Re: Ich bau mir mal ein leichtes Rad

von: cterres

Re: Ich bau mir mal ein leichtes Rad - 29.08.16 17:35

Erst mal vorweg, durch Zufall fand ich noch ein zweites Forum mit der selben Diskussion. Da wird dann auch mehr über die Aktualisierungen bei der Komponentenwahl erwähnt.
http://www.ultraleicht-trekking.com/forum/topic/4219-ich-bau-mir-mal-ein-leichtes-trekkingrad/

Also grundweg ist nachvollziehbar, das man ein möglichst leichtes Fahrrad möchte. Das ist ein Alltagsthema um das sich auch der Markt mit leichten Komponenten und Zubehör kümmert und leider zu Premium-Preisen. Der Lenker aus 6000er Aluminium kostet nur die Hälfte oder ein Drittel vom stärkeren und daher dünneren 7000er Alu-Lenker, doch das Rohmaterial ist natürlich nicht im gleichen Maße oder auch nur Ansatzweise teurer. Man verlangt mehr weil man es kann. Für die Leichtigkeit des Fahrrades gibt man deutlich mehr Geld aus.
Ob das Rational ist, darum geht es hier im Forum bislang hauptsächlich.

Ich schließe mich da nicht von aus, doch als schwergewichtiger Fahrer ziehe ich die Grenze nicht bei 10kg, denn dabei würde mir (persönlich) zuviel am Rad fehlen. Einige Komponenten haben eben selbst in hochwertiger und leichter Ausführung ein bestimmtes Mindestgewicht und man spart effektiv durch Verzicht.

Schutzbleche, Ständer und Federung, sei es durch Dämpfer oder auch großvolumige Reifen, gilt es zu vermeiden. Man kann zumindest nicht ein optimal geleichtertes Rad aufbauen und trotzdem solche Teile verwenden. Daher verstehe ich gar nicht, warum diese Teile diskuttiert werden? Sie sind verzichtbar und damit entweder Ballast oder eben ein Zugeständnis an ein Komfortbedürfnis.

Manche leichteren Teile sollte man für Reisen eher meiden. Carbonlenker sind dafür ein Beispiel. Ein Fahrrad ohne Seitenständer kann und wird höchstwahrscheinlich einmal umfallen und prallt mit einem Lenkerende auf den Boden auf. Eigentlich kein Drama, für Carbonlenker allerdings wohl. Sie können einreissen und im günstigsten Fall deutlich sichtbare Schäden aufweisen, im ungünstigsten Fall erst später reissen. Sattelstützen und Gabeln sind nicht ganz so exponiert, aber man muss natürlich drauf aufpassen. Irgendwo hat eben Leichtigkeit im Reisealltag seine Grenzen.

Doch ich frage mich, was der tiefere Grund für das Gewichtslimit ist?
Ist es das Geltungsbedürfnis? Die Möglichkeit in Gesprächen mit dem niedrigen Gewicht zu beeindrucken? Das wäre menschlich und verständlich.

Eine mit der Gewichtsreduktion üblicherweise einhergehende Leistungssteigerung scheint jedoch nicht das Ziel zu sein? Weder ist das Rad mit einer 1x9-Schaltung für jeden Geländeverlauf besonders angepasst, nicht auf hohe Endgeschwindigkeit oder steile Bergetappen.
Auch spielt für die Antriebsleistung besonders die Schwungmasse eine große Rolle - also überwiegend die Laufräder. Hier reduzieren heißt Kraft einsparen. Alle anderen Teile des Rades werden durch die Laufräder im Grunde nur transportiert. Das gilt insbesondere auch für den Fahrer und sein Gepäck.
Ob der Fahrer bei 90kg Körpergewicht nun nebst sich selbst, seine etwa 20kg Gepäck und die 10kg Fahrrad bewegt, oder sein eigenes Gewicht reduziert und das verringerte Körperfett dem Rad zugesteht, läuft im Ergebnis auf das Selbe hinaus.

Im Rennsport zählt zwar jedes Gramm, aber man zählt auch jedes Einzelne davon. Ist der Fahrer schwerer, muss er mehr Leistung (in Watt) treten, um der Konkurrenz nicht gnadenlos hinterher zu hecheln. Aber im Rennsport nimmt man üblicherweise auch nicht mehrere Kilo Gepäck mit. Will man sich mit solchen Ansprüchen messen, muss das Gepäck deutlich reduziert werden. Das Verwachsene auf den Hüften ebenfalls.
Und wenn man sein Rad mit 10 Kilo wiegt, aber mit Gepäck wiegt es 30, dann spielt es keine Rolle wie sich diese 30 Kilo verteilen, sofern zumindest die Schwungmasse optimiert ist.

Ziel sollte es eher sein, das Systemgewicht zu reduzieren oder sich den wahren Grund für den Aufbau einzugestehen.