Frustration Radreise

von: falkenflieger

Frustration Radreise - 14.11.12 14:50

Hallo!

Seit ca. 1,5 Jahren bin ich schwer frustriert. Damals habe ich nach ~2300 km meine Solo-Durchquerung der USA in Missouri aufgeben müssen. Grund waren Knieschmerzen, und zwar relativ ungute. Ich habe nach etwa einer Woche leichte Knieschermzen gekriegt, war im Krankenhaus etc., und hab sie mit Pulvern bzw. Salben und Kniestütze in den Griff gekriegt (das war am linken Knie). Ich habe dann auch Gepäck abgebaut (ca. 10 kg), an unnötigem Zeugs, und bin weitergefahren. Spaßigerweise war es auch ein extrem verregneter April, und ich bin fast jeden Tag im Regen gefahren, zwar nicht immer, und auch oft nur ein paar Stunden, aber es hat genagt. Jedenfalls hab ich, als ich dachte, es ist alles überstanden am linken Knie nicht mehr ohne Schmerzen über den oberen Totpunkt treten können. Frustriert habe ich dann die Reise abgeblasen und bin heimgeflogen.
Irgendwie war der Wurm drin, ich bin nicht gerade ein Tourenanfänger (Wien-Nordkapp-Wien, Bretagne - Österreich, Wien-Klagenfurt an einem Tag etc.), und kenne das ganze recht gut. Interessanterweise bin ich auch nicht auf die von mir gewohnten km-Leistungen gekommen (ca. 120-150 km Durchschnitt, 220 max.) Ich denke, ein großer Nachteil war, dass ich im April begonnen habe. Im Winter habe ich kaum trainiert, da das Jahr davor gut ging, und ich im Kopf offenbar keine Probleme sah, körperlich war das offenbar anders.
Seit dem bin ich regelmäßig frustriert, da die Tour eigentlich als "Abschluss" von der Sturm und Drangzeit, nach Diss, vor Job&Familie stehen sollte. Ich habe ca. 1 Jahr Planung gehabt, und die Vorstellung, von der Brooklyn Bridge zur Golden Gate Bridge zu fahren, und dort meine Frau zu treffen hat sich im Hirn eingebrannt. Jetzt ist die Chance auf Wiederholung (zumindest für viele Jahre) vorbei, und das ärgert mich manchmal sehr. Ca. 6 Monate wollte ich mich auf kein Rad mehr setzen, aber mittlerweile geht es wieder, und ich bin auch schon wieder eine Tour gefahren.

Hat jemand anders auch schon solche Rückschläge einstecken müssen? Wie geht ihr mit sowas um? Soll ich es auf später verschieben, oder mich vom Gedanken komplett verabschieden?



David
von: JaH

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 15:53

In Antwort auf: falkenflieger
Hat jemand anders auch schon solche Rückschläge einstecken müssen?
Mit etwas Abstand und Abstrahierung betrachtet: Ja, mehrfach.

Zitat:
Wie geht ihr mit sowas um?
Kommt drauf an. zwinker Ob es da ein Patentrezept gibt ... hm, evtl. ja.
In Antwort auf: falkenflieger
Soll ich es auf später verschieben, oder mich vom Gedanken komplett verabschieden?
Ich sag mal, bau da nicht zuviel Druck auf. Viele Dinge, vielleicht sogar alle Dinge(?) scheinen gemäß dem Prinzip "Alles zu seiner Zeit" zu folgen.

Jeweilige Prioritäten feststellen und sortieren und dann systematisch vorgehen.

Die ursächlichen Probleme der Schmerzen im Knie herausfinden und mit dem Wissen gegebenensfalls Alternativen entwickeln, vielleicht in Form eines anderen Fahrrads, oder anderer Fahrtechnik, Radaufbau usw.

Ich hatte früher und auch noch vor gar nicht sovielen Jahren einige Träume und Hoffnungen bzgl. einiger speziellerer Seekajaktouren. Manche habe ich komplett abgeschrieben, aber einige sind, auch wenn ich nun gar nicht mehr paddle, noch nicht "beerdigt", sondern in einer Art "weggesperrten Warteschleife".
Alles zu seiner Zeit. Das fällt mitunter schwer, sehr schwer und verdammt schwer und kann bis hin zu einer gefühlten existentiellen Belastungsprobe führen, aber letztendlich .... kommt es doch anders und wichtig ist, wie man damit umgeht.


Hoffe, dass war jetzt nicht zu kryptisch, bei aller groben Darstellung.
von: kona

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 15:59

In Antwort auf: falkenflieger
Hat jemand anders auch schon solche Rückschläge einstecken müssen? Wie geht ihr mit sowas um? Soll ich es auf später verschieben, oder mich vom Gedanken komplett verabschieden?


Wenn man älter wird, dann plant man vielleicht auch etwas anders. Ich zumindest. zwinker
Für längere Touren plane ich zusätzlich Alternativen. (Ob Knieprobleme, Erkältung oder Materialausfall. Das kann alles passieren.)
So kann ich im Bedarfsfall mal kürzere Strecken fahren oder 1-2 Tage Pause einlegen. Es gibt immer mal Tage, wo es einfach nicht so gut rollt. Schwer angeschlagen ambitionierte Etappen zu fahren, macht kaum Spaß und verschlimmert die Situation häufig noch.
Es hilft natürlich auch ungemein, vorher "ordentlich" Kilometer zu machen. Das erhöht die Leistungsfähigkeit für Langstrecken ungemein. Zumal ich dann meine Leistungsfähigkeit auch realistischer einschätzen kann. Was für die Planung auch nicht ganz unerheblich ist.

Das Wetter vermiest mir nie die Laune. - Ich kann es ja sowieso nicht ändern. Und Wetter gehört zum Rad fahren nun einmal dazu. Das nehme ich, wie es kommt. Ich sorge nur dafür, dass ich wenigstens für nach der Fahrt noch trockene Klamotten habe und mir in Pausen jederzeit ein Heißgetränk zubereiten kann. Das hebt die Stimmung schon ungemein. (Bzw. läßt sie gar nicht erst auf den Nullpunkt absinken.)
Krankheitsbedingt konnte ich in letzter Zeit überhaupt nicht Rad fahren. Das hält ich aber nicht davon ab, wieder für später zu planen. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. zwinker

Übrigens: Beruf und Familie hindern nicht prinzipiell daran, auch mal längere Touren fahren zu können. Es geht nur nicht mehr ganz so spontan, weil mehr zu bedenken und zu planen ist.

Frust kommt doch eigentlich eher dann auf, wenn man sich zu hohe Ziele steckt. Ganz einfach deswegen, weil das Scheitern sehr viel wahrscheinlicher wird. Das versuche ich durch entsprechende Planungen einfach zu vermeiden. Schließlich will ich nicht nur Ankommen, sondern v.a. unterwegs eben auch Spaß haben.
von: ro-77654

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 16:00

In Antwort auf: falkenflieger


Grund waren Knieschmerzen, und zwar relativ ungute. Ich habe nach etwa einer Woche leichte Knieschermzen gekriegt, war im Krankenhaus etc., und hab sie mit Pulvern bzw. Salben und Kniestütze in den Griff gekriegt (das war am linken Knie).

... und bin weitergefahren.

Spaßigerweise war es auch ein extrem verregneter April, und ich bin fast jeden Tag im Regen gefahren, zwar nicht immer, und auch oft nur ein paar Stunden, aber es hat genagt. Jedenfalls hab ich, als ich dachte, es ist alles überstanden am linken Knie nicht mehr ohne Schmerzen über den oberen Totpunkt treten können. Frustriert habe ich dann die Reise abgeblasen und bin heimgeflogen


In der Mitte steht gefettet der (so meine ich) Fehler - weiterfahren. Wieso hast du nicht zwei, drei Pausentage eingelegt?
Knieprobleme hatte ich in den USA auch, ich habe deshalb einmal zwei Tage und einmal einen Tag pausiert, dann war gut.

Und sowieso einmal pro Woche habe ich einen Ruhetag eingelegt. Lieber etwas langsamer und ankommen als abbrechen..
von: Thomas1976

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 16:14

Zitat:
Hat jemand anders auch schon solche Rückschläge einstecken müssen?


