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#1329693 - 01.04.18 14:36 Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana
haegar
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Beiträge: 2.590
Dauer:12 Tage
Zeitraum:25.2.2018 bis 8.3.2018
Entfernung:425 Kilometer
Bereiste Länder:ptPortugal

Nach längerem Nachdenken, wo ich den Bericht schreiben soll und wie es am einfachsten hinbekomme, habe ich mich entschieden den Reisebericht - insbesondere auch als Dank gegenüber Werner - auf den outdoorseiten zu schreiben und hier quasi als Kopie einzustellen. Auch wenn ich z. B. versuche alle URLs zu finden und anzupassen etc. mag da der eine oder andere Fehler dabei sein. Das ganze auch als Fingerübung für das große, was da noch kommen wird, irgendwann träller


Der Originalbericht findet sich hier: [PT] Mit dem MTB auf der Via Algarviana



Prolog

Da steht so ein grünes halb-durchsichtiges gelbes MTB in meinem Schlafzimmer cool und jeden Morgen wenn ich wach werde, frage ich mich, wohl wo die nächste Reise hingehen könnte.

Meinen Resturlaub 2017 sollte ich bis März nehmen und das schloss klassische MTB-Ziele, eher aus. Portugal kannte ich und das Wetter war Weihnachten 2015 einfach nur toll, warum sollte es dann im Februar schlechter sein. Auf der Via hatte ich noch eine Rechnung offen unsicher … und auch sonst sprach vieles für Portugal.

DAS …

… ist seit meiner Reise 2015 mein Bildschirmhintergrund, der sich täglich viele Stunden per 27" Display in meinem Kopf eingräbt grins


Hier (ODS) noch versucht ein paar mehr Infos für die bisher unbekannten Abschnitte und das neue Verkehrsmittel zu bekommen und dann, dann wurde gebucht lach

Aus mehreren Gründen heraus hatte ich mich entschieden, es noch leichter als in den Alpen und beim letzten Mal in Portugal angehen zu lassen und für mich etwas Neues zu probieren …die Übernachtungen wurden in Hotels vorgebucht entsetzt

Kaum war alles gebucht, fing der Wetterbericht Amok zu laufen schockiert und das gute Gefühl, diesmal habe ich alles, wich dem üblichen Kaufrausch träller Parallel das Rad vorbereiten (u. a. Kette tauschen, neuen Schaltzug verlegen, …), wenn dazu irgendwie noch Zeit blieb.


In Buchstäblich letzter Minute …na gut, 20 Min. vor Ladenschluss am Samstag Nachmittag kaufte ich auch noch eine neue Regenjacke …


"Hailing from our mountain heritage and designed without compromise …embrace the often unnerving realities of taming the trail."

klang einfach vertrauenserweckendcool

Danach startete das Packen recht spät und mit dem üblichen Chaos …


… Überraschung war auch der neue MTB-Rucksack EVOC FR Tour 30, der sich doch deutlich anders packen liess und die 5l weniger als der bisherige Rucksack schmerzlich aufzeigte schockiert Nach dem dann endlich klar war, was ich überhaupt noch mitnehmen konnte und wie es packen müsste, durfte ich fast alles wieder aus- und umpacken. Mit dem Hotel bei An- und Abreise war abgesprochen, dass ich eine Tasche dort deponieren durfte und so musste ALLES in die Tasche. Dann noch das Rad verpacken.

Danach ein besonderes Feierabendbier …erwähnte ich schon mal, dass ich meinen Bildschirmhintergrund liebe lach

ciao Thorsten.

Geändert von haegar (01.04.18 14:46)
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#1329694 - 01.04.18 14:40 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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25.02. Anreise

Nach einer sehr kurzen Nacht alles ins Auto, ab nach Hamburg. Zum Frühstück wollte ich Brötchen und super leckere Pastéis de Nata mitbringen, musste leider feststellen, dass der Bäcker leider seinen Betrieb aufgegeben hatte traurig Brötchen gab es dann doch noch, das Gepäck musste noch ein paar Stunden warten.

Am Flughafen lief alles reibungslos …bis dann die Anzeige kam, dass es noch ein wenig dauern würde. Also noch etwas länger, also man wisse noch nicht genau, aber irgendwann vermutlich …:grrr: Gut 2h verspätet hob der Flieger ab böse


Ab der Biscaya boten sich traumhafte Blicke auf spanisches Bergland im Winterkleid …


Landung in Lissabon, erwartungsgemäß war der Flieger nach Faro …fort krank Wir bekamen alle einen Zettel und "man hätte eine Lösung". Stellte sich aber dann als Bustour Lissabon - Faro heraus.

Ja klar, KEIN PROBLEM wir nehmen das Gepäck mit.
Was??? Fahrrad???
…äh, keine Ahnung!

Nicht mal 2h später war klar, wir kommen alle mit, ich darf probieren, ob die Radtasche in den Bus passt und das wir uns selbst darum kümmern müssen, wie das Gepäck von dem Fliessband zum Bus kommt schockiert Ich hatte Glück, ich durfte mich um mein Rad kümmern, andere hatten weniger Glück, die gingen mit leeren Händen zum Bus, ihr Gepäck war nicht auffindbar wirr

Irgendwie auf dem Weg fiel mir auf, dass da doch was fehlt schockiert ... mein Helm war NICHT wie geplant auf meinem Kopf, er war auch nicht am Tages-Rucksack …er war nicht da entsetzt Die Panik, ihn im Flugzeug liegen gelassen zu haben, wich schnell der Erkenntnis, dass er NICHT im Flieger geblieben ist, sondern zu hause peinlich Auf der Busfahrt hatte ich dann Gelegenheit mir schon mal die portugiesischen Bezeichnungen für Fahrradhelm zu notieren und zu schauen, was Decathlon Faro so alles vor Ort verfügbar hat traurig


Fettes Lob an TAP, alle, die sich um uns kümmern mussten, waren super adrett gekleidet, die Damen sogar mit roten Lederhandschuhen. Äh, sonst gab es natürlich NIX! Erfahrene Vielflieger nach Faro aus der lustigen Altherren-Golfrunde meinten, DAS wäre häufiger am Sonntag so, weil die Faro-Flüge fast alle überbucht wären und man dann gerne Gründe finden müsse, warum Passagiere per Bus ans Ziel gebracht würden. Und NEIN der Bus dürfe auch nicht unterwegs halten, wenn z. B. Passagiere eigentlich von Faro wieder retoure zu einem Ort auf der Strecke müssen würden.


Um 17:00 fuhr dann der nagelneue(!) Bus los, Brücke über den Tejo …


und dann Landschaft erleben, Pause an Raststätte, …ca. 20:30 in Faro am Flughafen, Bus in die City, kurzer Weg vom Bhf. zum nahe gelegenen Hotel.

Natürlich viel zu spät in Faro und damit die erste echte Enttäuschung des Tages, mein seit Wochen entgegengefieberter Besuch in der Currasqeira fiel ins Wasser, weil schon zu traurig Aber es fand sich würdiger Ersatz


mit lecker Fisch



Danach dann noch ein kleiner Rundgang durch die bekannten Gassen von Faro


bis zum Hafen


Auf dem Rückweg noch zwei Flaschen Wasser im Nachtsupermarkt gekauft und dann schnell ins Bett und mich in den Schlaf zittern.
ciao Thorsten.

Geändert von haegar (02.04.18 14:00)
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#1329695 - 01.04.18 14:45 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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26.02. Einrollen nach Alcoutim
42,3 km - 2:59 - 548Hm

(Die km-Angaben und weitere Daten beziehen sich auf die "GPS"-Daten meiner Garmin Fenix 5, sind also die reinen Fahrdaten der Etappe, Pausen stoppt sie raus, weitere Fahrten, z. B. Helmkaufen, sind auch nicht drin enthalten)

7:30 … der Wecker ist gar nicht mal so nötig, die 1h Zeitverschiebung macht sich positiv bemerkbar lach und die Kälte im Zimmer auch traurig Es war sowieso eine unruhige Nacht, die Mädels im Zimmer neben an haben mehrfach Besuch an der Tür gehabt, oder Zimmerservice, oder wen auch immer …auf jeden Fall wurde dann erstmal laut gekreischt. Ich werfe bei den Gelegenheiten zwei Decken auf das Bett, die ich noch in dem Schrank finde und bereue, dass ich mir nicht den Yeti Passion One gekauft habe.

Bibbernd kommt mir die Idee, ich könne doch die Klimaanlage zum Heizen verwenden und so langsam taue ich auf grins

Das Packen des Rucksacks geht erstaunlich schnell, noch erstaunlicher auf einmal passen die extra neu gekauften und deutlich leichteren (als meine Source Sandalen) FlipFlops doch noch in den Rucksack, ohne dass er explodiert. Luxus pur auf der Tour lach

Frühstück hatte ich keines gebucht, aber was heisses trinken, während ich das Fahrrad unter dem interessierten Blick der Rezeptionistin zusammen baue, das will ich schon. Es wird für 2,80 schockiert das schlechteste aller in Portugal erlebten Heissgetränke, erinnert entfernt an das Zeug aus den Vending-Automaten, wo man sich nur noch zwischen Rinderkraftbrühe, "Heisser Schokolade" und "Cappuccinotraum" entscheiden muss …bin mir nicht sicher, ob hier nicht ALLE Knöpfe gleichzeitig gedrückt wurden entsetzt

10:00 das Fahrrad ist einsatzbereit, die Bleibt-da-Tasche inkl. der dort drin verstauten Radtasche bleibt da und ich stelle fest, dass es draußen doch schon frühlingshaft warm ist. Also mit dem neuen Merino-Longsleeve aufs Rad gesprungen …um die Ecke soll ein Radladen sein, da spare ich mir doch die ca. 3km entlang der Schnellstraße zum Decathlon. Radladen-Mann meint, er hat keine Helme, würde aber gerne an meinem Rad schrauben, wenn was dran sei … glaube ich ihm, ist aber nix dran lach Dann also weiter, nun 3,5km zum Decathlon, oder knapp 2 zum G-Ride. Die hatte ich nachts noch auf dem iPhone gefunden und das Sortiment wirkt ein wenig überzeugender und die Angebote verlocken.

Es beginnt zu tröpfeln …na ja, macht nix, Frühlingsregen. Die Luft riecht nach Regen, ist das nicht herrlich, ich fahre weiter und Merino wärmt ja auch, wenn es feucht ist. Rechts runter ca. 500m zum Hotel zurück, links den Berg hoch zum G-Ride. Es regnet, so richtig, stelle mich unter, ist bestimmt nur ein kurzer Schauer :roll: ... 2km später stehe ich tropfnass im G-Ride die kleinen Navigationsfehler haben mich wunderbar über weitere Hügel von Faro geleitet, warm gefahren bin ich schon mal :hahaa:

Tatsächlich finde ich einen Scott, der passt, halbwegs gut aussieht, MTB-Helm ist und das zu 50% der UVP. Der schicke MIPS-Helm passt leider nicht. Nach ca. 15 Min Warten an der Kasse gebe ich auf, weiter auf das Kartenlesegerät zu warten und werfe das Bargeld auf den Tresen. WENN ich mich richtig beeile sollte ich sogar noch den früheren Zug bekommen, wirkt eng. Es hat sich eingeregnet und die neue Regenjacke liegt immer noch gut verpackt im Hotel. Auf dem Weg zurück kurzer Stop beim Bäcker, 1 Croissant, 2 Frischkroketten, danach hinterlasse ich bei einigen Portugiesen wohl einen eher schlechten Eindruck eines MTBers :ignore: …Hotel, Rucksack auf, Zimmerschlüssel zurück, ab aufs Rad, um die Ecke, Ticket kaufen …


… passt, der 11:35 steht noch da.

Im Zug dann Puls drücken, Frühstücken, den neuen Helm bewundern lach …die Fahrt geniessen und ein wenig entspannen.



Villa Real Do St. Antonio, 13:00 und es ist nicht einfach nur Regen, nein es giesst schockiert ... also gleich unter dem Bahnhofsvordach die Regensachen angezogen, die Idee mit dem in Ruhe ein Cafe suchen, Galão trinken, Toastada essen usw. verworfen und mal los.

In Spanien sieht es auch nicht besser aus



Schon nach kurzer Strecke lande ich auf der ersten Piste


Zumindest die Belüftung der Regenjacke funktioniert, so als Kontrast zu D ist 14° und tlw. noch Regen einfach warm. Als es in Azinhal gegen 14:20 wieder heftig zu regnen beginnt, kommt mir das kleine Cafe gerade recht


Drinnen ist es viel größer als von draussen zu erahnen, angenehm warm (dank der echten Backstube daneben) und freundliche Hände bereiten gerne meine Bestellung zu …

… 4,80 inkl. eines zweiten Galão und das Tostada war super grins

Das Wetter klart auch ein wenig auf und die Strecke gibt schon mal eine Vorahnung auf die nächsten Tage


Woran ich mich gar nicht satt sehen kann, ist die Mandelblüte

einfach traumhaft schön cool

Bald ist der Guadiana erreicht

ab hier will ich dem ausgewiesenen Wanderweg Route „Grande Rota do Guadiana“ zuerst ja noch ganz spassig.

Doch dann ist der Weg zunehmend zu gewachsen, ich kämpfe mich tlw. mühsam schiebend durch meterhohes Schilf, nur um immer wieder Verbotsschilder zu sehen, dahinter eher privat wirkende Gartenlandschaften nur um am anderen Ende den nächsten Wegweiser zu erblicken. Da scheinen wohl Landbesitzer und Organisatoren / Offizielle tlw. ein leicht abweichende Auffassung zu haben, was das nun sein soll. Schön ist es hier aber direkt am Ufer des Guadiana.

Irgendwann stehe ich vor einem komplett verrammelten Zaun. Der Wegweiser zeigt nach rechts zu dem weggebrochenen Ufer, da käme ich selbst zu Fuss auf keinen Fall weiter. Also zurück, dort steht das Verbotsschild vor dem Wald, also dann wohl doch den Fahrweg den Berg hoch, auch wenn mein GPS etwas anderes vermutet.

Nur kurze Zeit später werde ich von SUVs gestellt und übelst beschimpft, zuerst auf Portugiesisch, dann auf Englisch und als die Anführerin mitbekommt, dass ich Deutscher bin, auf Deutsch. DAS ist Privatbesitz, die Schilder seien deutlich! Mein Einwände von wegen Schilder vor Wald findet sie gar nicht lustig und verweist, auf das ganze Pack von Drogenschmuggler, Flüchtlingen, Pennern UND Seglern(!) die IHR Land ruinieren, Schilder rausreissen, verdrehen, …also werde ich von ihr zurück zu dem Zaun geleitet. Die Unterhaltung wechselt dabei zwischen freundlich-interessiert fragen, bzgl. meine Reise und explosiv pöpelnd mich beschimpfen. Die ganze Zeit tuckert der SUV mit deutlich erkennbarem Schrot(?)-gewehr an der Rückscheiben hinter uns her. Weiter oben im Hang zwei weitere SUVs.

