Weitere News von Urs aus Australien

von: Urs

Weitere News von Urs aus Australien - 06.01.05 06:21

Was haben wir nun seit Esperance noch angestellt? Mal schauen, was uns noch
einfaellt. Am 24. Dezember haben wir noch den obligaten Tourist Drive in
Esperance abgeradelt. Erst gings zum Pink Lake, der durch Algenvorkommen und
viel Salz jeweils ganz eigenartige Farben annimmt. Sah schon sehr speziell aus.
Wir dachten, es waere vielleicht ganz witzig mal fuer ne Weile auf einem
Salzsee
zu radeln. Ging auch ganz ordentlich. Nur fanden wir keinen Zugang mehr zur
Strasse zurueck. Als schlugen wir uns schlussendlich mit dem Fahrrad durch
dichtes Gebuesch zur Strasse zurueck. Mal an der Kueste gabs etliche
wunderschoene Straende oder Lagunen mit glasklarem tuerkisfarbenem Wasser und
feinem weissen Sand. Zudem waren die Wellen doch ziemlich eindrucksvoll.
Schade, dass es derart windete. Am letzten Strand gingen wir dann noch baden,
da dieser etwas geschuetzt war. Abends wurden wir von einem australischen Paar
zum Nachtessen auf dem Camping eingeladen. Wir haben uns mittlerweile gut mit
ihnen angefreundet und treffen sie vielleicht in Sydney nochmal.
Am Weihnachtstag gings dann weiter in Richtung Kalgoorlie. Dies ist eine
Strecke
von 400km. Alle etwa 100km sollte man an Wasser kommen. Der Wind schien uns
auch
hold zu sein, da er stets aus Sued-West bis Sued-Ost windete. An den Feiertagen
zu radeln war auch ne gute Entscheidung, da es kaum Verkehr und vorallem keine
Lastwagen auf der Strasse hatte. Wir kamen erst sehr spaet von Esperance weg.
Die Fahrt ging hier noch mehrheitlich durch Farmland. Wir entschieden, etwas in
die Nacht reinzuradeln. Ich machte das auf meiner ersten Australienreise
gelegentlich und fand es jeweils ganz schoen, da sich alles (Licht,
Geschmaecker, Laute) etwas aendert. Judith selber konnte ich nicht derart
begeistern. Sie wollte lieber schlafen gehen, was wir dann auch bald machten.
Morgens wars wieder mal bedeckt. Die Landschaft aenderte sich hier almaehlich
wieder. Es wurde immer mehr Outback. In dieser Gegend gabs vorallem Buschland
und viel rote Erde. Doch die Buscharten und die Farbe der Erde aender sich
stets etwas. Am Morgen hatten wir hier in Australien so das erste Mal richtigen
Regen. Mittags waren wir schliesslich in Norseman, wo wir mit das australische
Paar von Esperance nochmal trafen. Sie brachten uns sogar noch die
uebriggebliebenen Lindor-Kugeln vom Weihnachtsessen mit. Yammy! Als sie uns
verliessen wurden wir von einer Horde Aborigines-Kinder bestuermt, die uns
etwelche spezielle Fragen stellen wollten. Leider war in Norseman relativ viel
zu. Aber Norseman hat eh ausser den Roadhaeusern und den Minen nicht viel zu
bieten. In Norseman beginnt fuer viele Reisende der lange Trip durch die
Nullarbor-Plains in Richtung Adelaide. Daher gibts hier etwelche grosse
Tankstellen. In denen verbrachten wir schliesslich auch den Rest des
Nachmittags mit Duschen (im Caltex-Roadhouse gibts Gratis-Duschen!) und Essen.
Da es mittlerweile heiss war fuhren wir erst gegen 16:00 Uhr weiter. Wie immer
war es wieder etwas spezielles in den Abend reinzuradeln. Die Farben aendern
sich, die Voegel schwirren umher und es gibt kaum noch Verkehr. Wir fanden ein
gutes Plaetzchen etwas von der Strasse weg.
