. Es gab mit Reblochon überbackene Kartoffeln. Lecker – und heiß!

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Freitag, 10. Juli: St.-Jean-de-Sixt– Beaufort
  • Kilometer: 61,4
  • Sattelstunden: 4:52
  • Höhenmeter: 1.286
  • Ausgaben für Getränke: 4,81 EUR

Der Zwei-Pässe-Tag. Aus den Bornes-Alpen ins Beaufortain. Durch die Heimat des Reblochon. Aber erstmal stürzte ich mich vom Campingplatz hinunter nach St.-Jean-de-Sixt, zum Croissant-und-Pain-au-Chocolat-Frühstück. Dann los, Pass eins von zwei wartet, der Col des Aravis.


Auf dem Weg zum Col des Aravis.


Zweizack.


Tierische Überzahl.


Mont-Blanc-Blick.

Und es ging überraschend einfach bergauf. Wenn man seinen Rhythmus gefunden hat, passt es. Allzu steil war er auch nicht, der Pass. Auf den Kilometersteinen stand jeweils die Höhe und die Durchschnittssteigung des kommenden Kilometers – selten waren das 8 %. Oben gab es mal wieder einen Mont-Blanc-Blick – und Reblochon. Hier schlägt sozusagen das Reblochon-Herz. Mein Lieblingskäse. Zudem eine Art subversiver Käse: „Reblocher“ ist savoyisch und heißt „zweimal melken“. Der Reblochon wird (okay, wurde früher) aus der heimlich, an der Melkkontrolle vorbei nachgemolkenen Milch fabriziert.

Der Col des Aravis markierte zudem meine erste Départementsgrenze, von Savoie (73) kam ich nun ins Département Haute Savoie (74). Nun vernichtete ich 600 der gewonnenen Höhenmeter und rauschte nach Flumet. Der Ort ist eine Art Käsegrenze, von dort geht es ins Beaufortain – der Beaufort ist allerdings ein Käse, den ich nicht so mag. Das hinderte mich aber nicht, über die Brücke hinein in die Steigung zu fahren.


Flumet.

Viele Serpentinen dicht übereinander, und schon bald hatte ich 200 Höhenmeter wieder gewonnen. Mittagspause machte ich in Notre-Dame-de-Bellecombe – natürlich mit Reblochon auf dem Baguette. Das war genug Stärkung für die restlichen 800 Höhenmeter hinauf auf den Col des Saisies. Langsam, aber stetig näherte ich mich den 2.000 Metern.


Dunkle Tannen, hohe Berge im Sonnenschein.

Heiß war es mal wieder, aber daran hatte ich mich schon fast gewöhnt. Die Landschaft war schön, der Mittelgebirgscharakter verschwand, schließlich ist der Col des Saisies die Grenze zwischen den Savoyer Voralpen und den Hochalpen. Die Passhöhe liegt fast im Skiort Les Saisies – und war dann doch nicht so idyllisch. Riesiger Parkplatz, Skiliftanlagen und ein großer Haufen Chalets.


Der zweite Pass des Tages, Col des Saisies.


Betonierter Campingplatz.


Ziemlich viele Chalets.

Auf der Abfahrt in Richtung Beaufort gab es dann wieder Mont-Blanc-Blicke satt. Nur eine kleine Auswahl folgt hier. Ich rollte fast bis Beaufort, nur die letzten Kilometer war es flach, mit etwas Gegenwind.


Der höchste Berg der Alpen, mit dem Tele.


Der höchste Berg der Alpen, mit Tal.

Der Campingplatz war etwas vor dem Ort, ich ließ ihn erstmal links liegen, um einzukaufen. Dann baute ich das Zelt dort auf, wo ich bald Schatten erwartete – und tatsächlich, die Sonne verschwand bald hinter Bäumen und Bergen. So war der Abendspaziergang nach Beaufort ohne allzuviel Schweiß möglich.


Ex-Polizei in Beaufort.

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Samstag, 11. Juli: Beaufort – Bourg-Saint-Maurice
  • Kilometer: 44,8
  • Sattelstunden: 3:51
  • Höhenmeter: 1.228
  • Ausgaben für Getränke: 13,64 EUR

Die Pässe wurden höher, die Etappen kürzer. Heute waren es keine 50 km, aber ich war fast auf 2.000 Höhenmetern. Ein paar Kilometer konnte ich mich einrollen, dann machte ich die Frühstückspause in Beaufort. Schon da merkte ich, dass Wochenende ist: Sehr, sehr viele Rennradfahrer machten sich auf den Weg zum Cormet de Roselend. Leider auch sehr viele Motorradfahrer, doch die kamen erst später.


Rückblick - ein paar Meter sind schon geschafft.

Bis zum Col du Meraillet auf 1.605 m ging es fast permanent mit ca. 8 % bergauf, also steiler als die Pässe bisher. Die Straße verläuft im Wald, daher war es noch recht schattig. In langen Serpentinen erreichte ich den Col du Meraillet, ein paar Pausen musste ich machen, vor allem, um Anti-Brumm zu versprühen. Es brummte wirklich nervend um mich herum, die Fliegen haben mich entdeckt. Ab und an nahm mir ein schnellerer Rennradfahrer welche ab, doch Nachschub brummte sofort heran. Anti-Brumm half nur bedingt. Und gar nicht gegen das noch lautere und noch nervendere Brummen der Motorräder. Die mich teilweise sehr knapp überholten.

Nach dem Col du Meraillet änderte sich die Landschaft radikal. Das lag zum einen am Stausee, an dem ich nun entlangfuhr. Und zum anderen daran, dass ich nun über der Waldgrenze war. Es wurde alpin, fast sogar hochalpin. Und ich wusste, wofür ich mich gequält hatte. Der restliche Anstieg bis zur Passhöhe war zwar immer noch anstrengend, aber dafür in grandioser Landschaft. Da verschmerzte ich sogar die paar Höhenmeter, die ich entlang des Sees wieder verlor. Fast hätten mich sogar die Motorradfahrer nicht mehr gestört. Aber nur fast.


Kapelle und Stausee.


Höhenunterschied.


Fast 2.000 m.

Ich hatte mir viel Zeit gelassen und startete erst gegen 14 Uhr von der Passhöhe. Und mit der Quälerei war es auch vorbei, vor mir lagen 20 km Abfahrt. Durch hochalpine Landschaft, nicht ganz so spektakulär wie auf der Nordseite (oder eher Westseite), aber trotzdem sehr schön und recht verlassen. Kühe gab es viele. Und einen schönen Blick auf den vergletscherten Mont Pourri.


Milchkannen und …


… ihre Quelle

Erst kurz vor Bourg-Saint-Maurice musste ich wieder in die Pedale treten. Schon um 15 Uhr war ich am Campingplatz. Im Intermarché versorgte ich mich ein wenig, hauptsächlich mit Getränken. Der Campingplatz war erstaunlich leer, auf der sehr großen Zeltwiese standen gerade mal drei Zelte. Und es gab einen Fernsehraum, den nutzte ich, um Tour de France zu schauen. Die war in der Bretagne, ganz am anderen Ende Frankreichs. Aber das Wetter war auch dort schön und ein Franzose gewann.


In Bourg-Saint-Maurice.

Am Abend machte ich mich zu Fuß auf nach Bourg-Saint-Maurice, um mir ein Restaurant zu suchen. Das war gar nicht so einfach, die meisten Open-Air-Plätze waren belegt – eine Art Straßenfest sorgte für viel Verkehr in der Fußgängerzone. Es spielte eine deutsche Band! Ich fand dann eine Pizzeria, die Pizza war für französische Verhältnisse sogar ziemlich gut.

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Sonntag, 12. Juli: Bourg-Saint-Maurice – Val d‘Isère
  • Kilometer: 35,0
  • Sattelstunden: 3:15
  • Höhenmeter: 1.026
  • Ausgaben für Getränke: 7,94 EUR

Die Etappe war noch kürzer als die gestrige. Aber ich plante sie ohnehin als halben Ruhetag. Den Col de l’Iseran wollte ich nicht an einem Wochenende fahren und mit den nervenden Motorrädern teilen. Also 35 km bei moderater bis starker Steigung. Leider recht wenige Serpentinen, stattdessen lange entlang des Hangs im Tal der jungen Isère nach oben. Bei Sainte-Foy-Tarentaise knickt die Straße nach Süden ab, hier begann die richtige Steigung. Relativ langweilig, bis auf schöne Blicke auf die andere Talseite. Motorräder waren natürlich wieder eine ganze Menge unterwegs. Irgendwann tauchte dann das ewige Eis auf, siehe oben, aber ich musste auf die Straße schauen. Der Verkehr nahm deutlich zu und ich habe noch nie so viele Motorradfahrer angebrüllt wie an diesem Tag. Serpentinenarme Strecke, die heizten mit 250 Sachen in einem Abstand von 20 cm an mir vorbei. Grr.


Villaroger – auf der anderen Seite.


Ewiges Eis - gesehen von ca. 30 Grad.

Die Staumauer des Lac du Chevril markiert das Ende des Anstiegs für heute. Es ist eine imposante Mauer, 180 m hoch. Das alte Dorf Tignes verschwand im See, das neue ist im Sommer eine Geisterstadt – im Winter nicht. Ich fuhr über die Staumauer und zurück, schaute ein wenig aufs Wasser und auf die Parkplätze und fuhr dann weiter.


Party.


Genügend Parkplätze.


Le Villaret, idyllisches Dörfchen …


… am Fuße von viel Beton, …


… dahinter viel Wasser.


Fast versteckt: Tignes, bewohnt im Winter.

Nach Val d’Isère sind es nun kaum noch Höhenmeter, ich war recht schnell da. Und ich fand ein Zimmer im Hotel Avancher, sogar mit Platz im Restaurant für das Abendessen. Ein Waschsalon war in der Nähe, sehr schön, da schmiss ich mal alles in die Maschine, was ich bisher anhatte. Und dann lief ich durch das Dorf. Okay, Dorf trifft es nicht mehr so ganz. Es sieht hier nicht ganz so schlimm aus wie in vielen anderen französischen Skistationen, man achtete ein wenig auf alpinen Baustil. Das Ergebnis sind zehngeschossige Chalets, auch nicht viel besser als die Hochhäuser von Tignes. Und man bemüht sich um Sommertourismus. Aber so richtig klappt das nicht, viele Häuser sehen aus wie die Hotels an der Playa de Palma im Winter. Geschlossen. Dennoch, Downhiller waren einige da und ließen sich mit Sesselliften nach oben bringen, außerdem fand irgend so ein Laufevent statt, bei dem die Läufer aus dem Wald heraus ins Dorf herunterliefen.


Val d’Isère: Vorhänge zu.


Weihnachtsbäume im Juli.


Schwebende Sessel und Kreisverkerh.


Angeseilt.

Ich ging nach dem kurzen Dorfrundgang zurück ins Hotel und las elektronische Bücher. Und dann gab’s leckeres Abendessen, wieder was mit Reblochon. Ich ging früh ins Bett, morgen warteten immer noch fast 1.000 Höhenmeter und eine Fahrt im Tal bis zum Fuße des Col du Télégraphe, vermutlich gegen den Wind.

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Montag, 13. Juli: Val d’Isère – St.-Michel-en-Maurienne
  • Kilometer: 93,6
  • Sattelstunden: 5:40
  • Höhenmeter: 910
  • Ausgaben für Getränke: 2,33 EUR

Frühstück im Hotel, lecker. Das muss man denen schon lassen, das klappt in den Bergen. Wieder das Rad bepacken und los ging es. Auf den höchsten Pass der Alpen. Okay, den höchsten Straßenpass. Und was ich gleich merke: Auf 1.800 m Höhe ist es morgens noch frisch. Aber nicht frisch genug für lange Ärmel, ins Schwitzen komme ich sofort, es geht bis zur Passhöhe nur bergauf. Zunächst entlang der ganz jungen Isère, die ich am Schluss der Reise in Grenoble – dann etwas breiter – wiedersehen sollte.


In die Sonne.


Winternarben.


Die ganz junge Isère.

Ich fuhr übrigens schon seit gestern im „Parc national de la Vanoise“, dem ersten Nationalpark Frankreichs. Hm, so richtig nach Nationalpark sah es aber nicht aus. Die Narben des Winters sind deutlich zu sehen. Wie kann das sein, es wird ein Nationalpark zum Schutz der unberührten Hochgebirgswelt eingerichtet – und darin sind riesige Skigebiete? Val d’Isère und Tignes gehören zum Verbund „Paradiski“ mit 425 km Pisten. Nun, es gab damals zwei konkurrierende Ideen. Zum einen die Nationalparks mit dem Naturschutz, zum anderen der „Plan Neige“, mit dem die Regierung Giscard allen Franzosen das Skifahren ermöglichen wollte. Und sowas wird in Frankreich zentral geplant. Von Paris. Les Arcs, La Plagne, Tignes oder Isola 2000 sind nur einige der Skistationen, die auf diesen Plan zurückgehen. Das hört sich aus heutiger Sicht nicht gerade fortschrittlich an – aber nicht alle Ideen dahinter waren schlecht. Auch die Architektur – Nordweststadt auf 2.000 m hörte ich mal als Beschreibung – war auf der Höhe der Zeit, teilweise entwarfen Stararchitekten die Retortenorte.


Es sind schon ein paar Höhenmeter geschafft.


Für eine andere Sportart.


Auch für eine andere Sportart.

Ich schwiff ab. Zurück auf die Passstraße, auf der ich mich von Kilometerstein zu Kilometerstein vorarbeitete – so richtig steil war es nicht, selten mehr als 8 % und es lief ganz gut. Zudem waren angenehm wenig Motorräder unterwegs. Überholt wurde ich von Rennrädern – und E-Bikes. Letztere in recht hohem Tempo und was mir auffiel: Sie grüßten nicht zurück. Richtige Radfahrer grüßten immer, selbst Autofahrer winkten mir zu und ermutigten mich. Ach ja, auch ein Skilangläufer überholte mich …


Blick zurück.


Blick nach vorne.

Die letzten Meter gingen dann ziemlich einfach, die Passhöhe war zu sehen und ich war gut in Form. Im Winter kommt man einfacher hoch, Seilbahnen und Skilifte prägen die Landschaft. Im Winter ist die Straße Skigebiet.


