Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze

von: cterres

Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 14:10

Ich renoviere gerade ein Lastenrad und habe damit noch ein Weilchen zu tun.
Wie das bei Fahrrädern aus Kleinserienproduktion so ist, ist nicht alles perfekt.
Das Sitzrohr weist ein Innenmaß von 29,0mm aus, worin ab Hersteller eine 27,2mm Sattelstütze samt billiger Adapterhülse steckt. Die will ich gerne loswerden.
Zum Einen, weil in dem Rahmen lange Regenwasser stand, das vermutlich an der Sattelstütze vorbei lief. Da ich nachträglich eine Wasserablaufbohrung einbrachte, ist das aber kein so dringendes Problem mehr.
Zum Anderen verfügt das Sitzrohr (AL7005) über eine sehr großzügige Wandstärke von 3,3mm, so das eigentlich nichts dagegen spräche, den Innendurchmesser auf ein gängiges Maß wie 30,9mm aufzureiben.

Danach würde die Blechhülse wegfallen und eine passende Stütze käme in den Rahmen.

Nun überlege ich aber, ob ich noch weiter gehe und auf 31,6mm aufreibe? Hierfür hätte ich noch Thudbuster-Sattelstützen auf Lager und bräuchte keine neue Stütze beschaffen.
Die bisherige Nachforschung ergab, das eine Wandstärke von 2mm immernoch als großzügig gilt und ich auch ein weiteres Fahrrad mit ähnlicher Wandstärke (AL6061, 30,9er Stütze bei 34,9 äußerer Durchmesser) fahre, das Schwerlasttauglich ist.

Mit 30,9mm bin ich also Siegesgewiss. Aber sollte ich auch bis 31,6mm gehen?
von: iassu

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 14:17

Herr Juchem sagte mir mal, die allermeisen Rahmenschäden hätte er im Bereich Sattelklemmung gesehen/erlebt. Natürlich regelmäßig durch zu wenig Einstecktiefe der Stützen. Aber auch so scheint mir das ein heikler Bereich zu sein. Schreib ihm doch einfach ne mäil, er dürfte da fundierte Kenntnisse haben.

Ergänzung: problematisch dürfte das Aufreiben vor allem dann sein, wenn es nicht wirklich ganz präzise mittig verläuft. Keine Ahnung, ob man das gewährleisten kann.
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 14:32

Das Aufreiben bewerkstellige ich in mehreren Stufen mit einer verstellbaren Reibahle. Das wird dann schon gleichmäßig.
Der Rahmen ist übrigens "klassisch" gestaltet, jedenfalls hinten. zwinker
Da meins zurzeit beim pulvern ist, hier ein Symbolfoto.
Mit der aktuellen Adaptierung ist es jedenfalls auch nicht gut gelöst.
von: Thomas S

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 14:38

2,6 mm mehr Durchmesser. Das bedeutet, Du musst 1,3 mm Wandstärke abnehmen. Ich habe noch nie mit einer Reibahle gearbeitet, stelle mir das aber sehr mühsam vor, so viel Material abzutragen. Auch bei Alu. Da ist die Frage, ob man nicht lieber die paar Euro für eine passende Sattelstütze in die Hand nimmt und spart sich die Arbeit.
von: Behördenrad

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 14:38

In Antwort auf: cterres
Aber sollte ich auch bis 31,6mm gehen?

Warum nicht?
Bei 34,9 mm außen bleiben bei 31,6 innen bleiben ca. 1,65 mm Wandstärke stehen, das ist genug. Rohre mit dieser Spezifikation werden auch regulär als Sitzrohre angeboten.
Also frisch ans Werk - wenn, wie hier schon erwähnt, der Bereich der Sattelklemmung und der drunter liegende Rohrknoten (Sitzrohr/Oberrohr/Sitzstreben) ausreichend stabil ist und die Stütze dann weit genug reingeht.
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 14:53

Ah, sehr gut! Das ist hilfreich zu wissen. Nach einzelnen Rohren habe ich noch nicht gesucht. Bislang wollte ich mich an fertigen Rahmen orientieren.

Zur Arbeitszeit kann ich beruhigen. In kleinen Schritten (0,1-0,2mm) ist das Ausreiben nicht besonders Kräftezehrend und jeder Durchgang mit knapp 300mm Arbeitstiefe ist in etwa einer Minute abgeschlossen. Nach etwa einer Viertelstunde ist die Arbeit erledigt.

