Re: Vía de la Plata

von: Bafomed

Re: Vía de la Plata - 06.03.09 16:42

Hallo Rolf,

den Originaltrack kannst Du Dir hier anschauen:

Sevilla - Cáceres

Insgesamt waren es fünf Etappen. Eigentlich sollten es sechs sein, aber Probleme bei der Bereitstellung des reservierten Mietwagens für die Rückkkehr nach Madrid führten dazu, dass wir die letzten beiden Etappen an einem Tag bis Cáceres gefahren sind, um ohne Stress eine Alternative für die Rückfahrt zu organisieren.

Folgende Etappen sind wir gefahren:

22.3.2008: Sevilla - Almadén de la Plata (88 km)
Die Herausfahrt aus Sevilla hatte ich bereits zu Hause detailliert geplant und sie verlief mit GPS-Unterstützung nahezu reibungslos. Wir konnten es vermeiden, auf stark befahrenen Schnellstraßen zu fahren und sind nach Verlassen der Stadt vorübergehend sogar auf Feldwege ausgewichen, deren Befahrbarkeit über Google Earth von mir vorher überprüft worden war. In Itálica unbedingt einen Stopp einlegen, sehenswerte Ausgrabungen aus der Römerzeit! Richtung Castilblanco de los Arroyos fährt man auf einer einsamen Nebenstraße Richtung Norden, die zum Radfahren sehr gut geeignet ist. Das Terrain ist wellig, immer wieder hat man kleinere Steigungen zu bewältigen, aber man durchquert schöne Landschaft mit lichten Steineichenwäldern, ziemlich einsam, selten kommt man einmal durch ein Dorf.
In Almadén de la Plata gibt es nur ein einziges Hostal namens Concha (DZ 30€).

23.3.2008: Almadén de la Plata - Fuente de Cantos (60 km)
Landschaftlich sehr schöne Strecke durch die hügeligen Steineichenwälder Andalusiens. Auch hier praktisch kein Autoverkehr. Herrliches, sonniges Wetter, aber scharfer Nordwind, der das Durchschnittstempo stark senkt. In Real de la Jara sollte man auf den unbefestigten Pilgerfußweg abbiegen - ein herrlicher Abschnitt des Weges! Erst in Venta del Culebrín kommt man wieder auf die N-630, die aber durch die Fertigstellung der Autobahn so gut wie gar nicht mehr befahren wird. Bis Monesterio Anstieg auf 753m - hier ist man bereits in der Extremadura. Dort radikale Veränderung des Landschaftsbildes, die Steineichenwälder sind verschwunden und machen baumlosen Weiten Platz. In Fuente de Cantos Übernachtung im direkt an der N-630 zentral gelegenen Hostal Extremadura.

24.3.2008: Fuente de antos - Almendralejo (76 km):
Zunächst fahren wir auf der N-630, bis wir schließlich Richtung Puebla de Sancho Perez abbiegen und auf Zafra zufahren, um uns mit Lebensmitteln zu versorgen. Wir fahren bis Almonia, wo wir uns entschließen, den unbefestigten Weg durch die Olivenhaine zu nehmen, anstatt der N-630 weiter zu folgen. Durch einsames Gelände gelangt man so bis Villafranca de los Barros und schließlich wieder durch endlose Felder bis Almendralejo, das zwar nicht direkt an der Vía liegt, aber sich für eine Übernachtung anbietet. Im dortigen Hotel Vetonia am Ortsausgang an der N-630 hatte ich schon von Deutschland aus günstig ein Zimmer reservieren können.

25.3.2008: Almendralejo - Mérida (35 km):
Heute ist eine Spazierfahrt angesagt, da wir nicht weiter als bis Mérida fahren wollen, um uns das römische Erbe diesr Stadt nicht entgehen zu lassen. Bis Torremegía fahren wir an der N-630 entlang, anschließend versuchen wir auf den historischen Pilgerweg auszuweichen, wo wir uns aber einmal kurz verfahren. Das Gelände ist heute noch flacher als auf der gestrigen leichten Etappe und wir kommen bei herrlichem Wetter schon früh in Mérida an. Ich hatte am Ortsrand im Hotel las Lomas (vier Sterne)wieder einmal vorher schon ein günstiges DZ (50€) reserviert und wir waren dort ausgezeichnet untergebracht. Solange es noch hell ist, nutzen wir die Zeit, um uns das Amphitheater, das römische Theater und verschiedene Römerbauten in der Innenstadt anzuschauen - für Liebhaber der Antike ist Mérida ein echtes Kleinod.

27.3.2008: Mérida - Cáceres (88 km):
Nach Verlassen von Mérida fahren wir nicht den Originalweg am Embalse de Proserpina (Stausee aus der Römerzeit zur Wasserversorgung von Mérida) vorbei, da ich meinem Vater nicht die damit verbundenen Steigungen zumuten möchte, die auf die Abfahrt zum See folgen. Wir bleiben stattdessen auf der N-630, die einmal mehr weitgehend frei von Autoverkehr ist.
Hinter Aljucén fahren wir von der Straße ab und durchqueren den schönen Naturpark von Cornalvo - ein Höhepunkt dieser Reise auf der Vía de la Plata. Man fährt kilometerlang durch totale Einsamkeit, die Landschaft besteht aus lichten Korkeichenwäldern und am Rande des teilweise sandigen und nicht immer gut zu befahrenen Weges rasten gemächlich die Rinder. Hin und wieder passiert man ein Viehgatter, das man anschließend wieder hinter sich zuziehen muss. Verfahren kann man sich auch auf diesen kleinen Wegen nicht, da der Weg sehr gut markiert ist. Unseren ursprünglichen Plan, in Alcuéscar zu übernachten, geben wir angesichts des ungeklärten Rücktransports der Räder auf und fahren nach Durchquerung des Ortes wieder auf die N-630, der wir bis Cáceres folgen. Auch hier ist die Landschaft ziemlich einsam und man kommt nur durch wenige Dörfer. Steigungen gibt es nicht mehr viele zu bewältigen, aber der scharfe und kalte Nordwind bläst unerbittlich, so dass wir erst nach Einbruch der Dunkelheit in Cáceres ankommen. Dort bekommen wir ein bescheidenes, dafür aber günstiges Pensionszimmer direkt an der Plaza Mayor und nach Regelung des Rücktransportes der Räder nach Madrid mit einem Überlandbus (was ich aber nicht empfehlen kann, wenn einem die eigenen Räder lieb und teuer sind!) genießen wir unseren Aufenthalt in der herrlichen Altstadt, die UNESCO-Weltkulturerbe ist.

Fazit: Ein sehr schönes erstes Drittel der Vía de la Plata, da Lust machte auf mehr. Ich hoffe, dass ich die Strecke in absehbarer Zeit, vielleicht schon dieses Jahr fortsetzen kann. Von touristischem Rummel bleibt man hier völlig verschont und es gibt eine Anzahl historisch sehr interessanter Städte am Weg, von den schönen Landschaften ganz zu schweigen. Besonders gefallen haben mir die Streckenabschnitte abseits der asphaltierten Straßen, die ein intensives Naturerlebnis vermittelten und wo ich die Ruhe und Harmonie der Landschaft sehr genossen habe.
Im Sommer sollte man aber wegen der großen Distanzen zwischen den Orten immer genügend Flüssigkeit mitführen. Für alle, die die Etappen im Voraus planen, kann ich Hotelreservierung von zu Hause aus sehr empfehlen, man kann da so manches Schnäppchen machen.

Gruß,
Martin