Die letzten Meter.


Auf dem höchsten Straßenpass der Alpen.

Aber jetzt war Sommer und ich hatte es geschafft, 2.764 m, der höchste Straßenpass der Alpen – die 2.770 m auf dem Schild sind nicht ganz korrekt. Aber egal, ein Passfoto musste natürlich sein, da nahm ich auch die Wartezeit in Kauf, denn ich war nicht der einzige, der sein Rad dort fotografieren wollte. Und – auch darauf habe ich mich lange gefreut – Schnee! Mitten im Juli.


Jetzt einen Meter Schnee.


14 km bergab rollen!

Und mit der Passhöhe änderte sich die Landschaft schlagartig. Natürlich war es immer noch Hochgebirge – aber auf einmal ohne Skilifte und Seilbahnen. Nun war ich in der Kernzone des Nationalparks. Das ist also der Kompromiss zwischen Nationalparks und Plan Neige: In den Kernzonen der Nationalparks herrscht strikter Naturschutz, in den Randzonen – nun ja, nicht so strikter.


Die Momente, für die sich die Qualen lohnen.


Straße im Fels.


Bonneval-sur-Arc.


Bonneval und das Arc-Tal und ein Gletscher und ein paar Berge.

Bis Bonneval-sur-Arc trat ich kein einziges Mal in die Pedale. Und ich dachte mir, zum Glück musste ich hier nicht hochfahren. Abfahrten kommen mir immer steiler vor als Auffahrten. Aber in diesem Fall stimmte das sogar, auf den Kilometersteinen standen häufig Steigungen von 10 oder 11 %. Bonneval liegt nicht mehr in der Kernzone des Nationalparks, dennoch, der Ort ist völlig anders als Val d’Isère auf der anderen Seite des Passes. Sanft soll der Tourismus hier sein, und so wirkt es auch. Es ist im Winter bestimmt sehr schön hier. Im Sommer ist es das auf jeden Fall.




Wie befürchtet musste ich nun gegen den Wind fahren – das merkte ich vor allem in den flacheren Passagen. Ich machte kurze Pausen, eine vom Teufel beobachtet in Bessans, um ein bisschen was zu essen. Vor Lanslevillard überraschte mich der Zwischenpass Col de la Madeleine nicht mehr, ich wusste, dass er kommt. Ab Lanslevillard war es dann vorbei mit der Einsamkeit, hier zweigt die Straße über den Col du Mont Cenis nach Italien ab und der Verkehr war deutlich stärker.


Teufelswasser.


Auf 1.674 m Höhe.

Der Wind wurde immer stärker und ich immer langsamer – und müder. Ein Rennradfahrer merkte das und bot mir Windschatten an. Sehr nett, aber ich lehnte dankend ab, ich wollte ihn nicht aufhalten und mit seiner Marco-Pantani-Figur hätte er mir und meinem Schwerlaster auch nicht so viel geholfen. Vor Modane wurde das Tal dann enger und auf der gegenüberliegenden Talseite erschien das Fort Victor Emmanuel. An das ich mich überhaupt nicht erinnerte, obwohl ich doch vor einigen Jahren schon mal hier entlangfuhr. Und damals muss es auch schon dort gestanden haben. Eine wirklich beeindruckende Anlage!


Das Fort Victor Emmanuel.


Verkehrswege in Modane.

In Modane machte ich nochmal kurz Pause. Idyllisch ist anders. Wenn durch ein enges Tal eine wichtige Bahnlinie und eine Autobahn führen, dann ist nicht mehr viel Platz für den Rest. Auch dem Ort sah man seine industrielle Vergangenheit an. Ich fuhr bald weiter, gegen den Wind nach St.-Michel-en-Maurienne. Dort gab es einen Campingplatz direkt am Ortseingang, mit Hotel – sehr schön, da buchte ich gleich ein Frühstück. Was nicht so einfach war: Das Zelt aufbauen. Steinharter Boden, ich musste diverse Steine zusammensuchen, Häringe in den Boden zu hämmern war unmöglich. Ich legte mich früh ins Zelt, denn morgen stand eine der höhenmeterreichsten Etappen auf dem Plan, über den Col du Télégraphe und den Col du Galibier.

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Dienstag, 14. Juli: St.-Michel-en-Maurienne – Briançon
  • Kilometer: 75,7
  • Sattelstunden: 5:53
  • Höhenmeter: 2.070
  • Ausgaben für Getränke: 18,66 EUR

Ab 7 Uhr sollte es das Frühstück geben im Hotel, aber irgendwie haben die verschlafen. Trotzdem saß ich einigermaßen früh, um 8 Uhr, auf dem Sattel. Viel einrollen war nicht, es ging gleich ordentlich bergauf. In weiten Serpentinen führte die Straße hinauf zum Col du Télégraphe, meistens im Wald, so dass sich nur selten schöne Blicke ins Tal boten. Unterwegs traf ich eine Kölnerin, die den Materialwagen für ihren rennradelnden Mann fuhr, der sich heute den Galibier vorgenommen hatte. Er war schneller oben als ich.


Na, zum Glück.


Zweikirchenblick.


Es geht bergauf.

Entlang der Straße standen immer wieder Mülltonnen, in die die bergwärts hetzenden Radler ihre Abfälle werfen konnten. Und dennoch lagen viel Energiegelaluminium am Straßenrand. Man muss nicht alles verstehen.


Für die umweltfreundliche Entsorgung ohne Stopp.


Okay, das haben nicht nur Radfahrer da reingeworfen.


Das Arc-Tal, wenig Platz neben Auto- und Eisenbahn.

Langsam, aber stetig radelnd erreichte ich die Passhöhe des Télégraphe. Mein Tacho zeigte eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,83 km an. Die sollte sich auf der Abfahrt nach Valloire etwas erhöhen.


Der Strohradler war vor mir auf dem Vorab-Pass.

Das ist das Blöde am Col du Galibier – man verliert etwa 150 der vorher mühsam gewonnenen Höhenmeter wieder. Valloire ist offensichtlich die Heimat eines Skiweltmeisters. Ich suchte einen Supermarkt, um mich mit genügend Kalorien für die folgenden 1.200 Höhenmeter einzudecken. Befürchtungen, ich könnte wegen des Nationalfeiertags keine Gelegenheit dazu bekommen, waren überflüssig – alle Geschäfte waren geöffnet.


Valloire.


Hier wohnt also ein Weltmeister.

Kurz hinter Valloire musste ich gleich wieder anhalten. Auf einer Wiese standen ein Affe, ein Känguruh mit Kind, ein Flieger, ein Pferd und vieles mehr – aus Stroh. Die „Géantes du Valloire“ – eine Attraktion, die vor allem viele Kinder begeisterte. Aber auch ein paar Reiseradler, von denen ich immer mehr sah, je weiter ich nach Süden kam.


Strohkunst zum ersten.


Strohkunst zum zweiten.

Nach vielen Fotos fuhr ich noch ein paar Kilometer weiter hoch und suchte mir ein schönes Plätzchen für meine Mittagspause. Das fand ich kurz hinter der Abzweigung nach Bonnenuit – so hieß das Kaff auch jetzt, mitten am Tag. Das war etwa auf der Hälfte der Strecke zwischen Valloire und dem Ausflugsrestaurant Plan Lachat. Etwa auf Höhe der Waldgrenze, großartige Landschaft.


Durchguck.




Der hat mich überholt.

Plan Lachat war das nächste Zwischenziel, ab dort wurde die Straße wieder interessanter – ich mag es nicht so, wenn es ohne Serpentinen einfach geradeaus geht. Gut, es geht schlimmer, immerhin war die Landschaft großartig – ich fürchte, ich wiederhole mich. Aber ab jetzt kamen Serpentinen, die Passstraße verließ das Tal und ich machte mich auf die letzten Kilometer zum Gipfel. Es wurde härter. Irgendwann kämpfte ich mich von Kilometerstein zu Kilometerstein und machte an jedem eine Pause. Schaute immer auf das Handy, um zu sehen, wieviele Höhenlinien ich jetzt geschafft hatte.


Schon über 2.000 m, aber noch lange nicht oben …


… aber bald.

Und auf einmal war das Handy weg. Das merkte ich beim Bergrestaurant am Tunneleingang. Großer Schreck. Zwei Kilometer weiter unten hatte ich es noch, also musste ich es vor einem Kilometer nicht zurück in die Tasche gesteckt haben. Ich lief runter – nichts. Ein belgisches Ehepaar sah meine Suche und bot mir Hilfe an. Netterweise fuhren sie mich noch einen Kilometer weiter runter – auch hier nichts. Dann zurück zum Bergrestaurant. Was tun? Ich merkte, wie erschreckend abhängig ich von dem Gerät war. Ich hatte ja kaum Telefonnummern im Kopf. Anrufen ging aber ohnehin nicht, nach Deutschland konnte ich aus dem Restaurant nicht telefonieren. Also beschloss ich, nach Briançon zu fahren und mir auf dem Weg zu überlegen, was ich nun machen sollte. Eine Lehre: Adrenalin hilft die Berge hoch. So schnell wie die letzten Kilometer zur Passhöhe bin ich selten bergauf gefahren.


Die Meije, wie auch immer man das ausspricht.


Geschafft!

Oben angekommen waren meine Gedanken immer noch beim Handy. Okay, ein bisschen schaute ich mich auch um, die Aussicht war phänomenal. Im Süden direkt das Pelvoux-Massiv mit der Barre des Écrins und der Meije. Die sich im nächsten Nationalpark befinden, dem Écrins-Nationalpark. Fast hätte ich nicht mehr daran gedacht, dass ich mein Handy verloren hatte. Aber nur fast. Ach ja, Motorräder sollten sie verbieten, auch in den Randzonen der Parks – dann wäre viel gewonnen. Obwohl sie heute nicht so aggressiv waren wie vor ein paar Tagen. Viele waren es trotzdem.


Blick nach Norden.


Die Barre des Écrins, 4.102 m, der südlichste Viertausender der Alpen. Und der westlichste..

Kurz bevor ich mich auf die Abfahrt machte – immerhin war es schon recht spät – schaute ich auf meine hintere Packtasche. Und sah dort mein Handy liegen. Dorthin hatte ich es also gelegt und dort blieb es völlig ungesichert vier Kilometer lang liegen. Auf der Abfahrt wäre es wohl nach wenigen Metern runtergefallen …


So reiste mein Handy auf den Pass.


Nein, das waren nicht die Einzigen.

Beim Denkmal für Henri Desgranges, Gründer der Tour de France, machte ich einen kurzen Stopp für ein Foto. Und wunderte mich über den seltsamen Scheiteltunnel, der gerade mal 102 m unterhalb der Passhöhe liegt. Was hat das für einen Sinn? Offensichtlich gibt es einen, sonst hätte man den Tunnel nicht 2002 wieder eröffnet.


Denkmal für Henri Desgrange, Gründer der Tour de France.


Die letzten Meter von Süden - also für mich die ersten Meter der Abfahrt im Rückblick.

Zum Col du Lautaret ging es 8 km bergab, was meine Bremsen stark beanspruchte. Vor allem, weil ich häufiger auf 0 km/h bremste, um mich umzuschauen und Fotos zu machen. Das Pelvoux-Massiv, die imposante Meije – Motive gab es genug. Auch das Tal hinunter nach Briançon war ein Motiv, mit dem Monte Viso am Horizont.


Und weitere Kilometer Abfahrt in Richtung Briançon warten auf mich. Ganz hinten übrigens der Monte Viso.


Der Col du Lautaret.

Der Col du Lautaret, meine Lieblingspasshöhe. Denn sie kostete mich keinen Schweiß, ich erreichte sie rollend. Und auf mich wartete eine rasante Abfahrt nach Briançon, auf der breit ausgebauten D 1091. Eigentlich ist hier der Verkehr der Wermutstropfen, immerhin ist dies die direkte Verbindung zwischen Grenoble und Briançon. Doch die war unterbrochen, weil der Tunnel am Lac du Chambon auf der Westseite des Passes einzustürzen drohte – dazu später mehr.


Passstraße und Meije.


Die einfachste Passhöhe meiner Reise.



Inzwischen – genaugenommen seit der Passhöhe des Col du Galibier – war ich in einem anderen Département, Hautes Alpes (05) und in einer anderen Region: PACA, das ist die Abkürzung für Provence-Alpes-Côte-d’Azur. Es wurde immer heißer, je tiefer ich kam. Obwohl Briançon sich höchste Stadt Europas nennt – nun ja, ich zweifle. Das ist immer so eine Sache mit den Superlativen, dazu am Col de la Bonette mehr.


Auf dem Hotelparkplatz – Zweiräder sind hier motorisiert.

In Briançon wollte ich nur noch schnell in ein Hotel mit Fernseher und Klimaanlage und fand es im IBIS gleich am Ortseingang. Ja, die Altstadt ist schön, Vauban-Festung, Zitadelle, UNESCO-Weltkulturerbe – aber ich wollte nix mehr machen. Fernsehen und essen. Hotelzimmer-Abendessen, das Hotel lag direkt über einem riesigen Géant-Supermarkt und der hatte trotz Feiertag bis abends geöffnet. Reblochon, Baguette, Pfefferminzschokoflözpudding.

Und im nächsten Teil geht es weiter nach Süden, über ein paar Berge ans Meer.

Und hier der Link zum Track dieses zweiten Teils der Tour.

Geändert von Holger (09.02.16 20:38)
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#1189757 - 09.02.16 20:46 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Keine Ahnung
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In Antwort auf: Holger
Die Momente, für die sich die Qualen lohnen.


Da hattest Du aber wohl einige davon zwinker

Eine tolle Tour in einer wunderschönen, aber anstrengenden Gegend. Danke für den Bericht!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1189761 - 09.02.16 21:05 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
panta-rhei
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Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien

Hi Holger



Wieder sehr schöne Pigs und gut erzählt!

Der Aravis ist ein bisschen unspektakulär, aber man kann ihn etwas "aufhärten" schmunzel : Von der Passhöhe geht eine Piste ab, da kann man auch weiter, statt die Abfahrt zu nehmen. Den Iseran habe ich als superanstrengend in Erinnerung, es ging im mittleren Teil mit den Serpentinen sehr viel Wind und oben wars saukalt und hat geschifft traurig ...