Heute wurde es wieder heisser und auch der Morgen war fuer einmal etwas
schoener. Leider hatte das Roadhouse geschlossen, wo wir Mittagspause machten.
Aber wir hatten wenigstens Schatten und sogar noch Besuch von zwei Deutschen,
die wir das erstemal in Albany trafen. Wir uebernachteten in Kambalda, einer
Nickel-Minenstadt, die um 1969 aus dem Boden gestampft wurde. So sah sie auch
aus. Auf dem Zeltplatz hatte es nur Minenarbeiter. Abends gingen wir bei
Sonnenuntergang auf einen Huegel, vondem man eine gewaltige Sicht ueber den
riesigen Salzsee hatte. Fuer einmal assen wir "Fast-Food" zum Nachtessen. Die
Hamburger with the Lot sind hier teils gewaltig gefuellt und die Pommes-Frites
Portionen sind auch gewaltig.
Nach Kalgoorlie rein wars nur noch einen halben Tag zum Radeln. Es war hier
auch
ploetzlich wieder huegliger. Die Landschaft sah hier auch immer mehr
Outback-maessig aus. Es hatte sehr rote Erde und die Landschaft war nur noch
spaerlich mit Bueschen bewachsen. In Kalgoorlie richteten wir uns auf einem
Zeltplatz ein und schauten uns etwas in der Stadt um. Nachmittags wurde es so
richtig heiss. Wir hatten viel Glueck mit dem Wetter, dass es unterwegs
vielfach bedeckt war.
Den zweiten Tag in Kalgoorlie verbrachten wir sehr lange in einem
Mining-Museum,
um der Mittagshitze zu entgehen. Kalgoorlie entstand zu boomen, als hier Ende
des 18. Jahrhunderts Gold gefunden wurde. Gold wird hier immer noch abgebaut.
Man sah, wie sie frueher mit Pickel und Schaufel vorgegangen waren, dann wurde
das ganze immer mehr modernisiert, und heute fahren sie mit riiiesigen
Maschienen rum und die Arbeitsbedingungen sind massiv besser (Staub, Laerm,
...). Aber noch heute wird in Kalgoorlie doppelt soviel Bier konsumiert als im
Landesdurchschnitt.
Am Nachmittag schauten wir uns den SuperPit an, eine riesige Tagebau-Miene, die
momentan etwa 300 m tief ist, in 15 Jahren wird sie 500 m tief sein (das ist
dann tiefer als der Meeresspiegel) und ziemlich ausgeschoepft sein. Danach
packten wir unser Zelt zusammen auf dem Campingplatz, assen in der Stadt das
Znacht und spielten im Cafe Scrabble, bis wir dann um halb elf Uhr an den
Bahnhof giengen, wo der Zug schon eingetroffen war. Dort bezogen wir unser
(1.Klass!-) Abteil und schliefen bald ein. Am Morgen wurde zuerst ein Tee
serviert ans Bett, nach einer Dusche gabs bereits das Fruehstuck. Danach sassen
wir meist im Salonwagen, wo man sich nach Lust und Laune mit Tee, Kaffe oder
heisser Schockolade bedienen konnte, was lesen, mit anderen Reisenden
diskutieren oder einfach der vorbeiziehenden Landschaft zuschauen. Wir fuhren
durch den Nullarbor, eine kahle Ebene, wo wirklich nur noch kleinste Bueschli
und duerres Gras waechst. Zwischendurch sahen wir ausgewilderte Pferde und
Kamele, Adler kreisten in der Luft und Kaengoroos hoppten vorbei. Mittendrin
gabs einen kurzen Stopp in einem verlassenen Dorf, wo man aussteigen konnte und
die flimmernde Hitze spuerte (die Wagen sind eher fast zu stark klimatisiert).
So fuhren wir weiter, es gab Mittagessen und Nachtessen (alles sehr fein wie in
einem guten Restaurant).Vielleicht mag das hier etwas langweilig klingen, es
war
aber sehr eindruecklich, und wir genossen auch einfach mal den Luxus im Zug und
das nichtstun. Nach einer weiteren Nacht kamen wir nach Adelaide, wo wir
umsteigen mussten.