Niemand hat behauptet, dass Radreisen einfach sind zwinker

Meine gröbsten Rückschläge auf Radreisen:

1) Dehydration in Kanada 2009 mit Sturz und diagnostizierten Schlüsselbeinbruch

2) Höhenkrankheit am Kilimanjaro 2010

3) Rad in Tansania 2010 im falschen Bus und für 3 Tage verschwunden

4) Überfall in Peru 2012

5) Schüttelfrost und schwere Bronchitis in Peru 2012

6) Von freilaufenden Hund gebissen (Sardinien 2008)

Zitat:
Wie geht ihr mit sowas um


Mit der Situation vor Ort umgehen und das beste daraus machen.
In Kanada hatte ich mir dann kurzfristig einen Wagen gemietet, konnte aber nach 5 Tagen doch wieder radeln.
Nach dem Überfall in Peru hatte ich engen Kontakt zu Einheimischen und Touristen gesucht, so dass man nicht alleine ist und zum Grübeln kommt. Hat mir sehr gut geholfen, nach ein paar Tagen war die Angst vor weiteren Überfällen weg.

Zitat:
Soll ich es auf später verschieben, oder mich vom Gedanken komplett verabschieden?




Wenn man einen Traum hat, soll man versuchen diesen irgendwann zu verwirklichen. Verschiebe die Tour auf einen für dich geeigneten Zeitpunkt, wenn du fit bist und es Deine private/berufliche Situation zulässt.

Gruss
Thomas
von: Hummel

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 16:44

hallo David,
Rückschläge, Störungen, Zwischenfälle, Unterbrechungen gehören dazu. Hatte ich mehrfach. Kann bis zum Abbruch führen. Klar, der tut weh, erst recht, wenn es um einen lang gehegten Traum und eine große Reise geht. Erfahrung hilft, Rückschläge zu vermeiden, ausschließen kann man sie nicht.
Warum komplett von einer Idee oder einem Wunsch verabschieden? Lass die Sache einfach offen (siehe Jochens Beitrag). Manchmal erledigen sich Planungen und Ideen mit der Zeit von ganz alleine und sind einfach nicht mehr wichtig. Manchmal bleiben sie über Jahre lebendig, beflügeln die Phantasie und haben eine enorm motivierende Kraft und irgendwann ergibt sich dann die Gelegenheit neu.
Harald
von: veloträumer

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 16:45

Hallo David,
so dramatisch habe ich noch keinen Einbruch gehabt - einen kleinen aber schon. Das Knie war es auch bei mir. 2010 habe ich mir an kalten Ostertagen eine Schleimbeutelentzündung zugezogen (Kälte, Wind, untrainiert), die - nicht rechtzeitig erkannt und nicht recht behandelt - chronisch wurde. Operation oder verminderte Leistungsfähigkeit oder komplette Ausheilung nach langer Zeit waren die denkbaren Szenarien. Operation ist auch mit Risiken behaftet - der Orthopäde neigte zu Abwarten, ich als gefürchteter Skeptiker auch.

2010 fiel zunächst mal die gesamte "Trainingsphase" des Frühjahrs aus. Die ursprünglich geplante Pyrenäenreise im Sommer hatte ich gestrichen weil zu anspruchsvoll. Die Ersatztour durch die Ostalpen zwischen Salzburg, Wien und Maribor war zwar erheblich leichter als einige Vorjahrestouren, wäre aber für Flachfahrer immer noch eine Tortur gewesen. Seltsamerweise hatte ich mit dem schlechten Knie immer noch bessere Karten beim Bergfahren als bei Rasereien in der Ebene - was mir ohnehin nicht liegt. Ich habe vor allem die Etappen kürzer gehalten, das Tempo mittlerweile dauerhaft vermindert - sicherlich auch eine Altersfrage.

Schmerzen hatte ich eigentlich nicht, zu bestimmten Zeiten konnte ich aber das Knie "spüren" - vor allem beim Durchstrecken, bei Kälte und nach größeren Radlleistungen. Irgendein nicht näher definierbares "Kribbeln". Der Zustand blieb, änderte sich aber positiv. Die Winterpausen sorgten für zusätzliche Entspannung. Die letztjährige Pyrenäentour war eigentlich keine Kindergartenfahrt und Knieprobleme blieben eigentlich aus. Eher gab es schon eine Bremse im Hinterkopf.

Nach nunmehr gut zwei Jahren - mit Beginn meiner Korsika-Reise im Sommer - habe ich mein Knie nie wieder "gespürt" (noch zuvor im Frühjahr schon mal noch). Ob es vollständig ausgeheilt ist, weiß ich aber nicht. Zwischenzeitlich ist allerdings mein Durchschnittsniveau auf vielen Ebenen gesunken - insbesondere die Geschwindigkeiten auf flachen Strecken, aber auch in den Bergen (ich führe penible Tabellen mit Statistiken). Nicht zuletzt auch aus Genussgründen sind die Etappen aber ohnehin kürzer - die Zeit für mehr Kilometer fehlt, wenn man dem Auge mehr Zeit einräumt. Auf Radreisen sind Etappen über 100 km schon fast nicht mehr machbar, auch ohne Gepäck strebe ich nur noch selten mehr als 120/130 km an. 2000 Hm überschreite ich nur noch selten, der Schwierigkeitsgrad - in Hm/100 km gemessen - ist aber immer noch extrem hoch - eigentlich dort kein Einbruch. Ob ich wieder mehr schaffen könnte, wenn ich mehr "durchziehen" würde, weiß ich nicht - interessiert mich aber auch nicht. Mehr Leistung bedeutet letztlich auch weniger Reise-, weniger Trödelzeit, weniger Besinnlichkeit. Diesen Trend zu mehr Muße möchte ich auch nicht mehr umkehren. Also auch ein kleiner Sinneswandel. Für manchen Außenstehenden bleibt man trotzdem ein "Extremsportler" - solch kleiner Wandel ist da schwer vermittelbar.

Letztlich liegt das Problem darin, wie man seine Ansprüche definiert. Es gibt ein ganze Reihe jugendlicher Sportiver, die immer frustriert herum laufen, weil sie ihre selbst gesteckten sportlichen Ziele nicht erreichen (können). Es macht Sinn, die eigenen Ansprüche an die tatsächliche Leistungsfähigkeit anzugleichen und nicht einem Leistungsphantom hinterherzuhecheln. Alter und/oder Krankheit erfordern, die Erwartungen immer wieder nach "unten" anzupassen. Ob das ein Verlust oder Gewinn ist, bestimmst du selber. Das Leben beschränkt sich nicht nur auf eine Olympiade der Muskelzellen.
von: Rad-Lexl

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 18:28

In Antwort auf: JaH
Viele Dinge, vielleicht sogar alle Dinge(?) scheinen gemäß dem Prinzip "Alles zu seiner Zeit" zu folgen.


...was bei vielen Dingen schlichtweg bedeutet: nie.
Schade, aber ist halt so.
Diese nüchterne Erkenntnis verliert im Laufe der Jahre mehr oder weniger stark an Dramatik und Frustrationspotential.

Grüße
Alexander
von: Barfußschlumpf

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 19:28

Vielleicht möchtest du einfach zuviel.

Die Helden aus dem Film- und Fernsehgeschehen, die immer alle Kämpfe siegreich bestehen, gibt es vielleicht gar nicht, sondern möglichweise hat sie jemand erfunden, der weiß, daß die TV- und Internetzuschauer das gerne sehen, weil sie ganz gern der Schönste, der Klügste, der Stärkste und überhaupt zu allem der Alleroberste wären, Im Kino kann man so wundersam davon sinnieren, wie es wäre.
Siehe die hier in dieser Vorführung versammelten Helden.

Vielleicht sind die Helden ja doch irgendwie unbefriedigt, weil man ja ohnehin weiß, daß sie alles können.
Vielleicht wollen die Frauen ja lieber einen Mann, der die richtige Sorte Badezimmerspray einkaufen kann oder Petunien umtopfen.
Naja, keiner weiß, was Frauen wünschen.

Ich habe gehört, moderne wahre Helden leben eh vom Beschiss, blenden, fälschen, tricksen?
Kann das sein? Dr. v. Guttenberg, Dr. Jürgen Schneider, L. Armstrong, J. Ullrich, und alle die. Kenne da noch den einen oder anderen Markgrafen, Fußballschiedsrichter, Oberbürgermeisterkandidat. Bürgermeister schmunzel

Vielleicht ist es einfach so, daß sich ehrliches Heldentum nicht mehr lohnt.
Also zur Siegfried-Zeit ist es sicher besser gekommen, wenn ich da an diese Drachen denke schmunzel

Jetzt zum Thema:
Knieweh gehört halt zum Radeln dazu. Habe ich auch. Deswegen muß man doch nicht unbedingt stehen bleiben. Einfach weitermachen, bis dus nicht mehr merkst. Habe zu diesem Behufe immer reichlich Ibuprofen an Bord. Aber ich brauch das hinterher immer nur für Zahnweh.
Also das Rumgejammere und Rumhängen bei den Ärzten, wie mans aus der Gesundheit kennt, bringt einem beim heldenhaften Dahinsiegen auch nicht weiter. 'Quälen Sie mich nur - ich kenne keinen Schmerz!' - der preußische König und deutsche Kaiser zum Zahnarzt. Musterhaft, Ihre Majestät.