Da 29mm Innendurchmesser recht exotisch ist, findet man dazu kaum alternative Sattelstützen. Die wirklich breiteste Auswahl besteht jenseits von 27,2mm erst ab 30,9mm und 31,6mm.
von: BeBor

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 15:36

In Antwort auf: cterres
Danach würde die Blechhülse wegfallen und eine passende Stütze käme in den Rahmen.

Der Begriff "Blechhülse" mag zutreffend sein, wenn man das Teil über einen Rundstab selber aus einem alten Marmeladeneimer dengelt. Die Teile, die ich selbst (weils eben auch nicht anders ging) verbaut habe, waren allesamt präsise gedrehte Aluteile. Eingebaut habe ich die jeweils mit lithiumverseifter Montagepaste innen und außen, damit Feuchtigkeit und Oxidation keine Chance haben. Ich empfinde diese Lösung sauberer als einen nachträglichen Materialabtrag mit der Rundfeile oder dem Lamellenschleifer im nicht sauber zentrierten fünf-Zehntel-Millimeter-Toleranzbereich.

Bei dem Wunsch nach einem 31,6 mm großem Schlund bleibt Dir aber natürlich keine Wahl. Außer vielleicht, die vorhandene Thudbuster zu verhökern und eine neue mit schlankerer Taille zu kaufen.

Bernd
von: Behördenrad

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 17.04.19 15:58

In Antwort auf: BeBor
.... einen nachträglichen Materialabtrag mit der Rundfeile oder dem Lamellenschleifer im nicht sauber zentrierten fünf-Zehntel-Millimeter-Toleranzbereich.

....
Wenn man das fachmännisch mit passendem Werkzeug und entsprechend eingespanntem Werkstück (Rahmen) macht, benötigt man keine Hilfslösungen mit Reduzierhülsen (die ja auch nur aus Kostenersparnis erfunden wurden), um ein technisch sauberes Ergebnis zu erzielen. Wenn man die Einstellung der Reibahle beherrscht und sich langsam an das Endmaß ranpirscht, liegt das Ergebnis auch im Toleranzbereich von "Null-komma-nix".
von: Auberginer

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 12:57

Handreibahlen mit einem Rollgabelschlüssel zu bewegen ist vieles, aber nicht Fachmännisch.


Kauf einfach eine Passende Stütze, so schwer ist das doch nicht.

Mal abgesehen von der Arbeit ordentlich zentrisch zu reiben bei Alu.
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 13:12

Wo kommen denn Lamellenschleifer und Rollgabelschlüssel her?
Es geht um eine verstellbare Reibahle, die läuft konisch zu und ist daher zentriert. Gedreht wird das mit einem Windeisen.

Und es gibt nicht nur kaum passende Stützen, es gibt auch nichts Ansprechendes in der Richtung.
von: Auberginer

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 13:21

Guck in den Link auf den ich geantwortet habe.


Da ist eben genau so eine verstellbare Reibahle zu sehen. Nur weil die Konisch ist zentriert die sich btw nicht automagisch selber.
von: Sickgirl

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 13:30

Bißchen Gefühl im Ranzen sollte man für diese Arbeit schon haben, genauso wie beim Gewindeschneiden mit dem Handewindebohrer
von: Auberginer

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 13:45

Das ist ganz einfach ein Werkzeug was nicht dafür gedacht ist. Da kann man mit Gefühl auch nichtmehr viel retten.
von: Sickgirl

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 13:49

Wozu Bitteschön ist dann eine Reibahle gemach5 worden?
von: Behördenrad

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 14:31

In Antwort auf: Auberginer
Handreibahlen mit einem Rollgabelschlüssel zu bewegen ist vieles, aber nicht Fachmännisch.
Da stellt sich mir doch ganz zackig die Frage, ob da dann seit Jahrzehnten in unzähligen Fahrrad-Werkstätten und bei Rahmenbauern, im Maschinenbau, etc. dauernd "alles andere als fachmännisch" gearbeitet wurde wirr (?). In guten Fahrradwerkstätten ist die (verstellbare) Hand-Reibahle samt Windeisen relativ gebräuchlich, um Sattelrohre auf (Wunsch-)Maß zu bringen......
Mit vernünftigem Werkzeug und handwerklicher Sorgfalt ist auch das Abtragen von ca. 0,95 - 1,3 mm Aluminium kein Problem - dauert eben länger......
von: panta-rhei

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 14:35

In Antwort auf: cterres
Ich renoviere gerade ein Lastenrad und habe damit noch ein Weilchen zu tun.
Wie das bei Fahrrädern aus Kleinserienproduktion so ist, ist nicht alles perfekt.
Das Sitzrohr weist ein Innenmaß von 29,0mm aus, worin ab Hersteller eine 27,2mm Sattelstütze samt billiger Adapterhülse steckt. Die will ich gerne loswerden.