Der Drahtverhau erweist sich als Makramee der Schmiedekunst und nachdem ich zu verstehen gab, dass ich aus dem Großraum Hamburg komme, war klar, dass mir als Großstädter nicht mal die einfachste Landtechnik klar ist. Als ich dann endlich auf der andere Seite stehe, wird mir noch der weise Rat mitgegeben mich nach der nächsten Biegung des Flusses auf die Straße zu verpissen. Der Besitzer DIESES Landstückes habe große Hunde und sei wirklich unlustig und die folgenden Landbesitzer hätten sie schon angerufen, die Hand zeigt zu den SUVs am Hügel über mir. Mein dezenter Hinweis auf den offiziellen Wanderweg löst weitere Beschimpfungen aus und macht klar, dass hier ggf. mit Hunden und Waffen klar gemacht würde, dass der Wanderweg NICHT existiert schockiert

Dann mal lieber auf der Straße weiter, ist nach dem ganzen Hin und Her sowieso schon spät genug


Irgendwann ist dann Alcoutim malerisch am Fluss auszumachen



Nettes Örtchen, treffe sogar schon auf den GR13 und erreiche dann das unglaublich luxuriöse Hotel schockiert nachdem ich den Flussblick bei booking.com für ein paar Euro mehr schon gleich gebucht hatte, bekomme ich Frühstück als kostenloses Upgrade dazu lach … nachdem es draußen bei 13° wieder kräftig angefangen hatte zu regnen, empfängt mich das Zimmer mit erfreulichen 15° schockiert ... also als erstes Klimaanlage auf 28° Dann folgt die übliche Explosion des Rucksacks :hahaa: ... und Urlaub pur mit den FlipFlops an den Füssen grins


Später geht es dann mit Blick auf Spanien


zum Essen in die Stadt. Die geplanten Restaurants haben am Sonntag Abend bzw. zu dieser Jahreszeit bzw. generell geschlossen, das Grillrestaurant wirkt nicht so einladend, die Bar überfüllt, also lande ich als einziger Gast beim ziemlich großen Inder. Unerwartet, aber sehr lecker grins ... danach den Kaffee in der überfüllten Bar und dann schnell zurück ins Hotel.

Morgen soll das Wetter noch einmal gut sein und eine recht lange Etappe steht auf dem Plan.
ciao Thorsten.
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#1329765 - 01.04.18 23:12 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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27.02 Sonniger Start in Alcoutim
58,96km - 6:12 - 1.473Hm

7:15 aufstehen, dank Klimaanlage im Quietmode ist das Zimmer angenehm temperiert, alles packen. Alles? Am Abend muss ich feststellen, dass meine Schlaf-Boxershorts fahnenflüchtig ist, keine Ahnung, wie sie das angestellt hat schockiert

Das Zimmer hat tatsächlich Flussblick, na ja, so irgendwie …

…aber noch liegt der Nebel über dem Fluss.

Um 8:35 erreiche ich den Frühstücksraum, angeblich ab 8:30 geöffnet, für das bis dahin menschenleer erlebte Hotel ist er überraschend mit insgesamt 6 Personen gefüllt. Das Buffet dagegen ist nicht mehr gefüllt schockiert es wurde in den ca. 5 Minuten komplett leer geräumt, Berge von Rührei türmte sich auf den Tischen, Teller voll Wurst …bis auf die beiden Rennradfahrer blieb auf jedem Tisch massenweise Essen zurück wirr Leider dauert es nun fast 30 Min. bis so nach und nach das Frühstücksbuffet wieder aufgefüllt wird, planlos wäre noch beschönigend. Na ja, wie war das mit dem geschenkten Gaul …also versuche ich mich nicht zu sehr zu ärgern und geniessen die Sonne.


Um 10:00 Uhr stehe ich an den Kais von Alcoutim an dem ordnungsgemäßen Start der Via Algarviana …


und nur wenig später habe ich auf bereits knirschendem Sand unter den Reifen die Stadt hinter mir gelassen



noch sind die Hügel nicht zu hoch, aber die Anstiege sind bereits knackig und reihen sich wie in stetem Auf- und Ab aneinander. Die Sonne hat schon so richtig Kraft und so fahre ich mittlerweile in Kurz - Kurz, SO sollte es sein cool



Nach gut einer Stunde erreiche ich das in dem Führer beschriebene Dorf mit den ursprünglichen Ausküchen und den Gärten hinter Hecken und Mauern …

… zu meiner Überraschung köchelt in fast jedem der Öfen das Mittagessen vor sich hin …es riecht LECKER!


Die berühmte frühzeitliche Kultstätte, war eher nun ja, übersichtlich

die beiden amerikanischen Touristinnen finden dann auch den Radfahrer aus Deutschland deutlich interessanter, können aber nicht verstehen, wie man bei DER Hitze mit einem Rad OHNE Motor fahren könne schockiert …kann man und ich bin weg.


Die Strecke macht einfach Spass und ist wunderschön anzusehen …

an einigen Stellen ist die Strasse deutlich schlechter, genau das richtige Revier für ein MTB.


Der Ribeira Da Foupaina voraus …


…und bei den Wettervorhersagen und den ausdrücklichen Warnungen im Guide hatte ich mir schon Sorgen gemacht, aber trotz des Regens der letzten beiden Tage ist er trocken, staubtrocken schockiert



An dieser Stelle muss man ca. 200m im Flussbett flussaufwärts gehen, bevor man auf der anderen Seite wieder heraus kann. An einigen Stellen wirkt das Ufer so, dass man da nur so schlecht runter oder wieder raus kommt, also ein wenig Spielraum mag man haben, aber viel nicht. Ein Woche später hätte ich HIER eher nicht längs gehen wollen.

Gegen 16:20 erreich ich Furnazinhas und finishe gekonnt mit einem Treppen-Downhill ins Dorf grins


Furnazinhas ist der Zielort der 2. Wanderetappe und nach Beschreibung soll es hier auch eine Snack-Bar geben, gibt es auch.

Neben den Übernachtungen in Hotels, waren diese Snack-Bars, oder eher Pastellerias, eigentlich der zweite Punkt meiner Reise, mit dem ich geplant und auf den ich mich auch ein wenig gefreut hatte. Gestern in Azinhal hatte das auch super geklappt, warm, lecker, preiswert. Jetzt werde ich auf den harten Boden der portugiesischen Realität zurück geholt und es wird nicht das letzte Mal sein traurig

Draussen ist es mittlerweile bewölkt und windig und kühler geworden, mag auch daran liegen, dass ich zu lange nix gegessen habe. Aber nun betrete ich einen eisigen Raum, drinnen sitzen einige ältere Leute, in dicken Sachen eingemummelt, Wollmützen auf dem Kopf und nippen an winzigen Rotweingläsern, dann noch ein Tisch mit 3-4 Hausfrauen(?) in Kittelschürzen über den Winterjacken und einen Espresso in der Hand. Der bestellte Galão wird sicher heiss, der Gastwirt lässt einfach die Milchkanne unter der Düse stehen, bis sie fast glüht schockiert … ich versuche was zu essen zu bestellen.

Nein, gibt es nicht!
Wie gibt es nicht?
Nix Essen!
Aber das ist doch eine SNACK-Bar?
Sim, sim …Snack-Bar, nein, trotzdem nix Essen!

Pathetisch lässt der Gastwirt seine Hand über das Regal hinter sich gleiten. Dort stehen einige Flaschen WC-Reiniger, neben Weichspüler, ein paar Dosen Limo, Batterien, einen Karton Kitkat und völlig ausgebleichte 500g Schokotafeln in einem Plastikdisplay. Vermutlich sagt er gerade wortreich dabei, dass ich nicht fragen soll, was sie haben, sondern sagen, was ich will. Ich habe sogar Glück, es gibt noch ein Kitkat im Karton lach So hatte ich mir die Mittagspause nicht vorgestellt, aber immerhin ein warme Galão und Zucker.

In dem Moment schaltet sich mein vor dem Urlaub neu gekauftes GPS aus. Wie praktisch, Batterien standen ja im Regal träller ... im Laufe des Urlaubs sollte ich DAS auch nicht mehr ganz so lustig erleben böse

Das ständige bergauf auf dem brösligem Belag kostet wirklich Körner und so schnell bin ich dabei auch nicht. Ein Blick auf die Uhr mahnt so langsam zur Eile und so wechsle ich auf die Straße

die Hügel werden nicht flacher, aber der Belagswechsel bringt ca. Faktor 2-3 ins Tempo.

Mit den letzten Lichstrahlen des Tages erreiche Vaqueiros, mittlerweile regnet es …ähm ergiebig. Es dauert ein wenig, bis ich endlich verstanden habe, dass ich den Schlüssel für das Zimmer im Restaurant bekomme und es riecht HIMMLISCH nach Hühnchen. Aber zuerst ab ins Zimmer, die Radiatoren auf Maximum stellen, die nassen Sachen zum Trocknen drapieren und mich tischfein machen.

Während ich in den Alpen viel von dem Randonneurs-Menu in den Herbergen gelesen hatte, war ich ein wenig unvorbereitet, das Motto des Restaurants …gegessen wird was auf den Tisch kommt lach Zuerst die Vorspeisen, neben den üblichen Oliven mit Butter, Fischpaste und Brot, gibt es auch noch eingelegte Möhren, auch ein kleinerer Ziegenkäse auf den Tisch gestellt. Die Chorizo sieht lecker aus, die bekomme ich aber nicht, …die sieht aber lecker aus, klar ist auch hausgemacht, mal probieren …:D

Dann kommt das Essen …

… alles klar, DAS war vorhin im Topf. Es schmeckt unglaublich gut, neben dem Hühnchen findet sich auch noch die Chorizo und einige Stücke Leber im Reis. Leider schaffe ich nicht alles auf, aber die Chorizo picke ich mir noch raus. PAPPSATT!

Die Chefin und Köchin kommt und meint was von Nachtisch, nein Danke! Doch, doch …Nachtisch gut! NEIN! …Es ist kalt draussen, es regnet und Du brauchst Vitamine, DAS ist Obstsalat …Guten Appetit! Ich sagte doch schon, gegessen wird, was auf den Tisch kommt :hahaa: Inkl. Wein und 2 Espressi finde ich die aufgerufenen 10,50 Euro schon fast beschämend.


Während des ganzen Essens über unterhalte ich mich rege mit 4 netten Holländerinnen am Nachbartisch, sie wandern die Via Algarviana bis Messines, aber jeden Tag nur so lange, wie sie Lust haben, dann rufen sie sich ein Taxi und lassen sich ins Ziel bringen …klingt nach einem komfortablen Plan lach
ciao Thorsten.

Geändert von haegar (01.04.18 23:12)
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#1329776 - 02.04.18 07:35 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
wpau
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In Faro war auch ich Ende November 2016 im "2 Irmãos" essen. Wirklich vorzügliche portugiesische Küche.
Bei meiner Radtour ab Mitte März hatte ich mehr Glück mit dem Wetter. Es war nur etwas kühl für portugiesische Verhältnisse.
Landschaftlich eine schöne Ecke wo Du warst.
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#1329787 - 02.04.18 08:51 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: wpau]
haegar
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In Antwort auf: wpau
In Faro war auch ich Ende November 2016 im "2 Irmãos" essen. Wirklich vorzügliche portugiesische Küche.

Gut erkannt schmunzel ich war ja schon 2x vorher in Faro, zuletzt Weihnachten 2015 und da war dort drin leider geschlossene Gesellschaft, daher hatte ich schon ein Idee, wo ich hin gehen konnte, nachdem die Currasqeira geschlossen hatte.

In Antwort auf: wpau
Bei meiner Radtour ab Mitte März hatte ich mehr Glück mit dem Wetter. Es war nur etwas kühl für portugiesische Verhältnisse.

In diesem Jahr?

In Antwort auf: wpau
Landschaftlich eine schöne Ecke wo Du warst.

Ja, gefällt mir größtenteils auch sehr gut, war ja nun schon zum zweiten Mal da und ich könnte mir vorstellen, dass ich da irgendwann noch mal hin komme, zum einfach Urlaub machen, oder auch z. B. mit Standort Monchique und dann von dort aus Tagesaktionen machen, würde z. B. gerne mal den Picota als Trailrun laufen oder so.
ciao Thorsten.

Geändert von haegar (02.04.18 08:51)
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#1329837 - 02.04.18 16:14 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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28.02. Vaqueiros - Salir: Sinnflut …oder Es ist so wichtig für das Land!
55,9 km - 4:57 - 1.135Hm

Der Via Algarviana Guide schreibt
Zitat:
During this day you will ride in the Serra do Caldeirão (Caldeirão Montain), and you will easily realize that, with the climbs and steep downhill slopes that make this one of the most demanding days physically and technically

oder mit anderen Worten …es wird ernst :bg:

Das erste was ich noch vor dem Wecker wahrnehmen ist das Plätschern des Wassers und es ist NICHT die Dusche von den Niederländerinnen im Nachbarhaus, es ist der Regen auf dem Dach :ignore: Dafür habe ich ausgesprochen gut geschlafen, ein Radiator ist doch unschlagbar leise, wenn es um das Heizen in der Nacht geht lach

Ich entscheide mich schon jetzt die neue SealSkinz MTB-Socken einzuweihen und gehe die paar Meter zum Restaurant, es giesst aus allen Küblen schockiert

Das Frühstück ist …üppig und gegessen wird, was auf den Tisch kommt grins wir einigen uns darauf, dass ich mir Brote von dem, was ich nicht schaffe schmieren darf lach ... die Niederländerinnen haben Lunchpakete bestellt, dürfte schwierig werden, DIE Pakete in die ca. 30l Rucksäcke zu bekommen wirr Meine Abreise verzögert sich noch ein wenig, weil nachdem sie sich auf den ersten hundert Metern bereits 2x verlaufen hatten, von der Wirtin persönlich zum Ortsausgang geleitet werden.

In der Wartezeit bekomme ich bereits 2x zu hören, wie gut und wichtig doch dieser Regen ist, nach Monaten der Trockenzeit braucht das ganze Land das Wasser. So sehr ich das verstehen kann, auf einen Tag mehr oder weniger wäre es doch nun wirklich nicht angekommen unsicher Zwei Herren aus einem sichtlich demolierten Geländewagen, aus der Zeit lange bevor es SUVs gab, versuchen mir klar zu machen, dass es heute KEINE gute Wahl sei, NICHT die Strasse zu nehmen.

Ich starte also auf der Via Algarviana, logisch entsetzt

Meine Sony RX100M2 habe ich vorsichtshalber im Rucksack verstaut, sie soll zwar spritzwassergeschützt sein, aber bereits gestern wirkte sie eher triefnass in dem aussen Case am Rucksackgurt. Bilder gibt es also heute eher weniger, so richtig Lust anzuhalten habe ich gerade auch nicht. Noch halte ich halbwegs die Temperaturbalance unter der Regenjacke, auch wenn die Anstiege schon den Schweiss auf die Stirn treiben.



Eigentlich hatte ich ja eine Orgie aus Schlamm und Matsch befürchtet, aber die blieb überwiegend aus. Trotzdem stelle ich fest, dass ein 2.4er Maxxis Ardent zu dick, eigentlich zu hoch, für meinen Hinterbau ist, wenn dick Lehm und Sand dran klebt. Als erste Maßnahme entferne ich den unteren Kletthalter der Rahmentasche, das Schleifen wird zum Glück weniger, trotzdem muss ich hier und da erstmal den Reifen etwas säubern.

