News von Urs aus Australien

von: Urs

News von Urs aus Australien - 10.12.04 07:25

Dachte, ist vielleicht interessant, wenn ich zwischendurch mal einen etwas von unserer Tour in Downunder berichte. Nachfolgend einer unserer quasi "Newsletter".

Hoi zaeme,
Wir sind mittlerweile fast 10 Tage unterwegs. Den Flug nach Perth haben wir
beide erstaunlich gut ueberstanden (und Judith hats sogar richtig genossen). Auch die Velos sind in einer Box heil angekommen. Einzig an Judiths Rad ging der Deckel des Steuersatzes verloren, den wir jedoch am naechsten Tag ersetzen konnten. Bereits am Zoll hatten wir die ersten interessanten Gespraeche mit radelnden Zollbeamten. Ein weiterer Schweizer-Radler ist mit dem gleichen Flug angekommen. Nachdem wir die Raeder zusammengebastelt hatten, fuhren wir zu dritt auf einen Camping, der im Nordosten der Stadt Perth etwa 20km vom Flughafen entfernt lag. Es war extrem frueh dunkel (ca. 20:00Uhr) und wir realisierten, dass sie hier keine Sommerzeit haben.
Den naechsten Tag verbrachten wir mit Stadtbesichtigung, Administrativem und
Einkaeufen. Der Weg in die Millionenstadt hat hier einen erstaunlich grossen Reiz. Wir konnten mehr oder weniger alles entlang einem wunderschoenen Radweg entlang einem Fluss (Swan River) radeln. So kam man praktisch verkehrsfrei bis in die
Innenstadt, vorbei an Flamingos und Feuchtgebieten. Nachmittags radelten wir an die Kueste um zu baden und um Fremantle
zu besichtigen. Die Heimfahrt wurde schliesslich zu einer Nachtfahrt. Dafuer
gabs entlang dem Radweg teils noch ne Gratis-Dusche, da die Sprinkleranlagen
bereits eingeschaltet wurden. Die ersten Tage hier waren erstaunlich kuehl.
Letzten Samstag verliessen wir Perth in Richtung Huegel (Darling Range). Der
Aufstieg nach Mundaring (ca. 350Hm) war ziemlich heiss.
In Mundaring starteten wir den Mundabiddi-Trail. Dies ist ein MTB-Trail, der
quer durch die Waelder der Darling-Range fuehrt. Die Wege gingen teils auf
Forststrassen, teils auf Wanderwegen. Der Untergrund ist erdig, schottrig oder
sandig. Es sind drei Teil-Karten erhaeltlich, die auch Hoehenprofile beinhalten. Die
Strecken sind in Easy, Medium und Challenge eingeteilt. Wir merkten schnell
einmal, dass wir mit unseren vier Taschen die Challenge-Aufwaertsstrecken
meiden muessen. Mit Hilfe der Karte konnten wir diese Teile relativ leicht
umradeln. Die Strecke ist sehr gut mit gelben Plaquetten bezeichnet. Wir fuhren
den Trail mit normalen Tourenraedern mit 26" Schwalbe Marathon Bereifung, was
ganz gut funktionierte.
Der erste Abschnitt war enorm schoen. Wir sahen viele neue Pflanzen, hoerten und
sahen diverse exotische Voegel und Judith sah ihr erstes Kaenguruh. Gewisse
Challenge-Abschnitte konnten wir nicht umradeln, so schoben wir die Raeder
teils zu zweit den Weg hoch. Da wir etwas knapp an Zeit waren kuerzten wir
einen weiteren Abschnitt etwas ab. Mit alldem Gepaeck kommt man zwar schon
immer vorwaerts, aber halt ziemlich langsam. Wir campten auf der ersten
Campsite. Fuer den Trail wurden spezielle Campsites mit Unterstand,
Zeltplaetzen und Wassertank aufgestellt.
Der naechste Abschnitt war wesentlich einfacher und ging weiterhin quer durch
die Waelder. Der Weg folgte jedoch mehr kleinen Forststrassen. Es ist
erstaunlich, wieviele Wege es hier in diesen einsamen Waeldern gibt. Ohne Karte
wuerde man sich hoffnungslos verfahren. Da es einfach war, machten wir gleich
noch den dritten Abschnitt. Auf diesem Abschnitt folgte man teils auch einem
alten Eisenbahntrassee, das aus der grossen Holzfaellerzeit uebrig blieb.
Schliesslich kamen wir nach Jarrahdale, einem verschlafenen Nest, das frueher
von der Holzindustrie lebte. Wir staerkten uns im kleinen General-Store, indem
man sich gleich 50Jahre zurueckversetzt vorkam. Gezeltet haben wir auf einem
lokalen Campground in einem Wald. Leider ging es dorthin ziemlich deftig
runter. Hauptsache die Schleckereien aus dem General-Store haben es
heil ueberlebt. (urs)

