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#1121663 - 15.04.15 17:13 Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter
Christian H.
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
Themenersteller
abwesend abwesend
Beiträge: 48
Dauer:2 Monate, 28 Tage
Zeitraum:28.11.2014 bis 23.2.2015
Entfernung:2030 Kilometer
Bereiste Länder:npNepal
Externe URL:http://www.ratgeber-aussteigen.de

Nepal mit dem Fahrrad und das im Winter?
Obwohl die Hauptreisezeit für Nepal eher in den Herbst- und Frühjahrsmonaten liegt, haben wir uns für die trockenen und kälteren Wintermonate in der Nebensaison entschieden. Nepal ist bekannt als das Trekkingland, aber auch für Radfahrer bietet es sehr schöne Strecken, sowohl flache im Tiefland wie auch recht sportliche mit hohen Pässen. In den vielen Nationalparks kann man sich zwischendurch immer wieder gut die "Beine vertreten". Dennoch haben wir auf 2000 km geradelter Strecke nur ganz wenige andere Reiseradler getroffen …?

http://www.ratgeber-aussteigen.de/bilder-nepalbericht/Nepal-2014-01.jpg

Fremdes Bild/Karte in Link umgewandelt. Zur Erläuterung siehe hier.

Im Morgengrauen landen wir in Kathmandu und finden hundemüde unser vorgebuchtes Hostel. Nach einer Dusche und einer Prise Schlaf stürzen wir uns sogleich ins Getümmel von Mopeds, Tuctucs, Rikschas, LKW und Fussgängern, staunen und erledigen einige Einkäufe.



Wenn die Sonne sich durch die Smogschwaden kämpft, haben wir es warm bei 18 Grad Celsius. In der Altstadt ist nur noch zu Fuß ein Vorankommen möglich. Es scheint, als wäre ganz Kathmandu auf den Beinen. Nur in der Nähe der vielen alten Tempel findet man etwas Ruhe.



Nach drei Tagen in der lauten Stadt sind wir froh, das smog- und staubgeplagte Kathmandu zu verlassen. Sogleich wird es steil entlang der Reis- und Gemüseterrassenfelder und kleinen Dörfer, dessen Kinder uns lachend umzingeln und begleiten.



An unserem zweiten Radeltag ist die Straße so steil, dass wir viel schieben müssen. Außer uns sind auf der zum Teil groben Schotterpiste nur Geländewagen, Busse, LKW und Mopeds unterwegs.



Während wir schnaufen und schwitzen, sitzen die Affen grinsend in den Bäumen.



Endlich erreichen wir nach 40 km, 1600 Hoehenmetern und 7 Stunden Anstrengung Dhunche. Dieser kleine Ort liegt auf knapp 2000 m und ist der Ausgangspunkt für Trecks in den Langtang Nationalpark.



Die ersten Schneeriesen des Himalayagebirges sind sogar vom Guesthousezimmer zu sehen Die hintere Reihe gehört schon zu Tibet. Nach diesen ersten beiden sehr schweißtreibenden Biketagen nutzen wir den Ruhetag, um die Permits für den Nationalpark zu kaufen und unseren mehrtägigen Treck vorzubereiten. Bisher wurde es morgens schnell warm und die Temperatur stieg bis auf 18 Grad Celsius, doch abends wird es ebenso schnell empfindlich kalt. Da es in Nepal auch in den Hotels und Gasthäusern meist keine Heizung gibt, heißt es: „warm anziehen und früh ins Bett!“



Im Langtang-Nationalpark brechen wir zu zwei längeren Teehaus-Trecks auf. Zum Einlaufen geht es zunächst von Dhunche zum Gosaikunda-See auf 4200m.



Viele der mit Solarenergie versorgten Gasthäuser liegen auf der Strecke, aber nur noch wenige Wanderer sind unterwegs. Anschließend wandern wir fünf Tage im Langtang-Tal bis zum Dorf Koyanjin Gumba, das wunderschön unterhalb einiger gletscherbedeckter 6-Tausender liegt.



Die Dörfer im Tal werden ausschließlich von Lastenträgern und Maultieren mit Lebensmitteln und schwerstem Baumaterial versorgt. Es wird immer kälter. Wir sitzen wir noch kurz am warmen Holzofen und kriechen dann schnell in unsere warmen Schlafsäcke.



