Re: News von Urs aus Australien/Neuseeland

von: Urs

Re: News von Urs aus Australien/Neuseeland - 30.01.05 21:49

Hallihallo

Wir haben diesen Newsletter in zwei Teilen geschrieben, einen in Sydney und einen in Christchurch in Neuseeland, wo wir unterdessen eingetroffen sind.
Darum haben wir uns auch eine Weile nicht mehr gemeldet. Aber nun holen wir
alles nach.

Der erste Teil von Sydney also:

Wir sind unterdessen im gewittrig-schwuehlen Sydney angelangt.Gestern machten
wir einen ganzen Tag Sight-Seeingg und besuchten alles, was man gesehen haben
muss (Harbour Bridge, Opernhaus, The Rocks, Hafen,...und nahmen am Nachmittag
eine Faehre hinaus nach Manly, um am Strand zu liegen und im hier sehr warmen
Meerwasser zu baden.

Aber ihr wollt ja sicher wissen, wie es nach Bairnsdale weiterging:

Nach shoppen und in den Kaffees rumhaengen fuhren wir am Nachmittag auf einem
Railtrail relativ easy nach Bruthen (ausser dass uns eine Schlange verschreckt
hat, aber zum Glueck ist man mit dem Fahrrad schnell vorbei). Auf einem
winzigen Zeltplatz mit kaum Gaesten uebernachteten wir, und fuhren am naechsten
Morgen frueh richtung Berge weiter. Wir wollten sicher bis Swifts Creek kommen,
wo es um allen Fuerern zu glauben eine gute Baeckerei geben sollte. Wir kamen
flott voran und waren im fruehen Nachmittag dort. Die Baeckerei stellte sich
aber als winzig klein heraus und die Bedienung und das Sortiment liessen eher
zu wuenschen uebrig. So fuhren wir noch weiter nach Omeo. Die Strasse fuehrte
ueber einen Pass (noch ca 500 hm), der auch die Wasserscheide bildet.
Auch hier war der Zeltpatz schoen gelegen und wurden von anderen Gaesten
eingeladen um bei ihnen mitzuessen, da sie eh zuviel gekocht haetten. So
ergeben sich immer wieder interessante Gespraeche. Die Familie hier ist recht
international. So sind der Vater und der aelteste Sohn Tschechen, die vor 15
Jahren nach australien ausgewandert sind, die Frau ist Chinesin und die beiden
juengeren Maedchen sind gemeinsame Kinder. Das ist hier nichts ungewoehnliches,
die Bevoelkerung ist eh viel multikultureller und vor allem integrierter als
bei
uns.
Von Omeo aus erwartete uns der Hauptteil der Steigung. Zuerst ging es angenehm
den Taelern entlang und stieg nur flach an, doch nach etwa 30 km hoerte dann
der Asphalt auf und die Steigung begann so richtig. Zum Glueck war aber der
Steilste Teil (gut 10%) nicht so lange, dass wir uns irgendwie hochwuergen
konnten.Darauf stieg die Strasse kontinuierlich in vielen Kurven durch den
Wald, was uns zwar Kuehlung verschaffte, dafuer hatte man einen schlechten
Ueberblick, wo man denn schon war. Aber irgendwann kam der hoechste Punkt und
wir begannen wieder zu sinken. Schon bald begann auch wieder der Asphalt und
die Abfahrt war wirklich spitze: Die Neigung war gerade so, dass wir kaum
bremsen mussten und konnten so einfach um die Kurven duesen.
Der Eukaliptuswald roch hier besonders gut. Wir fanden schliesslich heraus
warum: Es war die Gegend, wo vor 2 Jahren ein grosser Waldbrand alles
niederbrannte, und jetzt haben die Baeume alle wieder frisch ausgeschlagen. Und
die jungen Blaetter schmecken noch frischer als die alten. Am Schluss kam
nochmals
ein Schotterstueck und es ging wieder etwas rauf und runter bis nach Mitta
Mitta, wo wir auf dem Zeltplatz uebernachteten. Es war doch ein recht langer
Tag und Judith war am Abend doch sehr muede.
Die naechsten 2 Tage waren dann einiges lockerer, wobei das nach 2 strengen
Tagen auch absolut notwendig war. Wir fuhren das ganze Tal hinaus und kamen an
den Lake Hume und fuhren ueber einen kleineren Pass (den wir mal wieder nicht
so hoch erwartet hatten) ans andere Seeende (das muss man sich etwa vorstellen
