Radreise & Fernradler Forum
Radreise & Fernradler Forum
Wer ist online?
11 Mitglieder (Hansflo, rifi, hansano, Meillo, UliTr, iassu, 4 unsichtbar), 324 Gäste und 548 Suchmaschinen sind im Forum unterwegs.
Details
Erweitert
Rund ums Forum
Regeln
Die Regeln für dieses Forum
Nutzungsbedingungen
Vereinbarungen für die Benutzung
Das Team
Wer steht hinter dem Forum?
Verifizierung
Offenlegung deiner Identität
Beteiligte Homepages
Radreise-Seiten, die das Forum eingebunden haben
Mach mit!
Dieses Forum für deine Homepage
RSS Feeds RSS
Eine Übersicht öffentlicher RSS Feeds
Plauderecke
Zum Unterhalten und Plauschen
Die Geschichte
Die Geschichte des Forums
Spende
Unterstütze das Forum
Radreise-Wiki
Partnerseiten
Statistik
29207 Mitglieder
97623 Themen
1532662 Beiträge

In den letzten 12 Monaten waren 2223 Mitglieder aktiv. Die bislang meiste Aktivität war am 02.02.24 17:09 mit 5102 Besuchern gleichzeitig.
mehr...
Vielschreiber (30 Tage)
veloträumer 60
Falk 55
Keine Ahnung 52
Juergen 50
iassu 46
Themenoptionen
#1171244 - 13.11.15 13:14 Ägypten: Das Niltal
Dombybike
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 109
Unterwegs in Deutschland

Dauer:11 Tage
Zeitraum:1.11.2015 bis 11.11.2015
Entfernung:900 Kilometer
Bereiste Länder:egÄgypten
Externe URL:http://www.cologne-capetown.com

Auf meiner Reise von Köln nach Kapstadt bin ich jetzt genau 100 Tage unterwegs. Der Weg durch das Niltal in Ägypten war auf dem Rad recht abenteuerlich, hier eine Zusammenfassung:

Grün, grün, grün blüht die Dattelpalme

Von Maadi aus, einem Stadtteil ganz im Süden von Kairo, setze ich mit einer kleinen Fähre auf die Westseite des Nils über. Hier verläuft eine kleinere Straße als auf der Westseite, ich erhoffe mir davon weniger Verkehr, außerdem sieht die Westseite auf Google Earth deutlich grüner aus. Die ersten paar Kilometer kenne ich schon von meinem Ausflug nach Sakkara. Es ist wirklich alles schön grün hier! Die von Dattelpalmen gesäumte Straße führt mich durch kleine Dörfer, entlang der für die Landwirtschaft genutzten Bewässerungskanäle und vorbei an Äckern und Feldern. Hier werden u.a. Baumwolle, Reis, Kohl, Zitrusfrüchte und Mango angebaut. Die zunehmende Konzentration auf den Anbau von Exportgütern hat mit dazu geführt, dass wichtige Grundnahrungsmittel, wie z.B. Weizen, in riesigen Mengen importiert werden müssen. Über die Hälfte der rund 20 Mio. Tonnen Weizen, die pro Jahr in Ägypten verbraucht werden, können nur über den Import gedeckt werden. Um bei den steigenden Getreidepreisen auf dem Weltmarkt das Brot für die größtenteils bitterarme Landbevölkerung dennoch erschwinglich halten zu können, wird Weizen, bzw. Weizenmehl für die Bäckereien wiederum staatlich subventioniert.



Rückenwind

Unterstützung erfahre ich von nun an auch, und zwar durch den unermüdlich von Norden pustenden Rückenwind. Endlich. So macht es mal wieder richtig Spaß zu fahren und ich komme zügig voran. Morgens war ich noch mit etwas gemischten Gefühlen gestartet. Die Sicherheitslage im Niltal soll nicht die beste sein, Islamisten-Hochburgen müsse man hier durchqueren, hieß es, auf jeden Fall erwarte einen eine elende Plackerei, um der ständigen Kontrolle durch die Polizei wenigstens ab und zu zu entgehen. Mit letzterem werde ich schon irgendwie klarkommen, denke ich, aber ob ich mich hier wirklich in Gefahr begebe? Ein bisschen habe ich schon ein flaues Gefühl im Magen.
Lange hält das allerdings nicht an. Wie auch? An jeder Ecke winken mir die Leute freundlich zu, rufen „Welcome!“, grüßen, lachen. Kinder rennen mir hinterher. Sollte sich diese herzliche Atmosphäre tatsächlich irgendwo einmal ändern und in Ablehnung oder gar Feindseligkeit umschlagen – ich werde es mitbekommen.
Wild-Zelten finde ich hier allerdings in der Tat nicht ganz so prickelnd, denn die Gegend ist sehr dicht besiedelt und die Leute, vor allem Kinder und Jugendliche, sind sehr neugierig. Hier werde ich ganz sicher nirgendwo meine Ruhe haben. In Beni Suef frage ich mich deshalb zum billigsten Hotel durch. Wieder einmal wird mir sehr nett geholfen, ein junger Kerl begleitet mich zum nächsten Hotel, das mir allerdings zu teuer ist. Aber sogar der Portier dort an der Rezeption verrät mir ohne zu zögern, wo ich seine preisgünstige Konkurrenz finde.



