Probleme mit Reisepartner?

von: erikah

Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 13:57

Hallo Ihr,

bin seit ca. 2 Monaten mit meinem Freund in Richtung Japan unterwegs, jetzt gerade in Kroatien. Leider hab ich gerade nicht viel Zeit zum Schreiben, aber ich hab mich gefragt, was wohl andere Paare fuer Probleme (ob nun als Lebenspartner oder einfach so, Reisepartner) haben unterwegs, und wie Ihr sie klaert? Bin sehr neugierig, da gibt es bestimmt typische Beispiele, und vielleicht wuerde uns das eine oder andere Beispiel auch weiterhelfen. Ein anderes Mal kann ich auch berichten, jetzt allerdings Internetzeit schon um.......... sorry.

Gruesse,
Erika
von: Pedalpetter

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 14:40

Hallo Erika,

da hast Du Dir aber eine schwierige Frage ausgedacht. Puh.
Also hier meine Gedanken dazu.
Probleme kann alles bereiten, aber auch nichts. Kleine Aufzählung, was alles Probleme bereiten kann (kein Anspruch auf Vollständigkeit grins ):
Das Ziel
das Tempo, welches zum Ziel führt
der Weg, der zum Ziel führt
die Wahl der Schlafplatzes
die Art der Übernachtung
usw.

Was ich eigentlich sagen will, wenn Probleme auftauchen, dann muss man darüber offen und ehrlich sprechen. Nichts verschweigen. Sich dabei aber nie im Ton vergreifen und die "Gegenmeinung" überdenken. Gemeinsam Lösungen finden und diese auch anwenden. Wenn es gelingt, dann ist ja alles gut. Wenn nicht, dann ... krank
Meine Frau und ich mußten auch erst lernen, offen miteinander zu kommunizieren. Seitdem das klappt, sind die Entäuschungen doch deutlich seltener (hören aber leider irgendwie nicht ganz auf).
Ich wünsche Euch, dass Ihr die Tour zufrieden beenden könnt.
Gruss
Volker
von: rolf7977

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 16:17

Pedalpetter hat schon vieles genannt.

Denke daran: Dein Partner hat evtl. auch Probleme, mit Dir zurecht zu kommen.
Radreisen können, je nach Umständen, richtig stressig sein. Und unter Stress werden viele Menschen reizbar und/oder leidig. Bei uns hat es sich bewährt: Stehenbleiben, absteigen, gegenseitig um "RESET" bitten und dann geht es wieder.

Eines klappt nach meiner Erfahrung überhaupt nicht: Reisen zur Beziehungskittung. Ich kenne einige Leute, die das versuchen; es ging eigentlich immer schief.

Rolf
von: Juergen

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 17:08

au backe,

bis jetzt ist ja alles gesagte ganz richtig.
Ich möchte nur noch ergänzen, dass Du am besten ich der „ich Form“ sprichst, so, wie es Dir gerade in der Situation geht. Lass dabei bitte die Vorwürfe im Backroller und hol Deine Empfindung aus der Lenkertasche.
"Was bewegt mich derzeit am meisten?"

Viel Glück
Jürgen
von: aighes

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 17:14

Es kann alles zum Problem werden. Es kann schon reichen wenn man auf dem Gipfel nicht lange genug wartet bzw. langsam weiter rollt oder beim falschen Essensstand anhält etc. Man "hockt" halt in der Regel 24h am Tag zusammen und da führt dann irgendwann das eine zum anderen. Manchmal reicht ein nicht verstandener Scherz aus und es herrscht dicke Luft.

Sinnvoll ist es wenn man sich über die Art der Reise einig ist und der langsame die Reichweite bestimmt. Fürs Tempo sollte man einen Kompromiss finden. Für den schnellen kann es eine "Qual" sein, langsam zu fahren, -> Laune sinkt. Dann lieber ein paar Kilometer vorfahren und dann eine längere Pause machen.

Es hilft auch nichts, kleine Probleme runter zu schlucken. Lieber gleich sachlich klären, dann ist das Problem vom Tisch und es baut sich kein größerer Ärger auf. Genug Zeit zum Reden ist ja vorhanden.

Achja..und noch etwas generelles: für die Sachlichkeit ist es meist besser, wenn man über Probleme spricht, wenn man sich nicht gerade drüber ärgert und "emotional überreagiert".
von: JaH

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 17:26

Hallo Erikah
Auch ich gehöre zu denen, die eigentlich nicht aus eigener Erfahrung sprechen können, jedoch sammelt sich über die Zeit einiges an gehörter und gelesener "Erfahrung" an. Zuletzt war zu dem Thema im Februar während des Vortrags in Frankfurt ( http://www.reducespeed.de/ ) von Dorothee und Kurt.
Spannungen und Konflikte bleiben eigentlich nie aus. Man muss dann halt lernen damit umzugehen. Auf einem Schiff/Boot ist das besonders schwierig, jedoch kann auch ein Zelt dem in Nichts nachstehen.

Im Grunde sollte die Konfliktbewältigung dann aber wie im "normalen" Leben funktionieren, über persönliche Freiräume, (sachliche)Gespräche bzw. Aussprachen und das gemeinsame Besinnen auf die wesentlichen "Dinge". Welche Dinge das sind, muss natürlich jeder für sich und jedes Paar normal für "sich" selber erkennen.
von: Thomas1976

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 17:44

Hallo,

1) Ich plane meine Radreisen grundsätzlich so, als ob ich alleine reisen würde.
Deshalb nehme ich auch immer mein eigenes Zeug mit (Zelt, Küche etc.)