Bist Du eigentlich nie auf die Idee gekommen, mal "oben" wild zu zelten? Fand das Nächtigen oberhalb der Baumgrenze immer eines der Highlights im Hochgebirge, wenn man sich schon so abplagen tut zwinker ...
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
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#1189764 - 09.02.16 21:11 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Friedrich
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bravobravo Das weckt Erinnerungen bravo bravo
Fritz
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#1189803 - 10.02.16 07:27 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: panta-rhei]
Holger
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In Antwort auf: panta-rhei
[…]Den Iseran habe ich als superanstrengend in Erinnerung, es ging im mittleren Teil mit den Serpentinen sehr viel Wind und oben wars saukalt und hat geschifft traurig ...

Bist Du von Norden oder von Süden gefahren? Von Süden ist er deutlich härter, auf der Nordseite waren auf den Kilometersteinen selten mal 9 %, meistens 7 oder 8 % angegeben. Auf der Südseite - wenn ich mich mal umgedreht habe - stand da häufiger 10 oder 11 %. Wind und Wetter ist natürlich auch ein Thema, das war es bei mir nicht, nur Wind im Maurienne-Tal.

In Antwort auf: panta-rhei
Bist Du eigentlich nie auf die Idee gekommen, mal "oben" wild zu zelten? Fand das Nächtigen oberhalb der Baumgrenze immer eines der Highlights im Hochgebirge, wenn man sich schon so abplagen tut zwinker ...

Doch, auf die Idee bin ich schon gekommen - früher haben wir das auch gemacht. Aber inzwischen mag ich das Wildcampen nicht mehr, ich will eine Dusche zwinker Die Alternative feste Unterkunft auf der Passhöhe gab es nicht, zumindest glaube ich, dass da oben auf dem Iseran keine Zimmer angeboten werden. Das habe ich mal auf dem Gotthard gemacht, schön ist das schon!
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#1189882 - 10.02.16 13:45 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Friedrich]
veloträumer
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In Antwort auf: Friedrich
Das weckt Erinnerungen

Ja , und welche ...
- Holger, hast du nicht zufällig ausgangs Val d'Isère bei seitwärts der Hauptstraße gelegen Flussbrücklein ein analoge Spiegelreflexkamera der Marke Canon gesehen??? verwirrt Sie müsste dort mittlerweile das 10-jährige Jubiläum gefeiert haben. grins

Wie du siehst, eine Gegend, in der Vergesslichkeit zum Alltag gehört - die Berge lenken halt ab. schmunzel Ich habe übrigens auch schon einige Male so eine Situation gehabt mit offen liegenden Sachen auch dem Gepäckträger oder den Taschen. Sogar Abfahrten hinunter und alles noch da. Manchmal ist nicht mal der Müll weggeflogen. (Nur ein Quasselknochen hätte da nie liegen können. schmunzel) Ist erstaunlich, wie stabil diese Position des Rades ist (auch eher windgeschützt).

Was mich etwas beunruhigt, ist der scheinbar immer mehr zunehmende Verkehr. Bei meiner zweiten Querung 2009 empfand ich schon mehr Verkehr als 4 Jahre zuvor. Deien Beschreibung scheint nochmal gravierender. Immerhin durfte ich noch erleben, wie die Murmeltiere die Motorbiker ausgebremst haben. Blieben einfach auf der Straße, haben nur Radler durchgelassen. lach

Steigung: Glaube nicht, dass die Südseite des Iseran steiler ist als die Nordseite ist. Ich bin beide Varianten gefahren und habe zudem auch die Abfahrt nach Süden als recht flach in Erinnerung. Es geht subjektiv flott aufgrund der guten Straße. Damals wollten zwei andere Reiseradler, die ich in einer Dreiergruppe kennen gelernt hatte, sogar ohne zu bremsen runterfahren, nur mit Körperverlagerung. Ich weiß nicht, ob es ihnen gelungen ist, in der Tendenz eignen sich die weiten Kurven aber schon ganz gut dafür.

Briançon: Ist auch nicht mehr höchste Stadt der Alpen, weil Davos mittlerweile kein Dorf, sondern eine Stadt ist. Über eine "Stadt" Davos sind die Engadiner aber selbst etwas im Zweifel. Schon früher aber gab bzw. gibt es irgendwo in Spanien eine höher gelegene Stadt (Name entfallen). Ist aber nicht wirklich so wichtig, zumal Briançon als Stadt eine bedeutende Historie hat, die den anderen "Dörfern" weniger gegeben ist.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1189885 - 10.02.16 14:00 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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In Antwort auf: veloträumer
[…]Steigung: Glaube nicht, dass die Südseite des Iseran steiler ist als die Nordseite ist. Ich bin beide Varianten gefahren und habe zudem auch die Abfahrt nach Süden als recht flach in Erinnerung. Es geht subjektiv flott aufgrund der guten Straße. […]

Da dürfte Dich Deine subjektive Erinnerung täuschen zwinker Subjektiv denke ich bei fast jedem Pass auf der Abfahrt - vielleicht mal den Maloja ausgenommen grins - "zum Glück musste ich hier nicht hoch". Dieser subjektive Eindruck hält der Überprüfung der Höhen- und Kilometerangaben nicht immer stand.

Die Steigungsangaben auf diesen Kilometersteinen würde ich nicht grundsätzlich in Zweifel ziehen. Da immer die Höhe drauf steht, kann man ja überschlagen, ob das stimmt mit der Steigung für den nächsten Kilometer. Und das hat meistens gestimmt. Ich habe es eben auf Google-Maps in der Geländeansicht ausprobiert: Um von der Passhöhe auf die 2.200er Höhenlinie zu kommen, benötigt man auf der Nordseite 9,3, auf der Südseite 8 km. Auf 1.900 m (kurz nach Ortsausgang Val d'Isère, etwas letzte Serpentine vor Bonneval) benötigt man im Norden 14,1 km, im Süden 12,9. Oder umgekehrt: 10 km vor der Passhöhe ist man im Norden etwa auf 2.160 m, im Süden auf etwa 2.020 m.
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#1189890 - 10.02.16 14:12 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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In Antwort auf: veloträumer
[…]Was mich etwas beunruhigt, ist der scheinbar immer mehr zunehmende Verkehr. […]


Hängt natürlich auch von Wochentag, Jahreszeit etc. ab. Aber mein subjektiver Eindruck ist ähnlich. So sehr wie auf den 35 km von Bourg St. Maurice nach Val d'Isère habe ich mich noch nie über Motorradfahrer geärgert. So krass hatte ich das nicht erlebt, zumindest nicht in Erinnerung. Allerdings war es auf dem Rest der Reise nicht mehr soo schlimm. Es waren jedoch wirklich viele Motorradfahrer unterwegs, auch viele Gruppen. Die waren jedoch nie so aggressiv wie die Wochenendraser. Das waren eher so welche wie auf dem Motorradbild aus Briancon schmunzel
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#1189910 - 10.02.16 15:18 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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In Antwort auf: veloträumer
[…] - Holger, hast du nicht zufällig ausgangs Val d'Isère bei seitwärts der Hauptstraße gelegen Flussbrücklein ein analoge Spiegelreflexkamera der Marke Canon gesehen??? […]

Antwort drei: Nee, allerdings muss ich zugeben, dass ich da auch nicht darauf geachtet habe schmunzel
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#1189973 - 10.02.16 19:12 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
natash
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Hallo Holger,


da hast Du es ja wieder nett angehen lassen - und zu schönen Eindrücken hats ja bei aller Anstrengung auch gereicht :), ich habe grad Lust gleich loszufahren (aber die voraussichtlichen Wetterbedingungen im Zielgebiet halten doch eher ab im Moment).
Am stark ansteigenden Verkehr in touristisch interessanten Berggebieten ist sicherlich was dran, ich habe den Eindruck dass die Leute noch viel bedenkenloser auch für spontane Kurztrips (die oft gar nicht so kurz sind) bereit sind einen haufen Sprit zu verbrennen, als noch vor ein paar Jahren. Da gibts zwar sicherlich lokale Unterschiede und es ist auch von der Zeit und den Umständen abhängig (Wochentag Uhrzeit, Wetter usw), aber es ist ein Trend.
Im Simmental haben wir uns vor ein paar Jahren auf dem Weg nach Wien (nein es war nicht der direkteste Weg lach)auf dem Radweg herumgeärgert. Der ist in der Tat nicht befestigt, zwar recht hübsch, aber man kommt kaum vom Fleck und wir waren mit Rennreifen und einem Haufen Gepäck unterwegs. Wir sind dann auch nach einiger Zeit auf die Straße gewechselt.
Bin gespannt auf deine weitere Reise

Gruß

Nat
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#1190009 - 10.02.16 20:30 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: natash]
Friedrich
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In Antwort auf: natash
Im Simmental ... auf dem Radweg herumgeärgert. Der ist in der Tat nicht befestigt, zwar recht hübsch, aber man kommt kaum vom Fleck und wir waren mit Rennreifen und einem Haufen Gepäck unterwegs.

Wir habe uns im Simmental nicht geärgert (beide mit 50-er Reifen unterwegs) aber trotz schweizer Beschilderung manchmal fragen müssen ob wir tatsächlich noch auf dem offiziellen Radweg sind (Seen Route bzw. Veloroute 9).

Gefallen hat es uns trotzdem sehr gut.
Fritz
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#1190071 - 11.02.16 07:44 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: natash]
Holger
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In Antwort auf: natash
[…]Da gibts zwar sicherlich lokale Unterschiede und es ist auch von der Zeit und den Umständen abhängig (Wochentag Uhrzeit, Wetter usw), aber es ist ein Trend.[…]


Denke ich auch. Mehr ist es nach meinem Gefühl grundsätzlich schon geworden, aber für mich noch lange nicht unerträglich. Schwierig fand ich vor allem das eine Wochenende. Und da vermute ich - ohne das irgendwie statistisch belegen zu können -, dass es vor allem Tagesausflügler sind, die aus urbanen Großstadträumen einen Trip in die Alpen machen. Turin, Lyon, Marseille, Nizza, ist ja alles nicht so weit weg. Und da sie ja abends alle wieder heim müssen, haben sie wenig Zeit und heizen wie die Bekloppten. Während der Woche waren auch viele unterwegs, aber häufig ältere Touristen, die waren halt nur nervend laut, aber in der Regel (von der es natürlich einige Ausnahmen gab) nicht so rücksichtslos.

Ich meine übrigens ausschließlich Motorradfahrer. Autos haben mich fast gar nicht gestört, und es waren auch nicht übermäßig viele unterwegs.
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#1190135 - 11.02.16 12:15 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
touromat
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Sehr schöner Bericht! Die Bilder verursachen akute Pässe-Sehnsucht. Einige Stellen habe ich sofort wiedererkannt und ich habe davon ganz ähnliche Bilder.

Den Roselend halte ich auch für einen der schönsten Pässe.

Den Iseran bin ich auch schon von beiden Seiten gefahren. Ich würde sie als etwa gleich schwierig einschätzen.

Das mit den vielen Motorrädern erschreckt mich jetzt etwas. Ich war schon dreimal im Juli dort mit dem Rennrad unterwegs (2009, 2010 und 2013). Auch auf den „großen“ Pässen (Iseran, Izoard, Agnel, Galibier, Croix de Fer usw.) war es ziemlich entspannt und gar kein Vergleich mit den österreichischen, den schweizer Pässen oder den Dolomiten (am Abzweig Sellajoch / Pordojjoch oberhalb von Canazei habe ich das einzige Mal bisher einen Stau an einem Alpenpass erlebt).

Sollte das sich seitdem so ungünstig verändert haben? Als noch ruhigere Gegend kann ich jedoch das italienisch-französische Grenzgebiet empfehlen. Siehe mein Seealpen-Reisebericht vom letzten Jahr. Das mit der Hitze hatte ich da ähnlich erlebt.
Viele Grüße
Peter
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#1190153 - 11.02.16 13:19 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: touromat]
Holger
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Dass es zugenommen hat mit den Motorrädern meine ich schon festgestellt zu haben. Vor allem die Wochenenden waren problematisch. Ansonsten fand ich es nicht soo schlimm, ich bin allerdings auch nicht sonderlich verkehrsempfindlich. Der Lärm stört halt. Von "Stau" war der Verkehr jedoch zum Glück weit entfernt.

Deinen Bericht hatte ich damals gelesen, z. T. kenne ich die Strecken auch (Col du Tende, ligurische Grenzkamm"straße": Provencalischer Spätsommer 2009 (Reiseberichte)).

Das Schwierigkeitsempfinden am Iseran ist natürlich subjektiv, aber die Zahlen sind eindeutig so, dass es auf der Südseite ab Bonneval steiler ist als auf der Nordseite von Val d'Isère aus.

Viele Grüße,
Holger
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#1192658 - 21.02.16 12:00 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Holger
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Weiter geht's


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Dritter Teil Teil: PACA – aus den Alpen ans Mittelmeer
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Mittwoch, 15. Juli: Briançon - Embrun
  • Kilometer: 80,0
  • Sattelstunden: 5:37
  • Höhenmeter: 1.157
  • Ausgaben für Getränke: 15,16 EUR

Frühstück war nicht im Zimmerpreis, hätte nochmal 10 EUR gekostet. Daher hatte ich mich gestern im Riesen-Géant schon eingedeckt und genoss frühmorgens mein Hotelzimmerfrühstück. Um 6:50 schwang ich mich dann auf den Sattel, die Motorradreisenden lagen noch tief schlafend … nein, sie saßen am Frühstückstisch. Sowas, auch Frühaufsteher. Ich wollte ja zwei Pässe bezwingen heute, den Izoard und den Vars, daher der frühe Aufbruch. Es war noch sehr frisch, ich warf ein paar Blicke auf die Festung und dann ging es schon bergauf. In Cervières machte ich die erste kurze Müsliriegel-Pause, ehe es dann nach Süden weiterging.


Saint-Michel, laut Wikipedia eine Sehenswürdigkeit von Cervières aus dem 15. Jahrhundert.

Dann überholten mich die Motorradler aus dem Hotel, ziemlich viele waren es. Und Rennradler überholten mich. Und Fliegen überholten mich nicht, sondern nervten um mich herum. Trotz Anti-Brumm. Und irgendwie war ich nicht so toll in Form, brauchte ziemlich viele Pausen.


