Die Kritik ist absolut berechtigt - in meinem Kopf war das Verbreiten dieser Neuigkeit an Nicht-Zeitungsleser eingebrannt, ich hielt ein Copy'n'Paste in die Zitatfunktion für ausreichend und war zu faul, es in eigene Worte zu fassen. Kann ich eigentlich jetzt im ersten Beitrag noch etwas ergänzen?
Freut mich übrigens, dass nun auch inhaltlich diskutiert wird. Ich würde das Portal als Pilot-Projekt betrachten, aus dem vielleicht noch mehr hervorgehen könnte. Müsste sich dann aber wirklich auf die Bau- und Verkehrspolitik auswirken.
Im Folgenden meine gestrige Nachricht an den Betreiber:
Hallo Moderations-Team,
ich kenne die Website zwar erst seit gestern, mir sind aber schon viele Dinge aufgefallen.
Als Ziele der Initiative werden das Erstellen eines Leitfadens zur Vermeidung von Abbiegehinweisen und das Ermitteln gefährlicher Kreuzungs- und Einmündungsbereiche genannt. Anregungen für den Leitfaden kann die Diskussion der von den Nutzern gemeldeten Unfallschwerpunkte geben. Die Art und Weise, wie die Website momentan gestaltet ist, scheint es aber zu erschweren, die Qualität der Diskussionsinhalte zu bestimmen, ohne jede einzelne Diskussion gelesen zu haben. Schließlich scheint für den Leitfaden weniger entscheidend zu sein, wieviele Besucher eine bestimmte Kreuzung als gefährlich einstufen, sondern vielmehr konkrete Verbesserungsvorschläge. Es kommt mir so vor, als gäbe es zwar auch einige wenige Meldungen oder Kommentare von Besuchern, die überwiegend ohne Fahrrad am Straßenverkehr teilnehmen, jedoch scheint der größte Teil der Besucher diese Website als Sprachrohr der Radfahrer zu sehen. Eine Lösung der Probleme setzt aber in meinen Augen voraus, dass sich auch Fußgänger und Kraftfahrer an der Diskussion beteiligten.
Das zweite der o. g. Ziele wurde schon von einigen Besuchern kritisiert und es kam die Frage auf, ob die Senatsverwaltung nicht schon über hinreichend viele Daten verfüge, anhand derer sich die gefährlichsten Kreuzungen ermitteln ließen. Sicherlich lässt sich von der Anzahl der verletzten oder getöteten Radfahrer jeder einzelnen Kreuzung nicht auf die Anzahl der Beinah-Unfälle und damit auf das eigentliche "Potenzial" der Kreuzung für gefährliche Unfälle schließen. Von daher verstehe ich, weshalb die Rückmeldung der Besucher erfasst wird. Die Frage ist nur, ob die kritischsten Kreuzungen anhand der Besucher-Bewertungen identifiziert werden können, oder anhand der Anzahl der Markierungen in der Karte für ein und dieselbe Kreuzung. In Ihrer Terminologie heißt es "ich unterstütze den Vorschlag". So könnte ein Besucher zwar seine Unterstützung kundtun, damit aber eigentlich nur die Gefährlichkeit der Kreuzung unterstreichen, statt den konkreten Vorschlag des Verfassers gutzuheißen.
Zwar lässt sich nach gründlichem Lesen der Hinweise/FAQ erkennen, dass es bei dieser Initiative um die Abbiegeproblematik geht - vermutlich weil diese die häufigste Ursache von schweren Unfällen ist und die Verkehrsplanung noch nachträglich einen Änderungen an der Gestaltung von Kreuzungsbereichen vornehmen kann. Jedoch verhindert die Website momentan nicht wirksam, dass sich viele Besuchermeldungen auch auf andere gefährliche Situation im Radverkehr beziehen. Ich kann mir vorstellen, dass am Ende die ersten 20 Kreuzungsmeldungen betrachtet werden, die tatsächlich einen Bezug zur Abbiegeproblematik haben, gleichwohl sie nicht in den Top 20 aller Meldungen sein müssen.
Ich würde gern folgende Mechanismen anregen:
1) Das System könnte strukturierter die Meldungen erfassen, ohne die Bedienung zu erschweren. Dazu könnte für jede Kreuzung nur eine Markierung in der Karte zugelassen werden, wohl aber mehrere Meldungungen innerhalb der Markierung, z. B. bei Anfahrt aus verschiendenen Richtungen. Zusätzlich könnte eine Liste der sich kreuzenden Straßen herangezogen werden und dem Benutzer ermöglichen auszuwählen, aus welcher Richtung die Teilnehmer an die Kreuzung fahren und wo dann eine konkrete Gefährdung besteht.
2) Basierend auf Verkehrsstatistiken ließe sich womöglich die Anzahl der Kreuzungen schon von vornherein auf die "N" gefährlichsten einschränken. So würden weniger verschiedene Fälle diskutiert werden, dafür aber vielleicht eine höhere Dichte qualitativer Verbesserungsvorschläge erzielt werden. Auch könnten eine Beurteilung seitens der Besucher nach Gefährlichkeit der Kreuzung erfasst werden. Über den Mittelwert ließen sich so alle Kreuzungen nach Gefährlichkeit sortieren, wobei die Daten dann auf den Erfahrungen und dem Empfinden der Besucher basierten. Es bleibt unklar, ob eine Kreuzung, die von 200 Personen als relativ gefährlich (z. B. Skalenwert 6 von 10) bewertet wird, kritischer einzustufen ist als eine Kreuzung, die von 150 Personen als äußerst gefährlich (Skalenwert 8) bewertet wurde.
3) Die Qualität der Kommentare müsste bewertet werden können - ähnlich wie z. B. bei Amazon "13 von 14 Kunden fanden diese Bewertung hilfreich". Doch wie ließe sich verhindern, dass qualitativ hochwertige Beiträge in der Flut von Kreuzungsmeldungen untergehen?
4) Die Website vermittelt den Eindruck, als sollten hier vor allem die Interessen der Radfahrer vertreten werden - das leitet sich aus Domain und Inhalten ab. Was spräche denn z. B. gegen den Titel "Entschärfung gefährlicher Kreuzungen in Berlin" oder der Idee, eine Lösung zu finden, die auch die Interessen der Kraftfahrer und Fußgänger berücksichtigt?
Zu meiner Person: ich bin 33 Jahre alt und überwiegend mit dem Rad unterwegs, etwa 20 km täglich innerhalb der Stadt.
Viele Grüße
Tobias