Höchste Sicherheitsstufe

Der nächste Tag beginnt so wie der letzte aufgehört hat: Schöne, grüne Landschaft, gute Straße, Rückenwind. Ich bin bester Laune. Egal wo ich anhalte, bin ich binnen 2 Minuten von einer Gruppe von 20 – 30 Leuten umringt, die mich mit Fragen überschütten, Fotos schießen wollen und mein Rad bestaunen. Bisher von Polizei weit und breit keine Spur. Ob das etwa so bleibt? Sollten gar die ganzen Berichte von penetranten Polizei-Eskorten nur übertriebene Wichtigtuerei gewesen sein? Oder konzentriert sich der Kontroll-Wahn möglicherweise vor allem auf die Ostseite des Nils? Ich schöpfe gerade große Hoffnung auf ein ungehindertes Vorankommen, da werde ich etwa 50 Kilometer hinter Beni Suef am ersten Checkpoint gestoppt. „As-salamu aleikum!“ sage ich und setze mein breitestes Grinsen auf. „Wa aleikum as-salam!“ antwortet der Officer und produziert ein Grinsen, das meinem in nichts nachsteht. Er bedeutet mir, dass ich kurz warten solle, ich müsse ab hier von einem Polizeifahrzeug begleitet werden. Na von mir aus, wenn ihr sonst nix zu tun habt…



Lange muss ich nicht warten, nach fünf Minuten ist die Eskorte bereit und es geht weiter. Die Beamten halten sich dezent im Hintergrund, folgen mir mit bis zu 500 Metern Abstand. Fast könnte ich vergessen, dass sie überhaupt da sind. Na wenn das so läuft, soll es mich nicht weiter stören. Aber es wäre ja zu schön, wenn es so laufen würde…
Eine Stunde und etwa 25 Kilometer später bekomme ich so langsam Hunger, und so halte ich an einer Kreuzung kurz vor Beginn einer Ortschaft an und warte bis der Polizeiwagen aufgeholt hat. Ich bedeute dem Officer auf dem Beifahrersitz, dass ich gerne bald eine Pause einlegen würde, um etwas zu essen. Zuletzt habe ich mich zu einem großen Teil von Koshari ernährt, ein Mix aus Nudeln, Reis, Linsen, Tomaten und Röstzwiebeln, das Arme-Leute-Essen in Ägypten, aber lecker. Für etwa fünf bis sieben Pfund, umgerechnet 60-80 Euro-Cent, bekommt man eine ordentliche Portion, die auch einen hungrigen Radler für ein paar Stunden satt macht. Bei diesen Preisen habe ich natürlich keinen Bock, selber zu kochen.