Vielleicht macht die Radtour ja mehr Spaß, wenn man sie nicht als Staatsexamen zum Veloraptor angeht, sondern, wie ich mir erlaube, mir selbst zuzuschreiben als der gute alte Antiheld und Vollversager, als 'ums Kwadrat fahn'.
Open end läßt sich jede Radtour und jedes Popoweh gleich viel besser ertragen, als wenn man gleich an den Radmaraton mit 600 km in 24 Stunden drangeht.

Dann kann man auch mal ein Regenwochenende im Zelt verbringen und sich vollfressen oder noch schlimmeres.

Wie der Vorredner schon richtig sagte, macht gerade ein langes Leben als Nichtheld sehr viel Freude, und kleine Dinge, z.B. ein Marzipanbrot aus Obstabfallkernen, befriedigen dann ungemein.
Als Plätze-Junkie bist du immer unendlich frustriert, wenn es für den wohlverdienten ersten Platz, Gold, mal wieder nicht gereicht hat. 1000e brauchen Gold, nur einer kann es erringen. Die Angaben in den Profilen stimmen nicht immer.

Weitere Frustrationsberatung übernehmen die Frauen.
Sie wurden dafür gemacht von Gott, dem Herrn.

Angenehme und schmerzfreie** Radtourenstunden wünscht

Rainer schmunzel




* Während meines Schriebes schmierte mein überalterter Internetbrauser ab.
Was wär ich frustriert gewesen, wenn damit mein schöner Text in den Orkus des Internetäthers verklappt wäre.
Dem Himmel sei Dank, fand ich eine Restore-Funktion, womit der Schrieb wieder am Bildschirm erschien.
Der Tüchtige erringt auch oft den Sieg über die Fährnisse des Unglücks.
Z.B.


** meine Schmerzen:
Popo, Knie, Lendenwirbel (sehr), Schulter, Handgelenke, Genick, Eier, Zähne, Sonnenbrand, Blase, kleiner Finger, Bindehaut, Speiserohr und die Verletzungen.
Aber im Hochbereich wo die Luft dünn ist, merke ich dann diese Schmerzen gar nimmer.
von: bikeingold

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 19:37

Hi,
mir geht es seit Jahren eigentlich bei jedem Urlaub so, dass immer "irgendwas ist". Entweder werde ich unmittelbar vor dem Urlaub so krank, dass an verreisen nicht zu denken ist oder das Wetter ist just zum Urlaub so, dass ich mir denke "na ja, strömender Dauerregen, Temperaturen um 10° da musst du jetzt auch keine Rad-, Wander-... reise machen. Macht ja keinen Spaß immer nur im Regenanzug zu sein." . Dieses Jahr war es eine Kombination aus beidem: Zum Anfang war das Wetter klasse aber ich hatte fast 2 Wochen lang eine heftige Erkältung und quasi dauerhaft heftige Migräne und als ich wieder gesund war hat es nur noch geregnet - zensiert happens!

Mitte der Neunziger gab es auf dem CP auf dem ich war eine Ameiseninvasion, die Viecher waren wirklich überall, na ja wenigsten war ich nicht der einzige der deswegen seinen Urlaub vorzeitig beendet hat.
Ende der Neunziger bin ich bei strahlenden Sonnenschein in Luzern los um dann 3 Tage lang bei ca. 20°C im strömenden Regen unterwegs zu sein. Auch Nachts hat es nicht aufgehört. Am Ende war nichts mehr trocken zu bekommen, der Daunenschlafsack war vollständig durchnässt, das Ultraleicht-1-Mann-Zelt eine Tropfsteinhöhle und laut Wetterbericht / Aussage der Eingeborenen sollte das auch noch min. 2-3 Tage so weiter gehen. Geld für Hotels / Pensionen hatte ich nicht am Start. In Ariolo bin ich in den Zug gestiegen und nach Hause gefahren.

Seit dem plane und träume ich zwar immer wieder aufs Neue solange die Finanzen überhaupt einen Urlaub zulassen. Letztlich weiss ich aber, es wird eh wieder was dazwischen kommen zwinker. Stattdessen mache ich übers Jahr verteilt eben immer wieder Tages,- Wochenendtouren - und das ist okay, man soll die Hoffnung nicht aufgeben. Irgendwann klappt es (ja vielleicht) mal mit einem "richtigen" Urlaub. (Traum: Schweizdurchquerung mit Rad oder zu Fuß; Nordkap)

Grüße
Ingo
von: Falk

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 20:16

Zitat:
Mitte der Neunziger gab es auf dem CP auf dem ich war eine Ameiseninvasion, die Viecher waren wirklich überall, na ja wenigsten war ich nicht der einzige der deswegen seinen Urlaub vorzeitig beendet hat.

In solchen Fällen fahre ich zur nächsten Unterkunft – aber doch nicht nach Hause.
von: Martina

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 21:02

Hallo,

natürlich ist es extrem ärgerlich, wenn eine lang geplante Sache, die einem auch noch persönlich viel bedeutet sich zerschlägt. Aber in deiner konkreten Situation frage ich mich schon, ob die ganz große Enttäuschung nicht daher kam, dass du aus einer Reise eine 'Leistung' gemacht hast, die du unbedingt erfüllen wolltest. Wäre die Reise tatsächlich soviel weniger wert gewesen, wenn du dir für ein paar Tage ein Auto gemietet hättest bzw. von vorneherein nicht so knapp kalkuliert hättest, dass du unbedingt 120 - 150 km am Tag fahren *musst*, um die Strecke zu schaffen? Ich kann ehrlich gesagt nicht recht verstehen, dass sich immer wieder Leute in ihrer Freizeit selbst so brutal unter Druck setzen, dass sie auch verhältnismäßig kleine Zwischenfälle als 'Rückschlag' empfinden. Ich möchte ungern mit der Moralkeule kommen, aber deine Erkrankung war nicht lebensbedrohlich und wahrscheinlich nichtmal so schwer, dass du den Urlaub unbedingt hättest abbrechen müss

Martina
von: fghpw

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 21:23

In Antwort auf: Rad-Lexl
In Antwort auf: JaH
Viele Dinge, vielleicht sogar alle Dinge(?) scheinen gemäß dem Prinzip "Alles zu seiner Zeit" zu folgen.
...was bei vielen Dingen schlichtweg bedeutet: nie.
Schade, aber ist halt so.
Diese nüchterne Erkenntnis verliert im Laufe der Jahre mehr oder weniger stark an Dramatik und Frustrationspotential.
Wenn es denn dein Schiksal ist eine bestimmte Sache zu machen, so wird dies gesehen, egal ob es dir aktuell ins Konzept paßt, du die Idee schon vor Jahren bergraben hast oder aus welchen Grund auch immer es undurchführbar erschien! Die Welt verändert sich ständig, daher sollte man Wahrscheinlichkeiten immer wieder auf's neue überprüfen.
Tschüs Guido!
von: Tandemfahren

Re: Frustration Radreise - 14.11.12 22:26

Für mich liest sich das wie ein Abschnitt aus dem Buch "Anleitung zum Unglücklichsein" (muss ich unbedingt mal lesen). Sich selbst mit völlig überhöhten Erwartungen unter Druck zu setzen, war doch noch nie eine gute Idee. Man sollte seine Zufriedenheit nicht von solchen Zielen abhängig machen.

Gruß

Johannes
von: bikeingold

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 05:28

In Antwort auf: Tandemfahren
Für mich liest sich das wie ein Abschnitt aus dem Buch "Anleitung zum Unglücklichsein" (muss ich unbedingt mal lesen). Sich selbst mit völlig überhöhten Erwartungen unter Druck zu setzen, war doch noch nie eine gute Idee. Man sollte seine Zufriedenheit nicht von solchen Zielen abhängig machen.


bravo

P.S.: Das Buch ist genial zwinker

Grüße
Ingo
von: kettenraucher

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 06:51

Zitat:
Nachteil war, dass ich im April begonnen habe. Im Winter habe ich kaum trainiert, da das Jahr davor gut ging, und ich im Kopf offenbar keine Probleme sah, körperlich war das offenbar anders.

