Re: Weltenradler und Literatur

von: Cruising

Re: Weltenradler und Literatur - 26.01.23 10:20

Hallo miteinander,

es ist schon eine ganze Weile her, dass dieser Faden aktiv war – jetzt gibt es aber neue Erkenntnisse zum Weltumradler Walter Hamann (s. weiter oben). Und zwar kriegte ich dieser Tage eine sehr nette Mail von Sven, einem der regelmäßigen Autoren des „Knochenschüttlers“. Die Zeitschrift kannte ich bisher nicht – sie ist auch nicht käuflich zu erwerben, sondern das Mitgliederjournal des “Historische Fahrräder e.V.” Darin gab es im Jahr 2020 einen Artikel über Walter Hamann, den Svens Kollege Micha Mertins damals geschrieben hatte, der durch eine glückliche Fügung bei Hamanns Töchtern Einblick in dessen Nachlass nehmen konnte.

Hamann, Jahrgang 1921, startete seine Welttour 1955 im Alter von bereits 34 Jahren. So wie man liest war er kein Abenteurer, sondern eher ein Feingeist und toleranter Freidenker, der das Fahrrad für seine Reise wählte, um aus echtem Interesse der Natur und den Menschen möglich nahe zu kommen (so sollte es eigentlich immer sein…). Beruflich war er Kaufmann mit dem Background Bürobedarf, Schreibwaren etc. und vor seinem Start bei Kaufhof in Frankfurt Abteilungsleiter – dort wurde er nach seine Rückkehr 1958 auch wieder gerne aufgenommen. Goldene Zeiten damals...

Später, dann verheiratet, zog er mit Frau und Kindern in die Nähe von Nürnberg, weil er einen guten Job bei Quelle erhalten hatte. Dort starb er leider bereits 1985 an einer Krebserkrankung. Seinen drei Töchtern blieb er als warmherziger, humorvoller und idealistischer Mensch in Erinnerung, der nie aufgab… Er hat wohl auch nie sehr viel aus sich gemacht, weshalb eine größere Vermarktung seiner Reise nie stattfand (wenn ich da heute an Facebook, Instagram und Drohnen-Fotos denke, was es damals natürlich noch nicht gab - auf jeden Fall scheint mir die Selbstdarstellung heutzutage oft wesentlich wichtiger zu sein als die eigentliche Reise selbst…).

Walter Hamanns Bücher, damals als Jugendbücher konzipiert, findet man jedenfalls immer noch häufig in den einschlägigen Antiquariaten. Auf jeden Fall: Hochinteressant das alles – vielleicht inspiriert das ja auch ein paar Reisefans, sich mit den spannenden Berichten der damaligen Fernradler zu befassen. Ich jedenfalls finde das immer einen recht bereichernden Kontrast zu unserer heutigen Zeit schmunzel

Und vielleicht findet ja auch mal jemand noch was zu Franz Eberhardt Wendlandt heraus (s. gleichfalls weiter oben). Oder jemand kann hier noch ein paar weitere gute Bücher nennen, die man antiquarisch kaufen kann... Würde mich freuen.

Gruß Thomas
www.bikeamerica.de