Die Anstiege sind noch mal spürbar steiler, als in den letzten beiden Tagen und ich bereue das erste Mal, das runde 30er KB drauf gelassen zu haben und nicht auf das AllBlack 28er oval gewechselt zu haben. Vor der Alpentour hielt ich es noch für Marketing, aber insbesondere wenn man (= ich) sich mit so 4-6km/h einen erdigen Weg / Pfad / ... hochkämpft ist die Traktion deutlich besser mit dem ovalen KB, weil die Kraft gleichmässiger übertragen wird. Auch die 2 Zähne weniger hätten etwas Entspannung bedeutet, SO ist es für mich noch fahrbar und die Hügel sind auch nicht so hoch, aber der Unterschied ist spürbar. Btw. auf der anderen Seite finde ich den Preis dafür, dass man im Flachen einfach nicht so rund tritt und damit deutlich an Geschwindigkeit einbüßt, das soll auch alles ganz anders sein, bei mir ist es das nicht. Daher auch die Wahl des Kettenblattes für die Tour.

Bei einem der nächsten Anstiege muss ich mich dann geschlagen geben, der Reifen hat einfach gar keine Traktion mehr. Der Boden ist nicht wirklich matschig, sondern die obersten 10-20cm des Weges sind komplett durchweichter Sand, Kiesel, Schotter, …ohne das da noch wirklich Wasser draus steht. Es ist nur unglaublich bröselig, je feuchter, desto schlimmer. Während ich im Normalfall (= u. a. Alpentour) ungefähr fahrend und schieben gleich schnell bin bei ca. 4-5km/h, kämpfe ich mich hier tlw. mit unter 3km/h den Hang hoch, 2 Schritte vor, einen zurück rutschend.

Oben, Pause, Luft holen, trinken …der Regen hat nachgelassen, der Wind hat dafür deutlich aufgefrischt, spassig ist das so auch nicht. Dafür sieht es nun so richtig nach MTB aus cool genau so steil bergab, der Weg erinnert eher an ein grobes Bachbett und auch wenn ich noch mal nachschaue, der Wegweise zeigt genau dort runter. Also kontrolliert, ob die Gabel offen ist, den Sattel runter gestellt und los geht es … hier ist noch mehr Wasser als bisher, nach wenigen Metern sieht der Weg nicht nur wie ein Bachbett aus, sondern es ist ein Bach schockiert

Bremsen stellt sich als eher ungeschickt heraus, ein wenig Abbremsen geht tlw. noch, aber mehr auch nicht. Statt das Rad zu verzögern, fängt irgendwann an, der ganzen Boden um die Reifen herum sich zu bewegen und es wirkt eher nach Schlammlawine krank ... der einzige Trost, hier ist zum Glück nix ausgesetzt, links und recht viele dornige Büsche. Bei den nächsten Abfahrten bin ich dann zurecht vorsichtiger.


DAMIT könnte man ausreichen Rotwein für die nächsten Jahre verkorken grins


Gegen 12:00 erreiche ich Cachopo, ca. 1h in der Planung verloren und das auf nur 15km schockiert Zudem ist mir erbärmlich kalt und ich habe Hunger. Es gibt tatsächlich ein offenes Cafe, später sollte ich noch zwei weitere in dem Ort sehen, vielleicht wären die, die bessere Wahl gewesen. In dem Moment hatte ich einfach weder den Willen, noch die Kraft wirklich weiter zu suchen :ignore:

Einen Galão bestellt, Zucker rein …sau heiss lach Essen gibt es auch hier NIX. Nochmal nachgefragt, als der englisch sprechende Sohn auftaucht, nein, zu Essen gibt es nix! Also zweiten Galão bestellt und unter bösen Blicken mein II. Frühstück ausgepackt, ich hätte ja wirklich gerne 1-2 Tostadas und wer weiss was mehr bestellt. Vielleicht galten die Blicke auch eher den beträchtlichen Pfützen die sich unter mir gebildet hatten träller So richtig schlimm ist es nicht, der ganze Laden wirkt eher wie ein zugiger Wintergarten, mein Tacho sagt nachher was von 11,8°


Mir ist mittlerweile sehr klar geworden, dass ich unter den gegebenen Voraussetzungen keine Chance haben würde, die weiteren 45km auf der Via Algarviana zu schaffen und zumindest im Tageslicht Salir zu erreichen, zumal die folgende Etappe bis Barranco Velho satte 30km und angegeben 1.200 Hm hat. Also schaue ich nach einer Straßenroute und lasse mich dann tlw. von meinem Oregon routen.

Mittlerweile ist der Regen eher in heftige Schauer übergegangen, in den Pausen frischt der Wind stark auf, selbst in Norddeutschland dürfte man nun wohl von stürmischen Böen reden. Selbst auf der Straße wirkt die Gegend durchaus beeindruckend, tiefe Täler, nette Berge und auch die Straße lässt kaum eine Chance aus, den einen oder anderen Höhenmeter mitzunehmen. Wenn sich für einen kurzen Moment die Wolken etwas lichten und einen Blick ins Tal freigeben wirkt es schon imposant.

So richtig habe ich aber keinen Blick dafür. Offensichtlich werfen Eukalyptus Bäume ihre äussere Rinde ab, sobald es nach langer Trockenheit wieder Nässe gibt, und so treibt der Sturm Rindenstücke in rauen Mengen über die Straße, tlw. wird die Flughöhe deutlich überschritten, Kopftreffer gibt es keine, aber spassig ist es nicht mehr. Andere Bäume werfen nicht Ihre Rinde ab, sie werden dann im ganzen auf die Straße geblasen wirr


Barranco Velho ist in der Algarve so eine Art Bergdorf auf der Passhöhe. Kleiner Ort, ein paar Fotos wert, aber der jetzt gerade wieder einsetzende Starkregen lässt mich meinen Rucksack geschlossen halten. Hier zweigen div. Straßen nach Lissabon oder auch Faro ab. 29km bis Faro steht da schockiert ... und ich weiss noch mind. 15km bis Salir. Ich glaube hätte ich die Hotelzimmer nicht vorgebucht und mich wirklich auf die kommenden Etappen gefreut, ich wäre einfach links abgebogen, runter nach Faro, rein ins nächste Hotel, ab unter die heisse Dusche …und dann einfach abwettern peinlich

So versuche ich irgendwie die Orientierung zu finden, während bei der ersten Kreuzung noch Salir und Silves ausgeschildert waren, gibt es hier überhaupt keine Schilder. Irgendwann entdecke ich ein altes Haus …aha, gibt doch Schilder, sie sind in schicken Fliesen an die Wand geklebt cool



Die Abfahrt ist unglaublich lang und im gewissen Sinne die verdiente Belohnung für die Plackerei der letzten Stunden :bg: um 15:45 erreiche ich dann Salir und fahre erstmal in den Ort selber. Pastellaria, drinnen warm und Menschen, also nix wie rein, einen Teil der nassen Klamotten aus, Galão und Teilchen …Urlaub dafür

Blick zurück, da bin ich heute drüber …



Ich stelle fest, dass die Vorstellung von booking.com und mir, WAS zu einem Ort gehört, durchaus unterschiedlich sein können traurig die ca. 4km von Salir bis zur Casa de Tita sind nochmals hügelig und fordernd. Dafür ist die Begrüßung um so herzlicher, es gibt hausgemachten Portwein und hausgemachte Pralines, so wie ein Pastels de Nata als Sättigungsgrundlage lach …doch das schönste Geschenk, das Zimmer ist muckelig warm. Wegen des schlechten Wetters und weil man nicht wusste, wann ich komme, hat man gegen Mittag schon die heizende Klimaanlage angestellt …DANKE! lach


In dem Örtchen gibt es auch ein Restaurant, das hat zu. Das Zimmer ist eher eine Art Apartment und teilt sich mit einem weiteren eine nette Küche. Die Betreiber bieten mir an, dass sie mir Lebensmittel geben könnten und ich könnte mir was kochen, oder wenn es mir lieber wäre, würden sie mich auch zum Supermarkt zum Einkaufen bringen. Alternativ könnten sie mich Abends auch nach Salir "mitnehmen" und ich dort in ein Restaurant gehen. Klingt für mich besser.

Später stellt sich dann raus, dass die Betreiber auf dem Weg zu einem Geburtstagsessen sind und das "Geburtstagskind" schon mit uns im Auto sitzt, er spricht zwar weder Deutsch noch Englisch, meint aber, ich sei spassig und man fragt etwas verlegen, ob ich nicht mit zum Geburtstagsessen wolle. Also wenn es mir nichts ausmache, ansonsten könne ich gerne zu einem anderen Restaurant gehen.

Super leckere Essen, so viel der Grill und die Küche nur ausspucken, der Sohn ist studierter Dolmetscher für Englisch (das erklärt warum er so gut Englisch spricht), nach und nach beteiligen sich weitere Gäste an der Unterhaltung, die Mutter ist Dozentin für Englisch und Deutsch (erzählt sie aber erst sehr viel später in fliessendem Deutsch), die Nachbarin lebt eigentlich in der Nähe von New York …es wird ein großartiger Abend wein
ciao Thorsten.

Geändert von haegar (02.04.18 16:14)
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#1330099 - 03.04.18 22:28 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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01.03. Salir - Silves ... vom Regen auf die Straße gespült
38,66km - 3:00 - 495Hm

Schon während der gestrigen Etappe habe ich mich gefragt, wie es weiter gehen soll. Den Abzweig zu dem verlockend nahen Faro erfolgreich ignoriert. Andererseits sind die aktuellen ViaAlgarviana-Etappen wirklich fordernd, nicht nur die Hm als solches, sondern auch die wirklich extrem steilen Anstiege auf dem ausgesprochen undankbaren Boden, da schon lieber in den Alpen jeden Tag 1, 2 Pässe schon in Ruhe "hochkurbeln". Dazu kommt das Wetter, dass einfach Kraft kostet, sowohl körperlich, als auch mental. Hier stellt es sich auch als Problem da, die Tour mit den Hotels schon komplett vorgebucht zu haben, ansonsten hätte ich z. B. in Silves wohl spontan einen Ruhetag eingelegt.

Das geheizte Zimmer, die ausgiebige Dusche und auch der Abend im warmen Restaurant haben gut getan und Akkus wieder aufgefüllt, andererseits sind mir die beiden folgenden Etappen um Monchique herum wirklich wichtig und so habe ich mich gestern Abend schon entschieden den einfachen Weg zu wählen.

Statt im Bogen und mit Schlenkern durch die Berge mit 64km und ca. 1950Hm beschliesse ich der Straße zu folgen.



Während Morgens einige Male kurz die Sonne ins Zimmer strahlt, ziehe ich bereits für die 10m zum Frühstücksraum die Regenjacke über. Das Frühstücksbuffet ist über reichlich, das beste auf der ganzen Reise. Während der Reservierung fand ich den Preis von 45,- für Übernachtung / Frühstück doch schon heftig, verglichen mit den Preisen in den Tagen davor und danach, aber sowohl das Apartment, als auch das restliche Haus, die Betreuung und DIESES Frühstück rechtfertigen ihn wirklich.

Während ich versuche zumindest sichtbare Spuren der Vernichtung zu hinterlassen, laufen in den Lokalnachrichten Berichte über Bäume auf den Straßen - einen Moment glaube ich sogar meine Straße von gestern zu erkennen - von Hängen die komplett auf Landstraßen gespült wurden, usw. Sowohl meine Wetter-Apps, als auch die Infos der Gastgeber bestärken mich in der Entscheidung, die Straße zu nehmen.

Die kleinen Abwasser-Rinnsale in Alte sind nur unwesentlich überlastet schockiert


Mittlerweile hat der Regen nachgelassen, tlw. kräftiger Wind, aber das ein oder andere Mal erkenne ich sogar meinen Schatten auf der Straße.

Das biciArte Cafe germano in Alte erregt meine Aufmerksamkeit …

drinnen eine coole Mischung aus Radladen mit einem gemischten Sortiment an "Mittelklasse"-Ersatzteilen, Radmuseum und Cafe. Leider sind weder die anwesenden Besucher noch die unfreundliche Bedienung radaffin, ich werde wohl eher als störend wahr genommen. Der Kaffe wird von einem röchelndem Billig-Vollautomaten ausgespuckt und dem entsprechend schlecht ist er, die 80 Cent verbuche ich unter Beitrag zum "Museum"


Hinter Alte reisst dann der Himmel wirklich auf und es kommt die Sonne raus


irgendwann kann ich sogar die Regenhose wegpacken, mit offenen Reissverschlüssen ist die Regenjacke aber immer noch angenehm zu tragen, der Wind ist kräftig und frisch. Die "tertiary roads" von OpenMTBMap sind eine wilder Mischung aus eher Trails, Wirtschaftwegen und viel Schotterstrecken, eigentlich ganz nett zu fahren und viel weniger Verkehr auf der schon recht ruhigen Hauptstraße bis Alte.

Weite Orangenhaine sind nicht nur schön zu sehen, sondern geben so ein Gefühl vom in Süden angekommen cool Ein größerer Teil gehört scheinbar zu recht großen "Plantagen" und hier gibt es offensichtlich fast überall recht grimmige Herren auf Cross-Moppeds oder Quads, die immer mal wieder zwischen den Baumreihen auftauchen und scheinbar darauf achten, dass ich meinen Weg auch brav fortsetze. Die Idee der "Selbstversorgung mit Vitamin-C" gebe ich auf, fühlt sich gerade nicht soooo gut an entsetzt

Dafür lerne ich neue Naturphänomene kennen :lol: ... der Boden ist tlw. übersät mit Früchten, die von den Wind tlw. über den Boden getrieben werden, wenn man dann aber wieder regelrecht in Wolken von vorbeifliegenden Mandarinen steht, DANN weiss man, der Wind hat gerade wieder aufgefrischt schockiert


Bei der Planung gar nicht gemerkt, aber auf einmal befinde ich mich dann doch auf der Via Algarviana …

dann kann ich wenigstens auf für den Tag "MTB auf der Via Algarviana" als Werbung stehen lassen :hahaa: ... der Weg wird danach sogar noch so schlecht, dass ich den Rucksack aufsetze und den Sattel tlw. runterstelle.


Auch wenn die Bilder "Sonne" rufen, so ziehen doch immer mal wieder kurze, aber heftige Schauer durch und Sitzgelegenheiten sind fast gar nicht vorhanden bzw. 2 Bänke unterwegs von Hunden bewacht. Da kommt mir die Bushaltestelle im Nirgendwo gerade recht …


Zeit für Mittagspause, Ausziehen, Essen raus, Wind bläst Regen in die Bushaltestelle, also wieder Anziehen, …nach dem zweiten Mal beschliesse ich einfach die Regenjacke anzulassen und erstmal zu essen. Allerdings bin ich wohl am Time Square der portugiesischen Pampa gelandet. Ich habe selten unterwegs SO viel Verkehr und Menschen in so kurzer Zeit erlebt, wie in den 20 Min. Pause, einige scheinen sich regelrecht mittendrin zu materialisieren, keine Ahnung wo die herkommen oder gar hinwollen.

