Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap

von: el loco

Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 01.06.14 12:32

Anstatt im Nachhinein meine Reisedoku hier zum besten zugeben, möchte hier hier live von unterwegs von meiner Radreise von Nürnberg ans Nordkap berichten, die ich nach einem halben Jahr Planung und Vorbereitung nun in ca. einer halben Stunde beginnen werde. Der Reiseverlauf ist hier einsehbar: Kurzlink gelöscht

Davon erhoffe ich mir einen Austausch mit der Community, die mir unterwegs über interessante Orte Bescheid gibt. Im Gegenzug möchte ich hier so häufig wie möglich mit Bild und Text über meinen Reiseverlauf berichten.



Auf Tour gehe ich mit ca. 15 kg Gepäck (ohne Wasser), dass ich in Bikepacking-Manier mit meinem alten Crossrad bis ans Nordkap schleppen werde. Mein Packkonzept wird sicherlich auf einige Kritik hier stoßen, da es kein übliches Ortlieb-Setup ist. Die nächsten zwei Monate werden es zeigen, ob ich doch lieber Packtaschen hätte nehmen sollen.

Heute Abend werde ich mich als Einstand mit den ersten Bildern von unterwegs hier zurückmelden und hoffe ansonsten, dass mein Live-Bericht hier gefallen wird!

Gruß
Manuel

Es besteht hier keine Notwendigkeit Kurzlinks zu verwenden. Wenn man hier einen Link postet, dann sollen auch erkennbar sein, wohin der Link führt.
von: Pedalpetter

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 01.06.14 13:35

Ich wünsche Dir eine gute Reise.
Hab viel Spass und gutes Wetter. bier
von: joscha

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 01.06.14 14:19

gute reise,

crowdfounding für ne radreise ist wohl auch eine neue ära, bin mal gespannt wie sich das entwickelt.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 01.06.14 19:47

Ok.. dann eben hier den Langlink
http://www.gpsies.com/viewTracks.do?file...aubigcfbjljofae

Bilder gibt's leider doch erst morgen... Internet ist so lahm hier
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 02.06.14 05:44

Viel Spass, gute und sichere Reise und viele Grüße aus Oberfranken!!
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 02.06.14 09:53

Ist doch schön, dass du mal mit einem hier unüblichen Gepäckkonzept fährst. Kannst ja hinterher mal einen Erfahrungsbericht schreiben. Beim Rucksack bezweifle ich, dass du den gern auf dem Rücken haben wirst...
Wünsche eine schöne Tour!
von: Keine Ahnung

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 02.06.14 14:07

In Antwort auf: ro-77654
Beim Rucksack bezweifle ich, dass du den gern auf dem Rücken haben wirst...


Auch ich finde einen Rucksack bestenfalls für eine Kurztour mit meinem Crossbike in Ordnung. Eine längere Tour mit so einem Ding auf dem Rücken würde ich nicht machen wollen. Aber das muss natürlich jeder für sich entscheiden.
von: extraherb

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 03.06.14 18:43

Ich wünsche dir von Herzen eine schöne Tour.
Aber ein schwerer Rucksack beim Radfahren ist eine extreme Belastung für die Bandscheiben. Das würde ich an deiner Stelle sofort ändern!

Gruß, Uwe
von: joscha

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 03.06.14 19:43

weiß ja nicht ob das so sein soll, aber nen live-bericht findet man hinter dem link nicht (zumindest ich nicht) was ich finde sind die 3 tracks in der übersicht.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.06.14 06:38

also der Live-Bericht soll genau hier stattfinden. Und da die fränkische Schweiz noch im Mittelalter ist, was das mobile Internet betrifft, melde ich mich erst jetzt - am Ende des dritten Tages aus Jena.

Oh mann, war das ein Start.
Als ich am Sonntag losfuhr, ahnte ich noch nicht, wie unfit ich für ein ständiges Auf und Nieder war. Ich musste ja unbedingt durch die Fränkische Schweiz - der direkteste Weg nach oben. Aber bei weitem nicht der schlaueste. An mir nagte noch die Grippe von vor zwei Wochen. Hinzu kam, dass ich deswegen mind. 2 Wochen keinerlei Ausdauersport getrieben habe. (Die 3 Min. Täglich per Rad zur Arbeit zählen nicht).


Nach nur 100 hm und ca. 15 km war ich schon ziemlich im A... Dabei war ich gerade mal aus Nürnberg raus und gerade in der nächsten Ortschaft Kalchreuth angekommen. Der Tag gestaltete sich so: 50 Min. Mit 5 km/h hoch, 5 Min mit 50
Km/h abwärts. Zuviel für meinen untrainierten und unfitten Körper, sodass er bereits nach 40 km um Gnade schrie und ich schließlich Schluss für den ersten Tag machte. Falscher Ehrgeiz bringt mich nicht ans Nordkap.


Der zweite Tag lief schon besser. Etwas fitter ward ich nun, verfluche aber noch immer die Routenplanung durch Berg und Tal. Immerhin gingen nun 90 km und mit Stolz habe ich die höchste Stelle meiner Route erreicht - ein psychisch wichtiger Punkt.

Genau 102 km weiter und einen Tag später kam ich in Jena an, wo ich die Vorzüge einer Großstadt - das schnelle mobile Internet nun zu schätzen weiß.
---

So viel von mir für heute - ich hoffe es wird nicht nur jeder dritte Tag werden..

Manu aus Jena
von: joey_66

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.06.14 08:05

Tja, so ist das, zwischen dem Lesen von Reiseberichten, und dies toll finden und der Durchführung liegen Welten, dennoch weiter Gute Reise.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.06.14 08:44

Ich weiss nicht so recht, wie ich das verstehen soll, joey...

An die Rucksackzweifler: Im Prinzip habt ihr recht, in der Regel reist es sich besser ohne. ABER:ich war schon immer nen Rucksack gewohnt, ich packe ihn max. 4 kg voll (es kommen eben nur sperrige aber leichte Sachen rein) und mit dem Bauchgurt wird das bisschen Last komplett von den Schultern genommen. Habe schon Touren bis zu 2 Wochen damit bestritten und gemerkt, dass er mir nichts ausmacht.

Ansonsten:
Der erste Bericht von gestern war etwas mau, ich weiß. So aber ist gerade auch noch die Reise und auch die Bilder. Sobald ich raus aus Deutschland bin, erhoffe ich mir mehr
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.06.14 08:56

Beim Bericht ist doch alles okay. Du nennst nicht, wann du Kaffee getrunken hast und wie teuer der war - gutes Weglassen statt viel Blabla ist auch wichtig.

Falscher Ehrgeiz bringt mich nicht ans Nordkap. So ist es. Sei vorsichtig wegen Erkältungskrankheiten. Lieber bei ersten Warnsignalen des Körpers möglichst sofort kurieren/Pause machen.

PS: Wenn du mit dem Rucksack klarkommst, ist das für dich persönlich gut. Es gibt keine Patentrezepte.
von: Toxxi

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.06.14 11:41

Ich finde den Bericht auch gut. schmunzel

In Antwort auf: el loco
Der Tag gestaltete sich so: 50 Min. Mit 5 km/h hoch, 5 Min mit 50 Km/h abwärts.

Diese Feststellung macht so ziemlich jeder, der zum ersten Mal ins Hügelland bzw. Mittelgebirge fährt. träller Ich musste auch Lehrgeld zahlen.

Gruß
Thoralf
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.06.14 18:56

Ich bin ja nicht zum ersten Mal dort unterwegs... viel schlimmer: es ist ja sogar meine Heimat!
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.06.14 19:25

Nachtrag 2. und 3. Tag

Nachdem ich den ersten Tag nicht nur sprichwörtlich zum kotzen fand, ging es mir nach der ersten Nacht auf meiner ultrabequemen Luftmatratze und dem ebensolchen Ortlieb-Wassersack als Kopfkissen schon viel besser. Dennoch: die Fränkische Schweiz verlangte noch immer einiges von mir ab und schimpfte über die dumme Idee, mich in den mir bekannten Hügeln einradeln zu wollen.Meinem Körper gings daher wieder gut, meiner Laune aber nicht. Zudem war es ein bewölkter windiger Tag, sodass mir jegliche Lust an allem verging. Ich hatte erhofft, einige schicke Stellen fotografieren zu wollen, fuhr aber aus Trotz auch an der Basilika in Gößweinstein bewusst vorbei. Meine Laune besserte sich erst, nachdem ich den Tag knapp 90 km erradelte - ein für Reiseradler bei diesen Steigungen angemesses Ergebnis. Als ich dann auch noch die Hälfte zum Quasi-Gipfel meiner Route durch Deutschland geschafft habe, war ich zufrieden mit mir.

Mitten im endlosen Wald hinter Kronach fuhr schließlich ein Jeep an meiner `Raststätte` vorbei. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch im heimischen Oberfranken war oder schon in Thüringen. ¨Was mach mer´n do?!¨, rief er mir aus dem heruntergelassenen Fenster zu. ¨Ah, bin wohl noch in Franken¨, dachte ich mir. ¨Nur ne Pause, hab grade Brotzeit gemacht¨, flunkerte ich. Zum Glück hatte ich alle Sachen schon gepackt und war nur noch am frühstücken. ¨Fei den Müll mitnehma!¨, rief er hinterher und brauste den Waldweg mit einem Tempo hoch, sodass ich froh war, nicht mit dem Rad schon unterwegs gewesen zu sein. Denn er war weder breit noch übersichtlich.

Als ich die Höhenmeter, die zwischen Franken und Thüringen lagen, schließlich überwunden hatte, machte ich mittags Halt an einem Supermarkt in Probstzella. Nachdem ich mich die zwei Tage zuvor mit meiner Radreise-Standardnahrung aus Müsliriegeln, Obst und Fertignudeln ernährte, wollte ich mir nach der Hügel-Hetzerei ein saftiges Leberkäsbrötchen gönnen. "Ist das zu viel?", fragte die Dame hinter der Fleischtheke im lupenreinem Dialekt. "Nee, passt schon", erwiderte ich auf das gute aber nicht allzu groß wirkende Stück. Im Doppelbrötchen aber erkannte ich, welches Ausmaß dieser Fleischberg wirklich hatte. Ich dachte an die Strecke nach Jena, die noch vor mir lag, redete mir aber schließlich das Sprichwort meines Vaters ein "Lieber den Magen verrenkt als dem Wirt was geschenkt" - und verschlang das Teil. Hinterher bereute ich das nicht nur deswegen, weil es nicht so lecker schmeckte wie ein von mir gewöhntes fränkische Leberkäsbrödla. Denn bis nach Jena fuhr ich wie ein nasser Sack....

Leberkäs-Monster: Des Reiseradlers Feind


Outdoor-Office
von: svenTsmiegel

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.06.14 20:59

Ich habs noch nicht ganz verstanden: Warum nun genau sollte Dir jemand Geld für Deinen Urlaub spenden? Baust Du den Samen nen neuen Brunnen (da gibts übrigens genug Wasser, das wird kaum nötig sein) oder bringst Du schwedischen Grundschülern einen neuen Pack Bücher vorbei (bei dem Schulsystem auch garantiert sinnbefreit)?
Ach ja, wo ich schon mal beim Thema bin: Ich fahr am Samstag in meinen jährlichen Radurlaub. Sollte jemand zuviel Geld haben und mich unterstützen wollen, so überweise er dieses bitte an mich. Ich werde damit auch garantiert eine schöne Zeit verbringen!
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 13:02

Naja Sven, er erklaert auf seiner Homepage Crowdfunding Nürdnberg-Nordkap http://www.startnext.de/nuernberg-nordkap, warum er gerne Geld von uns haette und warum wir ihm was ueberweisen koennen. Ob man das sinnig findet und ihm Geld schenkt, bleibt ja uns ueberlassen.
Ich kann den Beweggrund nicht nachvollziehen und ueberweise ihm daher nichts (sondern ueberweise in den Balkan), denn wie Du schon sagst: Mir hat auch noch nie jemand Geld fuer meine Radreisen ueberwiesen und seine Erfahrungen lesen kann man auch ohne dass man dafuer bezahlt - wenn er was schreibt, es in's Netz stellt und man es liest oder sich runterlaedt - inklusive Fotos. Man kann ihm kostenlos in seinem Blog folgen, oder? Denke sich halt jeder seinen Teil zu dieser gewuenschten Geldsammelaktion zwinker

Aber nichts desto trotz, lieber fraenkischer Radler: Gute Fahrt weiterhin!!
von: Fuchter

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 13:38

Ich vermute mal er hat die Idee von Stuntzi aus dem MTB Forum aufgegriffen, der gerade ultralight von Kolumbien nach Feuerland unterwegs ist ( http://www.mtb-news.de/forum/t/andix-von-kolumbien-nach-feuerland.697347/ ). Allerdings sind dessen Liveberichte ein ganz anderes Kaliber als die von unserem Mitfranken. Ausserdem finde ich es persönlich schlauer jmd. unterwegs einen Kaffee oder eine Übernachtung in Kolumbien für ca. 7 Euro zu spendieren als gleich mit fixen Beträgen ab 5 Euro so eine Aktion zu starten.
Ich bin eh gespannt ob der fränk. Kollege die Tour durchzieht. Am 3. Tag schon schlechte Laune auf so einer langen Strecke....egal. Ich warte gespannt auf die nächsten Berichte.
von: Keine Ahnung

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 18:12

In Antwort auf: Fuchter
Ich bin eh gespannt ob der fränk. Kollege die Tour durchzieht. Am 3. Tag schon schlechte Laune auf so einer langen Strecke....egal. Ich warte gespannt auf die nächsten Berichte.


Auf einer Tour kann man sich ja auch Kondition aneignen. Hier habe ich aber das Gefühl, dass davon doch noch eine ganze Menge benötigt wird. Wenn der Wald hinter Kronach schon endlos erscheint, so bin ich gespannt, was hier dann zu Strecken im Hohen Norden zu lesen sein wird. Da gibt es schon noch die eine oder andere Länge auf dem Weg zum Nordkapp zwinker

Nun ja, ich wünsche dennoch eine schöne und hoffentlich erfolgreiche Tour!

P.S. Wenn ich "heimisches Oberfranken" aus dem Mund eines Nürnbergers lese, werde ich als Münchberger etwas stutzig. Haben sich in meiner Abwesenheit die Grenzen Oberfrankens so deutlich verschoben? grins
von: Holger

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 18:48

In Antwort auf: Keine Ahnung
[...]P.S. Wenn ich "heimisches Oberfranken" aus dem Mund eines Nürnbergers lese, werde ich als Münchberger etwas stutzig. Haben sich in meiner Abwesenheit die Grenzen Oberfrankens so deutlich verschoben? grins

Manch einer zieht einfach auch mal um in seinem Leben grins
So fahre ich als Frankfurter auch hin und wieder durchs heimische Osthessen.
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 19:03

Naja, fuer einen Nuernberger und damit Mittelfranken liegt die Fraenkische Schweiz ja vor der Tuere und damit liegt Oberfranken vor der Tuer. Ich kann schon verstehen, dass auch einem Nuernberger die Fraenkische Schweiz daher heimisch ist zwinker
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 19:42

Liebe Forentrolle, mensch... ich hab mich schon gefragt, wo ihr bleibt zwinker

Aber um inhaltlich auf euch einzugehen:
Ich erwarte von niemanden, dass er mir etwas schenkt!Bei Crowdfunding bekommt man auch etwas für sein Geld! Daher gehe ich nicht mit dem Hut rum und frage nach Zuwendungen für meine Reisekosten. Denn mit Crowdfunding fließt nicht einfach Geld in meine Reise, ich muss und werde - sofern das Projekt überhaupt erfolgreich wird - auch etwas bieten. Ansonsten steht es euch frei, eure Reisen ähnlich zu gestalten. Es muss niemand spenden, denn ich werde hier ganz umsonst(!!!!) Berichten.

Stunzi kenne ich, aber ich glaub kaum, dass ich mit ihm vergleichbar bin - geschweige denn ihm nacheifern möchte. Außer vielleicht, dass ich von unterwegs berichte, hab ich nichts mit ihm gemein. Auch bin ich nicht ultraleicht unterwegs - ich möchte einfach keinen Zweirad-Panzer fahren. Nicht mehr und nicht weniger.

Und zur Klärung meiner Herkunft:
Lieber Südthüringer aus Münchberg, als Bamberger bin ich ja wohl der echte Oberfranke zwinker Und ja, ich bin ins mittelfänkische Exil gezogen. That`s it.

Und dass ich schlechte Laune hatte, hatte meist gesundheitliche Gründe. Diese Laune und die damit verbundene Erkältung sind längst verflogen. Bin heute 174 km geradelt und gestern 151 km - natürlich durchs Flachland. Nicht etwa, dass ich Flachlandradler bin - im Gegenteil (Oberfranke!). Sonst hätte ich mir nicht ne Tour durch Norwegen ausgesucht (Ja, ich hab die Höhenprofile angeschaut), sondern die langweiligere Variante durch Schweden, die ja manch einer in 2 Wochen hochhetzt. Ich gurke lieber durch die Fjorde 6 Wochen lang schmunzel

Ansonsten gibts morgen wieder Bilder und Reisebericht as usual der letzten Tage, Schuld ist das lahme mobile Internet hier in der Müritzer Seenplatte.

RÜGEN! Morgen bin ich dort. Endlich. Evtl setze ich erst Sonntag über nach Trelleborg. Also sagt mir lieber, welche schöne Flecken ich dort bereisen soll. Gibt`s dort was schönes zu sehen?
von: Keine Ahnung

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 20:26

In Antwort auf: el loco

Und zur Klärung meiner Herkunft:
Lieber Südthüringer aus Münchberg, als Bamberger bin ich ja wohl der echte Oberfranke zwinker Und ja, ich bin ins mittelfänkische Exil gezogen. That`s it.


Als "Südthüringer" habe ich mich noch gar nicht betrachtet zwinker Wenn Du ein Bamberger bist, so ist Deine Äußerung natürlich akzeptabel. Immerhin bist Du noch deutlich näher an Oberfranken als ich. Hier oben im Norden sind wir alle nur "Bayern", worüber die "echten" Bayern schon wieder anders denken würden. Also alles nur eine Sache der Perspektive.

Ich glaube übrigens nicht, dass Dich hier jemand angreifen will. Es erscheint nur ein wenig überraschend, dass der erste Teil Deiner Tourbeschreibung beim Leser das Gefühl erweckt, als ob das für Dich im Wesentlichen eine Quälerei gewesen wäre. Und Du hast ja noch einiges vor Dir.

Wie gesagt, ich wünsche Dir, dass Du es schaffst und dass Deine Kondition zunimmt. Im Norden wirst Du auch noch einige Hügel erwarten müssen und insbesondere kann Dich der Wind durchaus kräftig ausbremsen. Ich persönlich finde den zum Teil heftigen Gegenwind schlimmer als Steigungen.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 21:14

No hard feelings.. hab Verwandte in Hof, die ärgere ich gerne, indem ich behaupte, dass sie und ihr Landkreis fast schon Südthüringen sind zwinker

Ja, die ersten 1.5 Tage waren Quälerei. Nicht aber, weil ich sowas zum ersten mal mach, sondern weil mich die Grippe viel unfitter als gedacht werden ließ. Wollte die Steigungen bewusst zum einradeln nehmen. Hätte aber das bedenken müssen, kurz vorher umplanen und den Kanal entlang über Bamberg fahren sollen.

Egal. Nu bin ich ja durch.
von: svenTsmiegel

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.06.14 21:54

Meinst Du nen schönen Fleck in der Nähe von Trelleborg?
Wenn ich dort bin, fahre ich immer auf nen Abstecher nach Smygehuk. das ist der südlichste Punkt Schwedens und gleich dabei ist ne nette kleine Fischräucherei.

Du wirst ja wahrscheinlich von Sassnitz aus übersetzen. Prora ist da natürlich Pflicht...

Viel Spaß bis dahin.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 07.06.14 10:32


Industrie Ostalgie in Merseburg


Ein Blick zurück auf Jena: weg von Steigungen und schlechtem Wetter


Schönes Mecklenburg Vorpommern im Sonnenschein


Und hier der Beweis, dass ich schon sehr weit gekommen bin schmunzel wer weiß, wo das liegt?
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 07.06.14 11:30

Ja, Prora musst du schon gewesen sein, sehr eindrucksvoll!!
Und leckeren Fisch und nochmal Fisch essen zwinker
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 07.06.14 20:12

In Jena angekommen, suchte ich ein Internet Cafe - unter anderem um zu versuchen, die Bilder in Originalauflösung hochladen zu können. Jedoch musste ich feststellen, dass alle windigen Google-Ergebnisse nicht mehr existierten. Mit musste klar sein, dass etwas, das Waschsalon und Internetcafé heißt, nicht lange überleben kann. Radelmäßig bin ich daher recht spät losgekommen und es ward, wie auch der Tag zuvor, ein U-100-Tag. Was aber nicht schlimm war. Denn den späten Start und das Fiasko in der hügeligen Heimat habe ich die nächsten beiden Tage wieder aufgeholt.

Halle hat mir als Stadt wirklich gefallen. Ich dachte, hinter diesem schmucklosen Namen steckt eine ebensolche Stadt. Ich wurde eines besseren belehrt, auch wenn ich wusste, dass die Städte im Osten einen gewissen Charme haben. Jena kannte ich noch aus Studienzeiten - genauso wie Leipzig und Dresden.

Kaum Halle verlassen, eröffneten sich die endlosen Weiten Mitteldeutschlands vor mir. Bis Stralsund soll es das mit den Großstädten gewesen sein. Das Kilometerschaufeln ging los. Wenig spektakulär, aber nötig und nun auch machbar auf der absolut flachen Ebene. Mit einem Hörbuch im Ohr gestalteten sich auch die kleinen Dörfchen durchaus angenehm. So fuhr ich - wie schon erwähnt - einen Tag über 150 km und den darauffolgenden 170 km. Möglich machten dies zwei Dinge: Cola und mein Triathlon-Lenker. Nachmittags besorgte ich mir einen Liter Pepsi, der mir spürbar neue Energie in den Beinen zurückgab. Hatte ich auch jetzt erst entdeckt, ich war bislang überzeugter Wassertrinker und fragte mich ernsthaft, was das Colagesaufe von Reiseradlern sollte. Nun weiß ich es. Der Triathlon-Lenker hat zwar die primäre Aufgabe, meinen PAcksack am Lenker zu halten, damit das Gekabel nicht gestört wird. Ich hätte aber nicht gedacht, dass er so komfortabel ist. Er bietet eine gute Griffposition für lange Geraden und entlastet das Gesäß. Warum nur findet er kaum Anklang bei Reiseradlern?

Zurück zur Reise: Am letzten Tag des deutschen Teils meiner Reise hatte ich so nur noch 140 km zu bewältigen. Ich freute mich derart auf ein richtig gutes Fischbrötchen von der Küste. Gegen 15 Uhr traf ich auch endlich in Stralsund ein und genoss zwei Prachtexemplare. Ich hatte Lust auf noch einmal so viele. (Jeder, der nicht an der See wohnt, kann hoffentlich meine Begeisterung für guten Fisch nachvollziehen.) Ich hielt mich aber zurück und dachte an den Leberkäse-Klotz im Magen und die noch 50 km nach und auf Rügen.

Meine Routenplanung auf Rügen war leider schlecht, so fuhr ich zwar direkt, aber auf der viel befahrenen Bundesstraße. (Ja, hinterher ist man schlauer. Bitte kein Schlaubi-Kommentar hierzu.) An mir fuhren unzählige Motorradfahrer eines bekannten MC vorbei. Daher wimmelte es an jeder Einfahrt von Polizei. Ich ertappte mich dabei, wie ich zu mir sagte, dass ich ja wohl der echte Biker sei. Sich auf einen motorgetriebenen furzenden Zweirad kann sich jeder cool fühlen

Nur 10 km auf Rügen versuchte ich eine neue Route zu basteln, die mich abseits der Bundesstraße zur Ostküste der Insel führen sollte. Nach nur 500 m aber Baustelle und geänderte Straßen, sodass meine Vektorkarten nicht mehr stimmten. Also doch zurück zur Hauptstraße.

