Re: Ergebnis

von: Wolfgang M.

Re: Ergebnis - 19.04.02 08:52

Beim Fahrrad ist es doch wie im richtigen Leben:

Es gibt Menschen die wollen unser Bestes - unser Geld. Darum erfinden sie Produkte von denen sie glauben, daß sie gekauft werden. Manchmal geht das gut - manchmal aber auch nicht. Die Frage der objektiven Notwendigkeit der Konsumgüter ist dabei, glaube ich, irrelevant.

Dann gibt es Kunden die davon überzeugt sind, daß sie bestimmte Dinge brauchen, weil sie:

- neu sind
- dem Zeitgeist entsprechen
- eine Verbesserung darstellen
- ...

Bei neuen Produkten gibt es immer Vorreiter die bereit sind aus den unterschiedlichsten Gründen viel Geld auszugeben ohne zu wissen, ob das Objekt der Begierde technisch ausgereift ist (z.B. Beginn der Automobilentwicklung, Rohloff-Nabe), dauerhaft am Markt bestehen wird (z.B. Satellitentelefon IRIDIUM), in Kürze wieder veraltet ist (z.B. PC) ...
Ohne diese Vorreiter, die sich manchmal auch des Spotts ihrer Mitmenschen erwähren müssen, wären viele Entwicklungen wieder in der Schublade des Erfinders verschwunden und wir würden heute nicht so leben, wie wir es tun (was vieleicht manchmal besser wäre).

Rohloff hat nun eine technisch recht komplizierte Nabe entwickelt (soviel ich weiß handelt es sich um ein dreifach verschachteltes Planetengetriebe) die von einer Reihe von Vorreitern gekauft wird und objektive Vor- und Nachteile hat. Ich selber habe einmal eine Probefahrt damit gemacht und fand sie bis auf die Geräusche die sie ab dem siebten Gang abwärts machte, und die Tatsache, daß sie nur mit improvisierten Lösungen am Rennlenker einsetzbar ist (k.o. - Kriterium) ganz in Ordnung. Die Nabe steht noch relativ am Anfang ihrer Entwicklung. Daher wird es noch Vebesserungen geben: Gewichtsreduzierung, elektr. Betätigung, Geräuschreduktion... Und mit steigenden Stückzahlen wird bis zu einem gewissen Maß auch der Preis sinken.

Hydraulische Felgenbremsen fahre ich problemlos seit drei Jahren. Die Bremsleistung ist nicht wesentlich besser als die einer V-Brake oder einer gut eingestellten Cantileverbremse. Mit allen drei Bremsenvarianten bringe ich mein Hinterrad dazu zu blockieren. Das Vorderrad kann ich so stark abbremsen, daß das Hinterrad sich vom Boden abhebt. Die aufzubringende Kraft am Bremshebel mag etwas unterschiedlich sein. Wie schnell ich ein Fahrrad zum Stillstand bringe hängt von der Reibung zwischen Reifen und Fahrbahn ab. Vorder- oder Hinterrad bis zur Blockiergrenze abzubremsen ist für eine moderne und gut gewartete Felgenbremse jedweder Bauart kein Problem. Insofern gibt es aus meiner Sicht kein stichhaltiges funktionelles Argument für die Hydraulikbremse außer daß sie sich leichter warten läßt (Bremsbelagwechsel) bzw. keiner Wartung bedarf (wie z.B. regelmäßiger Bremszugwechsel). Und sie ist - irrational - eine nette technische Spezialität am Fahrrad.

Es gibt m.E. für viele Dinge am und um das Fahrrad keine stichhaltige Begründung warum man sie kauft oder warum nicht. Das Radfahren an sich ist, so wie viele es hier betreiben, reiner Luxus bei dem sich die Sinnfrage nicht stellt. Es geht um ein Hobby dem man frönt - nicht um Ideologien.


Viele Grüße

Wolfgang