Vielleicht bist Du die Tour zu hart angegangen und Deine Knieprobleme zeugen von einer Überlastung. Selbst Spitzensportler brauchen Zeit zur kontinuierlichen Anpassung an Belastungs- und Leistungsspitzen. Zusätzlich sind auch regenerative Pausen unumgänglich.
Zitat:
Seit dem bin ich regelmäßig frustriert, da die Tour eigentlich als "Abschluss" von der Sturm und Drangzeit, nach Diss, vor Job&Familie stehen sollte

Die Frustration kann ich nachvollziehen, obwohl ich abschwächend eher von Ärger sprechen würde. Aber wenn Du Dein Leben so konventionell planst, bist und bleibst Du halt ziemlich unflexibel. Aus meiner Sicht gibt es auch ein Leben in dem Zeitraum zwischen Jugend und Alter, das sich je nach persönlichen Prioritäten so oder so gestalten lässt.
Zitat:
Wie geht ihr mit sowas um? Soll ich es auf später verschieben, oder mich vom Gedanken komplett verabschieden?

Es gibt keinen Grund, sich von dem Gedanken zu verabschieden so lange es Dich juckt, die Reise zu unternehmen. Der erste Versuch ging halt schief, jetzt hast Du Zeit und Luft den zweiten Versuch zu planen. Übrigens geht es sehr vielen Menschen so, dass ihr Leben nicht nach Plan verläuft – völlig unabhängig von einer verpatzten Radreise.
von: mstuedel

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 07:57

Der Reiz einer längeren Radreise liegt doch zu einem guten Teil darin, dass der Ausgang ungewiss ist und nicht alles eingeplant werden kann. Wenn der Körper nicht mitmacht ist das zwar sehr lästig, aber da heisst es dann halt abwägen, Pause einlegen, Prioritäten neu setzen.
Ich wollte selber mal mit dem Rad im September von der Schweiz aus nach Schottland fahren, in der Normandie hab' ich vor dem nasskalten Wetter und der Reaktion meines Körpers darauf kapituliert (auch bei mir haben die Knie nicht mehr mitgemacht). Nach 2-3 Tagen Pause hab' ich dann Richtung Westen abgedreht, dann von der Bretagne aus nach Süden und bin letztlich via Canal du Midi ans warme Mittelmeer gelangt. Dort hab' ich etwas Sonne getankt und bin via Rhonetal zurück in die Schweiz gefahren.
Natürlich war das erst mal eine Niederlage, letztlich ist aber doch eine erlebnisreiche Tour daraus geworden. Gerade die Niederlagen machen die Erfolge umso süsser!
Nach Grossbritannien hab' ich es bis heute (20 Jahre später) immer noch nicht geschafft (weder mit noch ohne Rad), aber was noch nicht ist, kann noch werden...

Gruss
Markus
von: Fricka

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 08:05

Ich sehe da eine ganze Reihe von Faktoren, die zwecks "Unglücklichseins" zusammenkommen. Schwierig ist es immer mit Dingen der Serie "once in a lifetime". Wenn die dann schiefgehen, hat man sozusagen sein Leben verpfuscht. Das erhöht den Druck, den man sich da vielleicht durch eine falsche Reiseplanung gemacht hat, noch ins Unermessliche. Und klack - halten die Knochen das nicht aus.

Das "once" schließt die Wiederholung aus und schon hat das Leben jeden Sinn verloren.

Diese Art Planungen bedeuten meist, dass der neue Lebensabschnitt "Beruf und Familie" nicht so wirklich willkommen ist. Um wieder entspannt reisen zu können, müsste man vermutlich erst einmal daran arbeiten.

Und ja. Nicht alles, was man vom Leben möchte, bekommt man auch. In jungen Jahren kann man noch alles fröhlich in die Zukunft vertagen. Später merkt man irgendwann, dass sich das ein oder andere wohl nicht wird machen lassen. Das nennt man Midlife Crisis.
von: JohnyW

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 08:05

In Antwort auf: falkenflieger

Hat jemand anders auch schon solche Rückschläge einstecken müssen? Wie geht ihr mit sowas um? Soll ich es auf später verschieben, oder mich vom Gedanken komplett verabschieden?


zu 1: ja
zu 2: man lernt aus 1.
zu 3: nein, aber nicht hinhertrauern. Irgendwann kommt die Gelegenheit und dann mußt Du es kurzfristig anpacken.
von: buche

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 08:14

In Antwort auf: falkenflieger
Grund waren Knieschmerzen,
...
Interessanterweise bin ich auch nicht auf die von mir gewohnten km-Leistungen gekommen


Möglicherweise wars ja genau andersherum wie von dir geschildert? Also du bist nicht auf die gewohnten Kilometerleistungen gekommen, weil du körperlich noch nicht den Trainingsstand hattest, und hast es ohne Rücksicht auf deinen Körper trotzdem so durchgezogen?

Das Problem kenne ich relativ gut, ich neige auch zu so etwas zwinker

Zwei Dinge haben mir dabei geholfen:

1. Planung auf ein Minimum reduzieren, stattdessen eher eine Reihe von möglichen Szenarien (alles läuft super, mittelmäßig, was mache ich wenn ich schlecht drauf bin) vage entwickeln. Mittlerweile besteht meine Planung häufig nur noch daraus, mir einen Reiseführer für die Zielregion zu suchen und mir zu überlegen, wie ich stressfrei hin und zurückkomme. Route wird unterwegs nach Tagesform geplant -- dadurch baut sich kein Druck auf, sondern man fährt halt wie einem ist, sei es eine Flach-Etappe oder über die Berge.

2. älter werden grins -- irgendwann wird man entspannter, akzeptiert solche Rückschläge eher gelassen und macht halt das beste draus, ohne gleich Frust zu schieben, wenns mal nicht optimal läuft.

LG Erik



von: Martina

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 08:17

In Antwort auf: Fricka

Später merkt man irgendwann, dass sich das ein oder andere wohl nicht wird machen lassen. Das nennt man Midlife Crisis.


Und ich bräuchte schon wieder einen 'like'-Button. Wobei es bei mir keine Reise ist, aber das ist ein anderes Thema.

Martina
von: JohnyW

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 09:54

Hi Erik,

zu 1:
Ich plane immer was maximal möglich. Unterwegs muss ich mich nur entscheiden, was ich dann weglasse. Es ist eine Kopfsache mit weniger zufrieden zu sein...

Ich hatte das im letzten Urlaub (Türkei mit dem PKW) wie Du gemacht. Ich bin auf mind. 1 h lesen pro Tag gekommen, um nur den nächsten Tag zu planen. Das ist mir vor Ort zu aufwändig.

PS: bei 10 von 26 Radreisen gab es Frustmomente (u.a. Überfall, Besuch der örtl. Krankenhäuser, Rad wird vom Auto überfahren, usw.)

Gruß
Thomas
von: Fricka

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 10:02

In Antwort auf: JohnyW


PS: bei 10 von 26 Radreisen gab es Frustmomente (u.a. Überfall, Besuch der örtl. Krankenhäuser, Rad wird vom Auto überfahren, usw.)


Das ist natürlich viel. Obwohl, irgendwelchen Frust gibt es eigentlich immer. Wir hatten einmal so eine Pechsträhne. Drei Jahre hintereinander die Sommerreise abgebrochen wegen Erdrutsch, Waldbrand, Hochwasser. Wir kamen immer mit fast heiler Haut aber doch erheblichen Verlusten davon.

Zu der Zeit fragten uns unsere Freunde nach unseren Reiseplänen, um in die entgegengesetzte Richtung zu fahren. Das Leben ist halt kein Ponyhof.
von: JohnyW

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 10:47

Hi,

In Antwort auf: Fricka
Erdrutsch, Waldbrand, Hochwasser.


Erdrutsch in Ekuador
Waldbrand in Australien
Hochwaser im Outback (nicht mit Rad)

Solche "Kleinigkeiten" hatte ich gar nicht berücksichtigt grins
War aber bis auf das Hochwasser Verlustfrei (das hat uns ein paar Tausend EUR gekostet, da wir deshalb den Rückflug verpassten...)

Gruß
Thomas

PS: Thomas1976 hat meinen Lieblingssatz schon verwendet...
von: Fricka

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 10:55

Erdrutsch in Griechenland. Danach hatten wir nur noch die Kinder auf dem Arm, ein Paar Schuhe für alle und glücklicherweise eine Kreditkarte. Waldbrand auf Korsika. Da wurden wir evakuiert. Hochwasser im Allgäu. Täglich pumpte die Feuerwehr die Zelte aus. Man glaubt gar nicht, dass das Wasser das hinkriegt, an einem Berghang einen Meter hoch zu stehen. Nach drei Tagen hatten wir keine Lust mehr.

Wegen eines Überfalls wären wir kaum nach Hause gefahren. Das sind wir vom Wohnort her gewöhnt.
von: Thomas1976

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 11:00

Zitat:
PS: Thomas1976 hat meinen Lieblingssatz schon verwendet...