Schließlich kam ich in Prora an und fuhr den 4,5 km langen Gebäudekomplex entlang. Anschließend freute ich mich auf mein erstes Initialerlebnis: die Ostsee. (In Stralsund hatte ich keinen Meerblick bis zum Horizont.) Ich hatte mich auf das Gefühl gefreut, so weit nördlich von der Heimat weg zu fahren, bis es quasi nicht mehr geht und ich ans Meer stoße. Voller Freude badete ich erst einmal im Meer, dessen Wasser herrlich erfrischend lauwarm war. Daraufhin gönnte ich mir ein Pils vom Faß, das nicht nur aufgrund meiner ohnehin schon vollkommenen Zufriedenheit sehr gut war - und das sag ich als eingefleischter Bierfranke.

Letzlich kann ich mich glücklich schätzen, dass die erste Woche nicht nur problemlos verlief, sondern eigentlich auch nicht besser hätte verlaufen können. Damit ist der erste Teil meiner Reise, der auch der kürzeste und einfachste ist, zu Ende. Ich freue mich auf mehr und bin nun gespannt, motiviert und voller Vorfreude auf Schweden, wohin ich morgen Nachmittag übersetze.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 05:44


Ab Halle lagen unendliche Weiten Flachlands mit Windrädern vor mir.



Heruntergekommenes Schloss Varchentin, Mecklenburg Vorpommern. Die rote Tafel verrät, dass daraus ein Luxushotel werden soll.


Das musste in Stralsund einfach sein...


Prora, Rügen. Sollte mal ein riesiger Ferienort werden.
von: Karl der Bergische

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 08:11

Danke für den schönen, authentischen Bericht. Hoffe, dass ich im August auch noch das Nordkap mit dem Rad erreiche (genau genommen wahrscheinlich Rad bis Havoysund und von dort mit Hurtigruten bis Honningsvag, um den Nordkap-Tunnel zu vermeiden). Will allerdings erst in Oslo starten und von dort durch das hoffentlich verkehrsarme Ostnorwegen nach Trondheim, von wo es über RV17, Lofoten, Vesteralen uns Senja weiter gehen soll.
Karl
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 08:57

Was in deinen Brötchen ist, gibt es in jedem deutschen Supermarkt... Was ist das rote Zeug? "Ostsee-Lachs"?
Du hast auch schon einen Nachteil deines Konzepts bemerkt: Mit dieser Live-Verpflichtung bist du unterwegs häufig mit Internet-Suche, Bilder verkleinern und hochladen etc beschäftigt.
von: jmages

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 09:15

In Antwort auf: ro-77654
Was in deinen Brötchen ist, gibt es in jedem deutschen Supermarkt... Was ist das rote Zeug? "Ostsee-Lachs"?


Jetzt lass doch meinem Frankenbro seinen fangfrischen Meeresfisch grins

ándale El Loco,
Jürgen.
von: Axurit

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 09:17

In Antwort auf: ro-77654
Du hast auch schon einen Nachteil deines Konzepts bemerkt: Mit dieser Live-Verpflichtung bist du unterwegs häufig mit Internet-Suche, Bilder verkleinern und hochladen etc beschäftigt.
Hinzu kommt, dass er sich während der Fahrt mental mit dem Gemecker der Forumsteilnehmer beschäftigen muss. Zum Beispiel dem Einwand, dass man bei "live" keine Berichte über den Vortag erwartet sondern allermindest einen Bericht in der Mittagspause und einen am Abend. Nichts ist so alt wie die Lachssemmel von gestern zwinker
von: Asnidi

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 11:02

Ich kann so manchen Reisenden verstehen, dass Er oder Sie kein Bock hat, hier einen Reisebericht zu veröffentlichen. Was hier so alles kommentiert wird... unmöglich. Man kann doch mal versuchen einfach die Schilderungen zu belassen und sich seinen oberlehrerhaften Teil dazu, einfach nur zu denken. Für meinen Teil nerven so einige Kommentare und mindern die Lust diese interessante Reise zu verfolgen.
von: Anonym

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 13:23

In Antwort auf: Asnidi
Ich kann so manchen Reisenden verstehen, dass Er oder Sie kein Bock hat, hier einen Reisebericht zu veröffentlichen. Was hier so alles kommentiert wird... unmöglich. Man kann doch mal versuchen einfach die Schilderungen zu belassen und sich seinen oberlehrerhaften Teil dazu einfach nur zu denken. Für meinen Teil nerven so einige Kommentare und mindern die Lust diese interessante Reise zu verfolgen.

Dieser Kritik schließe ich mich an, es ist schließlich seine Reise und seine Sicht der Dinge. Da hat er auch das Recht seine Gefühle zu äußern und seine persönlichen Erfahrungen zu machen, ohne daß er immer wieder zur Zielscheibe von Sarkasmus und Besserwisserei wird.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 13:34

In Antwort auf: ro-77654
Was in deinen Brötchen ist, gibt es in jedem deutschen Supermarkt... Was ist das rote Zeug? "Ostsee-Lachs"?
Du hast auch schon einen Nachteil deines Konzepts bemerkt: Mit dieser Live-Verpflichtung bist du unterwegs häufig mit Internet-Suche, Bilder verkleinern und hochladen etc beschäftigt.


Haste dich schonmal gefragt, warum der aus dem Supermarkt nicht so schön rot ist? Nicht nur ich als Lachs Fetischist schmeck den Unterschied.

Und ja, der Aufwand ist schon nicht ohne. Ist aber machbar und hab gemerkt, dass ich mich erst einpendeln muss. Wenns flutscht, solls auch aktueller gehen.

Gruß aus Malmø

von: Axurit

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 13:54

In Antwort auf: el loco
Wenns flutscht, solls auch aktueller gehen.
Ich hoffe du hast den Smiley in meinem Beitrag bemerkt. Mach dir keinen Stress.
von: Chris-Nbg

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 14:03

In Antwort auf: Asnidi
Ich kann so manchen Reisenden verstehen, dass Er oder Sie kein Bock hat, hier einen Reisebericht zu veröffentlichen. Was hier so alles kommentiert wird... unmöglich.

Wenn man keine Kommentare haben möchte, dann sollte man seinen Reisebericht vielleicht nicht ausgerechnet in einem Diskussionsforum veröffentlichen. Gerade so ein "Live"-Bericht motiviert doch zum zeitnahen Kommentieren. Und dass man im Internet nicht immer nur die erwünschten Kommentare bekommt sollte sich doch auch schon herumgesprochen habe...

Christian
von: Pedalpetter

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 14:21

Hallo Manuel,

danke für Deine Berichte. bravo
Mach weiter so. Und grüß mir Schweden schön.
Weiterhin gute Fahrt.

von: Asnidi

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 14:43

Wir sind hier im Forum "Reiseberichte" und nicht in der Abteilung "wir müssen alles diskutieren". Wir können das aber gerne hier noch weiter ausdiskutieren ;-)
von: Manuel5

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 16:07

In Antwort auf: Pedalpetter
Hallo Manuel,

danke für Deine Berichte. bravo
Mach weiter so. Und grüß mir Schweden schön.
Weiterhin gute Fahrt.



Ich finde seine Berichte auch sehr gut, keine Ahnung was hier dagegen spricht

Manuel
von: dhomas

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 16:41

In Antwort auf: Toxxi
Diese Feststellung macht so ziemlich jeder, der zum ersten Mal ins Hügelland bzw. Mittelgebirge fährt. träller Ich musste auch Lehrgeld zahlen.


Ganz recht! Ich als Oberbayer denke immer ich bin gegen Berge gefeit, aber so ein Mittelgebirge (oder eine Küstenstraße) schlaucht viel mehr als jeder Alpenpass...
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 17:46

In Antwort auf: el loco
In Antwort auf: ro-77654
Was in deinen Brötchen ist, gibt es in jedem deutschen Supermarkt... Was ist das rote Zeug? "Ostsee-Lachs"?
Du hast auch schon einen Nachteil deines Konzepts bemerkt: Mit dieser Live-Verpflichtung bist du unterwegs häufig mit Internet-Suche, Bilder verkleinern und hochladen etc beschäftigt.


Haste dich schonmal gefragt, warum der aus dem Supermarkt nicht so schön rot ist? Nicht nur ich als Lachs Fetischist schmeck den Unterschied.

Und ja, der Aufwand ist schon nicht ohne. Ist aber machbar und hab gemerkt, dass ich mich erst einpendeln muss. Wenns flutscht, solls auch aktueller gehen.

Gruß aus Malmø

Lachs-Fetischist - was es nicht alles gibt! Ich sag es mal oberlehrerhaft so: Der Lachs an der Ostsee kommt unter Umständen vom gleichen Großhändler wie der am Bodensee.
Bei der Farbe hat der Lachsfarm-Betreiber ein großer Spektrum zur Wahl:
http://www.farbimpulse.de/Wie-die-Farbe-in-den-Zucht-Lachs-kommt.344.0.html
Deine Augen schmecken bei dir mit, d.h. die rote Farbe wird im Gehirn mit "lecker" assoziert...

PS: Von mir aus kannste gern mit etwas Verzögerung posten, aber dafür womöglich besser schreiben als aktuell und fix runtergetippt. Die meisten hier lesen sicher nicht "live" mit, sondern erst einige Tage später.
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 17:51

In Antwort auf: Nightowl
In Antwort auf: Asnidi
Ich kann so manchen Reisenden verstehen, dass Er oder Sie kein Bock hat, hier einen Reisebericht zu veröffentlichen. Was hier so alles kommentiert wird... unmöglich. Man kann doch mal versuchen einfach die Schilderungen zu belassen und sich seinen oberlehrerhaften Teil dazu einfach nur zu denken. Für meinen Teil nerven so einige Kommentare und mindern die Lust diese interessante Reise zu verfolgen.

Dieser Kritik schließe ich mich an, es ist schließlich seine Reise und seine Sicht der Dinge. Da hat er auch das Recht seine Gefühle zu äußern und seine persönlichen Erfahrungen zu machen, ohne daß er immer wieder zur Zielscheibe von Sarkasmus und Besserwisserei wird.


Ihr zwei regt euch auf - der Threadstarter nicht. Er reagiert auf die Kommentare. Verärgerung ist nicht erkennbar, er bleibt locker.
von: pingu

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 20:13

In Antwort auf: Karl der Bergische
(um den Nordkap-Tunnel zu vermeiden).

musst du nicht. war echt halb so wild. (und ich hab mir in manch anderem Tinnel vor Angst bald in die Radlerbüx gemacht.) man darf halt nicht zur Mitsommernacht am Abend da durch.

ähm...mal zum Fisch: die quietschrote Farbe ist ein Zeichen dafür, dass es sich eben nicht um Lachs handelt. Lachs ist nicht so rot. Das ist wohl eher Lachsersatz. (Seelachs - also Fischstäbchenfisch- mit Farbe.)
von: Keine Ahnung

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.06.14 20:49

So langsam arbeitest Du Dich ja Deinem Ziel entgegen. Das Ganze entwickelt sich zu einem richtig schönen Bericht. Ab Dienstag kann ich nicht mehr mitlesen, dann werde ich selber aufbrechen. Ich bin dann mehr oder weniger ohne Internet - im Urlaub bin ich immer ganz froh, wenn ich einmal nicht "online" bin. Ich werde mir aber sicher den Status Deiner Reise bei meiner Rückkunft ansehen. Eigentlich hatte ich mir diesmal vorgenommen, auch über meine Radtour hier zu berichten. Ich hoffe, dass ich mich dazu aufraffen kann. Ein Livebericht wird es aber definitiv nicht werden.
von: Anonym

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.06.14 04:34

In Antwort auf: ro-77654
Ihr zwei regt euch auf - der Threadstarter nicht. Er reagiert auf die Kommentare. Verärgerung ist nicht erkennbar, er bleibt locker.

Na klar bleibt er locker, warum sollte er sich auch durch die Engstirnigkeit einiger Kommentatoren die Laune verderben lassen! Man kann nur hoffen, daß die Trolle in Norwegen freundlicher gesinnt sind. listig
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.06.14 10:56

Ich mag die Forentrolle auch, nich nur die aus Norwegen zwinker Bin ja wedet neu im Internet, noch hier. Daher wusste ich, worauf ich mich einlasse. Und klar mag ich Kommentare. Ansonsten hätte ich das alles in meinen Blog geklopft, wo aber kaum Interaktion stattfinden würde. Daher lass ich gern Robert ubern Fisch alleine weiterreden (nein, ich zähle dichh trotzdem nicht zu den Trollen) und nehm so interessante Hinweise wie den zum Nordkap Tunnel mit. Das hätte ich auch noch nachgefragt.

Ich fahr dann mal weiter.

Gruß aus Helsingborg

von: pingu

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.06.14 10:57

Falls jemand die Aktion für naiv hält: Ich wusste vor meiner ersten Radreise nichtmal, dass Norwegen bergig ist schmunzel
von: indomex

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.06.14 12:26

Gute Einstellung.
Und ich lese gerne mit.
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.06.14 20:10

Danke für jeden Bericht und die Zeit, die du dir zum Schreiben, Aussuchen und Hochladen der Fotos nimmst, el loco. Ich erwarte bei einer Radreise erstmal gar nichts und freu' mich, über alles was kommt, egal, ob's nun 2 Stunden, 1 oder 3 Tage "alt" ist. Jemand lässt uns an seinen Erlebnissen teilhaben und das ist bereichernd - ansonsten würde man es ja nicht lesen zwinker

Von Juist, mit dem Faltrad...
Viele Grüße, Steph
von: viajelargo

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.06.14 20:20

In Antwort auf: steph_tr
Danke für jeden Bericht und die Zeit, die du dir zum Schreiben, Aussuchen und Hochladen der Fotos nimmst, el loco. Ich erwarte bei einer Radreise erstmal gar nichts und freu' mich, über alles was kommt, egal, ob's nun 2 Stunden, 1 oder 3 Tage "alt" ist. Jemand lässt uns an seinen Erlebnissen teilhaben und das ist bereichernd - ansonsten würde man es ja nicht lesen zwinker


dafür So sehe ich das auch! Danke für Deine Zeit die du dafür opferst.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 10.06.14 11:24

"Opfern" tu ich garnix, da ich ja zeit hab und das gerne mach. Obwohl es lange hell ist, mach ich ja um 7 ca. Schon Feierabend.

Kaum lobte ich den tollen Verlauf der Tour durch Deutschland, machten sich die ersten Probleme auf. Zwei gebrochene Speichen und kaputter Usb Port vom Solar panel... ließe sich aber beides gestern beheben.

Eerde heute abend wieder etwas ausführlicher schreiben. Hab hier kein mobiles Internet und nur offenes wlan in größeren Städten. Daher bisher nur die kurzen Posts.

Bekomme hier ums verrecken kein Daten-Roaming hin. Hab Deutschlandsim uber o2. In anderen Ländern gings bisher problemlos. Ja, im Handy ist roaming aktiviert. Bin ratlos. Hat jemand ne Idee?

Gruß aus Halmstad

von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 11.06.14 12:43

Halt! Stop! Zurück! Ich hatte schon meine Kreditkartendaten eingegeben und fast die falsche Fähre gebucht. Die Verbindung nachmittags war die Gegenrichtung. Von Sassnitz nach Trelleborg ging es entweder um 7.45 oder 18.45 Uhr. Da ich mit letzterer Fähre in Dunkelheit ankommen würde, blieb mir nichts anderes übrig, als nach der Buchung den Wecker auf 6 Uhr zu stellen. Erst nachdem alles geklappt hatte, konnte ich gegen 12 Uhr auf dem Rügener Zeltplatz an der Prora beruhigt schlafen. Den fehlenden Schlaf holte ich auf der Fähre wieder auf, wo ich auch die Reste meines Supermarkt(!)-Matjes mit einem Brötchen frühstückte.

In Trelleborg angekommen machte ich mich auf den Weg nach Malmö, wo ich unbedingt die Öresundbrücke nach Kopenhagen sehen wollte. Auch wenn es den Tag später noch sonnig werden wollte, war es bewölkt und ich bekam kein richtig gutes Foto von der gewaltigen Brücke hin. Kurz überlegte ich, in Malmö die Nacht zu bleiben, entschied mich aber weiterzufahren und schaffte so noch 80 km am ersten Tag. Schließlich ist hier das Wildcampen endlich erlaubt, also wollte ich es endlich auch nutzen. Während ich an einem Stand ins Meer hüpfte, um mich abzukühlen, suchte ich entlang des Cykelspåret eine gemütliche Campingstelle. Das war leichter gesagt als getan. Entweder waren weite Küstenteile von der Landwirtschaft abgezäunt, oder eindeutig Privatgrund. Das Wunderland des Wildcampens hatte ich mir naiverweise anders vorgestellt. Aber auch mir war klar, dass ich weniger dicht besiedelte Gebiete dafür finden muss, was ich auch letztlich tat. Kurz liebäugelte ich damit, mich an einem komfortablen Campingplatz niederzulassen. Der wollte aber 220 Kronen. Pah! Das sind ca. 25 Euro. Auch fast 100 Kronen mehr, als das Hostel in Malmö gekostet hätte! Ich fuhr also weiter.

Meine ersten Eindrücke meines überhaupt ersten Besuchs in Schweden war der, dass bis auf blonde Menschen und gelbe Verkehrsschilder das Land wie Norddeutschland wirkt. Von der Landschaft an der offiziellen Radroute hatte ich auch etwas mehr erwartet. Da war die Müritzer Seenplatte schon reizvoller. Aber auch mir war klar, dass ich für schönere Landschaften ins Landesinnere vordringen muss.

Verdammt! Ich wachte am zweiten Tag gleich mit schlechter Laune auf, da ich am Abend zuvor zwei gebrochene Speichen am Hinterrad entdeckte. Als Ersatz habe ich natürlich nur eine dabei. Außerdem hat der USB-Port meines Solar-Panels die holprigen Waldwege in MeckPomm nicht schadlos überstanden und wies eine loses Kabel auf. Dass sowas genau dann passieren muss, wenn ich eben ins Ausland übergesetzt bin. Doch alles halb so wild: Der erste Radladen in Landskrona flickte mein Laufrad. Und da ich nicht mehr genug Akku hatte, steuerte ich abends auch einen Campingplatz an. Der hatte einen Lötkolben parat und ich konnte die USB-Buchse reparieren.

Der dritte Tag in Schweden sollte wieder sonnig werden. Mehr noch - knapp 30 Grad wurden es. Meine Route sah eigentlich einen Schlenker ins Landesinnere vor, um etwas Abwechslung vom wenig spektakulären Küstenradweg zu bieten. Da aber dort keine Supermärkte und auch noch Steigungen gewesen wären, entschied ich mich, an der Küste zu bleiben. Ich lag gut in der Zeit, also warum plagen, dachte ich mir. Nachdem ich stets kühles Mineralwasser und Cola in den Städten unterwegs bekam, wollte ich gegen abends doch ins Landesinnere. Nicht zuletzt, um einen schönen Campingplatz zu finden. Letztlich lohnte sich die Mühe und ich fand ein wunderschönes abgelegenes Seeufer in einem Wald.

Schon zuvor dachte ich über das Wetter nach, das bis auf eine Stunde Regen in Oberfranken ausnahmslos gut war. Ich hatte etwas Bedenken, dass ich mich an die Supermarktdichte und die Sonne zu sehr gewöhne und meine Ausrüstung nicht bis Norwegen auf die Probe gestellt werden würde. Diese Sorgen nimmt mir aber der Dauerregen am Morgen, den ich am Seeufer im Zelt noch immer aussitze, indem ich diese Zeilen schreibe. Sobald er sich etwas legt, werde ich mich gleich aufmachen und erreiche heute Abend hoffentlich schon Göteborg.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 12.06.14 08:47

Zu lange Monolog hier! Bin nun bis Montag in Göteborg, mache das Wochenende Pause zusammen mit meinem Mädel. Sagt mir mal lieber, was es dort alles zu erleben gibt und was man unbedingt gesehen haben muss.
von: Anonym

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 12.06.14 16:33

In Antwort auf: el loco
Sagt mir mal lieber, was es dort alles zu erleben gibt und was man unbedingt gesehen haben muss.

Den Hafen solltet Ihr Euch unbedingt ansehen, da könnte so manches interessante Schiff zu sehen sein. Ein gemütlicher Spaziergang in der Altstadt mit etwas Proviant für den Hunger zwischendurch könnte ein Programmpunkt werden. Am Sonntag könnte ein Besuch des Göteborger Doms passen. Wer sich für Architektur interessiert findet ebenfalls ein paar interessante Gebäude, wie z.B. das Opernhaus und die Hotel Gothia Towers. Das ließe sich vielleicht abends in Verbindung mit einem Restaurantbesuch unterbringen, falls das Wetter mitspielt.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.06.14 06:53

Den Hafen wollte ich mir sowieso vornehmen. Mein Hunger an Fischbrötchen ist noch nicht gestillt zwinker Danke für die Tipps!
von: Stephan76

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.06.14 07:50

Dann musst du in die Feskekörka, sieht aus wie eine Kirche, ist aber eine Fischhalle.
von: Hauke

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.06.14 11:54

Die große Göteborger Markthalle "Saluhallen" ist auf jeden Fall einen Besuch wert und vielleicht eine Fährfahrt zu einer der Schären.
von: Rennrädle

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.06.14 17:34

Hallo Manuel,

wir haben Deinen Live- Bericht zuerst mal als "Versuch" unter Reiseberichte gelassen, sind aber nun nach einiger Zeit der Beobachtung doch der Meinung, dass er unter Treffpunkt besser aufgehoben ist.

Es ist doch eine relativ rege Diskussion enstanden (was nicht negativ gemeint ist!), und dadurch geht der Charakter eines relativ zusammenhängenden und gut zu lesenden Reiseberichtes doch verloren.

Dies ist jetzt nicht gegen Dich gemünzt und soll keinerlei Kritik sein.

Viele Grüße
Rennrädle für das Das Team
von: Falk

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.06.14 19:13

Zitat:
Meine ersten Eindrücke meines überhaupt ersten Besuchs in Schweden war der, dass bis auf blonde Menschen und gelbe Verkehrsschilder das Land wie Norddeutschland wirkt. Von der Landschaft an der offiziellen Radroute hatte ich auch etwas mehr erwartet.

Abwarten! Du bist gerademal in Schonen. Das sieht tatsächlich wie Mecklenburg aus, insbesondere wie die Stellen ohne See. Der Wald, der so gar nicht wieder aufzuhören scheint und die falunroten Holzhäuser mit den weißen Ecken kommen sehr bald und ersterer endet erst wieder, wenn Du in der Tundra von Lappland bist.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.06.14 21:47

Falk, die roten Holzhäuser haben direkt hinter Trelleborg angefangen zwinker Aber ne andere Landschaft erwarte ich spätestens hinter Oslo, wenn ich in die Berge Richtung Jotunheim radel.

Und die Verschiebung meines Reiseberichts kann ich nicht ganz nachvollziehen, soll mir aber letztendlich egal sein.

Und weil ich grad im Hotel zum ersten Mal Strom und Wlan gleichzeitig unendlich hab, gibts endlich wieder paar Bilder.