2) Ein Reisepartner kommt nur dann in Frage, wenn ich vorab weiß, dass die Chemie zwischen uns stimmt, also in etwa die gleichen Interessen bestehen und der gleiche Reisestil bevorzugt wird (z.B. ich fotografiere sehr viel, Sehenswürdigkeiten links und rechts neben der Strecke werden nicht ausgelassen und ausgiebig besichtigt, ich schaue nicht auf jeden Euro und gönne mir auch schon mal eine "teures" Hotelzimmer, ich starte bei Sonnenaufgang und beende den Tag erst bei Sonnenuntergang)

3) Eine gute Möglichkeit Reisepartner kennenzulernen finde ich bei diversen Treffen oder Ausfahrten. Der persönliche Kontakt ist mir wichtiger als der virtuelle Kontakt übers Internet. Persönlich sind die Menschen doch komplett anders als hinter dem Bildschirm.
Nur über eMail Kontakt würde ich mit keinem anderen mitfahren, ein persönliches Kennenlernen ist mir wichtig.

4) Geplant wird bei einem potentiellen Reisepartner dann gemeinsam und je nachdem wo es hingeht wird die Reise auch gemeinsam begonnen und auch beendet. In Afrika würde ich es auch nicht begrüßen mich von meinem Reisepartner trennen zu müssen. Bei Krankheit oder ähnlichem eines Reisepartners spielen dann persönliche Interessen keine Rolle.

5) Ich reise gerne alleine und möchte auch unabhängig von anderen sein. Treffen ich andere Reiseradler unterwegs entscheide ich kurzfristig ob ich mit denen mitfahre oder wir für ein paar Tage gemeinsam radeln. In Kuba hat das bei 2 unterwegs getroffenen Reiseradlern über mehrere Tage gut funktioniert in Norwegen oder in Tschechien gar nicht. Dann bin ich auch direkt und sage dem anderen dass es wohl besser wäre sich zu trennen.

Grus
Thomas
von: HyS

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 19:59

Hallo,
ich war schon öfters mit verschiedenen Personen bis zu drei Monaten unterwegs.
Was mich wahnsinnig macht, wenn der andere beim Packen morgens die Zeit vertrödelt. Da hatte ich aber auch mal ein sehr lustige Erlebnis. Ich war mit einem Schweizer unterwegs, den ich in Südeamerika getroffen hatte. Der hatte alles in Zip-lock-Tüten und Plastikdöschen verpackt und brauchte sehr lang. Um ihn nicht zu drängen bin ich morgens einfach eine weile im Zelt liegengeblieben um ihm Zeit zum packen zu geben. Seine Packzeit wurde immer länger. Da habe ich ihn eines morgens gefragt, warum er so lange braucht und er meinte, dass er extra lang packt, damit ich ausschlafen kann. bäh grins

Also manchmal hilft reden.
Manchmal auch nicht. Auf langen Reisen kann man sich auch einfach mal auf die Nerven gehen. Dann gibt es absolut lächerliche Gründe, warum man sich aufregt. Ist aber auch kein Wunder, nicht mal mit dem Ehepartner ist man für Wochen den ganzen Tag zusammen. Für Radreisen finde ich ein eigenes Zelt deshalb extrem wichtig, sonst ist man gar 24 Stunden zusammen und muss selbst im Zelt noch Kompromisse eingehen. Ich habe solche Reisen in einem Zelt nur mit meinem Bruder gemacht, mit dem war ich von klein auf in einem Zimmer.
von: aighes

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 20:43

Was mir gerade noch einfällt:

Auf reisen mit mehr als 2 Leuten keine Mehrheitsentscheidung fällen, wenn man weiterhin in Frieden zusammen radeln will, sondern einen Kompromiss finden, mit dem jeder Leben kann. Scheitert dies, dann lieber eine schnelle Trennung suchen.
von: Toxxi

Re: Probleme mit Reisepartner? - 03.10.11 22:01

In Antwort auf: HvS
Um ihn nicht zu drängen bin ich morgens einfach eine weile im Zelt liegengeblieben um ihm Zeit zum packen zu geben. Seine Packzeit wurde immer länger. Da habe ich ihn eines morgens gefragt, warum er so lange braucht und er meinte, dass er extra lang packt, damit ich ausschlafen kann. bäh grins


Das ist eigentlich ein sehr gutes Beispiel. Reden ist schon extrem wichtig.

Man sollte aber auch nicht alles totreden. Ich rege mich zum Beispiel regelmäßig über Regen auf. (Ja, ich bin ein Weichei. bäh ) Man kann und sollte dem/den Anderen das schon mitteilen, andererseits aber auch nicht die ganze Zeit permanent über den Regen meckern.

Es ist letzten Endes eine Gratwanderung. Reden: ja. Ohrabkauen: nein.

Gruß

Thoralf
von: a:m

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 12:33

Versuche gerade, eine schlaue Antwort zu formulieren - ist aber gar nicht so einfach.
Ich glaube z.B., dass sich die Probleme auf (Rad-)Reisen nicht so sehr von den Probleme im Alltag unterscheiden. Sie sind halt quasi nur etwas komprimierter...
Oder gibt es auf der Reise plötzlich neue Probleme?

Ich habe eigentlich nur die Erfahrung gemacht, dass ich mit Menschen, die ich gerne mag und mit denen ich gut auskomme, auch gut reisen kann (beste Freundin, mein Mann). Wir alle drei sind aber generell sehr kompromissbereit und haben auch sonst die gleiche Einstellung zu vielen Dingen. Das macht gemeinsames Leben und/oder Reisen natürlich eh schon mal einfacher.