Am Montagmorgen schliefen wir zuerst lange, denn der Zeltplatz war sehr
schattig, und man wurde ausnahmsweise nicht um 7 Uhr von der Waerme aus dem Zelt
gejagt. Wir gingen zu Fuss noch ein wenig die Umgebung anschauen, bevor wir
zusammenpackten und im kleinsten Gang wieder zurueck ins Dorf radelten.
Waehrend ich ein wenig stretchte, da meine Achillessehne am rechten Fuss leicht
schmerzte, kaufte Urs im neuen Laden ein, das Angebot war aber auch nicht viel
besser als im anderen. Dann gingen wir nochmals zum alten General-Store zurueck, wo sie
uns die Toastbrotscheiben sogar einzeln verkauften, da wir nicht ein ganzes
20-er-Packet mittragen wollten. Alls die Wasserflaschen gefuellt und alles
verstaut war, konnte es weiter gehen. An diesem Tag war der Munda Biddi Trail
wieder schwieriger zu fahren, loser Sand und Schotter erforderten
hoechste Konzentration und auch einiges an Kraft. Die ganz steilen Aufstiege
umgingen wir wieder auf groesseren Strassen, wo man sich wieder etwas erholen
konnte. Die Route fuehrte an den Rand des Hochplateaus, wo man von einem
Staudamm eine super Aussicht aufs Flachland hatte und sogar die Lagunen an der
Kueste erkennen konnte. Von da an wars nicht mehr weit zu einer abgelegenen
Campsite, die extra fuer den Munda Biddi Trail erstellt wurde. Und das bisschen
Radschieben dort hinauf zahlte sich wirklich voll aus. Die Aussicht war auch
dort wieder fantastisch. Wir wuschen uns und die Kette (beides etwa gleich
staubig) und machten noch eine Fototour von der Umgebung im Abendlicht. Nach
dem Essen schliefen wir mit dem Rauschen der Baeume ein und erwachten am
fruehen Morgen einmal mehr vom Zwitschern, Kreischen und Floeten der fliegenden
Waldbewohner. Da hat es uebrigens wunderschoene Spezies drunter: Schwarze
Kakadus mit Roten Schwanzfedern, gruen-gelb-blaue Papagaie, auch das lachen der
Kokaburras haben wir immer wieder gehoert. Am Dienstag gings zuerst auf einem
anspruchsvollen Abschnitt ein paar mal auf und ab, bis die Wege wieder
gemaessiger und gut fahrbar wurden. Und doch wurde Urs in einer Abfahrt vom
tiefen Kies ueberrascht, huepfte aber dank super Reaktion einfach vom Rad weg,
das darauf auf den Ortliebtaschen zum stehen kam. Nur die Schutzbleche mussten
wir wieder richten, sonst hats ueberhaupt nichts gemacht. Am Nachmittag waeren
einige schwierige Abschnitte gekommen, die wir einfachheitshalber recht
grosszuegig abkuerzten. Entlang eines Minenfoerderbandes trafen wir wieder auf
die Route. Auch an diesem Nachmittag sahen wir wieder verschiedenste
Kaenguruhs, die verschreckt davon huepften. Leider kann man die Dinger so
einfach nicht fotografieren! Aber sie sind auch einfach heiss anzuschauen, wie
sie durch die Gegend huepften. So kamen wir schliesslich recht easy nach
Dwellingup. Auf dem Zeltplatz trafen wir ein Schweizer Paerchen. Sie waren auch
auf dem Biketrail unterwegs und hatten uns in den Logbuechern eingeschrieben
gesehen und gehofft, uns zu treffen.
So zogen wir am naechsten Tag gemeinsam weiter. Wir hatten beschlossen, wegen
der Hitze am Mittag diesmal um 6 Uhr aufzustehen und kamen etwas nach 7 Uhr
los. Da wir alle dem Wald zwar wunderschoen fanden, aber langsam genug davon
gesehen hatten und lieber etwas mehr Distanz machen wollten, fuhren wir noch
einen letzten kurzen Abschnitt auf dem Trail und verabschiedeten uns dann von
den Waeldern und rauschten in die Ebene hinunter, wo wir eine lange Mittagpause
machten in einem Paerkli, und weiter an die Kueste. Dort besuchten wir am Abend
noch einen Watching Point in einem Nationalpark, wos Stromatoliten hatte, das
sind sehr alte Bakterien, die wie Steine bilden, und man vermutet, dass sie bei
der Entstehung von Sauerstoff auf der Erde eine Rolle gespielt haben koennten.
Beim Essen auf dem Campingplatz wurden wir von Muecken terrorisiert, worauf wir
lieber zu viert noch im nahen Motel noch eins trinken gingen.
Auch am naechsten Tag standen wir wieder frueh auf, diesmal machten wir die
Mittagspause am Strand (oder eine Duene weiter hinten, wos Schatten hatte und
einen kleinen Laden mit riesen Hamburger- und Pommerfrites-Portionen), und am Abend trafen wir in Bunbury ein.
Hier wollen wir 2 Naechte bleiben und uns wieder etwas ausruhen. Am Morgen waren
Urs und ich im Dolfin-Discovery-Center, wo man viel Interessantes ueber die
verschiedenen Meerestiere erfaehrt, waehrend man darauf wartet, dass die
Delfine in die Bucht schwimmen. Einer ist dann tatsaechlich gekommen. Da konnte
man einfach beim Strand ins Wasser stehen, und er ist ein Meter vor uns ruhig
hin und her geschwommen, bevor er wieder ins Meer hinaus stach. Ja, und nun
sitzen wir nach einem feinen Eis im Internet-caffe und mailen euch... (judith)

Wir wollen heute noch die Strecke bis Albany planen, und schauen, wo wir genau
durchfahren wollen. Denn allzuviel Zeit haben wir schon nicht zur verfuegung,
auch wenn 3 Monate sehr lang toenen.

Gruss

Urs und Judith