Um die Wartezeit zu verkuerzen, machten wir bei einer einstuendigen Bustour
durch die Stadt mit. Im anderen Zug hatten wir nur 2. Klasse gebucht, da wir
nur den Tag ueber fuhren, was wir aber dann bereuten, weils ueberall sehr
unruhig war und das Essen ander Selbstbedienungsbar schlicht nach nichts
schmeckte (Hamburger aus dem Plastikbeutel, in der Mikrowelle aufgewaermt...).
Wir trafen um 9 Uhr in Melbourne ein, wo sich alle Fahrgaesste auf ihr Gepaeck
stuerzten, wir unser Velo bepackten und durch die voellig belebte Stadt (es war
ja schliesslich Silvester) eine gute halbe Stunde zu unseren Bekannten fuhren.
Dort wurden wir herzlich aufgenommen, wir tranken was, sprachen ein paar
Brocken franzoesisch mit ihren Gaesten und sahen von weitem dem Feuerwerk zu.
Am naechsten Morgen verluden wir 4 Velos plus Anhaengevelo fuer ihre 4jaehrige
Tochter auf den Autoanhaenger und fuhren nach Aengelsea an der Suekueste ins
Fehrienhaus ihrer Eltern, die auch gerade dort waren. Am Abend sahen wir uns
noch kurz die Straende an, wuschen Waesche und sahen 2 Possums, die auf den
Baemen rumkletterten. Nachts konnten wir dann diese Viecher noch auf dem Dach
rumhopsen hoeren.
Tags darauf (2. Jan) unternahmen wir zu fuenft eine kleine Velotour auf
Schotterstrassen ins Nachbardorf und besuchten auf den Mittag Freunde unserer
Bekannten. Da die Tour doch nicht ganz ohne war, durfte Erika, die Tochter, und
Annemarie, die Mutter, mit dem Auto zurueckfahren, dafuer fuhr der Bekannte mit
Annemaries Velo mit uns retour. Die Schotterstrassen waren halt wie ueblich,
mal steil, mal wellblechpiste, dann wieder sandig oder ein Bachbett, und
zwischendurch ganz in Ordnung. Schliesslich waren wir dann alle muede wieder
zuerueck. Diesmal machten wir am Abend noch eine kurze ausfahrt zum Golfplatz,
wo sich neben vielleicht hundert Kaenguruhs ein paar verlorene Golfer
tummelten.
Am tag darauf durften wir das Auto ausleihen, um der Great Ocean Road
entlang
zu fahren. Wir starteten frueh, schauten uns die schoenen Buchten, Straende,
Kliffs und natuerlich die 12 Apostels an. Unterwegs schauten wir noch einen
Leuchtturm und kalten Regenwald an. Es war eine recht lange Strecke und es war
bereits dunkel, als wir zurueck kamen.
Am Morgen darauf brachen wir wieder nach Melbourne auf. Wir schauten uns am Nachmittag die Innenstadt an mit ihrer
Mischung von alten Kirchen und futuristischen Wolkenkratzern und tonnenweise
Kaffes und Restaurants. Melbourne ist eine Gourmetstadt. Am Markt kauften wir
die Zutaten ein fuer Aelplermagronen und Tobleronemousse, das wir am Abend fuer
die Familien kochten. Danach zeigte uns Rowan noch die Dias, die sie bei iherer
letzten Velotour durch Suedeuropa gemacht haben, wo sie unter anderem uns
besuchen gekommen sind.
Und heute Morgen packten wir unsere Sachen zusammen, verabschiedeten uns wieder
und fuhren vorerst durch die Stadt und an den Strand, wo wir nun im
Internetcaffee hocken. Heute gehts weiter, zuerst auf einer Veloroute dem
Strand entlang, und dann wahrscheindlich noch ein Stueck mit dem Zug nach Stony
Point, wo wir um 5 Uhr die Faehre nehmen wollen nach Philipp Island, wo wir am
Abend die Pinguine anschauen wollen. Und dann gehts dann weiter in richtung
Sidney.