Ganz ohne Konflikte lebe (und reise) ich aber natürlich auch nicht mit meinem Mann. Wenn wir viel Stress haben (ob nun im Alltag oder auf einer Reise), sind wir beide leicht reizbar und reagieren dann auch schon mal etwas genervt auf den anderen. Zum Glück können wir uns beide entschuldigen und sind auch nicht zu stolz, wieder auf den anderen zuzugehen, egal "wer angefangen hat".
Keine Ahnung, ob man sich Sensibilität antrainieren kann, aber sie hilft, herauszufinden, wann man sich selber zurückhalten sollte, weil der andere gerade seine 5 Minuten hat. Macht natürlich nur Spaß, wenn der andere das auch kann.
Wenn man grundsätzliche Probleme hat (einer will 120km pro Tag fahren, der andere maximal 70 oder der eine will jeden Sonntag 4 Stunden spazieren gehen, der andere aber lieber gemütlich im Garten sitzen), dann befürchte ich, dass man vielleicht nicht so gut zusammen passt. Ob das dann für Reise und Alltag gleichzeitig gilt, weiß ich jetzt nicht. Ist jetzt vielleicht ein bißchen extrem ausgedrückt, aber ich hoffe, es kommt rüber, was ich damit ausdrücken will.
von: otti

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 12:59

Au, ja, es gibt eine Menge neuer Probleme. Im Alltag kann man über weite Strecken die unterschiedlichen psychischen und körperlichen Konstitutionen ignorieren, sie als Bereicherung empfinden oder sich damit arrangieren.

Auf der Radtour sind sie den ganzen Tag präsent. Man muss sich schlimmstenfalls ständig arrangieren bzw. der Stärkere muss Rücksicht nehmen. Das ist im Alltag wesentlich seltener der Fall. Viele Paare haben sich so arrangiert, dass sie diesen Problempunkten ganz aus dem Weg gehen. Das ist auf dem Rad sehr schwer.
von: KUHmax

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 13:39

Hallo Erika,
In Antwort auf: erikah
bin seit ca. 2 Monaten mit meinem Freund in Richtung Japan unterwegs, jetzt gerade in Kroatien.


mit meinem Mann würde ich mich das vermutlich nicht trauen. Da wir uns regelmäßig in der dritten Woche zu streiten pflegten, haben wir uns auf zweiwöschige Urlaube "eingeschossen".

Witzigerweise: Wenn noch weitere Personen dabei sind, geht es besser.

In Antwort auf: erikah
Leider hab ich gerade nicht viel Zeit zum Schreiben, aber ich hab mich gefragt, was wohl andere Paare fuer Probleme (ob nun als Lebenspartner oder einfach so, Reisepartner) haben unterwegs, und wie Ihr sie klaert?


Bei uns geht es um vieles: Wo geht der Weg weiter (gut, das erleichter das Navi inzwischen etwas, dem glaubt mein Mann, wenn er meinen Kartenlesekünsten nicht glauben mag.

Anderes ist wohl einfach unter dem Stichwort: Zu lange zu dicht aufeinander. Da spricht auch die Lösung mit weiteren Reiseteilnehmern dafür.

Gruß, Karin
von: aighes

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 13:46

In Antwort auf: KUHmax
Da spricht auch die Lösung mit weiteren Reiseteilnehmern dafür.

Da hab ich andere Erfahrungen gemacht. Bei zwei Leuten kann man noch Kompromisse finden, denene jeder etwas Gutes abgewinnen kann. Bei steigender Teilnehmerzahl braucht es in der Regel irgendwann einen Bestimmer. Irgendwann beginnt dann das Aufrechnen der "Abstimmungsniederlagen" ala "Wir haben uns jetzt 5mal nach A gerichtet, nun bin ich auch mal dran".
von: JaH

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 15:20

In Antwort auf: aighes
Bei steigender Teilnehmerzahl braucht es in der Regel irgendwann einen Bestimmer. Irgendwann beginnt dann das Aufrechnen der "Abstimmungsniederlagen" ala "Wir haben uns jetzt 5mal nach A gerichtet, nun bin ich auch mal dran".

Man könnte es auch mal mit kreativen Entscheidungsprozessen versuchen: Lotto. Alle Möglichkeiten in nen "Topf" und dann entscheidet das Los.
von: a:m

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 15:34

In Antwort auf: otti
Au, ja, es gibt eine Menge neuer Probleme. Im Alltag kann man über weite Strecken die unterschiedlichen psychischen und körperlichen Konstitutionen ignorieren, sie als Bereicherung empfinden oder sich damit arrangieren.

Auf der Radtour sind sie den ganzen Tag präsent. Man muss sich schlimmstenfalls ständig arrangieren bzw. der Stärkere muss Rücksicht nehmen. Das ist im Alltag wesentlich seltener der Fall. Viele Paare haben sich so arrangiert, dass sie diesen Problempunkten ganz aus dem Weg gehen. Das ist auf dem Rad sehr schwer.


Ja, aber sind das dann wirklich NEUE Probleme?
Ist jetzt vielleicht ein bißchen kleinlich... aber so hatte ich das eigentlich auch gemeint. Man weiß doch, dass der andere viel sportlicher und ausdauernder ist und sich unterfordert fühlt, wenn er nicht ausgelastet ist. Im Alltag lässt man ihn dann alleine losziehen, auf einer gemeinsamen Radreise geht das natürlich nicht. Aber warum macht man dann eine?