Widerstandskämpfer gegen die Erosion.



Zum Glück kamen bald ein paar Serpentinen, eng übereinander, da macht man schnell und sichtbar Höhe. Und dann wurde der Wald lichter, hörte irgendwann ganz auf, und dann kam das Réfuge Napoléon. Ich musste wieder eine Pause machen, die nutze ich mal für einen kleinen Exkurs.

Wieso heißt das Réfuge Napoléon Réfuge Napoléon? Hier war er doch gar nicht. Nein, war er nicht. Er kehrte aus seinem Exil Elba 1815 zurück nach Paris, allerdings auf einer nicht so bergigen Strecke, der heutigen Route Napoléon. In Gap wurde er sehr freundlich empfangen, das freute ihn und er schenkte dem Département Hautes Alpes sechs solcher Réfuges, die in den Alpen die Unglücklichen aufnehmen sollten, die von Unwettern oder Lawinen aufgehalten wurden. Sein Neffe Napoléon III ließ die sechs Réfuges errichten, das höchstgelegene ist dieses hier am Col d’Izoard.


Réfuge Napoléon.

Sturm oder Lawinen hielten mich nicht auf, ich fuhr weiter auf die Passhöhe. Da gab es wieder einen ordentlichen Passfotostau, erschwert dadurch, dass man einige Schritte zurückgehen muss, um das Passschild aufs Foto zu bekommen. Wenigstens ist es nicht von Aufklebern versaut.


Unförmiges Passschild.


Sie haben es fast geschafft.


Mondlandschaft mit Straße.


Denkmal für zwei Helden der Tour: Fausto Coppi und Louison Bobet.

Dann ging es auf die Abfahrt und durch eins der landschaftlichen Highlights der Reise, die Casse Déserte. Schon direkt nach der Passhöhe ist es viel weniger grün als auf der Nordseite, weniger Gras, mehr Geröll. Und in dem Geröll dann die beeindruckenden Felsnadeln. Ich blieb dauernd stehen, um Fotos zu machen. Taktisch unklug, denn in der Casse Déserte gibt es eine böse Gegensteigung, mit 9 % Steigung. Ohne den Schwung der Abfahrt auszunutzen, musste ich weit runterschalten und mich zu einem Point de Vue hochkämpfen.


Casse Déserte.


Okay, Mondlandschaft mit ein paar Bäumen.

Wegen der vielen Pausen und der langsamen Auffahrt war es viel später, als ich dachte. Und ich war k.o. Da fiel die Entscheidung nicht schwer, den Col du Vars bleibenzulassen und außenrum nach Jausiers zu fahren. Heute wollte ich nicht mehr so viel fahren, zumal noch Gegenwind dazukommen sollte. Auf der Abfahrt überholte ich einen Rennradler, das gab’s auch nicht so häufig. Der gehörte zu einer Gruppe amerikanischer Rennradler, die es schön ruhig angehen ließen – bis Guillestre fuhren wir fast gemeinsam. Ich warf einen kurzen Blick auf das Chateaux Queyras und fuhr durch die gleichnamige Combe nach Guillestre. Dort Mittagspause.


Ich hoffe, sie können besser kochen als zeichnen.



Also weiter nach Embrun. Ich entschied mich für die N 94, trotz des zu erwartenden Verkehrs – die Alternativstrecke auf der anderen Seite der Durance erschien mir zu höhenmeterträchtig und ich wollte mich nicht mehr anstrengen. Es war auch so heiß genug. In Embrun kaufte ich mir viel eiskaltes Getränk und lief ein wenig fahrradschiebend durch die Innenstadt. In der Fußgängerzone kotzte eine Frau.


Marktplatz von Embrun.


Embrun.

Den Campingplatz „le Petit Liou“ erreichte ich gegen 16 Uhr und war überrascht: Campingplatz mit Animation, Schwimmbad, Bar, Supermarkt – und es gab keinen festen Stellplatzpreis, ich zahlte für Zelt und mich gerade mal 11,80 EUR und hatte einen schönen Schattenplatz. Dafür aß ich in der Bar einen Burger Montagne, Hunger hatte ich schon. Abends gab es noch Disco, aber ich war zum Glück weit weg und schlief sehr gut.

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Donnerstag, 16. Juli: Embrun – Jausiers
  • Kilometer: 67,1
  • Sattelstunden: 4:06
  • Höhenmeter: 656
  • Ausgaben für Getränke: 11,41 EUR

Heute also eine Transferetappe ohne Pass. Aber nicht ohne Steigung, ich startete unter 800 m und muss bis Jausiers auf über 1.200 m, dazu noch über 200 m Anstieg nach La Sauze-du-Lac. Aber der Reihe nach. Los geht es mit Frühstück am Campingplatz. Und dann mit 10 km auf der N 94 – die waren nicht schön. Viel Verkehr, viel LKW. Doch diese Qual ist in Savines-le-Lac vorbei. Die N 94 biegt über den See ab nach Gap, ich fahre geradeaus weiter. Gut, ganz „geradeaus“ ist es nicht, viele Kurven und – wie erwähnt – 200 Höhenmeter. Fast am Ende der Steigung erwartete mich eine Natursehenswürdigkeit, genaugenommen Natursehenswürdigkeiten – frisierte Fräuleins. Die demoiselles coiffées sind Felssäulen, auf denen oben ein großer Stein thront. Außerdem sind sie im nächsten Département, ich verließ die Hautes-Alpes und war nun in den Alpes-de-Haute-Provence (04).


Demoiselles Coiffées – frisierte Fräuleins?

In Le Sauze-du-Lac machte ich eine kurze Pause. Grund: Seeblick. Es gibt dort eine Aussichtsterrasse mit Blick auf See und Staumauer. Den Lac de Serre-Ponçon gibt es seit den 1960er Jahren. Das Kraftwerk kann jährlich 700 Millionen kWh erzeugen, das entspricht dem gesamten Energiebedarf des Départements Hautes-Alpes – und 10 Prozent der aus Wasser gewonnenen Energie in Frankreich. Das las ich nach der Reise bei Wikipedia. Während meiner Pause genoss ich einfach den Blick über und auf den See – und unterhielt mich mit zwei französischen Rennradlern, die ebenfalls eine kurze Pause einlegten, über die Tour de France. Und über meine Tour, so ganz glaubten sie mir nicht, dass es tatsächlich Spaß macht, mit seinem Hausstand auf dem Rad zu verreisen.


Über dem Lac de Serre-Ponçon.

Dann ging es wieder runter, ins Tal der Ubaye. Und wieder hoch, in Richtung Jausiers. Ich machte mir Gedanken, wie die Tour weitergehen sollte. Für die Alpen wurden verstärkt und stärkere Gewitter in den Abendstunden vorhergesagt – sowas mag ich nicht. Ich überlegte, doch nicht mit dem Rad zurück bis Grenoble zu fahren, sondern irgendwie nach Marseille und von dort mit der Bahn rauf. So sollte es sein.



Eine kurze Pause machte ich in Le Lauzet-Ubaye, in der Hitze kaufte ich mir Cola Light in eine kleinen Epicerie für einen Mondpreis. Sonst war nix auf, irgendwann gab es wohl mal eine Alimentation auf dem Dorfplatz – aber zumindest heute hatte die nicht geöffnet.


Da gab es kein Schweppes Ananas Zero.

Barcelonnette war der Ort meiner Mittagspause. Ein Intermarché am Ortseingang sorgte für die Verpflegung, dann setzte ich mich in vor das Stadtmuseum und verspeiste mal wieder leckeren Pefferminzpudding mit Schokoflözen. Barcelonnette – wie auch mein Etappenziel Jausiers – hat einen mexikanischen Einschlag. Im 18. Jahrhundert emigrierten viele Barcelonnettesen nach Mexiko, weil sie in der Heimat keine Arbeit fanden. Die, die reich wurden, kehrten zurück und bauten große Villen. Außerdem ist Barcelonnette der Ort, in dem ein paar Tage später Simon Geschke den Anstieg zu seinem grandiosen Etappensieg in Pra-Loup in Angriff nahm.


Zweikirchenblick.


Residenz eines Mexiko-Rückkehrers.

Gewitterwolken waren schon zu sehen, daher entschied ich mich gegen den Campingplatz und für eine feste Unterkunft in Jausiers. Angenehmer Nebeneffekt: Fernseher, Tour de France. Nach der Übertragung – es war die letzte Pyrenäen Etappe hinauf zum Plateau de Beille, Joaquim Rodriguez gewann – ging ich in den Ort und aß eine riesige Pizza. Und es gab meinen Lieblings-Pastis, Casanis. Die Provence war nicht mehr weit. Dann ging ich früh ins Bett, morgen stand die längste und höchste Etappe auf dem Programm – über den Col de la Bonette ans Mittelmeer.

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Freitag, 17. Juli: Jausiers – Nizza
  • Kilometer: 147,6
  • Sattelstunden: 8:38
  • Höhenmeter: 1.590
  • Ausgaben für Getränke: 12,80 EUR

Der Tag der Rekorde: Der früheste Start (6.20 Uhr), die späteste Ankunft am Ziel (19.30 Uhr), die meisten Kilometer (147,6) und die höchste Höhe (2.802 m). Frühstück gab’s im Hotelzimmer, die ersten Kilometer waren Flach. Dann begann der Anstieg zum Bonette, „la plus haute d’Europe“, wie sie schreiben. Was nicht so ganz stimmt, denn man kommt höher, sogar in den Alpen: Auf dem Weg zum Tiefenbachferner in Österreich geht es bis auf 2.829 m. Und in Europa geht’s noch höher, ganz im Süden. Aber wie dem auch sei, der höchsten Punkt meiner Reise war es auf jeden Fall.


Der Herr soll an die im ersten Weltkrieg gefallenen Söhne Jausiers' erinnern.

[img] https://lh3.googleusercontent.com/...lpen.JPG [/img]
Auf geht’s!


Was genau ist nun verboten?

Doch bis dort oben musste ich noch 1.600 Höhenmeter auf 23 km überwinden. Machbar. Zunächst lag noch alles im Schatten der Berge, die Sonne bahnte sich nur langsam ihren Weg. Ein sehr schöner Pass auf der Nordseite, sehr abwechslungsreich. Noch in Jausiers die ersten Serpentinen, dann wechselten sich immer wieder längere gerade Stücke mit Serpentinen ab – sowas mag ich, da habe ich immer schöne Zwischenziele.


In den ersten Sonnenstrahlen - Lans.




Über der Baumgrenze.

Recht viele Rennradfahrer waren schon sehr früh unterwegs, Motorradfahrer störten noch nicht. Ich erreichte die Baumgrenze, beobachtete viele Schafe auf dem Weg nach oben und fuhr weiter. Wieder Serpentinen, in denen ich den Kilometer 1.000 der Tour erreichte. Und in denen meine Brille kaputtging, warum auch immer. Ab da hatte ich also nur noch die orange Scheibe. Egal, bergauf brauchte ich sie ohnehin nicht.


Pullover auf Wanderschaft.


Der Tausender ist voll.




Reste kriegerischer Zeiten – Casernes de Restefond.

Ein Talkessel wird umrundet, mit stetigem Höhengewinn. Ich erreichte die Ruinen der Caserne de Restefond, die daran erinnern, dass diese Grenzregion nicht immer friedlich war. Nun sah ich schon die Cime de la Bonette, den Berg, der von der Ringstraße – der mit den 2.802 m – umrundet wird. Es ist fast geschafft.


Die Cime de la Bonette, der höchste Punkt der Reise


Passhöhe ohne Passschild.


Hübsch.

Passfoto ohne Passschild, dann die letzten sehr steilen Höhenmeter. Zum Abschluss deutlich über 10 %, ich keuchte nach oben. Dort waren die Motorisierten klar in der Überzahl. Aber nett waren sie, einer fotografierte mich vor dem Beweisfelsen. Mein Tacho zeigte die phänomenale Durchschnittsgeschwindigkeit von 7,56 km/h. Dann stellte ich das Rad ab und lief die letzten Höhenmeter bis hoch zur Cime de la Bonette – nicht viel langsamer als 7 km/h.


Höher geht’s nur noch zu Fuß.


Widerstandsfähig.

Oben genoss ich den großartigen Rundumblick. Und machte viele, viele Fotos. Eine klitzekleine Auswahl ist hier zu sehen. Ich war hier im Mercantour-Nationalpark, der dritte Nationalpark der Reise. Und im Département Alpes Maritimes (06), das Meer ruft!




Die Passhöhe.




Da geht’s gleich runter.




Klare Verhältnisse.

Okay, aufs Rad und runter ans Meer. Hört sich schön an, leider spielt da der Wind nicht mit, der gerne mal vom Meer kommt. Dazu später mehr, erstmal geht es wirklich richtig lange bergab. Viele, viele Fahrradfahrer begegnen mir, die haben noch was vor sich. Denn von hier sieht man die Cime de la Bonette sehr früh und kann sich über die 1.000 Höhenmeter freuen, die es noch nach oben geht. Nach unten rollte ich weiter bis St.-Étienne-du-Tinée, wo Mittagspause angesagt war. Bei allen Supermärkten. Egal, ich fuhr weiter – und musste erstmals seit langem wieder in die Pedale treten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit lag inzwischen bei 12,5 km/h.


Ein erster Blick zurück.


Gleich gibt’s wieder Bäume.


Nochmal alte Kasernen.


Mit Tele sieht es gar nicht so weit aus …


… wie es ist.


Die haben es noch vor sich.


Saint-Étienne-de-Tinée.

Die Straße war jetzt die M2205, nicht die D2205, weil ich mich schon in der Metropolregion Nice Côte-d’Azur. Es waren aber noch ein paar Kilometer bis zum Meer. Und die waren leider nicht mehr so steil, wenn auch immer noch mit Gefällt. Dennoch musste ich ab und an in die Pedale treten, denn insbesondere in den engeren Tälern kam der Wind ziemlich gnadenlos von vorne. Wenigstens spürte ich die Hitze nicht so sehr. Besonders dicht besiedelt ist das Tal der Tinée nicht, endlich, in Roussillon, gab es einen Supermarché, der auch geöffnet hatte. Den überfiel ich.

