Re: Eurobike 2019

von: Anonym

Re: Eurobike 2019 - 11.09.19 08:01

Der 2019 wieder eingeführte Publikumstag war wieder eine tolle Show für Leute, die eben Messetrubel mögen. Gar nicht möglich, alles detailliert zu sehen und zu analysieren, aber es soll auch zunächst Spaß machen und keine Arbeit sein. Generell: Weiter steigender Anteil und Bedeutung des Themas "E-Bike" in allen Schattierungen, weil dies eben der Wachstumsbereich ist. Weil das jeder so sieht, alle Verlautbarungen so sind, alle sich so verhalten und die Investitionen auch so gesteuert werden, wird es damit auch gleichzeitig Wahrheit.
Die Zahl der Einsteiger in diesen Markt steigt immer noch. Typisches Muster: Ein über Jahrzehnte in elektrischen Antrieben für Industriemaschinen oder für KFZ-Anwendungen tätiger Hersteller gründet eine Bike-Sparte und bietet Komponenten an, weil diese Firmen die Motoren-, Umrichter- und Regelungstechnik seit Jahrzehnten beherrschen und ebenso lange ganz ähnlich für z.B. Industriemaschinen bauen. Alle Entwickler für E-Cars und E-Bikes wurde aus diesen Bereichen seinerzeit rekrutiert oder aus den Bereichen "Elektrische Bahnen" mit allerdings riesigen Motoren. Erst seit kurzem gibt es Ausbildungs-/Studiengänge, die die Bedingungen in batteriegetriebenen Fahrzeugen speziell lehren. Typisches Beispiel ist die Schweizer Edelfirma MAXON. Wer in der Industrie mit Kleinmotoren (250W sind nach Industrieverständnis Kleinmotoren) zu tun hatte, kennt MAXON. Ein MAXON-Motor wird auch im System vivax-assist verbaut. Leider zusammen mit dem fettgeschmierten, 2-stufigen Planetengetriebe (Stufen sind nicht "Gänge") kein Wirkungsgrad-Meister, aber bei Industriesystemen zählt Zuverlässigkeit mehr als Wirkungsgrad. Der Ansatz ist aber richtig und kann ja verbessert werden. Nun hatte MAXON einen eigenen Stand auf der Eurobike sogar mit MAXON-gelabelten Rädern.
Interessant auch die Cargo-Area für Lastenräder.
Reine Bio-Biker müssen wirklich nach für sie wichtigen Punkten suchen. Da ich einer bin, aber gerade kein Neukauf ansteht und alle Komponenten funktionieren und einigermaßen auf der Höhe der Zeit sind, habe ich mich vom Trubel treiben lassen und ansonsten die reichlich rumliegenden Gummibärchen vertilgt. Ein paar Punkte:
Rohloff:
- Die neuen Naben werden bekanntermaßen mit Flanschringen ausgeliefert, die aufgeschrumpft sind und damit noch etwas die Festigkeit erhöhen dürften. Nachrüstflanschringen sitzen dagegen relativ locker auf dem Flansch. Die Frage, warum bei neuen Naben überhaupt diese Ringe gesetzt werden und nicht einfach der Flansch entsprechend anders abgedreht wird, ist mir am Stand nicht eingefallen.
- DT-Swiss weiß von den besonderen Anforderungen von Rohloff an die Speichen und verweist anfragende Kunden an Rohloff.
- Sapim weiß natürlich auch davon und liefert diese minimal anderen Speichen (gegenüber dem eigenen Serieprodukt) an Rohloff bzw. Distributoren. Z.B. liefert mein Haus- und Hof-Online-Händler Bike-Components auch diese "Rohloff-Speichen".
- 99% der Alt-Naben-Fahrer haben noch nie davon gehört und auch keine Probleme mit Flanschen. Das bleibt besondere Spezialität der paar Flanschbrecher, denen wir wahrscheinlich auch dies alles verdanken.
- Die E14 gibt es nach wie vor nur für den Bosch-Antrieb und nicht separat für Bio-Biker.

SKF:
Hat ebenfalls eine in der Industrie schon lange benutztes Prinzip für Rillenkugellager für Bikes zugänglich gemacht. Statt eines klassischen Kugelkäfigs wird mit einer porösen und mit Öl getränkte Kunststoffmasse das Lager gefüllt. Das hält zusammen mit den Dichtringen Schmutz und Wasser besser aus dem Lager und versorgt die Kugeln immer mit Öl. Mehr ist hier zu finden. Am Stand wurde nochmals bestätigt, das Kugellager an Fahrrädern an Schmutz und Wasser sterben und nicht an Überlastung (von Ausnahmen abgesehen). D.h. das Dichtsystem ist Prio 1.

Gates:
Hat ein angetriebenes Messemodell mit vorderer, hinterer Riemenscheibe und Riemen im dünnflüssigen Schlammbad im Glaskasten ständig laufen lassen. Das beeindruckt Besucher zwar, verschleiert aber vorsätzlich den technischen Unfug, Riemen und Ketten offen laufen zu lassen. Es verführt dazu, dies als normal anzusehen und natürlich verschleißt das unbelastete Modell in den vier Messetagen auch nicht sichtbar. Ansonsten erfüllt der Stand aber seinen Zweck, die Besucher fahren auf diese Technik ab.

Magura:
Hat seine MT-Reihe etwas erweitert und durch die Baukastentechnik gibt es immer wieder neue Kombinationen und Namen. Ist kein Problem, weil die Technik ähnlich bis gleich ist, wer wartungsmäßig eine kennt, kommt mit allen zurecht. Auch hier ist der E-Bike-Bereich treibend, Magura will einfach erste Wahl für Scheibenbremsen am E-Bike sein. Interessant für Reiseradler sind neue Scheiben. Zum einen die aktuellen HC-Scheiben verstärkt mit weiteren Streben. Das hebt die Steifigkeit, eventuell weil die Dinger auch gerne rubbeln und gurgeln und die Foren voll davon sind. Weiterhin neue, zweiteilige Scheiben bis 220mm. Auch Galfer hat großen Scheiben im Angebot (Galfer ist sehr bekannt bei Scheibenbremsen und hat zumindest früher auch Magura beliefert).

Taschen, Kleidung, Komponenten etc. etc. alles im Überfluß und gar nicht allgemein aufzählbar. Da muss jeder hin, der irgendein Problem lösen will und selbst danach suchen.