Re: Haben Pinion-Getriebe auch Kaffeemühlengänge?

von: Stiegsfeld

Re: Haben Pinion-Getriebe auch Kaffeemühlengänge? - 17.08.20 12:02

In Antwort auf: Friedrich
Servus Eberhard und Mitdiskutanten

[...]Kommen wir auf die Kaffeemühlengänge zurück, sprich, Geräuschentwicklung:
[...]
- Ich kenne bei dem Pinionantrieb zweierlei Geräusche - Krachen oder Knacken. Bei'm Krachen kriegt jeder der ein wenig mit Technik zu tun hat und weiss was ein Zahnrad und Getriebe ist Gänsehaut und unter Umständen kalte Schweissausbrüche. Diese Kracherei wird im Laufe der Zeit seltener. Die Ursache hat AndreMQ einige Male beschrieben - man "hängt" irgendwie irgendwo zwischen den Gängen (meistens bei der Wahl eines niedrigeren Ganges) und wenn das Getriebe sich entschieden hat tut es das mit einem gewaltigen Schepperer. Bei richtig gespanntem Schaltzug und Pedaldruckwegnahme bei dem Schaltvorgang lässt sich das recht gut vermeiden. Falls jemand anderer Meinung ist, bzw. andere Erfahrungen gemacht hat möge er diese gerne mit uns teilen. Das Knacken ist vom Geräusch her wesentlich dezenter aber um so nerviger weil es vorübergehend zum permanenten Begleiter wird. Die Ursache kann an den Pedalen liegen, an unsachgemäß festgezogenrn Tretkurbeln oder an der Befestigung des Antriebes an der Rahmenbrücke. Voraussetzung ist natürlich das man vermag zu bestimmen ob das Geräusch vom Sattel oder Getriebe verursacht wird grins. Ich habe drei verschiedene Pedalpaare benützt und die Trerkurbeln abgebaut, versetzt und wieder angebaut sowie unlängst einmal das ganze Getriebe ausbauen lassen. Das hat kurzfristige Besserung gebracht dann war wieder alles beim Alten. Kurioserweise ist das Geräusch nach jeder Regenfahrt für ein paar Tage weg. Hat jemand von euch dafür eine Erklärung. Ich bin am Überlegen das Getriebe nochmal auszubauen und mit Kupferpaste zu massieren.
- Probleme mit der Hinterranabe hatte ich keine (DT Swiss Kettenschaltungsnabe die ich eigentlich nicht bestellt hatte und auch nicht wollte). Dass die Felge an 9 oder 10 Stellen ausgerissen ist hatte ich am Anfang des Threads erwähnt - alles an den Speichen der Antriebsseite. Das habe ich in meinem bisherige Fahrradlebe noch nie geschafft, nicht einmal mit einer billigen und ordinären sowjetischen Felge der 70-er Jahre (und ich bin schon ein paar Jahrzehnte mit Fahrrädern unzereegs). Es kann an der der Qualität der Einspeichung liegen, an der assymetrischen Einspeichung auf jeden Fall, muss (könnte) aber auch mit dem Antrieb etwas zu tun haben. Ich fahre die
Kombination 30:26 (zur Information). Die "sportliche Version" 30:22 hatte ich bei einer längeren Tour mit Gepäck am zur zur Verfügung gestellten Reiserad- na servus, habe ich mir gedacht - hoffentlich komme ich bald oben. Ein Hersteller bietet die Kombination 39:35 an. Für ein Reiserad dürfte das eine optimale Lösung sein und das Hinterrad nicht allzusehr strapazieren.


Moin-Moin!

Ich bin über Google-Suche zur Pinion 1.18 (und Geräuschentwicklung) in zwei 2 Threads des Rad-Forums hängengeblieben. Dazu fand ich nun die technisch ins Detail gehenden Diskussionen so spannend, dass ich mich um eine Registrierung bemüht habe und nun bin ich hier - auch wenn ich nicht der Rad-Fernreisende bin....

Seit gut 6 Jahren fahre ich eine Pinion P1.18 in einem Nicolai Argon Tourenbike. Und zwar exakt dieses hier im Bild gezeigte:
https://pinion-bikes.de/NICOLAI-Argon-TR-Pinion
Technisch jedoch ganz anders als im Begleittext angegeben.
Die hintere Nabe übrigens eine steil eingespeichte "Hope Pro 2 EVO Disc-Hinterradnabe" mit breitem Spacer. Bisher unverdächtig und bei mir auch normalerweise nicht gebirgsbelastet.

Das Rad war damals an einige Zeitschriften zum Testen gegangen und dann mit wohl nur wenigen dutzend Kilometern Laufleistung direkt beim Hersteller abverkauft worden.

Im ersten Jahr ausgiebig gefahren ist es dann für fast 4 Jahre verstaubt, bevor ich seit 2019 wieder täglich damit zur Arbeit fahre (werktäglich immer 2×15 km). So kamen inzwischen gute 10000 km zusammen. Das Rad wird nicht besonders gepflegt oder gewartet. Nach Jahr 1 und kurz nach Neustart letztes Jahr gab es einen Ölwechsel. Ansonsten geht es damit zumeist über befestigte und geschotterte Wirtschaftswege zur Arbeit. Regen, Matsch und Staub müssen eben ertragen werden.