Ich hatte übrigens auch mal eine Beziehung, in der mein Partner viel sportlicher war. Aus vielen Gründen hat die Beziehung nicht funktioniert, das war aber tatsächlich auch einer davon, denn ich hätte es furchtbar gefunden, mein Leben lang nur noch Surf- und Snowboardreisen machen zu müssen :-)
von: RuhrRadler

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 15:43

In Antwort auf: KUHmax
...
Bei uns geht es um vieles: Wo geht der Weg weiter (gut, das erleichter das Navi inzwischen etwas, dem glaubt mein Mann, wenn er meinen Kartenlesekünsten nicht glauben mag...


Wir müssen uns da in den ersten Tagen zusammenraufen. Die letzten größeren Touren (Loire, Bahn-Radrradroute Hellweg-Weser, Rund um die Picardie) habe ich online geplant und als Tracks aufs Navi gepackt. Meine Frau, die eine ziemlich gute Kartenleserin ist, kommt dann während der Fahrt gerne mit "Wir könnten doch auch da lang fahren..."-Vorschlägen, die mir schon mal auf den Keks gehen. Denn ich habe ja einige Stunden vor dem Rechner gesessen und mir einen rausgeleiert, um eine gute Strecke zu finden.
Das spielt sich aber schnell ein.

Die unterschiedlichen Trainingszustände passen wir an, indem ich den Anhänger bekomme, mit Zelt, Isomatten und Getränke- und Essensvorräten.

Was ich unbedingt vermeiden würde: Mit jemandem auf Tour gehen, der vorher schon verkündet, er mache die Tour, um sich selbst zu finden - zu sich zu finden - seine Mitte zu finden - sich zu verwirklichen. Da gehen bei mir die "Achtung, das wird anstrengend!"-Alarme an.

Grüße
Christian
von: veloträumer

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 15:53

In Antwort auf: a:m
Ich hatte übrigens auch mal eine Beziehung, in der mein Partner viel sportlicher war. Aus vielen Gründen hat die Beziehung nicht funktioniert, das war aber tatsächlich auch einer davon, denn ich hätte es furchtbar gefunden, mein Leben lang nur noch Surf- und Snowboardreisen machen zu müssen :-)

In solchen Beziehungen kommt es entscheidend darauf an, ob es genügend getrennte Freiräume gibt, in denen jeder seine Hobbys ausleben "darf". Dazu bedarf es aber auf der anderen Seite gemeinsame "Kernzonen", in denen es einmal nicht um diese Hobbys geht. Versucht man dauerhaft die gleiche Sache (Sport) miteinander auszuüben, wo der eine ständig überfordert, der andere aber ständig unterfordert ist, kann das nicht gut gehen (gemeint sind deutliche Leistungs-/Begabungsunterschiede, nicht marginale). Das gilt aber fürs Klavierspielen genauso wie fürs Radfahren. Je zeitaufwändiger das Hobby, desto schwieriger wird eine solche teilgetrennte Freizeitgestaltung. Bei manchen klappts trotzdem, obwohl einer (oder beide?) ständig auf Tournee oder Expeditionsreise ist. Sicherlich aber nicht der Regelfall.
von: veloträumer

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 16:05

In Antwort auf: RuhrRadler
In Antwort auf: KUHmax
...
Bei uns geht es um vieles: Wo geht der Weg weiter (gut, das erleichter das Navi inzwischen etwas, dem glaubt mein Mann, wenn er meinen Kartenlesekünsten nicht glauben mag...


Wir müssen uns da in den ersten Tagen zusammenraufen. Die letzten größeren Touren (Loire, Bahn-Radrradroute Hellweg-Weser, Rund um die Picardie) habe ich online geplant und als Tracks aufs Navi gepackt. Meine Frau, die eine ziemlich gute Kartenleserin ist, kommt dann während der Fahrt gerne mit "Wir könnten doch auch da lang fahren..."-Vorschlägen, die mir schon mal auf den Keks gehen. Denn ich habe ja einige Stunden vor dem Rechner gesessen und mir einen rausgeleiert, um eine gute Strecke zu finden.

Eine interessantes Wissenschaftsthema, über das wohl noch nicht viel geschrieben wurde: "Die psychosozialen Folgen von modernen Navigationsgeräten - oder warum ich mein Navi in die Donau geschmissen habe..." lach omm

P.S.: Solche Probleme sind digital/analog-systemunabhängig - d.h. sie können auch bei rein Papierkarten-geplanten Touren auftauchen. Einer steckt Zeit in die Planung und der andere weiß es aus dem Stegreif eh besser. schmunzel
von: JohnyW

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 16:18

Hi,

ganz problemlos klappte die erste Tour Rund um den Bodenssee mit meiner Freundin, obwohl große Leistungsunterschiede vorhanden sind.

Den Bikeline Reiseführer habe ich trotzdem im See versenkt -> rein aus Schusseligkeit

On Topic:
Einmal hat es mit einem Reisepartner bei mir nicht funktioniert. Der Grund lag bei unterschiedlichen Interessensgebieten. Während der Reise hat alles gut funktioniert und sogar harmoniert (waren 4,5 Wochen). Aber die Interessen waren einfach zu weit auseinander.

Mir ist ganz wichtig, dass man die Reise im Vorfeld gemeinsam plant. Da kommt auch unterwegs keiner zu kurz. (Z.B. kann der aktivere dann einen Erholungstag zu einer anspruchsvollen Tagesetappe nutzen)

Wenn Du uns sagst wo Dein Problem ist kann man Dir auch helfen. Ansonsten: Sachlich die störenden Punkte mal in Ruhe besprechen.