Koshari suche ich also, sage ich den Beamten, oder Falafel oder Foul. Irgendwas Günstiges halt. „No, not here!“ heißt die Antwort, und der Officer wedelt mit der Hand nach vorne, „Five Kilo!“. Bis ich mal gerafft hatte, dass die hier mit „Kilo“ Kilometer und keine Gewichtsangabe meinen, musste ich erst eine Woche durch Ägypten tingeln, aber mittlerweile weiß ich es. Ok, fünf Kilometer sind ja überschaubar, also erstmal weiter. Wir fahren durch das Dorf, danach wieder Landstraße. Fünf Kilometer sind längst um. War ja klar. Irgendwann passieren wir die nächste Ortseinfahrt und ich halte Ausschau nach was Essbarem, sehe aber auf Anhieb nichts. Naja, die Beamte werden sich ja hier ein bisschen auskennen, und die wissen ja was ich will, also werden die mir schon Bescheid geben, wenn wir irgendwo abbiegen müssen. Das überlege ich mir so, während mein Magen mit den Straßenkötern um die Wette knurrt. Aber Pustekuchen, denen ist scheißegal, was ich will, Hauptsache es geht weiter. Und wir sind schon fast wieder aus dem Ort raus. Ich halte an, drehe mich zum Polizeiwagen um und werfe fragend beide Arme in die Luft. Wat soll der Quatsch?
Ich versuche den Polizisten zu verstehen zu geben, dass ich jetzt zurück in dieses Dorf fahre und mir dort etwas zu essen besorge. „No, no, not here, it’s dangerous!“ ruft der Beamte aus dem Beifahrerfenster und wedelt wieder mit der Hand in Richtung Ortsausgang. „Five Kilo!“. Jaja, five Kilo am Arsch, nach dem letzten „five Kilo“ sind wir mittlerweile das Dreifache gefahren, mein Tacho zeigt 90 Tageskilometer.
Ich bin ja wirklich nicht so leicht aus der Fasson zu bringen, aber wenn ich Hunger habe, werde ich ungemütlich. Kurz entschlossen schnappe ich mein Fahrrad, fahre an den Polizisten vorbei zurück ins Dorf. Bis die hier im Verkehr gewendet haben, wird es ein bisschen dauern. „Eeeyy, eeeyy!!!“ Empörte Rufe schallen mir hinterher. Ja bewegt halt euren Arsch, denke ich und fahre weiter, biege in die nächste Seitenstraße ein, schaue mich um, biege noch mal ab. Nach nur ein paar hundert Metern entdecke ich einen kleinen Essensstand in einer Parallel-Straße. Als ich dort für 3 Pfund Falafel ordere, guckt mich der Besitzer an, als sei ich völlig größenwahnsinnig geworden. Hier gibt es nur „zum Mitnehmen“, also setze ich mich mit meiner frisch erworbenen riesigen Tüte Falafel auf den Bordstein und fange gerade selig an zu kauen, da kommt jemand aus dem Kiosk nebenan und winkt mich herüber. Er schiebt einen Stuhl auf die Straße vor seinen Laden, holt eine Getränkekiste als Tisch. Hier kann ich jetzt gemütlich essen. Mittlerweile ist mein Fahrrad umringt von einer Horde Kinder. Dorfbewohner laufen die Straße entlang, gucken neugierig, grüßen kurz, lachen mich an. Eine Frau eilt herbei und bringt mir Brot. Einfach so. Schon klar, ziemlich gefährlich hier, ich hab auch das absolut dringliche Gefühl, dass mir hier gleich alle ans Leder wollen… So ein Bullshit.
Nach zehn Minuten haben mich die Polizisten gefunden, jetzt sind sie diejenigen, die fragend die Arme in die Luft werfen, mir sagen wollen: „Was soll der Scheiß?!“ Ich futtere ungerührt weiter. Aber die Horde Kinder verschwindet augenblicklich, die Dorfbewohner machen sich ebenfalls einer nach dem anderen aus dem Staub. Scheinen nicht sonderlich beliebt zu sein hier, meine neuen Freunde. Kurze Zeit später bin ich deshalb wieder alleine mit dem Ladenbesitzer und den Beamten. Sie stehen um mich rum, lassen sich am Kiosk kalte Cola geben, ohne dafür zu bezahlen. „Ihr Affen“, denke ich, „verpisst euch.“



Abgehängt

In Asyut habe ich für den nächsten Tag einen Couchsurfing Host gefunden. Ich freue mich darauf, ein bisschen Zeit mit Michael zu verbringen, endlich mal wieder vernünftig auf Englisch kommunizieren und ein bisschen was über die Stadt und das Land lernen zu können. Für den Fall, dass ich danach gefragt werden sollte, hatte Michael mich gebeten, zu behaupten, er sei ein Freund, den ich in Amerika kennen gelernt habe, und seinen Namen nicht zu nennen. Couchsurfing sei einfach nicht so bekannt in Ägypten und könne deshalb möglicherweise irgendwie verdächtig wirken. Na dann. Den Gefallen will ich ihm natürlich gerne tun, aber ganz so einfach geht das nicht…

Aus dem Hotel, das ich am Tag vorher nach fast 160 Kilometern mit Ach und Krach ansteuern konnte, mache ich mich früh morgens aus dem Staub. Um einen Chai mit dem mit Schrotgewehr bewaffneten Wachmann komme ich dabei aber nicht herum. Schön auf die frisch geputzten Zähne eine ordentliche Ladung Zucker. Zwei bis drei gehäufte Esslöffel pro Glas sind Pflicht, sonst schmeckte das ja wirklich nach Tee, was man da trinkt.