Die Pause nutze ich auch, den Thule Gepäckträger wieder richtig zu befestigen. Der Evoc ist deutlich länger (zum Glück!) deshalb sind die Hebelverhältnisse ziemlich schlecht und das macht der Thule diesmal nicht so klaglos mit. Der Evoc trägt sich beim Fahren, insbesondere beim richtig MTB-fahren deutlich(!) besser als der etwas zu kleine (wegen Rückenlänge) Trekking-Rucksack der Alpentour und mit den ca. 10-12kg Zuladung stellt es auf dieser Tour kein Problem dar, ihn den ganzen Tag auf dem Rücken zu haben. Ehrlicherweise muss ich sagen, dass natürlich die Anstiege deutlich kürzer sind und bei aller Bröseligkeit der Belag deutlich weniger in den Rücken prügelt … ich denke auch das trägt dazu bei, das der Rucksack "tragbar" ist.

Hier entscheide ich mich aber rein aus Komfort, ihn wieder auf den Gepäckträger zu schnallen, mit Regenjacke ist das Klima OHNE Rucksack natürlich deutlich luftiger und angenehmer.

So langsam ist die Fahrerei langweilig, die Gegend wirkt eher nach (Agrar)-Industriebezirk, mehrfach werden Autobahnen, Schnellstraßen über- oder unterfahren, größere Plantagen, verfallene Werkshallen, … und tlw. verläuft die VA auch hier durch. Wenn ich mir vorstellen würde, hier einen ganzen Tag lang laufen zu müssen … *gruselig*

Aber nach insgesamt nur 3h erreiche ich Silves


Hier bin ich 2015 zu meiner Wanderung gestartet, damals sogar auch noch im Regen. Daher kenne ich aber z. B. das Hotel vom Vorbeilaufen und habe es mir bewusst ausgesucht und bekomme sogar das "Top-Zimmer" unterm Dach mit Blick auf Kirche und Festung vom Bett aus lach ... während ich ca. 15 Min. die Sonne auf der Dachterrasse in Radshorts geniesse, kann die Klimaanlage schon mal die 14° Raumtemperatur etwas wohnlicher machen.

Irgendwann mache ich mich auf zur geplanten Runde durch die Stadt, lasse noch einen kräftigen Schauer bei eher schlechtem Kuchen in einem "Touri"-Kaffe vorbei ziehen


Leider ist die Kirche in einem eher gruseligem Zustand, die eine Seite ist von Schimmel komplett schwarz traurig

König Sanchos hat sich seit meinem letzten Besuch nicht bewegt

die Festung hat schon zu, macht aber nix, habe ich 2015 schon gesehen


Das war damals einer von zahlreichen weiteren Fehlern, die dann zu echten Problemen auf der Wanderetappe geführt haben wirr

Heute wundere ich mich über Kirchentüren ohne Griffe oder Möglichkeit sie zu öffnen


und bewundere zahlreiche wunderschöne Griffe an anderen Türen


Nur um dann ein traumhaftes Cafe zu finden

und das draussen aufgestellte Plakat mit den ganzen Kaffeevariationen verspricht nicht zu viel, der Flat White ist 5sterne und ich kann mit den beiden hinter der Theke ein wenig Fachsimpeln cool ... die Preise entsprechen dann auch den 5sterne und sind auf Hamburger Niveau entsetzt

Nachdem mir die Wäscheangebote mit Boxershorts für 2,50 nicht sooo ganz geheuer waren, finde ich in einem sehr alt wirkenden Wäscheladen, also Unterwäsche, Damenartikel, Schlafsachen in alten Holzregalen mit unzähligen Schubladen tatsächlich eine neue Schlaf-Boxershorts. Das Gespräch ist Herausforderung, man legt mir eine Größe 4 hin "Made in …" (ich glaube sogar P oder F) für 12,90 …

Nein, ich brauche eine größere!
Sind 10,90 ok?
GRÖSSER nicht billiger!
Äh, Größe 5 hier für 9,- Euro????

… irgendwann wird eine weiße in 7 gefunden, das Etikett sagt 12,90

Haben sie die auch in anderen Farben?
Sind 10,- Euro ok???
NICHT WEISS!!!!
8,- Euro???

Na gut, ich gebe auf, der Versuch die eigentlichen 12,90 zu zahlen scheitert natürlich auch, die beiden reizenden Damen erklären noch, wenn ich nicht zufrieden bin, so dürfe ich jederzeit damit zurück kommen … unsicher

Eigentlich bin ich schon ein wenig erschüttert, wie schlecht es doch den Menschen hier finanziell in Wirklichkeit gehen muss, wenn selbst in so einem Laden so an den Preisen gedreht werden muss …aber das ist wohl ein ganz anderes Thema traurig



Trotz dieser exklusiven neuen Schlafbekleidung kann ich mich Abends noch einmal aufraffen und gehe in einer wirklich coolen Currasqueira Hühnchen essen, eigentlich ist das "Restaurant" in den verkleideten Arkaden eines Hauses, draußen auf der anderen Seite des Gehweges ist in einem Unterstand ein großer Grill, es ist brechend voll und in bester Stimmung wird hier getafelt …DAS ist genau das Ambiente, was ich vor dem Urlaub vor Augen hatte …TOP!
ciao Thorsten.
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#1330257 - 04.04.18 15:56 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
Juergen
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Beiträge: 14.208
Mir stehen gerade die Tränen in den Augen. party
.......... und ich denke wehmütig an die Alte, die mir in dem traumhaften Cafe in Silves zwei Gläser frisch gepressten Orangensaft einflößte. Draußen saßen drei Portugiesen. Eine Frau las selbst geschriebene Gedichte vor. Ein traumhafter Augenblick, auch wenn ich nix von dem verstanden habe, was sie vorlas.

Die Schinkenbrote in der Algarve sind legendär. Jaja, nix für den kleinen Hunger schmunzel
Ich bin jedenfalls heilfroh, nicht über die Via gefahren zu sein. Gelegentlich kreuzt sie die N124 und ich sah Wege, die mit dem Terra nicht erstrebenswert sind.

Mit Freude warte ich auf die Fortsetzung wein
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1330278 - 04.04.18 18:04 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
Keine Ahnung
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Wieder ein schöner Reisebericht in unserem Forum. Der für mich schönste Bereich des Radreise & Fernradler Forums wird durch solche Berichte am Leben erhalten. Danke für das Einstellen.
Gruß, Arnulf

"Ein Leben ohne Radfahren ist möglich, aber sinnlos" (frei nach Loriot)
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#1330325 - 05.04.18 06:52 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
talybont
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TOP!!!

Kannst Du ein wenig mehr zu dem Thule erzählen?

mfg,
Armin
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#1330334 - 05.04.18 07:50 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: talybont]
haegar
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Erstmal Danke für alle Rückmeldungen grins ... ich denke, ich werde dann heute zum Höhepunkt kommen, dem Dach der Tour so zu sagen cool

In Antwort auf: talybont
Kannst Du ein wenig mehr zu dem Thule erzählen?


Kann ich machen … es ist der Thule Tour Rack mit 1,1kg durchaus eher im Bereich Moppel den UL unterwegs entsetzt … dafür scheinbar der einzige Träger, der überhaupt an das Rad passt.



Ich habe in Deutschland vor meiner Alpentour letztes Jahr versucht irgendeinen Gepäckträger zu bekommen, vielleicht weder kreativ noch intensiv genutzt, aber letztendlich bin ich dann zu meiner Alpentour 2017 ohne Gepäckträger gestartet entsetzt In der Rahmentasche u. a. Zeltgestänge und Heringe, Elektrokrams, Werkzeug usw. in der Lenkerrolle Matte, Schlafsack und die Bekleidung, davor dann kleine Extrarolle mit dem eigentlichen Zelt. ALLES andere inkl. Wasser, tlw. sehr viel Wasser war dann im Trekking-Rucksack, insgesamt dürfte der dann je nach Menge Wasser und Essen 10-12kg aufgewiesen haben. Mit dem Rucksack und ungefähr dem Gewicht habe ich sogar in D eine 195km Probetour gemacht, nicht unbedingt mein Traum, aber fahrbar. Auf der Tour dann sehr, sehr schnell leidvoll erfahren, dass es eine ganz andere Herausforderung ist. Die Bergaufpassagen, wo man sich irgendwann mit 4km/h hoch kämpft, lastet man viel mehr auf dem Sattel, als wenn man mit ein wenig Dynamik durch das Fahren entlastet. Die Anstiege dauern natürlich sehr lange und im Gelände prügelt auch noch ständig der Belag in Rücken und Gesäß. Sprich nach 2-3 Tagen hatte ich einfach so richtig Schmerzen im Sitzbereich traurig ausgelöst durch das Rucksackgewicht und damit durch die noch ungünstigere Belastung.

Zufällig bin ich dann in F in einem Intersport über das Angebot von dem Thule gestolpert, dort haben dann 2 Mechaniker gut 30 Min. gebraucht, um ihn passend eingestellt dran und fest zu bekommen.

Der Träger wird mit Riemen an vier Punkte festgezogen, das sind so Ratschen mit Rollen, die mit einem kleinen Inbusschlüssel gespannt werden. Inbus klingt ja erstmal gut, aber ich habe z. B. mit meinen Mini-Tool keine vernünftige Chance die Gurte unterwegs nachzuspannen, sprich ein entsprechend kleiner Inbusschlüssel muss zusätzlich mit. Zum Lösen braucht man einen sehr speziellen "Schlüssel", ich weiss nicht ob es da unterschiedliche Modelle gibt, aber ohne den bekommt man den Träger nicht mehr los. Also sehr sicher verpackt auch noch dabei.

Auf jedem Gurt sitzt ein Stück Gummi als unterer Rahmenschutz. Die Aufnahmen des Trägers sind im 90° Winkel gespreizt, damit recht sinnvoll für runde oder ovale Sitzstreben, aber an meinem Argon sind die quadratisch, damit sitzen besser stehen die Aufnahmen wie ein Dach über den Sitzstreben wirr das war einer der Gründe warum meine deutschen Mechaniker abgewunken hatten.

Zufällige passen die unteren Streben bei dem Argon recht gut zwischen die beiden Schweissnähte und auch wenn die rechnerische Max. Gräße erreicht ist, passen die Gurt noch gut rum. Dann wird gespannt, zunächst mal, dass er überhaupt hält. Alleine an einem Rad ohne Ständer ist das schon herausforderungsvoll. Zumindest mit der Erstmontage kann man dann mit den Querstreben den Träger in die Horizontale bringen.

Die auf dem Bild gefahrenen Conti XKing 2.4 passten auch mit Matsch dran noch gut durch die Streben durch und der Sattel liess sich gerade eben noch bis ganz unten absenken. Dieses Jahr war die Mini-Werkzeugtasche am Sattel schon zu viel und der Maxxis Ardent 2.4 schon deutlich zu dick und schliff immer mal wieder an der Strebe.

Während die Franzosen entweder ein glückliche(re)s Händchen bei der Montage hatten bzw. einfach gnadenlos festgeknallt haben, war ich vor der Portugaltour offensichtlich nicht so forsch. So rutsche er zunächst unbemerkt etwas nach unten und verzog / verdrehte sich dabei auch etwas, das führte natürlich zu schleifen und wackeln. In dem Moment musste die Gurte komplett aufgemacht werden, ohne den Spezialschlüssel wäre man aufgeschmissen gewesen. Das Problem beim Spanne ist, dass die Ratschen rastern, also man muss einfach dann noch bis zum allerletzten Klick durchziehen, auch wenn schon das Gefühl hat, dass sich der Inbusschlüssel verbiegt und die Sitzstrebe fast verdreht entsetzt Danach sass er auf Tour wieder fest.

Natürlich merkt man an einem ansonsten fast nackten Rad die 10kg so weit oben beim Fahren, zumindest bergab mit 40km/h ist schon eine instabilität zu spüren, wie weit das für einen noch vertretbar, muss wohl jeder selber entscheiden, auf den meisten Straßen fand ich es ok, im Gelände hatte ich dann den Rucksack sowieso auf den Schultern.

Der Träger ist bis 11kg Zuladung freigegeben, mit den montierten Seitenrahmen dürfte man auch noch insgesamt 18kg in den Seitentaschen dran hängen, zusammen max. 25kg … DAS finde ich sehr ordentlich, wie er dann zumindest in meiner unglücklichen Situation halten würde, wäre fraglich.

Auch auf Grund des Reifendurchlasses und des Problems mit dem Absenken des Sattels, aber auch, weil sie der neue explizite MTB-Rucksack deutlich leichter tragen lässt, würde ich wohl in Zukunft für eine klassische MTB-(Alpen)-Runde wohl eher versuchen den Rucksackgewicht deutlich zu drücken und den Träger zuhause zu lassen.

Für Reisen würde ich ihn wohl wieder montieren. Auch wenn sich jetzt gerade herausgestellt hat, dass es dieses Jahr nicht möglich sein wird traurig geistert mir immer noch ein Durchquerung des isländischen Hochlandes durch den Kopf. Ich denke dafür würde ich auch das Rad nehmen, dann Lenkerrolle wieder nach vorne, Rahmentasche, den Thule mit den Seitenteilen und z. B. den kleinen Frontrollern und einen kleineren und leichteren Rucksack auf dem Rücken … wäre wohl das ideale SetUp.
ciao Thorsten.
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#1330340 - 05.04.18 08:33 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
talybont
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Danke für die fixe Antwort.

Thule spricht von max. 29x2,5. Ich bin mit B+ unterwegs, also konkret 76 mm Breite. Das wird vermutlich nichts, oder?
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#1330344 - 05.04.18 08:53 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
gerold
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Beiträge: 2.414
Danke für den interessanten Bericht !
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#1330389 - 05.04.18 11:38 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
naero
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Beiträge: 429
Super Bericht, klinkt nach Abenteuer. Danke für's Teilen!
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#1330502 - 05.04.18 19:26 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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02.03. Silves - Monchique: Über 7 Flüsse musst Du gehen … das Bergtrikot ruft!
34,4km - 5:12 - 1158Hm

Es gibt Tage, die fangen schon an total aus dem Ruder zu laufen, noch bevor man es selber realisiert. Dann gesellen sich
  • Selbstüberschätzung: na 5km/h wandere ich doch locker!
  • unerwartete Probleme: heftiges Umknicken in erprobten Wanderschuhen auf eher einfachem Terrain
  • Wetter, das ganz anders kommt: deutlich wärmer und viel schwüler als erwartet
  • falsch bewertete Ausrüstung: Der BACH Shield 45 ist toll, aber sein Tragesystem ist für deutlich über 15kg nicht ausgelegt wirr
  • Klare Fehler: Dadurch viel zu wenig Wasser für die Temperaturen und die Strecke dabei, für das meisten Essen hätte ich aber Wasser gebraucht und nix eingekauft, weil dann nicht wie erwartet irgendwas offen hatte, …

und es summiert sich zu einer echten Niederlage krank …so geschehen in der Weihnachtszeit 2015

Meine Lektionen habe ich gelernt unsicher und meistens träller befolge ich sie auch. ABER eine Rechnung ist da noch offen erstaunt

Die MTB-Etappe für den Tag geht von Silves über den Picota, Monchique, (nicht ganz - auch bekloppt!) Fióa bis nach Marmelete …fluffige 43km bei 1.709Hm. Mal davon abgesehen, dass Monchique ein wirklich nettes Städtchen mit verführerischen Bäckereien und leckeren Restaurant( vermutlich "…s" aber ich war bisher immer nur in dem einen lach ) und daher gerade zu einer Übernachtung einlädt, Marmelete demgegenüber eher "überschaubar" ist, ist die Idee die Etappe an einem Tag zu versuchen …sagen wir mal ambitioniert entsetzt

Btw. selbst die Wanderetappe bis nach Monchique von 30km und angegebenen 956Hm ist zum Wandern IMHO extrem ambitioniert! Trainiert, erfahren mit DEM Gelände, möglichst früh (im Sommer) los und dann nix schief gehen, das mag funktionieren. Allen anderen sei gesagt, dass es mittlerweile ca. 300m von meinem Freundschafts-Notfall-Zeltplatz in Fornalha (also im eigentlichen Aufstieg zum Picota nach ca. 20-23km) ein B&B gibt.