Gruß
Thomas
von: ThoBerg

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 16:23

In Antwort auf: a:m
Ich hatte übrigens auch mal eine Beziehung, in der mein Partner viel sportlicher war. Aus vielen Gründen hat die Beziehung nicht funktioniert, das war aber tatsächlich auch einer davon, denn ich hätte es furchtbar gefunden, mein Leben lang nur noch Surf- und Snowboardreisen machen zu müssen :-)

Mit "viel sportlicher" hast Du aber nett umschrieben, was man auch als eindimensional bezeichnen könnte.
von: ThoBerg

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 16:37

In Antwort auf: RuhrRadler
Wir müssen uns da in den ersten Tagen zusammenraufen. Die letzten größeren Touren (Loire, Bahn-Radrradroute Hellweg-Weser, Rund um die Picardie) habe ich online geplant und als Tracks aufs Navi gepackt. Meine Frau, die eine ziemlich gute Kartenleserin ist, kommt dann während der Fahrt gerne mit "Wir könnten doch auch da lang fahren..."-Vorschlägen, die mir schon mal auf den Keks gehen. Denn ich habe ja einige Stunden vor dem Rechner gesessen und mir einen rausgeleiert, um eine gute Strecke zu finden.

Ich kenne jetzt nicht die genauen Umstände deines Beispiels, generell glaube ich aber, dass zu viel Planung keinem Urlaub gut tut. Je mehr Zeit man in die Vorbereitung steckt, desto stärker wird die Neigung, den Plan genau einhalten zu wollen, damit die Mühe nicht vergeblich wird, auch wenn der Partner unterwegs möglicherweise bessere Alternativen auftut.
von: JaH

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 16:42

In Antwort auf: a:m
Ja, aber sind das dann wirklich NEUE Probleme?
...

Ich hatte übrigens auch mal eine Beziehung, in der mein Partner viel sportlicher war. Aus vielen Gründen hat die Beziehung nicht funktioniert, das war aber tatsächlich auch einer davon, denn ich hätte es furchtbar gefunden, mein Leben lang nur noch Surf- und Snowboardreisen machen zu müssen :-)

Ich hab jetzt ne ganze Weile überlegt, ob das was mir dazu spontan in den Sinn kam, nur OT ist und ob ich es dann überhaupt erwähnen soll, oder ob dahinter - sofern man "die Sache" mal etwas abstrakter/distanzierter betrachtet - nicht vielleicht auch ... hmm traurig öhhm träller ne, ist nicht OT, ich denk mal wieder zuviel ... nach.

Der spontane Gedanke:
"Sowas" *zitat* // war aber tatsächlich auch einer davon, denn ich hätte es furchtbar gefunden, // *zitatende* gibt es auch anders herum.
So wie Du es beschrieben hast, warst Du es und wärst es wohl immer gewesen, der/die sich immer dem Urlaubsziel (Ziel in mehrfacher Bedeutung) bzgl. der eigenen Wünsche und Bedürfnisse untergeordnet hat und aus diesem und weitern Gründen, wurde dann aus der Beziehung nichts. - Was ich nun mit anders herum meine, ist, es gibt Menschen, die allein schon bei der Vorstellung einer solchen Konstellation, ich meine hier eine wo man selber in der starken Position steht und wo sich der/die PartnerIn dann entsprechend unterordnen müsste, vor der Möglichkeit einer Beziehung zurückschrecken.


Was steckt dahinter? Die ewiggleichen alten Fragen, die die Menschheit seit Urzeiten mit bewegen: Was ist der Sinn des Lebens? Gibt es sowas überhaupt? Was ist Glück und wie kann es bewahrt werden? Und Variationen in diesen Richtungen.
Dazu kommen dann noch soziokulturelle Dinge, die man bspw. mit ´Lebenskonzepte´ umschreiben könnte.


Nein, ich möchte da keine Diskussion in der Richtung lostreten, sondern vielmehr nur auf die Querverbindung hinweisen, dass sich aus solcherlei Fragestellungen rasch noch ganz andere Fragen von durchaus grundsätzlichem Charakter entwickeln/ergeben können und ich finde, es lohnt sich immer darüber im Laufe der Zeit (Leben genannt), erneut drüber nachzudenken.

Ich lese derzeit die letzten Seiten eines Buches, welches nicht nur dabei manche Antwort, bzw. wichtige Fragestellung zu finden hilft. Es ist interessant auf wie unterschiedliche Weise man sich diesen Themen nähern kann und wie sie angegangen werden können. Das Buch selber fängt zwar so an, dass ich zuerst dachte ich habe es in zwei Tagen durch, aber dann wurden doch Wochen daraus. Nicht glänzend geschrieben, was mancherlei "Technisches" angeht, aber ich empfinde es als echte Bereicherung.
Auf jeden Fall ist es deutlich leichter zu verdauen, als dieses, ich möchte fast sagen, neue Standardwerk - W.Schmid, MIt sich selbst befreundet sein. Da geht thematisch schon vieles ineinander über. Aber der Schmid ist bereits sprachlich eine Herausforderung, jedoch m.E. bereits deutlich leichter als Peter Sloterdijk. schmunzel

PS: Ich belasse es mal bei On-Topic.
von: HelmutHB

Re: Probleme mit Reisepartner? - 04.10.11 18:43

In Antwort auf: RuhrRadler
Was ich unbedingt vermeiden würde: Mit jemandem auf Tour gehen, der vorher schon verkündet, er mache die Tour, um sich selbst zu finden - zu sich zu finden - seine Mitte zu finden - sich zu verwirklichen.