Rügen: Das erste Mal Meer und das letzte Foto in Deutschland


Endloser Sandstrand - ganz für mich allein


Auch das Inland hat seinen Charme


Die gewaltige Øresundbrücke, die Malmö mit Kopenhagen verbindet


Wildcampen geht in Schweden endlich ohne schlechtes Gewissen


Dafür fanden sich auch ideale Flecken


Wie auch hier an einem See fernab der Zivilisation


Trotzdem wartete ich oft, bis es dämmerte, bis ich mein Zelt aufschlug


Dazwischen viel Grün und viel Straße
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 18.06.14 18:25

Wie schon erwähnt, erinnerte mich Schweden bis Göteborg an Norddeutschland. Das sollte sich ab der Großstadt schlagartig ändern.
Aber dazu später mehr - der Reihe nach. Ich lag recht gut in der Zeit und hätte mit meinem normalen Reisetempo Göteborg schon letzten Mittwoch erreichen können. Doch ich ließ mir Zeit und zeltete ca. 40 km vor der Stadt, sodass mir ein ebenso entspannter Donnerstag dort beschert war. In Göteborgs Zentrum angekommen suchte ich zunächst eine Möglichkeit, Geld zu wechseln. Ich war auf Bargeld angewiesen. Und das in Skandinavien, wo an jeder Dönerbude mit Kreditkarte gezahlt wird. In den öffentlichen Verkehrsmittel ist garkein Bargeld mehr möglich, wie ich später feststellen durfte, und ich musste mir Tickets stets vorher kaufen. Im Irrglauben, man könne Geld in jeder Bank wechseln, begab ich mich in die erste, die mir vor die Nase kam. Sie war auch recht groß und ich sah, wie ein Security-Heini mich argwöhnisch von innen durch die Glastür begutachtete, wie ich mein Fahrrad davor parkte. Mit dem Rucksack auf der Schulter betrat ich die Bank und eben jener Security stellte sich mir in den Weg und brabbelte etwas auf schwedisch mir entgegen. Dem Tonfall zufolge muss es wohl ``Was willst denn du Schlapphund hier?!´´ gehießen haben. Ich entgegnete mit einem freundlichen ¨I´d like to change money¨ - woraufhin er lediglich entgegnete: ¨Not possible here, please leave!¨ Schweden sollen ja freundliche Menschen sein. Bislang waren sie es auch und ich versuchte das harsche Verhalten mit meinem Äußeren in T-Shirt und Radlerhose sowie der fehlenden Morgendusche zu erklären. Dank einem freien WLAN und Google Maps machte ich eine Forex-Filiale aus, die für das Wechseln 50 Kronen Kommission berappte. Ich verfluchte abermals den vergessenen PIN meiner Kreditkarte, mit der ich weltweit kostenfrei hätte Geld abheben können.

Nachdem ich mit dem Rad etwas durch die Großstadt schob, musste ich mich in Flughafennähe begeben, wo ich die Nacht zelten wollte, um vormittags dort meine Freundin Sophie abzuholen, die mit mir das Wochenende in Göteborg in einem Hotel verbringen sollte. Am nächsten Morgen wartete ich in der Lobby des Göteborg City Airports, bis mir schließlich auffiel, dass kein Air Berlin Flug ankommen sollte. Ich war verdutzt und suchte Rat über das freie WLAN des Flughafens. Dadurch erfuhr ich vom größeren Flughafen Landvetter - 25 km außerhalb der Stadt. Na toll! Das hätten wir wohl besser abstimmen müssen. Ich war am anderen Ende der Stadt und schaffte es somit nicht mehr pünktlich zur Ankuft - wir trafen uns also in der Stadt.

Nun war ich generell etwas überrascht vom hohen Preisniveau Schwedens. Darauf war ich erst in Norwegen vorbereitet. In der Woche in Deutschland gab ich ca. Nur halb so viel Geld aus - obwohl ich wirklich nicht auf die Ausgaben geschaut habe und es mir durchaus habe gutgehen lassen. Das Schwedenpils für ca. 7,50 Euro trank ich daher nur einmal und meinte, es mir mit einer kalten Dose aus dem Supermarkt in einem Park ebenso gutgehen lassen zu können. Das Bier mit nur 3% ging gerade so runter. Mir war klar, dass Schweden nicht für das Bier berühmt ist und ich Top-Gerstensaft nur im heimischen Oberfranken bekomme. Dennoch war ich der Meinung, dass es fast überall auf der Welt gute Brauereien gibt und wollte mich auch hier im Norden durchprobieren. Doch bei dem Preis-Leistungs-Verhältnis beließ ich es beim Probieren.

Das Wochenende in Göteborg war letztlich ein reines Touri-Wochenende. Wir haben uns eine City-Card geleistet, die zahlreiche Eintritte sowie öffentliche Verkehrsmittel beinhaltete und genossen alles, was die Stadt zu bieten hatte. Da es hier um die Radreise geht, möchte ich hier nicht auf jede Sehenswürdigkeit eingehen und belasse es dabei.

Am Montag Nachmittag ging es weiter mit der Radtour. Sophie musste ich schweren Herzens zurückfliegen lassen und ich machte mich abermals daran, raus aus der Stadt zu kommen. Am Abend dann die nächste Panne: Mein Hinterrad macht schon wieder Probleme und hat nen kräftigen Achter. Natürlich habe ich alles Mögliche dabei, nur keinen Speichenschlüssel. Doch ich sollte Glück haben. Am nächsten Tag auf einer kleinen Fähre traf ich zwei Reiseradler: Daniel aus dem Schwarzwald mit seiner Freundin Catherine aus Australien. Er hatte nicht nur einen Speichenschlüssel dabei, sondern konnte das Rad wieder zentrieren. Ein paar Schläge auf die Felge, einige Speichen spannen und schon war der Achter weg! Herrlich! Da es vormittags war, wollte ich die beiden zu einem Kaffee einladen. Ich fuhr voraus und wartete an der nächsten Fähre. Leider kamen sie die Fuhre nach mir auch nicht an und ich verlor sie. Schade. Daher beschloss ich, nicht länger zu warten und weiterzufahren. Daniel, falls du das hier liest, geht der nächste Kaffee auf mich, falls wir uns wiedertreffen sollten. Und dein Reiseradler-Karma wird dir wohlgesonnen sein wegen deiner Hilfsbereitschaft! zwinker

Norwegen ist nun nicht mehr weit. Direkt hinter Göteborg wurde das Land wieder hügeliger und die Landschaft interessanter. Das durchwegs sonnige Wetter tut sein übriges, die Fjorde, Flüsse, Wiesen und Wälder von ihrer besten Seite zu zeigen. Ich bin begeistert und freue mich dabei auf mehr.

In 80 km überquere ich heute die Grenze zu Norwegen und bin spätestens Freitag in Oslo, denn Donnerstag habe ich eventuell noch einen Aufenthalt kurz davor. Mehr dazu aber im Nachhinein!

Nachtrag: Da ich nicht immer online bin, wenn ich diese Zeilen verfasse, bin ich beim Reinstellen natürlich schon weiter. Passierte heute nachmittag die norwegische Grenze und bin in Fredrikstad. Oslo, ich komme!
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 09:13

Oslo-Tag!

Werd wohl ins Wikingerschiffmuseum und im Skulpturenpark verweilen. Wer kann weitere Sehenswürdigkeiten empfehlen?

Danke schon mal.

Gruß
Manuel
von: Toxxi

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 09:22

In Antwort auf: el loco
Wer kann weitere Sehenswürdigkeiten empfehlen?

Sprungschanze am Holmenkollen? Wollte ich damals auch machen, habe es aber nicht mehr geschafft. Kann also nicht sagen, ob es sich lohnt.

Gruß
Thoralf
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 09:31

Hallo!
Ja, der Vigeland-Park ist toll, da kann man länger verweilen. In diesem Museum war ich nicht. Hatte mir damals noch das königliche Schloss und die Oper angeschaut - letztere auch von innen. Das lohnt beides, finde ich. Auch das Wohngebiet um's königliche Schloss ist sehenswert. Schöne Zeit in Oslo dann!!
von: Karl der Bergische

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 12:18

Kann auch die rel. neue Holmenkollen-Schanze als Aussichtspunkt und das darunter befindliche gut gestaltete Skimuseum empfehlen (z. B. mit S-Bahn zu erreichen). Die Architektur des neuen Opernhauses, dessen rel. flach geneigtes Dach aus Marmor man begehen kann/darf, hat mich auch beeindruckt; in Holz gestaltetes Foyer ebenfalls schön. Des weiteren sehenswert u. a. der schon erwähnte Vigeland-Park mit zahlreichen Skulpturen sowie das Munch-Museum mit Werken des gleichnamigen Malers.
Karl
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 18:48

Verdammt... Riss in der Felge...

Die Speiche wurde beim Flicken wohl zu stramm gezogen... Riss weitet sich aber nicht. Fahr auch ganz gemächlich.



Was würdet ihr machen? Hoffen, dass nix passiert? Bissl Speiche lockern? Oder gleich Laufrad wechseln traurig

Danke für Ratschläge. Zur Belohnung gibt's morgen Bilder von Oslo
von: Pedalpetter

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 19:08

Such Dir einen Radladen uns lass die Felge wechseln. Oder mach es halt selbst, wenn Du das kannst.
So würde ich nicht weiterfahren. Stell Dir vor die Felge kolabiert bei einer rasanten Abfahrt. krank
Ansonsten danke für Deine Berichte und Bilder.
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 19:24

Oh!! Nicht schoen, aber passiert! Ich wuerde das, wie Volker schon schreibt, auch schnell beheben lassen oder selbst beheben. Du bist doch grad in oder bei Oslo, oder?? Da ist eigentlich eine gute Gelegenheit dafuer.
Wenn's die Felge beim Fahren weiter und komplett bricht, kann's unangenehme Folgen fuer dich haben und du weisst nicht, wann Du nach Grossraum Oslo dann Ersatz brauchst und ihn bekommen kannst.
von: Falk

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 20:19

Zitat:
Werd wohl ins Wikingerschiffmuseum und im Skulpturenpark verweilen.

Auf Bydgøy gibt es neben dem Wikingerschiffsmuseum auch noch die Fram, die Ra 2 und Kon-Tiki von Thor Heyerdahl und noch einiges mehr. Siehe Bygdøy, dort ist vieles nahe beieinander und gut mit dem Fahrrad zu erreichen. Der Fahrradtransport ist bei der U- (und S-)Bahn außerhalb der Befufsverkehrszeit 7.00–9.00 und 15.00–18.00 kostenlos, während dieser Zeiten kostet es den Kinderpreis. Einzelfahrten sind übrigens mit 30 Kronen für eine Zone arschteuer. Wenn, dann lohnen Tageskarten (und mehr). Lass Dir nicht einreden, man könne in Oslo nicht radfahren. Mit etwas Stadtgewöhnung geht das sehr gut.
von: gaudimax

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.06.14 23:52

In Antwort auf: el loco
Verdammt... Riss in der Felge...

Was würdet ihr machen?

Servus alter Kommilitone!

Bei Felgenriss gilt für mich ganz klar - Felge / Laufrad schnellstmöglich wechseln.
Ist ein ziemliches Glücksspiel damit weiter zu fahren - kann noch viele Kilometer halten, kann aber auch schon an der nächsten Bordsteinkante mit unschönen Folgen irreparabel brechen.

Hol dir ein neues Laufrad, speich das alte aus, nehm die Nabe mit und bau dir zuhause ein neues damit auf.

Dir noch eine schöne Reise! Vielleicht gehts bei mir diesen Sommer auch mal wieder nach Norwegen.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 21.06.14 08:21

Felge kaufen und neues Laufrad bauen... wenn das nur so einfach wäre! Ich Depp nehm mir seit net Ewigkeit vor, das mal endlich zu lernen. Hab mir sogar mal nen Zentrierständer gekauft, der bisher aber nur gut ausgesehen hat. Der Laufrad Kurs vom adfc war entweder immer ausgebucht oder ich hab den jährlichen Termin immer verpasst. Naja.. genug ausgekotzt uber meine Unzulänglichkeiten...

Werd heut nen Radladen suchen und wohl noch ne Nacht in Oslo bleiben.

@Falk, in Oslo lässt sich es ganz gut radeln, finde ich. Bin ja Nürnberg, die Stadt der entrechteten Radler, gewohnt.

@Berti, ja servus! Was treibst du so?
von: joeyyy

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 21.06.14 22:37

Hast du wirklich überlegt, mit der Felge weiter zu fahren? Ich hatte mal in Alaska einen Speichenbruch und bin über 700 km bis zum nächsten Radladen getrampt, weil ich Schiss hatte, dass bergab das ganze Laufrad brechen könnte.

Und in Norwegen wird es sicherlich noch hügeliger werden als bisher...
von: Falk

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 21.06.14 22:52

Zitat:
Felge kaufen und neues Laufrad bauen... wenn das nur so einfach wäre! Ich Depp nehm mir seit net Ewigkeit vor, das mal endlich zu lernen.

In Oslo gibt es eine ganze Menge Fahrradläden und Werkstätten. Da wäre es eine ziemlich dumme Idee, unter Feldbedingungen ein Laufrad aufzubauen. Hast Du eine besonders erhaltenswerte Nabe, dann sollte der Neuaufbau kein Problem sein. Bei Shimano-Massenware kaufst Du besser ein komplettes Laufrad und tauschst es.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 22.06.14 08:06

In Antwort auf: Falk
Bei Shimano-Massenware kaufst Du besser ein komplettes Laufrad und tauschst es.


Hab ich nun auch gemacht und bin nu auch gleich aus Oslo rausgefahren. 100 Euro für n billiges aber neues Laufrad... Naja Norwegen halt
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 22.06.14 08:13

Oh... Für EIN Laufrad 100 Euro?! Das ist schon ordentlich. Eingebaut hast du alles wahrscheinlich dann selbst, oder war das bei den 100 Euro noch mit dabei?
Na, dann gute Fahrt weiterhin und Freude am Radl!
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 22.06.14 08:16

In Antwort auf: el loco
In Antwort auf: Falk
Bei Shimano-Massenware kaufst Du besser ein komplettes Laufrad und tauschst es.


Hab ich nun auch gemacht und bin nu auch gleich aus Oslo rausgefahren. 100 Euro für ein billiges aber neues Laufrad... Naja Norwegen halt


Lass das bei Gelegenheit nachzentrieren bzw. überprüfe täglich die Speichenspannung. Pasende Ersatzspeichen gekauft? Alte Nippel vom defekten Rad eingepackt? Hast du mittlerweile einen Speichenschlüssel dabei? Wird langsam Zeit...

PS: Durch übermäßige Spannung wie auf dem Foto gezeigt habe ich auch schon eine Felge zerstört.

Wünsche weiter eine gute Reise!
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 22.06.14 18:32

Dass die norwegische Grenze nur noch wenige Menter entfern sein sollte, davon merkte ich irgendwie garnichts. Nicht nur, dass überhaupt kein Verkehr auf der Landstraße vorhanden war, auch kein Verkehrsschild oder sonstiger Hinweis verriet mir nicht, dass Schweden in wenigen Kilometern vorbei sein sollte. Aber GPS lügt nicht. Der motorisierte Verkehr ging wohl glücklicherweise über die parallel verlaufende Autobahn. Der letzte Kreisverkehr mit norwegischen und Schwedischen Flaggen aber ließ doch erahnen, dass ich dem Land nahe bin, in dem ich mehr als die Hälfte meiner gesamten Strecke fahren werde. Meine letzten 100 schwedischen Kronen verpulverte ich in einem Fastfood Restaurant, auch wenn ich darauf so garnicht Appetit hatte. Schließlich fuhr ich auf eine gewaltige Brücke zu, die über eine eindrucksvolle Schlucht ging, welche die beiden Länder trennte. Ich ärgere mich noch immer, dass ich nicht inmitten der Brücke für ein Foto anhielt. Ich traute mich nicht, denn ein Auto saß mir im Nacken und konnte nicht überholen. Im Nachhinein fand ich, dass mir das hätte egal sein sollen.

Norwegen! Ich war schließlich da! Es war ein großartiges Glücksgefühl, dass ich erst nach einigen Kilometern hinter der Grenze realisierte, denn der Übergang ins Land verlief unscheinbarer, als er es für mich bedeutete. Zum ersten Mal war ich mächtig Stolz von zuhause in ein Land geradelt zu sein, dass mir immer so unendlich fern vorkam. Ich bin froh, meine Reise daher nicht etwa in Südschweden begonnen zu haben. Das Gefühl, über eine Grenze oder in eine Großstadt einzufahren, war umso herrlicher. Ich sagte mir selbst jedesmal, dass ich nun weiß, was zwischen meiner Heimat und diesem entlegenen Ort liegt, in dem ich mich befinde.

Am selben Tag fuhr ich noch bis Fredrikstad, dem ersten größeren Ort hinter der Grenze. Mein erster Eindruck des Landes war eher ernüchternd. Denn irgendwie kam mir Schweden viel herausgeputzer vor. War nicht Norwegen das ach so reiche und teure Land? Wie schon vorher erwähnt, fand ich Schweden schon unerhört teuer. Der nette Schwede vom Campingplatz hinter Malmö warnte mich abermals vom noch viel teureren Norwegen. ¨F*ck Norway, it`s so expensive! Keep on cycling in Sweden¨, riet er mir und ich musste lachen. Diese Worte hatte ich noch immer in Erinnerung. ¨But the Fjords.. and the whole landscape...¨, entgegnete ich damals. Letztlich war Norwegen natürlich immernoch teuer, aber nicht viel mehr als Schweden, dachte ich. Höchstens dass Mineralwasser so viel kostet wie die selbe Menge Cola - nämlich ca. 3 bis 5 Euro - das verwunderte mich schon ein bisschen. Letztlich fand ich aber immer eine Billigmarke, die 1,5 Liter für ca. 1,50 Euro anbot und mit einem scharfen Preisvergleich bei Lebensmittel lässt einen auch in Norwegen für unter 10 Euro einkaufen. An die 19 Cent für Wasser und Brot für unter 1 Euro daheim darf ich garnicht denken. Wie spottbillig bei uns doch die Lebensmittel sind. In Deutschland geht`s uns wohl wirklich zu gut.

Nach meiner ersten Nacht im norwegischen Wald hatte ich nicht weit zu radeln. Oslo war lediglich ca. 100 km entfernt, ich hatte aber lediglich bis Ås zu fahren, einem Ort 30 km davor. Dort wohnte Gerrit, der mich für den Donnerstag Abend zu sich nach Hause eingeladen hatte. Er erfuhr von meiner Reise, kontaktierte mich über meinen Blog und erwähnte, dass er auch Reiseradler sei und als Deutscher in Norwegen wohne. Ich könne gerne bei ihm vorbei kommen. Die Einladung nahm ich gerne an. War es doch mein erster Abend in Zivilisation - den Hotelaufenthalt in Göteborg ausgenommen. Wir hatten viel gemein und so wurde es ein sehr angenehmer und kurzweiliger Abend. Da auch er lange Haare hatte, war er mir gleich sympathisch. Er ist promovierter Biologe an der Uni im Ort und forschte an der Lachszucht, was ihn für mich irgendwie noch cooler machte. Wir ratschten über das Radeln, Musik, die WM, die ich leider nun verpasse, und Gott und die Welt. Sogar das norwegische Dosenbier war nicht schlecht. Alles in allem ein perfekter Aufenthalt, der zu keinem Zeitpunkt irgendwie gezwungen erschien. Das Beste war aber, dass auch er diesen Sommer mit seinem Liegerad ans Nordkap reisen möchte und unsere Termine sich durchaus überschneiden. Wir nahmen uns vor, uns dort wiederzusehen, wenn wir es nicht sogar schaffen, vorher einige Tage zusammenzuradeln - cool! Ich freute mich und versicherte ihm, dass ich mich spätestens dann mit einem Bier dort oben revanchieren würde.

Nach meiner Nacht innerhalb vier Wänden musste ich zunächst neues Bargeldd besorgen und klapperte zahlreiche Banken ab. Dass man dort immer brav eine Nummer ziehen durfte, wie etwa bei uns auf dem Finanzamt, wusste ich von meinem Buch über die norwegische Mentalität. So kam es, dass ich in zahlreichen Banken Nummern zog und dementsprechend jedesmal halbe Ewigkeiten wartete, nur um gesagt zu bekommen, dass diese Filiale nicht wechselt. Den halben Vormittag damit vertan, machte ich mich anschließend auf den Weg zu einem großen Outdoor-Laden, zu dem mir Gerrit riet. Kleine aber wichtige Sachen konnte ich dort nachkaufen und zu meiner Überraschung auch zu nicht überteuerten Preisen. Etwa das wichtigste Kleidungsstück hatte ich einen Tag vorher verloren - mein Buff. Dort gab es zwar kein Original und auch nur in grünem Camouflage-Style, aber ein warmer Kopf und Hals war mir hier wichtiger als mein Pazifismus und meine Eitelkeit. Pro Tour brauche ich einen Spork. Denn wie auch in den Touren zuvor, habe ich ihn abermals zerbrochen. Ich schaffe das jedesmal, weil ich annehme, ihn etwas biegen und in meinen 1L-Topf zwängen zu können. Und da war noch das Kettenöl. Werkzeug, ja sogar Lagerfett - alles hatte ich dabei. Nicht aber Öl - und meine Kette schrie schon mit lautem Quietschen nach Erbarmen. Schließlich nahm ich noch ein Moskitonetz für den Kopf mit, da ich bislang aufgrund widersprrüchliche Mückenberichte darauf verzichtete, Gerrit aber meine, dass man es dort oben zum Atmen sogar bräuchte.

Glücklich über die günstigen Bereicherungen meiner Tour hatte ich nur noch 25 km nach Oslo einzuradeln. Da lohnte sich auch endlich mal mein Helm, denn in einer sandigen Kurve legte es mich hin und ich schhliff am Boden wie ein nasser Sack. Der Helm und meine gesamte linke Seite haben seitdem deutliche Schrammen. Doof nur, dass auch meine Radlerhose und das Shirt Löcher hatten. Hätte das nicht vor dem Besuch um Outdoor-Laden passieren können? Letztlich tröstete ich mich mit dem Gedanken, dass ich mit den kleinen Rissen abenteuerlicher und evtl. Sogar etwas martialischer aussehen muss. Dennoch zog ich lieber meine Windjacke drüber, wenn ich einkaufen war oder durch Oslo fuhr.

Oslo ist gewaltig!
Der Reiseführer bescheinigte ganz Norwegen einen ländlichen Charme, der sogar in Teilen der Hauptstadt zu finden seien soll. Ich radelte begeistert den Fjord entlang mit Blick auf die vielen Inseln. Vor dem Hauptbahnhof aber taten sich aber Skyscraper auf und ich fühlte mich auch aufgrund der Menschenmasse wie auf dem Time Square - wohl weil ich dort noch nie vorher war. Nach einigen Erkundungsfahrten durch die Stadt besorgte ich mir eine Simkarte wollte schließlich am Abend auf der Insel Langoyene campen - sort sollte es kostenlos sein und die ca. 7 Euro für zwei Einzelfahrten auf öffentlichen Fähren waren auch verschmerzbar.

Auf Langoyene sollte ich aber erst gegen 1 Uhr nachts ankommen, denn ich machte ein Abenteuer durch, dass ich in einem eigenem Forenpost erzählen werde. Denn das auch noch anzuschneiden würde diesen hier sprengen. Außerdem ist schon halb neun und ich muss noch raus aus Hamar.

Mit meiner norwegischen Sim und dem mobilen Internet möchte ich nun auch regelmäßiger berichten, damit nicht stets solche Riesentexte entstehen.

Bis morgen :-)
Manuel
von: :-)

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 22.06.14 19:03

Hallo Manuel,

ist kein "riesen Text" passt schon und Abenteuergeschichten sind immer willkommen. Also hau rein in die Tasten und her damit.

