Re: Poison Atropin Rohloff

von: Anonym

Re: Poison Atropin Rohloff - 10.10.19 08:39

Poison gibt den Rahmen für 130kg Fahrergewicht frei, also bedeutet dies eine Gesamtfuhre mit Systemgewicht 150kg. Nehmen wir mal an, dass Poison die Tests und Berechnungen nach der aktuellen DIN ISO 4210-x durchgeführt hat, vielleicht sogar ergänzt mit eigenen Tests. Ich kenne nur die Vorgängernorm DIN EN 14764, nehme aber mal an, dass die neue Norm technisch nicht viel anders ist (Testverfahren, Zahlenwerte etc.). Das der Norm unterstellte Systemgewicht ist 100kg (somit Fahrer 80 - 85kg). D.h. für Freigabe höherer Gewichte sind die Testschärfen hochzurechnen. Viele Trekking-Räder gehen dann bis 120kg (d.h. Fahrer 100 - 105kg). Der Normungsteil für City-/Trekking-Räder unterstellt Gebrauchsräder, durchaus begrenzte Lebensdauer (z.B. 20.000km bzw. Anzahl von Lastwechseln) und keine extreme Belastung. 20.000km sind 20.000.000m und bei einer durchschnittlichen Entfaltung von 5m sind das also 4.000.000 Kurbelumdrehungen und Lastwechsel für das Tretlager. Die Tests erfassen nicht z.B. das Langzeitverhalten so exotischer Rahmenteile wie Exzenter, Riemen oder verschiebbare Ausfallenden. Sie dürfen halt nicht auffällig versagen. Aber ob sich der Kram z.B. ständig lockert, spielt keine Rolle bzw. wird gar nicht festgestellt. Der Riemen gilt sowieso als Verschleißteil. Weiterhin sagt die Freigabe des Rahmens nichts darüber aus, ob die verbauten Teile das überhaupt aushalten. Vor allem, wenn die über den Konfigurator der Kunde auch noch selbst aussucht. Diese muss man sich jetzt einzeln anschauen, wenn man dem Rahmen ansonsten traut. Ich würde kein normales Rad für 150kg einsetzen, sondern gezielt für 150kg ein Rad zusammenstellen bzw. ein gezielt dafür bestücktes Rad nehmen - ohne Exzenter, Riemen, verschiebbare Ausfallenden. Es gibt jede Menge Teile, die entweder stillschweigend nur für 100kg-Fuhren ausgelegt sind oder gezielt Fahrergewichte auf z.B. 75kg begrenzen (leichte Felgen, Sättel, Lenker, ....). Dies steht dann im Manual. Viele Teile sollen auch regelmäßig - ohne Unfall - ausgetauscht werden, um möglichen Ermüdungsbrüchen auszuweichen.
Es ist nun einmal so, dass außer Korrosion und Montagefehler alle Probleme am Rad durch hohes Systemgewicht erzeugt werden. Das Forum ist voll von gebrochenen Rahmen, Speichen, Flanschen, Felgen, gerissenen Reifen usw. usw. usw. Das ist eine direkte Folge der Überladung und zusätzlich noch schlechter Wege. Natürlich wird das auch bei hohem Systemgewicht sofort besser, wenn eben keine schlechten Wege gefahren werden, der 130kg-Fahrer keine hohen Trittkräfte erzeugt, kein Bordsteine rauf- oder runtergeknallt werden etc. etc. Das kann man aber nicht mathematisch mehr fassen. Umgekehrt: Bei geringem Systemgewicht sind selbst Leichtbauteile dauerfest und machen niemals irgendwelche Probleme. Noch nicht einmal das Nachzentrieren von Laufrädern mit ungeösten Leichtbaufelgen fällt an. Die Dinger sind dauerstabil wie alte Stahlräder von KFZ.