wie beim Vierwaldstaettersee mit vielen Armen), wo wir auf einem wunderschoenen
einfachen Gratiszeltplatz der Gemeinde zelteten. In der Daemmerung beobachteten
wir ein Possum, das sich hoch oben von Baum zu Baum schwingte.
Danach folgten wir einen Tag dem Murray-River Richtung Quelle. Die Strasse ging
sanft rauf und runter, folge aber im grossen und ganzen schoen dem Flusslauf.
Am Mittag verrieten uns Leute im Laden die beste Badestelle im Fluss, und so
machten wir kurzerhand eine Pause mit kuehler Erfrischung im etwas schwarz
aussehenden Wasser. Aber das ist in Australien ganz normal, das sei eine Farbe,
die vom duerren Laub ausgewaschen werde. Am Nachmittag fuhren wir noch nach
Tintaldra, das sich als Mininest mit 25 Einwohnern, aber immerhin einer Post
mit General Store und Cafe herausstellte, und die alte Frau, die es fuehrte,
konnte uns ueber die Strassen, die wir am folgenden Tag fahren wollten,
wirklich genauste Informationen geben. Wir konnten beim Pub Zelten und
bezahlten bloss 5 Dollar fuer die warme Dusche.
Am naechsten Tag ging es bereits wieder in die Berge: Wir fuhren ueber Tooma
auf
einer kleineren Strasse in die Snowy Mountains. Der erste Abschnitt war sehr
steil, dafuer wurden wir mit einer ausgedehnten Mittagspause mit Nickerchen und
anhaenglichem Hund in einer schoenen Restarea belohnt, die wirklich sogar
Trinkwasser hatte, wie wir am Vortag im General Store erfahren hatten. Danach
ging es gemaechlich aufwaerts bis etwa 1200 Meter, bis wir - oh graus - etwa
500 Hoehenmeter ueber einem Stausee standen, wo laut Karte die Strasse vorbei
fuehrte, um danach wieder gleichviel anzusteigen ...! Leider laesst sich die
rassige Abfahrt so nicht richtig geniessen. Unten am See angelangt erfrischten
wir uns kurz im kuehlen Wasser und Zelteten dort auf einem weiteren
Gratiszeltplatz direkt am See.
Am naechsten Morgen hoerten wir bereits als wir erwachten schwaches
Donnergrollen. So standen wir auf und raumten moeglichst schnell zusammen und
schafften es grand noch, einigermassen trocken im WC-Haeuschen unterzustehen,
als es zu schuetten begann. Es regnete wie erwartet nicht allzulange, worauf
wir wackeren Mutes die Steigung in Angriff nahmen. Als wir die Hoehe (es waren
schon wieder 1000 Hoehenmeter) ziemlich erreicht hatten, begann es erneut rund
um uns zu blitzen und regnen, so dass wir an einem nicht zu exponierten Ort
wenigstens mal das Gewitter abklingen liessen um dann im Stroemenden Regen noch
das letzte Stueck ins naechste Dorf zu radeln. Cabramurra entstand vor ca. 50
Jahren, um ein grosses Stausee-Netzwerk zu betreiben und nennt sich "the
highest town of australia" und liegt auf knapp 1500 Metern. Wir waren aber vor
allem froh, was trockenes anziehen zu koennen und im Cafe/Laden was heisses zu
Essen zu kriegen. Als es wieder etwas aufzuklaren schien, machten wir uns
wieder auf den Weg, da wir leider eher knapp an der Zeit waren mit unserer
geplanten Route. Schon bald begann es wieder zu regenen, und wir sagten uns
immer wieder, dass es sicher bald wider aufhoeren wuerde, doch das tat es
leider nicht mehr bis zum Abend. Und zu allem Leid ging die Strasse auch noch
staendig rauf und runter und wollte einfach nicht dem Tal folgen, wo wir als
Radfahrer die Strasse durchgebaut haetten. So fuhren wir halt einfach bis zur
naechsten Unterkunft und goennten uns dafuer ein Zimmer in einer Lodge, wo wir
das meiste der nassen Kleider wieder trocknen konnten. Und der
Tageshoehenmeterzaeher zeigte sage und schreibe 2600 meter an. Und na ja, wir
gingen frueh schlafen und der Wetterbericht prophezeite fuer die nachsten 3
Tage das gleiche Hundewetter.