Mach mal weiter so, ich wünsch dir noch eine schöne und spannende Tour zum nördlichsten wasauchimmer von wasauchimmer. Übrigens ist Kneip-Brot (ja so wie der der Wasserdoktor - gesprochen allerdings Knipp) nach meiner Erfahrung das günstigste Brot in Norwegen.

Das es ein "original Buff" gibt wusste ich gar nicht. Mein "Buff" ist jedenfalls noch aus Zeiten wo es "Buff" noch gar nicht gab. Nannte sich damals Schlauchschal oder auch "leichte Halskrause" gabs in Motarradgeschäften und es wurde kein aufsehen drumm gemacht.

Dein Gefühl ein anderes Land erreicht zu haben kann ich sehr gut nachfühlen. Es ist ein Privileg des Radreisenden genau zu wissen wo er ist und wie er da hingekommen ist - auf dem Weg von zu Hause nach sonstwo. Flugreisende und abgeschwächt auch Zug- Schiff- und Autoreisende beamen sich von A nach B ohne den Übergang zu realisieren.

Gruß und gute Fahrt
Jörg
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 23.06.14 09:53

Zitat:
Lass das bei Gelegenheit nachzentrieren bzw. überprüfe täglich die Speichenspannung. Pasende Ersatzspeichen gekauft? Alte Nippel vom defekten Rad eingepackt? Hast du mittlerweile einen Speichenschlüssel dabei? Wird langsam Zeit...


Paar Nippel hab ich mitgenommen. Meine alten Ersatzspeichen passen nicht mehr an die Nabe mit Scheibenbremse. Werd in Lillehammer heute neue besorgen.

Gemütlicher Tag heute. Nur 60 km dorthin und dann ab zu n Couchsurfer schmunzel

Achja... ist mir zu aufwändig, die Fotos hiet einzufügen... Man kann sie direkt bei Flickr bestaunen. Dafür auch in voller Auflösung: https://m.flickr.com/#/photos/98035458@N05/

Ich lade immer was hoch, wenn ich wlan finde. Bei Gelegenheit werde ich sie auch noch korrekt beschriften und frei lizenzieren.

von: maxxcologne

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 23.06.14 11:47

Hallo Manuel,

sehr schön geschrieben, freue mich schon auf den nächsten Teil!

Weiterhin gute Reise, gruß,

Marcel
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 23.06.14 22:03

Das bereits beschriebene Time-Square-Gefühl überforderte mich ein wenig und ich irrte die Fußgängerzone von Oslo entlang, um ein wenig eine Art Überblick über die Stadt zu bekommen. Ich ordnete meine durcheinander gewirbelten Gedanken und suchte meine Notizen, die mir sagen sollten, was ich alles in der Stadt machen wollte. Da ich nach wochenlanger Beschaulichkeit solche Menschenmassen nicht mehr gewohnt war - in der Stadt war die Hölle los, flüchtete ich in den Skulpturengarten, wo ich unter meinesgleichen - also Touristen - verweilte. Schließlich zerronn der Nachmittag schnell und ich warf einen Blick auf den Fährenplan.

Ich musste noch zur Insel Langoyene im Oslofjord. Dort war Campen kostenlos. Zum Glück fuhr die Fähre stündlich bis 21 Uhr - so dachte ich! Zunächst wunderte ich mich, dass sie knapp eine halbe Stunde Verspätung hatte. Ein Blick abermals auf den Plan verriet ein Symbol, das auf eine Ausnahme hinwies. Im Juni wird die Insel nur bis 18 Uhr angefahren! Dank des Reiseradler-Wikis war ich eigentlich gebrieft im norwegischen Fährenplan-Chinesisch. DX5 heißt z. B.: Das Boot fährt zur entspr. Zeit täglich außer freittags. Umso mehr ärgerte ich mich über das kleine übersehene A, das auf eine Fußnote hinwies.

Trotzdem fragte ich die neben mir einzigen zwei wartenden Frauen ganz naiv, ob das gerade ankommende Boot nach Langoyene fährt. Nein, tut es natürlich nicht. Sie hatten sich im Internet ebenso im Fährenplan verlesen - obwohl sie aus Oslo kommen. Das anlegende Boot fuhr nach Gressholmen, einer anderen Insel direkt daneben. Sie fahren erstmal dort hin und versuchen dann von dort ein Boot zu finden, dass sie schließlich nach Langoyene bringen soll. Und wenn ich ebenso auf ein Abenteuer aus sei, könne ich mich ihnen anschließen. Natürlich war ich das. Und selbst wenn ich es nicht gewesen wäre, ich hatte keine andere Wahl. Aus der Großstadt jetzt noch rauszufahren um zu campen, dafür war es recht spät gewesen. Zudem wollte ich den Tag darauf wieder in die City. Da waren noch Museen zu besuchen und ein Laufrad mit Riss auszuschauen usw. Ich folgte also ohne zu zögern der Aufforderung. Der Fährmann, der aussah wie Captain Iglu - ehrlich! - aber hob die Hand: Fahrräder seien auf Gressholmen nicht erlaubt. Wenn ich mitwolle, müsse ich es abschließen und hierlassen. Das ging natürlich nicht. Ich fluchte innerlich alle norwegischen Schimpfwörter, die ich in meinem Norwegischkurs gelernt hatte. Warum zur Hölle klappt nun garnichts?! Jedoch ließ der weiße Rauschebart sich erweichen, nachdem ich ihm versicherte, dass ich ohnehin nach Langoyene will, auf den Inseln nicht radeln werde und morgen früh auch wieder aufs Festland übersetzte. Glück gehabt!

In Gressholmen angekommen realisierte ich erst, dass Marie und Linn Gepäck dabei hatten, das ein ganzer Hausstand hätte sein können. Zudem hatten beide je einen Sohn dabei. Marie, so erfuhr ich später, war gebürtige Spanierin aber kam schon als Kind nach Oslo. Linn war eine Punkerin - zumindest äußerlich - und redete nicht direkt mit mir, mit ihrem Jungen aber auch kaum, vielmehr mit ihrem Pitbull, den sie an der Leine führte. Nur als sie etwas englisch redete, war mir klar, dass sie das wohl nur wegen mir getan haben muss. Untereinander redeten sie natürlich norwegisch. Marie erklärte mir, wir müssten zum anderen Ende der Insel wandern. Dort sei eine Bar und vielleicht findet sich dort jemand mit einem Segelboot. Natürlich hatte die Bar zu. Daher zückte sie das Handy und es sollte ein Freund mit einem Boot kommen. Indessen nahm ich ihr beim Wandern die große Sporttasche ab, in der Backsteine gewesen sein müssen. ``You ok, german?`` fragte sie hin und wieder, obwohl ich ihr schon längst meinen Namen verriet, und ich bejahte dies. Auf meiner langen Reise hatte ich auch wirklich schon Anstrengenderes hinter mir. Zudem war ich recht ausgeruht von den kurzen Strecken der Vortage und dem Aufenthalt bei Gerrit. In Gewissheit, jederzeit irgendwo campen zu können, störte mich auch die Ungewissheit nicht, wann und ob überhaupt wir noch zur anderen Insel übersetzen werden. Am anderen Ufer von Gressholmen warteten wir also. Es wurden über 3 Stunden. Die alleinerziehenden Mütter, die beide jünger gewesen sein müssen als ich, und deren Kinder verloren abwechselnd die Geduld. Ich erkannte das entweder am scharfen Ton, den sie untereinander führten oder am sporadischen Heulanfall der Jungs im Grundschulalter. Ich ließ mich nicht davon anstecken, sammelte Muscheln, bestieg einige Felsen, genoss die Aussicht und schoss Fotos. Marie rannte von Felsen zu Felsen mit ihrem Handy am Ohr und wedelte mit ihrem Sonnenschirm. Linn wickelte sich in eine Decke ein und schlief. Ihr Pitbull war angeleint, zitterte fürchterlich, da er im Wasser war und ein scharfer Abendwind ging. Ich zog Hose und Jacke an und packte schließlich meine Brotzeit aus. Die Jungs saßen sich zu mir und ich teilte meine schwedischen Pitas mit Frischkäse mit ihnen.

Es war halb zwölf in der Nacht und noch recht hell. Noch immer konnte man den gesamten Oslofjord überblicken, da näherte sich ein kleines Segelboot mit einem Ruderboot im Schlepptau dem felsigen Ufer. Der Mann um die 50 stellte sich mit Karl bei mir vor und wir luden alle Taschen ins Boot sowie mein Fahrrad ins Beiboot. Ich ärgerte mich, die Taschen am Rad gelassen zu haben. Ja sogar mein Handy ließ ich in der Oberrohrtasche. Panische Bilder kamen in mein Kopf, wie das Beiboot voll Wasser lief oder gar mein Rad im Fjord versank. Doch nun war es zu spät und wir segelten ans andere Ufer. Bei jeder schaukelnden Bewegung bekam ich Angst um mein Rad und blickte stets sorgenvoll hinüber zum schwankenden Ruderboot. Eigentlich hätte ich genausogut auf Gressholmen zelten können. Ich wollte ja am Morgen ohnehin wieder zurück in die Stadt. Aber Marie versicherte mir stets, dass es nicht mehr lang dauerte, bis das Boot kommen sollte.

Es waren nur noch wenige Meter zur Anlegestelle von Langoyene, da kamen große Scheinwerfer direkt auf uns zugefahren - es war die Wasserpolizei. Nach längerem Gebrabbel auf norwegisch erkundigte ich mich doch, ob es irgendwelche Probleme gab. Wie ich es verstanden hatte, hätte der gute Karl ein Licht an seinem Kahn montieren müssen. Auch wenn es um Mitternacht nur etwas dämmerte. Letztlich folgte die Polizei uns bis zur Anlegestelle, Karl verschwand im Polizeiboot und wir entluden das Segelboot. Er musste wohl Strafe zahlen, wie ich erfuhr.

Mit ihrem Gepäck, ihrem Hund und ihrem Sohn machte sich Linn gleich auf ins Landesinnere. Ich fragte Marie, ob wir eben noch mein Rad aus dem Beiboot hieven könnten. Sie meinte nur, dass ich ins Wasser steigen könne und es zum Ufer tragen müsse. Die Anlegestelle war erhöht, sodass wir das Rad nicht auf den Steg hätten heben können. Und das Boot lag auch 10 Meter von der Küste entfernt, die eine Wüste scharfer Steine war, und kein Badestrand.Ich zog also Schuhe aus und tappte in Radlerhose vorsichtig über den gefühlten Scherbengrund zum Ruderboot, bis ich bis zur Hüfte im eiskalten Wasser stand. Ein Glück, dass das Rad mit Gepäck so leicht war. Daher musste ich nicht zweimal gehen und schulterte es vorsichtig. Die letzten Meter konnte ich es durchs Wasser schieben, auch wenn ich Angst um meine Reifen hatte. Zahlreiche Steinchen und zerbrochene Muscheln machten den Akt unerträglich.

Während ich also mein Rad letztlich unbeschadet und fast trocken retten konnte, hatten sich meine Begleiter alle schon aus dem Staub gemacht. Die werten Damen hätten sich wenigstens für den Transport ihrer Backsteine bedanken können. Ich hätte dasselbe für die Überfahrt getan. Oder wenigstes Tschüss sagen können... Aber letztlich war es mir nur recht, alleine zu campen. So sympatisch waren sie mir eh nicht, die Kinder waren ohnehin anstrengend und ich wollte ja vormittags bald los. An der erstbesten Stelle baute ich mein Zelt auf und zog um kurz nach 1 Uhr nachts endlich meinen Schlafsack zu. Linn hörte ich noch manchmal aus der Entfernung mit ihrem Hund und/oder ihrem Sohn schimpfen. Dennoch schlief ich schnell ein. Puh!

Am Samstag wollte ich mich zuerst um meine gerissene Felge kümmern. Da mir hier doch alle zu einem schnellen Tausch geraten haben, klapperte ich einige Radläden ab. Die günstigste gute Felge nahm ich schließlich für 800 Kronen (=100 Euro). Um ein Wochenbudget ärmer aber glücklich, dass alles wieder funktioniert, überlegte ich, endlich einige Touri-Aktionen zu machen. Ich wollte das Wikingerschiffmuseum sehen und in der Nähe sollten noch andere interessante Orte sein. Letztlich entschied ich mich aber fürs Weiterfahren. Ich hab in Oslo genug erlebt, dachte ich mir, und einen ausgiebigen Touristenaufenthalt würde ich in einem anderen Oslo-Besuch lieber machen wollen, bei dem ich auch nicht alleine bin.

Witzig: Einige Kilometer vor der Stadt war der IKEA zu finden. Ich konnte nicht widerstehen und wollte den Preis für den Hotdog vergleichen. 5 Kronen! Also knapp 60 Cent! Ich bin froh, dem 10-Euro-Döner in der Innenstadt widerstanden zu haben und aß gleich drei Hotdogs. Es war das Erste, was hier billiger war als daheim. Der IKEA liegt direkt an der Radroute nach Lillehammer. Ein echter Geheimtip für Radreisende. ;-)

In der Olympiastadt von 1994 bin ich nun auch im bequemen Bett eines Couchsurfers - hab ich ein Glück! Den Weg dorthin und den langen Tag heute möchte ich morgen beschreiben. Sodass die Lücke zwischen Jetz und Bericht endlich etwas kürzer wird.

Gruß
Manuel
von: Falk

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 23.06.14 22:22

Ja Wahnsinn!
Ich wäre einfach zu einem der beiden städtischen Zeltplätze gefahren (der in Bogstad gefällt mir besser), auch wenn die inzwischen ziemlich teuer sind…
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 24.06.14 13:41

Mensch, da hast Du ja Abenteuerliches und Eindrückliches erlebt! Solche Erlebnisse bleiben für Jahre oder für's Leben. Das mit den zwei Frauen, ihrer "Bagage", der Bootsfahrt, campen auf dieser Insel! Tolle Erlebnisse!
Wenn Dein Wochenbudget für Norwegen 100 Euro sein sollen, dann wird die kommende Zeit in Norwegen aber hart und entbehrungsreich sein!! Das würd' ich nicht schaffen, denn es ist ja nicht überall ein Ikea und von Narvesen Rosinenbrötchen (Boller) und Kaffee würde ich auch nicht länger als max. ein Wochenende leben wollen schmunzel Dann lieber in D wieder sparen - so wär's zumindest für mich! Ganz viel Spaß noch und merci für die Berichte!!
von: gaudimax

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 24.06.14 22:31

Servus!

Wenn du noch in Lillehammer bist kann ich dir zur Weiterfahrt den ca. einen Tage kostenden Abstecher über den Peer Gynt Vegen empfehlen.
Für mich war das auf meiner Nordkapreise 2006 der einzige Punkt, auf dem ich mit den berühmten norwegischen Fjells in Berührung kam.

Ab Throndheim MUSST du dann die Küstenstraße 17 fahren, für mich DIE Traumstraße schlechthin.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.06.14 07:53

Also mit 100 Euro für Verpflegung die Woche kommt man selbst in Norwegen ganz gut klar, ohne sich irgendwie einschränken zu müssen. Dabei ess ich durchaus ausgewogen. Meist Obst und Kekse zum Frühstück, tagsüber Brot mit Wurst oder Fisch und abends mach ich manchmal Nudeln oder Reis warm, wenn ich nicht zu faul zum kochen bin.

Wenn man natürlich stets seinen Chai-Latte zubereiten oder Gemüse für die Wok-Pfanne vorher anbraten will, kann man natürlich auch gern das Doppelte ausgeben.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.06.14 08:07

Leider n Tag zu spät für Peer Gynt, Berti. Bin in Lillehammer den Berg hoch und fahre nu rechts vom Tal entlang.

Ab Trondheim hab ich die Fähre nach Rørvik geplant. Entspricht das deiner Straße oder wo geht die lang?

Hab generell für die Route an der Küste entlang einfach die Fernradroute genommen, die glaubich auch hier im Wiki ist. Lohnende Abweichungen davon müsst ihr mir sagen! schmunzel
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.06.14 11:05

In Antwort auf: el loco
800 Kronen (=100 Euro). Um ein Wochenbudget ärmer aber glücklich, dass ...

In Antwort auf: el loco
Also mit 100 Euro für Verpflegung die Woche kommt man selbst in Norwegen ganz gut klar, ...


OK, wenn 100 Euro als reine Verpflegungspauschale pro Woche gemeint sind, kann das, sich sparsam verpflegt, hinkommen. Meine Aufenthalte sind schon 2-4 Jahre her...
In deinem Beitrag, auf den ich mich bezogen hatte, hast du von 100 Euro Wochenbudget gesprochen, was ja dann mehr als die Verpflegung umfassen würde.
von: Everic

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.06.14 19:16

In Antwort auf: el loco

Ab Trondheim hab ich die Fähre nach Rørvik geplant. Entspricht das deiner Straße oder wo geht die lang?


Er meint diese Straße.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.06.14 20:12

In Antwort auf: steph_tr

OK, wenn 100 Euro als reine Verpflegungspauschale pro Woche gemeint sind, kann das, sich sparsam verpflegt, hinkommen. Meine Aufenthalte sind schon 2-4 Jahre her...
In deinem Beitrag, auf den ich mich bezogen hatte, hast du von 100 Euro Wochenbudget gesprochen, was ja dann mehr als die Verpflegung umfassen würde.


Najaaa.. das meint ich doch. Ist doch auch der größte Posten. Fährüberfahren, Koks und Nutten kalkuliere ich extra.
von: Hansflo

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.06.14 20:22

In Antwort auf: el loco
Fährüberfahren, Koks und Nutten kalkuliere ich extra.


wissen wir ja: Crowdfunding Nürnberg-Nordkap: http://www.startnext.de/nuernberg-nordkap

H.
von: Anonym

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 26.06.14 05:47

In Antwort auf: el loco
Fährüberfahrten, Koks und Nutten kalkuliere ich extra.

Interessant, dann kannst Du sicher auch ein paar Fotos von den Damen bei Flickr einstellen. lach
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 26.06.14 12:34

Touché, Hansflo! Musste herzhaft lachen grins
von: Hansflo

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 26.06.14 15:05

jetzt, wo die Leute wissen, worum es wirklich geht, musst du nur mehr kostenpflichtige Videos von deinen "Fährüberfahrten" einstellen und du kannst die ganze Welt mit den Spenden umrunden.

H.
von: macrusher

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.06.14 16:34

In Antwort auf: svenTsmiegel
Ich habs noch nicht ganz verstanden: Warum nun genau sollte Dir jemand Geld für Deinen Urlaub spenden? Baust Du den Samen nen neuen Brunnen (da gibts übrigens genug Wasser, das wird kaum nötig sein) oder bringst Du schwedischen Grundschülern einen neuen Pack Bücher vorbei (bei dem Schulsystem auch garantiert sinnbefreit)?
Ach ja, wo ich schon mal beim Thema bin: Ich fahr am Samstag in meinen jährlichen Radurlaub. Sollte jemand zuviel Geld haben und mich unterstützen wollen, so überweise er dieses bitte an mich. Ich werde damit auch garantiert eine schöne Zeit verbringen!


Wie wär's damit: ihr wollt Unterhaltung und hier im Forum was Lesen (offensichtlich liest du ja auch mit). Den gäb's nicht ständig was Neues zu lesen um darüber zu diskutieren, wärt ihr nicht hier.

Das was er macht nennt man Content produzieren. Trotz steigendem Automationsgrad erledigt sich das noch nicht von selbst und kostet Arbeit, Zeit und Geld. Fraglich ist auch ob du, sofern es das gäbe, Spass dran hättest billigen, automatisch generierten Content zu konsumieren.

Davon abgesehen stellt er euch den Content frei zur Verfügung, und es ist ganz allein dir überlassen ob du ihn unterstützt. Niemand setzt dir die Pistole an die Schläfe und zwingt dich ihm Geld zu geben.

just my 2 Cents...
von: :-)

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.06.14 19:06

Schon lustig, dass man sowas erklären muss. Ist eigentlich das gleiche wie die diversen Shareware-Konzepte bei denen die Software frei zur Verfügung gestellt wird aber mit der Bitte bei Gefallen netterweise einen Betrag X zu überweisen. Oder auch wie die Straßenmusikanten die die Fußgänger kostenlos beglücken aber der Hut liegt bereit um Geldspenden entgegen zu nehmen.

Für mich überraschender Weise scheint es bei ihm ja ganz gut zu funktionieren. Ich hab schon einige Radfahrer kennengelernt, die auf ihrer Seite um Spenden gebeten haben (nannte sich da schlicht Sponsoren zwinker ) Aber normalerweise ist das kaum von Erfolg gekrönt. Das er Spender (Sponsoren) gefunden hat, ist vielleicht dadurch zu erklären, dass er seine Werbung auf der richtigen und relativ neuen Plattform gestartet hat die genau dafür da ist.

Gruß
Jörg
von: hansano

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.06.14 19:16

In Antwort auf: el loco
Wie schon erwähnt, erinnerte mich Schweden bis Göteborg


Insgesamt eine netter Bericht und die Reaktionen der Forumsmitglieder sind auch lesenswert.

Wie bist du bis Göteorg gefahren?

Gruß und gute Fahrt

micha
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.06.14 20:02

In Antwort auf: Everic
In Antwort auf: el loco

Ab Trondheim hab ich die Fähre nach Rørvik geplant. Entspricht das deiner Straße oder wo geht die lang?


Er meint diese Straße.


Ist diese Straße nicht sowieso auf dieser Route? Genau die wollte ich eigentlich fahren und die liegt nu auch vor mir.

Einzige bisher geplante Abweichung ist ein Abstecher auf die Insel Vega. Soll sich wohl lohnen. Andere lohnende Abweichungen sind mir willkommen. Nur her damit!
von: Everic

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.06.14 21:28

In Antwort auf: el loco

Ist diese Straße nicht sowieso auf dieser Route? Genau die wollte ich eigentlich fahren und die liegt nu auch vor mir.


Stimmt. Wenn ich mir die Strecke anschaue, bekomme ich richtig Lust. Die Gegend um die Sieben Schwestern, Lofoten, Senja und Lyngen; du kommst an allem vorbei, was ich gerne noch mal sehen würde. Wenn du keine Angel dabei hast, würde ich mir eine und eine Hand voll Pilker kaufen. In Lyngen war es richtig frisch (weiter bin ich nicht gefahrenn), daher der Hinweis, dass es in Norwegen klasse Outdoor-Klamotten gibt, warme Sport-Unterwäsche, die auch nicht viel teurer ist als in D, aber viel besser. Je weiter du in den Norden kommst, umso teurer wird alles und umso spärlicher das Angebot.

Ich wünsche dir eine gute Fahrt und möglichst gutes Wetter.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.06.14 23:58

In Antwort auf: :-)
Schon lustig, dass man sowas erklären muss. Ist eigentlich das gleiche wie die diversen Shareware-Konzepte bei denen die Software frei zur Verfügung gestellt wird aber mit der Bitte bei Gefallen netterweise einen Betrag X zu überweisen. Oder auch wie die Straßenmusikanten die die Fußgänger kostenlos beglücken aber der Hut liegt bereit um Geldspenden entgegen zu nehmen.

Für mich überraschender Weise scheint es bei ihm ja ganz gut zu funktionieren. Ich hab schon einige Radfahrer kennengelernt, die auf ihrer Seite um Spenden gebeten haben (nannte sich da schlicht Sponsoren zwinker ) Aber normalerweise ist das kaum von Erfolg gekrönt. Das er Spender (Sponsoren) gefunden hat, ist vielleicht dadurch zu erklären, dass er seine Werbung auf der richtigen und relativ neuen Plattform gestartet hat die genau dafür da ist.

Gruß
Jörg


Schon lustig, dass ich es auch gern nochmal erkläre. Ich bitte hier nicht um Spenden. Das ist mir mit nem Vollzeitjob tatsächlich zuwider! Spenden tut man, ohne etwas dafür zu bekommen, nicht so bei Crowdfunding.