Äh... welchen nochmal verwirrt

Gruss
Thomas
von: JohnyW

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 11:04

Hi,

ich würde umziehen grins Nach meinem Überfall war 7 Wochen lang krankgeschrieben und konnte Monate lang kein Rad fahren...

Gruß
Thomas

PS: Dafür war der erdrutsch harmlos. Beim Waldbrand bin ich mir noch unsicher, da nur dichter Rauch im Zelt war...
von: JohnyW

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 11:05

Thomas zur Erinnerung:

Es hat keiner behauptet, dass Radreisen einfach sind
von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 11:07

Ich habe vor 10 Jahren wegen Knieschmerzen fast mit dem Radsport aufgehört und mich langsam wieder heran getastet.
Geholfen haben mir:


Eine längere Pause.

Geringere Umfänge zum Anfang.

Grundlagentraining, damit ich mich nicht überlaste.
Wenn der Kreislauf nicht überlastet, dann überlastet man auch seine Gelenke nicht.
Die Pulsuhr hilft dabei, auch umm mehr Gefühl für den eigenen Körper zu bekommen.

Dehnübungen !!! (am hilfreichsten war der " Storchenstand")


Kurbeln mit geringeren Q-Faktor

Pedalen, die einen geringen Q-Faktor ermöglichen und zudem große Bewegungsfreiheit bieten
Speedplay (am Renner) war sehr gut für den Wiedereinstieg!
Übrigens mit Shimano SPD(MTB)System bekomme ich auch noch heute nach längeren stärkeren Belastungen Probleme. Fahre ich nur noch am Stadtrad.
Time Roc Atac bzw. Time Alium sind für mich dagegen so ziemlich problemlos.

Krafttraining um den Bewegungsapperat zu stabilsieren.

Auch heute gilt für mich, mich nicht zu überlasten, das geht inzwischen auf zeitweise ohne Pulsuhr. Eine gute Grundlage eingestreut mit einigen härteren Einheiten helfen mir nun auch im Laufe des Jahres oder auch der Tour Leistungen zu erbringen, die ich früher nicht bringen konnte.



Auf meiner größten Reise (3700 km) bin so ziemlich untrainiert gegangen (DAVOR ca. 3 Monate maximal in der Stadt kurze Strecken mit dem Rad unterwegs). Folglich habe ich es zum Anfang der Reise sehr ruhig angehen lassen durch die flache Niederlande. Ich (bzw. wir, danke nochmals am Sebastian und seine Freundin, dass sie mich auf schönen Strecken durch die Niederlande gelotst haben) waren kaum über 20 kmh im Schnitt unterwegs. Was mir auch voll und ganz gereicht hat.
In England ging es mit ähnlichen Schnitten weiter aber bei anspruchsvolleren Profil (relavant bei gut 135 kg für Rad/Fahrer/Gepäck). Langsam steigerte sich bis hin zum Norden Englands die Geschwindigkeit und auch die Streckenlängen, so dass ich dann auch im gebirgigen Terrain die Schnitte aufrecht halten konnte. Dann merkte ich jedoch, dass ich recht müde war und machte erstmal 2 Tage Pause, um den Körper regenerieren zu lassen, also sich an die Belastungen der letzten Tage zu gewöhnen.
Und so ging es weiter, bis zu den Highlands fuhr ich auf ähnlichem Niveau 22/23 kmh weiter. Vor den Highlands waren wieder 2 Tage Pause angesagt, der Körper verlangte danach. Durch die Highlands wurde ich aber kaum langsamer trotz vieler Höhenmeter. An einem Tag lieferte ich mir sogar kleine Rennen mit "Gepäcklosen" auf Trekkingrädern und konnte ohne weiteres mithalten.
Das gute Niveau konnte ich auch später auf den Orkneys und Shetland Inseln aufrecht erhalten. Allerdings gönnte ich mir hier längere Pausen. (Was heißt, dass ich in ca. 4 Tagen Pausen am Stück nur Tagesausflüge von 30-90 km, ohne Gepäck gemacht habe. Ab und zu war auch ein Tag Nichtstun angesagt.) So konnte ich mich erholen für die Rückreise von Aberdeen nach Harwich. (Auch gut zur Erholung waren die 24 h auf der Fähre von Lerwick nach Aberdeen)Auf der Rückreise, südlich von York, konnte ich trotz meiner schweren "Schrankwand" (halt vollgepacktes Reiserad) sogar Rennradfahrer streckenweise bei um die 30 kmh hinter mir lassen.
Die letzte große Etappe der 2monatigen Reise ging von Hoek Van Holland nach Amersfort mit ca. 150 km. Ohne große Eile war es dort ein guter 25er Schnitt, wo man 2 Monate zuvor kaum über 20 kmh im Stundenmittel gefahren ist.
Zuhause angekommen, bin ich den den kleinen Hausberg mit dem vollgepackten Reiserad so schnell hochgefahren, wie sonst mit dem Rennrad.
1 Monat später bin ich ich, mit kaum zusätzlichem Training, gar 3 Wochen Nichtstun, auf den 20 Platz bei einem Radrennen über 100 km gefahren mit einem knappen 36er Schnitt.
Und das Beste war, all das ist ohne körperliche Beschwerden (außer am Sitzfleisch) abgelaufen.

Was dir die kleine Berichterstattung sagen soll:

Lass dir Zeit, höre auf deinen Körper (zur Not mit Pulsuhr), überlaste dich nicht, gönne deinen Körpern nach Belastungen Ruhe (entweder völlige Ruhe oder sehr geringe körperliche Intensität) - in der Regeneration wird der Körper besser, passt sich an die zuvorigen Belastungen an

Und selbst wenn du nicht viel/keine Vorbereitungszeit hast, du trotzdem auf Tour mit diesen Grundregeln auf ein hohes Niveau der Leistungsfähigkeit kommen kannst. Nur solltest du nie versuchen etwas zu erzwingen.
(So wie ich z.B. früher, wo ich nach einem 300 km Radmarathon so große körperliche Beschwerden hatte, dass ich 1 Monat aussetzen musste. Heute bin ich bei dem Radmarathon schneller (9:30) und nach 2-3 Tagen sind die Nachwehen vorbei, ich steige dann gern wieder aufs Rad.)

Hoffe es waren ein paar Tipps dabei, die dir helfen konnten.
Sicherlich kennst du die meisten, aber eventuell war der ein oder andere Tipp hilfreich sich wieder ins Bewußtsein zu rufen.

Viele Grüße,
Andreas
von: Martina

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 11:32

In Antwort auf: JohnyW

Es hat keiner behauptet, dass Radreisen einfach sind


Ich würde es anders formulieren: es hat keiner behauptet, dass das Leben einfach ist. Man kann nämlich Überfälle, Krankheiten, Hochwasser, Erdrutsche etc. *nicht* dadurch verhindern, dass man nicht auf Radreisen geht. Und dann kann man auch nicht einfach frustriert abreisen.

Martina
von: JohnyW

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 12:07

In Antwort auf: Martina
Ich würde es anders formuliere


Ich nicht grins Das eine ist Alltag, beim Anderen (Reisen) hat man die Wahl:
Qual oder All-inklusive auf Mallorca grins
von: Thomas1976

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 12:08

Zitat:
Ich würde es anders formulieren: es hat keiner behauptet, dass das Leben einfach ist.


Äh ja, das stimmt. Hier geht es aber über Frustation auf Radreisen. zwinker

Es ist ein Unterschied, ob ich mich auf einer Reise von vorne bis hinten bediene lasse oder ob ich als Individualtoursit unterwegs bin.

Gruss
Thomas
von: buche

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 12:13

In Antwort auf: JohnyW

Ich hatte das im letzten Urlaub (Türkei mit dem PKW) wie Du gemacht. Ich bin auf mind. 1 h lesen pro Tag gekommen, um nur den nächsten Tag zu planen. Das ist mir vor Ort zu aufwändig.
Du planst wohl einfach zu gern zwinker
Mit einer Ad-Hoc-Planung wie "such dir die nächstbeste grün markierte Straße in der Generalkarte und fahre mit Sternchen markierte Orte an" habe ich mich bisher nie gelangweilt zwinker

LG Erik
von: Martina

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 12:27

In Antwort auf: JohnyW

Ich nicht grins Das eine ist Alltag, beim Anderen (Reisen) hat man die Wahl:
Qual oder All-inklusive auf Mallorca grins


Auch bei einem All-inclusive-Urlaub kann man überfallen werden oder Kniebeschwerden bekommen. Aber das zuzugeben würde natürlich am Mythos der radreisenden Helden kratzen teuflisch

Martina
von: Joan24

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 12:31

Hallo Falkenflieger,

ich habe Deinen Blog gelesen, schön geschrieben und toll dokumentiert.
Einen Weblog zu pfegen während so einer (Tor)Tour kann sehr hilfreich und motivierend sein. Beendet man dann die Tour jedoch vorzeitig kann man leicht als 'Loser' dastehen ... eventuell hast Du ja sogar lokale Zeitungen, Radiosender etc. über den Verlauf Deiner Tour informiert.

