Wie seid ihr zum Radreisen gekommen?

von: iassu

Wie seid ihr zum Radreisen gekommen? - 23.11.09 01:14

Hallo an alle hier. Meine Frage ist die nach eurer Karriere als Radreisende. Wie hat "ES" bei euch angefangen?

Um gleich in Vorlage zu gehen in Kürze meine Geschichte.

Radfahrorientiert war ich seit meinem ersten Rad mit 10. Mit 15 habe ich meine erste Radwerkstatt errichtet: auf der Terrasse, das Rad an zwei Schnüren am Balkon darüber aufgehängt. Bald konnte ich, mit haarsträubend primitivem Werkzeug ausgestattet, das Rad und die Komponenten vollständig zerlegen, Pflegen und wieder zusammenbauen. Größtes Ärgernis waren regelmäßig die Tretlagerkeile....Gleichzeitig erfolgten die ersten Ausflüge mit Gepäck über mehrere Tage mit Klassenkameraden.

Die ersten kleinere Touren beinhalteten Übernachtungen im Wald unter aufgehängten Planen, Mittagessensversuche mit Raviolidosen, fachgerecht mit Schraubenzieher geöffnet und kalt gegessen, da Dosenöffner vergessen und Lagerfeuerverweildauer zu optimistisch. Nächte in Scheunen, herbstferienmäßig durchgefroren, Heimfahrten, vor Müdigkeit und Frust heulend im Dauerregen auf der Bundesstraße, auf dem Lenker trocknende Unterhosen, als Bademode eingesetzt.

Unvergessen die Nacht in Riedlingen in der JuHe: einzige Gäste, draußen wegen irgendeines Stadtfestes Halligalli bis in die Puppen, wir haben uns mit Brötchen und Delicado Sahnebutter den Magen verdorben und die Nacht eher leidend überstanden. Auf dem Rückweg 3 Tage später war die JuHe zu, in einem Nachbardorf durften wir in einem Hotel schlafen, mußten morgens das Chaos aufräumen, was eine Party im Gastraum hinterlassen hatte. In einem Radladen kaufte ich mir unterwegs mit den letzten Geldreserven ein Huret Schaltwerk, stolz, so ein tolles Teil demnächst einzubauen, um es gleich darauf auf der Treppe des Geschäfts liegen zu lassen. Jahrzehnte später merkwürdige Gefühle, wenn ich diese Strecken mit dem Auto nachgefahren bin....

Eine eher komische Episode war eine Osterferientour, den Ängstlichkeiten einiger Eltern geschuldet nicht mit dem Rad, sondern mit einem selbstgebauten Wagen mit Deichsel und Handbremse, der zum Transport diente. Zu Fuß wollten wir das Bodenseehinterland erkunden. Die Zugfahrt nach Friedrichshafen habe ich troz unseres Sperrgutes unproblematisch in Erinnerung, nach 2einhalb Tagen hatten wir jedoch genug - nachdem wir mit 5 cm Neuschnee vor dem Zelt aufwachten.

Gegen Ende der Schulzeit schlief die Freude am Radfahren ein. Als Student fand ich das uncool. Mit Ende 20 aber obsiegte die Vernunft: Radeln in der Stadt geht spürbar schneller als würdevolles Laufen. Ein Motobecane Mirage 8 mit 8Gang Helicomatic und elegantem weißen Rahmen war mein erstes Rad. Ein bekannter Radladenbesitzer ließ, die Ausfallenden richtend, die Bemerkung fallen, ob ich sicher sei, daß dieses Rad meinen eigenen Qualitätsansprüchen genüge. Das habe ich nicht vergessen und angefangen, mich in die Technik einzuarbeiten.

Einige Zeit später folgten urlaubflankierende Radtürchen im Schwarzwald, dann, längst mit aktuellem Material vom Bornmann ausgestattet, sternförmig von zuhause aus. Stolz erinnere ich mich noch an die erste > 100 km Fahrt. Wieder einige Jahre später dann die fixe Idee, ein anderes Hobby damit zu verbinden: Griechenland. Obwohl es zu der angedachten Reise mit den Kindern nicht kam, war ich in 2000 das erste mal mit dem Rad dort unten. Seither hat "ES" mich nicht mehr losgelassen.

Mal soweit. Bin gespannt auf eure Beiträge.