Das vorweg-geschickt, möchte ich von meinen Knack-Knicker-Geräuschen berichten:
Mein Pinion 1.18 mit Gates 32:34 ist noch von der ersten Generation und hat daher den Satz zusätzlicher Klinken verbaut, die sich in Gang 7 und 13 als zusätzliches Freilaufklackern melden. Mir war es nie die ca. 150 Eur wert gewesen, dass beim Hersteller "upgraden" zu lassen.

Insgesamt ist die Schaltung angenehm ruhig: bei sehr kräftigem Antritt hört man auch ein periodisches Geräusch, dass ich immer dem Zahnriemen zugeordnet habe. Klingt ein wenig wie ein kaputtes Wälzlager bei dem defekte Wälzkörper Pittings im Ring überrollen. (Ich betete also anfangs, dass es das nicht sein möge. => da sich daran seit gut 10000 km nichts getan hat, schließe ich das inzwischen auch als Ursache aus).

Vor fast 1 Jahr fing die Schaltung dann nach einem Regenguss an leise zu Knacken. Das Geräusch wurde präsenter und von anfangs einmal je 360° steigerte es sich dann zu 2x / 360°.

Bei neu auftretendem Regen waren die Geräusche dann jeweils für eine kürzere Zeit weg. Wenn der Riemen zu sehr knarzt, wurde das mit einem geschenkten Universal-Spray von Fa. Würth beruhigt. Soll ähnlich wie WD-40 ("aber besser!") sein.
Ein Schuss davon unspezifisch auf die Antriebsseite geschossen, erledigte das Geräusch ähnlich wie ein Regenschauer (aber einige Tage ausdauernder).

Irgendwann begann es dann aus dem Getriebebereich sogar je 360° Kurbeldrehung einen Doppelknacks und einen Einzelknacks 180° danach zu geben. Die Kurbeln hatte ich zuvor geprüft (auch mal um 90° versetzt); Pedale auch gecheckt. Spiel in den Tretlagern gab es auch keines.

Dann bemerkte ich jedoch vor wenigen Wochen ein gelöstes vorderes Riemenrad (ausgerechnet während einer ausnahmsweise ausgedehnteren Wochenendtour über 60 km weit von zu Hause entfernt.

Wieder zu Hause also Kurbel runter und gefunden, dass die Wellenmutter ("PINION Lockring Set Art.Nr. P8300") lose war und das Riemenrad sich mittlerweise fast um 1 mm axial in Schlag versetzen ließ.

Provisorisches Anziehen mit einem aus Holz und Metallstiften gebautem Werkzeug half 5 Tage zu überbrücken, bis das offizielle Werkzeug ("PINION Werkzeug Lockringwerkzeug SL Art.Nr. P9511") geliefert war, mit dem die Verbindung wieder auf das Soll von 40 NM angezogen wurde. Das Knacken ist seitdem vorbei.

Irgendwo hatte ich zudem gelesen, dass man bei Pinion irgendwas am Detail-Design der Verbindung Lockring-Kurbelwelle geändert haben soll. Folglich habe ich zur Sicherheit den Lockring mit der dünnen Unterlegscheibe gleich neu dazu bestellt. Beim provisorischen Anziehen hatte ich auch 2 der Bohrungen minimal gedrückt. Da der Lockring nur 1/4 des Werkzeugs kostet, wollte ich da besser auf Nummer sicher gehen.

Seither läuft die Pinion wieder wie am ersten Tag. Das große Krachen kenne ich natürlich auch: das ist für mich tatsächlich eine Fehlbedienung und tritt am liebsten auf, wenn ich abgerockt und unkonzentriert unterwegs bin - also vielleicht 1x pro Woche und in der Regel beim Durchschalten zwischen 12 und 13. Gang, wenn beide Gruppen zugleich schalten müssen.

Lang ist er nun geworden - mein erste Beitrag hier.

Was gibt es sonst noch zu berichten: mir gefällt das Forum hier. Freundlicher Umgang und herrlich festzustellen, dass Leute sich hier auch sprachlich Mühe geben!

Ansonsten noch ein Detail zur Pinion: der sehr spezielle Schaltzug und sein Wechsel wären vielleicht auch nochmal einen Beitrag wert. Das Vergnügen hatte ich nach ca. 7500 gefahren Kilometern. Ich habe mich entschieden, die Urversion des Schaltzuges mit "Doppelknick-Sollbruchstelle" wieder einzubauen.

Die neue breitere Seilrolle für Standard-Seilzüge ist technisch eigentlich die bessere Wahl. Aber die wird dann mit dem Kunststoff-Deckel geschlossen. Ich wollte den feinen Alu-Deckel behalten.

Wenn es mal wieder Wartungsbedarf oder Probleme gäbe, melde ich mich sicherlich gerne erneut hier. Ansonsten lese ich bestimmt weiter hier und da mit.

Gruß

Ben
(mit User-Nick Stiegsfeld)