Re: Brooks - ja oder nein?

von: redfalo

Re: Brooks - ja oder nein? - 26.06.19 06:22

Tja, wie meine Vorredner schon gesagt haben: das ist eine äußerst individuelle Entscheidung. Hier meldet sich jetzt mal ein echter Kernleder-Fan. Ich fahre bei fast allen Rädern abgesehen vom Brompton Brooks, und das seit vielen Jahren.

Auf den Brevet-Rädern habe ich den Swift, mit dem ich auch bei sehr langen Brevets wie Paris-Brest-Paris (1200km in 90 Stunden) oder London-Edinburg-London (1400km in 115 Stunden) ohne große Po-Probleme klarkomme. Sicher, irgendwann gibt es ein gewisses Druck-Gefühl, aber das kann ich komplett ausblenden.

Wichtig ist natürlich, dass der Sattel richtig eingestellt ist und man mit den beiden Sitzbeinknochen und wenig sonst auf dem Sattel sitzt, und dass die Sitzhaltung so ist, dass ein Teil der Last von den Händen und ein Teil von den Füßen getragen wird, nicht das gesamte Gewicht vom Allerwertesten, wie bei Hollandrad-Sitzhaltung.

Aus meiner Sicht haben Kern-Ledersättel zwei große Vorteile: sie passen sich dem eigenen Hintern in der Form an, und - ich glaube noch wichtiger - sie nehmen Schweiß auf, so dass das bei Hitze nicht zu einer großen Rutschaktion wird....

Hatte nach dem kauf eines Specialized-Rennrads vor ein paar Jahren mal dem mitgeliefertem Sattel eine faire Chance gegeben - bis 100, 120 km fand ich es ok, danach wurde es unangenehm.

Nachteile von Leder sind natürlich, dass man sie pflegen muss und ein bisschen aufpassen muss, dass sie nicht ständig viel Regen abkriegen, und dass die schwerer sind. Dass mit dem Einfahren halte ich weitgehend für einen Mythos, außer bei Ledersätteln wie dem Colt mit richtig dickem Leder.

Nicht jeder Ledersattel funktioniert mit jedem Hintern, und interessanterweise nicht mit jedem Rad. Ich hatte das Phänomen, dass einer , der auf einem Rad toll eingefahren war, mir bei einer langen Tour mit einem anderen plötzlich etwas Kummer gemacht hat hat.

Mein nächster Ledersattel wird allerdings kein Brooks, sondern ein Gilles Berthoud. Bei Brooks hat leider die Leder-Qualität nachgelassen, und die Verarbeitung ist auch nicht immer das Wahre. Die GB-Sättel aus Frankreich sind viel, viel besser in beiden Beziehungen.

PS: Ich habe noch einen so gut wie gar nicht gebrauchten Gilles Berthout Mente in hellbraun im Keller rumfliegen, aus einem Nachlass übernommen, aber zu breit für mich. https://berthoudcycles.fr/en/526-leather-saddle-mente-natural.html Für 90 Euro abzugeben.