Wenn man solche Dinge wie Selbsterkenntnis auf einer Radreise anstrebt, sollte man meiner Meinung nach ohnehin besser alleine fahren.

Aber das ist auch nicht so einfach. Ich bin schon mehrmals losgefahren in der Erwartung oder Hoffnung, dass ich unterwegs zu irgendwelchen tieferen Einsichten kommen könnte, z.B. ob oder wie ich mein Leben sinnvoll verändern könnte, aber diese Hoffnungen wurden eigentlich immer enttäuscht. Meistens bin ich dann ziemlich uninspiriert und leicht apathisch durch die Landschaft geradelt, ohne dass sich nennenswerte geistreiche Gedanken eingestellt hätten. Auch der Wunsch nach emotional bewegenden Eindrücken oder nach intensiven Stimmungen wurde bisher eher selten erfüllt. Aber so etwas lässt sich halt nicht erzwingen.
von: RuhrRadler

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 05:01

In Antwort auf: ThoBerg

Ich kenne jetzt nicht die genauen Umstände deines Beispiels, generell glaube ich aber, dass zu viel Planung keinem Urlaub gut tut. Je mehr Zeit man in die Vorbereitung steckt, desto stärker wird die Neigung, den Plan genau einhalten zu wollen, damit die Mühe nicht vergeblich wird, auch wenn der Partner unterwegs möglicherweise bessere Alternativen auftut.


Das ist richtig. In unserem Alter (Mitte - Ende Vierzig) hat man aber ein paar "musts", z.B. nach der Tour duschen zu können, Tagesstrecken von 60 bis 90 km, bestimmte Sehenswürdigkeiten zu sehen, nicht wild zu zelten.
Da geht eine Tour wie diese diese nicht ohne Planung. Gelegenheiten, davon abzuweichen, gibt es dann schon genug: völlig verschlammte Singetrails oder Schnellstraßen, die bikeroutetoaster für fahrrad-geeignet gehalten hat, gesperrte Straßen, brutaler Gegenwind, wunderbare Flohmärkte auf den Marktsplätzen schöner Städte.
Das kriegen wir jetzt schon seit 27 Jahren hin, da wir bei der Planung unser beider Interessen berücksichtigen. Das Verhältnis von Planung zu Improvisation scheint also halbwegs zu passen. zwinker

Grüße
Christian
von: KUHmax

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 06:52

Hallo Henning,

In Antwort auf: aighes
In Antwort auf: KUHmax
Da spricht auch die Lösung mit weiteren Reiseteilnehmern dafür.

Da hab ich andere Erfahrungen gemacht. Bei zwei Leuten kann man noch Kompromisse finden, denene jeder etwas Gutes abgewinnen kann. Bei steigender Teilnehmerzahl braucht es in der Regel irgendwann einen Bestimmer. Irgendwann beginnt dann das Aufrechnen der "Abstimmungsniederlagen" ala "Wir haben uns jetzt 5mal nach A gerichtet, nun bin ich auch mal dran".


für Menschen, die sonst nichts miteinander zu tun haben, mag das stimmen. Wenn aber noch unterschwellige Konflikte aus der Beziehung mit auf die Reise gehen, kann die Anwesenheit weiterer Personen diese zurückdrängen.

Wohlgemerkt: Kann, nicht muss.

Gruß, Karin
von: KUHmax

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 07:02

Hallo Christian,
In Antwort auf: RuhrRadler
Wir müssen uns da in den ersten Tagen zusammenraufen. Die letzten größeren Touren (Loire, Bahn-Radrradroute Hellweg-Weser, Rund um die Picardie) habe ich online geplant und als Tracks aufs Navi gepackt.


das mache ich bei uns schon selber. Mein Mann darf dann maulen, wenn ich zuviele (zuwenige) Höhenmeter, schlechte Wege usw. ausgesucht habe.

In Antwort auf: RuhrRadler
Meine Frau, die eine ziemlich gute Kartenleserin ist, kommt dann während der Fahrt gerne mit "Wir könnten doch auch da lang fahren..."-Vorschlägen, die mir schon mal auf den Keks gehen. Denn ich habe ja einige Stunden vor dem Rechner gesessen und mir einen rausgeleiert, um eine gute Strecke zu finden.
Das spielt sich aber schnell ein.


Über die Strecke generell gibt es weniger Beschwerden, eher über Abzweiger usw. Da sind wir in Ungarn schon mal eine grausame Strecke entlang gefahren, weil mein Mann mir nicht glauben wollte, dass wir im Ort eine bestimmte Richtung fahren müssen und erst danach in unsere eigentliche Richtung abbiegen können.

Die unterschiedlichen Konditionsstände passen wir vor allem dadurch an, dass mein Mann einfach bei Bedarf vorausfährt und dann auch mal wieder auf mich wartet. Das klappt ganz gut, und ich bin es durchaus auch zufrieden, wenn wir uns dann halt bei den Pausen wiedersehen.

Seit jeder von uns ein GPS-Gerät hat (sind ja eigentlich beide keine Navis), fährt auch nicht mehr einer mit der Karte (oder ohne Karte, wie damals in Ungarn) davon.