Frisch gestärkt weiter gegen den Wind. Nun entlang des Var, Nizza kam immer näher. Als das Tal weiter wurde, nahm auch die Windstärke ab und ich kam schneller vorwärts. Der Radweg entlang des Var war wohl gesperrt, so fuhr ich auf der Straße durch das nun immer dichter besiedelte Tal – bis ich irgendwann am Flughafen war. Blöderweise musste ich das Ortsschild Nizza noch suchen und drehte eine Ehrenrunde, dann fuhr ich entlang der Promenade des Anglais ins Zentrum und suchte mein auf dem Weg gebuchtes Hotel. Im Zimmer angekommen schaltete ich erstmal die Klimaanlage aus. Gesund ist das nicht, ein Zimmer mit 18 Grad bei doppelt so hohen Außentemperaturen.


Nett.


Am Meer.

Abends machte ich mich dann nochmal auf in die Stadt. Nizza in den Sommerferien, es war trotz der ziemlich vielen Leute eine entspannte Atmosphäre, die mir gut gefiel. Kinder waren noch bis spät in die Nacht auf den Beinen und spielten im Brunnen der neugestalteten Promenade du Paillon, die leuchtenden Figuren von Jaume Plensa schauten auf die Straßenbahnen. Ein Wermutstropfen: Mich trieb ein mir selbst unheimliches Verlangen nach Fast Food in das McDonald’s an der Promenade des Anglais. Ich kann es mir selbst nicht erklären. Dafür gab es zum Nachtisch Lavendel-, Rosmarin- und Jasmin-Eis. Und für die geneigten Leser gibt es nun ein paar Bilder des nächtlichen Nizza.




Drei Kugeln bitte, Lavendel, Rosmarin und Jasmin.


Akkordarbeit.


Wasserspiele.


Place Massena.




Promenade des Anglais, abends.

Mit diesen Eindrücken legte ich mich ins Hotelbett. Heute morgen noch in den Hochalpen auf über 1.200 m, jetzt nur einen Steinwurf vom Mittelmeer hinter dem mondänen Hotel Negresco in Nizza. Die Alpen ließ ich zunächst mal hinter mir, das Zwischenziel lag nun westlich, Marseille.

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Samstag, 18. Juli: Nizza – Fréjus
  • Kilometer: 98,3
  • Sattelstunden: 5:38
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 23,00 EUR

Das Hotel hatte ich ohne Frühstück gebucht, denn frühstücken wollte ich direkt am Meer. Erstmal gab es eine kurze Stadtrundfahrt auf dem Rad, mit Flohmarkt auf der Place Garibaldi. Im Monoprix versorgte ich mich mit Baguette und Reblochon, und begab mich an die Promenade des Anglais. Hier ein paar Fotos des morgendlichen Nizza.


Promenade des Anglais, morgens.


Promenade des Anglais, 1927 und 2015.




Flohmarkt auf der Place Garibaldi.











Dann machte ich mich auf den Weg, altbekannte Strecke. Promenade des Anglais, Flughafen Nizza, Cagnes-sur-Mer, Villeneuve-Loubet mit der großartigen Marina Baie des Anges, Antibes mit moderner und nicht mehr ganz so moderner Kunst und mit eiskalter Cola-Light am Strand. Keine schöne Strecke, aber wenigstens am Meer. Und Antibes hat eine schöne Altstadt. Die ich aber nicht besuchte, mit vollbepacktem Rad in Ferienzeiten war mir das zu mühsam.


Elefant bergab.


Am Musée Picasso.


Baden könnte man auch bei 35 Grad - hinten die Altstadt von Antibes.

Von Antibes nach Cannes, auch alles andere als eine neue Strecke. In Golfe Juan gedachte ich Napoléons, hier ging er an Land um nach Paris zu ziehen. Also beginnt hier die Route Napoléon. Ich fuhr aber weiter nach Cannes. Zwischen Juan-les-Pins und Cannes gab es dann doch mal was Neues: Einen Radweg. Eine sinnvolle Investition, Spaß gemacht hat das hier vorher nicht. Nach dem Frühstück an der Promenade des Anglais vor dem Negresco setzte ich mir für das Mittagsessen auf die Croisette vor das Carlton. Und fotografierte einige nicht ganz vollständige Statuen.


Neuer Radweg auf dem Weg nach Cannes.


Frau mit Loch im Bauch.


Mann mit Loch im Bauch.


Mann mit Baum im Bauch.

Abfahrt Croisette 13.50 Uhr, noch einige anstrengende Kilometer am Meer bis Mandelieu – sozusagen direkt am Strand auf enger Straße, häufig Stau, an dem man auch mit dem Rad nicht vorbeifahren kann. Aber ab Mandelieu begann dann langsam aber sicher der schönste Teil der heutigen Strecke – die Corniche d’Or, die Küstenstraße im Massif de l’Estérel bis St. Raphaël. Einige Kilometer unbebaute Küste, der RGB-Farbendreiklang: Rote Porphyrfelsen, grüne Macchia (?) und blaues Meer, im – häufigen – Idedalfall auch blauer Himmel. Viel Verkehr, es waren ja Ferien, aber dennoch lohnt sich das immer wieder. Mein kleines Stück Lieblingsküste am französischen Mittelmeer. Ach ja, das Département wechselte ich auch. Von Alpes Maritimes (06) nach Var (83).


RGB – rot, grün, blau: das Massif de l'Ésterel.




Löcher.

In Richtung St. Raphaël wurde es wieder etwas besiedelter, Agay, Anthéor und das Cap Dramont. Hier landeten im August 1944 alliierte Truppen in der „Operation Dragoon“, um die deutschen Besatzer aus Frankreich zu vertreiben. Ein Landungsboot ist an der Gedenkstätte zu besichtigen, ansonsten ist der Strand heute friedlich belagert von vielen Urlaubern.

In Fréjus kaufte ich mein Abendessen und fuhr die letzten Kilometer zum Campingplatz Le Bravet, den ich schon kannte vom letzten Jahr. Sauber, günstig. Duschen, abendessen, dann setzte ich mich auf eine Bank in der Nähe des Sanitärhäuschens – und beobachtete staunend ein niederländisches Ehepaar, das mit dem Auto zum Zähneputzen fuhr. Ich habe die Strecke mal nachgezeichnet: Dusch- und Zahnputzfahrt

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Sonntag, 19. Juli: Fréjus – Brignoles
  • Kilometer: 85,8
  • Sattelstunden: 4:59
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 12,57 EUR

Frühstück in Fréjus, im Schatten der Kathedrale Saint Léonce. Deren Taufkapelle aus dem 5. Jahrhundert hatte ich bei einer Führung schon mal gesehen, heute am Sonntagmorgen traute ich mich in meinem Radfahreroutfit nicht zwischen die Besuchern des Sonntagsgottesdiensts. Fréjus ist eine sehr alte Stadt, war schon in der Antike Hauptort der Oxibier, ehe Julius Cäsar den Hafen vergrößern ließ und … okay, ich höre mal auf, Wikipedia abzutippen. Es war schon morgens ziemlich warm und meine Aufnahmefähigkeit für Kulturelles und Geschichtliches sehr eingeschränkt.


Cathédrale Saint Léonce.

„Ziemlich warm”, das ist gut. Verdammt heiß war es und ich fuhr auf der vielbefahrenen DN 7 in Richtung Westen. Ja, es gibt schönere Straßen, ja, ich hätte auch durch das Maurenmassiv fahren können – aber ich wollte in zwei Tagen in Marseille sein, um einigermaßen rechtzeitig zur Rour de France in Bourg d’Oisans zu sein. Daher so flach wie möglich. Die DN 7 verließ ich bei Les Arcs, um in einem schön klimatisierten Hypermarché vom Winter zu träumen. Dann weiter nach Vidauban. Das war ein schönes Provence-Städtchen, ich kaufte kalte Getränke und machte auf dem Platz vor dem Rathaus eine kleine Pause. Es gab schicke Autos, da fand wohl gerade eine Art Oldtimertreffen statt. Oldtimer – der Begriff machte auch eine gewisse subjektive Wandlung durch. Früher waren Oldtimer für mich Autos, in denen Stan Laurel und Oliver Hardy durch die Gegend fuhren. Jetzt sind Oldtimer Autos wie ein Golf I Cabrio oder ein Citroën DS – Autos, die zu meinen Lebzeiten mal modern waren.


Eisdielenposer.


Göttin in rot.

Kurz hinter Vidauban verließ ich die stark befahrene DN 7 und drehte in Richtung Norden ab. Ein kulturelles Ziel hatte ich für heute auf der Liste, die Abtei Le Thoronet. Die Straße co-mäanderte entlang des Argens, kaum Verkehr, das war doch was ganz anderes als die DN 7. Irgendwann ging es leider aus dem Flusstal in Richtung Le Thoronet, das hieß: Steigung. Noch vor zwei Tagen war ich tatsächlich auf 2.800 m hochgefahren? Und wieso kämpfte ich jetzt hinauf auf nichtmal 300 m? Die Hitze war meine Ausrede. Aber die Qualen lohnten sich, die Abbaye Le Thoronet ist wirklich sehenswert. Ein romanisches Kloster, sehr schlicht – und kühl! Ich hielt mich einige Zeit dort auf, lief durch Kreuzgang, Abteikirche, einige Ruinen und konnte mir doch nichts von dem behalten, was mir der Infozettel beibringen wollte, den ich an der Kasse bekam. Nur Fotos habe ich gemacht.


Kreuzgang der Abbaye du Thoronet.





Es half nichts, ich konnte ja mein Zelt nicht in der romanischen Kühle aufbauen. Ich musste weiter. Und das war kein Spaß. Ich musste ziemlich kämpfen und merkte recht früh, dass ich es nicht weiter als bis Brignoles schaffen würde. Immerhin gab es dort einen Campingplatz, behauptete Archies App. Am Nachmittag kam ich dort an und fand die Stadt erstmal langweilig. Supermärkte waren alle geschlossen, aber bei einem kleinen Lebensmitteldealer bekam ich noch kalte Getränke. Die nahm ich mit zum Campingplatz, der sich erschreckend weit außerhalb befand. Aber den Fußmarsch am Abend in die Stadt nahm ich auf mich, denn ich wollte wieder mal etwas Warmes essen. Und als ich in die Stadt lief, gefiel sie mir schon besser. Definitiv kein Touristenziel, im Restaurant saßen nur Einheimische. Ich wollte unbedingt mal Aioli probieren, seit ich Massilia Sound System entdeckte – bei denen ist das jedes zweite Wort. Leider reichte mein Französisch nicht weit genug, um mich zu warnen, dass das ausgewählte Gericht eins mit Fisch und Schnecken (!) war. Den Fisch schaffte ich – bin aber nach wie vor kein Fischesser. Die Schnecken – nein das ging nicht.


Nightlife in Brignoles.


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Montag, 20. Juli: Brignoles - Marseille
  • Kilometer: 90,1
  • Sattelstunden: 5:16
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 18,17 EUR

Dann auf nach Marseille. Das waren ca. 90 km und ich machte mich auf den möglichst direkten Weg. Cola Light, ein Croissant und zwei Pains au Chocolat, das war mein Frühstück in Brignoles – das mir am frühen Morgen noch besser gefiel als am gestrigen Abend.


Seife an der Wand.



Jetzt gab es einen Radweg entlang der RN7, den nutzte ich gerne. Tourves war das erste Kaff an der der Strecke, ich machte glatt eine kurze Pause. Denn es war ein schönes Provence-Kaff, wie viele hier im Hinterland der Côte d’Azur. Auf dem Weg weiter in Richtung Westen verfuhr ich mich erstmal, weil mich meine mental Map im Stich ließ. Nach einer Ehrenrunde fand ich den Weg aber dann doch. Auf der heutigen Passhöhe, ca. 400 m, verließ ich das Département Var (83) und erreichte die Bouches-du-Rhône (13). Okay, ein richtiger Pass war das nicht, es ging nicht sonderlich steil hoch, noch dazu war ich definitiv besser in Form als gestern. Und es war eine schöne Straße, nördlich des Massif de la Sainte-Baume.


Provence.

Ich genoss die Abfahrt nach Sainte-Zacharie, dann nach Auriol, von dort die letzten Kilometer in schöner Natur, bis ich in Aubagne die Metropolregion Marseille erreichte. Auf Aubagne freute ich mich, schließlich ist dort das Hauptquartier der französischen Fremdenlegion. Okay, nochmal. Auf Aubagne freute ich mich, denn dort wurde am 28. Februar 1895 Marcel Pagnol geboren. Wer wissen möchte, wie das Leben in der Provence früher war, dem seien die Romane Pagnols empfohlen. „Meine Kindheit in der Provence“, Erinnerungen an das Leben in Aubagne und Marseille in Romanform. Ich habe das sehr gerne gelesen. In Aubagne gibt es ein kleines Museum, „Le Petite Monde de Marcel Pagnol“ – leider war es geschlossen. So musste ich mit der Lebensmittelabteilung des Monoprix vorliebnehmen, wo ich mein Mittagsmahl erstand. Das verzehrte ich im Schatten auf einer Parkbank. Bald fuhr ich weiter, ich wollte ja noch ein wenig von Marseille sehen. Aber ein Foto vom Geburtshaus Pagnols musste sein, und eins von einer Straßenbahn. Die kann man seit dem 1. September 2014 benutzen – über 50 Jahre, nachdem die Straßenbahn der ersten Generation ihre letzte Fahrt hatte. Heute ist die Straßenbahn kostenlos, wie der gesamte Nahverkehr in Aubagne.


In Aubagne, Geburtsort von Marcel Pagnol.


Auch in Aubagne gibt's ne neue Straßenbahn.

Der Weg nach Marseille war städtisch. Sehr städtisch. Das war ein Problem, hatte ich doch noch ein Geschäft zu erledigen. Das Problem konnte gelöst werden, ich erspare mir, weitere Einzelheiten zu schildern. Marseille erreichte ich dann steigungsarm, stattete der Cité Radieuse von Le Corbusier einen Besuch ab, fotografierte mein altes Rad vor dem bombastischen neuen Stade Vélodrome und fuhr am Mittelmeer entlang in die Innenstadt. Hinauf zum Bahnhof – so sehr ich seinen Lage mag, ein würdiger Eingang zur Stadt, so blöd fand ich es heute, da hochfahren zu müssen. Es war nunmal Sommer am Mittelmeer. Dafür hatte ich im ibis direkt am Bahnhof ein klimatisiertes Zimmer.