Finde Reduzierhülsen auch blöd.
Habe auch schon mit der Reibahle Sattelrohre aufgerieben ... aus dem Bauch raus würde ich das aber nur zum nächsten käuflichen Stützenmass machen...
von: Thomas S

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 14:48

In Antwort auf: cterres
Wo kommen denn Lamellenschleifer und Rollgabelschlüssel her?
Es geht um eine verstellbare Reibahle, die läuft konisch zu und ist daher zentriert. Gedreht wird das mit einem Windeisen.

Und es gibt nicht nur kaum passende Stützen, es gibt auch nichts Ansprechendes in der Richtung.


Die BBB Skyscraper schaut doch gar nicht so schlecht aus. Oder?

Aber wenn Du Dir lieber die Arbeit machst. Ich habe nichts dagegen. zwinker
von: Auberginer

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 14:52

In Antwort auf: Sickgirl
Wozu Bitteschön ist dann eine Reibahle gemach5 worden?


Na um das Fertigmaß und Oberflächengüte zu erreichen, nicht um ein fettes Rohr erstmal mm abzutragen.
von: Sickgirl

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 18.04.19 15:02

Das macht er ja auch, dauert halt nur ein wenig länger, da man halt nicht viel zustellen kann.
von: Fichtenmoped

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 23.04.19 09:53

Moin,

ich habe mal bei meinem "Rose"-MTB von 1995 aus 7005er nachgemessen:

Die Wandstärke des Sattelrohrs im Bereich der Stütze (31,6) beträgt schlappe 1,1 mm und das hält schon 24 Jahre. Geklemmt wird über eine separate Schelle. Die Stütze hatte es allerdings schon mal genau über der Klemmung zerrissen, aber das hat nichts mit der Wandstärke des Sattelrohrs zu tun.

Gruß
von: schorsch-adel

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 23.04.19 11:42

Zitat:
Die Wandstärke des Sattelrohrs im Bereich der Stütze (31,6) beträgt schlappe 1,1 mm
das ist eine ordentliche Wandstärke, die auch Schwerstgewichte bedenkenlos tragen dürfte.

In einem anderen Thread wurden aber 0,6 oder 0,7 mm Wandstärke als unbedenklich erachtet. Das kommt mir dann doch etwas riskant vor, wenngleich ich da nicht die große Ahnung habe.

Aber das Problem ist wohl zu komplex, als dass man es mit einer einzigen Maßangebe lösen könnte. Man müsste
- zwischen verschiedenen Rohrmaterialien unterscheiden
- zwischen rohr/muffen"interner" Klemmung und externer Klemmschelle unterscheiden
- bei berücksichtigen, dass das Sattelrohr oft in einer Muffe endet. Deren Mindestwandstärke muss eine andere sein als die des restlichen Sattelrohres.

Wenn das Aufreiben wirklich kein Problem wäre, würde ich sofort alle Räder des familiären Fuhrparks auf einheitliche 27,2 vergrößern.

Wer kennt sich aus ?
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 23.04.19 11:56

Verwechsele nicht das Material. Aluminium und Stahl und hier jeweils noch die Legierung und eigentlich auch die Wärmebehandlung sind zu unterscheiden.
Als es hier um 0,7mm ging, war von einem Stahlrahmen die Rede. Das wäre für Alu aber schon arg dünn, zumindest am Sitzrohr. Am Ende reissen dann vielleicht die Schweissnähte raus, weil die Belastungspunkte nicht mehr stabil genug sind.

Und ich muss auch noch berücksichtigen, das mein eigenes Körpergewicht hoch ist und sich ein Lastenrad weniger sportlich fährt. Daher habe ich für mich entschieden, nur bis 30,9mm zu reiben.
Gerade bei Rahmen aus Großserienfertigung (also bekannte Marken), würde ich nicht erwarten, so viel Material abtragen zu können, wie bei meinem Exoten.