Gruß, Karin
von: jovo

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 09:05

Herzlichen Glückwunsch mal so nebenbei...
Unterschiedliche Fitness lösen wir anders: Auf der Ebene passe ich mich an, da macht sich der Unterschied nicht so bemerkbar und bergauf schiebe ich meine bessere Hälfte auch gern mal über längere Stücke. Ich kann dabei überschüssige Kraft loswerden und sie hat auch Spaß dabei. Vorausfahren ist öde. Man fährt allein und muss dann auch noch alleine warten.
von: Felis

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 10:21

Hallo erika,
es wurde bereits viel geschrieben. Ich führe nur noch nach, was sich in mir in den Jahren meines Lebens als Haltung gefestigt hat:
1. Bei Meinungsverschiedenheiten, gar Konflikten, spreche ich immer von mir, nicht vom andern.
2. Keine zwischen Tür- und Angel- resp auf Sattel- oder Oberrohrgespräche! Wenn Klarheit gefordert ist, absitzen, sich Zeit zum Gespräch nehmen.
3. Der andere meint es auch gut mir mir!
Damit bin ich bis anhin stets gut gefahren.
von: veloträumer

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 11:08

In Antwort auf: jovo
bergauf schiebe ich meine bessere Hälfte auch gern mal über längere Stücke. Ich kann dabei überschüssige Kraft loswerden ...

Kann man dich als Schieber auch buchen? Ich könnte hin und wieder eine Erleichterung bergauf brauchen. zwinker grins
von: FordPrefect

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 11:37

Eine mehrmonatige Reise ist etwas, zu dem ich keine eigenen Erfahrungen beisteuern kann.
Wir (meine Frau und ich) planen den gemeinsamen Urlaub (1-2 Wochen) nur grob vor - das läßt sehr viel Spielraum für spontane Änderungen. Wir planen nur den Startort und die grobe Richtung - alles andere ergibt sich...... Und abends, beim gemeinsamen Essen schauen wir dann, was wir uns für den nächsten Tag vornehmen. Je nach Wetter, Umgebung oder Laune kann das auch mal ein Ruhe- Pause- oder Bummeltag sein. Mir ist im Urlaub wichtig, daß meine Frau glücklich ist - und ihr geht es spiegelbildlich. So ist der gemeinsame Weg das Ziel und nicht das Abarbeiten vorgeplanter Etappen oder Stationen. Die unterschiedliche Leistungsfähigkeit gleiche ich auf Strecke ähnlich wie jovo aus, indem ich das schwere Gepäck nehme und auch mal an langen Bergen meine Frau ein bischen schiebe...... Manchmal geht meine Frau shoppen und kocht was leckeres, während ich eine kurze sportliche Runde an einem schönen Pass am Wegrand unternehme...........

Ich wünsche Euch viel gemeinsame Freude auf dem Weg nach Japan......


Micha
von: iassu

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 12:03

Bei uns ist es so, daß wir eine gelungene Mischung von Distanz und Nähe auch im Alltag eingerichtet haben. Das halten wir auch unterwegs ein, das 24/24/7/7 Zusammenkleben ist ungut.

Dann hilft auch, nicht lediglich aufs Hierundjetzt zu sehen, sondern auf die Entwicklungsfähigkeit, Beweglichkeit und Anpassungswilligkeit des Partners (und von einem selbst natürlich) zu setzen. Das setzt aber mehr voraus, als nur Reden. Man muß den Partner so gut kennen, daß man abschätzen und vertrauen kann, daß/ob das noch was wird - irgendwann. Solange muß man warten können und sich anpassen. Beispiele: Fahrtempo, Kondition, Landstraßen- bzw Verkehrstoleranz, psych. Wirkung von bevorstehenden Anstiegen uswusw.

Individuell und damit toleranzbedürftig ist und bleibt aber das Pausenbedürfnis und -verhalten. Der eine kommt morgens langsam in die Gänge, der andere heizt drauflos. Nachmittags ist es umgekehrt. Beim einen finden sich ungeahnte Stallgeruch- und Durchhaltereserven, beim anderen läßt es einfach nach. Ganz wichtig beim (Paß-)anstieg: jeder fährt komplett sein Ding, nochnichtmal gedacht werden Abfälligkeiten jeglicher Art. Es darf keine Unterlegenheitsstimmung aufkommen, weder gegenüber der tatsächlichen Kondition noch der verbalen Ansprüche. Keinem darf signalisiert werden, daß er besser nicht die tatsächliche Kondition hätte, sondern eine bessere (oder schlechtere !).

Völlig out und nogo ist, etwaigen Frust, Erschöpfung oder irgendetwas verbal oder sonstwie auf dem Partner abzulagern, meinetwegen schlechte Laune zu haben, weil man am Ende oder warum auch immer frustriert ist und dafür unbemerkt, subtil, indirekt den anderen verantwortlich zu machen. Das passiert häufiger als man annehmen sollte.
von: jovo

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 12:15

Du bist doch sowieso schneller als ich!
von: Rennrädle

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 13:46

Hallo,

dies ist ein interessanter Austausch, auch wenn ich mir einbilde, dass es einen ähnlichen Meinungsaustausch schon mal gab. Aber das ist egal denn offensichtlich ist es weiterhin interessant.

Ich denke die Zusammenreisenden müssen einigermaßen zusammen passen, sonst wird eine Radtour nichts. Zelten oder Hotel? 150km oder 70km am Tag? 12 oder nur 5 Stunden am Tag? Wüste oder Skandinavien?
Wenn der eine davon rast, keine Geduld hat zu warten und sich über die schlechte Kondition des anderen ärgert, dann stimmt von vorne herein schon etwas nicht.