Ähnliche Knieschmerzen kenne ich auch ... vermutlich waren die ersten Appalachen-Etappen zu strapaziös nach zu wenig Training - wie Du selber sagst. Du konntest dadurch die Schmerzen nie komplett loswerden. Das Du aufgegeben hast war ziemlich konsequent, mutig und wahrscheinlich auch richtig.

Ich würde das Projekt nicht begraben, eventuell kannst Du ja später mit Deiner Frau 'ne ähnliche (aber kürzere zwinker ) Tour bis zur Golden Gate Bridge machen.

Jörg.
von: FordPrefect

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 12:38

In Antwort auf: falkenflieger

Seit ca. 1,5 Jahren bin ich schwer frustriert.

aber es hat genagt. Jedenfalls hab ich, als ich dachte, es ist alles überstanden am linken Knie nicht mehr ohne Schmerzen über den oberen Totpunkt treten können. Frustriert habe ich dann die Reise abgeblasen und bin heimgeflogen.

Seit dem bin ich regelmäßig frustriert,

David



Das hätte ich mir nicht gefallen lassen - schon gar nicht von einem blöden Knie !

Da gibt es nur eins - eine 45er im nächsten Waffenladen kaufen (wozu ist man schließlich in den USA !?!) und das böse Knie auf frischer Tat erschiessen.....


zwinker Micha

von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 13:33

In Antwort auf: Barfußschlumpf


Knieweh gehört halt zum Radeln dazu. Habe ich auch. Deswegen muß man doch nicht unbedingt stehen bleiben.

Einfach weitermachen, bis dus nicht mehr merkst.

Habe zu diesem Behufe immer reichlich Ibuprofen an Bord. Aber ich brauch das hinterher immer nur für Zahnweh.



Hoffe das ist ein ironischer Beitrag in Auslassung über den Heldenepos.


Damit keiner es mißversteht, Schmerz ist natürlich ein Zeichen des Körpers, das etwas nicht stimmt und der sollte nicht mit Schmerzmitteln unterdrückt werden um weiter fahren zu können. *1
Zum Abklingen der Schmerzen bei Ruhe sind diese Mittel, nicht zur temporären Leistungssteigerung und weiteren Leistungserbringung bis es irgendwann gar nicht mehr geht - ein Phänomen, das leider in unser Leistungsgesellschaft um sich gtreift, auch da wo es nicht notwenidg ist (z.B. Schmerzmittel im Hobbysport).


*1

Klar ist moderate Weiterfahrt bei leichten (unterdrückten) Beschwerden erlaubt, aber nicht dazu um sich weiter zu überlasten.
von: falkenflieger

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 14:35

Erstmals danke an alle, da hab ich ja ganz schön viele Antworten gekriegt zwinker

Es hilft mir doch ein wenig, ich bin ja im prinzip schon drüber hinweg, aber man denkt noch gerne daran.
Ich denke, es wird sicher noch einmal werden, jetzt weiß ich ja, worauf es ankommt, aber ich musste mir einfach etwas den Frust von der Seele schreiben.
Wie schon vorher erwähnt, die Entscheidung zum Aufgeben ist mir SEHR schwer gefallen, und hat ca. 1 Woche gedauert bis die Würfel gefallen waren.
Und: ein Teilstück mit dem Auto ist KEINE Alternative zwinker
Das mit den Knien ist so eine Sache, nach der Tour war ich mehrere Wochen in Knietherapie, und seit ich regelmäßig Dehne nach dem Radfahren hab ich keine Beschwerden mehr mit den Knien.
Ich denke, in ein paar Jahren wird der nächste Versuch angegangen. Mit folgenden Änderungen:

- viele Reservetage, 1,5 Tage pro Woche klingt vernünftig denke ich mal
- Fahren im August/September, oder gar im September/Oktober, da is das Wetter besser...
- durch die spätere Zeit im Jahr entsprechender Trainingsstand
- evtl. andere Routenplanung, etwas nördlicher = etwas flacher. Die Pocono Mountains können schon was.
- einen zweiten suchen, denn zu Zweit erträgt man sowas sicher besser zwinker

Und bis dahin: Touren mit Kinderanhänger fahren. Oder am Tandem. Oder am Tandem mit Kinderanhänger. Nur am Tandem mit Kinderanhänger durch die USA, oder auch nur am Tandem durch die USA, das wirds wohl leider nicht spielen...
von: jutta

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 14:42

Bei mir hätte im April d.J. mein sinnloser 1€-Job geendet. Für die Zeit danach hatte ich mir schon allerhand vorgenommen: Isergebirge, Krakow, Elbe-RIO, viel in der näheren und weiteren Umgebung, ...
Ende März schmerzte mein Knie sehr stark, jausmittel brachten absolut nix. Den erste Orthopäde konnte man in die Tonne treten, in der Uni-Klinik hieß es Op.
Habs erst mal gelassen. Manchmal gings, manchmal (Radfahren nur im allernächsten Umfeld) konnte ich gerade noch einigermaßen absteigen und bin dann nach Hause gehatscht, am Rad gestützt. Das Knie war regelrecht blockiert, konnte auch kaum laufen. Manche Tage habe ich die Wohnung nicht verlassen. War schon frustrierend

Irgendwie hat sichs einigermaßen gegeben, Op steht natürlich noch bevor. Wie's im nächsten Jahr aussieht? Eine Op ist auch kein Zweiwochenspaß.

Das ist das Leben und man nicht zweimal in den gleichen Fluss spucken
von: Barfußschlumpf

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 14:55

Das war überhaupt nicht ironisch, bei mir doch nicht, aber bitte.

Natürlich hab ich im Frühling ein Radlerknie im Gebirge, womit die Professoren in der Gesundheit ihr täglich Aktienpaket erwerben.
Ohne Knie bin ich noch nie gefahren und es geht.
Auch mit den restlichen Behinderungen, wie Popo- und Eierweh.

Ich will ja nicht sagen, ich wär am Himalaja damit gewesen, aber doch auf anderen berühmten Bergen wie dem Ätna oder dem Feldberg oder am Wetterhorn.
Es bedeutet überhaupt nix. Wenn man nicht dran glaubt, wird kein Heilpraktiker reich davon und keine Homopathie, und keine Gesundheit vollgeschrieben.
Einfach weiterfahren und es vergeht irgendwann. Natürlich kriegen es viele Helden nicht gebacken.
Also mein Bein ist noch dran, im Gegensatz zu so manch anderem Bein.

Und wenn ich schreibe, daß ich für den Fall des nicht-mehr-Aushaltens stets ein handelsübliches wirksames Universalanalgetikum mitführe, heißt das ja auch nicht, daß ich täglich 2 Schachteln in mich hineindope, um dem Radforum unter Klackersmeilis in den Berichten von meinen unerreichten Radeltaten berichten zu können.

Ebensowenig wie wenn ich schreibe, daß ich nur auf Radtouren abends nach dem Zieleinlauf vielleicht mal ein kleines halbes Glas Schampus einschlucke. Dann heißt das bei *mir* eben auch nicht, daß ich täglich morgens vor dem Frühstück erstmal 2 Kästen Dinkelacker reindresche, um überhaupt zu stehen.

Hab ja geschrieben, daß ich letzlich gar keine Dopingmittel brauch auf meiner Tour ums Kwadrat. Bringe sie heil wieder nach Haus.
Aber ihr könnt das halt nur so überflippert vastehn. Naja. Is ja gut schmunzel



* ps an den falken:
Das mit den Reservetagen ist überhaupt der Tipp.
Mit denen wird das überhaupt erst eine Reise.
von: Toxxi

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 15:05

In Antwort auf: Barfußschlumpf
DEinfach weiterfahren und es vergeht irgendwann. Natürlich kriegen es viele Helden nicht gebacken.

Das ist einfach Blödsinn, was Du hier behauptest. entsetzt böse Mag sein, dass es bei Dir so funktioniert. Allgemeingültig ist das aber nicht, ganz im Gegenteil.

Akzeptier einfach, dass Menschen anders sind und sich nicht alle über einen Kamm scheren lassen.