Wenn du mich schon mit nem Straßenmusiker vergleichst, dann bitte richtig:
Ja, ich mache Musik, ohne dass mir jemand etwas dafür geben muss. Geben aber genug Leute etwas, bekommen alle Unterstützer(nicht Spender) ne CD vom Musiker. Sind es zu wenige, bekommen alle ihr Geld zurück. Obwohl er musiziert hat. Schade zwar, aber das macht nix, denn er musiziert ja gern.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 28.06.14 00:06

In Antwort auf: hansano

Wie bist du nach Göteborg gefahren?


Ganz einfach den Cykelspåret die Küste hoch. Durch Deutschland schnurstracks nach Rügen. Auf Seite 1 dürft noch der Link zu meiner Route sein, von der ich bisher nur geringfügig abgewichen bin.
von: :-)

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 28.06.14 05:39

In Antwort auf: el loco
Ich bitte hier nicht um Spenden.


Doch tust du, und das ist auch überhaupt nicht schlimm und muss dir gar nicht zuwider sein. Ob du es Spender, Unterstüzer, oder Sponsoren nennst spielt dabei keine Rolle.

Mir ist völlig bewusst, dass du etwas dafür lieferst. Eben ähnlich wie die Straßenmusikanten oder die Sharewareprogrammierer. Die "Arbeit" machst du eh, ob du was kriegst oder nicht und die Arbeit (sowohl das schreiben, als auch die Tour selbst) machst du gern und freiwillig. Ist aber Geld-, Arbeits- und Zeitintensiv. Die Arbeit einen vernünftigen Bericht zu verfassen und der Bericht selbst ist durchaus wert bezahlt zu werden. Hab mir ja auch freiwillig und mit viel Freude die Finger wundgetippt. Konnte mich dann aber wirklich nicht mehr aufraffen das ganze auf Buchform zu komprimiren, die langweiligen Stellen zu streichen und die Texte zu überarbeiten.

Ich finde deine Idee gut, hab aber eben ähnliches schon öfters auf Radfahrerseiten gesehen. Der eine Verkauft T-Shirts mit seinem Logo, der andere versucht sein Buch zu verkaufen bevor es geschrieben ist. Fotos, Grußkarten, etc.

Die liefern alle was für ihre Spender/Unterstützer/Sponsoren. Bei dir steht das Konzept nur mehr im Vordergrund, deswegen wird da hier überhaupt darüber gesprochen und die Plattform ist dafür eben eine neue.

Jedenfalls weiterhin viel Spaß und noch ein paar spannende Erlebnisse - die die nächtliche Bootstour zur Campinginsel find ich herrlich - schmunzel . Diese Erlebnisse sind das Salz in der Suppe und werden dir immer in Erinnerung bleiben.


Gruß
Jörg
von: ro-77654

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 28.06.14 10:29

In Antwort auf: el loco
Ich bitte hier nicht um Spenden. Das ist mir mit nem Vollzeitjob tatsächlich zuwider! Spenden tut man, ohne etwas dafür zu bekommen, nicht so bei Crowdfunding.


Naja. Ein paar Zeilen Tippen und Reisen ist für mich kein richtiges Arbeiten.

Ich bin etwas irritiert: Du hast einen Vollzeitjob und suchst Leute, die deine Reise mitbezahlen. Ich hatte angenommen, dass du wenig oder nix auf dem Konto hast. Meine Ansicht: Wenn schon Reisen per Gruppenfinanzierung (mit)bezahlt werden, sollte man diese Möglichkeit Leuten überlassen, die selbst kein Geld haben bzw. es auch nicht verdienen können. Es gibt genug Leute meist im Alter von Mitte 50, die wegen ihres Alters nie wieder einen guten Job bekommen werden und noch irgendwie die Zeit bis zur mageren Rente überbrücken müssen.
von: macrusher

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 28.06.14 11:17

In Antwort auf: :-)
Schon lustig, dass man sowas erklären muss. Ist eigentlich das gleiche wie die diversen Shareware-Konzepte bei denen die Software frei zur Verfügung gestellt wird aber mit der Bitte bei Gefallen netterweise einen Betrag X zu überweisen. Oder auch wie die Straßenmusikanten die die Fußgänger kostenlos beglücken aber der Hut liegt bereit um Geldspenden entgegen zu nehmen.

Für mich überraschender Weise scheint es bei ihm ja ganz gut zu funktionieren. Ich hab schon einige Radfahrer kennengelernt, die auf ihrer Seite um Spenden gebeten haben (nannte sich da schlicht Sponsoren zwinker ) Aber normalerweise ist das kaum von Erfolg gekrönt. Das er Spender (Sponsoren) gefunden hat, ist vielleicht dadurch zu erklären, dass er seine Werbung auf der richtigen und relativ neuen Plattform gestartet hat die genau dafür da ist.

Gruß
Jörg


Ich geb dir teilweise recht.

Teilweise deshalb, weil Strassenmusik oder Strassenperformance auf den ersten Blick gleich auf den zweiten aber doch etwas anders funktioniert. Vor allem bei Performances liegt der Unterschied darin, dass normalerweise der eine Teil performt und der andere das "Zuschauermanagement" übernimmt, d.h. er weckt Interesse für die Darbietung, und sondiert potentielle Geldgeber, die er/sie dann gezielt angeht.

Was Sponsoring angeht:
Sponsoring ist ein Geschäft, ein Deal. Du bekommst irgendwas dafür lieferst du irgendwas. In der Regel ist das Medienpräsenz die dem Sponsor nützt. Darum wird ein Vogelfutterhersteller kaum einen Reiseradler unterstützen, es sei denn der Reiseradler kann ihm erklären was für einen Benefit er als Sponsor hat wenn er ihn oder sein Projekt unterstützt.

Meistens findet die Unterstützung in Form von kostenloser oder reduzierter Ware statt (finanzielle Mittel zu bekommen ist sehr schwierig, vor allem als Noname und/oder unmfassende Unterstützung durch professionelle PR).

Der Aufwand um diese Zuwendungen zu "vergelten" ist dabei oft nicht unerheblich. Ob der Aufwand es wert ist, wegen einem Buff und einem Preisnachlaß von insgesamt ~1000€ sich die Mühe zu machen Sponsoren zu akquirieren, muss jeder selbst entscheiden.

Aus meiner Sicht der einzige Grund das zu tun ist Erfahrungen zu sammeln und Reputation aufzubauen wenn man vor hat langfristig diese Route einzuschlagen. Ansonsten ist es effektiver, stressfreier und weniger frustrierend mehr zu sparen, mehr zu arbeiten, oder seine Bedürfnisse runterzuschrauben.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 10:38

Oslo habe ich recht bald verlassen, wie schon geschrieben habe, am letzten Samstag. Das Wetter war bewölkt und die Vorstädte in Richtung Lillehamer zogen sich ewig. Mehrere Stunden fuhr ich noch durch schmucklose Wohn- und Industriegebiete. Es dauerte, bis es wieder etwas ländlicher wurde und die Landschaft sollte erst wieder etwas attraktiver werden, bis ich den großen See Mjøsa erreichte. Er zieht sich in einem Tal an den einzigen größeren Ortschaften Hamar und Lillehammer mehr als 100 Kilometer durchs Land. Ein Panorama eines Alpensees bot sich mir zwar nicht, aber dennoch war die Strecke rechts am See vorbei durch schöne Flecken geprägt.

Für diesen Reiseradler-Alltag durch mittelmäßige Gebiete hatte ich mir extra Hörbücher mitgenommen. Nachdem ich schon einige zweimal gehört hatte, denn nach einem Tag mit 8 Stunden Hörzeit war ein Buch durch, hob ich mir den dicksten Schinken noch auf. Herr der Ringe aber dauerte 158 Stunden und sollte mich et was länger unterhalten. Kenner des Buches aber wissen, dass die Geschichte anfangs ziemlich zäh hinzieht. Den ganzen Sonntag habe ich pausenlos dem Märchenonkel gelauscht und Frodo war noch immer nicht aufgebrochen! Dafür war ich nun bestens informiert in der Geschichte der Pfeifenrauchkunde der Hobbits.

Leider verlief die Landstraße in eine Baustelle, welche in die Quasi-Autobahn mündete. Und bevor ich mich versah, radelte ich auch schon auf der verengten Autobahn ohne Überholspur. Laut Karte sollte sich die Strecke hier 40 km lang ziehen - fast bis nach Hamar. Eine Stunde lang rauschten Lkws mit Haaresbreite an mir vorbei. Manche Autofahrer hupten, was ich innerlich fluchend versuchte zu ignorieren. Denn ich hatte keine Alternative, wenn ich weiter gen Norden fahren wollte. Zum Glück aber gab es bald eine kleine Abzweigung, ein Umweg, der rechts den Berg hoch ging. Lieber schwitzen statt sterben, dachte ich mir. Denn die Fahrbahn wurde immer enger, sodass mich nichtmal ein Auto hätte überholen können, wenn nur ein Hauch an Gegenverkehr vorhanden war. Und so erreichte ich Hamar unversehrt und campte gleich hinter der Stadt.

Lillehammer aber sollte nur ca. 60 km entfernt sein. Dort war ein weiterer Zwischenstopp geplant, ich hatte nämlich einen Couchsurfer gefunden. Nach nicht mal einer Woche hatte ich also wieder eine Dusche und ein Dach über den Kopf beim Schlafen. Dementsprechend gemütlich radelte ich in die Olympiastadt von 1994 ein. Mein Gastgeber war Hans, ein 50-jähriger Zeitungsausträger, wie sein Profil verriet. Ansonsten spärliche Infos über die Person, aber gute Referenzen. Ohnehin sind mir ältere Leute beim Couchsurfen lieber als 20-jährige Grünschnäbel. Mit ihnen lässt es sich einfach besser auskommen und unterhalten..

Ich sollte bei Hans zuhause auftauchen. Dank mobilem Internet und Google mit der Adresse kein Problem. Zuvor wollte ich jedoch alleine in die Innenstadt und mir einen Eindruck vom Ort verschaffen. Ich fotografierte ein schickes Gebäude, da tippt mich ein grauhaariger Zwei-Meter-Mann an. Es war Hans und er erkannte mich an meinen Profilbildern. Ich war natürlich überrascht über diesen Zufall. Er entgegnete nur: ¨It`s a small town!¨ Okay. Jetzt, wo ich ihn etwas kennengelernt habe, traue ich ihm durchaus zu, dass er mir in der Innenstadt aufgelauert hatte. Denn wie er erzählte, hatte er eh gerade Urlaub und er verbrachte seine Zeit damit, durch Cafés, dem Bahnhof oder der Bibliothek zu tingeln, um dort seine Zeit zu vertreiben. Das hatten wir auch zunächst zusammen gemacht, während er mir zu jedem Ort auch was zu berichten wusste. Das war mir nur recht, schließlich wollte ich ja etwas erfahren über die Orte, die ich bereise. Hans aber redete so viel, dass irgendwie immer mindestens die Hälfte an mir vorbei ging. Um dennoch weiterhin interessiert zu wirken - was ich ja auch eigentlich war - versuchte ich, einige Zwischenfragen zu stellen. Aber keine Chance, Hans zu unterbrechen! Er hebte etwas die Stimme und das Tempo, was einen Dialog schlicht unmöglich machte. Schließlich merkte ich, dass ich mir die Mühe auch garnicht machen musste.

Mit dieser seltsamen aber wohl interessanten Person verbrachte ich also den restlichen Tag in Lillehammer. Nach einer ewigen Stadtführung auf dem Rad, lud er mich in einem wirklich nobel aussehendem Restaurand zum Abendessen ein. Nachdem wir alles vonwegen ¨Das ist doch nicht nötig!¨ usw. Hinter uns hatten, wies ich ihn auf meine Radlerkluft hin. Die war wieder solch einem Etablissement angemessen noch, naja, sagen wir mal frisch! Denn er fing mich ja schließlich ab und wir tingelten mit meinem Sack und Pack durch die Stadt. Ich hatte also keine Chance, mich irgendwie sozialtauglich herzurichten - geschweige denn zu duschen oder umzuziehen. Er verstand, sodass wir zumindest draußen saßen. Das Menü aber war top. Lasagne mit Blattsalat und als Nachtisch einen Käsekuchen - den leckersten, den ich je gegessen habe. Er sagte mir, dass das Menü pro Person nur 120 Kronen kostete, also 15 Euro. Das war für norwegische Verhältnisse und erst recht dieser Qualität schier unglaublich.

Begeistert vom Essen, dachte ich, dass wir nun nach Hause fahren werden und ich endlich der lang ersehnten Dusche fröhnen könnte. Von wegen - es sollte noch nach Maihaugen, einer Art Freilichtmuseum, gehen. Der Eintritt von knapp 20 Euro verschmerzte ich, da ich mir ja das Abendessen sparte. Er war so hoch, da den ganzen Tag dort Veranstaltungen geboten wurden, es war Mittsommernacht. Die waren aber alle schon vorbei, denn es war schon nach 9 Uhr. Ich freute mich dennoch über meine erste Stabkirche und viele hergerichtete historische Gebäude.

Es war schon kurz vor 12, als wir Maihaugen verließen und der Tag war noch immer strahlendhell. Daran hatte ich mich noch nicht gewöhnt, wenn ich auch im Zelt stets mit Augenmaske schlafe. Ich schlief die Nacht richtig gut in meinem eigenenm Zimmer bei Hans. Er hatte ein kleines, recht vollgestopftes aber gemütliches Bungalow am Stadtrand. Um 10 weckte er mich schließlich fast schon fordernd. Ich erzähhlte ihm über meine weitere Reise. Die Radroute ging in Lillehammer 700 Höhenmeter in die Berge. Er riet mir eindringlich, im Mjösa-Tal zu bleiben, es sei doch so schön. Ich aber erklärte ihm, dass ich genug von der Zivilisation hatte und endlich in die unberührt wirkende Natur vordringen wollte, nachdem ich bisher die ganze Tour fast ausschließlich in bewohnten Gegenden verbrachte.

Ich sollte nicht enttäuscht werden: Einmal den Berg hochgestrampelt wurde ich durch ein Waldpanorama belohnt, das mich in die Ferne schweifen lässt und die unendlichen Weiten Norwegens erahnen lässt, die nun noch vor mir lagen. Herr der Ringe brauchte ich nun nicht mehr, ich hatte nun endlich mein eigenes Abenteuer und radelte trotz ständigem Auf und Ab und unbefestigten Wegen durch Wald- und Feldwege mit ständig wechselnden Panoramen. Natürlich war die Landschaft von einigen Hütten gesprenkelt, die ihr zusätzlich einen gewissen Charme verliehen.

Einen Haken aber hatte die Route oben entlang des Tals. Ungefähr am Ende des Mjösa, sollte es zum kleinen Ort Ringebu wieder hinab zum See gehen, nur um die ganzen 700 hm gleich an anderer Seite wieder hochzuradeln. Ich machte zwar eine Alternativroute ausfindig, aber ob diese 20 km radelbar waren, wusste ich nicht. Schlimmstenfalls hätte das einen ganzen Tag Schieben bedeutet. So fuhr ich also in 15 Minuten ca. 15 Kilometer herunter und machte eine lange Pause in Ringebu, denn ich wusste, was mir bevorsteht und wollte mich nicht aufraffen. Zudem war es schon 19 Uhr. Ich überlegte, hier unten die Nacht zu verbringen, jedoch hätte mich die Steigung am Morgen noch mehr angekotzt. Es half nichts, 15 km lang in ca. Eineinhalb Stunden den ganzen Berg also wieder hoch. Oben aber tat sich eine baumlose Tundra vor mir auf, die mich zunächst begeisterte. Schließlich ging es auch hier noch latent bergauf und der Wind wehte unerträglich. Zum ersten Mal hatte ich mich richtig warm einzupacken. Dennoch war die Strecke aufregend mit weiten Steppen voller Moos und anderem Gestrüpp sowie einigen schneebedeckten Bergspitzen, die auch hinter anderen Hügeln immer wieder vorlugen. Das Zelt war auf der Steppe nicht zu verstecken und ich hatte es für die Nacht gegen den Wind richtig fest abzuspannen.

Wo es aber hoch geht, geht es auch immer hinunter. Damit tröstete ich mich stets bei endlosen Steigungen und fand Gefallen an der dünn besiedelten Gegend zwischen Lillehammer und Trondheim. Dort, in der drittgrößten Stadt Norwegens kam ich schließlich Freitag Abends an.

Ich stellte fest, dass ich einen Tag zuvor ungefähr die Hälfte meiner Strecke zurückgelegt haben muss. Ich bin nun schon so weit gereist und durch so viele Städte, dass ich es mir nur schwer vorstellen kann, dass noch einmal soviel an Norwegens Fjorden entlang zurückzulegen ist. Ich freue mich einerseits, andererseits fürchte ich mich fast ein wenig. Denn das Wetter wird nicht besser und wärmer werden und die Gegenden immer dünner besiedelt. Insgesamt aber freue ich mich auf das Abenteuer, wofür ich schließlich diese Reise mache.

Raus aus der Komfortzone, rein ins Abenteuer!
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 10:58

Viel Spass dann im schoenen Trondheim! Geh' auf alle Faelle hoch zur Festung (von der Innenstadt aus). Oben kann man interessantes erfahren und hat natuerlich einen schoenen Blick auf die Stadt. Ich wuerde zu Fuss hochlaufen, denn die Strasse von der Innenstadt hoch ist doch sehr steil, wenn ich das noch recht in Erinnerung hab'. Flanieren am Fluss ist auch schoen. Und in der Stadtbuecherei kannst du problemlos und in angehmer Atmosphaere in's Internet!
Sag' dann Trondheim bitte einen schoenen Gruss von mir und damit auch meinen Bekannten Inger, John und Ludwig zwinker
von: Karl der Bergische

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 17:49

Kann mich erinnern, vor etwa 6 Jahren in Trondheim einen Fahrrad-Schlepplift gesehen (oder geträumt?) zu haben, in den man seinen Drahtesel einhaken und einen Berg hochziehen lassen konnte. Keine Ahnung, ob's den noch gibt.
Karl
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 20:17

... der böse, böse Karl veräppelt mich, oder?? zwinker
An diesen Radlift erinner' mich, obwohl's einem Land wie Norwegen durchaus zuzutrauen wär, nicht! Und die Innenstadt von Trondheim ist so klein und der Weg hoch zur Festung recht kurz aber sehr steil, dass ich da einen Radlift voll übertrieben fänd'. Aber man kann viel nicht verstehen, was so um uns rum passiert schmunzel
von: :-)

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 20:19

In Antwort auf: Karl der Bergische
Kann mich erinnern, vor etwa 6 Jahren in Trondheim einen Fahrrad-Schlepplift gesehen (oder geträumt?) zu haben, in den man seinen Drahtesel einhaken und einen Berg hochziehen lassen konnte. Keine Ahnung, ob's den noch gibt.
Karl


Geträumt hast du nicht.

Du meinst den Lift



Ich hab leider erst oben festgestellt wofür die komische Schiene am Rand da ist und hab mein Rad mühsam selbst hochgeschoben . Bin dort auch vor 6 Jahren also 2008 vorbeigekommen auf dem Rückweg vom Nordkapp. Mensch war das ne tolle Tour. Ab (für mich vor) Trondheim sozusagen ähnlich wie die Strecke die Manuel jetzt fährt, kann man ihn nur beglückwünschen für das was vor ihm liegt. Ein wenig Sehnsucht macht sich da bei mir breit.

@el loco: Auf deiner Seite führt der GPSsies Link zur Strecke Oslo-Nordkapp zu einer privaten, also für die allgemeinheit gesperrten Strecke. Aber auf deiner GPSies-Seite sind zwei (sehr ähnliche) Oslo-Nordkapp-Strecken öffentlich. (zur Info, ich vermute mal das ist keine Absicht)

Gruß
Jörg
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 21:00

... jetzt bin ich platt, das gibt's da echt??! Wahnsinn!! Norwegen halt... lach
von: waha

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 21:17

Und so funktioniert er.
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.06.14 21:27

Wow!! Boah! Und der ist mir gar nicht aufgefallen!! Und ich war in den letzten 5 Jahren zweimal in Trondheim. Hm... aber bin halt beides Mal zu Fuss in der Innenstadt unterwegs gewesen und daher hochmarschiert schmunzel
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 30.06.14 11:48

Zitat:

@el loco: Auf deiner Seite führt der GPSsies Link zur Strecke Oslo-Nordkapp zu einer privaten, also für die allgemeinheit gesperrten Strecke. Aber auf deiner GPSies-Seite sind zwei (sehr ähnliche) Oslo-Nordkapp-Strecken öffentlich. (zur Info, ich vermute mal das ist keine Absicht)

Gruß
Jörg


Hab zwei Varianten für die Strecke Oslo-Trondheim. Eine über das Landesinnere uber Jotunheim und eine am Mjösa entlang über Lillehammer. Wollte zuerst über Jotunheim fahren, mich dann aber für Lillehammer entschieden. In Oslo hatten mich noch die Steigungen abgeschreckt. Im Nachhinein bereu ichs fast, da sie bestimmt schöner gewesen wäre.

Bitte sagt mir nu nicht, dass ich hätte anders fahren sollen!
von: zaher ahmad

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 30.06.14 12:35

In Antwort auf: el loco
Bitte sagt mir nu nicht, dass ich hätte anders fahren sollen!

Fahr halt irgendwann nochmal hin. Da gibt es so viele schöne Strecken, dass es sich wirklich mehrmals lohnt. Die allerbeste/allerschönste/einzig richtige gibt es ohnehin nicht. Das muss schon jeder für sich selber wissen.

Grüße

zaher
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 30.06.14 15:58

Da haste wohl recht. Möchte jetzt schon irgendwann mal die Berge im Inland und den Westen erkunden. Wenn auch nicht in so ner langen Tour wie dieser.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 02.07.14 21:36

Raus aus der Komfortzone, tönte ich im letzten Bericht noch. Aber in Trondheim hatte ich wieder einen Couchsurfer gefunden, sodass ich bis Sonntag abermals zwei Nächte nicht zelten musste und gepflegt auf einer bequemen Couch schlafen konnte. Eine Dusche, unendlich Strom und Internet sind schon was feines. Wenn auch ich es nicht unbedingt brauche, es aber durchaus zu schätzen weiß. Aber deswegen suche ich keine Couchsurfer. Vielmehr möchte ich mit den Leuten vor Ort in Kontakt kommen. Das kann kein noch so komfortables Hotel bieten.

Mein Gastgeber Mikhail, kurz Misha, aber war Russe. Es muss ja auch nicht unbedingt ein Norweger sein. Er war 29, sah 10 Jahre jünger aus und promovierter Informatiker. Ich hatte ihn zunächst für einen Studenten gehalten. Er meinte, er sei schon sieben Jahre in Trondheim an der Uni als Wissenschaftler angestellt. Seine Abschlüsse machte er in Moskau. Ich fragte nicht weiter nach seinem Werdegang, aber überlegte kurz und war der Meinung, dass er sein Abi mit zwölf gemacht haben muss. Den ganzen Freitag Abend skypte er mit seiner Freundin in Russland. Es war mir nicht unrecht, denn für größeren Smalltalk hatten wir das ganze Wochenende Zeit und ich konnte an meinem Reisebericht schreiben, wofür ich abends im Zelt oft zu müde bin. Später verriet er mir, dass er schon seit Jahren eine Fernbeziehung führe und daran auch nichts ändern wolle. Okay. Er würde in Trondheim bleiben und sie in Russland. Ich konnte mir zwar keine dauerhaft zufriedenstellende Beziehung vorstellen, aber bohrte nicht weiter nach. Da gegen Mitternacht es gerade mal ein kleinwenig dämmerte und die Sonne nicht mehr unterzugehen schien, merkte ich auch nicht wie spät es war. Ich pflege im Zelt lange zu schlafen, oft bis 10 Uhr und komme daher recht spät los. Und so schlief ich auch erst gegen halb zwei, als ich doch mal auf die Uhr schaute und mir dachte, dass ich morgen nicht den ganzen Tag verpennen möchte. Dennoch schlief ich wieder bis 10 Uhr.

