Re: Fragen zu Liegerädern

von: irg

Re: Fragen zu Liegerädern - 14.09.20 17:56

Hallo Gina!

Ich war Bergsteigen, konnte deshalb nicht antworten.

Ich versuche , ein paar Antworten bei zu tragen:

Ja, mit dem Liegerad bergauf zu fahren ist etwas anstrengender, aber kein Grund, sich davor zu fürchten. Das hat mehrere Gründe.
Ich habe meinen alten, gut abgehangenen (wahrscheinlich um die 17 Jahre alt, aber nach dem Überholen topfitten ) Tourenlieger von seiner Heldenübersetzung befreit und auf mich angepasst. Das ist keine Hexerei. Seitdem trete ich bergauf weit leichter. Durch den Obenlenker lässt es sich recht gut schieben, mit dem Untenlenker würde ich mir das nicht oft antun wollen. Eine Hand schiebt dabei am Sitz, die andere schiebt etwas mit und lenkt.
Die Bergtauglichkeit sehe ich nicht so als das große Problem, außer, du müsstest für das Liegerad dein anderes abstoßen. Ich bin ohnehin ein Fan des Zweit- (oder Mehrt-?)rades. Den Velebit, nicht gerade ein kurzer Anstieg, hinauf habe ich mit dem Liegerad das erste Mal getreten, das zweite Mal geschoben, auch den Vrsic und andere Pässe. Dabei bin ich alles andere als ein guter Bergfahrer, ich mag nur Berge. Für die letzte Tour über viele Anstiege habe ich das alte Tourenrad fürs Grobe genommen, ein Upright. Das nehme ich pragmatisch. Für deine letzte Tour hätte ich sicher das Liegerad genommen.

Im Zug passt es an den Haken, dabei ist der Ausleger eher weit heraus gezogen. Es hängt nur umgekehrt am Haken, Nase nach unten.

Das Toxy CL ist sicher ein gutes Liegerad. Ob du das alles brauchst, was es hat, wäre ich mir nicht sicher. Dass du es falten kannst, ist sicher ein Vorteil auf Reisen. Dafür frage ich mich, wie du steile Anstiege mit dem Untenlenker schieben kannst. Damit habe ich aber keine Erfahrung.

Für die gute Sicht nach hinten sorgt bei meinem Lieger ein kleiner Spiegel. Da er weit näher beim Auge ist, als beim Upright, sorgt er für sehr guten Überblick.

Mir gehen, wenn ich denke, welche Liegeräder für dich passen könnten, ein paar Punkte durch den Kopf:
Ein Vorderrad mit 20 Zoll wäre bei deiner Größe wahrscheinlich ideal. Darunter würde ich bei einem Tourenrad, das ja nicht nur bei perfekten Bedingungen gefahren wird, nicht gehen wollen. Darüber, 24 Zoll wie beim Seiran, müsstest du schauen, wie gut du zum Boden reichst. Ich würde einen Obenlenker wählen, damit ich leichter schieben kann. Wenn das Rad ein 26 Zoll Hinterrad hat, kannst du sehr einfach und billig mit Standard-Teilen die Übersetzung wählen oder Verschleißteile tauschen. Bei 20 Zoll dürfte das auch gehen, ich schätze, du kommst mit einer Rennrad-Kurbelgarnitur gut hin, aber das müsstest du erst prüfen. (Das ist aber leicht.)

Es kann durchaus ein einfaches Rad sein. Scheibenbremsen? Wenn du willst, natürlich gerne, brauchen wirst du diese sicher nicht. Ich bin alle Pässe mit simplen V-Brakes ab gefahren, ohne jemals Ärger gehabt zu haben. Schaltung? Was du willst. Eine simple Kettenschaltung tut es, wenn es sich ergibt, genauso, wie eine Rohloff, wenn du viel Geld investieren willst.
Zur Federung: Auch auf schlechtem Untergrund stört mich die starre Gabel nicht. Dir hilft eine Starrgabel sogar noch, weil dadurch das Rad weniger hoch baut, du also leichter auf- und absteigen kannst. Die Schwinge hinten möchte ich nicht missen. Wenn ich eine Kante übersehe, federt sie den Stoß ab und schont Rad und Wirbelsäule.
Mit etwas Glück passen deine Backroller auch aufs Liegerad, und du sparst dir spezielle Taschen. Wenn du willst, kannst du auch, wenn du mit einer Nähmaschine umgehen kannst, selbst welche nähen.

Bei diesen Anforderungen bietet sich ein weites Feld an Liegerädern an. Es kann ja ohne Weiteres auch ein älteres Modell sein. Ein Rad hat keine nach Jahren definiertes Lebensdauer.

Ich würde beim Suchen Geduld bewahren. Du hast aktuell ein gutes, auf dich abgestimmtes Rad, dich zwingt nichts, gerade jetzt ein Liegerad zu kaufen. Manchmal ist gebraucht kaum Passendes zu finden, und dann hast du gleich mehrere Räder zur Auswahl. Ob das Rad 3x9. 3x10 oder sonst wie viele Gänge hat, ist ziemlich unwichtig. Ob die Sram Ketten-Nabenschaltung empfehlenswert ist, weiß ich nicht. So lange du die Möglichkeit hast, am Ausleger einen Werfer zu montieren, wäre mir das nicht wichtig. Dieser Stummel am Ausleger bewahrt mir die Flexibilität, um zu steigen.

Soviel fürs Erste. Wenn du Fragen hast, frage nur weiter!

lg!
georg