Mit all den Überlegungen im Kopf hatte ich mich entschieden, von nun an von den Via Algarviana BTT-Etappen abzuweichen, mit anderen Worten, für heute war Silves - Monchique geplant. Auch weil ich dann dachte, ggf. noch 1-2 kleine Ründchen ohne Gepäck um Monchique machen zu könne …sprach ich schon mal von Selbstüberschätzung, Wetterkapriolen, …wirr

Wecker klingelt um 7:00 Uhr Regen trommelt ans Fenster, genau SO muss ein Tag starten wirr 8:15 Uhr der Frühstücksraum ist leer, 8:30 der Frühstücksraum ist nicht mehr leer, … 9:00 es geht los, sauber im Plan lach

Direkt hinter dem Ortsausgang von Monchique wähle ich trotz GPS, bekanntem Weg, … die falsche Straße an einer recht spitzwinkligen Gabelung und keuchte den Berg hoch, Puls 150, warmgefahren :roll: ganz oben stelle ich fest, das ich a) falsch bin und b) die Pfade auf dem GPS vielleicht noch zu Fuss funktioniert hätten, aber tlw. nicht mehr existent sind. Ich bin nicht mal sicher, ob sich da u. U. sogar erst im Regen der letzten Tage etwas aufgelöst hat, manche Flanken sehen extrem frisch aus. Die Abfahrt ist um so schneller erledigt und schon bald stehe ich an dem üblichen "Beginn" dieser Etappe



es gibt zahlreiche Fotos hier in Berichten, die diesen Bach und den Wegweiser zeigen und ich habe dort selbst schon mal den ViaAlgarviana-"Tag" gestartet. Heute aber beschliesse ich, es bleiben zu lassen schockiert ... auf dem Bild mag es nicht so rüber kommen, aber die Stelle ist richtig tief, da komme ich nicht rüber, weiter oben und unten ist es tlw. vom Uferbereich schlecht bzw. einfach dann sehr breit zum "Furten", btw. auch einer der Wegweiser-Pfosten treibt stromabwärts in einem Busch. Zum Glück weiss ich, dass die Via Algarviana kurz darauf die Straße wieder kreuzt, von der ich gerade eben abgefahren war. Also zurück auf die Straße und weiter.

Dann irgendwann runter von der Straße und den nächsten(?) Bachlauf locker durchfahren, gefühlt nur wie eine große Pfütze. Der Regen hat aufgehört, der erste richtig knackige Anstieg des Tages kommt, diesmal nicht so unerwartet, wie noch 2015. Also fahre ich noch am Bagger vorbei, der gerade dabei ist die gröbsten Schäden am Weg zu beseitigen und die gröbsten Brocken von diesem runter zu bekommen und ziehe die Regenklamotten aus.

250m weiter mit der Frage: WARUM???? WAS habe ich getan???? im Kopf lege ich das Rad ab und werfe so schnell es geht ALLES an Regenklamotten über, was ich finden kann. Wo kann nur so schnell so viel Wasser herkommen schockiert Die Bekleidung wird bis zum Eintreffen des Hotels nicht mehr geändert.

Irgendwann erreiche ich den von mir so genannten Weg über die "7 Hügel"

sind aber viel mehr lach … hier war 2015 noch ein einfacher Unterstand von Schafen, heute ist ein Aussichtsturm in der Premiumklasse errichtet schockiert

In ständigem Auf und Ab zieht sich er Weg über die Hügel dahin, manche Abfahrten sind wirklich steil

und der Belag ist wieder in dieser durchweichten Konsistenz, von "niemals bremsen!" geht aber gut, dafür gehen die Gegenanstiege gar nicht gut, ausrollen lassen, versuchen zu treten, Rad hat NULL Grip, runter vom Rad 200m schieben, rauf aufs Rad, Sattel runter, … usw. usw. irgendwann gebe ich auch die Versuche auf, wenigsten noch ein paar Meter zu treten, lasse ausrollen und schiebe gleich.

Zwischenzeitlich hat der Wind aufgefrischt, derbe Böen schlagen tlw. ein und ich bin froh, dass das hier WEG und nicht SINGLETRAIL ist schockiert


2015 habe ich noch genau an DIESER Stelle gestanden und mich gefragt, was ich hier wohl mit dem Reiserad gemacht hätte und ob man es wohl mit dem MTB fahren könnte …

das erste Stück ist mir zu heikel, ab ungefähr den engerstehenden Büschen steige ich auf und fahre, tlw. richtig Bach, tlw. richtig rumpelig. Hier hätte Jürgen mit seinem Terra wohl wieder schwer geflucht schockiert (Anm. des Autors der Bericht wird im Radreise- & Fernradler-Forum "gespiegelt") …aber mit der Pike am Bike läuft es endlich mal spassig dafür

Der Weg endet bekannter weise an einem kleinen Staubecke, dort längs, um die Ecke, kurz runter, kleiner Bach …äh …also war es mal. Eher so ein Rinnsal, nicht mal die Wanderschuhe waren richtig nass.

(Das Bild zeigt den Rückblick!)

Jetzt ist mir der Bach einfach zu ungewiss, um mit dem Rad durch, so wie bei den ersten beiden Situationen, zu schnell, zu tief und irgendwas in meinem Kopf meint sich noch an dicke Steine zu erinnern. Also runter vom Rad und zu Fuss durch. Im zweiten Schritt sind natürlich meine GoreTex-Schuhe voll, 3 Schritte weiter haben auch die SealSkinz-Socken aufgegeben, das Wasser ist deutlich mehr als knietief.

Kurze Zeit später habe ich eine verfallene "Alm" erreicht

beim letzten Mal ist mir die kurze Rast von Millionen von Fliegen vergrault worden, heute bleibe ich allein. Schuhe, ausgiessen, Socken aus, beidseitig auswringen und während die Füße sich über die viele Frischluft wundern gibt es einen Energieriegel.

Irgendwann bin ich oben und habe Fernblick, also hätte, auf das Tal des Ribeira De Odelouca und das "Massiv" des Picota

so sehe ich nur dicksten Wolken in Windeseile vorbei ziehen.

Irgendwie hatte ich mich ja ein wenig gefragt, ob mich schwarzer Hund verliebt wohl wieder adoptieren würde, aber leider zeigt er sich nicht mehr traurig wahrscheinlich nimmt er mir immer noch die eher unschöne Trennung vom letzten Mal übel …SORRY unsicher

Die folgende Abfahrt ist fein und sehr schnell dafür ... unten an der Hauptstrasse gibt es erstmal einen Haferflockenriegel und ich versuche die springende Schaltung in den Griff zu bekommen. Angesichts des Wetters prüfe ich mal vorsichtig die Optionen, die sich hier bieten würden, links rum Straße …ach nee, rechts rum Straße …hmmm, will ich auch nicht. Erwähnte ich schon meine tolle neue schottische Regenjacke cool und dass da noch eine Rechnung … grins

Also weiter, der Straße dann doch ein überraschend langes Stück folgen und dann rechts ab. Schon beim Wandern hatte ich das Gefühl, dass hier eine spürbar andere Vegetation ist, alles enger, grüner, "fetter", dichter zusammen, …und sowohl die Karte schreit es mir entgegen, als auch von der Erinnerung weiss ich, dass ich nun in diesem Tal dreimal hintereinander den Ribeira De Odelouca furten muss.

2015 war das noch eher aufregend-niedlich und das Wasser war nicht wirklich tief, also schwarzem Hund ging es nur bis an die Schultern lach

Damals die Schuhe so eng wie möglich zu, die Lundhags fest über den Tatra GTX zugeschnürt und mit ein paar schnelle Schritten durch, da waren die Schuhe sogar noch trocken innen drin.

Die erst Furt …

hier ist die Challenge den passenden Moment abzuwarten, an dem kein ganzer Baum oder große Äste vorbei treiben. Die Idee mit dem Rad auf den Schultern verwerfe ich mal lieber aus Sicherheitsgründen, also Rucksackgurte auf und los.

Das Wasser ist mehr als kniehoch, drängt und drückt am Rad und ist richtig schnell, das kurze Stück kommt mir immer länger vor. Doch weiter, die Schuhe brauche ich gar nicht trocken legen …



Hier bin ich an der anderen Seite noch nach links bis zu dem großen Stein und dann tlw. etwas ausserhalb des Bildes lang, die eigentliche Furt wäre nochmals deutlich tiefer und strudeliger geworden. Ich zeige sogar Lerneffekt und nehmen diesmal das Rad auf die Seite in Flussrichtung, dass Zerren ist nicht schön, aber das Gehen deutlich sicherer.

Vor der Furt 3 frage ich mich dann einen kurzen Moment, ob ich nicht u. U. doch durch die beiden anderen zurück gehen sollte schockiert

Btw. DAS ist die Gegenrichtung zu dem Bild mit schwarzem Hund oben und ich stehe etwas oberhalb der 5 Bäume, der gesamte Kiesstreifen, auf dem der Hund steht Fluss, die andere Seite Fluss …tiefer Fluss schockiert das Sitzpolster in der Radhose unter der Regenhose bleibt nur mit etwas Glück trocken.

Nach der dritten Furt kommt der spassigste Teil des Tages, deshalb jetzt erstmal Pause und trocken legen, was trocken zu legen geht. Schuhe aus und auskippen, die Einlegesohlen auswringen, die Socken aus, beidseitig auswringen, alles schön auslegen und ein wenig Pause. Das Prasseln lässt mich fragen, was da wohl jetzt den Fluss runter kommt, nähert sich dann aber aus der anderen Richtung …und ist Regen, also nicht so läppischer Regen, sondern REGEN! In Sekunden sind die Socken, Einlegesohlen, Schuhe, sogar die Füsse nasser als sie nach dem Fluss waren schockiert …also versuchen irgendwie nochmal auszuwringen und so anzuziehen, dass es wenigstens etwas trockner ist. Btw. das Tragegefühl der SealSkinz war auch nass überraschend gut, ich habe mir noch überraschender danach keine Blase gelaufen und irgendwann später waren sie sogar innen drin eher als trocken zu bezeichnen …nicht schlecht!

2015 liesst sich der Reisebericht dann so:

Doch was danach kommt, wird für mich richtig hart und schmerzhaft. Mittlerweile nur noch kleine Pfade, eigentlich sehr schön, endlich keine Straße mehr, aber stellenweise schlammig, stellenweise eher kleine schlammige Bachläufe. Zu meinen Füßen wohl so viel Wasser, wie mir gerade über die Stirn fließt. Es ist so steil, dass ich tlw. die Hände zu Hilfe nehmen muss.

Ja ich wusste es und hatte mich darauf eingestellt. Das bergauf- und bergab schleppen und tragen und fluchen des Rades auf meiner Alpentour war ja auch kein soooo schlechtes Training lach

aber trotzdem wird es hart, richtig hart. Etwas weniger Schweiss auf der Stirn, dafür deutlich mehr Bach auf dem Weg. Tlw. ist der Bewuchs so eng, dass ich mit dem Rad auf den Schultern nicht mehr durch komme, immer und immer wieder muss ich vor und zurück, um Äste und Ranken aus den Speichen oder sonstigen Teilen heraus zu bekommen. Tlw. auf dem Hinterrad vor mir herschiebend, tlw. frei neben mir tragend, tlw. wieder auf die Schultern …es geht voran.

Irgendwann bin ich, mittlerweile streckenweise sogar schon wieder fahrend, oben

und geniesse den tollen Ausblick auf den Albufeira De Odelouca und stelle zufrieden fest, wie hoch ich schon wieder gekommen bin.


Um 13:45 erreiche ich das Bushäuschen von Fornalha, ca. 45 Min. früher als grob erwartet …damals mit Einbruch der Dunkelheit sass ich hier und wusste nicht weiter. Es kamen div. nicht sehr freundliche, große Hunde auf mich und schwarzen Hund zugestürzt und die Besitzer haben mich dann irgendwann "eingeladen" auf Ihrer Wiese zu zelten und mir von Ihrem Wasser erzählt und gebracht, dass Super Qualität hat, weil es direkt oben aus einer Quelle am Berg stammt (stammen soll) …DANKE!

Und während ich nun da sitze und die Reste meine Frühstückskorbes und Chorizo und Gelpacks in mich rein stopfe, kommt oben aus dem Haus eine junge Portugiesin mit Baby auf dem Arm, beäugt mich zuerst misstrauisch, kommt dann aber näher zu mir und fragt auf Englisch, ob ich Wasser brauche …

"Ja, ich weiss, das bester Wasser der Gegend, direkt aus einer Quelle am Berg …aber, danke nein, diesmal habe ich noch mehr als genug!"

Sie macht große Augen und als ich frage, ob immer noch der Belgier hier wohne noch größere lach Ja, das ist ihr Mann und der Vater und als ich erzähle, entsinnt sie sich sogar, dass er von dem bekloppten deutschen Wanderer erzählt hatte, der kurz vor Weihnachten vor der Tür saß und sich fragte, ob er im Dunkeln noch weiter gehen solle :lol: …tssss, wer macht denn sowas lach

Sie wünscht mir eine gute Reise und will auf jeden Fall Ihren Mann von mir grüßen, aber ich muss weiter.