An dem heutigen Ruhetag radeln wir, dem Trisuli-Fluss folgend, auf einer staubigen Schotterpiste bis an die chinesische Grenze, wo ein reger Handel zwischen Tibetern und Nepali stattfindet.



Es hat geregnet und viele Strassen haben sich in gefährliche Schlammpisten verwandelt. Wir stoppen einen Bus, handelen einen Fahrpreis aus und quetschen uns zwischen Ziege und andere Fahrgäste. Nach stundenlangem Geschaukel und unvorstellbaren Überholmanövern sind wir froh, den Bus wieder verlassen zu können.



In der Touristenstadt Pokhara finden wir eine passable Unterkunft, die wir in den kommenden Wochen als Basislager für einige Trekking- und Radtouren im Annapurna-Gebiet nutzen wollen.



Mit dem Fahrrad erkunden wir die Umgebung von Pokhara und staunen über die ersten großartigen Ausblicke auf den Himalaya.



Dann brechen wir zu einer siebentägigen Wanderung im Annapurnagebiet auf. Viele Dörfer liegen verstreut in den steilen Bergen und bis zur Höhe von 3000 m gibt es auf den Terrassenfeldern Reis- und Gemüseanbau.

Ab 3100 m Höhe laufen wir im Schnee und erreichen das "ABC" Annapurna Base Camp 1000 m höher. Wir sind überrascht, dass trotz Nebensaison und winterlicher Verhältnisse so viele Andere, vor allem Südkoreaner, das gleiche Ziel haben.



Auf der weiteren Tour beeindruckt uns besonders der dschungelartige Bergregenwald, in dem die Affenbande turnt.



Vom Deurali-Pass aus haben wir Spitzenausblicke auf die beiden 8000er Annapurna 1 und Dauralaghi. Von hier aus geht es wieder abwärts. Heiligabend verbringen wir in einem netten Guesthouse zusammen mit einem brasilianischem und einem amerikanischen Paar bei ein paar Flaschen Mount Everest Bier.



Ein knallvoller Bus bringt uns zurück nach Pokhara, wo wir unsere Bikes und restlichen Sachen im Hotel verstaut hatten. Frisch gewaschen flattert nun die Kleidung auf der Dachterrasse und wir freuen uns über's Internet, die Annehmlichkeiten der Stadt und die Wärme auf nur 800 m Hoehe.
Das Neujahrsfest ist vorbei und wir wollen durch die tiefste Schlucht der Welt nach Jomson radeln.



Auch auf dieser Strecke ist es einfach, Unterkünfte zu finden. Zwar haben wir ein Zelt dabei, aber dieses werden wir in den drei Monaten kein eiziges Mal benötigen.



Die Straße ist spektakulär, aber sehr staubig und anstrengend. Schlechtes Wetter ist angesagt und bevor es in den Bergen erneut zu heftigen Schneefällen kommt, drehen wir um.



Nun sitzen wir bei Dauerregen in Pokhara und schauen, wie wir Schuhe und Wäsche wieder trocken bekommen. Da es hier nur stundenweise Strom gibt, sind Licht zum Lesen oder Wasserkochen sowie die Nutzung von Internet oder gar Wäschetrockner stets ein Glücksspiel. Dafür jedoch ist die Versorgung mit Bier und Rotwein sichergestellt und auch beim Essen gibt es einige schweißtreibende Speisen zu experimentellen Versuchen.

Kaum haben wir Pokhara verlassen, letzte Blicke auf die Schneeberge geworfen und einige Pässe überwunden, rollen wir 40 km abwärts ins Flachland. Überall rufen uns Kinder schon aus großer Entfernung lachend "Namaste" oder "Bye Bye" zu.



In Butwal ging es quirlig und staubig zu, nur die Kühe haben die Ruhe weg.



Ganz nahe der Grenze zu Indien liegt Lumbini, der Ort, wo Buddha geboren wurde.



Buddhisten aus aller Welt pilgern hierher.



Nachts lärmen Stromgeneratoren, kämpfende Straßenhunde und Hähne um die Wette, am Tage ruhen sich alle aus.