Die Wohnmaschine von Le Corbusier.


Altes Velo vor neuem Stade.


Marseille, Vallon des Auffes.


Selfie.


Warten auf das Boot.


Notre-Dame de la Garde.



Nach Dusche, Kleiderwäsche und ein wenig Tour de France gucken – mit einer unglaublichen Abfahrt von Peter Sagan nach Gap – begab ich mich hinunter in die Stadt. Ein paar Fotos machen und etwas essen. Am alten Hafen steht seit kurzem ein riesiger Deckenspiegel, als Sonnen- und Regenschutz und natürlich als Fotomotiv. Rund um den Cours Honoré d’Estienne d’Orves gab es unzählige Restaurants, eins suchte ich mir aus und es war keine schlechte Wahl. Ich gönnte mir ein dreigängiges Menu mit Pastis und Rosé, verspeiste es und schleppte mich zurück zum Hotel.


Auf dem Kopf in die U-Bahn.




Da biste platt.


Großer Dachspiegel.




Lange Schatten.

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Der Track des dritten Teils

Geändert von Holger (21.02.16 12:04)
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#1192681 - 21.02.16 13:41 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
kosemuckel
Nicht registriert
Strecke, Worte, Bilder - Fantastisch!!!
Mehr kann ich auf die Schnelle gar nicht sagen.
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#1192685 - 21.02.16 13:43 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
StefanS
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Hallo Holger,

Danke für den Reisebericht, nett zu lesen. In Marseille war ich übrigens kurze Zeit nach Deinem Bilderrätsel und konnte das Foto quasi rekonstruieren schmunzel

In Antwort auf: Holger
Beim Denkmal für Henri Desgranges, Gründer der Tour de France, machte ich einen kurzen Stopp für ein Foto. Und wunderte mich über den seltsamen Scheiteltunnel, der gerade mal 102 m unterhalb der Passhöhe liegt. Was hat das für einen Sinn? Offensichtlich gibt es einen, sonst hätte man den Tunnel nicht 2002 wieder eröffnet.

Die Frage kann ich beantworten. Der Scheiteltunnel wurde bei der ursprünglichen Anlage der Fahrstraße angelegt und war lange Zeit die einzige Verbindung. Die Straße über die Passhöhe wurde als Umgehung angelegt, als der Tunnel mal renoviert wurde, das erklärt auch, warum dieser Straßenabschnitt eher schmal und warum auf der Passhöhe so wenig Platz ist.

Viele Grüße,
Stefan
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#1192687 - 21.02.16 13:49 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: StefanS]
Holger
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In Antwort auf: StefanS
[…]
In Antwort auf: Holger
Beim Denkmal für Henri Desgranges, Gründer der Tour de France, machte ich einen kurzen Stopp für ein Foto. Und wunderte mich über den seltsamen Scheiteltunnel, der gerade mal 102 m unterhalb der Passhöhe liegt. Was hat das für einen Sinn? Offensichtlich gibt es einen, sonst hätte man den Tunnel nicht 2002 wieder eröffnet.

Die Frage kann ich beantworten. Der Scheiteltunnel wurde bei der ursprünglichen Anlage der Fahrstraße angelegt und war lange Zeit die einzige Verbindung. Die Straße über die Passhöhe wurde als Umgehung angelegt, als der Tunnel mal renoviert wurde, das erklärt auch, warum dieser Straßenabschnitt eher schmal und warum auf der Passhöhe so wenig Platz ist.

Viele Grüße,
Stefan

Ja, schon, aber dann gab es die Scheitelstraße und der Tunnel war zu. Warum investiert man überhaupt noch irgendwas in diesem Tunnel, um ihn 2002 wieder zu öffnen? Eine Wintersperre wird man ja kaum umgehen können damit...
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#1192692 - 21.02.16 14:04 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
StefanS
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Die Scheitelstraße ist steiler und enger als der Rest der Strecke. Möglicherweise hatten gewisse Versorgungsfahrzeuge Probleme damit. Genaueres weiß ich aber auch nicht.

Viele Grüße,
Stefan
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#1192697 - 21.02.16 14:15 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: StefanS]
Holger
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Das kann natürlich sein, oberhalb des Tunnels auf der Südseite sind zwei ziemlich enge Serpentinen. Wobei mir schon die Strecke vom Lautaret bis zum Tunneleingang ziemlich eng vorkam, so dass ich mir nicht so recht vorstellen kann, dass ein Gefährt, das diese Strecke schafft, nicht auch oben drüber kommt.

Aber was soll's, ich käme mit dem Rad nie auf die Idee, da durch zu fahren. Und jedes Auto, das durchfährt, nervt nicht oben grins
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#1192700 - 21.02.16 14:25 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
hemavomo
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Schön kurzweilig und locker geschrieben, mit sehenswerten, frisch betitelten Bildern. Gefällt mir, Dein Bericht über diese lohnenswerten Strecke

Volker
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#1192702 - 21.02.16 14:31 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Keine Ahnung
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Hallo Holger,

sehr schöne Bilder (allerdings fast schon über der Grenze des im Forum erlaubten - um die 1000 Pixel wären manchen sicher lieber zwinker ). Einiges kommt mir bekannt vor. Allerdings habe ich nicht so schöne Aufnahmen davon gemacht.
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1192707 - 21.02.16 14:48 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Keine Ahnung]
Holger
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Vielen Dank für das Lob - auch an die anderen Lobenden! Das freut mich sehr.

Zur Bilderbreite: Die Bilder sind doch 1.000 px breit, nur die dahinter verlinkten sind größer. Oder ist mir da ein großes durchgerutscht?
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Off-topic #1192708 - 21.02.16 14:53 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Keine Ahnung
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Bei mir werden bei einer ganzen Reihe von Bildern 1263 Pixel angegeben.
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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Off-topic #1192709 - 21.02.16 14:55 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Keine Ahnung]
Holger
Moderator
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Seltsam, ich habe alle auf 1.000px Breite skaliert - mir wird das auch so angezeigt. Kannst Du mir mal eins nennen? Dann überprüfe ich das nochmal.

Geändert von Holger (21.02.16 14:56)
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#1192732 - 21.02.16 16:33 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Juergen
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grins kein einziges Bild hat mehr als 1000px. Mittlerweile kenne ich mich damit aus grins

Holger, Du hast einen klasse Bericht abgeliefert. Chapeau! bravo
Ich liebe Löcher und rote Göttinnen, würde am liebsten sofort nach Nizza radeln, auch wenn ich deiner Strecke niemals folgen werde.

Jetzt bin ich ganz gespannt auf den nächsten Teil. Vielleicht ergeben sich ja ein paar Schnittpunkte mit meiner Planung.

Lieben Gruß und vielen Dank für deinen großartigen Humor!
Jürgen
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1192735 - 21.02.16 16:40 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Hansflo
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Toller Reisebericht und sehr schöne Fotos; da fährt man förmlich mit und das macht Spaß.
Vielen Dank,

Hans
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Off-topic #1192751 - 21.02.16 17:45 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Keine Ahnung
Moderator
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Das ist offensichtlich Chrome ... Ich habe Deinen Beitrag nun im IE geöffnet. Dort werden überall 1000 Pixel angegeben wirr verwirrt

Seltsam ....
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1192794 - 21.02.16 20:32 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Moarg
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Hallo Holger,

zeitgleich mit dir bin ich auch durch die Alpen geradelt und wir haben uns wohl getroffen. Glaube ich zumindest. Mittagspause in Guillestre, der Typ neben dir auf der Bank.(?)
War schon ordentlich Hitze an dem Tag und (für dich) Gegenwind. Ich war in der anderen Richtung, aber auf identischer Strecke zu dir unterwegs (Start in Jausiers). Für mich lief's bei dem Wind ganz gut. zwinker
Stefan
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#1192797 - 21.02.16 20:41 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Moarg]
Holger
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In Antwort auf: Moarg
Hallo Holger,

zeitgleich mit dir bin ich auch durch die Alpen geradelt und wir haben uns wohl getroffen. Glaube ich zumindest. Mittagspause in Guillestre, der Typ neben dir auf der Bank.(?)[…]


Witzig, durchaus möglich, ich erinnere mich da dunkel. War wohl nicht sonderlich gesprächig grins hinterher habe ich mir noch gedacht "den hättest Du ja mal ansprechen können" - aber ich war einfach schon ziemlich k.o.

Wind war dann tatsächlich nicht so schön, aber zum Glück bin ich ja häufig von LKWs überholt worden, das gab dann immer etwas Rückenwind ... Im Ernst, zum Glück war es nicht mehr so weit.
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#1192799 - 21.02.16 20:48 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Juergen]
Holger
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Vielen Dank!

In Antwort auf: Juergen
[…]Ich liebe Löcher und rote Göttinnen, würde am liebsten sofort nach Nizza radeln, auch wenn ich deiner Strecke niemals folgen werde.

Jetzt bin ich ganz gespannt auf den nächsten Teil. […]


Bei der Göttin war auch noch ein Käfer- und ein Golf-I-Cabrio und ein Simca, eine Automarke, die bei mir tief im Unterbewussten verschwunden war. Nizza ist großartig, da fahre ich immer wieder gerne hin. Die Strecke zwischen Nizza und Cannes ist allerdings nicht so sonderlich schön.

Der nächste Teil wird ziemlich Tour-de-France-lastig und spielt sich zwischen Grenoble und Alpe d'Huez ab. Dauert aber noch ein wenig, am Freitag geht's erstmal nach Mallorca.
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#1192800 - 21.02.16 20:49 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloträumer
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Gratuliere auch noch zum letzten Teil der Berichtsstaffel! Izoard ist immer einen Blickfang wert. Hast du dich auch ins Gästebuch im Réfuge Napoléon eingetragen? - Außerdem: Was hast du eigentlich gegen Schnecken? verwirrt - ein formidables Essen, zudem noch sehr klimafreundliche Produktion. Was ist mit Muscheln?
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
Pedalgeist - Panorama für Radreisen, Landeskunde, Wegepoesie, offene Ohren & Begegnungen
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#1192802 - 21.02.16 20:56 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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In Antwort auf: veloträumer
Gratuliere auch noch zum letzten Teil der Berichtsstaffel! Izoard ist immer einen Blickfang wert. Hast du dich auch ins Gästebuch im Réfuge Napoléon eingetragen? - Außerdem: Was hast du eigentlich gegen Schnecken? verwirrt - ein formidables Essen, zudem noch sehr klimafreundliche Produktion. Was ist mit Muscheln?

Es folgt noch ein Teil, Tour de France im Oisans. Nein, ins Gästebuch habe ich mich nicht eingetragen - das wäre eine Idee gewesen, auf die ich leider nicht gekommen bin.

Schnecken - nee, das ist nix für mich. Bin da nicht sonderlich experimentierfreudig. Muscheln? Igitt. Austern? Kalter Rotz, der nach Fisch schmeckt grins - nein, Meeres- und Flussgetier ist definitiv nicht mein Fall. Kulinarisch sagten mir also eher die Savoyen als das Mittelmeer zu, Reblochon statt Fisch und Meeresfrüchte...

Geändert von Holger (21.02.16 20:59)
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#1193027 - 22.02.16 19:43 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Gepäcktour
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Danke, Holger für den schönen Bericht und die tollen Fotos.
Letztes und vorletztes Jahr war ich auch auf der Route des grandes Alpes unterwegs. Viele deiner Bilder riefen sofort wieder Erinnerungen wach. Auch das "Private Eigenschaft Verteidigung hineinzugehen"-Schild am Bonette war mir 2015 aufgefallen.
Also nochmal Danke, Holger.
Grüße,
Thomas
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#1200178 - 25.03.16 10:14 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Holger
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Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 18.097
Mit einiger Verspätung der vierte und letzte Teil des Reiseberichts.

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Vierter Teil: Tour de France
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Dienstag, 21. Juli: Marseille – Grenoble (Zug), Grenoble – Les Sables
  • Kilometer: 49,2
  • Sattelstunden: 2:46
  • Höhenmeter: 381
  • Ausgaben für Getränke: 6,83 EUR



Abschied vom Mittelmeer.

Kurz überlegte ich, doch noch länger in der Sonne der Provence zu bleiben und nicht zurück in die Alpen mit ihren Gewittern zu fahren. Aber nur kurz – schließlich wollte ich zur Tour de France. Also schob ich das Rad die paar Meter in den Bahnhof und fuhr über Valence nach Grenoble. Nur einmal umsteigen, das ist in Ordnung. Und klimatisierte Züge waren auch in Ordnung, das merkte ich, als ich in Valence auf den Bahnsteig trat. Dort hatte ich etwas Aufenthalt, fuhr kurz zur Rhône, kurz zu einem Monoprix und dann zurück zum Bahnhof.

Eine gute Stunde später war ich in Grenoble. Es schien hier noch heißer zu sein als an der Côte d’Azur. Und schon jetzt, mittags, zogen die ersten Wolken auf. Also sah ich zu, Land zu gewinnen und Bourg d’Oisans möglichst früh zu erreichen. Bis zum südlichen Stadtrand Grenobles nutzte ich eine gut beschilderte Radroute. Schön ist es nicht, ziemlich dicht besiedelt mit einiger Industrie bis Vizille.


Hm, Galibier und Lautaret mit Wintersperre? Mitte Juli?

Nu ja, eine richtige „Wintersperre“ war das nicht. Aber „wegen Erdrutschgefahr gesperrt“ war auf den Anzeigetafeln nicht vorgesehen. Vorteil für mich: Weniger Verkehr. Die gut befahrene Verbindung Grenoble – Briançon war unterbrochen. Also ging es relativ ruhig die breite Straße durch das Tal der Romanche hinauf ins Oisans. Die Gewitterwolken wurden immer bedrohlicher, ich sah zu, schnell mein Zelt aufzubauen. Als Campingplatz hatte ich mir die „Ferme Noémie“ herausgesucht, dort war ich vor zwei Jahren schon mal. Damals im komfortablen Tipi, die aber leider nicht aufgebaut waren. Also nahm ich für die nächsten Nächte mit meinem Zelt vorlieb.

