Canti-, V-Brake Fehlkonstruktion?

von: wro

Canti-, V-Brake Fehlkonstruktion? - 07.06.06 23:16

Hallo,

(Achtung langatmiger Beitrag, nix für Überflieger! Bitte langsam lesen, nachdenken, dann antworten.)

ich möchte mich heute mal über Felgenbremsen negativ auslassen und zwar im allgemeinen und speziell über meine alten Suntour Cantibremsen.

Ausnehmen möchte ich allerdings sämtliche Felgenbremsen bei denen sich die Beläge immer senkrecht stehend der Felge nähern, also die hydraulischen Magura Felgenbremsen, die Shimano-Felgenbremsen mit Paralellogramm-Mechanismus, ähnliche Konstruktionen von anderen Herstellern und die klassischen Felgenbremsen von Rennrädern.

An meinem Basso fuhr ich bis vor kurzem vorne und hinten Shimano wet & dry MSystem-Belege. Die Dinger bremsen bei Trockenheit ziemlich schlecht. Das hintere Rad habe ich so gut wie nie zum Blockieren gebracht. Vor kurzem waren die hinteren Beläge abgefahren und ich habe mir bei Brügelmann für 5 EUR Jagwire Beläge gekauft. Nach den ersten Fahrten bei Trockenheit war ich ganz begeistert. Ich konnte das Hinterrad gut dosiert zum Blockieren bringen. Ich dachte schon, typisch Shimano, die können noch nicht mal gescheite Bremsbeläge herstellen. Aber bei meiner ersten richtigen Fahrt im Regen habe ich Shimano schnell wieder Abbitte getan. Hinten hat nämlich überhaupt nichts gebremst.

Die Shimano-Beläge sind allerdings relativ hoch. Ich meine damit, dass die Bremsbeläge über die Fläche der Bremsfelge hinausragen. Das führt dazu, dass bei den Belägen unten ein Wulst stehen bleibt und zudem die Felge auch am Übergang zwischen Bremsflanke und Felgenboden abgeschliffen wird. Das ist nicht weiter tragisch. Der Nachteil ist aber der, dass wenn man seine Beläge dann in der Stellung etwas korrigieren will, dass man dann diesen Wulst abschleifen muß. Tut man das nicht, so drückt es die Beläge beim bremsen wieder in die alte Stellung und die Beläge lösen sich nicht mehr von alleine von der Felge.

Ein weit gravierender Nachteil ist, dass die Sockel relativ weit unten an der Gabel und an den Hinterbau-Streben angebracht sind. Das führt dazu, dass viele Leute denken sie bräuchten einen Brake-Booster. Deshalb hatte ich mir die sogenannte M-Bremse überlegt. Die M-Bremse hat wie die V-Brake gerade Bremsarme, nur ist der Drehpunkt oberhalb der Bremsbeläge angebracht.

Ich dachte bereits daran die Konstruktion als Patent anzumelden und habe dann einfach mal unter M-Brake im Internet gesucht und bin auch fündig geworden. Es gibt doch tatsächlich außer mir noch andere Leute, die mit der derzeitigen V-Brake-Konstruktion nicht zufrieden sind. Die amerikanische Firma McMahon stellt anscheinend Titan-Rahmen her und hat auch eine solche M-Brake im Angebot.
Zitat:
Hier ein Bild vom Teilnehmer "roadruner3001"aus dem IBC-Forum:

Warum die McMahon Jungs trotz der weit oben befestigten Sockel einen Booster anbringen, weiß ich nicht. Meiner Meinung ist er nicht notwendig.

Die M-Brake hat drei gravierende Vorteile gegenüber der vielgepriesenen V-Brake:

1. Die Befestigungssockel befinden sich an der Gabel näher an der Gabelbrücke und hinten näher am Steg zwischen den Hinterbaustreben. Dadurch können sich die Gabel, bzw. die Hinterbaustreben nicht so weit nach außen denen, mit der Folge, dass die Bremse weniger schwammig wirkt.

2. (Weiß nicht, ob das in der Praxis spürbar ist.) Durch die M-Konstruktion wird mit zunehmendem Weg des Bremshebels der Weg der Bremsbeläge weniger. Dadurch müßte die Bremse kurz vorm Blockieren feinfühliger werden.

3. Der Drehradius der Bremsbeläge ist umgekehrt zur V-Brake und günstiger.

Die Sache mit den Drehradius ist ein nicht zu vernachlässigender Aspekt.
Die etwas zu hohen Shimano-Bremsbeläge könnten weiterhin einen Wulst ausbilden, nach einer Korrektur der Belagstellung würden sie sich nicht verkanten, weil sich durch den Drehradius der Wulst von der Felge lösen könnte.

Letztes Jahr habe ich ca. drei Wochen nach der Montage einen nagelneuen Schwalbe Fast Fred geschrottet. Weil die Shimano-Bremsbeläge eben diesen blöden Wulst ausbilden, hatte ich sie so nahe wie möglich am Reifen positioniert. Der Fast Fred war aber etwas breiter in der Flanke als der Vorgänger-Reifen. Die Bremsbeläge haben zu nächst mal unhörbar am Reifen gestreift und diesen langsam aufgeschlitzt. Als es hörbar wurde, dachte ich: Wenn ich nach Hause komme kümmere ich mich drum. Ich bin dann aber nicht mehr ohne Hilfe meiner Frau mit dem Auto nach Hause gekommen.

Meiner Meinung nach ist die M-Brake die viel clevere Alternative zur V-Brake. Und ich Frage mich: Warum hat diese Bremse die V-Brake nicht schon lange abgelöst?

Gruß

Wolfgang