Drei Tage radeln wir durch Nebel und Nieselregen. Links und rechts der Straße gibt es viele kleine Läden. Auch "Fahrradgeschäfte" bieten preiswert Reparaturen an.



Wegen eines mehrtägigen Streiks fahren weder Busse noch LKW. So teilen wir die Straße nur noch mit unzähligen anderen Radfahrern, Mopeds und Ochsenkarren.



Im abgelegenen Bardia Nationalpark haben wir den bisher schönsten Ort und sogleich den westlichsten Punkt unserer Nepalreise erreicht.



Mit einem Führer durchstreifen wir den Park zu Fuß.



In der Ferne grast ein Nashorn und Krokodile dösen auf einer Sandbank im Fluss.



Nur Tiger, deren frischen Spuren wir den ganzen Tag folgen, bekommen wir nicht zu Gesicht.



Abends erzählen die Guides am Lagerfeuer von den zahlreichen Auseinandersetzungen mit wilden Elefanten und Nashörnern, die vom Park aus in die angrenzenden Reisfelder eindringen. Der trennende Elektrozaun wird bei jedem "Besuch" einfach plattgemacht.



Auf dem Weg zurück nach Osten wird wieder landesweit gestreikt und überall sind Kontrollstellen von Polizei, Militär und Demonstranten.



Mit unseren Fahrrädern auf dem Dach eines Expressbusses fahren wir zum Chitwan Nationalpark. Bereits vom Ortsrand von Sauraha können wir mehrere Male Nashörner und Krokodile beobachten.



Und im Ort selbst bestimmen Reitelefanten auf dem Weg zu den Touristensafaris das Bild.



In Janakpur, einer unglaublich dreckigen Handelsstadt nahe der indischen Grenze sind die zahlreichen Teiche und Abwasserrinnen ideale Brutstätten für Moskitos. Selbst im Hotelzimmer brauchten wir das Moskitonetz.



Nur die berühmten Tempelanlagen und die bunten Märkte sind wirklich sehenswert.



Wir verlassen die Terrai-Tiefebene mit ihrem dichten Nebel, staubigen Straßen und ausgetrockneten Flussbetten.



Nach einigen großartigen, aber anstrengenden Pässen sind wir wieder in den Bergen.



Zur Zeit blühen die Rhododendronbäume in verschiedenen Rottönen und die Flüsse führen wieder Wasser.



In Jiri beginnt der Treck zum Mount Everest, zu dem wir nach einem Ruhe- und Waschtag aufbrechen.



Die achtägige Rundwanderung auf dem Treck in Richtung Mount Everest ist ein weiteres Highleight. Über mehrere Pässe geht es immer wieder rauf und runter vorbei an kleinen Sherpa-Dörfern durch eine wunderschöne Landschaft.



Nach einer kalten Nacht auf 3500m besteigen wir die seltenbegangenen Gipfel von Pike 1 und Pike 2. Dort weht ein eisiger Wind und das mitgeführte Trinkwasser gefriert zu Eis. Doch der Ausblick auf die gegenüberliegenden 8000er ist überwältigend und wir können mit dem Fotografieren gar nicht mehr aufhören.



Unsere Reise nähert sich nach drei Monaten, 2000 Rad- und 500 Wanderkilometern langsam dem Ende und wir fahren zurück in Richtung Kathmandu. Ein gewaltiger Erdrutsch hat die Strecke auf mehreren Kilometern in eine Schlammpiste verwandelt



Die Weltkulturerbe-Stadt Bhaktapur ist wie ein einziges Museum mit aufwändig verzierten Pagoden und Schreinen, versteckten Gassen und Hinterhöfen. Auf unseren Streifzügen durch die Altstadt fühlen wir uns um Jahrhunderte zurückversetzt.



Die ganze Nacht wurde das Shiva-Fest gefeiert und die Menschen stenden Schlange vor den Tempeln zum Beten und vor den tiefen Wasserbrunnen zum Wasserholen.



Jetzt sind es nur noch 30 Kilometer bis nach Kathmandu und drei Monate voller Abenteuer, netter Begegnungen, neuer Erfahrungen, ... sind schon wieder vorbei.

Geändert von Rennrädle (17.04.15 17:08)
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#1121756 - 15.04.15 22:19 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
joeyyy
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 999
Hach, "man" weiß ja gar nicht mehr wo "man" hin soll...