Wenn man das Glück hat, dass man beim radeln (und ansonsten auch) gut zusammen paßt, dann "findet" man sich. Wir waren eben in Kanada: ich bin vorher viel (flach) gefahren, mein Mann war faul. Aber trotzdem wollte auch er per Rad losziehen. Hat sich in den ersten Tagen schwerer getan wie ich, hat aber ordentlich aufgeholt. Da paßt es eben - keiner von uns will Mammuttouren, 30km in den Bergen ist auch mal genug, ein andermal spulen wir die 100 weg.

Fühlt sich einer nicht wohl, dann ist es eben so und es wird langsam getan.

Abwechslung ist wichtig und dass man dem anderen Freiheiten läßt, z.B. sich beim Stadtbummel auch mal trennt. Gilt auch im Alltag - ein Wochenende alleine tut auch einer Partnerschaft gut.

Vielleicht liegt es auch daran, dass wir uns zwar über das Ziel schnell einig sind, aber ich bin alleine der Planer. Manchmal nervt mich das auch aber auf der anderen Seite weiß ich, dass das nicht die Stärke meines Mannes ist bzw. er ist mit dem wohl zufrieden, was ich so zusammenstelle.

Ich kann auch nicht mit jedem Urlaub machen, selbst wenn ich denjenigen seit fast 20 Jahren kenne und wirklich als Freund bezeichne. Aber Urlaub mit ihr das geht da echt nicht. Mit anderen Freunden sind wir erst nach fast 10 Jahren gemeinsam in den Urlaub - das war prima und trotzdem haben wir dort auch unsere eigene Zeit benötigt.

Oh, ich glaube man könnte Stunden weiter schreiben.

Rennrädle
von: Gisibert

Re: Probleme mit Reisepartner? - 05.10.11 21:35

Hallo Erika,

In Antwort auf: erikah
ich hab mich gefragt, was wohl andere Paare fuer Probleme (ob nun als Lebenspartner oder einfach so, Reisepartner) haben unterwegs, und wie Ihr sie klaert? Bin sehr neugierig, da gibt es bestimmt typische Beispiele,


Auf den kleineren Reisen (1-3 Wochen), die ich mit meiner Frau bisher unternahm, hatten wir eigentlich selten größere Konflikte. Die gibt es zwar, allerdings nicht im Urlaub, sondern zu Hause. Wenn wir unterwegs sind, dann ist man meist abgelenkt und mit anderen Dingen beschäftigt.

Probleme bei Urlaubsreisen mit Reisepartnern kenne ich aber auch, die treten meiner Erfahrung nach immer dann auf, wenn die Interessen/Wünsche zu sehr auseinander gehen - logisch! Wenn also einer mehr auf Leistung setzt (so nach dem Motto: "Ich muss aber die 100km-Marke brechen, um heute Abend im Zelt zufrieden einschlafen zu können"), der andere hingegen lieber gemütlich den Tag beginnt und viele Pausen macht, dann kanns schon brenzlig werden.

Beispiel: Vor einigen Jahren unternahm ich eine Radtour mit zwei Freunden. Einer davon mag körperliche Aktivität eigentlich weniger und hatte auch ein schlechtes Rad dabei, auf dem das Fahren keinen Spaß machte (habs mal kurz mit ihm getauscht). Er nörgelte ständig herum und beschuldigte uns, dass wir uns was beweisen wollten, was nicht stimmte. Jahre später entschuldigte er sich bei uns und meinte, dass er damals wohl unfair gewesen sei. Er war einfach sehr unfit und schlecht ausgerüstet, was er zu der Zeit nicht einsehen konnte/wollte.

Nochmal kurz zum Thema Partnerschaft: Wenn es bei uns knallt, dann oft richtig, das heißt, dass dann erstmal mindestens einige Stunden Funkstille sein muss, bis man sich wieder beruhigt hat und erste vorsichtige Schlichtungsgespräche stattfinden können. Sowas geht natürlich auf einer Tour wie der euren nicht wirklich, wo man in der Fremde hockt und - etwas überspitzt gesagt - ums tägliche Überleben ringen muss. Von daher: Wenn ihr euch arg in der Wolle habt, dann vielleicht eine Zwangspause einlegen und euch voneinander etwas erholen, dann ein klärendes Gespräch suchen, um zu entscheiden, ob die Tour sinnvoll fortgesetzt werden kann. Bei meiner Frau und mir geht nämlich garnix mehr, wenn ein Streit nicht klärend beigelegt wurde und vor sich hin köchelt. Dann machen wir uns das Sein wechselseitig zur Hölle. entsetzt

Viele Grüße nach Kroatien und gutes Gelingen wünscht,

gisi
von: KUHmax

Re: Probleme mit Reisepartner? - 06.10.11 07:35

Hallo jovo,

erstmal danke lach
In Antwort auf: jovo
Unterschiedliche Fitness lösen wir anders: Auf der Ebene passe ich mich an, da macht sich der Unterschied nicht so bemerkbar und bergauf schiebe ich meine bessere Hälfte auch gern mal über längere Stücke. Ich kann dabei überschüssige Kraft loswerden und sie hat auch Spaß dabei. Vorausfahren ist öde. Man fährt allein und muss dann auch noch alleine warten.


So macht's jeder wie er mag. Ich würde meinen Mann weiterjagen, wenn er denn mit Schieben am Berg anfinge. Das mag mein Rücken überhaupt nicht.

Ihm ist es halt lieber, immer mal wieder vorauszufahren, manchmal passt er sich auch an, nur bergauf nie. Ist ja auch doof, gerade da nicht den eigenen Rhythmus fahren zu können.

Gruß, Karin