Ich machte Samstag mittags einige Besorgungen in der Innenstadt, bis mich Misha am Nachmittag mit einigen Freunden zum Angeln einlud. Hab` ich zwar noch nie gemacht, aber gut. Ich wollte ohnehin erst sonntags weiterfahren. Die drei Freunde, allesamt in Trondheim lebende Russen, waren recht umgängliche Kollegen. Sie bemühten sich, mich zu integrieren, indem sie oft englisch sprachen und viel mit mir redeten. Wie Misha hatten sie alle irgendein mathematisch-technisches Studium hintersich und arbeiteten als Ingenieur o.ä. Daher musste ich sie zwangsweise an die Serie Big Bang Theory denken. Obwohl keiner richtig nerdig oder gar freakig wirkte.

Zu fünft in einem uralten BMW gepfercht fuhren wir ca. Eine Stunde westwärts an einem See, der voller Fische sein soll. Zuvor besorgten wir Grillfleisch im Supermarkt. Ich meine, dass dazu ein Bierchen nicht fehlen darf und wollte den Jungs und mir zwei Sixpacks kaufen. Eines reiche, meinten sie. Ohne auf den Preis zu schauen war ich mal eben 25 Euro los, wie ich hinterher merkte. Dass Bier in Skandinavien teurer ist als im deutschen Bier-Eldorado, war mir klar. Aber dass eine Dose im Supermarkt soviel kostet wie ein Cocktail in der Bar? Nagut, Lehrgeld also bezahlt.

Am See angekommen meinte ich, dass ich grillen könnte, während die geübten Angler die Rute auswerfen. Nichts da - es sei gar nicht so schwer und sie bräuchten mein Anfängerglück. Also lies ich es mir zeigen und ich hatte tatsächlich das Auswerfen und Einholen drauf - nach einigen gordischen Knoten in der Angelschnur, versteht sich. Nach nur fünf Minuten fing auch der Fliegenfischer unter den Anglern den ersten Fisch. Nicht gerade groß und ich könnte auch nicht wirklich sagen, was für einer es war. Dennoch, so viel sei vorweg gesagt, es sollte der einzige Fang des Tages bleiben. Wegen des schnellen Erfolges und ihrem Bericht vom letzten Angelausflug, wo sie wohl insgesamt acht Fische gefangen hatten und die Hälfte davon einfrieren mussten, war ich voller Eifer, meinen ersten Fisch zu fangen. Ich spürte oft einen Widerstand am Haken, aber er blieb lediglichan einem Stein oder Grasbüschel im Wasser hängen.Es war grausam, da jedesmal ein Funken Hoffnung dabei war, dass es sich doch um einen Fisch handelte. Ständig fragte ich, ob ich es so richtig mache und es bestimmte Techniken beim Einholen gebe. Nein - alles Glückssache, hieß es. Ich empfand Angeln stets als langweilig. Nun aber kann ich verstehen, wie man stundenlang Gefallen daran findet, eine Rute ins Wasser zu schmeißen. Aufgrund der erfolglosen Angelei blieb uns zum Glück noch das Grillfleisch und Bier. So mussten wir nicht hungrig heim fahren.

Abends war ich ziemlich k.o. Nicht etwa, weil die Angelei so anstrengend war, wohl eher, weil ich eine geballte Kombination aus Fleisch, Bier, Chips und lange Autofahren nicht mehr gewohnt war. 120 Kilometer radel ich mittlerweile ohne spürbare Erschöpfung am Abend. Aber so ein Angel- und Grill-Ausflug schlauchte mich bis jetzt auf meiner ganzen Tour am meisten. Alles wohl Gewohnheitssache.

Ich schlief gut 10 Stunden fast bis Sonntag mittag. Ich ärgerte mich, denn eine kurze Touri-Tour durch die Stadt und zumindest einen halben Radeltag wollte ich schaffen. Ich beeilte mich damit, schnell aufzubrechen, aber das Wetter, dass die letzten Tage ausnahmslos sonnig war, spielte nun nicht mehr mit. Einen Tag vorher berichtete ich v on meinem Glück, vielleicht durch zwei kurze Schauer gefahren zu sein. Nun aber nieselte es den ganzen Tag. Und als hätte ich es nicht schon genug verschrieen, kam der Regen genau dann richtig runter, als ich gerade in die Innenstadt aufgebrochen bin. Der Regen kann mich mal, dachte ich mir, und ich saß ihn an einer Bushaltestelle ca. Eine Stunde lang aus. Meine Geduld wurde belohnt und ich konnte eine kurze Tour durch die Innenstadt fahren, inklusive Festung. Später setzte ich mit der Fähre nach Vanviken über und radelte noch etwas die Route entlang, bis nach 50 Kilometer der Nieselregeln mit die Lust nahm.

Am Montag, nur einen Tag später wolkenloser Sonnenschein. Oh Norwegen! Ich freute mich über die beste Aussicht auf die schöne Fjordlandschaft. Dank des Trainingslagers in den Bergen machte mir das kleinere Auf und Ab kaum mehr zu schaffen und ich genoss viele kleine Inseln in den Fjorden, die sich links und rechts vor mir auftaten und zu denen meine Route über Brücken auch entlang lief. An den anderen Ufern taten sich alle Arten von Hügeln auf. Einige rund und grün, andere grau und kahl und anfangs sogar noch solche mit schneebedeckten Kuppen. Ich war begeistert nun endlich das Norwegen zu erkunden, wie ich es mir immer vorgestellt hatte. Wenn auch die Bevölkerung und auch Supermarktdichte geringer sein mag, so ist sie nicht so dünn wie befürchtet. Ich fühle mich noch immer in der Komfortzone. An einem Kaffeestopp am vormittag oder gar einem Supermarkt mangelt es mir noch immer nicht. Wenn die Landschaft so bleibt oder garn och schöner wird - und das soll sie ja - kann es von mir aus gerne so bleiben.

Ich liege nun gut in der Zeit. Es ist erst ein Monat rum und habe bereits mehr als die Hälfte geschafft.Ich beschloss, etwas weniger Kilometer zu schaufeln und mehr zu genießen. In einem menschenleeren, abgelegenen Fjord entdeckte ich ein Bootsanlegeplatz. Es war bereits 19 Uhr und beschloss nach 90 Kilometer Schhluss zu machen für den Tag, denn es war ein perfekter Badeplatz. Das Wasser war glasklar und ich konnte dank der Sonne bis auf den ca. Drei Meter tiefen Grund schauen. Das Bad, dass ich bis ca. Göteborg fast täglich genießen konnte, war mit der Abgeschiedenheit und herrlichen Landschaft umso intensiver. Dazu kam, dass ich direkt auf einer Wiese daneben perfekt campen konnte und schlief zufrieden wie selten zuvor schnell ein, als die Sonne hinter der Bergkuppe verschwand.

Das Fjord-Hopping hat begonnen, noch sind mir die Fähren gut gewogen und fahren stets ohne größere Verzögerung. Ich habe zwar alle Fährenpläne auf dem Handy, wohl aber nicht immer die richtigen, wie ich nun feststellen durfte. Für manche Verbindungen nur die Winterroute. Na zum Glück hab ich mobiles Internet.

Aktuell bin ich in Brønnøysund und warte, ja, schon wieder auf einen Couchsurfer schmunzel
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.07.14 20:13

Schon wieder ein Speichenbruch und Ersatzspeichen passen nicht. Ich könnte so laut zensiert schreien, dass es der dämliche Händler in Trondheim hört, der extra gemessen hat, bevor er mir welche verkaufte.

Bin seitdem nur Straße gefahren und die brechen immer am Flansch. Wie zur Hölle kann das so oft passieren!?
von: Karl der Bergische

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.07.14 21:03

Hallo El Loco,
in Kürze möchte ich von Trondheim Richtung Norden näherungsweise die gleiche Route wie Du fahren. Etwas unsicher bin ich noch bzgl. der optimalen Route zwischen Trondheim und Namsos. Bist Du dort die Route http://www.radreise-wiki.de/Trondheim_-_Nordkap gefahren oder eine andere? War Deine Strecke gut zu fahren (Verkehr ...).
L.G.
Karl
von: Falk

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 04.07.14 22:59

Zitat:
Bin seitdem nur Straße gefahren und die brechen immer am Flansch. Wie zur Hölle kann das so oft passieren!?

Klingt nach ungleichmäßig und ungenügend verspanntem Radstern. Das neue Laufrad aus Oslo? Ich würde dem Händler was erzählen. Vielleicht auf der Heimfuhre? Auch in Norwegen gibt es Gewährleistungspflicht.
Ganz allgemein macht der asymmetrische Aufbau eines Hinterrades für Kettenschaltung dieses anfälliger für Speichenrisse. Ist es tröstlich, dass auch R-Hinterräder zu Speichenrissen neigen können? In solchen Fällen neige ich zur großen Lösung, mit neuen Speichen neu aufbauen.
(Trotzdem bin ich froh, nach dem Ende der Orbitnaben dem Kettengewürge das Licht ausgeblasen zu haben)
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.07.14 06:35

Jo Karl, die Strecke bin ivh gefahren und ist verkehrsarm.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.07.14 17:38

Glück im Unglück:
Outdoor-Laden in Nesna hat Speichen und Radl Werkzeug. Konnte das Laufrad flicken. Speiche war natürlich auf der Seite vom Kranz...

Unglück im Glück:
Zufrieden wollte ich anschließend zum Frühstück ein Baguette-Sandwich vom Supermarkt ner Bank draußen verdrücken. Als ich nur mein 10 Meter entferntes Rad holen wollte, klaut mir ne Möwe das ganze Teil und fliegt mit dem gut 20 cm langem Sandwich quer im Schnabel davon! So blöd hab ich selten geschaut...
von: Pedalpetter

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.07.14 18:27

In Antwort auf: el loco
klaut mir ne Möwe das ganze Teil und fliegt mit dem gut 20 cm langem Sandwich quer im Schnabel davon! So blöd hab ich selten geschaut...

grins party grins
von: IndianaWalross

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.07.14 18:53

In Antwort auf: el loco

Unglück im Glück:
Zufrieden wollte ich anschließend zum Frühstück ein Baguette-Sandwich vom Supermarkt ner Bank draußen verdrücken. Als ich nur mein 10 Meter entferntes Rad holen wollte, klaut mir ne Möwe das ganze Teil und fliegt mit dem gut 20 cm langem Sandwich quer im Schnabel davon! So blöd hab ich selten geschaut...


Dann komm mal an die Nordsee - da kannst du den ganzen Tag den Touris zusehen wie ihnen am Strand die Fischbrötchen von den Möwen geklaut werden. Die Biester haben sich spezialisiert und wir als Schleswig-Holsteiner stehen dann schon vorher feixend daneben weil unsere Kommentare "ich würde nicht mit dem Ding an den Strand / auf den Deich" stets geflissentlich überhört werden bier
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.07.14 19:05

Oh nö!! Das hätte mich bei den norwegischen Preisen aber schon etwas gefuchst schmunzel Obwohl es auch toll ausgesehen haben muss und man sicher ganz baff guckt, wenn so ein Vogel mit einem langen Baguette-Sandwich davonfliegt?! Gute Weiterfgahrt dann - ohne weitere Speichbrüche!! schmunzel
von: Karl der Bergische

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 06.07.14 07:50

Wertvoller Tipp! Könnte mir auch passieren. Werde es zu vermeiden suchen.
Karl
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 08.07.14 18:28

Zur nächsten Großstadt (für norwegische Verhältnisse) Brønnøysund war es letzten Mittwoch nicht mehr weit. Ich hatte nur ca. 80 Kilometer hinzuradeln und wollte dort wieder die Gastfreundschaft eines Couchsurfers genießen. Leo aber, mein Gastgeber, sollte erst gegen Mitternacht zuhause eintreffen, so dass ich den halben Tag in der Gegend totschlagen hätte müssen. Aus irgendeinem Grund musste3 er 12 Stunden mit dem Auto von Oslo heimfahren. Zunächst war ich geneigt, ihm dankend abzusagen, da ich erst am Wochenende in Trondheim eineinhalb Tage pausierte. Letztlich dachte ich mir aber, dass das Couchgesurfe stets lohnenswert ist und ich außerdem ja gut in der Zeit liege. Leo gab mir den Tipp, auf einem Berg am Inselzipfel zu wandern. Torghatten hieß er und war nur 15 Kilometer entfernt. Tatsächlich war es ein Berg mit einem Loch mittendrin - quasi einer großen Höhe, durch die man durchspazieren konnte und um den Berg herum wieder zurück zum Parkplatz zurück gelang. Passiert man die Höhe, hat man einen herrlichen Ausblick auf die Fjordlandschaft dahinter mit den vielen kleinen versprengten Inselchen. Das Wetter war wie die letzten Tage stets sonnig und sollte sich, bis auf den Tag darauf als Ausnahme, auch nicht ändern. Daher gelangen mir viele wunderschöne Bilder.

Doch auch den kurzen Wanderausflug beendete ich schon um ca. 21 Uhr, sodass ich in der Innenstadt den letzten Bericht schrieb, um die Zeit gar bis Mitternacht abzuwarten. Hell blieb es ja sowieso, aber die Bürgersteige wurden bereits hochgeklappt und die Stadt war tot. Leo ist Halbfranzose, was man ihn auch ansieht, finde ich. Trotz seiner langen Autofahrt war er abends noch immer gut gelaunt, was wohl daran lag, dass er sich daheim erstmal einen Joint anzündete. Er bot ihn mir auch an, lehnte aber höflichst ab. Teufelszeug! Schließlich wollte ich am Tag darauf ja fit bleiben und radeln. Eine Flasche deutsches Bier aber hätte er auch zuhause und würde sie gerne mit mir teilen, damit wir gemütlich schlafen können. Es war ein Drittel Liter von einem Doppelbock. Okay! Als wir darüber etwas redeten, meinte er, dass man bei den 12 Prozent zu sehr den Alkohol herausschmeckt. Ich klärte ihn darüber auf, was es mit einem Bockbier und erst recht einem Doppelbock aufsich hatte und das ja gerade typisch dafür sei. Er aber meinte, es hatte im Vinmonopolet das beste Alkohol-Preis-Verhältnis und kaufte es deshalb. Ich konnte nicht anders, dagegenzuhalten und meinte, dass der Alk ja nicht unbedingt den Geschmack ausmacht und an diesem man nicht sparen sollte. Zumal das viel günstigere norwegische Supermarktbier auch nicht unbedingt schlecht ist, wie ich feststellte.

Mir geht es noch immer so, dass ich einfach kein Zeitgefühl habe, wenn es nicht dunkel wurde. Denn es wurde halb vier Uhr morgens, bis er mir noch von seiner wohl erfolglosen DJ-Karriere erzählte und auch seinen fünf Jahren Gefängnis in Indien, da er mit 19 am Flughafen dort mit 2 Kilo Gras erwischt wurde. Hui, okay! So wie ich es verstanden habe, arbeitet er nun als irgendwas-IT-Manager für die norwegische Verwaltung. Wie er resozialisiert wurde, erfuhr ich aber nicht weiter.

Da es am Abend bei Leo so spät wurde, kam ich am Tag darauf auch erst gegen mittags los. Es sollte mit der Fähre zur Insel Vega gehen. Die weicht etwas vom Fernradwanderweg ab, soll aber schön sein. Leider war das Wetter aber genau an diesem Tag nicht wirklich schön. Naja, ich kann ja nicht immer so ein Riesenglück haben, was ich bisher wirklich hatte. Ich sollte aber anders Glück haben. Denn auf der Fähre lernt man ja schnell andere Radler kennen. Eine davon war Sünnje, eine deutsche Meeresbiologin, die nur mit Rucksack auf dem Gepäckträger einige Tage allein mit dem Rad unterwegs war. Auch ein friesischeer Name, den ich noch nie vorher noch nie gehört hatte. Sie ist ein zierliches Nordlicht aus Kiel, das aber schon seit mehr als zehn Jahren hier in Nord-Norwegen lebt. Wir unterhielten uns die ganze Fahrt zum Dorf in der Mitte der Insel, bis uns unsere Wege trennten, denn ich musste wieder zurück zur Fähre. Die fuhr nämlich nur drei Tage die Woche und dann auch nur zwei Mal. Daher hatte ich nur zwei Stunden dort. Die nette Aussicht auf die Inselberge war eh von Nebel und Wolken bedeckt, daher fand ich den Kurztrip auf der Insel nicht allzu schade. Ohnehin wollte ich abends einen Tausender auf der Nachbarinsel besteigen und oben campen. Den Tipp hatte ich von Leo, dem alten Extrem-Trekker. Mit Sünnje verabredete ich mich in Bodø. Dort wohnt sie und wenn ich in ein paar Tagen dort eintreffen sollte, war auch sie schon längst wieder daheim, denn sie nahm das Schnellboot nach Hause.

Ich fuhr also insgesamt nur ca. 80 Kilometer am Tag, bis ich abends an den sog. Sieben Schwestern ankam. Eine davon sollte ich abends besteigen (hust). Kvasstind war ein Berg der `Schwestern`. Auf meiner Karte war es der kürzeste Weg zu einem der Gipfel hoch und Leo meinte, ich sei ohnehin in circa zwei Stunden oben, wenn ich fit sei. Aber das war ich ja schließlich nach mehr als 2500 km Radtour! Die Infotafel am Parkplatz des Berges wies darauf hin, dass der Weg in der schwierigsten der vier Wanderweg-Kategorien seien soll. Auch das schreckte mich nicht ab. Ha! Ich bin ja schließlich etwas alpenerfahren! Ich zurrte also Packtasche und Satteltasche links und rechts am Rucksack fest, sperrte mein Rad unten ab und machte mich gegen 20 Uhr auf den Weg hoch. Die erste Hürde war aber eine Sumpfebene, die vom Nieselregen aufgeweicht wurde und meine offenen Klickpedalschuhe schon nach wenigen Schritten mir nasse Socken bescherten. Ja, die Wechselbeläge hatte ich vorher montiert. Ich verfluchte meine nicht ganz billigen aber absolut undichten Radelschuhe, was mir neben dem Nieselwetter die Lust am Trip zusätzlich vermieste. Mich hielt nur die Vorstellung das baldige Campen auf den Berg bei Laune sowie die aufweißende Wolkendecke über das Meer, die später auch über mir am Berg verschwunden war und mir fast bis Mitternacht wieder Sonnenschein bescheren sollte. Da war es wieder, mein Wetterglück!

Zunächst war der Aufstieg zwar steil aber durchaus machbar. Die vielen Höhenmeter mit dem Rad fand ich um einiges anstrengender, wenngleich ich auch das Wandern nicht wirklich gewöhnt war, sondern das radeln. Der Rucksack war mit den Taschen natürlich schwer, mindestens 20 Kilo und nicht gerade ideal angelegt. Aber auch der war tragbar. Ich hatte bereits nach einer Stunde einen schönen Ausblick über das Fjordland, machte aber den Fehler, aufs GPS zu gucken. Es bescheinigte mir, dass ich erst ca. 250 Meter hoch war. Gefühlt war es das Doppelte natürlich. Das Handy lies ich daher besser in der Tasche, denn der Weg war gut markiert. Dennoch erinnerte ich mich an Leos Worte von wegen zwei Stunden Aufstieg. Ich war bereits eine unterwegs und hatte gerade einmal ein Viertel der Höhe! Auf der Infotafel stand etwas von drei Stunden. Und dennoch sollten es mindestens vier werden. Wenn ich denn wirklich bis zum Gipfel gekommen wäre. Doch das bin ich zu meiner großen Enttäuschung nicht. Natürlich sollte sich der Weg schwierig bis fast unmöglich gestalten und ich wusste, warum er auf der Infotafel als der schwierigste Wanderweg kategorisiert wurde. Als es nämlich ab einigen Hundert Höhenmetern nur noch steinig wurde, sollte man das nackte, flache und steile Gestein hoch. Das zumindest verrieten die Wegmarkierungen. Ungläubig dessen blickte ich immer wieder um mich, musste dann aber teils auf allen vieren vorsichtig hochkriechen. Zum Glück war es nicht mehr nass. In der Schräge hatte ich mit den Trekking-Schuhen noch guten Halt, wenn der Felsen trocken war. War er aber nass - keine Chance. Was mich zusätzlich beunruhigte war, dass an vielen Stellen kein fester Tritt möglich war und es ziemlich steil bergab ging. Sollte ich stürzen, konnte es also ziemlich weh tun. Letztlich erreichte ich auf 500 Höhenmetern eine herrliche Hochebene, die kleinen Bächen und Seen gespickt war. Dort hätte ich bleiben und gleich mein Zelt aufschlagen sollen. Mein Ehrgeiz und die strahlende Sonne gegen 22 Uhr aber brachten mich an den letzten und schwierigsten, wenn auch nicht gefährlichsten, Teil des Aufstiegs. Hier kam ich aber nur auf 750 Meter, bis die Sonne wirklich unterging. Der Gipfel war sowieso in Wolken eingedeckt, ich hätte dort also nichts sehen können. Auch die Hochebene füllte sich mit Wolken und ein kräftiger Wind zog auf, sodass ich gegen halb zwölf endlich entschied, vernünftig zu sein und zur Hochebene herunterstieg. Es war halb eins, bis mein Zelt stand. Ich war fix und fertig, wie nach keinem 120-Kilometer-Radeltag. Daher schlief ich abermals bis mittags und nahm zur Belohnung ein Bad in einem der kleinen Gebirgsseen auf der Hochebene, bevor ich mich auf den grausligen Abstieg machte. Die ersten Wanderer, die bereits wieder den Berg bestiegen und in ca. 100 Meter Entfernung den Weg entlang gingen, waren mir dann auch egal. Auch wenn die ganze Entspannung nach dem zweistündigen Abstieg von 500 Höhenmetern auf quasi Null natürlich wieder verflogen war.

Das Radeln setzte ich somit erst gegen nachmittag fort und es sollte nur 40 Kilometer zur nächsten Fähre sein. Es ging etwas ungewöhnlich schwerfällig. Daher beschloss ich nach der Fährfahrt, es für diesen Tag auch sein zu lassen. Denn direkt hinter Nesna fand ich einen wunderbaren Platz zum Campen. Flach, wie selten in Norwegen, mit Sitzgruppe, nicht einsehbar und direkt am Fjord. Seit langem mal wieder schmiss ich den Kocher an und beschloss, mir warme Nudeln zu gönnen und den frühen Feierabend in die Wartung meines Rades zu investieren. Ich merkte, dass das in Oslo neu gekaufte Hinterrad einen leichten Seitenschlag hatte. Ich zückte also meinen Speichenschlüssel. Schließlich entdeckte ich mein Dauerpech: wieder eine gebrochene Speiche! Das schwere Radeln lag also nicht an meiner Fitness, sondern an der Bremse, die wegen des Achters leicht am Hinterrad schliff. Ha, aber ich hatte extra fürs neue Laufrad in Trondheim Ersatzspeichen gekauft. Als ich eine aber anlegte, merkte ich: Einen guten Zentimeter zu kurz! Ich ließ einen Gewaltschrei los, um mein endloses Pech zu verarbeiten. Schließlich war ich hier allein. Und ich hätte die zu kurzen Speichen dem Händler am liebsten quer in den A... naja, lassen wir das. Er hat jedoch die Speichenlänge am Laufrad gemessen, daher hab ich die Speichen, die er mir gab, nicht nocheinmal überprüft. Verzweifelt ging ich schlafen und lotete alle Möglichkeiten aus. Zum Glück sind die Schnellboot-Verbindungen gut, ich hätte also von Nesna nach Bodø kommen können, wenngleich das Ticket mit ca. 60 Euro happig gewesen wäre.