Die erste Hälfte des Tages verläuft gut, ohne Polizeikontakt, fast traue ich mich schon wieder, ein bisschen Hoffnung zu schöpfen, dass es das vielleicht schon gewesen ist. Aber nein, da taucht auch schon wieder ein Checkpoint vor mir auf. Eskorte, auf ein Neues. Diesmal folgen sie mir auf Schritt und Tritt, kein Entrinnen. Auf die Frage, wo ich zu übernachten gedenke, sage ich: „A friend!“. Das scheint erstmal zu reichen. Aber die Typen kleben mir an den Hacken wie Schmeißfliegen an nem dampfenden Haufen zensiert. In Asyut folgen sie mir immer weiter bis in die Stadt hinein. So langsam muss ich was unternehmen, ich habe keine Lust, mit dieser Gefolgschaft bei meinem Gastgeber aufzukreuzen, der wäre ganz bestimmt nicht sonderlich begeistert. Aber es wäre ja gelacht, wenn ich die Typen hier in so einer überfüllten Stadt wie Asyut nicht loswerden würde. Und schon bietet sich mir auch eine passende Gelegenheit: Ich entdecke einen Zubringer zu einer Brücke, die dann entgegen der Richtung meines eigentlichen Ziels verläuft. Der Zubringer ist einspurig und sieht schön schmal aus, außerdem schiebt sich dort eine Schlange von Autos hinauf. Perfekt. Ich fahre also den Zubringer hoch, der Polizei-Pickup immer dicht hinter mir, gefolgt von einer Reihe weiterer Fahrzeuge. Hier haben die keinen Platz zum Wenden, der Weg nach unten ist versperrt. Fast oben auf der Brücke angekommen bleibe ich stehen, schaue die Beamten durch die Windschutzscheibe kurz mitleidig an und drehe dann um. Ich presche den Zubringer wieder nach unten, durch die schmale Gasse, an den wartenden Autos vorbei. Die Polizisten schimpfen und fuchteln mit den Armen, während die anderen Autos wie wild anfangen zu hupen, weil der stehen gebliebene Polizei-Pickup den Zubringer verstopft. Tschüss ihr Luschen, auf nimmer wieder sehen.



My name is Ahmed!

Bis Luxor ist es nun nicht mehr allzu weit. Von Abydos, wo ich für unverschämte 90 Pfund in einem absoluten Drecksloch absteigen musste, mache ich mich mit Sonnenaufgang auf den Weg. 165 Kilometer, ich will versuchen, das an einem Tag zu schaffen. Die Hotelbesitzer sind immer angehalten, der Polizei Bescheid zu geben, sobald ich das Hotel verlasse, damit ich ab dann wieder begleitet werden kann. Der Kollege, der mich am Abend vorher so trefflich abgezogen hat, pennt allerdings noch im Flur auf einer Pritsche, dick in Decken eingewickelt. Ich schleiche mich leise nach draußen in der Hoffnung, dass er nichts mitkriegt. Scheint auch erst zu klappen, ich freue mich schon diebisch, aber als ich etwa 100 Meter vom Hotel entfernt bin, kommt er aus der Tür gerannt und ruft: „Wait, wait!“ Nix da, ich fahre ihm weg. Die Polizeiwache ist allerdings direkt gegenüber. Mist. Es dauert auch nicht lang, da hält ein Motoradfahrer neben mir, er sieht ein bisschen verschlafen aus, trägt Zivil. „Police! Come!“, befiehlt er barsch. Kann ja jeder behaupten, ich will den Ausweis sehen, den er dann auch tatsächlich aus seinem Portmonee hervorkramt. Zähneknirschend muss ich mit ihm zur Wache zurück und dort warten, bis die Eskorte bereit ist. Und nun geht das Spiel wieder los. Von Checkpoint zu Checkpoint, immer wieder muss ich warten. So komme ich heute nie bis nach Luxor. Bisher habe ich es fast immer geschafft, ruhig, gelassen und freundlich zu bleiben. Aber nachdem ich nach nur 30 Kilometern an einem Checkpoint immer wieder vertröstet werde und fast eine geschlagene Stunde blöd herumsitze, platzt mir irgendwann der Kragen. „Was soll die zensiert?!“, brülle ich den Officer an, „das sind noch 130 Kilometer bis nach Luxor, wie soll ich das schaffen?! Entweder ihr bringt jetzt eure bekackte Eskorte an den Start oder ich fahre alleine weiter!“ Der Typ versteht natürlich kein Wort, aber dass ich nicht sonderlich begeistert von der Aktion hier bin, wird ihm mittlerweile wohl aufgegangen sein. Er telefoniert, wie schon so oft zuvor in der letzten Stunde, brüllt seinerseits ins Telefon. Die kriegen hier gerade kein Auto organisiert, das ist das Problem. Schließlich schnappt er sich sichtlich genervt ein Motorrad und ruft mir zu: „Yalla, yalla!!!“