Aber wenige Zehntel Millimeter dürften sicher häufiger möglich sein.
von: Fichtenmoped

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 23.04.19 16:01

die von dir angesprochenen Angaben zum Material inklusive Wärmebehandlung ist in der Matrialnummer (7005)und zur Klemmung /Aussenklemmung durch Schelle hatte ich benannt um die Vergleichbarkeit zu erhöhen.

Dass das keine absoluten Werte sein können, das weiss der TE selbst, wie man seinen eignen Ausführungen entnehmen kann. Er wll nur Vergleichswerte um besser abschätzen zu können, so habe ich das jedenfalls verstanden.

Vielleicht noch ein weiterer Wert: 20 cm Auszugslänge bei einem Fahrer vomn 90 bis 97 kg
von: Gerhardt

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 23.04.19 20:29

Zur Berechnung des Wiederstandes gegen Verformung wird das Flächenträgheitsmoment ermittelt. Bei einem Kreis oder Rohr geht dabei der Durchmesser mit der vierten Potenz in die Rechnung ein. Überschlägig bedeutes dies, das bei einer Verringerung des Durchmessers um ein Prozent der Wiederstand gegen Verformung um vier Prozent sinkt. Der TE möchte das Innenmaß um etwa drei Prozentpunkte verringern. Somit sinkt die die Stabilität um zwölf Prozent.
Soviel zu "auf ein paar zehntel Millimeter kommt es nicht an".
Gruß, Gerd
von: irg

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 05:56

Und es handelt sich um ein Lastenrad. Da kommen ganz andere Kräfte zusammen als bei einem einfachen Rad.

Allgemein kann, denke ich, jeder Hersteller nur schätzen, was halten wird und was nicht. Die bestimmungsgemäßen Belastungen lassen sich mit ihren Auswirkungen berechnen, das Schlagloch, durch das damit gefahren wird, nicht. Dazu kommt, dass "unkaputtbar" eine Illusion ist. Auch "stabil" ist kein absoluter Begriff.

Das Tandem, auf dem meine behinderte Tochter und ich gestern von einem Autofahrer umgefahren wurden, zeigt das gut: In 17 Jahren haben wir 2 Rahmen verbraucht. Den ersten habe ich nach dem zweiten Riss aus getauscht, den zweiten musste ich letztes Jahr schweißen lassen. (Dass jetzt der zweite Rahmen endgültig gestorben ist, hat nichts mit der Rahmenqualität zu tun.) Diese Haltbarkeit ist für ein Tandem mit relativ niedrigem Durchstieg bei unserer relativ hohen Beanspruchung nicht schlecht, auch wenn sie natürlich steigerbar wäre.
Bei einem Paar, das nur im Sommerhalbjahr ab und zu mit dem Tandem ein paar ebene Kilometer zum nächsten Cafe rollt, wäre wahrscheinlich gar kein Schaden auf getreten.

Auf das Lastenrad übertragen würde ich sagen, dass man durchaus das Sattelrohr aufreiben kann, dieses aber dadurch sicher, wie vor mir geschrieben, etwas geschwächt wird. Wenn wenig, schonend und nur wenig beladen damit gefahren wird, wird es lange brauchen, bis das Rad den Löffel abgibt. Wenn ich das Lastenrad aber lange fahren oder wirklich belasten will, würde ich allenfalls so viel ausreiben, dass ich gerade die nächstgrößere Stütze hinein bringe, mehr auf keinen Fall. Ein Sattelrohr mit zu geringer Wandstärke lässt sich nicht einfach wieder schweißen.

lg!
georg
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 15:10

Das eine Beladung das Rad insgesamt belastet, stimmt sicher. Allerdings würde ich das nun gerade für das Sitzrohr eher verneinen, denn es handelt sich um eine Long-John-Variante. Das ist ein Rad, das vom Hinterbau bis zum Steuerrohr erst einmal wie jedes normale Zweirad gebaut wird. Statt eines normalen Unterrohr gibt es ein üppiges Kastenrohr, das den langen Radstand von 190cm ermöglicht und davon ab gehen dann noch mehrere Streben, die das eigentliche Frachtabteil zwischen Lenker und Gabel (etwa 75cm) versteifen. Das Grundgerüst bildet im Querschnitt ein Dreieck.
Da ich sogar auf einen herkömmlichen Gepäckträger verzichte, besteht die Last hinten nur noch aus dem Fahrer.