Es war wasserdicht, das stellte ich schon bald fest. Kurz nachdem ich es aufgebaut hatte, kam das Gewitter. Und der Nachteil der Ferme Noémie: Es sind noch ein paar Kilometer bis Bourg d’Oisans. Ein Restaurant gab es hier in Les Sables nicht, nichtmal eine kleine Epicerie. Mein Abendessen bestand also aus den paar Keksen, die ich noch dabeihatte.


Abendessen, wg. Gewitter.


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Mittwoch, 22. Juli: Les Sables – Kurve 9 – Les Sables
  • Kilometer: 44,6
  • Sattelstunden: 2:50
  • Höhenmeter: 575
  • Ausgaben für Getränke: 11,14 EUR


Heute stand Alpe d’Huez auf dem Programm. Mal hochfahren, schönen Platz für die Etappe aussuchen, wieder runter fahren und mir einen ruhigen Tag machen. Die Sonne schien, aber es war noch alles nass von der Nacht. Und Schnecken finden mein Zelt toll – das finde ich nicht so toll.


Bourg d‘Oisans.

Frühstück in Bourg d’Oisans, das Städtchen ist schon voll auf die Tour eingestellt. Alles voller Rennradfahrer, überall gibt’s Trikots und anderen Quatsch zu kaufen. Ich nahm mit einem Baguette vorlieb und machte mich dann auf den Weg hoch nach Alpe d’Huez. Mit vielen anderen. Und vorbei an vielen Wohnmobilen, die schon entlang der Strecke standen. Und mit vielen Pausen, irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ich die Pässe mit Gepäck schneller hochgekommen bin als heute ohne Gepäck nach Alpe d’Huez. Und ein Galibier ist härter als dieser Anstieg. Der Mythos Alpe d’Huez ist riesig, und richtig einfach ist es natürlich auch nicht – aber es gibt schwerere Anstiege.

Für mich allerdings nicht. Irgendwie war ich nicht gut drauf, der Magen meldete sich und in Kurve 9, die wohl auch mein „Stellplatz“ für die Etappe werden dürfte, gab ich auf und rollte wieder runter. Im Casino versorgte ich mich für den Rest des Tages – und für die folgenden Tage: Auf dem Campingplatz konnte man Kühlboxen für die großen Kühlschränke mieten. Ich kaufte noch die Süddeutsche und fuhr zum Campingplatz. Dort okkupierte ich die Toilette – und erfuhr dank des Free WiFi vom grandiosen Etappensieg Simon Geschkes in Pra Loup – diese Skistation habe ich vor kurzem noch selbst aus dem Tal von Barcelonnette aus gesehen. Abends und nachts gewitterte es wieder, ich schlief trotzdem früh ein und durch.


Die nächste Gewitterwolke über Alpe d'Huez.

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Donnerstag, 23. Juli: Les Sables – le Rivier d'Allemont – Les Sables
  • Kilometer: 58,8
  • Sattelstunden: 3:22
  • Höhenmeter: 522
  • Ausgaben für Getränke: 5,64 EUR


Frühstück am Campingplatz, die Nutella in der Kühlbox, das Baguette am Vortag bestellt – so muss das sein. Und dank der Tisch-Bank-Kombinationen musste ich auch nicht auf der nassen Wiese vor dem Zelt frühstücken. Das sind mir die liebsten Campingplätze, die auch an die Gäste denken, die ohne Tisch und Stühle verreisen. Noch dazu ziehen sich die Wolken dramatisch über die Berge zurück – Tschüß bis heute abend!


Das Wetter verzieht sich.


.


Zeltwiese.

Über den Umweg Bourg d’Oisans – wo ich die Équipe und ein bisschen Fresskram kaufte – machte ich mich auf in Richtung Col du Croix de Fer. Die erste Idee war, direkt am Stausee zu bleiben. Hier hat man von der Staumauer einen schönen Blick auf die Straße, die gerade auf die Mauer zu führt. Sicher ein schöner Blick – aber es war auch schon voll und würde sicher noch voller werden. Also fuhr ich weiter nach oben.


Auf dem Weg zum Col du Croix-de-Fer.

Und es ging bergauf. Im Wald, serpentinenlos, ziemlich gerade in Richtung Norden. Etwas mehr Sicht auf die Umgebung hatte ich dann in Le Rivier d’Allemont. Hier knickt die Straße in Richtung Osten ab – aber auch in Richtung unten. Auf eine Gegensteigung hatte ich keine Lust und beschloss, mir einen Platz in der Steigung kurz vor Rivier d’Allemont zu suchen.


Zwischengefälle? Keine Lust.

Und ganz in der Nähe von meinem Plätzchen ließ sich der Teufel nieder. Der war eine Attraktion und wurde gerne und häufig fotografiert. Nun war Warten angesagt – zum Glück hatte ich E-Book-Reader und Zeitung dabei. Und die Leute beobachten war auch ganz witzig. Ganz in der Nähe waren einige Spanier und einige Engländer. Irgendwann begannen die Spanier, ein paar Namen ihrer Helden auf den Asphalt zu pinseln. Valverde stand da, Rodriguez, dann begannen sie mit dem nächsten Namen. Das „C“ stand da – da riefen die Engländer „Chris Froome“. Nein, der war’s nicht.


Attraktion Teufel.

Und dann kam der Kommerz – die Werbekarawane. Der erste Höhepunkt, und da hier noch nicht so viel los war, konnte ich einiges abstauben. Manches lecker wie die Madeleines und der Haribo-Kram, manches nützlich wie die Mütze, vieles aber einfach, nun ja, Müll. Aber die Stimmung war gut, insbesondere bei den Salami-Enten, den heimlichen Stars der Karawane. Die warfen mir aber leider nix zu.


Das Warten hat ein Ende.


Salami-Ente.


Na, so kommt jeder hoch.


Rasender Becker.

Wieder warten. Es fuhren jede Menge Autos hoch, „Offizielle“, Medien, Teamautos und so weiter. Und fast jedes hielt beim Teufel und grüßte ihn – und er machte gerne eine Show daraus. Großer Spaß!


Dachfahrer.



Die Hubschrauber waren dann das untrügliche Zeichen, dass bald die kamen, um die sich der ganze Zirkus dreht. Die Spitzengruppe kam vorbei, in der auch der spätere Sieger war. Etwas später dann Sky mit Christopher Froome. Dann noch weitere einzelne Grüppchen und schließlich das Grupetto. Erkannt habe ich relativ wenige, ganz ideal war mein Standort nicht, da ich doch nur ein recht kurzes Stück Straße sah. Wenigstens ging es bergauf, das bremste das Tempo. Und Fotos machte ich jede Menge, hier eine Auswahl.


Die Spitzengruppe mit dem späteren Sieger Romain Bardet – ziemlich am Ende der Gruppe. Vorne Jakob Fuglsang (Astana).


Der Sky-Express mit Christopher Froome.


Beobachtet von oben.


Jacques Janse van Rensburg braucht Wasser.


John Degenkolb und Albert Timmer.


Grupetto.


Der Teufel und die Letzten.


Besenwagen bekommt Angst.

Gegen Ende drehte der Teufel nochmal auf und scheuchte die letzten nach oben. Dann war der Spuk vorbei und ich fuhr wieder runter. Nicht wirklich alleine. Am Campingplatz vorbei ging es nach Bourg d’Oisans, wo ich die Zieleinfahrt im Fernsehen sah. Kurz vor dem Ziel kurvten die Fahrer durch die „Lacets de Montvernier“ nach oben. Viele, eng übereinander gestapelte Serpentinen, zu eng für Zuschauer. Es sah klasse aus, dorthin muss ich auch nochmal fahren. Die Etappe gewann Romain Bardet vor Pierre Rolland, ein französischer Doppelpack also. Die Favoriten kamen drei Minuten später zusammen ins Ziel.


Ausbeute eines Tages.

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Freitag, 24. Juli: Les Sables – L’Alpe-d‘Huez – Les Sables
  • Kilometer: 60,0
  • Sattelstunden: 5:51
  • Höhenmeter: 1.120
  • Ausgaben für Getränke: 9,09 EUR


Heute entschied ich mich gegen einen erneuten Etappenbesuch entschieden. Das wäre am Col du Croix de Fer gewesen, heute war das Ziel in La Toussuire, kurz vorher stand eben der Col du Glandon und der Col du Croix de Fer auf dem Programm. Ich wollte aber mal hoch nach Alpe d’Huez, vor allem, nachdem ich vorgestern aufgegeben hatte. Aber erstmal frühstücken am Campingplatz, mit lauter Engländern und ein paar Holländern.


Englisches Basislager.

Dann mal los. Es ging viel besser als vorgestern. Und es war nochmal deutlich mehr los. Die Strecke war schon abgesperrt, bis La Garde standen Gitter rechts und links. Kurve 9 – ja, das wird meine morgen. Kurve 7, die Holländerkurve bei St. Ferréol, es war schon ziemlich orange dort. Und laut. 6, 5, 4, 3, 2 und ein – das Schöne ist, dass man die Kurven rückwärts runterzählen kann. Zwischen 2 und 1 machte ich kurz Stopp beim Ortsschild, um mir unseren alten Standplatz anzuschauen, wo wir zu Anfang des Jahrtausends öfter standen. Auch ein schöner Platz, man kann weit nach unten schauen. 1999 sahen wir hier, wie Giuseppe Guerini zur entscheidenden Attacke ansetzte und gewann, obwohl er noch von einem Fan vom Rad geholt wurde.


St. Ferréol.


Am Tag vor der Etappe.


Schräges Bett.



Und dann war ich oben. Ein schönes Bergdorf ist das nicht, dieses Alpe d’Huez. War es auch nie, das eigentliche Dorf war Huez, dort gibt es auch schöne Ecken. Alpe d’Huez ist Skiindustrie, in der man angestrengt nach Verwendungsmöglichkeiten im Sommer sucht. Die werden allerdings beeinträchtigt von eben der Skiindustrie. Im Ort viel Asphalt und Beton – auch wenn der ab und an mit etwas Holz kaschiert wird.


Bergromantik.


Zielgerade.


Oben …


… im Eintrachttrikot.

Und außerhalb des Orts viele Kabel und Masten. Nein, eine richtig schöne Hochgebirgslandschaft ist das im Sommer nicht. Aber weit weg ist die nicht, zum Beispiel wird es hinter dem wenige Kilometer entfernten Col de Sarenne sehr schön. Dennoch entschied ich mich gegen eine Runde über den Sarenne und für die kleinere Runde über Villard Reculas. Ich fuhr noch zum Ziel, um die obligatorischen Zielfotos zu machen und dann wieder runter. Nicht auf der Tour-Strecke, sondern auf der anderen. Kurz vor Huez treffen die beiden aufeinander. Auf der Abfahrt hatte ich schöne Blicke in Richtung Col de Sarenne und auf Huez.


Temporärer Campingplatz.


Wintersport im Sommer.


Blick in Richtung Col de Sarenne.


Huez.

Es fuhren immer noch unzählige Radfahrer rauf nach Alpe d’Huez, ich beobachtete die Qualen aus sicherer Entfernung. Und auch die Vorbereitungen auf die Etappe waren in vollem Gange, so soll doch jeder sehen, dass auch Finnen den Weg in die Berge fanden.


Die Kehren 3, 2 und 1.


Auch Finnen sind da.

In Huez bog ich ab nach Villard Reculas und unterquerte bergwärts fliegende Mountainbikes. Für die Seilbahnen hat man also eine Sommernutzung gefunden. Auf der kleinen Straße war einiges unterwegs, fast ausschließlich unmotorisiert auf zwei Rädern. Man hat einen schönen Blick auf die Straße nach Alpe d’Huez, auf das Romanche-Tal und ins Écrins-Massiv. Die Folge: jede Menge Fotostopps. Auf einem verwickelten mich einige Australier in ein Gespräch über den besten Platz für die morgige Etappe. Ich empfahl meinen, die Kurve 9. Sie bedankten sich für die „local experience“. Ich gab zu bedenken, dass ich etwa 800 km entfernt wohne, aber aus australischer Perspektive sei das „local“. Nun denn.


Kurven 7, 9 und 11.


Dutch Corner, Kurve 7.


Kurve 9, meine für morgen.


Konfessionslos.


Bourg d'Oisans und der Weg ins Pelvoux-Massiv.


Das steilste Stück.

Dann fuhr ich weiter, in schwindelerregender Höhe über dem Romanchetal in Richtung Villard-Reculas. Den Campingplatz sah ich tief unten, der direkte Weg war mir jedoch zu steil und ich zog vor, auf der Straße die Serpentinen hinunter zum Stausee bei Allemont zu fahren und dann die gut bekannten flachen Kilometer durch das Romanchetal. In Bourg d’Oisans schaute ich ein wenig Tour-Fernsehen und kaufte ein, dann ging es zurück zum Campingplatz.


Villard-Reculas.

Lesen, essen, surfen, das war mein Programm für den Resttag. Und hoch zu der Straße schauen, über die ich heute mittag noch gefahren war. Und mich auf mein eigenes Bett freuen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich monatelang reisen könnte – schon am Ende dieser drei Wochen zog es mich wieder nach Hause.


Da oben war ich eben noch.

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Samstag, 25. Juli: Les Sables – Kurve 9 – Les Sables
  • Kilometer: 27,7
  • Sattelstunden: 1:57
  • Höhenmeter: 575
  • Ausgaben für Getränke: 5,75 EUR


Dann brach er an, der Tag des großen Events. Auf dem Campingplatz herrschte schon früh rege Betriebsamkeit, die Duschen und Waschbecken waren heiß begehrt (wieso eigentlich die Duschen am Morgen eines solchen Tages?). Ich frühstückte, packte Lesekram, Sitzkissen, Sonnencreme und Futter in die Tasche und reihte mich ein in die Massen, die in Richtung Alpe d’Huez strömten.


Am Tag der Etappe.