So steil und steinig und lang hatte ich den nun folgenden Anstieg gar nicht mehr in Erinnerung, ist er aber und mittlerweile schiebe ich das eine oder andere Stück mehr, ich merke schon, was ich heute schon hinter mir gelassen habe. Irgendwann bei den paar Häusern bei den alten Korkeichen erhasche ich wieder den ersten Blick auf den Picota


Nach weiteren Hm die Ihren Tribut fordern, erreiche ich den Eukalyptus Wald

So richtig lustig ist es hier nicht, überall liegen massweise Rindenstücke der Bäume herum und jeder Windböe, die hier im Minutentakt langfegt lässt sie wild durch die Gegend fliegen …ich sag ja immer, HELM TRAGEN, BESSER IST DAS ;-)


Nun ist zwischen den Wolken sogar immer mal wieder schon der Turm auf dem Gipfel zu erkennen


Danach ist ohne den Schlenkern der Via Algarviana - die auch unterhalb des Gipfes den Hang quert(!) - der Parkplatz schnell erreicht. Ab hier kommt die zweite bekannte Tragestrecke des Tages, auf den Gipfel muss man das Rad von hier tragen. Na ja, trägt man üblicher weise das Rad, also zumindest die Bekloppten, die das Rad mit hoch nehmen wollen wirr

Also Rad auf die Schultern und los geht es. Nur wenige Schritte später fegt mir der Sturm das Rad das erste Mal von den Schultern, ich kann gerade noch verhindern, dass es so richtig runter fällt. Also neue Anlauf, konzentriert, festhalten, voran kämpfen …Ich trete hinter einem Busch hervor, mache dabei einen sehr hohen Schritt, nicht wirklich sicher, der Sturm trifft mich voll und der unbewusste Schritt nach links hinten geht ins Nichts entsetzt zum Glück rutsche ich quasi in den Busch bzw. mit dem linken Bein zwischen Busch und Fels, das Rad liegt oben auf dem Busch und den Felsen und ich stelle fest, dass ich mir wunderbaren Weise nicht ernsthaft etwas dabei getan habe lach Aus der Lage befreit beschliesse ich nun, das Rad nicht weiter zu tragen, sondern kämpfe mich handbreit um handbreit das Rad vor oder neben mir herstellend nach oben. So ein Aufstieg kann verdammt lang werden schockiert



Im Windschatten der Landmarke sitzt ein älteres kanadisches Pärchen und begrüsst mich mit
"CRAZY! You're completely crazy! Never seen someone doing such a crazy thing …" grins na gut, die haben mich ja letztes Jahr in den Alpen nicht gesehen, dann lasse ich das mal ausnahmsweise so gelten und bedanke mich artig "I know …thank you!" cool

Ich kann sie sogar überzeugen ein paar Fotos von mir auf dem Gipfel zu machen, dabei fragen sie, wo ich denn hinwolle. Na ja, da runter ;-) aber doch nicht mit dem Fahrrad und überhaupt seien sind in der Touristinformation gewarnt worden, wegen des Sturmes überhaupt auf den Picota zu gehen und ich bin mit dem Rad hier usw. …Ich zeige meine Knieschoner und sie sind von meinem professionellen Ansatz beruhigt lach


Heute ist aber nix mit Meerblick traurig

Ja, meine Knieschoner … dafür Ich hatte lange überlegt, ob ich die mitnehme und unterwegs hätte es 1-2 Stellen gegeben, wo ich sie zumindest im Nachhinein gesehen, vielleicht hätte anziehen sollen, zum Glück ist ja nix passiert. Aber eigentlich habe ich die 360g die ganze Zeit mitgeschleppt, weil ich nun fahren wollte wirr

Ok, die ersten paar hundert Meter hatte ich auch nicht mehr so extrem steil und schwierig in Erinnerung. Andererseits war ist in diesem Moment auch egal, weil ich wäre wegen des Windes sowieso nicht auf das Rad gekommen und wenn sehr schnell wieder ungewollt runter. Also erstmal zu Fuss den Abstieg angehen. Dabei "rette" ich dann noch die Kanadier, die sich hoffnungslos in dem Hang verlaufen haben, u. a. weil sie nicht erkannt hatten, dass es hier kleine orangene Markierung gibt und nicht die rot-weissen der Via Algarviana und sich die uralte Garmin Forerunner als viel zu ungenau herausstellte. Als ihnen klar war, wo sie lang müssen, kann ich auch endlich aufs Rad steigen und wenigsten noch einen kleinen Teil der "Slick Rock"-Abfahrt machen.



Danach folgt ein netter (Single)-Trail immer weiter bergab, bis ich auf den mir schon bekannten Wegweiser treffe. Ab hier beginnt die eigentliche Abfahrt nach Monchique und ab hier beginnt auch ein "Revier", in dem ich mich so richtig wohl fühle und es sich für meine bescheidenen Fähigkeiten so richtig nach MTB-fahren anfühlt dafür …Singeltrail im Korkeichenwald

Tlw. recht eng, tlw. ein wenig verblockt, …aber für mich immer fahrbar.

Nächster Stop …Enchidos Tradicionais Fátima Varela die beste Wurst der Algarve cool …die Chorizo ist toll, aber der Knaller ist die Morcela …Zwei kleine Ringe bitte, ja klar, jeweils! …Wo kommen sie denn her? …Picota also von Silves, hoch auf den Picota …und DA reichen zwei kleine??? …ja, mehr passt nicht in den Rucksack schockiert

Danach gibt es nur ein Ziel, auch wenn die Oberschenkel brennen, der Hunger am liebsten jetzt sofort die Morcela kosten würde, es muss noch ein kleines Stück weiter gehen. Nach den eher enttäuschenden letzten Tagen, sollen jetzt die Kalorien pur kommen, also hoch den Berg, rein nach Monchique, um den Platz, nächsten Anstieg, durch den Kreisverkehr …sie haben Ihr Ziel erreicht grins Pastelaria Doce & Arte

Draussen prasselt mal wieder Regen, ich vernichte im Warmen genussvoll Kalorien …meine Garmin teilt mir mit, dass ich heute bisher ca. 4.700kcal verbraucht habe, da geht noch locker ein 2. Stück ;-)

Danach das Hotel suchen, was gar nicht so einfach ist, weil es sowohl mein Garmin, als auf alle Varianten auf dem iPhone es ganz woanders verorten. Der Betreiber bietet mir erstmal sofort an, dass ich mein Fahrrad doch bitte NICHT unten lassen soll. SO ein Fahrrad lässt man nicht auf der Straße stehen, also kommt es die enge steile Treppe mit hoch und bekommt einen warmen und bis dahin trocknen und sauberen Platz im 1. OG. Das Zimmer ist klein, ein wenig verwohnt, es gibt nur einen röchelnden Heizlüfte, aber ich freue mich gerade endlich im Trocknen zu sein und auf die heisse Dusche.

Danach noch ein paar Sachen auswaschen, der Heizlüfter wird sie tatsächlich trocken gebrüllt bekommen.

Metzgerei …check! Pasteleria …check! Hm, irgendwas fehlte da doch noch grins An diesem Moment liebe ich es, einen Ort zu kennen und mich nicht nur fluchend am Berghang das Rad tragend schon zu freuen, sondern eher meine wochenlange Vorfreude mehr als erfüllt zu bekommen lach

2015 bin ich - damals von einer Engländerin, die mich komplett ignorierend, was u. U. an meinem Schüttelfrost in dem Moment gelegen hat, vom Fióa per Auto wieder zurück nach Monchique gebracht - eher durch Zufall in ein von aussen eher unscheinbares Restaurant gestolpert. Drinnen sassen 2 portugiesische Weihnachtsfeiern und der freie Blick in die Küche, in der zwei Köchinnen Pommes in der Hand "geschnitzt" haben und es in allen Ecken und Enden aus Töpfen dampfte und zischte, war mehr als verheissungsvoll. Es war damals ein toller Abend mit super Essen …und er wird es wieder, eine Gruppe Jugendlicher feiert einen Geburtstag, ein Gruppe Frauen (die Mütter?) ist auch lustig dabei, ein paar Arbeiter versuchen den halben Ochsen vom Tisch zu bekommen und in der Küche bekannte Gesichter



Btw. inkl. aller üblicher Vorspeisen, halber Liter Wein (= EIN Glas :o), einer Flasche Mineralwasser, dem Hauptgang, Nachtisch und 2 Espressi …13,80 Euro.

Auch diese Rechnung ist wohl beglichen cool
ciao Thorsten.
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#1330530 - 06.04.18 01:10 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
iassu
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Sehr beeindruckend! bravo cool





[....noch nie einen dermaßen langweiligen Bericht gelesen.... grins ]
...in diesem Sinne. Andreas
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#1330997 - 09.04.18 11:15 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
veloträumer
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Ein lebendig und hautnah zwischen Einkehrlust, Pedal und Schotter abgelegter Bericht mit mehr als üblichen Binneland-Eindrücken, die ich allerdings nicht alle nacherleben möchte - man rumpelt ja manchmal förmlich mit beim Lesen und Betrachten. Sehr schön. bravo
Liebe Grüße! Ciao! Salut! Saludos! Greetings!
Matthias
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#1331359 - 11.04.18 08:40 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
joeyyy
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Moin Thorsten, Respekt vor der Tour! Erst dachte ich: Na ja, 400 und paar Zerquetschte in knapp zwei Wochen - chillig. Aber nach dem Anschauen der Bilder und dem Lesen des Berichts und nach meinen eigenen Erfahrungen (klick) nun im portugiesischen Hinterland kann ich mir gut vorstellen, dass das eine sehr stramme und gute Leistung ist.

Und du hast auch ein Nicolai-Bike - selten, aber gut und stabil. Ich habe meinen Gepäckträger in die Ösen im Ausfallende geschraubt und oben die Sattelstützenklemme mit den Halteösen für den Gepäckträger kombiniert. Die Schelle hab ich aus dem Carradice-Programm. Müsste es bei Tubus aber eventuell auch geben. Ist wesentlich stabiler als eine Anschnall-Lösung a la Thule. Falls du kein Gewindeloch im Ausfallende hast, frag doch einfach mal bei den Nicolai-Jungs nach. Die sind superfreundlich und finden für alles eine Lösung.



Gruß nach Lüneburg, Jörg.

Geändert von joeyyy (11.04.18 08:43)
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#1331535 - 11.04.18 20:23 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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03.03 Monchique - Aljezur (Vales): Auf die Spitze getrieben
48,1km - 4:01 - 879Hm

Der Tag startet mit einem echten Highlight lach und damit meine ich nicht das Frühstück im Hotel wirr …Es gibt in Monchique eine weiter über die Region hinaus bekannte Veranstaltung die "XXV. Feira dos Enchidos" oder mit anderen Worten das Wurschtfest grins Länger überlege ich sogar meine Reisplanung zu ändern, damit ich bei der traditionellen Wurstfest-Ausfahrt des BTT Monchique mitfahren kann, aber leider lasse ich es bleiben. Einen Abstecher dahin mache ich trotzdem, alles noch im Aufbau und zum Glück bin ich pappsatt vom Frühstück und der Rucksack schon randvoll unsicher




Bereits nach weniger Metern hüllen mich die Wolken ein …

…es geht auf den höchsten Berg der Algarve, den Fóia mit 902m.

Nächster Stop ist dann das Rücklicht raussuchen und in einem Blinkmodus montieren, tlw. ist die Sicht mehr als bescheiden, die Hand vor Augen nicht mehr zu sehen wäre dann aber doch Radlerlatein listig Die Hinweisschilder auf besondere Aussichtspunkte empfinde ich dann doch eher ein wenig zynisch Regen und Sturm halten sich die ganze Zeit eine ausgewogene Balance und ein weiteres Mal bin ich froh über die Wahl meiner schottischen Regenjacke …"embrace the often unnerving …"



Kurz vor dem Gipfel des Fóia sehne ich mir nur noch einen warmen Platz im Gipfel-Cafe, tlw. versetzt der Sturm mich samt Rad um mehr als handbreit, aus dem Regen ist Graupel geworden … zwei Kurven noch, eine Kurve noch …GESCHLOSSEN schockiert Das einzige offene ist der Souvenirsladen und ich brauche doch recht lange, die drei Postkarten für die lieben zu hause auszuwählen, während sich zu meinen Füssen kleine See auf den Fliesen bilden.

Danach versuche ich irgendwie bis zum Abzweig auf die Via Algarviana herunter zu kommen, denn die führt nicht über den Gipfel des Fóia unschuldig tlw habe ich Angst von dem Wind von der Straße geblasen zu werden, zum Glück kommt mir nur ein einziges Auto entgegen.


Danach soll es eine recht nette, trailige Abfahrt bis nach Marmelete geben. Zumindest wird der Wind durch die zunehmende Vegetation ein wenig gemildert. Trailig ist nur noch relativ, denn es wurde offensichtlich zum Bau von zahlreichen Windkraftanlagen jede Menge Pfade auf Naturstraße erweitert.



Fahrerisch trotzdem eher im Bereich MTB liegend, die mittlerweile bekannte Mischung aus Schotterweg, Bachbett und Bach. Bei der ersten sich bietenden Gelegenheit weiche ich auf die Straße nach Marmelete aus und lasse bergab rollen …



Eher durch Zufall stolpere ich auf der Suche nach was Heissem in ein Restaurant, das im "Bar" Bereich Mittagstisch serviert und tatsächlich lodert ein Feuer im Kamin lach …Wärme grins Zur Auswahl steht Huhn oder Huhn, ich wähle dann mal Huhn

was genau das "andere" Huhn gewesen wäre, weiss ich nicht, fast alle essen jedenfalls Huhn lach


Von meiner Wanderung 2015 weiss ich, dass die Gegend hinter Marmelete zunehmend eintöniger und im Vergleich der zurück gelegten Strecke eher langweiliger wird, auch wenn es Ausnahmen gibt, wie z. B. der Albufeira da Barragem de Odiáxere. Dagegen kenne ich die Küstenstrecke runter nach Sagres noch nicht. Also plane ich in Marmelete die Via Algarviana zu verlassen, die Verbindung nach Aljezur zu fahren und dann weiter auf der Rota Vicentina. Allerdings hatte ich schon vor ein paar Tagen angefangen, mich zu fragen, wie ich weiter fahren will. Nachdem die bisherigen Furten unter "Bäche" liefen, steht in der Beschreibung des "Ligação 5" ("Link" bzw. Zubringer Marmelete - Aljezur), dass der Fluss Cerca mehrfach gefurtet werden muss. Nach den Erfahrungen auf dem Weg nach Monchique und dem aktuellen Wetter beschliesse ich einfach auf der Straße nach Aljezur zu bleiben.

Letztendlich befinde ich mich nun auf direkter Abfahrt bis zum Meer, also konzeptionell zumindest :hahaa: das hat den Nachteil, dass Wind und Regen offensichtlich noch ungehinderter auftreffen. Auch wenn ich es nicht für möglich gehalten hätte, der Regen wird noch mal stärker. Irgendwann schlägt mir scheinbar ein besonders fetter Tropfen im Sturm die Lippe blutig

Genug der Horrorgeschichten, irgendwann erreiche dann Aljezur …


Natürlich verfranze ich mich auf dem Weg zum Hotel so, dass ich noch eine Rundfahrt durch den Ort …



… und ein paar mehr Höhenmeter in die Waden mitnehme


Frustriert stelle ich dann auch noch fest, dass hier nix mit Meerblick ist, das Hotel mal wieder gar nicht im Ort liegt (booking.com unschuldig …oder besser eher doofer Haegarpeinlich ) das war wohl nix mit ankommen am Meer. Wenige Hügel später stehe ich überglücklich am Straßenrand grins

das Grau des Himmels und das Grau des Meeres unterscheiden sich und es ist sogar die Mündung des Flusses zu erahnen …YEAH!


