Re: GPS vom Christkind

von: Andreas

Re: GPS vom Christkind - 15.01.09 09:40

Hallo Holger,

In Antwort auf: Holger
Auch als eventuell-bald-GPS-Besitzer muss ich dochmal antworten: Bisher bin ich mit dem sehr gut funktionierenden System "gedruckte Straßenkarte" überall hingekommen, wo ich hinkommen wollte.


Na selbstverständlich! IMHO kommt es nicht nur darauf an, ob man sein Ziel erreicht, sondern auch darauf, wie man sein Ziel erreicht. Der Knackpunkt ist aber, dass ein GPS nicht einfach die elektronische Variante der Karte ist. Es ist etwas anderes. Die Einsatzmöglichkeiten überschneiden sich, sind aber nicht identisch. Konkret wird 1) GPS eine Papierkarte wahrscheinlich nie vollständig ersetzen können. 2) Auf der anderen Seite bietet GPS Möglichkeiten, die eine Papierkarte niemals haben kann.

Zu 1 - Nachteile
Im Moment ist eine automatische Wegführung über fahrradtaugliche, verkehrsarme Strecken nicht möglich. Vielleicht kommt das irgendwann. Dazu müssen die Karten noch eine genaue Kennzeichnung der unterschiedlichen Wege (asphaltiert, feste Oberfläche, Umlaufsperren etc.) und ordentliche Höhendaten bekommen. Das ist viel Arbeit und der Käuferkreis ist vergleichsweise klein. Ob und wann das kommen wird, weiß man nicht.

Was auf absehbare Zeit fehlen wird, ist die Übersicht einer Papierkarte. Vielleicht kommen irgendwann elektronische Geräte, die man wie eine Papierkarte auseinanderfalten kann und so eine Übersicht bieten. Nicht ganz so utopisch wäre ein Display, dass in die Oberseite der Lenkertasche eingearbeitet und entsprechend groß ist. Das fände ich wirklich klasse.

Ebenfalls schlecht - da hat Falk vollkommen Recht - ist die Planung mit dem Gerät. Beim Garmin 60CSx kann man mittels Luftlinien-Routen direkt am Apparat planen, aber auf dem kleinen Bildschirm ist das sehr mühsam. Große Displays und ein schnellerer Bildaufbau werden diesen Nachteil langfristig beseitigen.

Zu 2 - Vorteile
Das Fahren einer einmal geplanten Strecke ist mit dem GPS-Apparat viel entspannter als mit der Papierkarte. Vor allem, weil das Gerät weiß, wo man ist. Ein kurzer Blick während der Fahrt genügt, um sich zu vergewissern, ob man noch richtig ist. Der Apparat kann sogar vor einer Abzweigung der geplanten Strecke piepsen. Mit der Papierkarte kommt es immer wieder vor, dass man sich unsicher ist, ob man schon an einer bestimmte Kreuzung vorbei ist. Dann heißt es: Anhalten und nach Straßennamen oder markanten Punkten schauen. In der Stadt mag das noch gehen, im Wald oder auf Feldwegen wird das schon schwierig. Man muss auch nicht anhalten, um die Karte umzublättern oder fürchten, dass Regen die Karte beim Umblättern beschädigt.

In Städten ist die automatische Wegführung durchaus brauchbar. Man fährt zwar eventuell einen Umweg, weil die Geräte kaum fahrradtaugliche Abkürzungen kennen, aber man findet sein Ziel meistens doch erheblich schneller als mit Papierkarte. Schon weil man keine Zeit für die Orientierung aufwenden muss. Der Apparat weiß, wo Du bist!

Points of Interests: Der Apparat sagt einem innerhalb von 20 Sekunden, wo der nächste Geldautomat, Aldi, Campingplatz und die nächste Jugendherberge ist. Mit Angabe der Telefonnummer. Diese weitreichenden Angaben enthält keine Papierkarte. Klar, man kann ein JH-Verzeichnis mitnehmen. Aber dort nachzuschauen, kostet Zeit, die man sinnvoller nutzen kann.

Die Planung von zu Hause finde ich am Computer deutlich angenehmer als auf der Papierkarte. Wenn man sich verzeichnet, geht man einen Schritt zurück und zeichnet neu. Man kann beliebig oft zeichnen, ohne dass die Karte dadurch verschleißt. Man kann beim Zeichnen die Strecke auf unterschiedlichen Karten (Straßenkarte, topografische Karten, Satellitenbild) betrachten. Teilweise sogar mit 3D-Ansicht, was Höhenprofile sichtbar macht. Es ist möglich, sich das Höhenprofil einer geplanten Strecke anzusehen.

Austausch von Strecken: Das ist für mich persönlich ein sehr großer Vorteil. Es gibt reichlich Internetseiten mit Tracks (z.B. http://www.gpsies.com). Darüber habe ich schon mehrere landschaftlich schöne und verkehrsarme Rundwege gefunden, die ich sonst wohl kaum entdeckt hätte. Und zwar sowohl in meiner Umgebung als auch in Urlaubsgegenden. Zum Beispiel eine schöne Strecke von Dortmund nach Münster.

Auswertung von eigenen Fahrten inklusive Geotagging: Man kann sich seine gefahrene Strecke am Computer genau ansehen, je nach GPS-Gerät mit Höhenprofil (ansonsten holt man sich das grobe Höhenprofil per Internet aus den SRTM-Höhendaten). Auch ein Abgleich von Tritt- und Herzfrequenz geht mit der entsprechenden Ausrüstung. Das Geotagging ermöglicht eine genaue Zuordnung von Fotos und Koordinaten. Es gefällt mir sehr gut, wenn man zu Hause nachvollziehen kann, wo ich ein bestimmtes Foto gemacht habe.

Unabhängig davon: Es ist durchaus erlaubt und sinnvoll, sowohl ein GPS-Gerät als auch eine Übersichtskarte einzupacken.

Gruß
Andreas