Nach Nesna zurück war es jedoch nicht weit und mein Glück mit der Radwerkstatt im Outdoorladen sowie mein Unglück mit der Möwe hatte ich ja schon beschrieben.

Daher soll es das für heute gewesen sein, denn hier in Bodø habe ich noch fast einen ganzen Tag Aufenthalt und viel Zeit zum Schreiben, bis ich mich zum Traena-Festival (www.trena.net) aufmache! Wie ich mich freue!

Gruß aus Bodø
Manuel
von: steph_tr

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.07.14 13:51

Hallo Manuel,
wenn Du in Bodo bist und vielleicht noch etwas einheimischen, männlichen Anschluss haben möchtest: Melde dich einfach bei meinem Bekannten Joar Svendsen in Bodo. Er zeigt dir sicher gern die Gegend und ist jetzt, während der WM, auch ein guter Fußball-Gesprächspartner oder -gucker, falls Dich Fußball interessiert.
In Bodo war ich bisher zwei Mal, allerdings per Zug und per Hurtigruten-Schiff (dem ältesten der Hurtigruten-Flotte). Es ging dann auch prompt im Wasser kaputt und wir wurden durch Hafenpersonal und kleine Boote an einen kleinen Hafen geleitet und durften dort 24 Stunden auf's nächste, leider riesig große und von reichen Russen überflutete Hurtigruten-Schiff warten zwinker Warst du schon in der Touriinfo in Bodo? Die ist interessant und haben auch etwas Programm, falls Du nicht sofort weiter willst. Viele Grüße an Bodo!!!
von: indomex

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.07.14 17:40

Falls du nach Reine (Lofoten) übersetzen willst: Die Tour auf den Reinebringen bietet unglaubliche Aussichten/Tiefblicke und gehört zum Spektakulärsten, was man dort erleben kann.
(Der Abstieg geht allerdings heftig auf die Knie.)
von: waha

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 09.07.14 19:03

Das Træna Festival juckt mir schon lange in der Nase ! Viel Spaß !
Aber leider hab ich zum gleichen Termin selbst ein anderes. Nee, nicht leider...

Grüße
Walter
von: indomex

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 12.07.14 15:12

Hallo Manuel,

habe, weil ich selbst auf Tour bin, nicht alles im Detail mitlesen können, hole das aber demnächst, bei Rückkehr, nach. Möglich, dass dieser Tipp hier schon geschrieben wurde - bin beim Suchen nach Radadressen in Südamerika über die einer "casa de ciclistas" in Norwegen gestolpert. Meiner Recherche nach liegt die noch viel weiter nördlich und könnte dir deshalb vielleicht hilfreich sein:
NORWAY:
Stig-Martin Arctander
Russeluftveien 256
Russeluft near Alta, Norway
Latitude: 70.028123
Longitude: 23.407745
http://cyclistshome.blogspot.no/

Hier in Südamerika zumindest sind das tolle Einrichtungen, wo man gleichgesinnte Radreisende findet, technische HIlfe bekommen kann, Unterkunft bei "Freunden" findet und einfach einen Platz, an dem man sich wohlfühlen kann. (Unkostenbeteiligung gilt als Selbstverständlichkeit, Mithilfe im Sauberhalten des Platzes auch...)
Dir weiterhin eine tolle Tour - die meinige neigt sich leider schon dem Ende zu... (wie schnell doch so ein Jahr vergeht!)

Liebe Grüße aus der Grenzregion Ecuador/Perú,
Peter
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 13.07.14 08:42

Danke euch allen für die Tipps! Fahre eben zurück vom Traena-Festival und werde morgen auf die Lofoten übersetzen. Hab dann bis zum Nordkap wohl nen Reisepartner. Mehr dazu aber erst, wenn feststeht, wann und wie genau es morgen weitergeht. Nun werd ich 2 Wochen durchradeln dürfen. Bin zwar zeitlich nicht in Verzug, werd mir aber keine großen Pausen mehr leisten können.

Heute Abend steht erstmal das Finale bei Deutschen in Bodø an. Schlimm genug, dass ich das Halbfinale nicht schauen wollte....
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 14.07.14 21:33

Das hintere Laufrad war geflickt und ich machte mich ab Nesna wieder an die Fjordumfahrungen. Es lockten einige Schnellboot-Verbindungen, die teilweise langen Strecken einfach gen Norden abzukürzen, ich bin aber im Nachhinein froh, nicht in Versuchung gekommen zu sein. Denn schließlich wollte ich so viel radeln wie möglich und nur Fähren nehmen, wenn nötig. Auch wurde ich mit herrlichen Ausblicken zum und vom Fjordende belohnt, wo immer öfter gewaltige Berge mit Schneekuppen den Hintergrund gestalteten. Auch wenn einige Hundert Höhenmeter an Steigung zu bewältigen waren. Dabei waren sie nicht wirklich schlimm. Ans Bergaufschleichen hatte ich mich längst gewöhnt. Unerträglich war nur die häufige Kombination aus mittlerweile bis zu 30 Grad wolkenloser Sonne (in Nord-Norwegen!) Und der Horde an Stubenfliegen, Stechmücken und Killerbremsen, die sich bei dieser einstelligen Geschwindigkeit und dem Flüssigkeitsverlust auf einen stürzen. Während die Stubenfliegen einfach nur nerven, hat Norwegen eine grausame Art von Bremsen, die so groß wie Wespen sind, viel zahlreicher und penetranter sowie deftiger zwicken als die, die ich von zuhause kannte. Beim Wildcampen war diese Kombination an luftverpestenden Insekten ebenfalls stets zugegen, sodass ich zappelnd wie ein Hampelmann und so schnell wie möglich mein Zelt aufbaute, um schnell ins Innere zu flüchten. Mehrmals nahm ich mir vor, zu kochen. Hatte mich aber dann meistens dagegen entschieden, da an der Innenwand die Plage lauerte und ich nicht mehr wagen wollte, das Zelt zu öffnen. Kalte Küche war daher nicht allzu schlimm bei den Südsee-Temperaturen, die hier aktuell in Norwegen vorhanden sind. Selbst in Bodö war es bis spät in die Nacht bis zu 28 Grad heiß.

Bis Bodö aber lagen noch zwei Tagesstrecken vor mir. An den Fähren kommt man mit den wartenden Reiseradlern eigentlich immer ins Gespräch - erst recht mit solchen, die deutsch sprechen. So lernte ich auch Fabian kennen. Ein ca. 50-jähriger Architekt und mit rheinländischer Frohnatur gleich sympatisch. Er war mit klassischem Reiserad unterwegs und steuerte stets Hotels, Hütten und Campingplätze an. Ich teilte seine gemütliche Reise-Einstellung, auch wenn mein Gepäck ein sportlicheres Vorankommen vermuten lassen könnte. Die nächsten beiden Tagen radelten wir gar bis Bodö zusammen. Ich bot ihm Windschatten bergauf, damit er sein Schlachtschiff - so nenne ich liebevoll konventionelle, vollbepackte Reiseräder - hochhieven konnte. Es war natürlich mehr scherzhaft als mit echten Effizienzgedanken. Und so genossen wir wohl beide den Smalltalk, kleinere Scherze und das Baden an Fjordstränden. Er stoppte den ersten Tag an einem Campingplatz, der eher für Dauercamper ausgelegt war und außer ein Wiesenstück und eine lausige Dusche wenig bot. Ich sparte mir die überteuerten 20 Euro für die Nacht auf dem etwas besseren Parkplatz, verabschiedete mich von Fabian und campte 20 Kilometer weiter hinten am Strand - wunderschön und kostenlos.

Da ich ein Spätaufsteher bin und Fabian stets um 9 Uhr losradelt, war er mir am Tag darauf etwas voraus. Gegen Mittag hatte ich ihn aber an einem Berg eingeholt. Ich konnte mich bestens an ihn von hinten heranschleichen und erschreckte ihn beim Überholen. `Wo willst du denn hin?!`, fragte ich, als ich so plötzlich neben ihm auftauchte. Er konnte natürlich nicht anders als laut zu lachen. Dass es nur noch ca. 60 Kilometer bis Bodö sein sollte, entspannte uns und wir machten auf halber Strecke Halt an einem Gebirgsfluss, der wenige Meter weiter im Fjord mündete. Obwohl es die letzten Tage stets über 25 Grad heiß war, war das Meer noch immer saukalt und wollte kein bisschen wärmer werden. Man hielt es daher nur wenige Sekunden im Wasser aus. Die Erfrischung aber war herrlich, nachdem man auf dem Rad in der Sonne schwitzte. Der Gebirgsbach war sogar etwas wärmer, wie uns Einheimische bestätigten und das Baden war hier die perfekte Entspannung.

In Bodö schließlich angekommen war ich ja mit der aus Kiel stammenden Meeresbiologin Sünnje verabredet, die einige Jahre älter ist als ich und schon viele Jahre in Tromsö und sogar Spitzbergen wohnte. Wie im letzten Bericht geschrieben, lernte ich sie - wie Fabian - auf einer Fährüberfahrt einige Tage zuvor kennen. Fabian checkte im Hotel ein und ich bei Sünnje im Gästezimmer. Abends trafen wir uns zu dritt an der Hafenmole und genehmigten uns auf einem Felsen am Meer. Nur der herrliche Horizont in kompletten Orange verriet, dass es bereits Mitternacht war.

Über ein Festival auf einer weit westlich abgelegenen einsamen Insel namens Traena berichtete mir bereits Leo in Brönnöysund. Ich war begeistert von der einmaligen Szenerie mit weiten Campingflächen auf den Inselebenen und einem Konzert in einer Höhle im Felsen. Schnellboote fuhren zwar von Bodö und auch anderswo hin, es hätte aber fast eine Woche Radelpause bedeutet. Zudem auch recht teuer für ein kleines Musikfestival mit unbekannten Queerbeet-Bands. Auch waren die beiden Schnellboot-Überfahrten so teuer wie das gesamte Festivalticket und keinesfalls darin integriert. Hinzu kam die teure Verpflegung - auch wenn die Insel über einen Supermarkt verfügte.

Sünnje aber würde auch mit Freunden dort hingehen und mich auch gerne mitnehmen. Die Zeit dafür hätte ich auch. Und was ebenso terminlich passte war die Ankunft von Gerrit in Bodö am Montag nach dem Festival-Wochenende. Ihn hatte ich ja vor Oslo bereits kennengelernt und auch er wollte wie ich Ende des Monats mit seinem Liegerad am Nordkap sein. Da letztlich alles passte, entschied ich mich für Traena, auch wenn direkte Schnellboote dorthin ausgebucht waren. Ich musste also wieder gen Süden reisen um dann von dort eine reguläre Fähre nehmen.

Ich hatte also nur den Dienstag totzuschlagen, den ich mit Sightseeing in Bodö verbrachte. Am Mittwoch musste ich schon mittags nach Süden aufbrechen, um schließlich am Donnerstag nach Traena übersetzen zu können. Am Info-Terminal aber musste ich erfahren, dass die Bootsverbindung nach Stockvagen im Süden bereits ausgebucht war. Ich hatte aber von dort das Ticket nach Traena schon gekauft. Ich war gewohnt, dass man die regulären Bootstickets immer an Bord kauft und wusste garnicht, dass man sie vorher reservieren konnte und in diesem Fall auch sollte. Ich war verzweifelt und ließ mir vom Bus-Terminal eine mögliche Verbindung zur Ablegestelle heraussuchen, was sich als extrem schwierig erwies. Ich hätte Zug fahren müssen, dann ewig Bus und wäre in ca. 36 Stunden gerade noch rechtzeitig dortgewesen. Zum Glück checkte ich zuvor noch im Internet die Direktboote, deren Verfügbarkeit stets wechselte. Laut der Traena-Webseite war die Verbindung in einer halben Stunde noch nicht ausgebucht. Das Ticket dafür konnte man natürlich nur online und mit Kreditkarte kaufen, was mit meiner nicht funktionierte. Ich sprintete also zum Boot und wollte fragen, ob ich es bar an Bord kaufen konnte. Da es eine privat gecharterte Verbindung war, ging es natürlich nicht. Ich war schon auf dem Boot und hatte unwissend die eigentliche Hürde bereits passiert, als der Kapitän mich zur Dame vor dem Boot schickte. Die hatte nur eine ausgedruckte Liste von Leuten, die das Ticket gekauft hatten. Das heißt: Selbst wenn ich es jetzt vorher noch online gekauft hätte, hätte sie mich nicht an Bord gehen lassen können. Ich sollte Glück haben und ein Passagier bekam mein Flehen an die Dame mit, dass ich ja ein anderes Ticket habe, es aber nicht nutzen konnte und ansonsten keine Möglichkeit hatte, überzusetzen. Er meinte, ein Freund schaffe es nicht und ich könne sein übriges Ticket haben. Hallelulja! Ich sollte also direkt in drei Stunden in Traena sein anstatt erst in zwei Tagen!

Geschafft von dem Hin und Her und meinem Glück überwältigte mich an Bord die nächste Überraschung: Dort treffe ich Leute von meinem Norwegischkurs aus Nürnberg! Da geh ich auf ein Festival auf einer kleinen Insel am Polarkreis und bin von Leuten umgeben, die ich kenne und kennengelernt habe!

Da ich mit der Fähre nun gleich auf die Lofoten ankomme, erzähle ich von Traena selbst das nächste Mal.

Gruß aus Moskenes
Manuel
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 20.07.14 19:07

Vorletzten Mittwoch fuhr ich also mit dem Schnellboot von Bodö nach Traena. Die Fahrt ging ca. drei Stunden gen Südwesten - Traena ist eine klitzekleine Inselgruppe am äußersten Westen von Norwegen. Die Fahrtzeit war natürlich alles andere als langweilig. Wie das letzte Mal beschrieben, war ich zunächst heilfroh, eine schnelle und sichere Überfahrt zum Festival gefunden zu haben und suchte erstmal einen Sitzplatz im fast ausgebuchten Boot. `Manu?`, rief jemand hinter mir. Ich drehte mich um und glaubte es nicht: Verena und Klaus aus meinem Norwegischkurs in Nürnberg! Aufgeregt unterhielten wir uns darüber, wie wir alle auf das Traena-Festival aufmerksam gekommen sind, wie wir bis hier her anreisten und wie meine Reise bisher verlief. Ich war ja zu diesem Zeitpunkt schon fünf Wochen unterwegs. Klaus besitzt eine Hütte nähe Alesund, weswegen er mit seiner Freundin oft in Norwegen ist. Ich konnte mich erinnern, dass wir uns im Sprachkurs darüber unterhielten, dass die beiden jährlich dort Urlaub machten. Und Klaus nach 20 Jahren im Besitz einer Hütte in Norwegen nun endlich mal die Sprache lernen wollte. Den beiden aber ging es mit der Sprache wie mir: Die Kompaktkurse lehrten uns wichtige Basics, nicht aber so weit, um das gesprochene Kauderwelsch der Norweger zu verstehen. Geschweige denn, dass man eine kleine Unterhaltung führen könnte. Ich redete stets englisch, denn selbst wenn mein norwegisch richtig war und verstanden wurde, verstand ich von der Antwort überhaupt nichts, sofern sie nicht ein Ja oder Nei war. Und Englisch redet selbst der älteste Ur-Norweger perfekt, da hier keine Filme synchronisiert werden, sondern nur untertitelt.

Mit Verena und Klaus war ich also schon Mittwochs auf der Festivalinsel. Sünnje, die mich in Bodö beherbergte und bei der mein Rad und überflüssiges Gepäck verstaut war, kam mit Freunden erst einen Tag später an. Diese sollten praktischerweise auch allesamt in Norwegen lebende Deutsche sein. Das Programm ging auch erst donnerstags los. So hatte ich Zeit, mit Verena und Klaus die Insel ohne großen Andrang zu erkunden und einige Aussichtspunkte zu genießen. Das Wetterglück verließ mich noch immer nicht: Wolkenloser Himmel bei Sonnenschein und 25 Grad! Im Gegensatz zu mir buchten die beiden Herzogenauracher eine Unterkunft. Die Veranstalter bestückten eine Turnhalle mit Pavillons für Besucher, die sich nicht aufs Wetterglück verlassen wollten. Die Jahre zuvor war das Wetter durchaus ungemütlich, teilweise Sturm und Dauerregen. In der Turnhalle konnte man sich für 50 Euro pro Nacht und Person eine Pavillon mieten. Bettzeug nicht inklusive. Die beiden buchten bereits ein halbes Jahr im Voraus und ärgerten sich nun bei diesem Wetter über die gewaltigen Zusatzkosten. Zumal auch auf dem Campingplatz Duschen und für ein Festival recht annehmbare Toiletten zur Verfügung standen. Dennoch ärgerten mich einige Nebenkosten. So sollte Campen 12 Euro extra kosten und um auf dem Gelände bei den Bier- und Fressbuden bezahlen zu können, musste man eine Chipkarte aufladen, die Grundgebühr kostet. Beides sparte ich mir: Der Campingplatz wurde nicht kontrolliert und die teuren Buden auf dem ohnehin kleinen Gelände nutzte ich nicht. Zumal ein Supermarkt im Dorf vorhanden war. Dort kostete der halbe Liter Dosenbier immerhin nur 4 Euro anstatt 10!

Gegen Abend merkte ich, wie mein Zelt eingebaut wurde und schwedische Jugendliche ein Party-Pavillon davon errichteten. Gegen 11 versuchte ich zu schlafen, als die Gruppe auch noch einen Stromgenerator direkt neben meinem Zelt anschmissen. Genug! Ich musste umziehen. Zum Glück war mein Zelt freistehend, sodass ich es in die Ü30-Area tragen konnte. Ansonsten aber war das Festival nicht mit einem ähnlichen in Deutschland vergleichbar: Man campte überall wo frei war, Alkoholkonsum hielt sich - wenig überraschend - stark in Grenzen und die ganze Insel wurde stets sauber vom Müll gehalten. Dementsprechend waren auch ältere Leute auf dem Festival. Auch die Musik war Queerbeet. Von einem norwegischen Avril Lavine Verschnitt über einen finnischen Synthie-Pop-Solokünstler über eine schwedische Hardcore-Band war wirklich jede Musikrichtig vertreten. Nachmittags spielten etwas ruhigere Bands und vor der Hauptbühne wurden Tische und Stühle aufgestellt! Auch noch nie gesehen...

Die norwegischen Deutschen traf ich schließlich Donnerstag Abend und zog erst einmal zu ihrem Camp. Allesamt Biologen, die sich über die Arbeit kennenlernten. Das einzige Paar der fünfköpfigen Clique hatte sogar die ca. zweijährige Tochter dabei. Auf so einem `Erwachsenfestival` wie ich es liebevoll nannte, war so etwas problemlos möglich. An den Zelten spielte jeder mit der kleinen Marie, was für gute Stimmung sorgte. Nur abends mussten sich die Eltern schichtweise abwechseln, um die Bands sehen zu können. Bin ich froh, solche Verpflichtungen noch nicht zu haben.

Die ganze Insel war ins Festival integriert. So gab es einige Highlights im Programm. Etwa ein Konzert eines isländischen Bluesrocker am Freitag um 12 Uhr mittags in der kleinen Dorfkirche. Oder aber ein Konzert eines norwegischen Folksängers in einer offenen, recht großen Höhle auf der Nachbarinsel. Dort schipperten kleine Boote die Meute zwischen den Inseln hin und her. Natürlich kostete das auch extra... Oh, Norwegen! Dennoch ließ ich das nicht aus, denn wann erlebe ich soetwas noch einmal? Stets meine Rechtfertigung für das ganze sündhaft teure Festival, das mich die nächsten zwei Wochen zum Wildcampen und zu Fertignudeln verdammte. Aber das war es mir wert.

Die Rückfahrt sollte ähnlich abenteuerlich werden. Natürlich war auch dafür das Schnellboot direkt nach Bodö ausgebucht. Ich hatte also geplant, die reguläre Fähre zum nächsten Festland zu nehmen und von dort auf eine sechsstündige Busfahrt auf mich zu nehmen. Insgesamt wäre ich wohl den halben Tag unterwegs gewesen. Diesmal machte ich mir aber die laschen Kontrollen zu Nutze und ging dreisterweise aufs Schnellboot. Ich hatte ja ein ebenso teures Ticket, wenn auch für die Busfahrt - so rechtfertigte ich moralische Bedenken im Hinterkopf. Die verstummten aber ganz schnell, als ich mit den anderen im Boot saß und und glücklich über die gesparte, qualvoll lange Busfahrt war.

Es war Sonntag und das WM-Finale stand an. Zum gemeinsamen Fußballschauen bei den Kindseltern lud ich mich dezent selbst ein. Ich wollte als Dank ein Sixpack Bier mitnehmen, bis Sünnje mich daran erinnerte, dass es sonntags in ganz Norwegen keinen Alkohol zu kaufen gibt. Und ich fragte mich noch, warum alle am Samstag in Traena Bier einkaufen und es nicht vor Ort restlos vernichteten. Hatte ich eben etwas Grillfleisch besorgt. Die junge Familie wohnte in Sandstraumen, einem kleinen Ort 30 km vor Bodö. Mir blieb also nichts anderes übrig, als die Strecke am Sonntag zurückzufahren - hinwärts nach Bodö bin ich schon einmal vorbeigekommen - und am Montag letztlich wieder in die Stadt reinzufahren. Es war ein netter Grillabend mit einigen Deutschen. Das Spiel schauten wir per Livestream auf einem kleinen Fernseher, der kaum größer war als der Bildschirm des Laptops. Ohne Brille saß ich dementsprechend einen Meter davor. Ich konnte einige norwegische Gepflogenheiten unter den in Norwegen lebenden Deutschen feststellen. Etwa, dass jeder nur sein selbstgebrachtes Bier konsumiert und es spät abends Kaffee gab. Nachdem ich netterweise ein Bier abbekommen habe, konnte ich danach und erst recht um die späte Uhrzeit keinen Kaffee trinken. Ich erklärte mir diese Angewohnheit damit, dass den Norwegern abends zu schnell das wenige weil teure Bier ausgeht und man einen Kaffee braucht, um nicht um halb zwölf müde zu werden. In Deutschland wären für so eine Party zwei Kästen Bier organisiert gewesen, während des Spiels drei davon pro Person konsumiert worden und noch einmal so viel, um keinen Kaffee abends zu brauchen, wie die armen Norweger mit striker Alkoholpolitik. Dass es aber keine ausgelassene WM-Party wurde, war mir klar. Schließlich mussten alle am nächsten Tag arbeiten. Natürlich hatte ich dafür Verständnis, es kann nicht jeder zwei Monate auf Tour sein, wie ich.

Am Montag radelte ich also wieder in Bodö ein und war hier nun genau eine Woche lang. Dank meiner großzügigen Zeitplanung, konnte ich mir das gut leisten und sollte mich auch bis jetzt, kurz vor Alte, nicht in Zeitprobleme bringen - im Gegenteil. Denn wie ich schon berichtete, war ich mit Gerrit verabredet. Wieder ein deutscher Biologe, der in Norwegen lebt - ihn hatte ich ja kurz vor Oslo kennengelernt und besucht. Er war mit seinem Liegerad unterwegs und sollte genau an diesem Tag in Bodö eintreffen. Seine Tour deckte sich in Zeit und Strecke mit meiner, sodass wir damals beschlossen, die letzten ca. 1100 Kilometer zusammenzufahren. Nun hab ich ihn schon eine ganze Woche in meinem Windschatten ;-)

Über unsere Tour über die Lofoten und die immer schöner werdende Landschaft im nächsten Bericht.

