Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang?

von: Anonym

Re: Zukunft der Fahrradteile: Wo geht es lang? - 26.10.17 08:21

Die Entwicklung geht dort hin, wo bisherige "Standards" große Komponentenlieferanten an der Weiterentwicklung stören und beseitigt werden. So sind die ganzen Steckachs-, Tretlager-, Bremsen- und Steuerkopf-Versionen entstanden. Das sind die Stellen, wo große und teure Zulieferkomponenten an den Rahmen gebracht werden. Bei den Steckachsen musste dann wieder Rohloff und SON folgen und dafür Adapter bieten. Rohloff wiederum ist es gelungen, Rahmen für Verschiebeausfallenden voranzutreiben. Daraus sieht man, dass zwar das größte Teil am Rad der Rahmen ist, aber der bestimmt nicht die Entwicklung, sondern die Komponenten. Sehr gut zu sehen, wie Tretlager-Getriebe und Tretlager-E-Pakete eigene Rahmen verlangten und erstaunlich problemlos erhalten haben. Umgekehrt schaffen es Rahmenbauer mWn nicht, große Komponentenentwickler in eine Richtung zu bewegen. Vielmehr ist der Rahmen wie eine Garderobe, die auch nicht die dranhängende Kleidung bestimmt. Viele Komponenten sind auch teurer als der Rahmen - er braucht somit nicht als Fixpunkt betrachtet zu werden.
Die großen Komponentenlieferanten sitzen in USA und Asien, die nicht eine Weiterentwicklung in Richtung "echtes Verkehrsmittel oder Fernreisefahrzeug" treiben, sondern nach wie vor Sport, Freizeit, City, Lifestyle, Urban, ... und entsprechend zahlungsbereite Kundschaft. Die billigen Gebrauchsräder für die breite Masse in Afrika und Asien sind eine eigene Welt und hier weitgehend unbekannt - vielleicht auch gut so. Die 99USD-Räder bei Wal-Mart fallen eher in den Bereich Wegwerf-Spielzeug und werden wohl auch so betrachtet.
Treiber Materialentwicklung: mit Stahl zu Alu und Carbon wurde von dünnen, aber sehr festen Stahlrohren, zu voluminösen und fast flächigen Konstruktionen gegangen, was nicht abgeschlossen ist. Dünnwandige Bleche/Rohre sind aber dellengefährdet, hier ist Carbon besser.
Die Kettenschaltung ist noch lange nicht am Ende der Entwicklung. SRAM und SHIMANO werden ihre eigenen, störenden "Standards" (auch wenn relativ neu) sofort wieder über Bord werfen. Nur drei "kranke" Ideen, die wieder massiv in "Standards" eingreifen würden:
- 1x ja, noch mehr Ritzel auch ja, damit die Kettenlinie optimal bleibt, ein seitlich schwimmendes Kettenblatt, welches sich die Kette passend "hinzieht". Gibt viel Raum für teure Feinmechanik! Und wenn die noch offen ist, prima Verschleißteilegeschäft.
- Oder wie oben, aber eine Zwischenstufe auf der Kettenstrebe, welche den seitlichen Ausgleich bewerkstelligt und vorne wieder festes Kettenblatt und schmaler Q-Faktor (also 2 kürzere Ketten). Diese "Zwischenstufe" könnte auch gleich die heutige Schaltwerkfunktion aufnehmen.
- Übergang zu Kapselung der Kettenschaltung.
- Rastung im Schaltwerk oder gleich elektrisch (ist ja quasi schon "Standard").
- USW. usw. usw.
Sicher ist aber, dass Fernreiseräder hier keine Stimme haben und keine Entwicklung treiben bzw. verhindern.