Ich füge mich meinem Schicksal, das Ziel, heute nach Luxor zu kommen habe ich mittlerweile ohnehin abgeschrieben, und Dampf habe ich gerade auch ordentlich abgelassen. Zeit für ein bisschen Unsinn. An den folgenden Checkpoints stelle ich mich jeweils als ‚Ahmed’ vor und ernte jedes Mal schallendes Gelächter. Bei Nagaa Hammadi muss ich die Nilseite wechseln, und ab hier darf ich noch nicht einmal mehr selber weiter fahren. Mein Rad muss auf den Polizei-Pickup. Und das wird sich bis Luxor auch nicht mehr ändern. Die Fahrer heizen wie die Irren, ich werde zusammen mit meinem Fahrrad und einem Soldaten auf der Ladefläche ordentlich durchgeschüttelt. Die harte Holzbank, auf der wir sitzen, und deren hervorstehende Schrauben sich bei jedem Speed-Bump äußerst aufdringlich ins Sitzfleisch bohren, sind auch nicht gerade Balsam für meinen ohnehin geschundenen Hintern. An jedem Checkpoint muss ich mein ganzes Geraffel von dem einen in einen anderen Pickup umladen. Insgesamt bestimmt acht oder neun mal, irgendwann gebe ich das mitzählen auf. Wir passieren Dishna, Qena, schließlich Qus. So beschleunigt sich meine Reise ungewollt dann doch ziemlich und ich komme abends völlig groggy und entnervt in Luxor an.





Das einfache, aber wirklich schöne und saubere Hostel, klischeemäßig ‚Bob Marley Peace Hotel’ genannt, dessen tolle Dachterrasse zum gemütlichen Frühstück einlädt, die für ägyptische Verhältnisse relaxte Umgebung und nicht zuletzt ein leckeres, eiskaltes Stella Bier entschädigen für die Strapazen. Bevor ich nach Aswan weiter fahre besichtige ich die absolut imposanten Tempelanlagen des Luxor- und des Karnak-Tempels, lasse mir in einem kleinen Laden an der Straße die Haare schneiden und relaxe zusammen mit anderen Travellern auf dem Dach des Hostels. Der Weg nach Aswan gestaltet sich um einiges einfacher, ganz ohne Eskorte geht es auch hier nicht, aber immerhin ohne Warterei und Wutausbrüche. In Aswan angekommen quartiere ich mich im Adam’s Home Overland Camp ein, ein hübsches, wenn auch mittlerweile etwas heruntergekommenes Camp am Rande eines Nubier-Dorfs. Die Einreise in den Sudan rückt näher!



Nach oben   Versenden Drucken
#1171248 - 13.11.15 13:28 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
Mikel265
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
anwesend und zufrieden anwesend
Beiträge: 345
Wow!

aber ich glaube das sind keine Länder für mich....

Viele Grüße und weiterhin gute Fahrt

Michael
Nach oben   Versenden Drucken
#1171252 - 13.11.15 13:39 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
kettenfahrer
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 287
Unterwegs in Deutschland

Hey Kollege, mutig!!!

& die Reise wirst Du nie vergessen ;o

Gab es Probleme mit der trockenen Wüstenluft?

Grüße aus Bärlin, Alex.
Der Weg macht süchtig
www.kettenfahrer.berlin
Nach oben   Versenden Drucken
#1171265 - 13.11.15 14:18 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 12.862
Sehr schön berichtet. Ich habe auch schon solche Polizeieskorten durch Ägypten gehabt. Allerdings war das keine Fahrradtour. Gefahren wurde aber als ob wir verfolgt worden wären. Dass hierbei keine Fußgänger oder einheimische Radfahrer umgekommen sind, betrachtete ich als großes Glück. Meine diesbezüglichen Erfahrungen in Ägypten oder ähnlich in Indien haben mich zur Überzeugung gebracht, dass ich dort nicht Fahrrad fahren will.