Gruß aus Nord-Troms
Manuel
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 23.07.14 18:47

Auch wenn ich noch ca. 1,5 Wochen Bericht schuldig bin, hab ich paar Fragen bzgl. Nordkap. Bin nämlich nu nur noch 125 km entfernt! Weil wir Zeit haben, werden wir wohl trotzdem erst übermorgen dort ankommen. Wir haben vor, dort zu grillen grins

Daher interessiert mich folgendes:
- ist Honningsvåg der zum Nordkap nächste Supermarkt für Grillfleisch und Bier?
- Wie nah an der Weltkugel kann man grillen und/oder gar campen?
- Auf welchem der Campingplätze in der Nähe tummeln sich am meisten Reisende, die ihr Ankommen am Nordkap feiern?
- Kann man an ner Steilküste dort oder sonstwo in der Nähe gut angeln?
- ist Mack wirklich das am wenigsten schlechte Bier?

Danke schon mal für Antworten.

Gruß aus Smørefjord
Manuel
von: otti

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 24.07.14 07:20

In Antwort auf: el loco
Auch wenn ich noch ca. 1,5 Wochen Bericht schuldig bin, hab ich paar Fragen bzgl. Nordkap. Bin nämlich nu nur noch 125 km entfernt! Weil wir Zeit haben, werden wir wohl trotzdem erst übermorgen dort ankommen. Wir haben vor, dort zu grillen grins

Daher interessiert mich folgendes:
- ist Honningsvåg der zum Nordkap nächste Supermarkt für Grillfleisch und Bier?
- Wie nah an der Weltkugel kann man grillen und/oder gar campen?
- Auf welchem der Campingplätze in der Nähe tummeln sich am meisten Reisende, die ihr Ankommen am Nordkap feiern?
- Kann man an ner Steilküste dort oder sonstwo in der Nähe gut angeln?
- ist Mack wirklich das am wenigsten schlechte Bier?

Danke schon mal für Antworten.

Gruß aus Smørefjord
Manuel


Ja, in Honningsvåg sind die letzten Einkaufsmöglichkeiten für Grillgut und Bier. Ihr solltet den Campingplatz von Honningsvåg nutzen. Er liegt gleich am Ortsrand auf der rechten Seite, wenn Ihr Richtung Nordkap fahrt. Dort trifft man in der Küche immer irgendwelche Reisende, mit denen man evtl. auch feiern kann. Am Nordkap kann man sicher nicht angeln und auch mit dem Grillen wird es schwer. Wind und Wetter machen es meist unmöglich. Direkt im abgegrenzten Nordkapbereich, für den man Eintritt bezahlt, ist es sicher auch verboten. Ihr müsstest einen kleinen Gang nach rechts oder links in die Pampa machen und dann Euer Glück versuchen. Ehrlich gesagt, fände ich es auf dem CP gemütlicher.

Ich habe eigentlich immer recht schmackhafte Bier der namhaften skandinavischen Hersteller Tuborg, Carlsberg etc. gefunden. Gibt es die nicht mehr? Norwegisches Bier habe ich nur einmal probiert und es als ungenießbar empfunden. Wir haben damit das Lagerfeuer gelöscht. Dazu hat es getaugt.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 25.07.14 18:59

Lofoten - Nordkap

Alleine bin ich die Reise aufgebrochen und hatte sie auch durch Deutschland und Schweden so bestritten. Kaum in Norwegen angekommen, hätte ich nie gedacht, dass ich dermaßen wenig Einsamkeit haben werde. Nicht etwa, dass es mir was ausmacht, alleine zu sein - im Gegenteil - ich wäre sonst nicht ohne Reisegefährten auf so eine lange Reise aufgebrochen. Jedoch gefällt mir der Wechsel aus netter Gesellschaft mit Reisebekanntschaften, Couchsurfern sowie Einheimischen und dem entspannten Alleinsein, um dennoch tun und lassen zu können was man will. Letztlich bin ich froh, wieviel unerwartete aber angenehme Gesellschaft ich doch die ganze Zeit hatte und noch haben werde.

Nahezu das ganze letzte Drittel meiner Reise sollte ich aber stets Begleitung haben. Die zwei Tage nach Bodö mit Fabian, der rheinischen Frohnatur, die Festivalwoche mit Sünnje und Freunden, wie eben im letzten Bericht beschrieben, und daraufhin sollte es nahtlos weiter gehen mit Gerrit, der mich die letzten beiden Wochen von Bodö bis zum Nordkap begleiten wird. Er war der kurz hinter Oslo lebende deutsche Biologe, der mich auf einen angenehmen Abend zu sich nach Hause einlud. Wer davon lesen möchte, blättere im Forenthread hier einige Seiten zurück. Er selbst schreibt auch in seinem Blog von der Reise unter www.gerrittimmerhaus.info - aber auf englisch.

Vom WM-Finale-Schauen am Montag Mittag in Bodö zurückgekehrt, sollte ich Gerrit nachmittags treffen. Die Stadt war klein, sodass ich ihn auf seinem Liegerad im Zentrum erwischte. Bevor wir uns jedoch zur Fähre auf die Lofoten begaben, hatte ich noch etwas Spiritus für meinen Kocher zu besorgen. Von wegen, den gibt es in jedem Supermarkt! Verzweifelt graste ich einen nach dem anderen ab und keiner der gelangweilten Verkäufer konnte mir auch nicht sagen, wo ich ihn in der 50.000-Einwohner-Stadt auftreiben könnte. Schließlich fuhr ich einige Kilometer außerhalb zu einem Baumarkt, den ich auf den Hinweg entdeckte. Dort müsste es doch Spiritus geben! Tut es eigentlich auch, doch ausgerechnet der war eben ausverkauft. Es gab zwar haufenweise Sport- und Outdoor-Läden in der Stadt, die jeden Schnickschnack an Trekking-Kram haben, aber Spiritus? Weit gefehlt. Gaskartuschen, ja, in allen Variationen. Gerrit bestätigte mir später, dass er den Eindruck hatte, Gas sei hier in Skandinavien viel einfacher zu bekommen als Spiritus. Ich hatte eigentlich schon aufgegeben und wollte Gerrits Gaskocher schnorren. Er meinte zu mir, dass ich ne Angel brauche. Er ist selbst begeisterter Angler und hat natürlich eine dabei. Eine billige reiche und sei auch nicht teuer. Schließlich fand ich ein Set für insgesamt 200 Kronen (= 25 Euro). Und im selben Gemischtwarenladen auch den lang ersehnten Spiritus!

Bestens gerüstet wollten wir uns zur Fähranlegestelle begeben, um nach Moskenes auf die Lofoten überzusetzen. Die Nachmittagsfähre fiel aber einfach aus, sie sei defekt. Das erfuhren wir auch nur zufällig von der nächsten Fähre, die eineinhalb Stunden später erscheinte. Wir hielten sie für die verspätete Fähre nach Moskenes, was sie aber nicht war. Daher fuhren wir erst abends die drei Stunden und kamen recht spät an, sodass es sich nicht mehr lohnte, groß zu fahren. Der Campingplatz aber war voll und wollte uns nicht mehr aufnehmen. Es war zwar noch Platz auf der Wiese, aber der Typ an der Rezeption meinte, dass mit der letzten Fähre ein paar (wohl lukrativere) Wohnmobile ankommen werden. Voller Campingplatz... auch noch nicht erlebt! Halb so schlimm: Haben wir uns halt ein nettes Plätzchen zum Wildcampen gesucht.

Gerrit und ich freuten uns auf die Lofoten. Er war schon einmal hier wandern und ich habe mir von jedem, der schon mal dort war, die gute Landschaft bestätigen lassen. Am Abend hatten wir das wolkenlose Wetter von Bodö nach Moskenes nicht mitgenommen. Am nächsten Tag mittags aber waren wieder alle Wolken verflogen und wir radelten mit ca. 25 Grad an der Küste die Fjorde entlang und genossen die klare Sicht zu den eindrucksvollen Bergen. Die Lofoten sind so kurz! Das war mir garnicht bewusst. Nur zwei Tage später befanden wir uns schon in der direkt anschließenden Region Vesterålen. Dort verließ mich auch mein Wetterglück. Nach fast sechs Wochen mit nur drei weniger schlimmen Regentagen goss es erstmals an diesem Tag in Strömen. Von der Landschaft bekamen wir auch nichts mit, da die Wolkendecke gefühlte Zimmerhöhe hatte und durchgehend Nieselregen bescherte, wenn es mal eben nicht gegossen hatte. Da wir bis aufs Mark durchgeweicht waren, fuhren wir den einzigen verfügbaren Campingplatz an. Der Halsabschneider witterte natürlich sein Geschäft bei dem Wetter und verlangte insgesamt 50 Euro für zwei Zelte. Da eine kleine Hütte aber nur 30 Euro mehr kostete, leisteten wir uns diese zu zweit. Zum Glück hatten wir vorher im Supermarkt Bier besorgt, um darin uns für den beschissenen Tag zu entschädigen. Unsere Sachen konnten über eine aufgespannte Leine über der Heizung trocknen. Als wir uns über die Frechheit ärgerten, bei diesen Preisen noch extra 10 Kronen für 10 Minuten Warmwasser in der Dusche zu verlangen, freuten wir uns, als wir eine ausfindig machten, deren Automat wohl defekt war und durchgehend warm war. Der Abend war gerettet.

Der nächste Tag war noch immer bewölkt, wenn auch regenfrei. Daher verkommte auch er zu einem reinen Kilometerschaufeln. In nicht einmal zweieinhalb Stunden hatten wir bereits über 50 Kilometer und rechneten aus, dass wir die letzte Fähre des Tages in ebenso 50 Kilometern bei diesem guten Schnitt noch erreichen könnten. Zum ersten Mal mit sportlichen Eifer unterwegs hatten wir es geschafft und die 100 Kilometer in unter fünf Stunden geschafft. Weg vom verregneten, schmucklosen Vesterålen, hin zur ebenso wie die Lofoten gelobten Insel Senja.

In Senja angekommen haben wir endlich mal geangelt. An den Fähranlegestellen war der Fjord tief genug. Ansonsten ist das an den Küsten kaum möglich, ohne mit dem Boot rauszufahren. Gerrit hatte Anglerglück und fing einen Mini-Fisch nach dem anderen. Zu klein aber, also zurück ins Meer. Schließlich hatte er doppeltes Glück: Es biss abermals ein Mini-Fisch an, der wohl im selben Moment von einem Dorsch geschluckt wurde. Er angelte also einen Fisch im Fisch! Das Angelauswerfen konnte ich bereits von der Partie in Trondheim. Es musste nur noch einer anbeißen, daher war ich umso motivierter. Im Seegras aber verhakelten sich ständig meine Köder, sodass ich alle drei verlor und die Angelei frustriert erst einmal aufgab. Gerrit präparierte seinen Dorsch, den er später kochte und verspeiste. Ich hatte noch nie einen so frischen Fisch probiert - er schmeckte köstlich. Das beflügelte meine Angellust umso mehr.

Direkt hinter der Fähranlegestelle in Gryllefjord fand sich auch ein netter Platz zum campen. An einem kleinen Teich, der von Bergwasser gespeist wurde, war eine überdachte Sitzgruppe mit einer flachen Wiese vorhanden. Besser hätte es nicht sein können. Dort war bereits ein seltsam anmutender älterer Herr mit Reiserad zugegen, zu dem wir uns gesellten und eine lustige Begegnung werden sollte. Es war James aus England, ein ehemaliger Gabelstaplerfahrer (er war stolz, das Wort auf Deutsch gekannt zu haben), der nun aus Langeweile kündigte und durch Norwegen reiste. Ich hatte zu viel Spiritus und sparte daher nicht am Wasserkochen. Da ich auch zu viel Teebeutel hatte, die ich bis auf den ersten Nacht nicht mehr benutzte, schmiss ich ne Runde Darjeeling. Gerrit und ich gönnten uns eine Tasse - als Abwechslung zum Bier. Der Tee hatte jedoch den selben entspannenden Effekt. James aber, very british, trank nur Kaffee! Und das abends um 10 Uhr. Wir saßen noch am Tee, da machte er sich ans Zeltaufbauen und schlief binnen Minuten. Das konnten wir am Schnarchen hören.

Am nächsten Tag lag laut Karte 200 Höhenmeter vor uns. Wir stellten aber erleichtert fest, dass ein Tunnel neu gebaut wurde, der nicht verzeichnet war und uns den Anstieg erschwerten. Obwohl wir Stunden nach James starteten, trafen wir ihn direkt hinter dem Tunnel. Er zog es vor, Tunnel zu meiden, wo es geht. Drinnen aber überholte uns kein einziges Auto und er war recht breit mit Seitenstreifen.

Das Wetter war noch immer etwas bewölkt, Senja aber erfüllte dennoch unsere Erwartungen und konnte eine eindrucksvolle Landschaft vorweisen, ein traumhaftes Zusammenspiel aus Berge und Meer. Meiner Meinung nach noch schöner als die Lofoten. Wie herrlich es doch nur gewesen wäre, wenn es so sonnig wie einige Tage zuvor gewesen wäre.

Tromsø, die letzte größere Stadt, lag 50 km vor uns. An der Fähranlegestelle den Abend vorher versuchte ich abermals mein Anglerglück. Und tatsächlich, ich hatte nach einiger Zeit einen Dorsch an der Angel! Gerrit hatte auch einen Fisch geangelt, sodass wir den Abend beide lecker essen konnten. Von meinem ersten Fang motiviert, wollte ich natürlich den Fjord leerfischen - dieser aber schluckte wieder meine Köder und ich verlor einen nach dem anderen. Als der letzte festhing, zog ich dermaßen frustriert an der Angel, sodass sie brach und die Teleskopstange ins Meer fiel. Ich war sauer und amüsiert zugleich. Und schämte mich auch etwas vor den anderen Anglern, die kurze Zeit nach uns alle auftauchten und ihr Glück versuchten. Mit gebrochener Angelrute und dem Dorsch verließ ich stolz und beschämt zugleich die Anlegestelle und warf das kaputte Teil in den Müll. Ein teurer Dorsch für 40 Euro, dachte ich mir zuerst. Aber letztlich war der Angelspaß auch nicht zu verachten.

So kurz es auch noch bis Tromsø war, so sehr zog es sich auch irgendwie. Grund dafür waren größere Steigungen. Dort angekommen aber gönnten wir uns erst einmal ein Kilo Garnelen, die garnicht einmal teuer waren! Mit einem Baguette und Frischkäse vom Supermarkt verdrückten wir die Tüte am Marktplatz. Die Sonne war auch draußen und so gute Shrimps hatte ich zuvor nicht gegessen. Nachdem wir eine Verdauungspause einlegten, indem wir Fotos vom Markt, den anlegenden Hurtigruten und der Eismeerkathedrale machten, begaben wir uns wieder auf dem Weg - es war ja gerade mal früher Nachmittag.

Die letzten beiden Fähren standen an und wir begaben uns nach Lyngen. Gerrit meinte, die Landschaft werde auch die Lynger Alpen genannt. Als ich sie im wolkenlosen Sonnenschein betrachten konnte, wusste ich auch warum. Ich fuhr entspannt und begeistert wie selten. Kein Verkehr und beste Landschaft - so kann es bleiben.

Das Ziel war zum Greifen nah! Das Nordkap war nur noch einige Tage entfernt und nur noch Alta war eine etwas größere Stadt. Sie liegt 230 Kilometer vor dem Kap und war eigentlich nichts Besonderes. Das Schönste von Norwegen sollten wir wohl schon gesehen haben. Dennoch erfreuten wir uns an der wechselnden Landschaft - der endlos weiten und baumlosen Hochebene und die Küstenstraße hin zu Magerøya, der Insel, auf der das Nordkap liegt. Am vorletzten Tag, bevor Gerrit und ich unser Ziel schließlich erreichen sollte, verließ mich letztlich auch das Wetterglück, dass mir eigentlich mehr als genug hold war. Zunächst startete ich T-Shirt und freute mich, später davon berichten zu können, den quasi nördlichsten Punkt ohne Jacke erradelt zu haben. Die Küste zum Nordkaptunnel aber wurde schnell von übelsten Winden heimgesucht, sodass wir sogar bergab fast nicht radeln konnten. Gerrit im Liegerad hatte es da aufgrund der windschnittigen Position etwas einfacher, ich aber fuhr teilweise arg windschief auf der Geraden. Ich freute mich fast schon auf den üblen Nordkaptunnel, da dort der Wind weg wäre. Wir waren ja schon einige Tunnel gefahren und alle waren mehr oder minder erträglich. Im Nachhinein aber meine ich, dass er wirklich der Schlimmste auf der ganzen Strecke war. Nicht nur wegen der Länge von 7 Kilometer, sondern auch aufgrund der Abfahrt und der anschließenden Steigung - er geht ja unter dem Meer durch. Die Ventilatoren erschienen mir auch so laut wie in keinem anderen Tunnel, ganz zu schweigen die ganzen LKWs, Busse und Motorräder. Knatternde Chopper waren dabei am schlimmsten. Hätte ich das gewusst, hätte ich Ohrenstöpsel eingepackt. Der Lärm war wirklich das Schlimmste am Tunnel.

Aus dem Tunnel die 200 Höhenmeter trampelnd und schwitzend rausgekommen, war der Wind nicht weniger geworden. Mehr noch: es gesellte sich ein penentranter Nieselregen dazu. Genervt fuhren wir die paar Kilometer nach Honningsvåg, der letzten Einkaufsmöglichkeit 30 Kilometer vor dem Nordkap. Die Besorgungen erledigt, wollten wir uns auf zum nächsten Campingplatz machen und uns von den Strapazen erholen. Mein Rad wollte aber nicht: Einen Platten am Hinterrad! Oft berichtete ich Gerrit stolz, noch nie auf Tour einen Platten gehabt zu haben - auch nicht auf den 4000 Kilometern, die nun hinter mir lagen. Tja, das war dann nun mein erster. Zum Glück hatte ich Ersatzschlauch dabei und meinen aufs Übelste abgefahrenen Mantel durch einen neuen Faltreifen getauscht, den ich seit Bodö an den Rahmen gebunden hatte. Auf dem Campingplatz 25 Kilometer vor dem Nordkap beschlossen wir, heute nicht mehr weiterzufahren. Schließlich lagen schon grausame 100 Kilometer hinter uns und die gesamte Insel war so vernebelt, dass man die Hand nicht vor den Augen sah.

Der heutige Tag begann sonnig! Eigentlich wollten wir die 5 Kilometer zurück zum Supermarkt um Grillfleisch und Bier für das Nordkap zu besorgen. Wir entschieden uns aber, gleich gen Norden aufzubrechen, um eventuell ein paar Sonnenstrahlen oben zu erwischen! Teilerfolg: Wir fuhren die knapp 2 Stunden und 750 Höhenmeter durch Sonne, Sturm und Nebel. Von entgegenen kommenden Radlern ließen wir uns bestätigen, dass es am Kap klar sein sollte.

Noch nie fuhr ich die Steigungen so motiviert und realisierte noch nicht, dass meine Tour gen Norden in wenigen Kilometer quasi vorbei sein sollte und der Zielort erreicht wurde, den ich nun seit über 8 Wochen anfahre. Als natürlich ultraharter, langhaariger, gestandener Kerl fällt es mir schwer zuzugeben, dass mir vor Ergreifung einige Tränen kamen, als ich die Weltkugel zum ersten mal hinter den Nordkaphallen erblickte. Wenn man wohl so lange auf das Ziel hinarbeitet und dazwischen so viel Anstrengungen und Erlebnisse hatte, ist so eine Reaktion mehr als verständlich. Diese Momente sind es, die große Radreisen ausmachen. Die ganzen Auto- und Motorradfahrer, die wir oben trafen, waren zwar etwas erfreut, schossen ein Selfie und dampften wieder ab. Klar schossen auch wir Zielfotos, niemand anderes schien aber so begeistert wie diejenigen, die

Es ist nicht der Zielort selbst, der wirkt, sondern die Art, wie man ihn bereist. Klar, jeder der schon einmal oben war und mir davon berichtete, bestätigte mir eine reine Touri-Halle mit einer unspektakulären Steilklippe mit Weltkugel drauf. Was anderes erlebt man aber auch nicht, wenn man konventionell anreist. Mit dem Fahrrad erlebt man die Welt einfach intensiver, sodass die Begeisterung meiner Reise unterwegs niemals abbrach.

Pünktlich, als wir die Fotos geschossen hatten, zog wieder eine dicke Nebelsuppe auf. Es ist Freitag, wir freuen uns über freien Strom und Wlan in den Hallen und trinken nun ein Bier auf unseren Erfolg, das so teuer ist wie unsere Freude groß. Gerrit wird morgen von seinen Eltern hier abreisen. Ich überlege, eventuell noch bis Sonntag zu bleiben, um auf besseres Wetter zu hoffen. Mein Flug zurück geht ja erst donnerstags früh von Alta aus. Der Wetterbericht ist zwar nicht gerade optimistisch, aber auf den kann man sich hier oben eh nicht verlassen und vielleicht beschert mir mein bisheriges Wetterglück ja die Mitternachtssonne...

Gruß vom Nordkap
Manuel
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 26.07.14 18:55

Und weil es so schön ist, hier unser Ziel-Posing schmunzel



Noch ist die Reise aber nicht ganz vorbei. Ich muss schließlich die 230 km zurück nach Alta, von wo aus erst am Donnerstag Morgen mein Flug nach hause geht. Freue mich aber darauf, in der Hochebene wild zu campen! Und couchsurfen werde ich auch wieder mindestens nen Tag dort grins

Da hier am Nordkap aber den ganzen Tag Nebel ist und ich vom Restaurant nicht mal die Weltkugel sehe, bleibe ich noch bis morgen mittag hier oben, wenn es etwas sonnig werden soll. Zeit hab ich ja...
von: indomex

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 26.07.14 19:53

Na, dann wünsche ich dir das ersehnte und wohlverdiente sonnige Wetter und damit einen schönen Abschluss. Komm gut nach Alta und dann nach Hause.
von: hns

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 27.07.14 20:58

Hai Manu,
als öfter mal zwischen Heimat- und Wohnort (Bayreuth/Erlangen) die fränkischen Grenzen erfahrender Reiseradler will ich auf meinen Triathlonlenker nie mehr verzichten.
Auf dem liegste wie aufm Sofa.

Roll on

Hannes
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 28.07.14 16:15

In Antwort auf: hns
Hai Manu,
als öfter mal zwischen Heimat- und Wohnort (Bayreuth/Erlangen) die fränkischen Grenzen erfahrender Reiseradler will ich auf meinen Triathlonlenker nie mehr verzichten.
Auf dem liegste wie aufm Sofa.


Besser hätt ichs nich ausdrücken können. Bin definitiv geheilt vom Ortlieb-Handtäschchen am Lenker.
von: joscha

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 29.07.14 17:16

wo deine reise nun zu ende ist, nochmal eine frage des interessehalber schmunzel.

dein crowdfounding aktion war ja erfolgreich, da diese allerdings während der reise noch lief bzw. abgeschlossen wurde stellt sich mir die frage wie du mit den postkarten schicken usw. klar gekommen bist bzw. kommst.
für mich sieht das nach einer logistischen zwickmühle aus.

der ganze posttourkrams ist natürlich kein problem.
von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 30.07.14 06:23

Wo soll da ne Zwickmühle sein? Die Kampagne endete noch während ich in Norwegen war. Erst dann sollten ja die Karten raus. Logistisch vielmehr detailliert geplant. Hab die Karten teilweise auch vor Ende schon verschickt...