Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap

von: el loco

Re: Live-Bericht: Nürnberg-Nordkap - 05.06.14 19:25

Nachtrag 2. und 3. Tag

Nachdem ich den ersten Tag nicht nur sprichwörtlich zum kotzen fand, ging es mir nach der ersten Nacht auf meiner ultrabequemen Luftmatratze und dem ebensolchen Ortlieb-Wassersack als Kopfkissen schon viel besser. Dennoch: die Fränkische Schweiz verlangte noch immer einiges von mir ab und schimpfte über die dumme Idee, mich in den mir bekannten Hügeln einradeln zu wollen.Meinem Körper gings daher wieder gut, meiner Laune aber nicht. Zudem war es ein bewölkter windiger Tag, sodass mir jegliche Lust an allem verging. Ich hatte erhofft, einige schicke Stellen fotografieren zu wollen, fuhr aber aus Trotz auch an der Basilika in Gößweinstein bewusst vorbei. Meine Laune besserte sich erst, nachdem ich den Tag knapp 90 km erradelte - ein für Reiseradler bei diesen Steigungen angemesses Ergebnis. Als ich dann auch noch die Hälfte zum Quasi-Gipfel meiner Route durch Deutschland geschafft habe, war ich zufrieden mit mir.

Mitten im endlosen Wald hinter Kronach fuhr schließlich ein Jeep an meiner `Raststätte` vorbei. Ich war mir nicht sicher, ob ich noch im heimischen Oberfranken war oder schon in Thüringen. ¨Was mach mer´n do?!¨, rief er mir aus dem heruntergelassenen Fenster zu. ¨Ah, bin wohl noch in Franken¨, dachte ich mir. ¨Nur ne Pause, hab grade Brotzeit gemacht¨, flunkerte ich. Zum Glück hatte ich alle Sachen schon gepackt und war nur noch am frühstücken. ¨Fei den Müll mitnehma!¨, rief er hinterher und brauste den Waldweg mit einem Tempo hoch, sodass ich froh war, nicht mit dem Rad schon unterwegs gewesen zu sein. Denn er war weder breit noch übersichtlich.

Als ich die Höhenmeter, die zwischen Franken und Thüringen lagen, schließlich überwunden hatte, machte ich mittags Halt an einem Supermarkt in Probstzella. Nachdem ich mich die zwei Tage zuvor mit meiner Radreise-Standardnahrung aus Müsliriegeln, Obst und Fertignudeln ernährte, wollte ich mir nach der Hügel-Hetzerei ein saftiges Leberkäsbrötchen gönnen. "Ist das zu viel?", fragte die Dame hinter der Fleischtheke im lupenreinem Dialekt. "Nee, passt schon", erwiderte ich auf das gute aber nicht allzu groß wirkende Stück. Im Doppelbrötchen aber erkannte ich, welches Ausmaß dieser Fleischberg wirklich hatte. Ich dachte an die Strecke nach Jena, die noch vor mir lag, redete mir aber schließlich das Sprichwort meines Vaters ein "Lieber den Magen verrenkt als dem Wirt was geschenkt" - und verschlang das Teil. Hinterher bereute ich das nicht nur deswegen, weil es nicht so lecker schmeckte wie ein von mir gewöhntes fränkische Leberkäsbrödla. Denn bis nach Jena fuhr ich wie ein nasser Sack....

Leberkäs-Monster: Des Reiseradlers Feind


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