Umso mehr bewundere ich Dich! Ich wünsche Dir, dass Du immer sicher durch das Chaos kommst!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)

Geändert von Keine Ahnung (13.11.15 14:19)
Nach oben   Versenden Drucken
#1171269 - 13.11.15 14:37 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
Mooney
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 695
Super Rad gefahren, super geschrieben, super Bilder.
Danke und weiterhin gute Fahrt!

Wolfgang
Nach oben   Versenden Drucken
#1171270 - 13.11.15 14:43 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
kettenraucher
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 1.566
Toller Bericht und grandiose Reise. bravo Trotzdem habe ich mal eine dumme Frage: Begleiten Dich die ägyptischen Polizisten in der Absicht, Dich zu beschützen?
Nach oben   Versenden Drucken
#1171278 - 13.11.15 15:48 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: kettenraucher]
Dombybike
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 109
Unterwegs in Deutschland

Danke euch schmunzel

@kettenraucher: ja, so wurde es mir zumindest immer wieder gesagt. Wovor genau ich da beschützt werden musste, konnte oder wollte mir aber nie so recht jemand erklären. Ich denke, die haben da einfach ihre Vorschriften, die sie blind befolgen. Sollte mir tatsächlich irgendwas passieren, hat der jeweilige Beamte in dessen Zuständigkeitsbereich ich mich da gerade befinde ein Problem. Deswegen wird man da weitergereicht wie ein heißes Eisen.

@kettenfahrer: Nö, bisher nicht... Mal gucken wie's im Sudan wird. Aber jetzt um die Zeit sind die Temperaturen ja auch bisher sehr, sehr angenehm!
Nach oben   Versenden Drucken
#1171287 - 13.11.15 16:06 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
Barfußschlumpf
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 3.334
Super-Radtour !

Gratuliere zum jugendfrischen Mut und wünsche dir, überall unbeschadet durchzukommen.

Niltal ist ja für Zwangseskorte bekannt, man muss nur in den einschlägigen Internetforen mal lesen.
War gespannt, ob sich irgendwas gebessert hat. Die Situation ist ja überhaupt nicht danach.
Hätte sonst vielleicht auch mal vorbeigeschaut, wer weiß.

Aber für Alte ist Eskortefahren nix - sind zu langsam mit dem ganzen Speck.
Ich selbst mag auch nicht gehetzt werden und schlage meinen eigenen Rhythmus.

Doch sonst - grandios.

Happy Trails schmunzel
Obendrauf statt untendrunter ^_^
Enjoy your Bicycle ! tumblr • • • Enjoy your Bicycle ! classic
Nach oben   Versenden Drucken
#1171295 - 13.11.15 17:01 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
joeyyy
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 999
...mutig, mutig, denen einfach davon zu fahren. Hauptsache, Du weckst in den Polizisten nicht den Jagd-Instinkt. Funkgeräte und Telefone gibt es auch in Ägypten zu Hauf. Weiße Radfahrer nicht.

Will heißen: Du bist ziemlich exotisch, fällst auf und mit einer kleinen Funk-Konferenz haben sie Dich. Und dann könnte die Wartezeit bis zur Weiterreise etwas länger werden als bisher.

Hattest Du Dich nicht auf diese Kontrollen bzw. Begleitungen eingestellt?

Dabei kommt mir folgender Gedanke: Wir fordern von Fremden immer, dass sie sich hier bei uns an Recht und Gesetz und Kultur und Normen halten, glauben aber in der Fremde, dass wir unsere Auffassung von Rechtstreue über den Haufen werfen können. Ich schließe mich da ausdrücklich mit ein (Marokko, Kuba) und muss mich selber immer wieder zur Räson rufen!

Wir dürfen uns nur nicht wundern, wenn wir von den Ordnungshütern mit ungewohnten und dann für uns unangemessenen Mitteln eingenordet werden. Mit meinem Sohn saß ich deshalb in Kuba eine Nacht lang im Gefängnis: 30. März 2012 – Zurück auf Los, übers Gefängnis, keine 4.000 Euro

Weiterhin gute und unbehelligte Fahrt!