Am morgen weckte uns allerdings die Sonne durch das Fenster, und so nahmen wir
doch die geplante Schotterstrassen-Abkuerzung in angriff, die wir eigentlich
bei den gestrigen Aussichten schon abgeschrieben hatten. In Adaminaby deckten
wir uns in den Laeden mit dem noetigen Proviant ein und fuhren via Shannons
flat quer duch den Namadgi-Nationalpark richtung Canberra. Wieder waren etwa 40
km davon nicht asphaltiert, doch diese Strecke reizte uns viel mehr als die
Hauptstrasse aussenrum. Anfangs wars wider fast flach oder stieg gemaechlich,
doch dann kamen immer laengere steile Rampen und schliesslich stellten wir
fest, als es rundherum nur noch runter ging, dass die Strasse einmal mehr
zuoberst ueber den Berggipfel fuehrte anstatt wie erwartet dem Tal zu folgen.
Und da alles dicht bewaldet war, gabs nicht eimal gross Aussichten zum
geniessen. Auf der Abfahrt begann dann schon bald wieder der Asphalt, und nach
ein paar kuerzeren Gegensteigungen kamen wir zu einer Restarea, wo sich gerade
ein anderer Radfahrer zum uebernachten am einrichten war. Er war von Sydney und
in 9 Monaten ums ganze Land rumgefahren und nun fast am Ende seiner Reise. Wir
zelteten mit ihm, und am naechsten Morgen fuhren wir zu dritt nach Canberra, wo
sich unsere Reise wieder trennte. Wir machten am nachmittag ein wenig
Sight-Seeing in der Hauptstadt, weil wir am Morgen darauf den Zug nach Sydney
bestiegen.
Schon das Reservieren des Zuges war etwas muehsam. Wir machten etwas 4
Telefonanrufe und jedesmal gaben sie uns wieder etwas andere Infos wie wir an
die Tickets kommen. Schliesslich konnten wir diese am Schalter abholen. Die
Velos mussten zu unserem Aerger sogar in eine Box gezaubert werden. Dies war
eine Bikebox, die fuer ein Fahrradgeschaeft bestimmt war, die ueblicherweise
kleiner war. Wir sahen schliesslich, wie weit sie die Velos transportierten und
wo sie im Zug gelagert wurden. Der Aufwand war schon eher ein schlechter Witz.
Aber wir kamen nach Sydney, montierten unsere Bikes zusammen und kaempften uns
gleichmal durch das Stadtzentrum um einen ersten Blick auf den Hafen zu werfen.
Die Busfahrer waren hier eher etwas aggresiv.
Um beim Flug nach Neuseeland nahe am Flughafen zu sein reservierten wir ein
Zimmer in einem Motel in der Naehe des Flughafens. Dorthin radelten wir dann
auch. Dank dem, dass Urs sich immer noch an das Gebaeude aus einem Foto im
Internet erinnern konnte fanden wir es auf Anhieb. Es war erstaunlich nahe des
International Terminal und Princess Highway und trotzdem ruhig. Wir wollten
dort auch etwas Gepaeck und die Velos fuer einige Zeit lagern. Als wir nach
einem Platz fuer die Velos fragten, war das Personal dann doch etwas
ueberfordert, da sie anscheinend noch die ein derartiges Problem hatten. Wir
schauten erst mit der Receptionistin im Gelaender herum bis uns dann der Boss
offerierte die Velos in einem schicken Konferenzraum zu lagern, was unseren
Velos natuerlich doch eher entspricht als ein Autoparkplatz!
Den naechsten Tag wetzten wir in Sydney umher. Es waere schade gewesen, wenn
Judith nicht doch auch noch etwas mehr von Sydney sieht (Urs war schon hier).
Wir machten so das uebliche Program mit Harbour Bridge, Opernhaus, The Rocks,
Faehrfahrt nach Manly, ... Das Hafenbecken und die ganze Lage der Stadt ist
schon etwas sehr spezielles. Nachmittags gingen wir in Manly an der Beach noch
Baden.
Den naechsten Tag gings nach Lord Howe Island weiter. Dies ist eine kleine
Vulkaninsel zwischen Australien und Neuseeland (ca. 750km nordoestlich von
Sydney). Wir haben Freunde, die im Moment dort draussen leben. Nachdem wir
einige Fotos im Internet sahen, sagten wir uns, dass wir unbedingt unsere
Freune besuchen wollten. Der Tag startete nicht gerade ideal. Urs vergass im