Als derzeit noch etwas über 120kg schwere Person ist das aber auch schon genug. Leichtbau sollte ich also nicht betreiben. Das ist der Hauptgrund, weshalb ich zwar bis 30,9 aufreibe, nicht jedoch bis 31,6mm.
2mm Wandstärke sind aus eigener Erfahrung, unter anderem mit dem nun seit fünf Jahren nicht geschonten Alltagsrad, für diese Lasten geeignet. Sagt auch Giant, die mein Seek 2 für 160kg freigeben.
Das Lastenrad ist für 200kg ausgelegt, wovon bei diesem sehr leichten Rad nur 20-30kg auf das Rad selbst entfallen, je nach Variante mit oder ohne Motor und Akku. Jedoch ist die handwerkliche Ausführung bezogen auf die Sattelstütze und deren Anpassung an den Rahmen auch nur "semiprofessionell", weil eben mit einer 8cm langen Adapterhülse gearbeitet wird.

Ideal wäre eine 29mm breite Stütze, die eben passt und das überdicke Rohr unterm Hintern so lässt wie es ist. Die verfügbaren 29er Stützen sind aber nicht nach meinen Wünschen (möchte eine Stütze mit 15-20mm Versatz) und im Falle einer Ersatzbeschaffung möglicherweise schwierig ein weiteres Mal aufzutreiben.
Daher ist auch ein Aufreiben bis 30mm (dafür gibts schon mehr Stützen) nicht mehr sinnvoll, denn wenn ich mir schon die Mühe mache, ist die Weite 30,9 um ein Vielfaches verbreiteter. Auch und gerade, weil im Haushalt bereits ein Fahrrad mit diesem Maß existiert.

Der gesunde Menschenverstand, zumindest in Mitteleuropa, würde mich zwar vermuten lassen, das sich der Konstrukteur des Rahmens bei den Abmessungen etwas gedacht hat. Tatsächlich ist aber dieses "Cargo Bike Monkeys Radlader" in Griechenland entwickelt worden ist und auch ganz bewusst aus am Markt verfügbaren Rohren für industrielle Zwecke, nicht speziell für Fahrräder gedachtes Material.

Und daher sehe ich das griechische Ding eben nun auch aus der deutschen Perspektive. Statt es sich einfach zu machen und 29 auf 27,2 zu adaptieren, will ich es auf 30,9 reiben und es ist genug Material über.
Diese Grundhaltung bildete sich bei mir, als mir ein viertel Liter Wasser aus dem Tretlager entgegen lief, das nirgendwo hin konnte, weil es keine Ablaufbohrung gab. Die ist bei jedem Fahrrad standard.
Nachdem ich unter hoher Kraftanstrengung die Lagerschalen entfernen konnte, war dieses Loch zu bohren, gleich der nächste Arbeitsschritt. Schritt Drei war es dann, das vergammelte Gewinde im Rahmen neu zu schneiden, was gerade mal zwei Jahre nach Fertigung des Rahmens unter normalen Umständen nicht hätte sein müssen (wenn das Gewinde versiegelt gewesen wäre, Fehler des Monteurs in Münster, nicht des Produzenten).

Der ganze Akt mit der Sattelstütze ist übrigens auch teuer.
Zwei Reibahlen, um von 29 auf 30,9mm zu gelangen, kosten 60 Euro. Ein großes Windeisen 20 Euro. Die neue Sattelstütze (Thomson Elite 30,9 mit Setback) etwas unter 80 Euro. Bei Wahl einer preiswerteren Stütze sind immer noch 30 Euro zu rechnen, macht also 110-160 Euro zuzüglich Arbeitsaufwand.

Zusammengefasst ist an dem Rad manches falsch, vieles richtig (denn geil isses trotzdem) und die Mühe es herzurichten gleicht einer Selbstkasteiung. Das lasse ich mir dann eben auch etwas mehr kosten. Unterm Strich bleibt es im Plus, denn ich bekam den Schrotthaufen für kleinstes Geld. schmunzel
von: BeBor

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 16:27

In Antwort auf: cterres
Zusammengefasst ist an dem Rad manches falsch [...] und die Mühe es herzurichten gleicht einer Selbstkasteiung.

Selbstkasteiung und Wolllust lagen schon immer dicht beieinander teuflisch.

Bernd
von: Philueb

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 17:06

In Antwort auf: cterres

Der ganze Akt mit der Sattelstütze ist übrigens auch teuer.
Zwei Reibahlen, um von 29 auf 30,9mm zu gelangen, kosten 60 Euro. Ein großes Windeisen 20 Euro. Die neue Sattelstütze (Thomson Elite 30,9 mit Setback) etwas unter 80 Euro. Bei Wahl einer preiswerteren Stütze sind immer noch 30 Euro zu rechnen, macht also 110-160 Euro zuzüglich Arbeitsaufwand.