Gruß

Jörg.
Nach oben   Versenden Drucken
#1171436 - 14.11.15 21:40 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
dhomas
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 1.875
Danke für den Bericht! Jetzt wo schon über die Eskorte diskutiert wird, gibt's eigentlich auch andere Strecken durch Ägypten wo das nicht notwendig ist?
Nach oben   Versenden Drucken
#1171581 - 15.11.15 17:04 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: dhomas]
panta-rhei
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 7.972
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien

In Antwort auf: dhomas
Danke für den Bericht! Jetzt wo schon über die Eskorte diskutiert wird, gibt's eigentlich auch andere Strecken durch Ägypten wo das nicht notwendig ist?

Klar. Rotes meer runter. Auch hybsch, aber weniger "aegyptisch" zwinker
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
Nach oben   Versenden Drucken
#1171587 - 15.11.15 17:14 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: dhomas]
alder
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 230
In Antwort auf: joeyyy

Dabei kommt mir folgender Gedanke: Wir fordern von Fremden immer, dass sie sich hier bei uns an Recht und Gesetz und Kultur und Normen halten, glauben aber in der Fremde, dass wir unsere Auffassung von Rechtstreue über den Haufen werfen können.

Es kommt halt schon auch darauf an ob eine Anweisung irgendeinen Sinn ergibt oder ob die Anweisung nur der Anweisung willen erteilt wird. Mir wollte die Polizei letztes Jahr auch verbieten das Hotel zu verlassen. In dem Hotel gab es aber nichts zu essen. Was soll man dann machen wenn man den ganzen Tag auf dem Rad unterwegs war?? Und am Nil entlang muss man keine großen Verpflegungsreserven mitführen weil es eigentlich mehr als genügend Verpflegungsplätze gibt.

Zitat:
klischeemäßig ‚Bob Marley Peace Hotel’
War der Hotelbetreiber nicht da? Wenn Du den triffst dann ist das mit Bob Marley eigentlich kein Klischee mehr der ist echt so drauf und sieht auch so ähnlich aus. Ich habe letztes Jahr auch in dem Hotel übernachtet.

In Antwort auf: dhomas
Danke für den Bericht! Jetzt wo schon über die Eskorte diskutiert wird, gibt's eigentlich auch andere Strecken durch Ägypten wo das nicht notwendig ist?

Ich konnte letztes Jahr am Nil entlang die meiste Strecke ohne Eskorte fahren. Es macht aber keinen Spaß von einer Ortschaft raus in die nächste rein zu fahren und ständig Jugendliche auf ihren Tuck-tucks neben sich zu haben. Ich habe immer versucht auf dem Western Desert Highway zu fahren aber da wurde ich dann öfters mal wieder Richtung Nil "umgeleitet". Die Strecke von Luxor bis Aswan war absolut problemlos und landschaftlich auch sehr schön.
Die Strecke von Taba bis Sharm-el-Sheik ging problemlos und ungestört zu fahren. Mein Versuch von Taba aus den Sinai zu queren scheiterte trotz mehrerer Versuche.
Nach oben   Versenden Drucken
#1171607 - 15.11.15 18:38 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
alder
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 230
@Dombybike Laut Deiner Homepage bist Du gerade in Aswan. Ich wünsch Dir für die nächste Etappe nach Khartoum alles Gute. Die Strecke im Sudan entschädigt für die ganzen Nervereien in Ägypten.
Nach oben   Versenden Drucken
#1171859 - 16.11.15 23:11 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
panta-rhei
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 7.972
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien

Hallo Dom,


Auch von mir danke für Deinen Reisebericht.

Was mich etwas wundert, zumindest im Ägyptenteil höre ich immer so einen "todgenervten" Unterton raus ... was war mit Deinem Couchsurfingerlebnis, den Touri-Highlights in Mittelägypten etc.? Hatte die ganze Zeit den Eindruck, Du wolltest Mittelägypten möglichst schnell "hinter dich" bringen - dann hätte ich für Cairo-Assuan eher den Zug genommen, geht auch mit Velo!

In Antwort auf: Dombybike
Danke euch schmunzel

@kettenraucher: ja, so wurde es mir zumindest immer wieder gesagt. Wovor genau ich da beschützt werden musste, konnte oder wollte mir aber nie so recht jemand erklären. Ich denke, die haben da einfach ihre Vorschriften, die sie blind befolgen.


Mir ist nicht ganz klar, warum Du Dich an der Touripolizei so sehr reibst. Ich fand sie auch etwas anstrengend und bin sogar schon mal (mitten auf dem Tahrirplatz) von einem Touribullen in voller Montur aggressiv um 10Dollar angebettelt worden!