Die km bis zum Hotel verfliegen nun viel schneller, das Einchecken klappt auch und zur Überraschung hat das Hotel nicht nur eine Heizung, sonder sogar eine Handtuchheizung im Badezimmer …Glücksgefühle zwei grins und dann treffe ich eine jener Entscheidung, für die mich die eine Hälfte meiner Freunde für total bekloppt erklärt, die andere weiss es schon längst teuflisch

Die Regenjacke und Schuhe wieder an, den halbleeren Rucksack auf die Schultern und ab ans Meer cool




Der Atlantik bleibt halt der Atlantik, SO muss Meer sein grins



Der weitere Abend ist dann schnell erzählt, das Zimmer warm, die Dusche heiss, über das Essen breite ich den Mantel des Schweigens :ignore: die Rechenschwäche der Bedienung ist schlicht frech schockiert …und kaum im Bett schlafe ich auch schon.
ciao Thorsten.
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#1331536 - 11.04.18 20:31 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: joeyyy]
haegar
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Hallo Jörg,

In Antwort auf: joeyyy
Und du hast auch ein Nicolai-Bike - selten, aber gut und stabil.

Jap und ich liebe es und denke gerade über ein Brüderchen nach grins

In Antwort auf: joeyyy
Ich habe meinen Gepäckträger in die Ösen im Ausfallende geschraubt

Die habe ich leider nicht traurig

In Antwort auf: joeyyy
Falls du kein Gewindeloch im Ausfallende hast, frag doch einfach mal bei den Nicolai-Jungs nach. Die sind superfreundlich und finden für alles eine Lösung.

Würden sie machen und ich hatte bei den verschiedenen Gelegenheiten Kontakt zu Kalle, Vince, Volker, … inkl. Führung durch die Fertigung cool … ABER die Farbe meines Argon ist das "berühmte" semi-permeable yellow glaze und das würde ich nicht wieder bekommen, da muss Mann Prioritäten setzen träller

In Antwort auf: joeyyy
Die Schelle hab ich aus dem Carradice-Programm…

Kenne ich. Btw. Hast DU mal unter das obere Dreieck bei Dir geschaut, wenn da drei Bohrungen drin sind, dann gibt es bei Nicolai den "AR TR Gepäckträgerhalter" für 13,76 inkl. Versand und macht die Schellenkonstruktion überflüssig und dürfte stabiler sein.
ciao Thorsten.
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#1331673 - 12.04.18 21:47 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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04.03. Vales (Aljezur) - Cabo de São Vicente - Sagres: Alles hat ein Ende
53,8km - 4:06 - 564Hm


Gleissendes Licht, es brennt in den Augen, es ist warm ... ich glaube es einfach nicht, so knallt die Morgensonne in mein Zimmer cool … schnell raus aus dem Bett, ein Blick über das Land von der Terrasse, die Sachen gepackt, recht ordentliches Frühstück (war auch nötig nach DEM Abendessen) mitgenommen und ab aufs Rad. Die Regensachen im Rucksack, kurze Hose und kurzes Shirt Wetter grins

Nach mahnenden Worten
In Antwort auf: XXXX
Ein schmaler, ziemlich zugewachsener Pfad, loser Sand als Untergrund... fahr die schöne Vegetation da man lieber nicht kaputt:roll:

habe ich mich bei der Strecke an der Rota Vicentina orientiert und komme im Laufe des Tages auf Abschnitte von zahlreichen weiteren ausgewiesenen Prädikats-Wegen, -wanderrouten, -radrouten, -irgendwas. Auf jeden Fall endet der bequeme Teil bereits nach ca. 500m es geht rechts ab auf "Tertiary Road", diesmal Naturstraße der unteren Klasse, MTB-Revier grins

Linker Hand zeigt sich heute sogar der Fóia in seiner vollen Größe


Vor einem größeren Anwesen laufen mehrere Hunde herum. Dieses Jahr habe ich bisher eher wenige Hunde erlebt, weniger Bellen gehört, einige Ausnahmen, aber das waren bisher eher "freundlich" bettelnde Hunde in den Städten und Dörfern. Diesmal laufen die Hunde zurück in Richtung Einfahrt, die vielleicht 10m neben der Straße liegt. Der große bellt sehr aggressiv, aber auch er läuft zurück. Na also, einfach ruhig weiterfahren und nicht beachten zah… :shock: ich bin nur ein paar Meter an der Einfahrt vorbei schon hetzt der große Hund hinter mir her, diesmal wirkt er eher so, als wenn er das Lunch für die Gruppe erlegen wollen würde :ignore: Ich gebe Gas, beschleunige so viel ich kann, noch drückt das Frühstück im Bauch, die Misttöle schnappt nach der linken Wade, knapp verfehlt, nimmt den nächsten Anlauf, mittlerweile bin ich bei gut 37km/h angelangt, das Viech hält Schritt schockiert die Sterne vor den Augen ignorieren, meine Sportuhr vermeldet erfreut einen neuen Maximalpuls für den Bereich "Rad", 42km/h nach gut 500m bleibt er ein wenig zurück, aufgegeben hat er noch nicht, mein Adrenalinspiegel aber auch noch nicht lach ... irgendwann kann ich rausnehmen und versuchen wieder zu Luft zu kommen.

In dem Wirr-Warr der Wege auf dem Navi folgt mein Track nun der …


Prädikats-Rad-Weg grins


man erkennt klar die Unterschiede zu der Rota Vicentina

lach


Es ist mittlerweile ein richtig warmer, sonniger Tag geworden …Urlaub in Portugal kann in dieser Jahreszeit so schön sein cool Überall sieht man das Meer, die Vegetation blüht auf. Mittlerweile vor einigen wilden Quad-Gruppen-Ausflügen auf die Straße ausgewichen, erreiche ich Carrapateira. Sogar am Sonntag Vormittag haben Cafes auf, Touristen sitzen draußen und geniessen das Wetter. Ein älteres Pa verliebt ar aus Neuseeland(?) wandert die Strecke mit Gepäcktransport und Daypack, die Holländer nebenan streiten, dass der Apfelkuchen gar kein "Appelgebak" sei und die Gruppe jüngerer Deutscher raucht was holländisches zum Kaffee grins


Egal was er nun ist …er ist lecker lach und ich habe die gute Idee, mir mal einen frischen Orangesaft zu bestellen …noch besser, so macht in der Sonne sitzen Spass. Weniger Spass macht der Akku-Stand des schlicht batteriefressenden Garmin Oregon 700 böse und Batterien gibt es nun nicht am Sonntag Morgen in Carrapateira.

Einer Eingebung folgend, fahre ich dann den Sandweg in die Hügel hoch und folge nicht meiner Route auf der Straße … Hammer



Ich habe keine Zeit, muss heute noch weiter, für den Nachmittag ist schlechtes Wetter angekündigt, …10 Min. später bin ich am Strand lach


Eigentlich möchte ich hier gar nicht wieder weg, na gut, 10m zurück wäre nicht schlecht, manche Wellen sind verdammt hoch. Irgendwann muss ich dann doch weiter und folgen div. Pfaden schräg Richtung Straße. Auf OpenMTBMap als MTB-Trails klassifiziert, fahrbar.

DAS Ding komme ich nicht hoch, weder im Sattel, noch schieben, eigentlich gar nicht zu Fuss …also einfach weiter, der nächste Weg ist dann komplett mit gefälltem Strauchwerk zu und mit zahllosen Maschinenspuren zerfahren, auch hier nicht mal zu Fuss weiter, beim dritten habe ich dann Glück und schon bald gibt es tolle Blick zurück und auf Carrapateira

im Hintergrund der wohl noch schönere, berühmtere Strand.

Auf netten Wegen mit zahllosen Abzweigen geht es weiter, das Oregon piept, nächster Abzweig und weiter …dann piept es nicht mehr böse zum Glück stehe ich fast an der Straße, habe sie nur noch nicht gemerkt. Ohne Navi, ohne Karte, …ich wähle hier lieber mal die Straße. Es ist bewölkter, kühler und der Wind frischt auf, irgendwie merke ich gerade auch meine Beine deutlich stärker als die letzten Tage und sogar meine everve Radhose wirkt nicht so bequem wie sonst. Mit anderen Worten, Straße passt gerade sehr gut lach

Irgendwann sehe ich dann nicht nur rechts das Meer, sondern auch voraus und dann den bekannten Wasserturm …


im Lidl bekomme ich Batterien und am Platz nahe der Kirche


ein sehr gutes Bifana mit 2 Galãos, meine Akkus sind voll, die Sonne kommt wieder raus, die G13 ignoriere ich wieder und folge weiter der Rota Vicentina.

Das schwarze Monster …

zieht zum Glück schräg hinter mir vorbei. Irgendwie muss ich bei dem Wetter, der Landschaft und der Strecke gerade an meinen allerersten Radurlaub (2008 Ferienhaus und Rad dabei) auf Fünen denken


Gegen den zunehmend strammen Westwind anfahrend taucht bald die letzte Landmark des Kontinents auf


Heute finde ich die rote Pracht noch wunderschön

doch morgen werde ich lernen, dass das ganz böse Eindringlinge sind traurig

Ich habe noch den roten Sand in den Stollen

und weil es gerade so schön passt, auf mein MUDGUARDZ PG450 von Rock Guardz mag ich gar nicht mehr verzichten cool

Die lange Gerade, der Zielsprint wird angezogen die Helfer machen sich bereit … ach ne, bin ja nicht Erik Zabel, aber trotzdem stellt sich gerade das Gefühl von Zielsprint ein lach



Da fällt mein Blick auf den letzten(?) km-Stein

so kurz vor dem Ende der Welt steht sie also, DIE Antwort grins


Und dann sitze ich mal wieder an einem der für mich beeindruckendsten Plätze, von denen man auf den Atlantik schauen kann. verliebt Die Farben wirken doch anders, als im Dezember, aber wunderschön und gerade fast menschenleer.


Zu meiner Überraschung fällt die Russin mit den mind. 12cm Stilettos doch nicht die Klippen herunter, noch mehr überrascht wie viele Touristen hier mit dem Auto halten, zur Klippe laufen, Fotos, Videos, … machen, zurück ins Auto und weiter. Der durchschnittliche Aufenthalt dürfte eher bei 5 als bei 10 Min. liegen, ich kann es nicht verstehen, so einen Ort muss ich spüren und noch dazu, wo er gerade nahezu menschenleer ist.


Der Anblick hätte mich warnen sollen, aber noch geniesse ich viel zu sehr, mache Fotos und freue mich … damit komme ich hier jedenfalls nicht mehr weiter …


und mein Navi scheint auch irgendwie ein Kartenproblem zu haben, alles blau lach



Als ich mich auf den Weg mache, fangen schon die ersten kalten Böen an aufs Land zu treffen und auch wenn mich dieser Rückenwind vor sich herschiebt, DEN Wettlauf verliere ich diesmal. Zum Glück ziehe ich früh genug die Regensachen an und mache den Rucksack wasserfest, das Gewitter erwischt mich 2-3km vor Sagres, in wenigen Minuten sind meine Schuhe vollgelaufen und das Wasser steht auf der Straße. Ich erreich Sagres und versuche unter einem Vordach das vom Regen komplett umprogrammierte Oregon - Touchscreen ist ja so modern :motz: - zu reanimieren. Die Unterkunft mit Meerblick liegt am anderen Ende des Ortes, stimmt, die dritte Bucht hatte ich ganz vergessen. Modernes Haus, sehr hohe große Zimmer und der Gastgeber betont, dass ich der erste bin, der im Bett schläft … ach ja, im Zuge der Renovierung und weil das Haus so hohe Zimmer hat und so alte Substanz und Energiewende und Okö … als die Klimaanlage gibt es nicht, die Zimmer werden auch so im Sommer nicht zu heiss. Mit anderen Worten es ist lausig kalt …

Mein Lieblingsrestaurant, von dem ich seit 2015 schwärme, jedem empfehle und mich seit Wochen drauf freue, hat wegen Renovierung geschlossen, aber davon stand nix auf der Webseite, bei Facebook oder Instagram. Das Fischrestaurant, dass ich dann finde ich auch ganz nett.

Morgen ist Ruhetag, da darf ich jetzt noch ein zweites Sagres in Sagres lach
ciao Thorsten.

Geändert von haegar (12.04.18 21:47)
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#1331683 - 13.04.18 06:10 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
Juergen
Moderator
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Beiträge: 14.208
Großartig, ganz großartig! grins bravo bravo
Die Straße zwischen Aljezur und Marmelete war noch Piste, als ich damals auf einem Esel dorthin geritten bin. Seit dieser Zeit liebe ich dieses Lied von Ulrich Roski teuflisch
° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° ° °
Reisen +
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#1331727 - 13.04.18 12:31 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
joeyyy
Mitglied Übernachtungsnetzwerk
abwesend abwesend
Beiträge: 999
...kann mich Jürgen nur anschließen! Und das alles so schön nachvollziehen bravo
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#1331896 - 14.04.18 20:02 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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Themenersteller
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Beiträge: 2.590
05.03. Ruhetag

Wenn ich jetzt mit dem Zelt unterwegs wäre, dann hätte ich es mir so richtig gemütlich gemacht, je nach Lage / Situation eine Tüte voll guter Kalorien vom Bäcker besorgt, dann wieder ab ins Zelt (oder in den Schatten), schön bequem hinlegen, Kaffee kochen, lesen, Rührei im Titanpfännchen zaubern lach ... und einfach auch geniessen, dass ich mal nicht ALLES wieder abbauen und einpacken muss, dass ständig der Blick auf die Uhr geht, weil ich doch um 9:00 los wollte und es nun schon 12 nach 10 ist oder 10 nach 12 entsetzt … das macht Ruhetage für mich zu echtem Urlaub grins

So ist es halt einfach nur so ein Ruhetag unsicher ... ich nehme auf dem Rückweg vom 1. Strand den ersten und letzten Schauer des Tages mit und frühstücke in einem kleinen Cafe mit Blick auf die Bucht vor dem Hafen, noch nicht so teuer wie im "Zentrum" aber der Touristen-Aufschlag gegenüber z. B. selbst Vila do Bispo ist spürbar schockiert

Die nette Fussmatte vor dem Fischrestaurant war mir gestern gar nicht aufgefallen …

…ob das auffällt, wenn ich mir die außen an den Rucksack schnalle träller


Mit weniger stillem Protest setze ich meinen Weg durch Faro fort

btw. bis heute hat niemand auf PNs in den reich genutzten Social Media Kanälen geantwortet böse

Kurze Zeit später sitze ich am Praia da Mareta cool vielleicht weil es der erste Strand damals auf meiner Wanderung war, vielleicht auch, weil er einfach wirklich schön ist und auch diesmal wieder Wetter und Windrichtung zusammen passen …


ich sitze einfach da und geniesse das Meer, die Sonne, höre, wie sich die Wellen an der Landzunge links brechen …


…eigentlich könnte ich ja einfach nur hier sitzen bleiben, aber an meinem Ruhetag habe ich noch ein volles Programm wirr

Als nächstes steht die Besichtigung der Festung an …


irgendwie hätte ich da doch mehr Kanonen erwartet, dafür ist sie gefühlt sehr viel weit läufiger, als ich es gedacht hätte und dass Sir Francis Drake hier schon mal vorbeigeschaut hat wusste ich auch nicht usw. usw. …am meisten beeindruckt mich jedoch das "Sound Hole" offenbar ein Loch / Höhle / ... was von dem Boden durch geht bis zu irgendeiner Stelle tief unten an den Klippen.