Im Casino war ich ja inzwischen Dauergast. Heute war er richtig voll, da hatten noch mehr Leute die Idee, sich für einen heißen Tag am Berg mit Flüssigkeiten mit und ohne Alkohol einzudecken. Mit einigen Zusatzkilo – in meinem Fall alkoholfreier Flüssigkeit – machte ich mich auf den Berg. Überall Volksfeststimmung, bestes Wetter. So soll es sein. Etappen in Regen und Schnee mögen ja auch was für sich haben – aber nur am Fernseher. Es war am Rand der Strecke schon ordentlich voll, sodass ich fast befürchtete, keinen guten Platz mehr zu bekommen. Zum Glück hat es doch noch geklappt, in Kurve neun, auf dem kleinen Begrenzungsmäuerchen. Meine Nachbarn waren Kolumbianer, die mit dem Auto hochgekommen waren. Und dort hatten Sie unglaubliche Mengen selbstgemachten Proviants in Schüsseln und Flaschen. Da konnte ich mit meinem Supermarktfraß nicht wirklich dagegen anstinken. Aber gut, ich bin ja auch mit dem Rad hoch. Auf der anderen Seite saßen Franzosen aus dem Burgund – das erfuhr ich in einer der wenigen Minuten, in denen Sie das Radio nicht am Ohr hatten. Zeitung und E-Book-Reader hatte ich dabei, aber es war viel interessanter das ganze Volk zu beobachten, das hier unterwegs war.


Das Warten beginnt.


Warten mit Panoramablick …


… und Unterhaltung.

Unten in der Kurve war es recht laut, karnevalesk gekleidete und offensichtlich auch alkoholisierte junge Menschen begleiteten viele Radler mit Hupen – solche, die inzwischen in Fußballstadien ausgestorben sind – Geschrei und Nebenhergerenne nach oben. Manch einer quittierte das mit gequältem Lächeln, andere genossen es …


Anfeuerung für die Jüngsten.





[img] https://lh3.googleusercontent.com/...lpen.JPG [/img]

Dann irgendwann nach vielen Stunden kam der Kommerz. Die Caravane Publicitaire. Nicht einfach irgendwann um die Ecke, wie am Glandon, nein, man sah sie schon von ganz unten langsam den Berg hochfahren. Diesmal erntete ich nichts, wunderte mich aber einmal mehr über die vielen Geier im gesetzten Alter, die jedem Schlüsselanhänger hinterhersprinteten.


Die Karawane kommt hoch.


Der kleine Prinz.


Wurstwerbung auf zwei Pferden.








… und schnell die Kamera verstecken.


I’m Batman.

Dann wieder etwas warten, doch so langsam wurden die Leute konzentrierter. Die einen drückten die Radios noch fester ans Ohr, die anderen schauten angestrengt ins Tal. Und irgendwann war in Bourg d’Oisans die Spitzengruppe zu erahnen. Lustig war es in der Folge, den Radiokommentar zu hören und immer mal wieder die geschilderten Situationen durch das Tele am Berg mitzuverfolgen.


Die ersten sind bei La Grave, unten fährt das Grupetto in den Berg.




Der Führende, Alexandre Giniez (FdJ).


Spannung.


Spitzengruppe kurz vor Kurve 10.

Kurz vor Kurve 9 setzten sich Thibaut Pinot und Ryder Hesjedal ab, Pinot gewann später die Etappe. Dann folgte Nairo Quintana und die Kolumbianer neben mit flippten fast aus. Von seiner Attacke auf das gelbe Trikot hatten wir schon gehört, und tatsächlich, er hatte einen ordentlichen Vorsprung vor Froome. Es sollte nicht reichen, aber eine Show war es. Dann kamen nach und nach die anderen Fahrer, zum Schluss das Grupetto mit Degenkolb und Greipel – und vielen mehr.


Thibaut Pinot (FdJ) und Ryder Hesjedal (Garmin-Cannondale).


Thibaut Pinot auf dem Weg zum Etappensieg.


Alexandre Giniez (FdJ), der lange geführt hat - am Ende wurde er 25.


Nairo Quintana, im - vergeblichen - Angriff auf das gelbe Trikot …

[img] https://lh3.googleusercontent.com/...lpen.JPG [/img]
… das mit einigem Abstand folgt.


Alejandro Valverde.


Wouter Poels, Richie Porte und Christopher Froome verteidigen das Gelbe Trikot.


Froome schaut mal nach vorne.








Merhawi Kudus Ghebremedhin.


Das Grupetto.


John Degenkolb.


André Greipel, unscharf.


Er hat Spaß.

Ich hörte noch das Ende der Etappe im Radio der Franzosen mit, erfuhr, dass Froome das Gelbe verteidigen konnte und dass Pinot gewann. Letzteres sorgte für sehr ausgelassene Stimmung beim französischen Teil des Publikums. Dann die Abfahrt mit Tausenden anderer Radler – und Fußgänger. Es ging schon schneller als bergauf, aber nicht signifikant.


Enten auf dem Weg nach Paris.

Am Campingplatz noch einmal ein Baguette-Reblochon-Pfefferminzpudding-Abendessen. Ich unterhielt mich länger mit der Besitzerin, die über die Sperrung des Tunnel du Chambon klagte. Ein großes Problem für den Tourismus, bei Events wie der Tour merkt sie es nicht, aber ansonsten fehlen die Durchreisenden merklich. Schlimmer sei es jedoch für La Grave, das nur noch von Briançon erreichbar war. Der Tourismus dort ist fast völlig zusammengebrochen, auch die Schulkinder müssen in andere Schulen, da der Weg zu ihrer Schule in Bourg d’Oisans abgeschnitten war. Zudem mache man sich sorgen, ob der Staudamm den befürchteten Bergrutsch standhalten würde. Erst im Herbst entspannte sich die Situation etwas mit der Eröffnung einer Behelfsstraße am anderen Ufer des Sees.

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Sonntag, 26. Juli: Les Sables – Grenoble, Grenoble – Frankfurt am Main (Zug)
  • Kilometer: 49,3
  • Sattelstunden: 2:01
  • Höhenmeter: 0
  • Ausgaben für Getränke: 2,9 EUR 5 CHF


Ein letztes Frühstück am Campingplatz, ein letztes Mal Zelt abbauen und ein letztes Mal Taschen packen. Und die letzten Kilometer, auf dem Weg nach Grenoble. Den Kopf von Louis XVI erkannte ich dank des Hinweisschilds, die Abfahrt bis Vizille war rasant, dort erreichte ich den Kilometer 1.674 der Tour und in Grenoble am Bahnhof hatte ich einen Schnitt von fast 25 km/h – der höchste jemals gemessene Etappenschnitt dieser Reise. Die 25 verschenkte ich mit einer kleinen Stadtrundfahrt in Grenoble.


Der Kopf des Königs.


Km 1.674 in Vizille.


Pierre Therail du Bayard, Ritter ohne Furcht und Tadel.


Gondeln über der Isère.

Von Grenoble nach Genf fuhr ich mit dem TER, nicht als einziger Radler, ich hatte Glück, noch reinzukommen. Aber es hätte noch als Fallback-Lösung einen TER später gegeben, mit dem ich Genf auch rechtzeitig erreicht hätte.


Au revoir.

So hatte ich in Genf einen Aufenthalt von über 2 Stunden. Und ich wollte endlich mal wieder etwas Warmes essen. Und das in der Schweiz. Und das in Genf. Ich landete bei Mc Donalds. Ein McMenu für 12 Franken ist schon happig genug bei einem Kursverhältnis von 1:1. Den Rest des Wartens auf den IR nach Basel verbrachte ich bei Sissy am Genfer See.


Zwischenstopp bei Sissy.

Dann fuhr der IR ab, mein Rad auf dem reservierten Radplatz, ich auf dem reservierten Sitzplatz. Kurz vor Basel erfuhr ich vom grandiosen Sieg André Greipels in Paris. Die restliche Zugfahrt brachte ich dann auch irgendwie hinter mich und war froh, abends endlich wieder im eigenen Bett zu liegen. Das war’s dann mal wieder. Vorerst.
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#1200221 - 25.03.16 13:59 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Keine Ahnung
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Danke für den Bericht - Eine Menge Trubel, den Du da erlebt hast grins
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1200234 - 25.03.16 15:29 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Hansebiker
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Unterwegs in Deutschland

Hallo Holger,
ich wollte nur mal reinschnuppern, in deinen Reisebericht. Das war wohl nix. Ich wurde gleich am Anfang gefangen genommen. Deine herrlichen Fotos, deine unterhaltsame Art zu schreiben, dein Humor, aber auch die Fähigkeit, den Fokus auf die wichtigen Details zu setzen, haben mir eine sehr kurzweiligen Nachmittag gebracht.
Wenn ich jetzt sagen würde:"Da muß ich auch mal hin," dann ist das genau das, was ich gerade denke, wovon ichb träume. Deshalb muss ich das in 2 Sätzen erklären. Der eine lautet: Da möchte ich wirklich gerne mal hin, um diese Atmosphäre und das ganze drum herum zu erleben." Dee andere aber heißt:" Das wird nix mehr. Solche Berge hätte ich mir vor 30 Jahren vornehmen können. Der Jura muß reichen."
Traurig bin ich darüber allerdings nicht so sehr. Berichte wie deine, von dieser Qualität lassen mich ja teilhaben.
Nachmals vielen Dank für diesen eindrucksvollen Bericht und frohe Ostern.
LG aus HL



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#1200343 - 25.03.16 21:17 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Hansebiker]
Holger
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Dankeschön!

Zu Deinen zwei Sätzen: Ich verstehe sie jetzt einfach mal als Alternative grins Dann würde ich den ersten nicht so ganz verwerfen. Wenn Du den Jura geschafft hast, schaffst Du die Alpen auch. Im Jura ist's steiler. Okay, in den Alpen geht es länger bergauf - aber das ist mehr eine Frage des Kopfs als der Beine, zumindest, wenn man keine Rekordzeiten anstrebt.
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#1200352 - 25.03.16 23:06 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Hansebiker
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Unterwegs in Deutschland

Ich versuch erst einmal die Via Claudia Augusta. Am 18. Mai geht`s in Donaueschingen los. Ich lass mir viel Zeit bis Venedig. Als Rentner hat man es nicht mehr so eilig.
Frohe Ostern.
LG aus HL



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#1200502 - 26.03.16 18:22 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Hansebiker]
Holger
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Eben. Zeit lassen ist ein Schlüssel. Viel Spaß und ebenfalls frohe Ostern!
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#1201055 - 29.03.16 12:18 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
veloträumer
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Le Tour: Also, so schlecht ist deine Ausbeute vom Werbe-Korso nicht! schmunzel Außer Fähnchen und Papphände konnte ich nur einen Packen Wasser - zudem unrechtmäßig - 2005 am Galibier ergaunern. traurig Die Produktpalette scheint auch kräftig erweitert - Brot und Käse gabs damals noch nicht oder sie hatten die besseren Wagen im Tal gelassen. - Nachfrage: Und nun, würdest du nochmal als Zuschauer zur Tour anstehen? (mir reicht es einmal)

Genf: Kommt mir bekannt vor, auch bei den besseren Restaurants fand ich nur internationale Küche, keine Schweizer Speisen. Melting pot pur.
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1201082 - 29.03.16 13:39 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: veloträumer]
Holger
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Brot und Käse gab es diesmal auch nicht, oder nur als Pappmaché auf den Wagen. Vor einigen Jahren gab es mal Wagen von "President" und die haben tatsächlich so Camembertecken geworfen. Haribo und die Madeleines waren die beste Ausbeute, der Rest landete - bis auf die Kappen - dann irgendwann doch im Müll oder Altpapier ...

Ja, klar würde ich wieder zur Tour. Mache ich wahrscheinlich im Sommer zum Mont Ventoux und zum Einzelzeitfahren an der Ardèche am Folgetag - auch wenn das noch eine kleine logistische Herausforderung ist. Es war ja auch nicht das erste Mal, alleine in Alpe d'Huez war ich einige Male zu Tour-Etappen. Was ich nicht mehr besuchen werde sind normale Flachetappen. Alpe d'Huez ist insofern großartig, als man sehr weit hinunterschauen kann und den ganzen Hang im Blick hat.
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#1201132 - 29.03.16 16:04 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
Seghal
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Ich persönlich finde ja vor Ort Zeitfahren ganz nett anzuschauen und Flachetappen eher öde.
Ich war mal vor ein paar Jahren zum Giro-Start in Groningen und am Folgetag bei der Sprintankunft in Münster. Beim Prolog gab es immer ordentlich was über nen längeren Zeitpunkt zu sehen. Bei der Sprintankunft sind die ja nur kurz in einem Affenzahn an einem vorbeigerauscht und von der eigentlichen Zielgerade konnte man ja auch nichts sehen. Immerhin stand ich da dann in einer Kurve.
In Aurich ist's schaurig, in Leer noch mehr. (norddeutsches Sprichwort)
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#1201158 - 29.03.16 17:51 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Seghal]
Holger
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Geht mir ähnlich. Einmal war ich bei einer Flachetappe in Fribourg, das war nix. Stunden in der Sonne braten für wenige Sekunden. In den Bergen ist das Feld weiter auseinandergerissen, vor allem am letzten Berg. Schön ist auch, wenn ein Rennen mehrere Runden dreht, wie das Henninger-Rennen am ersten Mai, oder die Schlussetappe in Paris. Oder ein Zeitfahren, da habe ich vor zwei Jahren das Mannschaftszeitfahren in Nizza gesehen, das war auch klasse.
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#1201165 - 29.03.16 18:10 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: Holger]
natash
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Es braucht aber einen ausgewachsenen Berg.
Als sie vor ein paar Jahren im Nordschwarzwald waren, sind sie schneller den Dobel hochgefahren, als ich mir das hab träumen lassen.
Ich habe immerhin Alexander Winokurov erkannt.
Alpe d´Huez ist da natürlich eine andere Sache.
Ich fands aber auch damals hier ein Erlebnis.
Aber das wird ja leider nicht mehr so bald vorkommen, in Deutschland hat man ja mit Radsport nicht mehr viel am Hut.
Aber sie kommen ja gelegentlich auch in die benachbarten Vogesen schmunzel


Gruß

Nat
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#1201168 - 29.03.16 18:17 Re: 30 ° und 10 % – Hitze, Hügel und Tour de France [Re: natash]
Holger
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Ach, Schwarzwald kann schon mal wieder kommen. Deutschland ist ja nächstes Jahr schon wieder dran, allerdings nicht sonderlich bergig - Düsseldorf.

Ja, etwas länger sollte es schon bergauf gehen. Oder richtig steil wie am Mammolshainer Berg am ersten Mai. Dann ist das Tempo auch recht gemäßigt zwinker
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