Hi Christoph,

ich habe interessiert diesen Faden verfolgt und frage mich gerade: Sehe ich das richtig, dass du die ganze Arbeit und die zusätzlichen Kosten jetzt nur auf Dich nimmst, um eine etwas höherwertige ungefederte Sattelstütze zu verbauen? Die Thudbuster-Stütze ist ja jetzt raus, wenn ich das richtig verstehe (da zu groß im Durchmesser) und das Problem mit der für Regenwasser durchlässigen Reduzierhülse besteht ja offenbar durch deine Ablaufbohrung nicht mehr. Warum nimmst du dann nicht einfach eine Sattelstütze deiner Wahl im gängigen 27,2mm Durchmesser und dazu meinetwegen eine gute Reduzierhülse von Cane Creek?


Viele Grüße,

Philip
von: schorsch-adel

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 17:06

wenn ich das richtig verstehe, gehts Dir ausschließlich um einen ausreichenden Versatz.

Wäre es da nicht sinnvoller, intensiv nach einem entsprechenden Sattel zu suchen ? Die Spielräume der Verschiebbarkeit sind IMHO mehr vom Sattel als von der Stütze abhängig. Verstellbare Sattelstützen habe ich schon ausprobiert, die hatten auch nicht mehr Toleranz als herkömmliche. Die 15-20 mm Versatz werden z.B. von meinem Swift schon übertroffen.
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 17:56

Höherwertig muss es gar nicht sein. Ich habe mich noch nicht endgültig für ein Modell entschieden. Vor ein paar Tagen habe ich abgewogen, ob ich nun 31,6mm als neues Maß einrichte, oder 30,9mm.
Dafür sprach, das eine gefederte, hochwertige Stütze vorhanden ist.
Eine zum Sitzrohr passende Stütze stützt sich auf voller Länge im Sitzrohr ab und ist in meinen Augen auch haltbarer, selbst im ausgedünnten Rohr. Um das sicherzustellen, kommt eine lange Stütze zum Einsatz. 350mm würden genügen, ich nehme dennoch 400mm.
Dagegen sprach die Befürchtung, es mit dem Ausdünnen zu übertreiben.


Generell bin ich schon seit mehreren Wochen mit verschiedenen Arbeiten beschäftigt. Es müssen neue Laufräder aufgebaut werden. Mehr eine Geldfrage. Zeitlich intensiv ist eine Neulackierung. Eine Gabel für 20 Zoll mit Scheibenbremsaufnahme zu finden, die tatsächlich auch robust genug für Lastenräder ist, war schwierig. Im Grunde auch eine Geldfrage, denn man kann sich sowas bauen lassen. Letztlich war es Glück, eine etwas sonderbare Federgabel gefunden zu haben, die tatsächlich auch die möglichen Belastungen aushält. Ein fast drei Kilo schweres Monster mit irrwitzigen 100mm Federweg und eigentlich 6-8cm zuviel Bauhöhe. Aber bei 1,9m Radstand wird man die kleine Hebung am Bug wohl kaum bemerken.

Zur Zeit wechselt die Farbe. Danach ist der weitere Aufbau wie bei jedem anderen Fahrrad. Mit Ausnahme der speziellen Lenkung, die über Seilzüge realisiert wird. Aber das bedeutet nur, das mehr Kabel als sonst üblich durch die Rohre gezogen werden müssen. Ich habe auch bestmögliches Material für diese Lenkung besorgt, um Reibung so gering wie möglich zu halten (nanopolierte Züge). Das monatliche Budget ist knapp, also dauert alles etwas länger.

Ganz am Ende steht das Rad einsatzbereit da, mit 27,2mm Sattelstütze. Erst danach ändere ich das Maß der Sattelstütze. Von Gehaltszahlung zu Gehaltszahlung gehangelt etwa 4-8 Wochen später. zwinker
Und weil ich das Lastenrad voraussichtlich 2 Tage pro Monat nutze, das Alltagsrad aber etwa 24 Tage, wird wohl die Thomson-Stütze mit derer im Giant-Rad die Plätze tauschen. Mit dem Gedanken gehe ich zumindest jetzt schon schwanger.
Aber es gibt auch Einsparungspotenzial. Der Verkauf der Thudbuster refinanziert teilweise die Kosten und nach Abschluss der Arbeit brauche ich das Werkzeug auch nicht mehr.
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 24.04.19 18:18

In Antwort auf: schorsch-adel
Wäre es da nicht sinnvoller, intensiv nach einem entsprechenden Sattel zu suchen ? Die Spielräume der Verschiebbarkeit sind IMHO mehr vom Sattel als von der Stütze abhängig. Verstellbare Sattelstützen habe ich schon ausprobiert, die hatten auch nicht mehr Toleranz als herkömmliche. Die 15-20 mm Versatz werden z.B. von meinem Swift schon übertroffen.