An der Westküste bieten sich wieder ein großartige Blicke auf die vom Wind aufgepeitschten Wellen



Danach geht es zum Intermarche, wichtige Dinge für den bevorstehenden Bildaufbau bier kaufen, einen kleineren unsicher Mittagsimbiss und noch 1, 2 Kleinigkeiten, wo ich nicht nein sagen kann. Nach kurzer Rast zieht es mich wieder auf das Rad, im Rucksack div. warme Sachen und alles an Windschutz, was ich dabei habe.

Das Cabo nähert sich …


… schnell …



der Leuchtturm von aggressiven Straßenhunden verteidigt muss zum Leuchten noch auf Solarkraft setzen …




Auch wenn ich es die letzten Tage kaum zu hoffen wagte, das Wetter spielt (fast) mit


und es ist wieder überraschend leer. Heiligabend 2015 saßen hier div. Gruppen und stiessen an, hatte was zu knabbern oder essen dabei und warteten auf den Sonnenuntergang. Heute sitze ich alleine hier, ab und an läuft ein Auto-tourist vorbei und ist schon wieder weg.

Es gibt wenige MYOG-Sachen, mit denen ich wirklich selbst zufrieden bin, dann aber bin ich 120% zufrieden …meine 3/4-Regenhose ist so ein Fall verliebt

und auch wenn ich es sonst aus vielen Gründen nicht mag, das blaue Camouflage finde ich immer noch toll.

Dann ist es soweit lach

KEIN FAKE bier
… auch alleine hier sitzend, schmecken mir die Chips und der Käse zum Bier grins …2015 hatte ich irgendwie bedauert, dass alle um mich rum was dabei hatten, nur ich nix, ausser der Wasserflasche.


Langsam geht die Sonne unter …


… erst ein paar Tage später am Rechner dämmert es mir im wahrsten Sinne des Wortes, warum die Bilder von Weihnachten so anders aussehen, die Sonne geht an einer anderen Stelle unter (fast hinter dem Leuchtturm), viel früher und dabei zumindest an den beiden Tagen wo ich nun da war, auch mit einem ganz anderen Licht. Dafür gibt es diesmal viel mehr Schattierungen im Meer, trotzdem bleibt das 2015er Bild verliebt auf meinem Bildschirm.

Der Sonnenuntergang ist um Fingerbreite nicht im Meer, …

… aber ich lasse es mal gelten lach Nach über einer Woche mit Regen, Sturm, Wolkenbrüchen bin ich mehr als glücklich, dass ich hier jetzt den Moment geniessen konnte.

Diesmal zieht auch kein Gewitter auf, trotzdem bläst mich der Rückenwind geradezu zurück nach Sagres. Auch heute Abend gibt es nicht das erhoffte 3-Gänge + X Menu im "xxxx", aber das neue Grillrestaurant um die Ecke ist auch nicht zu verachten. Danach geht es doch recht schnell ins Bett, so Ruhetage sind ja auch irgendwie anstrengend träller
ciao Thorsten.
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#1331897 - 14.04.18 20:05 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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In Antwort auf: iassu
Sehr beeindruckend! bravo cool

Danke …

In Antwort auf: veloträumer
Sehr schön. bravo

… danke … 

In Antwort auf: Juergen
Großartig, ganz großartig! grins bravo bravo

… danke … 

In Antwort auf: joeyyy
...kann mich Jürgen nur anschließen! Und das alles so schön nachvollziehen bravo

… und danke grins
ciao Thorsten.
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#1332305 - 17.04.18 11:20 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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06.03. Sagres - Lagos -> Faro: rolling home
36,9km - 2:40 - 412Hm

Das Frühstück fällt mehr als spärlich aus, besteht nur aus 2 Bechern Tee dank Wasserkocher auf dem Zimmer und ein paar Kekse, die ich gestern Nacht nicht mehr geschafft habe. Das Packen verläuft routiniert, man merkt die Erfahrung von 8 mal packen deutlich, jeder Handgriff sitzt. Das Wetter ist noch sonnig und gut, soll aber im Laufe des Tages eher stark wechselhaft sein :roll:


Da hat es sich bewährt, die Regensache in die Regenhülle des Rucksacks zu rollen und diese dann mit den Gurten für die (Knie-)Schoner außen zu befestigen. Auch wenn ich zuerst ein wenig skeptisch war, wirkt der Rucksack doch an vielen Stellen nicht so bombproof, wie meine üblichen BACH-Rucksäck, so bin ich doch mittlerweile sehr zufrieden damit. Auch die Aufteilung und die vielen Fächer passen für mich(!) und man merkt, dass das ein Rucksack ist, der gezielt für das MTB-Fahren entworfen wurde. Im Sommer mit deutlich weniger Gewicht nach der Alpentour hatte ich mal einen kleinen BlackLine von Evoc probiert, leider ist das Gurtmaterial des breiten und kräftigen Hüftgurts elastischer und ausserdem ist der ein Stück länger, mit anderen Worten mit dem zu Weihnachten bekommenen FR Tour gab es ein Problem entsetzt ... allerdings stellte sich dann heraus, dass der Gurt tatsächlich auch mehr in der Taille sitzt und NICHT auf der Hüfte, außerdem nivellierte sich die Problemquelle während der Tour auch ein wenig grins … mit anderen Worten, passt, trägt sich gut, wenn ich auch kein Gramm mehr zunehmend sollte.

Aus Sagres heraus geht es erstaunlich stressfrei auf der Landstraße Richtung Vila do Bispo auf der hier die EcoVia verläuft …


Alternativen wären wohl Feldwege deutlich weiter im Landesinneren, auf denen ich vor 2 Tagen zum Cabo gefahren bin, oder der Klippenpfad an den Küsten und dann irgendwie hoch nach Vila do Bispo auf der Via Algarviana. Aber ich möchte gerne einen nicht zu späten Zug bekommen und noch wichtiger, ich habe noch nicht gefrühstückt schockiert … also ab auf die Straße.

In Vila do Bispo werden dann Kalorien aufgefüllt …

die "Chorizo" auf dem Toastada stellen sich in dem Fall aber als "Würstl" heraus schockiert das exzellente Bifana wäre wohl die bessere Wahl gewesen.

Auch wenn man oberhalb des Ortes nicht glaubt, die Straße führt wirklich DA runter … irgendwann bin ich in Salema


… wo die Natur selbst die Kunst ist …




Getreu der Regel, alles was man runter kann, muss man wieder hoch und alles was man hoch muss, darf man wieder runter, kämpfe ich mich durch Salema hindurch schmale Gassen steil bergan, um bald vor dem nächsten Abgrund zu stehen



Danach folgen launige Wege aller Güte, Naturstraßen, Schotter, Teer und echte Roubaix-Klassiker



Je mehr man sich Lagos nähert, desto zersiedelter, bewohnter, … ist die Gegend, schön sind die häufig aus Fliesen bestehenden Straßenschilder der einzelnen Anwesen


Der englischen Wanderer, der gerade von 10 Tagen "Heimaturlaub" (Schnee mit dem Regen getauscht listig ), überrascht mich doch ein wenig, weil er von Nizza mit wenigen Unterbrechungen, die gesamte Küste abgewandert ist und erklärt, er fände das in dem zersiedelten, verbauten, … teils überrannten Küstenstreifen viel netter, als in der langweiligen Natur schockiert

In Luz gibt es noch einen letzten Galão mit Meerblick und eine letztes "Fahrrad am Meer"-Foto

danach zweigt dann die Strecke Richtung Lagos ab und zuletzt geht es zwischen zahlreichen Golfplätzen hindurch auf Straßen deren Böschungen von zahllosen leeren Weinflaschen übersät ist, hinab nach Lagos.

Das übliche Palmen an der Promenade - Foto


Und stressfrei, aber pünktlich erreiche ich den Zug, leider ohne richtige Verpflegung, denn einen "Bäcker" habe ich trotz kleineren Runden durch den Ort nicht gefunden.



Danach ins Hotel, stadtfein machen und ab ins Cafe Gardy zu Kaffee und Kuchen … die Küche ist wohl eher "umstritten", die Backwaren recht teuer, dafür aber ausgesprochen lecker


Danach dann ins Hotel und das Rad zerlegen und verpacken, einen Teil der anderen Sachen umpacken und dann rechtzeitig zum Abendessen in die Churrasqueira O Recife


für mich wieder das besten Hühnchen, was ich während meiner Reise bekommen habe und das schon zu einem fast lächerlichen Preis.
ciao Thorsten.
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#1332369 - 17.04.18 22:05 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
haegar
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Epilog: Alles hat ein Ende …

Rein zufällig haben sich Laufsachen in meine Tasche verirrt, keine Ahnung, wer die da rein gepackt :hahaa: und nach so vielen Tagen ohne Laufen ist mir nach ein wenig Sport grins …also ab in die Schuhe und vor dem Frühstück raus in die Sonne und eine nette Runde gedreht. Merke doch, dass das Höhentrainig in der Algarve sich positiv ausgewirkt hat :bg: Danach schmeckt das Frühstück viel zu gut und den unglaublich schlechten Kaffee im Hotel versuche ich zu ignorieren.

Anschliessend gibt es eine Runde durch die Stadt, es sind unglaublich viele Störche zu sehen, selbst unter ständig kreisenden Kränen an Großbaustellen sitzen sie in aller Ruhe im Nest


Faro und auch einige andere Städte haben schon ihren eigenen Charme, vor allen Dingen in den Seitenstraßen. Die Mischung von tlw. verfallenen zumindest stark herunter gekommenen Häuser, direkt neben herausgeputzten oder voll gefliessten Fassaden ist schon interessant. Ein Galão in der Sonne zum Postkarten schreiben, genau die, die mir die dringend benötigte Regenpause im Souvenirladen auf dem Fóia verschafft haben lach , leider bin ich ungeplanter Weise von dem Frühstück viel zu satt, für begleitende Leckereien. Ein bisschen einkaufen, Wein als Souvenirs, der Medronho aus Monchique ist leider aus dem Sortiment geflogen traurig

Gegen Mittag bin ich mit einem Kumpel von der Schule verabredet, der derzeit mit seinem Segelboot in Portugal überwintert. Passend zum Treffen setzt Regen ein, der im Laufe des Nachmittags meine bisherigen Erfahrungen an Liter pro Stunde nochmals eimerweise nach oben schrauben sollte entsetzt So verbringen wir die Zeit mit Besuch der Kirche, Kuchen bei Gardys und vielen netten Gesprächen, überdenken ein Treffen in Ushuaia und fragen uns, wem wohl der Wind auf dem Weg dahin mehr Schwierigkeiten machen würde.

Irgendwann muss ich dann doch los, den Rest packen und gehe dann noch in ein sehr nettes, kleines Restaurant in der Nähe des Hotels etwas essen …

Die Speisenkarten sind eher anekdotisch gemeint, man kann zu der gewünschte Theke gehen, dort sagen, was man will und zumindest beim Fleisch ist es egal, was man wählt, es kostet alles das Gleiche. Diesmal gibt es sogar wirklich die Fischsuppe vorweg und beim Bezahlen ist mal wieder und ganz zufällig der Kartenautomat gerade heute Abend defekt.


Am nächsten Morgen rolle ich dann am Flughafen ganz entspannt zum CheckIn

und diesmal geht es auch ohne Verspätung los. Ca. 6h Aufenthalt in Lissabon und die Preise für das Essen und die Galãos sind einfach unverschämt hoch, nicht nur für portugiesische Verhältnisse. Aus diesem Grund stelle ich mich in die unglaubliche lange Schlange vor den Ticketautomaten an der U-Bahn, kaufe mir zur Vereinfachung eine Tageskarte … steige in die U-Bahn und fahre einfach mal bis Endstation der Linie. SUPER Vorbereitung träller

Kleines Kaffe am Ausgang der Station, leider völlig überfüllt, gegenüber Shopping-Mall und dann sehe ich auf dem Navi daneben einen kleinen Park, na mal schauen. Nach ein paar Schritten wird der Park … äh …größer und irgendwie pompöser lach


Läuft könnte man sagen :bg: …und ich jetzt auch, Blick auf Google Maps, auf die Uhr, auf Maps …schaffe ich. Dann mal los. Den Park runter, ein paar Fotos, um die Säule rum und dann DEN Boulevard von Lissabon runter zum Tejo. Viele Banken und noble Geschäfte, viele Firmen, Mittagszeit und günstig sieht hier das meiste auch nicht aus, DA ein Kaffe mit einem Stehimbissbereich …super leckere Kroketten, ein Kaffe, noch was Süßes, …4,80€ das passt! Im Nachhinein stelle ich dann fest, dass es wohl eine der angesagtesten Pastelarias von ganz Lissabon gewesen sein soll. Dann mal weiter, die Geschäfte werden immer mehr die uniformen Nobelmarken aller Großstädte, dann mal kurz eine Seitenstraße nach links und keine 100m auf die Parallelstraße, ganz andere Welt, willkommen zurück in Portugal. Kleine Lädchen, teils heruntergekommen Häuser neben hippen Läden, Autowerkstatt neben Nobelschneider, hier gefällt es mir deutlich besser. Hier kostet dann die Dose Sumol auch wieder 80 Cent. Zurück auf den Boulevard, nettes Pflaster, immer mehr Touristen und immer "bedeutsamere" Häuser.

Zufällig entdecke ich Pérola do Rossio, hmmmm, eine Packung Kaffe als Souvenir für mich ist eine gute Idee. Sehr schnell wird mit simplen Gesten geklärt, dass ich einen Espresso für einen Siebträger will, die Empfehlung des Hauses "Momentos de pura Satisfação" cool …das nachfolgende Gespräch, dass ich 4,80 für 250g wirklich nicht zu teuer finde und ja, es ist KEIN kg, nur 250g und es sind wirklich 4,80 Eur …zieht sich ein wenig. ICH finde 4,80 für 2506 pure Befriedigung seeeehr günstig und würde gerne noch mein Flugzeug erreichen grins

Völlig unerwartet stehe ich dann auch noch vor der Fábrica da Nata so wandern auch noch einige Pasteis de Nata zum Kaffee in den Minirucksack, btw. sehr überrascht und erfreut stelle ich fest, dass dafür die landestypischen 1,00 Euro pro Stück aufgerufen werden, völlig ohne Touri- oder Vip-Zuschlag.

Danach geht es schnell weiter, vorbei an übervollen Straßenbahnen und Gassen bis runter zum Tejo


und von da aus mit einer allerletzten Galão-Pause zum Bahnhof Baixa-Chiado, mit wahnsinnigen Rolltreppe hinab in die Tiefe. Danach recht entspannte Zugfahrt zum Flughafen, Sicherheitskontrolle, Warten …Flugzeug nur 30 Min. zu spät.

ciao Thorsten.
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#1334919 - 02.05.18 10:07 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: haegar]
Juergen
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Beiträge: 14.208
Muito obrigado, Thorsten wein
Ich hätte nicht damit gerechnet, dass diese 25% Klopper bei Salema immer noch als Radweg ausgeschildert sind. Aber wunderschön ist es dort trotzdem.

Haste gut gemacht. grins
Jürgen
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#1336382 - 11.05.18 04:21 Re: Portugal: Mit dem MTB auf der Via Algarviana [Re: Juergen]
kaspress
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Sehr schöne Tour
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