Re: Kette wachsen? Bitte um eure Erfahrungen

von: cterres

Re: Kette wachsen? Bitte um eure Erfahrungen - 09.05.23 07:57

Vor ein paar Jahren hatte ich das mal vor. Damals ging es um einen Vorschlag auf Youtube, das Wachs selbst zu mischen aus Paraffin (kann man zur Kerzenherstellung kaufen) und Paraffinöl. Wenn man das erwärmt (zum Beispiel in einem dafür reservierten Reiskocher) und mischt, ergibt das ein dünnflüssiges Wachs, das gut in die Kette eindringt.
Ich hab das dann nicht weiter verfolgt, als ich krankheitsbedingt weniger mit dem Rad fuhr.

Aber mein weiterhin übliches Prozedere, meine Ketten zu reinigen, beinhaltet das Entfetten in Reinigungsbenzin. Das geht schnell und einfach. Damit kann ich Dir also schon mal weiterhelfen.

Ich pflege meine Ketten mit Öl. Am Rennrad nutze ich zwar bislang ein Kettenwachs, aber das Rad hat bislang so wenig Kilometer gesehen, das eine intensive Kettenpflege nicht nötig war. Dazu öffne ich die gebrauchte Kette am Kettenverschlußglied, nehme sie vom Rad und lege sie in eine dicht schließende Tupperdose oder ein Schraubglas. Dann gieße ich Reinigungsbenzin in den Behälter und verschließe ihn. Nun schüttele ich mehrmals das Ganze. Wenn man ein Glas verwendet, muss man das vorsichtig tun, sonst könnte die Kette in das Glas ein Loch schlagen (ist mir schon passiert). Nun lasse ich die Kette kurz ruhen, dann entnehme ich die Kette und lasse sie an der Luft trocknen. Das dauert nur ein paar Sekunden, also montiere ich die Kette praktisch sofort, nachdem sie aus dem Benzin raus ist.
Die Kette ist nun sauber und fettfrei, das Benzin ist schwarz.

An dieser Stelle appliziere ich das Öl auf die Glieder. Du kannst nun unisono das Kettenwachs auftragen. Ich setze nach dem ölen einen kleinen Gasbrenner an und erwärme die Kette kurz Glied für Glied um das Öl schneller einziehen zu lassen. Anschließend wische ich die Kette ab und bin fertig.
Mit dem Wachs geht das je nach Zusammensetzung nicht, also sollte es etwa zehn Minuten einziehen. Manche Wachsschmiermittel enthalten Lösungsmittel, die sich nach einer Weile verflüchtigen, die aber von einer Gasflamme zu schnell verdampft würden und so nicht eindringen könnten.

Das Vorgehen bei selbst gemischtem Wachs ist anders. Hierbei wird die Kette nach dem entfetten nicht montiert, sondern in das heiße Wachs getaucht und dort wartet man, bis keine Luftblasen mehr sichbar sind. Danach die Kette abreiben und montieren.
Dieses Wachs lässt man dann am besten im Topf erkalten und hebt es auf.

Nun die Erfahrungen.
Wie ich ja erklärt habe, hatte ich die Wachsbehandlung nur geplant, aber nicht durchgeführt. Im Nachgang scheue ich den zu betreibenden Aufwand.
Im Unterschied zum entfetten von Öl lässt sich eine (im Topf) gewachste Kette nicht einfach vom Wachs reinigen. Man wachst einfach nach.
Das heisst, Idealerweise legt man die Kette regelmäßig in heißes Wachs. Ein im kalten Zustand flüssiges Gemisch aus Paraffin und Paraffinöl dient zur Nachbehandlung und kann in regelmäßigen Abständen aufgetragen werden.

Im Alltag bleibt aber ein Problem mit der Reinigung.
Im Gegensatz zu Öl ist Wachs wie ein Trockenschmiermittel. Es schützt die Kette nicht vor Rost, ist also nicht ideal bei Regen und Abrieb entsteht trotzdem. Er wird verringert, aber er entsteht und folglich muss man die Kette immer wieder abwischen und nachwachsen.
Wegen der geringeren Schmutzanhaftung bleibt der Antrieb sehr sauber, aber der Pflegeaufwand für die Kette ist teilweise höher als mit Öl.

Auf Youtube hat "OZ Cycle" den Trend gestartet, Ketten mit Wachs zu behandeln. Die Verwendung von Wachs war zwar schon vor seinen Videos bekannt, aber gerade die kommerziellen Kettenwachse sind erst im Nachgang im Handel angeboten worden. Das ist gerade mal 5-6 Jahre her.
Da solltest Du also mal reinsehen.
Aber "Ozzy" lebt in Australien, da regnet es nicht so oft. zwinker