Oh, den Sattel zu tauschen, möchte ich lieber nicht durchtesten. Hier kopiere ich lieber das Giant-Fahrrad, das mir gut passt. Mir kommt entgegen, das Stack und Reach des "Giant Seek 2 XL (2013)" mit denen des "Radlader" fast übereinstimmen. Ich brauche also nicht erst aufwändig die Ergonomie durchtesten, sondern kann genau bestimmbare Komponenten beschaffen.
Weil ich vor zwei Jahren mal beim Alltagsrad einen dort genutzten Vorbau mit 130mm auf 110mm umgerüstet hatte, war dieser Vorbau noch übrig. Der war mir auf längeren Strecken doch zu lang, ich fuhr ihn aber immerhin drei Jahre lang. Am Lastenrad wird der lange Vorbau erstmal genügen, denn das wird nicht für lange Touren genutzt.
So ähnlich sieht es beim Sattel aus. Ich bin nach mehreren Versuchen wieder bei Selle Royal gelandet und habe neben einem Lieblingssattel auch noch ein akzeptables Modell über, das nun ans Lastenrad wandert.

Der frühere Besitzer des Rades war übrigens kleiner als ich, weshalb ich tatsächlich das gesamte Cockpit neu aufbaue.
von: irg

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 25.04.19 06:09

In Antwort auf: cterres


2mm Wandstärke sind aus eigener Erfahrung, unter anderem mit dem nun seit fünf Jahren nicht geschonten Alltagsrad, für diese Lasten geeignet. Sagt auch Giant, die mein Seek 2 für 160kg freigeben.

Der gesunde Menschenverstand, zumindest in Mitteleuropa, würde mich zwar vermuten lassen, das sich der Konstrukteur des Rahmens bei den Abmessungen etwas gedacht hat. Tatsächlich ist aber dieses "Cargo Bike Monkeys Radlader" in Griechenland entwickelt worden ist und auch ganz bewusst aus am Markt verfügbaren Rohren für industrielle Zwecke, nicht speziell für Fahrräder gedachtes Material.

Und daher sehe ich das griechische Ding eben nun auch aus der deutschen Perspektive. Statt es sich einfach zu machen und 29 auf 27,2 zu adaptieren, will ich es auf 30,9 reiben und es ist genug Material über.

Der ganze Akt mit der Sattelstütze ist übrigens auch teuer.
Zwei Reibahlen, um von 29 auf 30,9mm zu gelangen, kosten 60 Euro. Ein großes Windeisen 20 Euro. Die neue Sattelstütze (Thomson Elite 30,9 mit Setback) etwas unter 80 Euro. Bei Wahl einer preiswerteren Stütze sind immer noch 30 Euro zu rechnen, macht also 110-160 Euro zuzüglich Arbeitsaufwand.

Zusammengefasst ist an dem Rad manches falsch, vieles richtig (denn geil isses trotzdem) und die Mühe es herzurichten gleicht einer Selbstkasteiung. Das lasse ich mir dann eben auch etwas mehr kosten. Unterm Strich bleibt es im Plus, denn ich bekam den Schrotthaufen für kleinstes Geld. schmunzel


Hallo cterres!

Ich verstehe. Bei dem Radl waren die Griechen entweder vorsichtiger, als nötig, oder sie hatten gerade keine anderen günstigen Rohre bei der Hand. Da die Legierung radtauglich und nicht irgendeine Billiglegierung ist, gehe ich davon aus, dass das Rohr auch mit Aufreiben und 2mm Wandstärke halten wird. (Mit hochwertigst verarbeiteten Rahmen würde ich so einen Rahmen nicht vergleichen, da bei diesen nach dem Schweißen der Rahmen noch einmal auf eine genau definierte Temperatur angewärmt wird, um Spannung zu verringern. Das bringt ein kleiner Hersteller wohl nicht zusammen. Mit etwas dickerem Material lässt sich das aber gut ausgleichen.)

