von: Freundlich
Re: Hart-eloxierte Felgen = Keramikbeschichtung? - 27.03.12 18:57
In Antwort auf: JensD
Ich weiss- ich immer mit meinen Grundsatzfragen, aber mich interessierts wirklich was das ist und wie es hergestellt wird.
Vereinfacht gesagt, wird bei einer klassischen Plasmabeschichtung eine Spritzpistole (ähnlich einer Autolackiererei) verwendet. Statt Farbe wird ein feines Pulver benutzt, u.a. mit Wolframkarbid, das am Kopf der Spritzpistole im Plasma schmilzt und aufgesprüht wird. Alles unter Schutzgas in geschlossener Kabine, damit nichts verbrennt oder verschmutzt. Normalerweise werden Sprühkopf und Werkzeug maschinell geführt. Entscheidend sind Faktoren wie die Geschwindigkeit und Führung von Spühkopf und Bauteil. Die Wahl des Pulvers. Zahl der Schichten, Dicke der Schichten. Penible Sauberkeit. Exakte Oberflächenvorbehandlung. Runde, rotierend eingespannte Teile mit Flächen und gleichmäßigen Krümmungen lassen sich gut beschichten. Bei vielformigen Teilen und Kanten wird es kompliziert. An Kanten platzt die Beschichtung später gerne ab.
Wegen der Vielzahl der Einflußfaktoren und Möglichkeiten sind die Verfahren nicht ganz einfach zu beherrschen - mancher lernt´s nie. Mavic hat es zum Beispiel nicht geschafft, dauerhaltbare Felgen mit Keramik-Bremsflanken herzustellen: viel zu dicke Schicht, viel zu porös. Das gab früh Abplatzungen durch eindringendes Wasser und Korrosion des Trägermaterials. Rigida-CSS-Felgen sind dagegen Klassen besser: Die Schicht ist dünn, viel härter und viel dichter. Natürlich darf im Gebrauch das tragende Bauteil nicht nachgeben. Eine nachgiebige oder zu weich eingespeichte Felge wäre das Ende jeder Keramikbeschichtung.
Beschichten lassen sich selbstverständlich auch dünnwandige Teile aus Leichtmetallen, weil die Bauteile beim Beschichten nur gering belastet werden. Als erstes Produkt hatte ich um 1985 einen Lamy-Kugelschreiber mit normalem Messinggehäuse, aber Keramikbeschichtung. Bratpfannen waren damals auch ein beliebtes Produkt. Erster, mir bekannter industrieller Einsatz in der DDR, war ab ca. 1980 die Beschichtung von Druckzylindern und -walzen im Druckmaschinenbau. Hier ging es weniger um Verschleiß durch Reibung, sondern um Korrosionsschutz vor aggressiven Druckfarben und Reinigungsmitteln. Bis dato wurden Druckzylinder weltweit hartverchromt. Nach der Keramikbeschichtung wurden die Poren nachträglich mit einem flüssigen Kunststoff versiegelt. Derartige Zylinder hielten - wenn der Beschichter gut arbeitete - sehr, sehr lange. Lieferant der Anlage war damals u.a. eine Kleinfirma aus der Schweiz und aus BW.