Gruß
Thoralf

PS: Falls ich mal wieder irgendwelche Ironie übersehen habe, nehme ich alles zurück.
von: Barfußschlumpf

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 15:08

böse böse lach
von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 15:12

@ Toxxi

der "Schlumpf" will nur spielen lach
von: Falk

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 15:28

Zitat:
Und: ein Teilstück mit dem Auto ist KEINE Alternative

Gibt es da nicht noch andere Möglichkeiten? Ich hätte mich nach einem Bahnhof umgeguckt und wenn das im Amiland gelegentlich unergiebig ist, dann eben nach einem Busbahnhof. Auf öden Abschnitten oder wenn es keine sinnvolle Alternative zu stundenlangem Fahren auf einer stark belegten Hauptstraße, vielleicht noch bei zweifelhaftem Wetter gibt, mache ich das generell. Eine baumlose Ebene mit reichlich Kraftverkehr habe ich jeden Tag, im Urlaub kann ich drauf verzichten.

Allerdings steht in meiner Stellenbeschreibung auch nicht »Held«. Ich muss es nicht in zwölf Tagen aus eigener Kraft von New York bis San Francisco schaffen.
von: kettenraucher

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 15:51

Zitat:
Erstmals danke an alle, da hab ich ja ganz schön viele Antworten gekriegt

Das kann mal wohl so sagen.
Zitat:
aber ich musste mir einfach etwas den Frust von der Seele schreiben.

Kenn ich. Geht mir auch so. Genau dazu sind wir ja da. Hier kann man sich mal so richtig auslassen und alles von der Seele reden äh schreiben.
Zitat:
Ich denke, in ein paar Jahren wird der nächste Versuch angegangen.

Super.

PS: Ich gehöre ja hier eher zur Fraktion der Dummschwätzer, aber ganz ohne Scherz, Ironie oder sonstigen Mist: Das Thema USA und Radreise in den USA ist total interessant. Nachteil ist leider, dass man so viel Zeit für diese große Gegend braucht. Das Land, finde ich, ist unabhängig von der eindrucksvollen Natur auch deshalb so spannend, weil es kulturell und sozial so vielfältig ist und unserer europäischen Sichtweise einerseits sehr vertraut und andererseits zugleich total fremd erscheint. Ein Land voller faszinierender Widersprüche. Ich persönlich bräuchte für die USA per Rad mindestens ein ganzes Jahr, fürchte ich.
von: Toxxi

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 18:54

In Antwort auf: falkenflieger
Erstmals danke an alle, da hab ich ja ganz schön viele Antworten gekriegt zwinker

Hallo, ich möchte mich jetzt doch noch mal zu Wort melden. Ich habe eine Weile überlegt, ob ich was schreibe oder nicht.

Ich kenne das was Du beschreibst. So ähnlich hatte ich das in der Toskana. Ende Juli waren 10 Tage lang 18°C und Regen. Auf so ein Wetter war ich weder mental noch klamottentechnisch eingerichtet. Ich hatte die Reise lange geplant, mich sehr drauf gefreut, und war extrem frustriert. Ich habe unterwegs sogar gesucht, wie ich abbrechen kann und es nur mangels halbwegs praktikabler Möglichkeiten nicht gemacht.

Letzten Endes habe ich Lehrgeld gezahlt und eine Menge daraus gelernt.

Eine Sache ist mir bei Dir aufgefallen, die ich anders beurteilen würde: der Trainingsstand. Dazu ein paar Sachen.

(1) Für so eine lange Reise, wie Du sie vorhast, braucht man nicht übermäßig viel trainieren. Der Trainingszustand kommt automatisch auf der Reise. Allerdings darf man dazu nicht am Anfang gleich überdrehen. Und damit kommen wir gleich zum nächsten Punkt.

(2) Alles was man vorher trainieren kann, ist unrealistisch. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob man mal an zwei Tagen am Wochenende je 200 km fährt, oder permanent über Wochen täglich 100-150 km. Es ist illusorisch, diese Dauerbelastung man im Alltag vernünftig zu trainieren. Da müsste man schon Radprofi sein. Mit "Training" meine ich nicht nur die Kondition, sondern v.a. auch die Sehnen und Gelenke. Da wird früher oder später jeder abklappen, was uns gleich zu Punkt drei bringt.

(3) Erholung ist wirklich wichtig! Genauso wichtig wie das Training! Bei Radtouren und Trainingseinheiten im Alltag haben wir i.d.R. genug Erholung. Auf Radreisen kann das anders aussehen. Ich merke zum Beispiel, dass ich mein normales Trainings- und Tagestourentempo auf Radreisen nicht über Wochen halten kann, ohne mich zwischendurch zu erholen. Ibs. nach drei Wochen in den Karpaten (inkl. eines Ruhetages wöchentlich) habe ich eine längere Pause gebraucht. Im Normalfall stecke ich solche Touren von 150 km durchs Hochgebirge einfach weg, aber nicht wenn sich die Etappen aneinanderreihen. Wie man die Pausen verteilt, ob ganze Ruhetage, oder bloß halbe mit kurzen Etappen, habe ich selbst auch noch nicht so richtig herausgefunden. Auf Forumstouren wird meistens langsamer gefahren, was uns zu Punkt vier bringt.

(4) Eine Begleitung ist gut geeignet, ein bisschen Lastspitzen rauszunehmen. Zu zweit muss man doch öfter anhalten als allein (aufs Klo, Fotografieren etc.), man kann man sich auch unterhalten. Das nimmt dem Radfahren ein bisschen die Angespanntheit. Wenn man sich Windschatten gibts, kanns auch wieder leichter werden. Auch Ruhetage sind zu zweit irgendwie angenehmer. Allerdings sollte man schon gut zusammenpassen, sonst überwiegen die Nachteile der Begleitung über die Vorteile.

----

Viel Spaß noch beim Radfahren! schmunzel

Gruß
Thoralf
von: fghpw

Re: Frustration Radreise - 15.11.12 23:39

In Antwort auf: falkenflieger
Seit dem bin ich regelmäßig frustriert, da die Tour eigentlich als "Abschluss" von der Sturm und Drangzeit, nach Diss, vor Job&Familie stehen sollte.
Vielleicht liegt dein Problem in diesem Satz begraben.

Du hast vermutlich mit zwei Problemen zu kämpfen:
- übertriebener Ehrgeiz ,denn schließlich sollte die letzte große Tour was ganz besonderes werden.
- unbewähltigter Konfikt deiner Interessen. Die Einsicht in die Notwendigkeit rät dir mehr Zeit für Familie und Beruf zu nehmen, andererseit würde dir das Radreisen fehlen. Dich am Wochenende nur mal für ein paar Stunden aufs Rad zu schwingen, ist nicht das gleiche!

Finde eine andere Lösung! Die Sache mit der großen Abschlußtour schafft nur eine zeitweilige Befriedigung, wäre aber ein Todschlagargument, um dich daran zu hindern dein Hinterteil wieder für eine längere Tour in den Sattel zu hieven.
Tschüs Guido!
von: Toxxi

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 06:16

In Antwort auf: fghpw
Die Einsicht in die Notwendigkeit rät dir ...

Das hast Du sehr schön gesagt... schmunzel
von: irg

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 07:06

Hallo!

Ich kenne eigentlich nur 2 Möglichkeiten, eine Tour zu planen: Eine engagierte Planung, die mein wahrscheinliches Potential auslotet und die dadurch auch die Chance auf "Scheitern" erhöht, oder eine eher gemütliche Route, die die cen auf Steigerungen erhöht. De facto versuche ich beides, d.h., ich plane möglichst so, dass ich meine ohnehin sehr geringe Zeit gut nützen kann, indem ich möglichst viele schöne Gegenden durchradeln kann, auch eine gewisse sportliche Forderung stört mich dabei ganz und gar nicht, auch ohne Training im Alltag. V.a. gegen Ende der geplanten Route versuche ich Möglichkeiten, die Strecke zu verkürzen oder weniger anstrengen zu legen, möglichst gleich mit zu bedenken. Ich bin ja auf Urlaub und nicht auf der Flucht.