Motel die Fotokamera. Wir telefonierten vom Flughafen zurueck und mit dem
naechsten Shuttlebus kam auch noch die Kamera zum Flughafen. Zudem gabs ein
Problem beim Einchecken, da Judiths Handgepaeck zu schwer sein soll. Also gabs
noch etwas Umpackerei. Der Flieger war extrem klein (Propellermaschine mit 34
Plaetzen). Der Flughafen auf Lord-Howe war auch ganz "haerzig". Das Flugfeld
war nur 1km lang (wahrscheinlich der einzige Ort, wo ein Flugfeld ueberhaupt
moeglich war. Unsere Freunde kamen mit dem gleichen Flug, das sie am Vortag den
Anschlussflug verpassten. Die ganze Szenerie war schon speziell. Die Berge
waren bis 900m hoch und ragten steil aus dem Meer. Ein Grossteil der Insel war
mit Palm/Regenwald bedeckt. Auf der Westseite hatte es eine grosse
tuerkisfarbene Lagune, wo sich die riesigen Wellen weiter draussen
ueberschlugen. Wir gingen nachmittags noch baden und etwas schnorcheln. Die
Fische kamen hier ganz nah. Schliesslich wurden an unserem Strand noch Fische
gefuettert. Es kamen extrem viele kleine und auch sehr grosse Fische (ca.
2-3m). War spannend dort etwas zuzusehen. Am naechsten Tag machten wir eine
kleine Wanderung und gingen wieder baden. Abends gingen wir wieder zum Strand
um zu sehen, wie die Muttonbird am Abend zu den Nestern reinkamen. Sie waren
exzellente Flieger aber schlecht im Landen. Teils landeten sie auf den Baeumen
und liessen sich einfach auf den Boden fliegen, teils machten sie einen
Sturzflug auf die Strasse runter und verzogen sich im Wald. Bei einem Vogel
standen wir anscheinend gleich auf seiner Anflugschneise, so dass er einen
abrupte Notlandung machten musste, was anscheinend sowieso ueblich ist. Leider
wurde das Wetter dann schlecht. Tags darauf machten wir im Regen eine
Wanderung. Leider hatten wir schlechte Sicht. Dafuer war das Meer durch den
Wind extrem wild, was auch ganz interessant war. Abends kochten wir Roesti fuer
die ganze Familie. Tags darauf regnete es nur einmal, den ganzen Tag. Ich sah
noch nie derartig starken Regen einen ganzen Tag lang. Wir hueteten den kleinen
Bub unserer Freunde, gingen ganz kurz etwas laufen, schrieben und lasen. Den
ganzen Tag gingen keine Flieger. Zum Glueck wurde das Wetter fuer den naechsten
Tag besser, so dass wir wieder nach Sydney fliegen konnten. Dort trafen wir
jene
Freunde, die wir in Westaustralien trafen und etwas noerdlich von Sydney leben.
Wir machten etwas Sight-Seeing (Paddington, Bondi, Gap) und gingen mit ihnen
essen.
Schliesslich machten wir uns tagsdarauf auf den Weg nach Neuseeland. Wir
packten
unsere Raeder und fuhren zum Flughafen, wo wir die Raeder noch grob reinigten.
Das Einchecken ging eher lang aber gut ueber die Buehne. Wir entschieden, die
Raeder in eine Box zu legen, die wir bei Qantas kaufen mussten. Auch hier gab
es wieder etwas andere Infos ueber den Preis des Radransports (Air New
Zealand). Schliesslich standen wir zu fuenft da, diskutierten umher und kamen
darauf, dass mit allen Toleranzen und etwas Nachsicht nichts bezahlt werden
musste ausser den 15$ fuer die Box. Alles in allem hatten wir etwa 80kg
Gepaeck.
Eine Ankunft in Neuseeland ist immer etwas muehsam, wenn man Camping und
Fahrradausruestung mitbringt. Dieses mal gings ganz gut. Die niedlichen Hunde
kamen auch dieses Mal zu meinen Taschen, war jedoch kein Problem. Der Food, den
wir bei uns hatten war auch i.O. Die Velos und das Zelt wurde kurz inspiziert.
Wir packten alles und fuhren durch starken Wind erst rasch ins Zentrum und
danach auf einen Camping noerdlich der Stadt.
Wir haben gestern Abend grob geplant und werden heute in Richtung Norden
(Hanmer
Springs) weiterradeln.

Liebe Gruesse
Urs + Judith