Natürlich brauch Dich niemand vor Ahmed-Normalägypter zu schützen (vielleicht noch vor seinen Kindern zwinker ). Aber - nach Ansicht der ägyptischen Regierung - vielleicht schon eher von dem - sehr kleinen - Rest! Die Touri-Polizei hat halt dafür zu sorgen, dass Du nicht mit einer Kapuze über dem am Boden liegenden Kopf im Internet auftauchst und dementsprechende Schlagzeilen produzierst. Das ist m.E. zwar auch in Mittelägypten nicht unheimlich wahrscheinlich, aber sicher wahrscheinlicher als noch vor 3-4Jahren. Und dabei geht es nicht (nur) um DEINEN Exoten-Kopf, sondern schlicht und einfach um den von Otto-Normaltouri, der sich 2 Wo Sonne und "allinclusive" für 699 Eier bei Ltours einkauft. Die gigantische Mehrheit der Ägypten-Touris bucht nämlich beim KLEINSTEN Pips auf Antalya um - und dann hat die ägyptische Wirtschaft ein Riesenproblem!

Wünsche Dir für Sudan ein bisschen mehr "Bob-Marley"-mässige Gelassenheit grins - und viele schöne Begegnungen!
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet

Geändert von panta-rhei (16.11.15 23:14)
Nach oben   Versenden Drucken
#1173372 - 25.11.15 20:49 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: panta-rhei]
Dombybike
Mitglied
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 109
Unterwegs in Deutschland

In Antwort auf: joeyyy

Hattest Du Dich nicht auf diese Kontrollen bzw. Begleitungen eingestellt?

Was heißt "drauf eingestellt...? Klar wusste ich, dass das auf mich zukommt, aber wie das dann wirklich im Detail ist, und wie es die Reise und die Stimmung tatsächlich beeinflusst, das offenbart sich dann halt erst wenn es soweit ist.

In Antwort auf: joeyyy

Dabei kommt mir folgender Gedanke: Wir fordern von Fremden immer, dass sie sich hier bei uns an Recht und Gesetz und Kultur und Normen halten, glauben aber in der Fremde, dass wir unsere Auffassung von Rechtstreue über den Haufen werfen können.

Das finde ich jetzt zumindest auf den Sachverhalt hier bezogen etwas übertrieben...ich hab die Bullen n bisschen gefoppt, ich habe keine Straftat begangen oder irgendwas...

In Antwort auf: panta-rhei

Was mich etwas wundert, zumindest im Ägyptenteil höre ich immer so einen "todgenervten" Unterton raus ...

Nö, dann kam das vielleicht ein bisschen zu extrem rüber, richtig genervt war ich wirklich nur an dem einen Tag auf dem letzten Stück nach Luxor. Alles in allem war das schon genau richtig durch's Niltal zu fahren, in vielerlei Hinsicht sehr spannend!!!

P.S.: Sudan ist hammer! ;-)

Geändert von Dombybike (25.11.15 20:51)
Nach oben   Versenden Drucken
#1173375 - 25.11.15 21:03 Re: Ägypten: Das Niltal [Re: Dombybike]
panta-rhei
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 7.972
Unterwegs in Französische Südpolar-Territorien

Hi DOm

In Antwort auf: Dombybike

In Antwort auf: panta-rhei

Was mich etwas wundert, zumindest im Ägyptenteil höre ich immer so einen "todgenervten" Unterton raus ...

Nö, dann kam das vielleicht ein bisschen zu extrem rüber...Alles in allem war das schon genau richtig durch's Niltal zu fahren, in vielerlei Hinsicht sehr spannend!!!

Sag ich ja!

In Antwort auf: Dombybike

P.S.: Sudan ist hammer! ;-)


Ja, die sind supernett, da ist EG nix dagegen - und alles sehr ursprünglich.
Freu mich schon auf Deine Berichte! War in Khartoum mal Alltagsradler zwinker ... vielleicht kommste auch ins TV? Da gibts so eine Plaudersendung "Min Al - Khartoum Salaam" - sowas wie "Grüsse aus Khartum". Nach einer Weile bist Du stadtbekannt. Warste schon in Omdurman? Wo biste untergekommen?!

Keep rolling!
Liebe Grüsse - Panta Rhei
"Leben wie ein Baum, einzeln und frei doch brüderlich wie ein Wald, das ist unsere Sehnsucht." Nâzim Hikmet, Dâvet
Nach oben   Versenden Drucken

www.bikefreaks.de