Selbt habe ich auf Touren schon einiges an "Scheitern" erlebt, auch wenn ich es nicht gleich als solches sehe. In Griechenland habe ich mir einmal beim Zeltaufstellen ein Fingerspitzerl abgeklopft, das hat mit sich gebracht, dass ich die letzten (wenigen) km nach Hause nicht durch den Regen gepflügt bin. Offene Wunden wollen nicht stundenlang eingeweicht werden. Aber ich hatte damals ja nicht einmal einen wasserdichten Anorak.
Von Lissabon bin ich mit dem Radl nur bis Udine und nicht nach Hause gekommen, da war der Grund ein besonders dickes Adria-Tief in Verbindung mit meiner nicht vorhandenen Regenausrüstung. (Bevor mich jemand deshalb schimpft: Inzwischen habe ich eine, ich habe auch mehr Geld.)
In Spanien hat uns einmal eine rätselhafte Verspannung meiner damaligen Feundin daran gehindert, eine längere Tour zu fahren, lange später musste ich bei einer anderen Tour in Spanien auch eine Etappe mit der Bahn zurücklegen und die Route ändern, weil ich Nasenbluten bekommen hatte, das erst im Krankenhaus zu stoppen war. Dafür habe ich ein Fleckerl kennen gelernt, das mir sonst entgangen wäre.

Usw. Ich denke, es lohnt gar nicht, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Seit ich mein behindertes Kind pflege, sage ich, wenn mich jemand zu meinen Lebensplänen fragt: "Ich weiß schon, was ich mit meinem Leben machen will, nur mein Leben will etwas anderes mit mir machen." Was soll ich mir da wegen ein paar geänderter Tagesetappen auf einer Radtour den Kopf zerbrechen!

lg! georg
von: Joan24

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 07:42

In Antwort auf: irg
"Ich weiß schon, was ich mit meinem Leben machen will, nur mein Leben will etwas anderes mit mir machen."


Das nenne ich ein gelungenes Statement - mit dem gewissen Schuss Weisheit! zwinker
von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 07:44

In Antwort auf: irg
Hallo!

Ich kenne eigentlich nur 2 Möglichkeiten, eine Tour zu planen:

Es gäbe noch eine dritte. Ich mache da weiter, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Das funktioniert aber nur, wenn man keine Endpunkte anvisiert. Die Methode hat den Vorteil, wenn man frühzeitig aufgeben muss, doch nicht so viel verliert.
von: Martina

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 08:10

In Antwort auf: StephanZ

Es gäbe noch eine dritte. Ich mache da weiter, wo ich letztes Jahr aufgehört habe. Das funktioniert aber nur, wenn man keine Endpunkte anvisiert.


Und wenn man davon ausgeht, dass es ein 'nächstes Jahr' bzw. zumindest eine 'nächstes Mal' gibt. Der TE wollte ja eine 'letzte große Reise' machen. Wahrscheinlich ist das aber insbesondere in so jungen Jahren einfach die falsche Herangehensweise.

Martina
von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 08:23

In Antwort auf: Martina

Und wenn man davon ausgeht, dass es ein 'nächstes Jahr' bzw. zumindest eine 'nächstes Mal' gibt. Der TE wollte ja eine 'letzte große Reise' machen. Wahrscheinlich ist das aber insbesondere in so jungen Jahren einfach die falsche Herangehensweise.

Ganz so radikal lese ich das zwar nicht raus, aber er will die Tour wiederholen. Der andere Ansatz wäre die Tour fertig machen, statt zu wiederholen. Könnte mit einem Jahresurlaub funktionieren. Die Wenn und Abers sind mir klar.

Ansonsten die große Abschlussfahrt zur Pensionierung ist schneller da, als man denkt. träller
von: Joan24

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 08:39

In Antwort auf: Martina
Der TE wollte ja eine 'letzte große Reise' machen.


Wenn schon Zitat von TE dann so: "da die Tour eigentlich als "Abschluss" von der Sturm und Drangzeit, nach Diss, vor Job&Familie stehen sollte"

In Antwort auf: Martina
in so jungen Jahren einfach die falsche Herangehensweise.


Er ist wegen Knieproblemem ausgestiegen und hatte bereits mehr als 2000 Kilometer in den Knochen.
von: schneller66

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 10:25

Hallo.

ernst genmeinter Tipp: Kaufe Dir ein gutes Zen Buch... mir hat es geholfen so Sachen zu aktzeptieren...

Schöne Grüße Jürgen
von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 10:34

In Antwort auf: schneller66
Hallo.

ernst genmeinter Tipp: Kaufe Dir ein gutes Zen Buch... mir hat es geholfen so Sachen zu aktzeptieren...

Schöne Grüße Jürgen

Hilf erst, wenn man dich dreimal gebeten hat. Halte deine Lösung nicht für die der anderen. Sollte dir bekannt vorkommen.
von: Martina

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 10:54

In Antwort auf: Joan24

In Antwort auf: Martina
in so jungen Jahren einfach die falsche Herangehensweise.

Er ist wegen Knieproblemem ausgestiegen und hatte bereits mehr als 2000 Kilometer in den Knochen.

verwirrt

Was willst du mir jetzt damit sagen? *Er* war doch vom Ausgang frustriert, nicht ich. Und so wie ich das verstehe war er unter anderem deshalb so frustriert, weil er diese Reise m.E. völlig unnötigerweise mit einem riesigen Symbolgehalt aufgeladen hat, sie sollte etwas ganz besonderes, einmaliges als Abschluss einer Lebensperiode sein. Aber er kann mit großer Wahrscheinlichkeit noch viele Reisen machen und sich wie z.B. von Stephan vorgeschlagen in jedem Urlaub ein Stückchen vornehmen.
Irgendwann im Leben muss man lernen, dass es nicht perfekt und schon gar nicht immer wie geplant verlaufen wird. Und dass das ganz oft gar nicht so schlimm ist.

Martina
von: Anonym

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 10:56

In Antwort auf: Martina

Irgendwann im Leben muss man lernen, dass es nicht perfekt und schon gar nicht immer wie geplant verlaufen wird. Und dass das ganz oft gar nicht so schlimm ist.

Es wird pschychologischfilosophisch. Jupeidijupdeida.

Nicht eher feststellen?

Viele Grüße
Stephan
von: Martina

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 10:59

In Antwort auf: StephanZ

Es wird pschychologischfilosophisch. Jupeidijupdeida.

Steilvorlagen muss man aufgreifen. zwinker

Zitat:

Nicht eher feststellen?


miregal. Ich muss gestehen, dass ich das ganze 'Problem' für jammern auf verdammt hohem Niveau halte.

Martina
von: veloträumer

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 14:13

In Antwort auf: StephanZ
Ansonsten die große Abschlussfahrt zur Pensionierung ist schneller da, als man denkt. träller

Die Zeiten ändern sich - hier das Update: Die Pensionierung lässt länger auf sich warten als man eine Lebensabschlussfahrt machen kann. unsicher
von: FordPrefect

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 17:32

In Antwort auf: veloträumer
In Antwort auf: StephanZ
Ansonsten die große Abschlussfahrt zur Pensionierung ist schneller da, als man denkt. träller

Die Zeiten ändern sich - hier das Update: Die Pensionierung lässt länger auf sich warten als man eine Lebensabschlussfahrt machen kann. unsicher



Genau Matthias,

und das vereinfacht die ganze Geschichte ungemein: Direkt vom letzten Arbeitstag zur krönenden Abschlußfahrt im schwarzen Kombi.....

Viele Grüße / Micha

P.S.: .....es gibt ein Leben vor der Rente........
von: Pedalpetter

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 17:40

In Antwort auf: FordPrefect
zur krönenden Abschlußfahrt im schwarzen Kombi.....


Manchmal ist er auch silber oder grau in den unterschiedlichsten Nuancen. teuflisch
von: Toxxi

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 18:06

In Antwort auf: FordPrefect
Direkt vom letzten Arbeitstag zur krönenden Abschlußfahrt im schwarzen Kombi.....

Das hat ein Vater auch mal gedacht. Ist dann leider sozialverträglich inn seinem 59. Lebensjahr dahingeschieden. weinend Man sollte solche Sache nicht auf die lange Bank schieben. Irgendwas unvorhergesehenes passiert schneller, als man glaubt.
von: FordPrefect

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 18:10

In Antwort auf: Toxxi
In Antwort auf: FordPrefect
Direkt vom letzten Arbeitstag zur krönenden Abschlußfahrt im schwarzen Kombi.....

Das hat ein Vater auch mal gedacht. Ist dann leider sozialverträglich inn seinem 59. Lebensjahr dahingeschieden. weinend Man sollte solche Sache nicht auf die lange Bank schieben. Irgendwas unvorhergesehenes passiert schneller, als man glaubt.


Genau das habe ich geschrieben (zwischen den Zeilen!)...... bier

P.S.: .....und genau dafür gibt es ein Leben vor der Rente......


Micha
von: mstuedel

Re: Frustration Radreise - 16.11.12 18:10

Nur könnte man dann nicht mehr nichts mehr im Forum posten über den ultimativen Reiseunterbruch wegen plötzlich auftretenden Herzproblemen! teuflisch