Danke für Euren Bericht und den Impuls für die Himalaya-Region. bravo

Nepal steht auch auf meiner Liste. Wahrscheinlich auch eine Radel-/Wander-Kombi-Tour.

Eure Bilder lassen mich schon mal erahnen, was auf mich zukommt.

Gruß

Jörg.
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#1121989 - 16.04.15 11:41 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
Daaani
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 214
Na toll, jetzt hab ich wieder fernweh zwinker

Danke für den Bericht und die schönen Bilder.
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#1122033 - 16.04.15 13:19 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
memy
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 746
Euer Bericht und die Fotos wecken Erinnerungen an meine Zeit in Nepal. Es ist für mich schon einige Jahre her, aber in vielerlei Hinsicht scheint sich nicht viel geändert zu haben. Kathmandu war schon damals eine der dreckigsten Städte weltweit. Wenn "bandah" - Generalstreick war, herrschte der Ausnahmezustand und mit Streikbrechern wurde nicht zimperlich umgegangen. Auch die alljährlichen Erdrutsche auf der Kathmandu - Pokhara Strecke gab es.
Vielleicht schaffe ich ja noch mal bis dort hin.

Vielen Dank für eure Eindrücke!

Gruß
Horst
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#1122336 - 17.04.15 17:20 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
Rennrädle
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 7.955
whow - das ist echt beeindruckend, solch eine Reise in den Wintermonaten zu machen.

War sicher eine besondere Reise für Euch.

Da will ich auch mal hin schmunzel

Gruß Rennrädle

Geändert von Rennrädle (17.04.15 17:20)
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#1123034 - 21.04.15 08:03 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
DieSusi
Mitglied
abwesend abwesend
Beiträge: 11
Wow, das ist echt ein klasse Bericht mit super Fotos.
Sieht aus, als hattet ihr eine unvergessliche Zeit.
Da bekomme ich echt Fernweh. Nepal steht auch auf meiner Liste und muss irgendwann in den nächsten Jahren passieren zwinker
Wirklich, der Hammer!

Grüße
Susi
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#1123054 - 21.04.15 08:41 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
Keine Ahnung
Moderator
abwesend abwesend
Beiträge: 13.178
Beeindruckende Reise! Bei den Strecken habt Ihr sicherlich von den Federgabeln profitieren können zwinker . Eine gefederte Sattelstütze hätte ich mir wohl auch gewünscht, wenn ich die Bilder so mancher Strecken sehe, die Ihr gefahren seid.

Danke für den Bericht!
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1307082 - 21.10.17 20:10 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
uwee
Gewerblicher Teilnehmer
abwesend abwesend
Beiträge: 1.386
Grüß Euch,
wir suchen noch immer nach reine Winterdestination.
Dank Eures Berichtes steht Nepal jetzt weit oben.
Waren bisher eher zum Trecken dort. Und mit Leihrädern rund um Pokhara und rund um Kathmandu unterwegs.
Scheint ja aber auch keine schlechte Destination für einen echten Radlurlaub zu sein.
Wie war der Verkehr?
Und das Verhalten der Verkehrsteilnehmer?
Danke für den Bericht und die tollen Fotos.
Uwe
hier nur privat, (gewerblich wg. 2 Radreisebüchern)
www.velo-traumreise.de
www.velo-traumreise.blogspot.com
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#1307225 - 23.10.17 07:39 Re: Nepal - eine dreimonatige Rundtour im Winter [Re: Christian H.]
grenzenlos
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 906
Hallo Christian,
danke für den echt schönen Bericht schmunzel
Wir waren Anfang 2008 (Februar/März) in der Region + kann somit bestätigen, dass es zu dieser Zeit machbar und schön im Nepal ist schmunzel
Bei den herrlichen Bildern kommen viele Erinnerungen hoch. Echt prima + doppeltes Dankeschön. Wir lieben den Nepal.

@ Uwe - macht es, ihr werdet es nicht bereuen. Der Verkehr war für uns einfacher wie Sri Lanka zwinker

Etwas zur Einstimmung für Uwe schmunzel Chitwan Nationalpark


Geändert von grenzenlos (23.10.17 07:41)
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www.bikefreaks.de