Zur Tiefe, bis zu der du aufreibst: Ideal wäre es, wenn du die Sattelstütze bis, sagen wir, 5cm unter die Schweißnaht des mittleren Rohres am Sattelrohr einschieben könntest. 7-10cm wären natürlich besser. Dann trägt die Sattelstütze mit, wenn nötig. (Mit dem mittleren Rohr meine ich das vordere Oberrohr, das nach hinten hin schräg abfällt.) Von der Statik her ungünstig würde ich es einschätzen, wenn du mit dem Aufreiben genau im Bereich dieser Rohrverbindung aufhören würdest. Dann schwächst du das Rohr exakt an dem Punkt, wo Biegekräfte eingeleitet werden (auch wenn sie durch das Design begrenzt werden, sie sind da), und das Rohr durch die Schweißnaht geschwächt worden ist. Da würde ich mir genau überlegen, in welcher Tiefe ich mit dem Aufreiben aufhören will. Die Sattelstütze lässt sich, wenn sinnvoll, ja auch leicht abschneiden.

Kannst du keine Reibahle ausborgen? Wenn nicht beim Radhändler (die haben meistens nur wenige gängige Maße, kaum verstellbare), dann doch bei metallverarbeitenden Betrieben. (Wenn eine Firma keine passende verstellbare Reibahle hat, kannst du fragen, ob sie wissen, welche andere eine hat. Sie wissen meistens, wer was macht.)
Als ich nach dem Schweißen des Tandemrahmens beim Schweißspezialisten in Graz das Sitzrohr aufreiben musste, hat mich das nicht einmal extra Geld gekostet. Aber der Chef dort ist auch besonders nett und hilfsbereit.

lg!
georg
von: Philueb

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 25.04.19 12:26

Hi Christoph,

erstmal danke für deine Antwort. Zur Reibahle: Die Bremer 'freischrauber' sind insgesamt Recht gut ausgestattet. Vielleicht lohnt sich ein Besuch dort (oder Nachricht an sie, z.B. über deren Blog oder Facebook-Seite)..

VG, Philip
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 26.06.19 18:16

Ich kann endlich Vollzug vermelden. Es war anstrengend und hat in zuletzt 0,05mm Schritten sehr lange gedauert, aber nun sitzt im Lastenradrahmen eine Ritchey WCS One-Bolt Sattelstütze mit 30,9mm Durchmesser.
Hält mit normaler Klemmkraft bombenfest.
Endlich.

Die passende, verstellbare Reibahle habe ich von einem Arbeitskollegen leihweise bekommen. Ein großes Windeisen hatte ich in den letzten Wochen bereits angeschafft und heute nutzbringend eingesetzt. Das bekommt nun der Kollege von mir geschenkt. Nochmal mache diese Plackerei nämlich nicht mehr.
von: Sklodowska226

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 30.06.19 14:16

Nimm doch eine 27,2 er Sattelstütze, aber hol Dir neben der Adaptierhülse noch eine umlaufende Gummilippendichtung gegen eindringendes Wasser.

Im MTB-Bereich hab ich das schon öfters gesehen - oder bei Rennrädern. Kurz gesagt, bei den Leuten ohne hinteres Schutzblech, die auch bei Regen spielen gehen. :-)

Auf die Schnelle habe ich das jetzt als 'Sattelstützmanschette' und von fizik gefunden. Als Beispiel, was ich meine, (nicht als Werbung/Empfehlung) hier ein Link:
https://www.rosebikes.de/fizik-sattelstutzmanschette-639364
von: cterres

Re: Sitzrohr aufreiben für größere Sattelstütze - 30.06.19 16:23

Im Nachgang stellte sich heraus, das kein Adapter gepasst hätte. Das Rohr, das vom Hersteller mit einer Adapterhülse 27,2>29,0mm ausgestattet wurde, war zum oberen Ende stark verformt worden. Zwei Zentimeter unter der Sattelklemme lag das Rohr nicht mehr an der Sattelstütze oder dem Adapter an. Hier waren mindestens 29,4mm oder noch mehr Durchmesser gegeben.
Durch die Reibahle wurde das Rohr aufgeweitet und begradigt.
Das machte es nötig, die Schelle der Sattelklemme leicht aufbiegen zu müssen, damit sie wieder passte. Nun aber sitzt die neue Sattelstütze im begradigten Rohr "wie Arsch auf Eimer".